Ich hab eine kleine Idee, die unbedingt umgesetzt werden wollte... und ja Erika hat alles Glück der Welt verdient. Aber lest selbst.
In einer ruhigeren Minute, an der frischen Luft hatte Matt Erika doch noch um ihre Nummer gebeten. Und exakt seit diesem Tag wartete Erika, ob er sich denn wirklich melden würde. So langsam wird sie aber unsicher, denn es ist schon wieder Freitag. Also fast eine Woche später. Chris tut wie jeden Morgen ihr Bestes, um Erika ein bisschen abzulenken bevor der Job das vollständig tut, aber in der Dusche ist sie dann doch kurz mit ihren Gedanken alleine und der junge Marine wieder da.
Erika zieht sich wirsch ihr Shirt über den Kopf und versucht die blöde Hoffnung und Enttäuschung von sich zu schieben, als sie ihr Telefon im Spind kurz pingen hört. Eine SMS. Ohne groß nachzudenken, greift sie nach dem Gerät und erwartet die erste Einsatzmeldung des Tages, aber da steht nur ein Name: Matt.
„Hey, was ist los? Schlechte Nachrichten?" Chris klingt besorgt und legt ihrer Freundin eine Hand auf die Schulter, um Erika zu sich zu drehen, doch statt einer Antwort dreht Erika ihr das Handy mit der ungelesenen Nachricht hin.
„Lies die Nachricht," ermutigt Chris sie direkt und ohne Zögern.
„Was wenn…",
„Das kannst du auch nur wissen, wenn du sie liest, und ich glaube nicht dran."
Erika gibt sich mit einem Seufzen geschlagen und tippt die Benachrichtigung an und kann beim Lesen ein Lächeln und leichtes Lachen nicht unterdrücken.
„Ich hatte also Recht. Gute Nachricht," fragt Chris und schließt ihren Spind und lehnt sich gegen die Tür.
„Ich glaube schon," Erika strahlt immer noch und hält Chris den Text rüber.
„Hi, sorry, die Woche Spezialtraining war unerwartet hart, aber wir haben Montag frei und ich würd dich gern wieder sehen. Und wir wollen unsere Ehre ein bisschen retten, daher: Lust auf ein Rematch? Du und ich, gegen Chris und Brian beim Lasertag? PS. Eure Kollegen könnt ihr gerne zuhause lassen. 😉"
„Lasertag?" Chris hebt eine Augenbraue fragend und versucht rauszufinden was Erika denkt.
„Ja, könnte doch lustig sein. Und wir haben beide Dienstag frei, dann könnten wir doch…"
„Okay, Lasertag. Du kannst auf mich zählen," nickt Chris mit einem Lächeln und gibt Erika ihr Telefon zurück.
„Hab ich grade Lasertag gehört?"
Beide Frauen drehen sich um als die Tür hinter Street und Tan zufällt und Chris rollt mit den Augen.
„Richtig gehört, aber ihr seid nicht eingeladen."
„Aber ihr braucht doch Gegner," erwidert Street und zieht seinen Spind auf.
„Haben wir schon erledigt," antwortet Erika leise mit einem Strahlen.
„Die Jungs vom Paintball?" fragt Tan und Chris antwortet kurz mit „Ja."
„Viel Spaß, aber seid bloß nicht zu nett zu denen. Also nicht netter als zu uns," merkt Street noch an.
„Warum das denn?" fragt Erika ein bisschen genervt.
„Damit die Langweiler Marines nicht traurig sein müssen, dass sie gegen Frauen verlieren," wirft er ein wenig übermütig zurück und wenn Street ein Lachen erwartet hatte, dann erstickt das in einem einzigen Moment.
„Was hast du grade gesagt?"
„Hey, Hondo," grüßt Tan den Teamchef, der in der Tür lehnt und geht dann schnurstracks an ihm vorbei.
„Hey Boss, du warst nicht gemeint…" versucht Street sich etwas kleinlaut an einer Erklärung.
„Ihr habt doch auch gegen die zwei Ladies verloren, also lass den zweien ihren Spaß und jetzt los oder ich find ne Übung, die dich dazu zwingt schneller nachzudenken, bevor du redest."
Street schluckt und Erika und Chris tauschen einen kleinen Blick aus. Beide können sich ansehen, dass sie ein Schmunzeln unterdrücken müssen.
„Ihr zwei solltet auch Gas geben. Briefing in 5 Minuten. Beide Teams!"
Darauf verlässt Hondo den Raum wieder und Chris beobachtet amüsiert, wie Erika mit fast schon zittrigen Händen eine Antwort in ihr Handy tippt. „Vergiss das Atmen nicht," lacht Chris und dann gehen sie zum Briefing.
Der Fall zieht sich bis Sonntagnacht und als dann Montag endlich der Papierkram fertig ist wirft Erika den Stift auf den Tisch und lehnt sich in ihrem Stuhl zurück. Auch Chris reibt sich die Handgelenke.
„Das war echt ein Workout," rollt sie mit den Augen.
„Aber du kommst trotzdem gleich mit, richtig?" Erika blickt sie etwas besorgt an.
„Ja, mach ich. Aber jetzt sind wir hier durch und machen uns langsam auf den Heimweg. Wir treffen die Jungs dann in Pasadena richtig?"
„Jap," bestätigt Erika mit einem Lächeln und einer zarten Röte im Gesicht.
Etwa zwei Stunden später parkt Chris ihren Truck auf dem Parkplatz der Laser Tag Arena. Sie dreht sich zu Erika die mittlerweile ein wenig nervös wirkt.
„Alles okay?" fragt Chris und legt die Hand auf den Türgriff.
„Ja, los geht's!" nickt Erika und die beiden steigen aus dem Wagen aus. Erika zieht ihr Handy aus der Tasche und blickt sich suchend um.
„Vielleicht warten die Jungs ja drinnen," schlägt Chris vor, aber da fährt ein SUV an ihnen vorbei und hubt einmal kurz.
„Ich glaub wir waren einfach früher da," kommentiert Erika und blickt auf die Parklücke, in die das Auto gerade gefahren ist.
Chris kann das Strahlen in den Augen ihrer Freundin sogar von der Seite erkennen und weiß sofort wieder, dass es die absolut richtige Entscheidung war hier heute mitzugehen.
Nach einer Runde „Hey" mit einarmigen Umarmungen steht die Vierergruppe vor dem Eingang.
„Okay, also gemischte Teams, richtig?" fragt Chris nochmal, da das ja gleich bei der Ausgabe der Westen und Waffen berücksichtigt werden muss.
Matt nickt sofort und geht einen Schritt weiter rüber zu Erika und Brian rollt mit den Augen.
„Ich war ja dagegen, denn so gewinnt am Ende nur einer von uns die Ehre der Marines zur… aua," Brian stoppt mitten im Satz und reibt sich das Schienbein. „Oh sorry, ich hab nur…" Chris versucht so unschuldig wie möglich mit den Wimpern zu schlagen und stellt die Probewaffe, mit der sie gewirbelt hatte zurück. „Jetzt aber mal im Ernst, ihr braucht beide keine Ehre zurückgewinnen. In der Arena war Chaos. Ihr seid Marines, dient diesem, unserem Land. Das ist die Ehre, die ihr habt!"
Während Chris noch Brian kurz anfunkelt, haben Erika und Matt ihre Ausrüstung schon geholt. Und kurz darauf gehen die vier sich umziehen.
Erikas Finger zittern ein kleines bisschen als sie dann fertig angezogen mit Nachtsichtgerät in der Laser Tag Arena stehen.
„Alles okay," flüstert Matt ihr zu, als die Startsirene losgeht. Sein Atem lässt Erika nochmal wohlig schaudern und sie nickt kurz. In der Arena spielt dauerhaft Musik und somit ist es eigentlich unnötig mit taktischen Handsignalen zu arbeiten, aber dennoch ist es bei allen vieren sowas wie eine gemeinsame Sprache und zur Gewohnheit geworden.
Wobei Erika schnell merkt, dass Matt nicht unbedingt taktisch vorgeht im Sinne von militärischer Präzision, sondern dass er deutlich ihre Nähe sucht.
Sie beschwert sich nicht, aber dennoch, den Sieg herschenken will sie auch nicht.
Erika tippt Matt auf die Schulter und deutet in eine Verwinkelung in der Arena. Da Matt kurz zögert fügt sie an "Ich will da hoch klettern und sehen ob ich Chris finden kann,"
"Okay," Matt nickt und Erika könnte schwören er wirkt ein bisschen nervös.
"Komm, hilf mir kurz," Erika versucht den ersten Griff zu fassen, ist aber ein kleines bisschen zu klein.
"Äh ja, sofort," Matt blubbert ein bisschen und schwingt dann die Waffe auf seinen Rücken um freie Hände zu haben. Er packt Erika an der Hüfte und stemmt sie nach oben.
"Danke," kriegt Erika noch über die Lippen als auf einmal ein Lichtstrahl über ihren Kopf hinweg fegt. Sofort lässt sie sich wieder über die Kante nach unten gleiten und auch wenn es sich nicht sofort so anfühlt nach einmal nachgreifen hat Matt sie sicher aufgefangen.
"Die Weste blinkt nicht," flüstert er ihr ins Ohr und legt eine Hand auf ihre Wange.
Gott, wie sie sich wünschen würde, dass sie diese blöden Masken grade nicht aufhätten... Erika hadert mit der Situation und wie sie sich verhalten soll.
Ein wenig in ihrer Fantasie gefangen bemerkt sie kaum, wie Matt sie in einen anderen Bunker zieht.
"Okay, jetzt brauchen wir einen Schlachtplan," wird er kurz sachlich, "oder wir geben auf und gehen einen Kaffee trinken."
Erika kann ein Lachen nicht unterdrücken. "Wir gewinnen erst. Aber dann gerne. Alleine,"
Als Antwort schiebt Matt seine Nachtsichtausrüstung hoch und drückt seine Lippen gegen Erikas Wange. "Deal!"
10 Minuten später ist das Match beendet. Matt hat es irgendwie geschafft Chris auf ihrer Sniper Position zu erwischen und die konnte nicht mal Böse sein, denn Erikas Strahlen sagte ihr, dass heute doch alles richtig verlaufen war bisher. Und das wurde draußen vor der Halle nochmal deutlicher. Matt und Erika stehen direkt nebeneinander und die Hände sind direkt verschränkt.
"Brian, wo kann ich dich absetzen?" Chris fragt laut genug, sodass alle sie hören können und Erika formt ein "Danke" mit ihren Lippen.
"Öhm," Brian blickt leicht irritiert zwischen Chris und Matt hin und her, aber die hochgezogenen Augenbrauen seines Kumpels scheinen dem Marine dann doch auf die Sprünge zu helfen.
"Meine Freundin wohnt in Altadena. Da kannst du mich gerne absetzen wenn es passt."
Chris nickt und ruft dann noch scherzhaft "Tut nichts was ich nicht auch tun würde," Erika zu bevor sie in ihren Truck steigt.
Erika hebt noch einmal zum Gruß die Hand als Chris an ihr und Matt vorbeifährt und dann sind die zwei auch allein.
"Wo wollen wir jetzt hin?" fragt Erika und fühlt die Röte in ihre Wangen steigen, als ihr, endlich, auffällt dass sie die ganze Zeit schon Matts Hand hält. Als sie sie zurückziehen will drückt er einmal sanft zu, bevor er loslässt und seinen Wagen aufschließt.
"Für Kaffee ist es ein bisschen spät oder? Und ein bisschen Hunger hab ich ehrlicherweise auch," sagt er mit einem Lächeln, "Was hältst du von Tapas Style?"
"Klar," Erika nickt, "Hast du einen bestimmten Laden im Kopf?"
"Hast du die Schilder nicht gesehen beim herfahren? Heute und Morgen ist Food Truck Festival in Pasadena. Und dann kann ich dir meinen Favoriten zeigen."
Etwas überrascht versucht Erika ihre rasenden Gedanken zu überspielen mit Zustimmung, während sie fieberhaft nachdenkt ob Luca das Festival erwähnt hat.
"Hey, ist alles okay?" fragt Matt auf einmal, und Erika realisiert sie stehen schon auf einem Parkplatz.
"Ja, alles gut. Ich, einer unserer Kollegen hat einen Truck, ich habe nur versucht mich zu erinnern ob er hier ist."
"Wir können wo anders hingehen..." bietet Matt an und hält ihr wieder seine Hand hin. Erika verschränkt ihre Finger mit seinen und geht einen Schritt näher an Matts Seite.
"Nein, zeig mir deine Favoriten und erzähl mir ein bisschen mehr von dir," lächelt sie ihn von schräg unten an.
Die beiden schlendern über das Gelände und Erika staunt nicht schlecht. Es sind unheimlich viele Menschen unterwegs aber es fühlt sich nicht voll an. Überall stehen kleine und größere Tische unter Schirmen, die mit Lichterketten geschmückt sind und eine bunte Mischung von Düften und Musik liegt in der Luft.
Als erstes steuert Matt einen Stand mit Getränken an und kurze Zeit später hält Erika einen Fruchtcocktail in der Hand.
"Alkoholfrei aber erfrischend," erklärt Matt, "die stehen manchmal in der Nähe von meinem Apartment."
"Okay, also wohnst du nicht auf dem Stützpunkt," stellt Erika fest und nimmt einen Schluck während sie ihn anblickt.
"Ja, ich lebe außerhalb in meinem eigenen Apartment," Matt klingt Stolz. Er führt Erika an einen kleinen Tisch.
"Setzt dich, ich hole uns ein paar Sachen zum probieren und dann nehmen wir was dir am Besten schmeckt."
Noch bevor Erika mehr sagen kann ist Matt in der Menge verschwunden. Für einen kleinen Moment ist einen negative Stimme in Erikas Kopf, die ihr sagt, er lässt sie jetzt hier sitzen, aber sie schüttelt den Kopf und nimmt noch einen Schluck.
Etwa 10 Minuten später kommt Matt mit einem vollen Tablett zurück.
"Oh Gott, hast du alles gekauft?" lacht Erika.
"Meine Favoriten, ja. Zu viel? Wir können die Reste ja auch aufteilen," Matt setzt sich hin und blickt sie etwas unsicher an.
"Alles gut. Das sieht lecker aus. Wo fangen wir an? Und wieviel..."
"Oh nein, du musst mir nichts zurückzahlen. Du bist eingeladen," Matt protestiert und seine Hand landet auf seinem Herzen.
"Okay, danke," antwortet Erika sanft und legt eine Hand, mit der Handfläche nach oben auf den Tisch.
Als Matt ihre Hand nimmt dreht sich sein Kopf leicht zur Seite, denn sein Name wurde gerufen. Auch Erika dreht ihren Kopf in die Richtung.
"Hey Matt, ich wollte dir noch Wasser für Rocket..." Luca stoppt mitten im Satz und legt den Kopf verwirrt zur Seite, "Erika? Wolltest du nicht zum Laser Tag mit Chris?"
Erika schaut ein bisschen irritiert zu Matt und dann zurück zu Luca, bevor sie ruhig antwortet.
"Wir," sie deutet zu Matt, "waren beim Laser Tag und essen jetzt was." Sie holt kurz Luft und dann landen ihre Augen wieder auf der Metallschüssel mit Wasser "Wer ist Rocket?"
"Rocket ist mein Diensthund, mein Partner," erklärt Matt hastig während Luca fast ein bisschen belustigt scheint, bevor er sich auf seine Manieren besinnt.
"Ich lass euch zwei euch mal besser alleine. Guten Appetit," sagt er noch und geht zwei Schritte bevor er sich umdreht, "Ach und wenn du mich brauchst, zwei Reihen in die Richtung!".
Erika schüttelt lachend den Kopf aber nickt. In gewisser Weise ist es doch auch ganz nett zu wissen, dass ihre Kollegen, und hier im speziellen Luca auch auf sie aufpassen.
Sie richtet ihren Blick wieder auf Matt.
"Du bist also Hundeführer und kennst Luca. Noch mehr Geheimnisse die ich kennen sollte, bevor Luca sie verrät?" sie kann sich ein Grinsen und Zwinkern nicht verkneifen und auch Matt lacht kurz und schüttelt dann den Kopf.
"Ich hätte es wissen sollen. Luca redet immer davon dass ihr beim SWAT eine Familie seid und auch die zwei Kollegen beim Paintball waren ja sehr ..." er verstummt und versucht das richtige Wort zu finden.
"Hey," Erika drückt seine Hand kurz, "Mach dir keine Gedanken wegen denen. Aber ja, Chris und die beiden Jungs sind mit Luca in einem Team sogar, da ist der Beschützerinstinkt noch etwas größer."
"Und dein Team passt aber auch auf dich auf?" Matt blickt ihr fast schon besorgt in die Augen.
"Ja, versprochen. Und ansonsten hast du ja grade erlebt was los sein kann," sie nimmt einen Schluck von ihrem Cocktail und fügt dann an "Erzähl mir mehr von dir. Wo ist Rocket? Seit wann seid ihr ein Team?"
"Rocket ist zuhause. Es war eine anstrengende Woche für den Kerl. Wir hatten eine größere Übung mit Helisprung und allem. Da kann er mal eine Pause brauchen. Wir sind seit etwas über einem Jahr zusammen," während Matt erzählt fischt er sein Telefon aus der Tasche und dreht es dann Erika zu.
"Ist das ein Labrador?" fragt sie verwundert, als sie das Bild eines rostroten Hundes sieht.
"Ja, ich weiß etwas ungewöhnlich aber Rocket ist ein perfekter Bombenspürhund," aus Matts Stimme schwingt der Stolz nach.
"Das glaube ich. Und die Farbe... kommt daher der Name?" fragt sie.
"Auch, ja. Aber eher weil er doch verdammt schnell sein kann. Wenn er will." Matt lacht leise, und steht dann etwas impulsiv auf, "Willst du ihn kennen lernen?"
Erika lacht hell auf und packt dann flink die übrigen Speisen in zwei Tüten ein.
Die Fahrt zu Matts Apartment vergeht wie im Flug und die beiden erzählen sich gegenseitig, wie sie bei ihren jetzigen Jobs gelandet sind.
"Mein Vater und mein Großvater waren bei den Marines, da war es für mich fast schon vorbestimmt," sagt Matt und lächelt dann, "aber ich wusste auch, dass ich mit Tieren arbeiten will. Hunden um ganz genau zu sein. Dass ich jetzt mit Rocket diesen Weg wirklich gehen kann ist wirklich ein Traum."
"Aber?" Erika hat den etwas wehmütigen Ton in Matts Stimme gehört, auch wenn er sich Mühe gegeben hat das zu überspielen.
Matt schluckt tief und fährt in eine Parklücke. Er zieht den Schlüssel und dreht sich im Sitz zu Erika.
Mit leicht hängendem Kopf greift er nach ihrer Hand.
"Das Brian zu seiner Freundin gefahren ist, bzw. Chris gebeten hat ihn da abzusetzen hat einen Grund," wieder schluckt er und sieht unzufrieden aus.
"Ihr geht in den Einsatz?" fragt Erika und kann eine kleine Enttäuschung auch nicht verbergen.
"Erstmal nur nach Deutschland für eine erweiterte Übung, aber ja, es kann gut sein, dass wir dann auch in einen Einsatz geschickt werden. Das ist ja auch wofür wir trainieren." Matt schluckt und sieht ihr dann in die Augen, "Der Termin hätte nur etwas später sein dürfen."
"Ich verstehe, aber es gibt doch auch in Deutschland Internet oder? Wir können telefonieren, schreiben..." Erika lässt den Satz offen enden , denn ja, auch sie findet den Zeitpunkt echt doof. Wenn nicht sogar beschissen.
"Willst du Rocket trotzdem noch kennenlernen?" fragt Matt vorsichtig mit einer Hand an der Tür.
"Aber sicher," nickt Erika und springt aus dem Wagen. Sie trägt die Tüten in einer Hand und Matt greift die andere.
"Muss ich irgendwas beachten wenn wir gleich reingehen?"
„Folg einfach meinen Anweisungen, dann geht nichts schief," antwortet Matt ernst und zwinkert ihr dann zu.
„Boah," Erika gibt Matt einen Boxer gegen die Schulter bevor sie auch lachen muss.
Als die zwei sich der Tür nähern kann Erika leichtes Kratzen auf dem Fußboden hören.
„Buddy, liegst du etwa wieder vor der Tür?" ruft Matt und steckt den Schlüssel in die Tür. Ein kurzes, fröhliches Bellen antwortet und auf einmal klingt es als würde etwas über den Boden hüpfen. Matt drückt die Tür den ersten Spalt auf und sofort erscheint eine Hundenase. Nur einen Augenblick später stupst diese Schnauze abwechselnd mit einer Pfote an Erikas Bein.
„Okay, ihr zwei. Rein mit euch," Matt hält die Tür auf und als Rocket erstmal keine Anstalten macht Erika an sich vorbei zulassen lässt Matt einen scharfen Pfiff los. Sofort sitzt der Labrador und blickt seinen Hundeführer aufmerksam an.
„My lady," Matt deutet wieder auf die Tür und hält Erika dann die Hand hin. Sobald sie sich bewegt, blickt Rocket den beiden nach, aber er bleibt sitzen bis Matt ihm sagt „komm".
„Stell die Tüten besser ganz nach hinten," merkt Matt an als Erika die Reste auf der Theke abstellt, „Rocket hört zwar, aber ist immer noch ein Labrador. Ich gebe ihm eine Beschäftigung, aber die muss ich schnell fertig machen. Ihr könnt euch solange kennenlernen."
Erika hat kaum Zeit zu antworten da steht die Fellnase wieder neben ihr und stupst ihre Hand an.
„Mhh, du bist wirklich sehr freundlich, was?" murmelt Erika und lässt ihre Finger seinen Kopf kraulen während sie Richtung Sofa geht und sich hinsetzt.
Das Appartement ist klein, aber zweckmäßig. Rocket hat seinen festen Platz wahrscheinlich in der Gitterbox, aber auf den zweiten Blick hat diese gar keine Tür. Erika schreckt ein wenig zurück als der Labrador plötzlich zu ihr aufs Sofa springt und ihr einmal durchs Gesicht schleckt bevor sein Kopf in ihrem Schoß landet.
„Ey," protestiert sie kurz bevor sie lachen muss. Der Vierbeiner blickt sie schräg von unten an und seine Pfote reicht nach ihrem Arm. „So geht das also?"
„Ich seh schon, ich bin abgemeldet?" Matt lehnt in der Tür und lächelt Erika an. Beide strahlen als ihre Augen sich treffen.
„Ich glaub hier ist noch ein bisschen Platz," erwidert Erika und rutscht ein kleines bisschen mehr von der Armlehne weg.
„Ich hab eine bessere Idee," Matt grinst und zeigt dann ein Hundespielzeug. „So ist er beschäftigt und bekommt sein Futter."
Erika beobachtet wie Matt das Teil in die Gitterbox legt und dann Rocket anspricht. Nach einem Platz und los ist der Labrador in sein Spielzeug vertieft.
Die beiden essen die Reste und schweigen ein bisschen. Erika fühlt den Abschied jetzt schon, fast wie ein Damoklesschwert über ihnen hängen.
„Hey," Matts Hand ist auf einmal an ihrer Wange und sein Daumen wischt unter ihren Augen, „Was ist los?"
Erika wischt sich selbst kurz mit den Händen übers Gesicht.
„Wir lernen uns grade kennen und du gehst. Ich weiß nicht, was ich fühlen soll," sie blickt ihn unsicher und traurig an. Ihre Augen sind wie gefesselt von Matts sanftem Blick. Und auch als er immer näher kommt weicht sie nicht zurück.
Die Glücksgefühle, die in ihrem Bauch explodieren, als Matts Lippen vorsichtig auf ihren landen überwiegen sofort und doch als beide wieder Luft zum Atmen brauchen bricht die Realität wieder über Erika herein.
„Was fühlst du jetzt?" flüstert Matt und zieht sie näher zu sich.
„Immer noch unglücklich, dass du gehen musst. Aber hoffnungsvoll, dass wir uns wieder sehen und das hier," sie drückt seine Hand, „vertiefen können."
