Jahr 5

Kapitel 4 - Nette Gespräche

Amina saß an diesem Abend neben einem leeren Stuhl und Filius. Amina würde das zukünftige Schuljahr neben Madame Maxime sitzen, um ihrer Aufgabe die Lehrerin zu betreuen, nachgehen zu können. Lediglich heute würden noch Mr. Crouch und Mr. Bagmann vom Ministerium kommen, weshalb sie nicht direkt neben der Schulleiterin saß.

Während des Essens setzte sich Hagrid auf die andere Seite von Filius. Sie hörte, wie Potter den Halbriesen etwas zurief, hörte aber nicht zu, um was es ging. Sie war zu sehr mit den französischen Spezialitäten auf den Tisch beschäftigt. Sie hatte schon länger kein richtiges französisches Essen gegessen. In England und Schottland war es nicht verbreitet.

Sie konnte die allgemeine Aufregung in der Halle wahrnehmen und bemerkte auch, wie nervös und ängstlich Karkaroff war. Severus, welcher parallel zu ihr in der Nähe des Schulleiters saß, hielt seine Okklumentik sehr gut aufrecht. Von ihm konnte sie keinerlei Gedanken oder Gefühle wahrnehmen. Ihre Legilimentik war schon fast wieder auf einem normalen Stand, weshalb sie bemerkte, dass sich die beiden fehlenden Geladenen näherten.

Mr. Crouch und Mr. Bagmann kamen wenige Sekunden, nachdem Amina sie bemerkt hatte, durch die Tür hinter dem Lehrkräftetisch. Sie begrüßten Albus und die beiden anderen Schulleitenden und setzten sich dann auf die beiden leeren Plätze neben den beiden Gast-Schulleitenden. Mr. Crouch setzte sich neben Amina und begrüßte sie mit einem knappen nicken. Ihre Begrüßung fiel ähnlich aus. Mr. Crouch hatte damals ihren Prozess geleitet und sie hatte es ihm nicht verziehen, dass er sie zwei Jahre unschuldig in Askaban hatte sitzen lassen, weil er dachte, sie sei sowieso schuldig und der Prozess hätte Zeit. Sie bemerkte sein Unbehagen, als er sich gesetzt hatte und verspürte eine gewisse Zufriedenheit damit.

Madame Maxime versicherte Albus nochmals, dass ihre Pferde gut versorgt werden müssten, was dieser mit einem Lächeln bestätigte und ihr versicherte, dass Hagrid sich um die Tiere kümmerte. Diesen sah sie besorgt an. Als sie ihm dann noch sagte, was ihre Pferde tranken, konnte Amina Hagrids Entzückung förmlich greifen. Dann hörte sie plötzlich Filius neben ihr aufschreien und sah, dass Hagrids Gabel in Filius Hand steckte. Sie musste schmunzeln, während der kleine Hauslehrer Hagrid anfuhr. Dieser sah beschämt nach unten. Offensichtlich hatte die große Schulleiterin ihn aus dem Konzept gebracht.

Nach dem Essen stellte ihr Urgroßonkel die beiden Ministeriumsangestellten vor und erklärte den Lernenden den Feuerkelch und dessen Funktion. Amina hörte mäßig interessiert zu. Schließlich hatte sie diese Informationen schon mehrmals in einigen der vielen Besprechungen gehört. Die Schülerschaft hingegen war ganz aus den Häuschen und sie musste ihre Seromentik verstärken, um davon keine Kopfschmerzen zu bekommen.

Zusammen mit ihrem Urgroßonkel, den beiden anderen Schulleitenden, Minerva und den Geladenen aus dem Ministerium lief Amina, nachdem alle Lernenden verschwunden und die zwei Gast-Schulleitenden wieder zurückgekehrt waren, aus der Großen Halle, um den Feuerkelch in der Eingangshalle zu platzieren. Minerva stellte den Hocker, der normalerweise für die Auswahrzeremonie der Lernenden aus dem ersten Jahrgang genutzt wurde, mitten in die Eingangshalle. Albus platzierte bedächtig den Feuerkelch auf den Hocker und trat zurück.

Er nickte Amina zu und zog seinen Zauberstab. Auch sie lies ihren aus ihrer Tasche schießen. Dann zogen sie zusammen die Alterslinie und sprachen einige Schutzzauber zur Prävention von Schummeleien jeglicher Art. Keine unberechtigte Person würde durch die Schutzzauber kommen, da waren sie sich sicher. Sie würden auch sehen, wer es versucht hatte. Amina freute sich ein wenig darauf. Madame Maxime und Karkaroff kontrollierten die Schutzzauber, danach machten dies auch Crouch und Bagmann. Anscheinend hatte keiner etwas auszusetzen.

Am nächsten Morgen mussten vor dem Frühstück die ersten wegen unnatürlichem Bartwuchs und grau/weißen Haaren in den Krankenflügel. Vor allem die Weasley-Zwillinge gaben ein lustiges Bild ab. Amina fragte sich, wie viele es bis zum Abend noch versuchen würden. Sie selbst würde in ihrem Büro an ihrem Hauptprojekt weitermachen. Severus hatte sich für den Nachmittag angekündigt, da er noch zwei Lernende zum Nachsitzen bei sich haben würde.

Madame Maxime wollte mit ihren Schülern den Tag in ihrer Kutsche verbringen, um verschiedene Dinge zu besprechen und einige Stunden Unterricht zu geben. Amina würde sie dementsprechend nicht betreuen müssen. Die Schulleiterin beherrschte keine Okklumentik und sie konnte sich somit vergewissern, dass sie sie nicht anlog. Auch ihre Schützlinge schienen nichts Böses im Schilde zu führen. Sie hatte zwar bemerkt, dass sich einige unwohl fühlten und eigentlich nicht in Hogwarts sein wollten, doch das war nicht verboten.

Ein Klopfen riss Amina am frühen Nachmittag aus ihren Gedanken, als sie gerade ein Experiment beobachtete. „Herein.", bat sie den Besucher. Moody öffnete die Tür und trat ein. „Tach.", begrüßte er sie knapp. „Alastor, was kann ich für Sie tun?", fragte Amina, ohne ihn anzusehen. Sie konnte von ihm keinerlei Gefühle oder Gedanken wahrnehmen. Sie hatte schon früh bemerkt, dass er ein guter Okklumentor war und bis jetzt hatte sie zu keinem Zeitpunkt etwas von ihm spüren können. Er schien genau darauf zu achten.

„Haben Sie bei Karkaroff was bemerkt?", fragte er direkt. „Nicht wirklich. Er schien zwar ein wenig nervös und ängstlich, aber dies auf etwas Bestimmtes festzumachen war mir nicht möglich. Ansonsten ist er eher wenig verdächtig.", antwortete sie ihm abwesend und fügte eine Zutat zu ihrem Experiment hinzu. „Ist das der Stein der Weisen?", fragte Moody, welcher den roten Stein auf ihrem Schreibtisch, den sie vor zwei Jahren von den Flamels zu Weihnachten bekommen hatte, kritisch beäugte. „Es ist eine Replikation. Ein Weihnachtsgeschenk der Flamels. Sie hielten es für einen gelungenen Scherz.", erklärte sie ihm.

„Achso. Haben wohl keinen Eigenen.", stellte Moody fest und schaute sich die Bücher in ihrem Regal genauer an. „Nein. Der Stein, der vor einigen Jahren zerstört wurde, war der Einzige seiner Art, und solange der Meister die Herstellung nicht verrät oder ein anderer Alchemist es schafft, ihn herzustellen, wird er wohl einzigartig bleiben." „Und sie forschen daran?" Er zeigte auf ihr Experiment. „Nein. Der Stein wäre zwar wundervoll, doch ich bin noch jung und unerfahren. Mit meinem jetzigen Wissen könnte ich ihn nicht herstellen. Selbst der Meister hat dafür siebzig Jahre seines Lebens gebraucht. Zu denken, ich könnte es schneller wäre anmaßend. Bedenkt man die Tatsache, dass ich bei ihm gelernt habe." Er nickte bloß.

Bevor er wieder etwas sagen konnte, ertönte ein Zischen aus ihrem Wohnzimmer. „Amina?", fragte Severus in den Raum. „Wir sind hier.", antwortete sie ihm. Keine Sekunde später betrat er den Raum. „Alastor. Sie hier?", fragte er mit hochgezogener Augenbraue. „Das Gleiche könnte ich Sie fragen, Snape.", stellte der Ex-Auror fest und musterte den Tränkemeister kritisch. „Ich wollte dir die Sporen zurückgeben, die du mir geliehen hast. Ich brauche sie nicht mehr." Severus zog das kleine Döschen, das sie ihm vor einer Woche gegeben hatte, aus seinem Umhang, ohne weiter auf Moody zu achten. „Ach, perfekt.", sagte sie und nahm ihm das Döschen ab, um es in einer ihrer Hosentaschen verschwinden zu lassen.

„Ich werd dann mal gehen. Wiedersehen.", sagte Moody und verließ das Büro. Erst als er die Tür geschlossen hatte, wandte Severus seinen Blick auf Amina. Sie verstand seine Frage, auch ohne, dass er sie aussprach. „Er hat wegen Karkaroff gefragt. Außerdem noch ein paar Dinge zum Stein der Weisen.", erklärte sie ihm. Sie wusste, dass der Verteidigungslehrer noch vor der Tür stand, weshalb sie flüsterte. „Steht er vor der Tür?", fragte Severus, ebenfalls flüsternd. „Ja." Er nickte und trat dann neben sie, um ihr Experiment unter die Lupe zu nehmen.

„Wie kommst du voran?", fragte er interessiert. „Soweit ganz gut. Die nächste Zutat muss erst rein, wenn das Gemisch grünlich wird. Aber wann das ist, ist schwer zu sagen. Ich gehe von etwa einer Stunde aus.", antwortete sie ihm. „Das heißt, wir haben noch Zeit für einen Trank?", fragte er. Sie sah ihn überrascht an. „An was hast du gedacht?" „An einen Verhütungstrank unsere Vorräte neigen sich dem Ende.", flüstert er ihr ins Ohr. Sie wurde ein wenig rot. „Dafür sollte es reichen.", stimmte sie ihm zu und räumte die Arbeitsfläche frei. Severus sah ihr ungerührt dabei zu. Erst einige Minuten später, als Amina und Severus bereits nebeneinander die Zutaten vorbereiteten, gab ihr Beobachter seinen Posten auf und lief davon.

Amina konnte seinen Geist spüren, bis er das Stockwerk verließ. „Er ist weg.", informierte sie Severus. „Na endlich." Sie achteten nicht mehr darauf, sich nicht zu berühren und vielen in ihrem üblichen vertrauten Umgang, den sie sich angewöhnt hatten, wenn sie zusammen im Labor standen.

Zusammen liefen die beiden am Abend in die Große Halle, in welcher bereits einiges los war. Sie hatten noch ein gemeinsames Bad genommen, bevor sie sich für die Halloweenfeier fertigmachten.

„Guten Abend, Frau Professor Tahnea. Hatten Sie einen schönen Tag?", fragte Madame Maxime Amina, als diese sich neben Mr. Crouch setzten. Wie immer, wenn sie sich trafen auf Französisch. „Guten Abend, Madame Maxime. Ja, einen sehr schönen und Sie? Haben sie sich ein wenig einleben können?" „Oh ja. Das Schloss ist wunderschön. Sagen Sie, kommen Sie aus Frankreich?" „Nein, ich komme aus England. Ich habe allerdings einige Jahre in Frankreich gelebt. In Paris, um genau zu sein. Eine wundervolle Stadt.", erklärte Amina ihr. „In Paris? Oh, dort war ich schon lange nicht mehr. Warum sind Sie zurück gezogen?" Die Französin musterte sie interessiert. „Ich befand mich zu diesem Zeitpunkt in der Lehre zur Alchemistin bei Nicolas Flamel. Er und seine Frau unterrichteten mich in Paris und beschlossen dann nach Devon zu ziehen. Ich begleitete sie.", erklärte Amina.

Entzückt jauchzte die Schulleiterin aus. „Sie kennen also die Flamels! Unsere Schule verdankt den beiden sehr viel. Ohne sie wäre Beauxbatons nicht das, was es heute ist. Sie sind selbst auf die Schule gegangen. Noch heute bringen wir unseren Klassen Alchemie bei." Die schwarzen Augen der Lehrerin leuchteten. Amina musste schmunzeln. „Das habe ich gesehen. Ihre Schützlinge nehmen ausnahmslos an meinem Alchemie-Kurs teil. Es freut mich, dass Sie dieses Fach in Ihrer Schule noch in diesem Ausmaß unterrichten."

„Aber natürlich. Meine Lernenden werden begeistert sein, wenn sie hören, von wem Sie ausgebildet wurden. Wir haben selbstverständlich auch einen sehr guten Alchemisten in unserer Schule, doch keinen der von Nicolas Flamel persönlich ausgebildet wurde. Sagen Sie, wie haben Sie ihn überredet? Er hatte schon seit über einem Jahrhundert keinen Lehrling mehr." „Wir sind uns vor zehn Jahren auf einem Vortrag über die Anwendung der Alchemie im Alltag begegnet und ins Gespräch gekommen." „Wie interessant und haben Sie…", weiter kam Madame Maxime nicht, denn sie wurde von Albus angesprochen. Amina wandte sich ihrem Essen zu, welches sie durch das Gespräch sträflich vernachlässigt hatte.

Sie spürte Mr. Crouchs Genervtheit. Der Leiter der Abteilung für internationale Zusammenarbeit saß während des ganzen Gesprächs zwischen ihr und Madame Maxime und hatte kein Wort verstanden. Er konnte wohl kein Französisch. Auf Amina wirkte er nicht ganz bei der Sache - als würde ihn etwas quälen. Er war besorgt, gestresst und abgekämpft. Ob dies die Nachwirkungen der Quidditch-Weltmeisterschaft waren? Wobei ihm sehr oft das Wort Sohn im Kopf herumschwirrte, was nicht wirklich zu dem Rest passen wollte, da sich eben dieser Sohn, laut ihren Informationen, in Askaban befand.