Kapitel 108
Chance
Aussicht auf Erfolg
Hermione stand am Fenster, vor ihr die Lichter von Paris. Sie hatte in ihrem Lieblingshotel eingecheckt, dennoch war nicht an Schlaf zu denken. Ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Am liebsten wäre sie jetzt bei Draco, könnte irgendwie für ihn da sein. Aber es würde nichts bringen zu ihm zu apparieren. Ganz davon abgesehen, dass sie noch nie auf Malfoy Manor gewesen war und gar nicht wusste wo genau es lag.
Sie hoffte nur, dass Draco bald auftauchen würde. Es war weit nach Mitternacht und noch immer blickte sie stur aus dem Fenster auf das nächtliche Paris. Plötzlich ertönte ein plopp hinter ihr und sie fuhr mit gezücktem Zauberstab herum.
„Draco!", rief sie und wollte ihm um den Hals fallen, doch Draco packte sie nur am Handgelenk und apparierte sofort mit ihr weiter.
Keinen Augenblick später standen sie in einer Seitengasse. Hermione brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass es die Abzweigung zwischen Nokturn- und Winkelgasse war.
„Wir müssen nach Hogwarts, sofort", sagte Draco und wirkte irgendwie gehetzt. Noch bevor Hermione reagieren konnte zerrte er sie mit.
„Draco, was ist los?", wollte sie wissen, während sie hinter ihm die menschenleere Straße entlanghetzte.
„Später", keuchte er und vor sich sahen sie schon Borgin & Burkes. Doch der Laden war geschlossen.
Draco zerrte sie zum Hintereingang, als Hermione plötzlich ein gackerndes Lachen hörte. Ihr gefror das Blut in den Adern. Sie hatte dieses Lachen schonmal gehört. Es war durch die Halle der Prophezeiungen gehallt, als sie nach Sirius gesucht hatten.
„Avada Kedavra", donnerte Draco und der grüne Blitz schoss in die Dunkelheit vor ihnen. Hermione sah gerade noch, wie sich eine Gestalt zur Seite warf.
Draco drückte ihr seine Tasche in die Hand.
„Da drinnen sind Aufzeichnungen des Dunklen Lords. Nimm sie, geh nach Hogwarts und zerstör das Verschwindekabinett. Ich werde es nicht schaffen. Der Dunkle Lord ist gleich hier."
Noch immer vollkommen überrumpelt schlossen sich Hermiones Hände um den kleinen Beutel.
„Bombarda Maxima", donnerte Draco und die Rückwand von Borgin & Burkes wurde weggesprengt.
„Los!", schrie er und Hermione setzte sich in Bewegung. Sie war gerade durch die zerstörte Wand ins Innere geklettert, als sie eine eiskalte Stimme hörte.
„Draco."
Ihr Herz geriet einen Moment aus dem Takt. Das war der Dunkle Lord.
„Ich werde nicht weglaufen", hörte Hermione Dracos gefasste Stimme und sie presste die Lippen zusammen. Was immer das für Aufzeichnungen waren, die Draco gestohlen hatte. Er war bereit dafür zu sterben. Zumindest in diesem Zyklus.
Hermione riss die Tür zum Verschwindekabinett auf und gerade als sie hineinsprang, hörte sie den Dunklen Lord sagen.
„Welch mutige Entscheidung. Glaubst du es wirklich mit mir aufnehmen zu können?"
Sie schloss die Tür und Dracos düsteres lachen drang dumpf zu ihr hindurch.
„Ich habe bereits gewonnen. Du kannst nichts mehr-"
Noch bevor Draco zu Ende gesprochen hatte riss der Strudel des Verschwindekabinettes sie hinfort und sie stolperte aus seinem Gegenstück im Raum der Wünsche. Ohne zu zögern schnippte Hermione mit dem Finger und bewegte ihre Hand nach oben. Ein Feuer brach in dem Schrank aus und verbrannte ihn innerhalb von Sekunden zu Asche.
Schwer atmend starrte Hermione den Haufen Asche an. Ihr Herz raste, der Schock der letzten Minuten brach über sie hinein und ihre Füße gaben nach.
Sie war in Sicherheit. Sie war in Hogwarts, mit was immer Draco gestohlen hatte. Aber Draco… Hermione konnte nur hoffen, dass er bereits tot war. Das der Dunkle Lord ihn nicht leiden ließ, bevor er ihn tötete. Draco hatte verdammt viel Mut bewiesen Voldemort zu bestehlen. Er hatte bis jetzt jegliche direkte Konfrontation mit ihm gemieden und plötzlich tat er so etwas. Sie musste nächsten Zyklus unbedingt mit ihm darüber sprechen. Doch jetzt musste sie erstmal dafür sorgen, dass Dracos Opfer nicht umsonst gewesen war.
Hermione öffnete seinen Beutel und entdeckte sofort, was dort nicht hineingehörte. Es waren mehrere Bücher und ein Stapel unsortierte Pergamente. Sie würde es nicht schaffen das alles allein durchzusehen. Das würde zu lange dauern. Sie brauchte Hilfe.
Ohne zu zögern, stand Hermione auf und machte sich auf den Weg in den Gryffindor Turm. An Schlaf war nicht zu denken, sie war viel zu aufgekratzt. Ein bisschen schlechtes Gewissen hatte sie schon, als sie kurze Zeit später Ron und Harry aus dem Bett gezerrt hatte. Neville war bei dem krach ebenfalls aufgewacht und saß jetzt mit ihnen zusammen im Gemeinschaftsraum.
„Verdammt Hermione, jetzt beruhig dich doch mal", moserte Ron, als die Jungen in ihren Morgenmänteln an einem Tisch saßen.
„Also, wir haben wenig Zeit für viele Erklärungen. Ich befinde mich in einer Zeitschleife", begann sie und fügte hinzu als Harry den Mund öffnete. „Ja, Harry fast wie im Fernsehen."
Sie stemmte die Hände in die Hüften und fuhr fort. „Am Sonntagmorgen um 6.42 wird sich die Zeit wiederholen und ihr vergesst alles, was ich euch gerade sage. Hier habe ich Aufzeichnungen, die ich von Voldemort gestohlen habe und wir müssen sie durchlesen und durchsehen bevor die Zeitschleife endet und wir wieder von vorne anfangen müssen, verstanden?"
Die Jungen sahen sie vollkommen perplex an, als Hermione den Stoß Pergamente auf den Tisch donnerte.
„Noch Fragen?", wollte sie wissen und sah die Jungen herausfordernd an. Neville hob ängstlich die Hand.
„Was genau soll denn da drinnen stehen?", wollte er wissen.
„Einen Weg das Dunkle Mal zu brechen und wenn wir Glück haben, noch vieles mehr. Ich müsst mir alles zeigen, was ihr für wichtig haltet. Ich schaffe es allein nicht."
„Verdammt, Hermione. Du bist echt krass drauf", sagte Ron perplex und Harry nickte.
„Wir müssen es Dumbledore zeigen", fügte er hinzu.
„Dumbledore ist nicht auf Hogwarts. Keiner kann ihn erreichen, ich habe es oft genug versucht. Innerhalb dieser Zeitschleife ist Dumbledore unerreichbar. Außer in diesen Unterlagen steht irgendwo mit welchem Fluch Voldemort den Gaunt-Ring verzaubert hat. Dann kann ich ihn vielleicht finden. Starke Dunkle Flüche lassen sich aufspüren und es wäre wahnsinnig wertvoll mit Dumbledore zu reden."
„Okay, wir sollten vielleicht nicht gerade im Gemeinschaftsraum für sowas sitzen bleiben. Keiner sollte davon erfahren", sagte Harry und Hermione verdrehte die Augen.
„Zeitschleife Harry", fauchte sie genervt. „Jeder der irgendwas mitbekommt vergisst es sowieso wieder. Das Schlimmste, was passieren kann, ist das Voldemort Hogwarts angreift, um an die Aufzeichnungen zu kommen. Aber ich glaube nicht, dass er weiß, dass ich hier bin. Ich gehe gleich hoch und hole Ginny, damit sie auch mithilft. Zieht euch was an. Holt Papier und Tinte, um Dinge zu markieren und dann an die Arbeit!", befahl Hermione.
Noch immer etwas überrumpelt nickte die Jungen und Hermione verschwand hoch in den Mädchenschlafsaal, um noch mehr Hilfe zu akquirieren.
Draco lief nervös im Raum der Wünsche hin und her und wartete darauf, dass Hermione endlich kam. Selten war ihm die halbe Stunde die Hermione nach ihm aufwachte länger vorgekommen. Es war eine spontane Idee gewesen in das Studierzimmer des Dunklen Lords einzubrechen und er war noch immer ein bisschen überrascht von sich selbst, dass er mutig genug gewesen war. Aber er hatte es geschafft. Hermione war mit den Unterlagen in die Sicherheit von Hogwarts entkommen. Er hatte tatsächlich gewonnen. Es war wie ein erster kleiner Sieg gegen den Dunklen Lord. Er hoffte einfach nur, dass es sich gelohnt hatte.
Pünktlich wie immer riss Hermione die Tür zum Raum der Wünsche auf.
„Und?", wollte er wissen, doch Hermione ignorierte ihn und schlang die Arme um seinen Hals.
„Jage mir nie wieder einen solchen schrecken sein", verlangte sie und Draco musste lächeln, als er sie an sich drückte.
„Ich musste es einfach tun. Es war eine Chance. Hat es etwas gebracht?", wollte er wissen.
Hermione nickte. Sie sah zu ihm hoch und er konnte ihr Lächeln nicht so ganz deuten. Sie sah irgendwie nicht vollkommen glücklich aus, obwohl sie lächelte.
„Ja, also aus den Aufzeichnungen ging hervor, dass nur der Dunkle Lord selbst in der Lage ist, das Dunkle Mal zu entfernen, ohne dass der Todesser stirbt. Er kann es ganz einfach tun, mit einem Finite Incantatem. Mehr wird dazu nicht benötigt, da es an die Essenz seiner Magie gebunden ist", berichtete Hermione und Draco nickte. Er glaubte keinen Augenblick, dass der Dunkle Lord das tun würde, aber es bewies, dass er ohne das Dunkle Mal überleben konnte. Das waren herausragende Neuigkeiten.
„Was noch?", wollte er wissen.
„Wir haben Hinweise gefunden welcher Zauber auf Dumbledore liegt", sagte sie aufgeregt und strahlte ihn an.
„Wir?", fragte Draco überrascht.
„Es waren so viele Dokumente, ich habe Hilfe gebraucht. Von Harry, Ron, Neville und Ginny. Später auch von Remus und Tonks vom Orden. Auch Professor McGonagall hat geholfen und am Ende sogar Professor Snape. Allein hätte ich das nie geschafft."
Überrascht sah Draco sie an. Er hatte nicht erwartet, dass sie den kompletten Widerstand, der sich hier auf Hogwarts befand, zusammentrommeln würde. Aber natürlich ergab es Sinn. Sie waren nicht allein gegen den Dunklen Lord. Es gab noch mehr die ihnen halfen. Draco nickte.
„Also willst du Dumbledore aufsuchen?", wollte er wissen.
Hermione zuckte die Schultern. „Es gibt Hinweise auf ein Buch, aus dem der Fluch stammt. Wir müssen das Buch finden. Es heißt Essenz der alten Künste. Hier auf Hogwarts ist es jedenfalls nicht. Aber das ist keine Überraschung."
„Ich weiß nicht, ob Dumbledore uns helfen kann, aber vielleicht reicht auch die Information, die du bereits hast", sagte Draco nachdenklich. „Es gibt mehr als genug Möglichkeiten essenzgebundene Magie zu umgehen. Sozusagen vorzutäuschen der Dunkle Lord zu sein. Ich kenne selbst ein paar Möglichkeiten, aber leider brauchen sie sehr lange oder Blut des Dunklen Lords, sodass wir sie innerhalb der Zeitschleife nicht testen können. Vielleicht finden wir einen Weg wie wir es testen können, um sicher zu gehen, dass es funktioniert."
Augenblicklich begann Hermione zu strahlen. „Wenn das geht, das wäre…" Ohne den Satz zu Ende zu sprechen, küsste sie ihn stürmisch und Draco erwiderte den Kuss ebenso heftig. Es schien, als könnte er das erste Mal Licht am Ende des Tunnels sehen. Sie hatten eine Möglichkeit gefunden das Dunkle Mal zu entfernen, jetzt mussten sie es nur noch verifizieren. Wenn es nicht gelang, dann hätte er immer die Chance, das Risiko in der linearen Zeit einzugehen. Es war eine Chance. Es war eine größere Chance als er jemals erwartet hatte.
Es war der Beginn einer Odyssee und Hermione wusste, dass sie wahrscheinlich in den darauffolgenden Monaten mehr über die Natur und die Eigenarten der Dunklen Künste erfahren hatte als die Meisten anderen Hexen und Zauberer in ihrem ganzen Leben.
Sie besuchten jede magische Bibliothek die Draco kannte, übersetzten sogar Texte aus dem Ägyptischen ins Englische, doch am Ende kristallisierte sich eine Sache heraus, die ihr ab dem ersten Moment bewusst gewesen war. Eine Sache die Hermione in einen Gewissenskonflikt stürzte, vor dem sie sich bis jetzt geweigert hatte, ihn auszutragen. Sie wusste, dass sie diejenige war, die Informationen zurückhielt. Informationen, die ihnen helfen konnten, das Dunkle Mal zu lösen. Denn um die Essenz von Voldemort zu imitieren, waren komplizierte Zauber und Rituale nötig die mehr als einen Mondzyklus Vorbereitung brauchten. Einen Mondzyklus den sie nicht hatten.
Doch Hermione wusste, dass es noch einen anderen Weg gab, denn Voldemorts Essenz war nicht ganz in seinem Körper. Er hatte sie gespalten, gespalten in sieben Teile und ein paar dieser Teile existierten noch und warteten darauf gefunden zu werden. Jedoch Draco zu offenbaren, dass Voldemort Horkruxe besaß. Mehr als einen Horkrux besaß, war eine Information, die über Sieg und Niederlage dieses Krieges entscheiden konnte. Es wäre ein Verrat an Harry, am Orden und an allen die von Voldemort verfolgt wurden. War sie bereit alles für Draco zu riskieren. Mehr zu riskieren als nur ihr eigenes Leben?
Frustriert blätterte Hermione durch die Seiten. Sie musste eine Antwort darauf finden. Sie musste Antworten auf so viele Fragen finden und wenn sie ehrlich zu sich war, dann lief sie nur davon. Sie zögerte Dumbledore zu suchen, der ihr verbieten könnte Draco von den Horkruxen zu berichten und sie zögerte es Draco zu erzählen. Sie drehten sich im Kreis und immer war es sie, die noch eine weitere Bibliothek vorschlug. Das alles war nur ihre Schuld. Vielleicht würde es helfen sich endlich ihren eigenen Ängsten zu stellen. Den Berg abzuarbeiten, den sie aufgetürmt hatte, bevor sie sich mit der Frage beschäftigte, ob sie Draco Malfoy die Macht geben wollte,
über Sieg und Niederlage von Lord Voldemort zu entscheiden.
„Verdammt, das bringt doch nichts", sagte Draco frustriert, als sie Samstagabend in ihrem Hotelzimmer in Kalkutta saßen. Als ehemalische englische Kolonie gab es hier viele übersetzte Werke von indischer Zauberer Lektüre. Leider nichts, was ihnen auch nur im Entferntesten weiterhalf. Er hatte gerade wieder einen vielversprechenden Zaubertrank gefunden. Das einzige Problem: Sie brauchte Neumond. Jetzt gerade hatten sie leider Vollmond und so sehr er den Vollmond auch genoss. Es half gerade kein Stück weiter.
„Vielleicht", sagte Hermione und legte ihr Buch weg. Sie stand vom Tisch auf und setzte sich zu Draco auf das große ausladende Bett. „Vielleicht brauchen wir eine Pause. Müssen nochmal ganz neu an das Thema ran gehen. Ich denke nicht, dass wir die Antwort hier finden werden."
„Ja. Indien ist ein Reinfall. Vielleicht sollten wir doch nochmal nach Amerika zurückkehren. Wir haben viele Portschlüssel in Lacock Abby. Nicht nur New York und Boston. Wir könnten nochmal nach Chicago, Portland oder Los Angeles. Vielleicht finden wir einen Weg die Bibliotheken auch außerhalb der Öffnungszeiten zu betreten", sagte Draco und schlug frustriert ein Buch zu, in dem er gelesen hatte.
Hermione nahm das Buch, legte es behutsam zur Seite und griff nach seiner Hand. Verstrickte seine Finger mit ihren.
„Das klingt nach einer guten Idee. Aber ich glaube wir brauchen eine Pause. Ich brauche eine Pause wenigstens einen Zyklus lang."
Draco sah sie überrascht an. „Das ist doch sonst nicht deine Art", sagte er und Hermione zuckte die Schultern.
Er hatte recht. Sonst war es meistens Draco der zuerst aufgab, wenn sie nicht wenigstens einen Ansatz fanden. Wenn er keine Spur hatte, der er folgen konnte, tat er sich wahnsinnig schwer. Doch eines hatte Draco und sie hätte es ihm niemals zugetraut, wenn sie nicht so viel Zeit mit ihm verbracht hätte. Draco war geduldig.
Geduldig im ausdauernden Sinn. Sie hätte es schon bemerken müssen, als sie zusammen durch Europa gereist waren und er sie einfach hatte machen lassen. Ihr geduldig überall hin gefolgt war und auch noch neben dem letzten Bauwerk gestanden hatte, dass sie sich hatte ansehen wollen, nur um sie dann am Abend, als Belohnung, ins Bett werfen zu dürfen.
Auch jetzt war es so. Draco mochte kurzfristig frustriert sein. Zwischendrin einen Wutanfall bekommen. Sich ablenken, indem er sie hemmungslos durchfickte und doch… Letztendlich stand sein Plan. Er hatte kein einziges Mal mit seiner Entscheidung gehadert, dass er das Dunkle Mal entfernen wollte. Er hatte nie einen Rückzieher gemacht. Nie in Betracht gezogen einfach aufzugeben, in all den Monaten in denen sie schon suchten. Hermione musste zugeben, dass sie es befürchtet hatte, aber Draco war niemand der aufgab. Er war jemand der einen Plan schmiedete, von dem er überzeugt war und dann zog er ihn durch. Er zog ihn durch bis zum bitteren Ende, gegen jeden Widerstand, ohne zurückzuweichen.
Er hatte ein ganzes Jahr linearer Zeit und noch einen weiteren Teil seiner Zeitschleife damit verbracht das Verschwindekabinett zu reparieren. Er hatte diesen Plan gefasst, zwischendrin frustrierte Abzweigungen genommen, als ihm die Zeit ausging, sich auf geniale Weise mehr Zeit geschaffen und letztendlich hatte er es geschafft. Mittlerweile beherrschte auch sie die komplizierten Zauberstabbewegungen, die das Verschwindekabinett dazu brachten wieder ordnungsgemäß zu funktionieren. Sie musste unumwunden zugeben, dass es ein absolut brillantes Stück außergewöhnlicher Magie war.
Draco hätte niemals einfach so zugelassen, dass sich .R im Sande verlief, nur weil er zu viel anderes zu tun hatte. Aber wahrscheinlich wäre auch sein erster Ansatz deutlich ausgefeilter gewesen, als Anstecker für zwei Sickel zu verkaufen. Hermione bewunderte ihn dafür. Für diesen unermüdlichen geduldigen sturen Willen, der ihn dazu brachte, einfach immer seinen Willen zu bekommen.
Zutraulich schmiegte sie sich in Dracos Arme. Ließ zu, dass er sie frustriert, knurrend an seine Brust zog und seine Nase in ihren Locken vergrub.
„Ich möchte meine Eltern besuchen", sagte sie irgendwann und Draco legte sein Kinn auf ihre Schulter, um ihr zuzuhören.
Irgendwann musste sie es tun. Draco hatte es ihr gesagt und es nagte an ihr. Jeden Morgen, wenn sie diese unsägliche Geburtstagseinladung auf ihrem Nachttisch sah, nagte es ein kleines bisschen mehr an ihrem Ego. Sie war feige wegzulaufen. Es war fast erniedrigend gewesen Draco zu erleben, den sie immer für feige gehalten hatte, wie er sofort die Konfrontation mit seiner Mutter gesucht hatte. Es führte ihr vor Augen, dass sie nicht ewig weglaufen konnte.
Sie musste irgendwo anfangen mit den Dingen, vor denen sie weglief. Mit ihrer Familie zu reden, zu dieser Geburtstagsfeier zu gehen, konnte der Erste Anfang sein. Sie war es Draco schuldig herauszufinden welchen Weg sie gehen wollte. Sie war es sich selbst schuldig.
„Ich habe sie seit mehr als drei Jahren nichtmehr gesehen und jeden Zyklus liegt dieser Brief von ihnen neben mir auf dem Nachttisch. Die Geburtstagseinladung von meinem Großvater."
Sie schluckte und ihre zierlichen Finger griffen um Dracos Unterarm um sich festzuhalten. „Du hast gesagt, dass ich zu dieser Geburtstagsfeier gehen soll und vielleicht sollte ich es einfach tun."
„Ich verstehe", sagte Draco und zog sie noch etwas näher. „Ich meine es ist eine verdammt lange Zeit. Vermisst du deine Eltern?"
„Manchmal. Ich weiß, dass sie sich nicht verändert haben. Dass sie nicht wissen, dass für mich drei Jahre vergangen sind. Ich glaube nicht, dass sie es begreifen könnten. Aber ich würde sie trotzdem gern wiedersehen."
„Sie sind deine Familie. Natürlich willst du sie wiedersehen. Du brauchst dich dafür nicht rechtfertigen", sagte er und drückte sie an sich. „Das ist doch absolut normal."
Hermione nickte und musste ein Lächeln unterdrücken. Sie fühlte sich an den Moment erinnert, als Draco sich entschlossen hatte Hyperion zu suchen. Vielleicht war es gar nicht so anders. Vielleicht hatte sie einfach nur länger für diesen Entschluss gebraucht. Trotzdem fühlte sie sich unbehaglich bei dem Gedanken.
„Kommst du mit?", fragte sie und sie wusste, dass es wie ein Betteln klang. Sie wollte nicht ohne Draco gehen, auch wenn das wahrscheinlich ein paar Probleme hervorrufen würde. Sie wusste nicht wirklich, wie ihre Familie auf Draco reagieren würde. Aber sie war bereit es herauszufinden.
„Natürlich komme ich mit. Ich wäre beleidigt, wenn du mich nicht mitnehmen würdest."
Hermione begann glücklich zu lächeln. Es war wahrscheinlich absolut bescheuert, denn sie verbrachte jeden Tag mit Draco. Irgendwie hatte sie erwartet Abstand zu brauchen. Menschen neigten dazu ihr auf die Nerven zu gehen, wenn sie zu viel Zeit mit ihnen verbrachte. Zum Glück war dieses Stadium noch nicht erreicht. Sie wusste nicht, ob sie hoffen sollte, es jemals zu erreichen. Oder begeistert, dass sie sich noch immer jeden Morgen freute ihn zu sehen.
„Wenn wir uns dann einig sind, dass wir hier in Kalkutta nichts mehr finden, dann hätte ich da noch einen neuen Zauber, den ich gerne ausprobieren würde", sagte Draco und sie konnte sein dreckiges Grinsen beinah hören. Belustigt musste sie schnauben. Manche Dinge änderten sich nicht. Und das Draco absolut notgeil war, würde sich wahrscheinlich auch nie ändern. Nicht, dass sie sich beschweren würde.
„Hat er irgendwas mit meinem und deinem Körper und der Berührung unserer Geschlechtsteile zu tun?", wollte sie belustigt wissen.
„Wenn ich das möchte, hat es damit zu tun. Lust dazu?", wollte er wissen und Hermione warf einen letzten Blick auf das Buch, in dem sie gelesen hatte. Sie hatte diese Unterhaltung begonnen, da sie es nicht weiterlesen wollte.
„Ja, gerne. Was soll ich tun?", fragte sie und Draco küsste ihren Hals, bevor er sie freigab.
„Zieh dich aus", ordnete er an und Hermione musste lächeln. Sie mochte es, wenn Draco das sagte. Es war immer der auftankt zu verdammt gutem Sex. Außerdem genoss sie es sich vor ihm zu entkleiden, seinen zufriedenen wollüstigen Blick zu sehen, wenn er ihren Körper betrachtete. Es sorgte dafür, dass sie sie einfach nur gut fühlte.
„Kannst du mir mit dem Reisverschluss helfen?", wollte sie wissen und Draco stand wortlos auf, um ihn zu öffnen. Sie hätte ihr Kleid auch mit einem Zauber öffnen können, doch sie genoss die sanfte kurze Berührung, als seine langen Finger ihre Wirbelsäule entlangkrochen, um sie zu entblößen. Kurz gab sie sich dem Gefühl hin, doch dann löste Draco sich von ihr und setzte sich in einen der Sessel gegenüber vom Bett. Hermione ließ ihr Kleid von den Schultern gleiten, fing den zarten Stoff mit den Fingern auf und stieg umsichtig aus dem Kleidungsstück, bevor sie es neben sich auf den Boden legte. Dann öffnete sie ihren BH, streifte die Träger über die Arme und ging in die Hocke, um ihn auf das Kleid zu legen. Sie sah zu Draco auf, genoss seinen Blick, während sie sich langsam entkleidete und spürte beinah die Vorfreude auf das, was kommen würde. Sie schmiegte sich wie ein sanfter Schauer über ihre Haut und sorgte dafür, dass ihre Brustwarzen steif und empfindlich wurden. Als letztes fasste sie rechts und links in ihr Höschen und zog es sich von der Hüfte. Bückte sich, bis es am Boden angekommen war und stieg umsichtig hinaus. Sie legte das Höschen zu ihrem Kleid und erhob sich wieder. Vollkommen nackt trat sie vor Draco, ließ seinen Blick über sie wandern und ließ sich geschmeidig vor seinen Füßen nieder.
