Autorenanmerkung:

Dies ist meine erste DQMW-Fanfiction und sie spielt in Staffel 2, Folge 23 – In tödlicher Gefahr Teil 2.

Nachdem Michaela zu Sully gesagt hat, sie könne nach der Sache mit Catherine nicht mit ihm zusammen sein, fehlte mir irgendwie eine richtige Versöhnung, in der sie wieder zum Paar werden. Sie nähern sich zwar immer mehr an und kommen durch die Entführung wieder zusammen, aber man hätte da sicherlich noch ein paar schöne Szenen einfügen können. ;) :)

Die Fanfiction startet, als Sully Michaela nachts vor den Abtrünnigen rettet und sie nach dem Kampf mit One-Eye in den Fluss trägt.

Teilweise habe ich Originaldialoge genutzt, oft nur die Handlung zusammengefasst.

Disclaimer/Haftungsausschluss: Ich besitze keinerlei Rechte an den Charakteren, Texten und Ideen aus Dr. Quinn-Ärztin aus Leidenschaft (Autorin: Beth Sullivan; Sender: CBS).

Die Fanfiction-Story dient lediglich dem nichtkommerziellen, privaten Gebrauch und (hoffentlich =) ) zur Freude der Fans.

Zurück zu dir

Nachdem Sully One-Eye zu Boden geschlagen hatte, nahm er sein Messer und schnitt Michaelas Handfesseln durch. Danach hob er sie hoch und trug sie in den Fluss.

So leise wie möglich watete er mit ihr ins Wasser und beide begannen ins Dunkel der Nacht zu schwimmen.

Hinter ihnen hörten sie bereits die Rufe der abtrünnigen Cheyenne-Indianer, die trotz Sullys fast geräuschlosem Kampf mit One-Eye etwas bemerkt haben mussten.

Durch einige neu hinzugekommene Fackeln der Indianer wurde es plötzlich sehr hell am Flussufer und Sully und Michaela entkamen nur mit viel Glück dem Lichtschein des Feuers.

In der Mitte des Flusses angekommen, tauchten sie atemlos unter und bewegten sich ganz langsam unter der Wasseroberfläche fort.

Sully hatte Michaela am Arm gegriffen und zog sie sanft, aber bestimmt, mit sich weiter.

Als sie ein Stück getaucht waren und Sully Schilfrohre mit seiner freien Hand ertasten konnte, kam er vorsichtig wieder nach oben.

Sie waren etwas den Fluss hinab gedriftet und am anderen Ufer angekommen. Als Sully sich sicher war, dass das Schilf sie vor den Lichtkegeln der Fackeln schützte, zog er Michaela nach oben, die geräuschlos nach Luft schnappte.

Beide waren sich der großen Gefahr bewusst, von den Abtrünnigen entdeckt zu werden und harten bewegungslos aus. Sie sahen zu, wie die Cheyenne rund um das Lager ausströmten, um ihre entflohene Geisel zu suchen.

Sobald die meisten Männer sich etwas vom Fluss entfernten, kehrten die beiden in die schwarze Dunkelheit zurück und ihre Augen mussten sich kurz daran gewöhnen, nur im Mondlicht zu sehen.

Sully spürte, dass Michaela noch immer voller Angst war und strich mit seiner Hand sanft über ihren Arm, den er weiterhin umgriffen hielt. Sie sah ihn an und ihre Lippen formten ein tonloses „Danke".

Er deutete ihr mit dem Kopf, dass sie weiter mussten. Er hatte lange genug bei den Cheyenne-Indianern gelebt, um zu wissen, dass sie den Fluss weiter im Blick behalten würden. Natürlich war es eine Möglichkeit, in der Dunkelheit des Waldes zu verschwinden, aber der Fluss war eindeutig der schnellere und bessere Fluchtweg.

Langsam und so geräuschlos wie möglich, schwammen Sully und Michaela am gegenüberliegenden Ufer des Kriegerlagers mit der Flussströmung weiter.

Als die Fackelfeuer immer kleiner wurden, versuchte Sully im Dunkel der Nacht eine geeignete Ausstiegsstelle für sie zu finden.

Er kannte die Gegend nur ein wenig von seinen früheren Touren, die er zusammen mit Cloud Dancing und den anderen Cheyenne, aber auch ganz alleine für sich gemacht hatte. Es gab hier nicht viel, außer hohe Felswände.

Als er früher an diesem Tag nach Michaela und den Abtrünnigen gesucht hatte, hatte er deshalb auch gleichzeitig nach Höhlen als mögliches Versteck Ausschau gehalten, aber nichts Passendes gefunden.

Er verlangsamte ihr Tempo in der Strömung des Flusses, in dem er sich immer wieder kurz an Bäumen und Ästen festhielt, die vom Ufer ins Wasser ragten. Er ließ seinen Blick über die Felsformationen am Ufer schweifen und suchte nach einer Schutzmöglichkeit.

Michaela schwamm durch seine Stopps unweigerlich auf ihn zu und er legte seinen Arm um ihre Taille und drückte sie eng an sich.

Sie hielt sich an ihm fest und legte ihren Kopf auf seine Schulter.

Angst, Verzweiflung und Müdigkeit standen ihr ins Gesicht geschrieben. Er wollte sie so gerne trösten, doch erst mussten sie in Sicherheit sein.

Als sie sich langsamer weiter treiben ließen, fiel ihm plötzlich ein Felsvorsprung auf.

Der Fluss machte eine Biegung und als sie auf eine kleine Bucht zusteuerten, hielt er sich am nächsten Stein am Flussufer fest und stoppte seine und Michaelas Bewegung im Wasser. Sully zog sie beide in die Bucht, in der das Wasser so niedrig war, dass sie stehen konnten. Beide fröstelten kurz in der Kühle der Nacht und Sully strich ihr sanft über den Rücken. „Schau mal, da oben können wir uns vielleicht etwas ausruhen", sagte er und deutete mit seinem Kopf auf das Gebirge vor ihnen. Michaela blickte nach oben und nickte erschöpft.

Er half ihr aus dem Wasser zu steigen und als auch er sich aus dem kühlen Gebirgsfluss zog, stützte er sie und sie gingen langsam über eine grasbewachsene Fläche in Richtung des Gebirges.

Der Boden unter ihnen änderte sich bald in kleine Kiesel und spitze Steine und Michaela brach fast zusammen, als sich der harte und scharfe Untergrund in ihre wunden Füße bohrte. Sully fing sie auf und nahm sie wieder in seine Arme. „Ist alle in Ordnung mit dir?" „Ja, nur meine Füße …." „Ich trage dich. Mach dir keine Sorgen!"

Über einige größere Kieselsteine, kleine bewachsene Flächen und Felsformationen gelangten sie zu dem Felsvorsprung, den Sully vom Fluss aus gesehen hatte.

Es gab eine kleine Aushöhlung im Fels, die wie ein Dach wirkte und etwas Schutz vor Wind, Wetter und Einsicht vom Fluss her bot. Direkt davor befand sich eine kleine Fläche, von der man den Flussverlauf im Tal gut sehen konnte.

Hinter einem weiteren Felsvorsprung daneben, konnte Sully einen kleinen Wald erkennen.

Er war etwas außer Atem vom vielen Klettern mit Michaela auf seinen Armen. Sie war so leicht wie eine Feder und schmiegte sich sanft an ihn, aber er hatte einige Höhenmeter überwinden müssen.

Vorsichtig setzte er sie unter dem Schutz des Felsdaches ab. Sie hielt ihn an seinen Schultern fest und sah ihn ängstlich an, unsicher, ob sie ihre Rettung gerade nicht nur geträumt hatte. Er strich ihr mit seinen Händen über die Arme und zog sich dann langsam zurück. Sie sah ihn fragend an. „Du musst dich ausruhen. Ich hole ein paar Äste aus dem Wald dort hinten, damit zu weicher liegst", sagte er erklärend. „Zieh deine nassen Kleider aus, sonst holst du dir den Tod."

Er verschwand hinter dem nächsten Felsen und kam einige Minuten später mit mehreren großen Tannenzweigen zurück.

Michaela hatte inzwischen ihre zerrissene Bluse und ihren Rock inklusive Unterrock ausgezogen und saß in ihrem Leibchen und ihrer Unterhose auf dem Felsvorsprung. Sie rieb ihre Arme und Beine, um sich etwas zu wärmen.

Er breitete die Zweige direkt neben der Felswand aus und sie setzte sich vorsichtig darauf. Ihre Knochen und insbesondere ihre Füße schmerzten bei jeder Bewegung von den Strapazen der letzten Tage.

Sully zog sein nasses Hemd über den Kopf und schlüpfte aus seiner Hirschlederhose. Dann trug er alle nassen Kleidungsstücke an den östlichen Felsrand, um sie dort zum Trocknen auszubreiten.

Als er zu ihrem Lager zurückkehrte, lag Michaela zusammengekauert und mit geschlossenen Augen auf den grünen Nadelzweigen. Er war sich nicht sicher, ob sie wirklich schon schlief, genoss aber für einen Moment ihren Anblick.

Leise bewegte er sich über sie hinweg, um sich hinter ihr an die Felswand zu legen und sie so von hinten vor der Kälte zu schützen. Zögernd legte er seine Hand auf ihre Schulter.

Kaum spürte sie seine Berührung, griff sie nach seiner Hand und zog seinen Arm nach vorne vor ihre Brust.

Überrascht rückte er näher an sie heran und sie kuschelte sich an ihn.

Seine Unterhose und ihre Unterwäsche waren noch leicht nass vom schwimmen im Fluss, aber durch die Baumwolle hindurch konnten beide deutlich die Körperwärme des anderen spüren.

Sie berührten sich nun vom Kopf bis zu den Knien und Sully legte sein Kinn sanft auf ihre Schulter.

„Du schläfst ja doch nicht", flüsterte er in ihr Haar.

„Nein. Zu viele Gedanken in meinem Kopf", hauchte sie leise.

Sie streichelte sanft über seine Hand, die auf ihrem Bauch lag und sie leicht an ihn drückte. „Ich kann es kaum glauben, dass wir den Abtrünnigen entkommen konnten", gab sie zu.

„Hab keine Angst mehr, ich bin bei dir. Hier oben finden sie uns nicht so schnell. Ruh dich erstmal aus."

Auch Sullys Gedanken rasten in seinem Kopf. Er war glücklich, sie endlich gefunden zu haben. Aber die Cheyenne waren weiter in Gefahr und General Custer hatte keinerlei Skrupel seinen Plan umzusetzen, wenn sie nicht rechtzeitig zurück kommen würden.

Doch er war sich sicher, dass sie es noch schaffen konnten.

Sully konnte kaum glauben, wie nah er seinem Herzlied im Moment sein durfte. Er wagte es nicht, seine Hand vor ihrem Bauch zu bewegen und sie zu streicheln, aus Angst, sie könnte ihn wieder von sich stoßen. In den letzten Wochen waren sie sich auf freundschaftlicher Ebene wieder näher gekommen und es schien ihm, als sei ihr Vertrauen in ihn fast wieder komplett hergestellt. Oft hatte sie seine Nähe gesucht und war in seine Umarmung geflüchtet, wenn Sie Hoffnung teilen wollte oder jemanden zum Reden brauchte. Er war wie versprochen für sie da gewesen. Aber er wusste, dass es allein ihre Entscheidung war, ihn wieder als mehr als nur einen guten Freund zu sehen.

Er fühlte, wie ihre Körper sich gegenseitig wärmten und sie sich langsam entspannte.

Wie gerne hätte er ihr einen Kuss auf die Wange gehaucht und sie getröstet. Er wollte gar nicht darüber nachdenken, was sie in den vorangegangenen Tagen bei den Abtrünnigen hatte erleiden müssen.

„Sully?", fragte sie plötzlich. „Ja?" „Danke – danke, dass du mich gerettet hast!", sagte sie aus vollem Herzen und lies ihre Finger mit seinen verschränken. „Ich bin auch sehr froh, dass ich dich gefunden habe!" Michaela drehte sich auf ihren Rücken und sah ihn an, ohne seine Hand loszulassen.

„Es ist so viel passiert in den letzten Tagen und ich habe über so vieles nachgedacht", begann sie. Er legte ihr einen Finger auf den Mund: „Sht, das hat alles Zeit. Schlaf erst mal ein bisschen."

Sie griff mit ihrer freien Hand nach seiner und küsste leicht seinen Finger auf ihren Lippen. „Bitte, hör mir zu. Ich kann im Moment sowieso nicht schlafen. Ich bin viel zu aufgeregt, wegen der Geschehnisse der letzten Tage. Und gleichzeitig erleichtert und glücklich, hier bei dir zu sein." Sully sah ihr direkt in die Augen und nickte ihr zu.

Langsam begann sie von ihrer Entführung zu erzählen. Davon, wie Cloud Dancings Sohn sie mehrfach vor One-Eye gerettet hatte und letztendlich sein Leben verlor, als er ihr zur Flucht verholfen hatte. Und wie ihre Hoffnung auf eine Rettung der Cheyenne und ihres eigenen Lebens nach ihrem missglückten Fluchtversuch immer kleiner wurde.

Dann hielt sie inne. Sully hatte sich auf seinen Ellbogen gestützt und hörte aufmerksam zu. Während sie unter dem Schutz des Felsdaches lagen, streichelte sie zärtlich über seine Hand. „Sully, ich habe viel darüber nachgedacht, was in den letzten Wochen passiert ist. Bevor die Abtrünnigen mich entführten, sagtest du, dass du mich nicht im Stich lassen würdest. … Mir ist klar geworden, dass du es nie getan hast.

Nicht, als wir Freunde waren. Nicht, als wir ein Paar wurden und auch nicht, als ich dir sagte, dass ich im Moment nicht mit dir zusammen sein könnte. Du warst immer für mich da. Und du hast mich befreit." „Ich wünschte, ich hätte die Entführung verhindern können. Es tut mir leid." „Du kannst nichts dafür. Die Indianer waren in der Überzahl."

Beide hingen ihren Gedanken nach, als sie langsam weitersprach: „Sully, wegen der Sache mit Catherine … hast du wirklich nicht mehr für sie empfunden?"

Er sah sie erstaunt an. „Nein, wir waren nur Freunde. Wir waren uns ähnlich und kannten das gleiche Leben bei den Indianern. Ich fand sie schön, ja. Aber mein Herz gehörte immer nur dir! … Es tut mir sehr leid, dass ich dich so verletzt habe." „Dann hättest du sie von selber nicht geküsst?" „Nein, das wäre mir nie in den Sinn gekommen." „Auch nicht, weil ich dich immer auf Abstand hielt?" „Nein. … Ich weiß, dass ich den Kuss nie hätte zu Stande kommen lassen sollen. Als ich ihre Lippen auf meinen spürte, habe ich mich gleich zurückgezogen. Ich weiß, dass es falsch war, sie mich küssen zu lassen. Ich würde es so gerne ungeschehen machen, aber das kann ich nicht."

Michaela schluckte: „Ich weiß. … Und ich glaube dir. … Sie ist eine hübsche Frau und ich kann verstehen, dass Männer sie toll finden. … Und vielleicht habe ich dich unterbewusst ja doch in ihre Arme getrieben, durch meine Zurückhaltung."

„Nein, Michaela. … Natürlich habe ich mich nach mehr Nähe zu dir und deinen Küssen gesehnt. Aber ich wollte immer nur dich."

Michaela drehte sich wieder zur Seite und er schmiegte sich wie selbstverständlich an sie.

Nachdem sie eine Weile geschwiegen hatten, sprach sie leise weiter: „Sully – ich habe deine Küsse immer sehr genossen. Jede Berührung war schön. Jede Umarmung, jedes Streicheln. … Aber ich hatte solche Angst."

„Aber wovor denn?" fragte Sully, der ganz überrascht war, dass sie über ihre Zeit als Paar sprach. „Angst davor … was kommt, wenn die Küsse weitergehen. … Wo es hinführt, wenn ..." Sie brach ab und eine Träne lief über Ihre Wange.

„Michaela, ich hätte nie etwas getan, was du nicht gewollt hättest. Ich hätte rechtzeitig gestoppt." „Aber du warst bereits verheiratet … und ich nicht."

Er strich sanft die Träne von ihrer Wange.

„Weißt du, in Boston ist man nicht einmal als verlobtes Paar alleine. Küsse werden nur zur Begrüßung und zum Abschied ausgetauscht. Und auch dann oft nur auf die Wange. Im besten Fall ganz kurz auf den Mund. Alles andere gehört in die Ehe."

„Ich weiß, dass hier unsere Welten aufeinander prallen", antwortete Sully verständnisvoll. „Aber ich wollte dir mit meinen Berührungen nur zeigen, wie viel du mir bedeutest."

„Ich weiß. Irgendwie steht mir hier im Westen immer wieder meine Erziehung im Weg. … Es tut mir leid, dass ich dich immer zurückgestoßen habe."

„Ich verstehe dich, Michaela. … Und ich hoffe, dass du weißt, dass auch ich Unterschiede zwischen werben, verlobt und verheiratet sein sehe. Ich hätte nie etwas getan oder von dir verlangt, das nicht angebracht gewesen wäre."

Beide hingen weiter ihren Gedanken nach. Sullys Arm lag wieder vor Michaelas Bauch und sie streichelte langsam darüber.

„Michaela, fandest du unsere Küsse zu früh?", fragte er vorsichtig nach. „Nein. Das heißt, anfangs dachte ich das. Aber später fand ich es in Ordnung. … Nur vielleicht nicht unbedingt vor den Kindern." Beide schwiegen wieder.

„Es scheint, als müsste ich hier noch einiges lernen. Vor allem Vertrauen.", sagte sie leise.

Beide genossen eine Weile die gegenseitige Nähe und die Stille, als Michaela plötzlich sagte: „Als die Abtrünnigen mich hatten - ich habe gewusst, dass du kommst. … Ich habe es gespürt, Sully!" Sie drehte sich wieder auf ihren Rücken und sah ihn an.

„Wie hast du mich gefunden?"

Sully blickte ihr direkt in die Augen. „Wolf und die Cheyenne haben mir geholfen. Aber irgendwann wusste ich nicht mehr weiter. … Da habe ich plötzlich gespürt, dass du ganz in der Nähe bist. Es war, als hätte ich dich nach mir rufen hören."

„Ich verstehe. … Und verstehe es nicht. … Es war, als hätte ich plötzlich wieder Hoffnung, dass du da sein würdest. … Was ist das, Sully?"

Auch Sully fiel es schwer mit Worten auszudrücken, wie er den restlichen Weg zu ihr gefunden hatte.

Tief in seine Seele wusste er, was es war. Er legte ganz sanft seine Hand auf ihr Herz.

„Es ist hier … eine Verbindung", sagte er leise. Sie schnappte leicht nach Luft, als sie seine Hand auf ihrem Leibchen und ihrer Haut spürte. Ihre Hand legte sich auf seine und wie abgesprochen verschränkten sich wieder ihre Finger.

„Du bist mein Herzlied. … Wirst es immer sein." Seine Stimme war noch leiser geworden.

Er legte seine Stirn gegen ihre und sie streichelte zärtlich seine Wange.

„Sully, … ich vermisse dich … sehr. … Eigentlich schon die ganze Zeit. Aber in den letzten Tagen wurde es mir klar, wie sehr ich mich in den letzten Wochen seit unserer Trennung nach dir gesehnt habe. … Es tut noch ein bisschen weh, aber mein Herz ist am Heilen. … Ich weiß nicht, ob du mich noch willst. … Aber wenn ja, … wäre ich gerne wieder mit dir zusammen. … Und ich möchte lernen, dir auch körperlich näher zu sein und Berührungen und Küsse auszutauschen. … Ich möchte dir wieder vertrauen."

Sully konnte kaum glauben, was er da hörte. Konnte das wirklich wahr sein? Nach Wochen der Einsamkeit und des Abstandes zwischen ihnen, legte sie ihm ihr Herz zu Füßen und wollte wieder die Frau an seiner Seite sein.

Ein glückliches Lächeln huschte über sein Gesicht, als er sie liebevoll an sich drückte und in ihr Ohr flüsterte: „Ob ich dich noch will? Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als dein Partner zu sein! Mein Herz gehört nach wie vor dir."

Erleichtert entspannte sie sich an ihm und begann auch zu lächeln. Sie drehte sich erneut zur Seite und ihre Finger verschränkten sich vor ihrem Bauch wieder mit seinen.

Sie hielten sich glücklich fest. Sully sehnte sich danach, sie zärtlich zu küssen und noch näher zu ziehen. Doch er wagte es nicht. Zu groß war die Gefahr ihre neu aufgeflammte Liebe und ihr Vertrauen in ihn zu zerstören.

Michaela schmiegte sich in Sullys warme Umarmung und beide schliefen bald darauf ein.

Beide wussten tief in ihren Herzen, dass sie zusammengehörten. Sie hatten noch einen langen Weg vor sich, bevor sie da waren, wo sie als Liebespaar sein wollten. Aber sie waren sich sicher, dass sie den Weg gemeinsam finden würden. Ihre Herzen würden ihnen den Weg zeigen.

Als Sully am nächste Morgen aufwachte, war die Sonne bereits aufgegangen. Seine Sinne begannen sich zu regen, als er spürte, dass er nicht wie üblich in seinem Unterschlupf am Waldrand lag. Er spürte Michaelas Körper ganz nah an seinem und fühlte Glück und Erleichterung in sich. Er hatte sie tatsächlich gefunden und vor den Abtrünnigen gerettet.

Noch mit geschlossenen Augen versuchte er abzuschätzen, ob sie weiterhin in Sicherheit waren. Da alles um sie herum still war, öffnete er erleichtert seine Augen.

Das erste,was er erblickte, war Michaelas schönes Gesicht direkt vor ihm. Sie hatte ein paar Kratzer abbekommen und er hoffte inständig, dass es die einzigen Wunden waren, die ihr zugefügt wurden.

Sie schlief friedlich in seinen Armen und er konnte sein Glück kaum fassen. Ihm fiel ihr langes Gespräch aus der Nacht davor wieder ein und ihm wurde klar, dass sie wirklich wieder zusammen waren. Immer noch überrascht und erstaunt über die Wendung der Dinge, vergrub er kurz seinen Kopf in ihren Haaren.

Auch nach Tagen draußen in der Wildnis konnte er noch leicht den Duft der Veilchenseife erkennen, mit der sie ihre Haare immer wusch. Er schloss kurz erneut die Augen und sog ihren Duft in sich auf. Fast ohne sie zu berühren, ließ er seine Lippen auf ihrem Hals nieder und wanderte sanft nach vorne zu ihrer Wange. Sie seufzte leise im Schlaf und er wagte es ihr einen kurzen, leichten Kuss auf die Wange zu hauchen.

Sie sah so friedlich und gleichzeitig so verletzlich aus.

Sully strich zärtlich über ihren Arm und stand dann schweren Herzens auf, um vorsichtig hinunter ins Flusstal zu blicken. Es schien noch alles still zu sein, doch ihm war klar, dass die Abtrünnigen Cheyenne weiter nach ihnen suchten.

Er angelte nach seiner Hirschlederhose, die in der Morgensonne bereits getrocknet war und zog sie sich über.

Michaela lag weiter im Schutz des Felsdaches und schlief tief und fest.

Er lächelte und war dankbar für ihr Vertrauen. Wie gerne hätte er sie ganz nah an sich gezogen und ihr mit seinen Küssen gezeigt, wie sehr er sie liebte. Er hoffte inständig, dass er ihr irgendwann all seine Liebe geben dürfte und dass ihre Angst sich dann in Luft auflösen würde.

In dem kleinen Wäldchen neben ihrem Felsvorsprung sammelte er ein paar Brombeeren und legte sie auf ein trockenes Stück Baumrinde. Dann fand er noch einen Bienenstock und konnte eine Bienenwabe entnehmen. Er aß selbst ein paar Beeren direkt vom Strauch und ging dann zurück zu Michaela.

Sully vergewisserte sich immer wieder, dass die Abtrünnigen ihnen nicht auf der Spur waren. Er ahnte, dass sie bei Tagesanbruch erneut ausgeströmt waren und mit ihren Pferden nach ihnen suchten.

Besorgt blickte er immer wieder zu Michaela, die noch tief schlief. Ab und zu bewegte sie sich unruhig im Schlaf, erwachte aber nie aus ihren Träumen.

Erst am späten Nachmittag wurde Michaela wieder wach. Sie brauchte einen Moment, um sich zu orientieren. Sie hatte im Traum nochmal die Tortouren ihrer Entführung erlebt, aber auch dringend nötigen Schlaf nachholen können.

Als ihr wieder bewusst wurde, was in der letzten Nacht passiert war und sie merkte, dass sie alleine unter dem Felsdach lag, rief sie sofort ängstlich nach Sully.

Sie war froh, dass er nicht weit weg am Abgrund stand und gleich zu ihr zurück kam. Sehnsüchtig streckte sie ihm ihre Hand entgegen.

Sie wollte ihm so gerne für ihre Rettung und seine Fürsorge danken und gleichzeitig übermannte sie fast ihre große Liebe, die sie die ganze Zeit zurückgehalten hatte.

Schnell war Sully wieder bei ihr und versicherte ihr, dass sie in Sicherheit waren.

Sie hielten sich gegenseitig an den Händen und Sully küsste voller Ehrerbietung Michaelas Finger.

Er sehnte sich so sehr danach sie auf den Mund zu küssen, doch nach all den Zurückweisungen der Vergangenheit und der Zeit der Kälte zwischen ihnen, wagte er nicht diesen Schritt zu gehen. Er war froh, dass es ihr einigermaßen gut ging, sie wollte wieder mit ihm zusammen sein und lies ihn im Moment so sehr ihre verletzliche Seite sehen, dass es ihm schwer fiel, sich zurückzuhalten. Sie sah so schön aus und lies ihn so tief in ihre Seele blicken, dass er all seine Kraft aufwenden musste, um seine Leidenschaft für sie zurückzunehmen.

Er wandte sich schnell ihren Füßen zu und tupfte sanft den Dreck und das Blut von ihren Wunden.

Und plötzlich war da wieder dieser Gedanke, dass die Indianer ihr vielleicht mehr angetan haben könnten. Er musste es wissen. Auch, wenn es ihm das Herz brechen würde, wenn ihr ein anderer Mann gewaltsam nah gekommen war.

Sein Herz setzte einen Moment aus, als er auf ihre Antwort wartete. Erleichterung machte sich in ihm breit, als sie seine indirekte Frage verstand und ihm ihr „Nein" anvertraute.

Er drehte sich wieder zu ihr zurück und sie sahen sich tief in die Augen. Nie zuvor hatte sie ihm so offen in die Augen gesehen. Er konnte sehen, was sie in ihrem Herzen fühlte.

Als er sie daran erinnerte, etwas zu essen, verfolgte er gespannt ihre Bewegungen.

Nach langer Zeit ohne Nahrung nahm sie den vollen Geschmack des Honigs auf und leckte ihre Finger ab.

Sie hielt inne, als sie ihm wieder in die Augen blickte. Seine tiefblauen Augen waren voller Liebe für sie.

Auch er sah ihr tief in die Augen und erkannte die Sehnsucht, die aus ihnen sprach.

Ihr Mund war in diesem Moment zu verführerisch für ihn, dass er nicht anders konnte, als sie leidenschaftlich zu küssen.

Nie war es vorher zu einem solch intimen Moment zwischen ihnen gekommen, nie hatte er es gewagt, ihre Lippen mit solcher Inbrunst einzunehmen.

Michaela hatte nie zuvor solch ein Gefühl für einen Mann gehabt. Sie öffnete leicht ihren Mund und erwiderte glücklich seinen Kuss.

Sully legte sein ganzes Herz in diese Berührung ihrer Lippen, wollte ihr so sehr zeigen, was sie für ihn bedeutete. Er bemerkte erleichtert, dass sie genauso sehr auf die Besiegelung ihrer Liebe mit einem Kuss gewartet hatte, wie er. Gleichzeitig wurde ihm klar, dass er zu schnell zu weit ging und zog sich bald zurück. Er hatte Angst, dass sie ihn nach einem solchen Kuss zurückstoßen würde, dass er hätte vorsichtiger sein sollen. Stattdessen sah sie ihn offen und voller Liebe an und bat: „Halt mich! … Halt mich."

Er schlang seine Arme um sie und wiegte sie an seiner Brust.

Sully versuchte zu Atem zu kommen und konnte kaum glauben, dass sie ihm so nah war und sogar kleine Küsse und Streicheleinheiten auf seinem nackten Oberkörper und seinem Gesicht verteilte.

Wie lange hatte er sich nach einer Versöhnung mit ihr gesehnt und wie schön war es nun mit ihr auf seinem Schoss dazusitzen und sie zu streicheln.

Sie saßen lange so auf dem Felsvorsprung und genossen ihre neu gewonnene Liebe in ihrer Umarmung.

Michaela brauchte Sullys Trost und seine Nähe nach der Entführung und sie war glücklich und froh, dass er wieder ihr Freund sein wollte.

Während sie weiter ihren Kopf gegen seine Brust lehnte, erzählte er ihr von den Geschehnissen in Colorado Springs. Beiden war klar, dass sie so schnell wie möglich zurück mussten. Sully erklärte ihr grob den Weg, den sie bei Einbruch der Nacht vor sich hatten und sie bereiteten sich innerlich auf eine lange Kletterpartie vor.

Bis zum frühen Abend sprachen sie über vieles, dass sich in den vergangen Wochen ereignet hatte.

Irgendwann kam Sully ein Gedanke, der ihn sehr schmerzte. „Michaela?", fragte er leise in ihr Haar. Sie sah ihn aufmerksam an. Er setzte sie wieder auf die Tannenzweige und schaffte etwas Raum zwischen ihnen. Sofort streckte sie ihre Hände nach ihm aus und er nahm sie beschützend in seine. „Ich möchte dich nur etwas fragen. … Der Referent und du … ?"

Michaela nahm sein Gesicht in ihre Hände und strich sanft darüber. Sie schüttelte leicht den Kopf und sah ihm tief in die Augen, als sie sagte: „Es gab kein uns. Und es wird nie eines geben. … Ich habe den Referent nie geliebt. Ich mag ihn, ja, er ist ein guter Freund. Wir wollten die Waisenkinder retten und ich fühlte mich geehrt, dass er mich heiraten wollte. Aber ich weiß, dass es die falschen Motive gewesen wären. … Es tut mir leid, wenn ich dir damit weh getan habe und dich verwirrt habe, Sully. … Mein Herz gehört nur dir!" Ein Lächeln huschte über Sullys Gesicht und sie sahen sich glücklich an.

Er zog sie wieder näher zu sich und ihre Lippen trafen sich für einen süßen Kuss.

Beide legten sich nochmal kurz hin, um ein bisschen Schlaf für die bevorstehenden Stunden zu bekommen.

Als die Sonne über den Berggipfeln stand, holte Sully ihre nun trockenen Kleider vom Felsvorsprung und sie zogen sich komplett an. Sully half Michaela ihren Rock zu schließen und zog sie dann für eine sanfte Umarmung an sich.

„Danke für alles!", sagte sie, als sie sich zu ihm umdrehte.

„Keine Ursache. … Egal was passiert, wir schaffen das", murmelte er gegen ihre Stirn.

Sie sahen sich nochmal tief in die Augen und küssten sich mehrmals zärtlich.

Michaela hielt kurz inne. „Zu viel?", fragte er unsicher. „Nein, es ist sehr schön", antwortete sie mit leicht geröteten Wangen und küsste ihn etwas länger wie zur Bestätigung.

Sully nahm Michaela auf seine Arme und trug sie über einige Felsvorsprünge wieder hinunter zum Fluss. Sie mussten ein Stück dem Flussverlauf folgen, um an eine weitere Felsformation zu kommen.

Sobald das Gelände etwas leichter zu begehen wurde, bat Michaela Sully, sie wieder auf den Boden zu lassen. Vorsichtig gingen Sie weiter und erklommen nach und nach den Berg, hinter dem Sully seinen treuen Begleiter Wolf zurückgelassen hatte.

Die Sonne begann gerade hinter den Bergen unterzugehen,als die beiden sich vor dem steilsten Stück befanden. Sie mussten den Gipfel überqueren und dann auf der anderen Seite wieder herunterklettern.

Michaela spürte nun wieder deutlich ihre Knochen und ihre Wunden, nachdem Sie ein gutes Stück gelaufen und den Berg hinaufgeklettert war.

Sie hatte sich gegen einen großen Stein gelehnt und versuchte wieder zu Atem zu kommen und sich etwas zu entspannen. Sully blickte den Berg hinauf und suchte nach dem besten Weg für sie beide. Ihm war klar, dass er Michaela wieder tragen musste.

„Geht's wieder?", fragte er sie, als plötzlich Schüsse fielen und Indianer ein Stück weiter unten am Berg auftauchten.

Schnell versuchte Michaela ihre Schmerzen bei Seite zu schieben und kletterte vor Sully den Berg hinauf. Beide liefen um ihr Leben und versuchten den Abtrünnigen zu entkommen.

Auf einem Felsvorsprung kam es zu einem Kampf auf Leben und Tod zwischen Sully und One-Eye, der die beiden dort oben angriff.

In Notwehr fiel One-Eye in den Tod, während Michaela und Sully sofort weiter fliehen mussten, um ihre Leben zu retten.

Allerdings entpuppte sich ihr Fluchtweg als Sackgasse und die bewaffneten Indianer kamen von allen Seiten näher.

Die einzige Lösung schien ein Sprung von den Felsen in das Gewässer am Fuß des Gebirges.

Beiden war klar, dass sie diesen Sprung mit dem Leben bezahlen mussten, wenn der kleine See nicht tief genug war und sie auf Felsen im Wasser aufkommen würden.

Die andere Alternative war, von den Abtrünnigen erschossen zu werden.

Michaela zog schnell ihren Rock aus und Sully nahm sie bei den Händen, um mit ihr Anlauf für den Sprung über die Klippen zu nehmen.

Ihm wurde bewusst, dass es vielleicht die letzte Möglichkeit war, ihr nochmal die für ihn wichtigsten Worte der Welt zu sagen und so sah er ihr tief in die Augen und sagte aus vollem Herzen: „Ich liebe dich!"

Sie sah ihn voller Angst an und antwortete aus ihrer tiefsten Seele und mit mehr Vertrauen, als sie je in jemanden gehabt hatte: „Ich liebe dich!"

Dann rannten sie los und sprangen jeder für sich in die Tiefe.

Der kleine See war unter der hohen Felswand zum Glück sehr tief und beide mussten kraftvoll zurück zur Wasseroberfläche tauchen, um Luft zu holen.

Kaum hatten sie die Wasseroberfläche erreicht, da ging auch schon ein Kugelhagel auf sie nieder. Schnell schwammen sie vor den abtrünnigen Indianern davon ans Ufer des Sees, wo sie durch Schilfgras und Gebüsch in einen kleinen Wald entkamen.

Sullys treuer Weggefährte Wolf hatte am Seeufer auf sie gewartet und wich ihnen nun nicht mehr von der Seite.

Da die Sonne nun schon am Untergehen war, breitete sich schnell Kälte aus.

Sully und Michaela standen im Wald an einen Baum gelehnt und versuchten zu Atem zu kommen.

Sie sahen sich an und Sully legte seinen Arm um ihre Schulter. „Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist", sagte er, als er sie näher zu sich zog. Sie ging in seine Umarmung und berührte mit ihren Händen seine Hüften: „Und ich erst. … Ich hatte solche Angst, dass alles umsonst war." Er küsste sie zärtlich auf die Wangen und auf den Mund und sie verharrten einen Moment in ihrer Umarmung und wärmten sich.

Sully suchte schnell einen Weg durch den Wald und um den Berg herum. Er trug Michaela nun wieder auf seinen Armen.

Sie hatten ein gutes Stück Fußmarsch vor sich, bis sie Sullys Pferd in einem kleinen Waldstück erreichten.

Sully lies Michaela auf den Boden und legte ihr eine warme Decke um die Schultern.

Er half ihr auf sein Pferd und setzte sich dann vor sie.

Sie rutschten eng aneinander und Michaela umarmte ihn von hinten. Sully griff nach hinten, um sie vor einem Sturz zu schützen und drückte sie mit seiner Hand auf ihrem Rücken noch enger an sich. Er erwischte dabei versehentlich auch ihren Hintern und sie sah ihn mit weit geöffneten Augen an.

„Entschuldige", sagte er etwas verlegen, da er diese Berührung nicht beabsichtigt hatte.

Nichtsdestotrotz hatte er das Gefühl unter seiner Hand genossen, aber er war sich im Klaren darüber, dass sie es nicht gut finden würde.

Michaela war überrascht, dass er sie an dieser Körperstelle angefasst hatte und spürte erstaunt, wie sich eine Gänsehaut auf ihrem Rücken bildete. „Ist ja nicht das erste Mal", sagte sie mutig und dachte an ihre allererste Begegnung zurück, als sie neu in den Westen gekommen war und sich ein Pferd gekauft hatte. „Mein Hintern scheint irgendwie wichtig zu sein, um mich richtig auf einem Pferd zu positionieren." Ein verschmitztes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Sully war erleichtert über ihre Reaktion und beide lachten auf.

„Kann es losgehen?", fragte er. Sie bejahte und legte ihren Kopf auf seine Schulter.

Er nahm seinen Arm nach oben und strich ihr sanft mit einem Finger über die Wange, bevor er die Zügel nahm und sie im Galopp in die Nacht ritten, um schnellstmöglich nach Colorado Springs zu kommen und die Cheyenne vor dem sicheren Tod am Galgen zu bewahren.

Sie ritten die ganze Nacht und den halben Tag hindurch und gönnten sich kaum Pausen. Mit jedem Kilometer, den sie sich der Stadt näherten, wuchs ihre Angst zu spät zu kommen.

Michaela hielt sich eng an Sullys Rücken gepresst und genoss seine Nähe. Obwohl er ein schnelles Tempo ritt, war er immer auch darauf bedacht, dass es ihr hinter ihm gut ging.

Immer wieder legte er beruhigend seine Hand auf ihre, die ihn am Bauch festhielt.

Es war bereits später Nachmittag, als sie endlich die große Wiese bei Colorado Springs erreichten, auf der General Custer den Galgen hatte errichten lassen.

Gerade noch rechtzeitig bemerkten die Dorfbewohner und die Soldaten Michaelas und Sullys Rückkehr.

Die Kinder schlossen sofort ihre erschöpfte Mutter in die Arme.

Sully reagierte blitzschnell, als Custer seinen Willen trotz Michaelas Anwesenheit durchsetzen wollte, und verhinderte die Hinrichtung seiner Cheyenne-Familie. Er zwang Custer zu seinem Wort zu stehen und alle waren froh, dass Schlimmeres verhindert werden konnte.

Nachdem Sully und Michaela Cloud Dancing den Tod seines Sohnes zur Rettung der Cheyenne mitgeteilt hatten, legte Sully einen Arm um sie und begleitete sie in die Stadt.

Sully brachte Michaela in ihre Klinik und Coleen versorgte die Wunden an ihren Füßen und Händen. Dorothy unterstützte sie dabei und versuchte vorsichtig nach eventuellen weiteren Wunden zu fragen. Sie konnte sich gut vorstellen, was Michaela angetan wurde und wagte kaum du denken, welche Gewalt sie erlitten haben könnte.

Sully war die ganze Zeit an Michaela Seite und hielt ihre Hand. Er hatte eigentlich draußen warten wollen, aber Michaela ließ ihn nicht gehen.

Er drehte sich leicht zur Seite, als Dorothy ihre Freundin leise und vorsichtig fragte, ob ihr körperliche Gewalt widerfahren war. Michaela wusste, dass auch Dorothy eine Vergewaltigung vermutete und sagte zaghaft: „Nein, mir ist nichts geschehen. … Sully hat mich gerettet." Sie drückte seine Hand etwas fester und er wandte sich ihr wieder zu und strich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht.

Dorothy war in jeder Hinsicht erleichtert. Ihr war die neue Verbundenheit der beiden nicht entgangen und sie lächelte glücklich in sich hinein.

Michaela wollte nach der Versorgung ihrer Wunden nur noch nach Hause und so fuhr sie mit Sully und den Kindern zum Gehöft.

Die Kinder waren glücklich, dass ihrer Mutter nichts geschehen war und erzählten ihr und Sully von den Geschehnissen in der Stadt aus den letzten Tagen.

Michaela nahm als erstes ein Bad und zog sich frisch an. Sofort fühlte sie sich wie neugeboren. Sully war indessen kurz zu seinem Unterstand gegangen, wusch sich im Fluss und kam in neuen Kleidern zurück zum Gehöft.

Zu seiner Überraschung saß Michaela auf der Veranda und wartete auf ihn. Coleen hatte die Verbände an ihren Füßen nach dem Bad bereits erneuert und Michaela spürte, wie die Heilsalbe ihre Wirkung tat.

Drinnen war Coleen mit der Vorbereitung des Abendessens beschäftigt und Matthew und Brian kümmerten sich um die Pferde in der Scheune. „Bist du nicht müde?", fragte Sully glücklich, als er sie erblickte.

„Doch, aber ich wollte auf dich warten." Er setzte sich neben sie auf einen Hocker und sie hielten sich an der Hand. „Bleibst du ein bisschen hier? … Ich meine, nicht nur fürs Abendessen?" „Sehr gerne." Er küsste sie kurz auf den Mund und sie lächelte ihn glücklich an.

Als die beiden Jungs aus der Scheune kamen und mit einem Kopfnicken zu Sully in der Hütte verschwanden, fiel Sully ihr Streit ein, den sie kurz vor ihrer Trennung wegen Catherine vor der Scheune geführt hatten. Michaela bemerkte seinen traurigen Blick und strich ihm sanft über den Arm. „Hey, die Cheyenne sind erst einmal in Sicherheit", sagte sie einfühlsam.

„Das ist es nicht." Er sah zu Boden.

Ihm war klar, dass man im Streit oft Dinge sagte, die man nicht meinte und die man später bereute. Und er wusste, dass Michaelas Frage in ihrem Streit keinen Sinn ergab und sie in diesem Moment völlig außer sich war. Sie waren wieder zusammen und sie hatte ihm ihr Herz geöffnet. Aber er war sich sicher, dass es eine Unsicherheit in ihr gab und er wollte sie ihr gerne nehmen. Damals hatte er nicht auf ihre Frage geantwortet, da sie für ihn völlig aus dem Zusammenhang gerissen war. Und weil er wusste, dass jedes weitere Wort die Situation hätte eskalieren lassen können. Und doch hing ihre eigentliche Frage noch immer in der Luft. Doch dies war kein Thema für einen Streit. Sie waren beide nicht in der richtigen Stimmung für ein vertrauensvolles Gespräch gewesen. Er wusste, dass es ein großer Vertrauensschritt war, ihr ehrlich darauf zu antworten. Er wollte ihr dieses Vertrauen schenken, aber nicht in dieser aufgeregten Stimmung, in der Wut, in der sie sich damals befanden. Die Situation hatte einfach nicht gepasst.

„Michaela, erinnerst du dich an unseren Streit vor der Scheune?" „Sully, ..." Jetzt war sie diejenige, die ihre Augen zu Boden wandte.

Er berührte ihr Kinn mit seinem Finger und zog ihr Gesicht sanft nach oben. Als sie sich in die Augen sahen, flüsterte sie: „Es tut mir leid ..."

„Ich weiß. Mir auch. … Aber ich schulde dir noch eine Antwort." Sie blickte ihn erstaunt an.

Ihm war bewusst, dass die Kinder im Haus nur ein paar Schritte entfernt waren und dass sie ihr Gespräch gedämpft hören konnten.

Er senkte deshalb seine Stimme, denn diese Worte waren nur für sie bestimmt:

„Michaela, … Abigail war meine erste und einzige Frau … Sie war das Beste, was mir im Leben passiert ist und ich werde sie immer lieben. … Ich hätte nie gedacht, nach ihrem Tod nochmal an die Liebe glauben zu können. … Bis ich dir begegnet bin. … Ich kann es immer noch kaum fassen, dass ich so etwas Wunderbares nochmal erleben darf. … Vielleicht ist es sogar mehr, als ich je mit Abigail hatte … Du warst und bist die einzige! Es gab nie eine andere Frau und es wird nie eine andere für mich geben."

Er hatte so leise gesprochen, dass sie ganz genau hinhören musste.

All seine Verletzlichkeit lag in diesen Worten.

Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände und küsste ihn sanft auf die Wange.

„Und ich danke dir dafür", sagte sie leise an seinem Ohr und ging in seine Umarmung.

Nachdem sie sich eine Weile festgehalten hatten, legte Michaela ihren Kopf auf seine Schulter und sie saßen Arm in Arm da, bis Coleen sie zum Abendessen rief.

Die Kinder konnten sich an diesem Abend nicht ganz erklären, was mit ihrer Mutter passiert war. Aber sie sahen, dass sie und Sully eine wunderbare Verbundenheit ausstrahlten.

Es war schwierig, die Kinder an diesem Abends ins Bett zu bekommen, doch als sie schliefen, verbrachten Michaela und Sully noch einige Zeit auf der Veranda, bevor sie auch die Müdigkeit übermannte.

Schüchtern fragte Michaela ihn, ob er nicht vor dem Kamin übernachten wollte. Allein der Gedanke, ihn in dieser Nacht nicht in ihrer Nähe zu wissen, schmerzte sie.

Auch ihm wäre es schwer gefallen, sie alleine zu lassen, nach allem, was sie miteinander erlebt hatten. Sully saß lange neben ihrem Bett und hielt ihre Hand, bis sie einschlief, bevor er sich spät in der Nacht zum Schlafen vor den Kamin legte.

Dieses Mal war es ein anderes Gefühl, als damals mit der Indianerfrau.

Und er wusste, dass es richtig war zu bleiben.

Am nächsten Tag war Brians Geburtstag.

Michaela ging es schon wieder so gut, dass in bequemen Schuhen ein bisschen umherlaufen konnte.

Sie genoss jede Sekunde des Tages und insbesondere die Tatsache, dass Sully an ihrer Seite war. Den Kindern fiel auf, dass sie sich wieder näher waren.

Als Hank sich wieder einmal als guter Kerl erwies und Brian den Lohn für seine Arbeit – sein Wunschpferd – vorbeibrachte, war Michaela sehr glücklich wieder zu Hause sein.

Während Matthew und Coleen mit Brian auf Taffy einen ersten Ausritt unternahmen, stand sie neben Sully und sah ihn an.

„Sully … danke!" Er sah ihr in die Augen und wusste, was sie meinte.

Liebevoll näherte er sich ihrem Gesicht und gab ihr eine zärtlichen Kuss.

„Wir durften doch den Geburtstag nicht verpassen", sagte er mit einem frechen Leuchten in den Augen und lächelte sie an.

Sie erwiderte sein Lächeln und kuschelte sich glücklich an ihn, während sie den Kindern hinterher sahen.

Beide wussten tief in ihren Herzen, dass sie nichts mehr trennen würde und sie für immer zusammengehörten.

The End