Kapitel 112

Isolation

Vereinzelung eines Individuums innerhalb einer Gruppe; Abkapselung einer Gruppe innerhalb eines sozialen Gefüges

Draco wollte sich das Szenario gar nicht ausmalen, wenn die Todesser auf die Jagd nach untergetauchten Schlammblütern gingen. Es war wahrscheinlich kein Szenario, dass bald eintreten würde. Aber leider war es realistisch genug, dass es irgendwann eintreten konnte. Warum musste das Leben so verdammt ungerecht sein. Er wollte doch nur, dass Hermione in Sicherheit war. Aber das war nicht so einfach. Er vergrub seine Nase in ihren Haaren und hielt ihren zarten zitternden Körper in den Armen. Er würde sie beschützen, selbst wenn er das Mal zu spät loswurde und Dumbledore töten musste, würde er es nicht ertragen, wenn er tatenlos dabeistehen musste, wenn sie starb. Trotzdem hatte er wahnsinnige Angst, dass es so kommen konnte. Er wollte nicht sterben und noch weniger wollte er nach Askaban.

Ein Räuspern schreckte ihn auf. Mr Granger war vom Telefonieren zurückgekehrt und sah sie etwas unbehaglich an.

„Ich bin kurz im Bad", sagte Hermione und löste sich von Draco. Sie wischte sich über ihr tränenüberströmtes Gesicht und verschwand Richtung erster Stock.

„Mione", rief ihr Vater ihr besorgt hinterher.

„Sie braucht einen Moment", sagte Draco und versuchte sich zu sammeln. Es war nur normal sich Sorgen zu machen. Aber sie waren so weit gekommen. Sie würden auch den Rest schaffen. Noch hatten sie drei Jahre Zeit. Sie waren gerade Mal an der Hälfte der Zeitschleife.

„Was ist mit ihr los?", wollte Hermiones Vater wissen und Draco zuckte etwas mit den Schultern.

„Es ist Krieg, und überall sterben Menschen. Hier zu sein, erinnert sie wohl daran, wie das Leben mal gewesen ist und dass es jetzt einfach nichtmehr so sein kann. Nichtmehr so sein wird. Im Guten wie im Schlechten", erklärte Draco an Mr Granger gewandt und sah Hermione hinterher. Er seufzte, bevor er sich der Kaffeemaschine zuwandte und das herb duftende Kaffeemehl temperte.

„Deshalb soll sie zurück nach Hause kommen", sagte Mr Granger ärgerlich und Draco hängte den Siebträger in die Maschine.

„Sie ist hier nicht sicher. Sie können Hermione nicht beschützen", entgegnete er und versuchte dabei möglichst neutral zu klingen.

„Wir haben durchaus Möglichkeiten uns zu beschützen. Wir sind nicht wehrlos."

Draco musterte den Muggel einen Moment und konnte sich ein mitleidiges Lächeln nicht verkneifen.

„Mr Granger. Ich bezweifle nicht, dass sie alles, was Muggeln einfallen kann auffahren würden, um Hermione zu beschützen. Aber die einzige Verteidigung, die sie wirklich gegen uns haben, ist das Unverständnis von Muggeltechnik. Nicht, dass es sie retten könnte."

„Ich kann sie wegbringen. Dorthin wo keiner sie findet. Wenn der Krieg hier in England ist, muss sie nicht hierbleiben."

Draco maß den Mann einen Moment. Er glaubte ihm, dass er wild entschlossen war seine Tochter zu beschützen. Er verstand ihn nur zu gut. Er wollte das Gleiche. Aber um Hermione beschützen zu können, musste sie es zulassen und Hermione war wahnsinnig stur.

„Es kann etwas bringen, zumindest für einige Zeit. Ich habe mit Hermione auch einmal darüber gesprochen. Das sie weggehen, sich verstecken soll. Aber sie will nicht. Sie sagt England sei ihre Heimat und sie möchte sie nicht verlassen. Ich kann ihr den Gedanken nicht verübeln. England ist auch meine Heimat. Es gibt keinen anderen Ort, an den ich gehöre." Der Muggel sah noch immer nicht überzeugt aus. Also fügte er hinzu: „Sagen sie, Mr Granger. Als der letzte Muggelkrieg England erreichte, es muss der zweite Weltkrieg gewesen sein und Bomben fielen auf London, ist ihre Familie geflohen?"

Draco war schlecht in Muggelgeschichte, aber Hermione hatte ihm bei ihren Städtetouren und Museumsbesichtigungen genug erzählt, als dass er sich rudimentär damit auskannte. Auch, dass ihr Großvater bis heute Stolz darauf war, hier in London geblieben zu sein, um die medizinische Versorgung der Stadt zu koordinieren.

„Das ist nicht vergleichbar", wiegelte Mr Granger ab und Draco schnaubte nur verächtlich.

„Nur weil sie nicht Teil unserer Welt sind. Aus ihrer Sicht sind es nur Naturkatastrophen, die willkürliche Opfer fordern. Sie sehen die Toten nicht. Sie sehen die Folter und die Morde nicht. Aus meiner perspektive nimmt der Krieg gerade Fahrt auf. Wir sind mittendrin und es werden nur noch Monate vergehen, bis es eskaliert."

„Nur ein weiterer Grund Hermione zu verstecken. Euch beide zu verstecken, wenn du willst. Wir werden niemandem sagen wo ihr seid."

Draco konnte seinen Mundwinkel nicht davon abhalten etwas zu zucken.

„Sie können das Wissen nicht aus ihrem Kopf löschen. Nicht einmal Zauberer sind dazu vollkommen in der Lage. Etwas bleibt immer übrig. Etwas, das gebrochen werden kann, um Informationen aus einem unwilligen Geist zu foltern. Glauben sie mir. Todesser kennen eine Menge kreative Foltermethoden. Am Ende bleibt nichtmehr viel Verstand übrig der Wissen verheimlichen kann."

Mr Granger sah etwas unbehaglich aus und Draco legte den Hebel der Siebträgermaschine um. Ein Brummen ertönte und dann floss wunderbar duftende schwarze Flüssigkeit aus der Maschine. Keiner sagte etwas, bis Draco den Hebel zurückdrehte.

„Was sind Todesser? Hermione hat den Begriff bis jetzt nie benutzt", wollte Mr Granger wissen.

Draco musterte den Muggel einen Moment und verkniff sich ein Seufzen.

„Die Diener des Dunklen Lords. Von ihm-dessen-namen-wir-nicht-nennen. Sie sind die Ausführende Hand der Revolution, die, die Zaubererwelt heimsucht. Beseelt von dem Gedanken die Muggel und alles, was mit ihnen zu tun hat, aus unserer Gesellschaft zu eliminieren, foltern, morden und manipulieren sie alle die sich ihnen in den Weg stellen. Sie sind indoktriniert keine Gnade zu zeigen und jedes Mittel einzusetzen, um ihre Ziele zu erreichen."

Draco griff nach der Espressotasse. Betrachtete die helle Crema, unter der die schwarze dunkle Flüssigkeit lauerte.

„Sie sind diejenigen die ihr fürchten müsst. Der Dunkle Lord schert sich wenig um die Muggelgeborenen. Aber für Todesser kann so eine hübsche kleine Muggeljagd schonmal zu einem Wochenendvergnügen werden."

„Vergnügen?", fragte Mr Granger fassungslos und Draco lehnte sich an den Küchentresen zurück, nippte an dem Espresso. Er war wirklich hervorragend.

„Es gibt Kreise der magischen Gesellschaft und das sind keine Minderheiten. In der ist das Leben eines Muggels gleichzusetzen mit dem Leben eines Tieres. Es ist unmoralisch und grausam ein Tier zu töten und trotzdem gibt es genug Menschen, die sich einen Spaß daraus machen jagen zu gehen."

„Das ist nicht dein Ernst", sagte der Muggel fassungslos und Draco musste hart mit sich kämpfen nicht zu lachen. Aber wahrscheinlich war das aus Muggelsicht nicht mal ansatzweise komisch.

„Das habe ich früher auch gedacht", sagte Hermione und kam zurück in die Küche. Sie sah wieder einigermaßen gefasst aus.

„Aber ich musste lernen, dass für Zauberer Muggel in der gleichen Kategorie wie Halbwesen geführt werden. Wie Werwölfe, Vampire, Veelas, Zentauren, Wassermenschen. Muggel haben den gleichen Rang. Sie sind eine andere Rasse und das sorgt dafür, dass es Zauberer gibt, die sich für etwas Besseres halten. Die glauben auf Muggel herabblicken zu können. Das ist einer der Gründe, warum es diesen Krieg gibt."

„Aber das ist doch kein Grund für einen Krieg!", erboste sich Mr Granger, während Hermione auf sie zu kam und Draco die Espressotasse abnahm, um den Rest zu trinken.

„Natürlich nicht", stimmte Draco zu und legte einen Arm um sie. „Schuld ist das Geheimhaltungsabkommen. Schuld ist der Umstand, dass unser Lebensraum immer geringer wird. Die Ressourcen immer weniger und die Ungerechtigkeit immer unerträglicher."

Hermione lehnte sich an Draco und wünschte sich, sie könnte dem widersprechen. Aber es war nur zu offensichtlich, dass Zauberer sich nicht frei bewegen konnten. Sie merkte es an der Vorsicht, mit der Draco sich in der Muggelwelt bewegte. Wie er nicht wagte zu zaubern, wenn zu viele Muggel um sie herum waren. Wie er darauf diszipliniert war nur nicht mit dem Geheimhaltungsabkommen in Konflikt zu geraten. Selbst hier, innerhalb der Zeitschleife. Er behauptete, er wolle nicht mit öffentlichen Behörden in Kontakt kommen aus Sorge diese könnten die Zeitschleife auflösen. Falls dies denn möglich war. Aber Hermione wusste, dass es tiefer ging. Das Verheimlichen von Magie war ein elementarer Teil seines Lebens. Er tat es so selbstverständlich wie zu atmen.

„Aber ihr könnt doch Zaubern!", sagte ihr Vater und Draco hinter ihr schnaubte verächtlich. Hermione fühlte es ihm fast nach.

„Magie löst nicht alle Probleme, Dad. Es gibt ein paar elementare Grundlagen der Magie. Sowas wie Naturgesetze der Magie. Sie sorgen dafür, dass auch Magie Grenzen hat."

Draco nickte zustimmend und fügte hinzu. „Die technologische Entwicklung der Muggel schreitet immer weiter voran. Es war für uns ein gewaltiges Problem, als die Muggel anfingen die Erde aus dem Weltraum zu vermessen. Muggelabwehrzauber mussten ausgedehnt werden. Naturschutzgebiete für magische Tierwesen umgelegt oder ganz aufgegeben werden."

Draco nahm Hermione das Tässchen aus der Hand und seufzte schwer als er es betrachtete, bevor er es in die Spülmaschine stellte.

„Ich habe es auch lange nicht verstanden, Dad", sagte Hermione. „Aber Zauberer müssen sich in dunklen Ecken verstecken. Die Hintereingänge benutzen und hinter hässlichen Fassaden verbergen. Es ist, als könntest du deinen Arbeitsplatz niemals durch den Vordereingang betreten."

„Aber warum verstecken sie sich dann, wenn es so schwer ist. Keiner zwingt sie dazu. Zauberer verstecken freiwillig ihre Magie", fragte ihr Dad und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Was glaubst du wäre hier los, wenn die Muggel wüssten, dass es Magie gibt? Sie würden denken man könnte alle Probleme mit Magie lösen", sagte Hermione. Das war eine der ersten Sachen die sie gesagt bekommen hatte, als sie erfahren hatte, dass sie eine Hexe war. Dass sie die Magie vor den Muggeln verstecken musste, da diese sie sonst missbrauchen wollten.

„Nostradamus Prophezeiung", sagte Draco plötzlich und er klang alles andere als begeistert. „Das ist der wirkliche Grund. Es ist der Grund, warum sich die Unantastbaren diesem Abkommen noch immer beugen. Warum die Todesser nur die Zaubererwelt von den Muggeln befreien, aber niemals aktiv die Geheimhaltungsabkommen brechen wollen."

Hermione sah Draco erstaunt an. Sie hatte ihn diesen Begriff schon ein paar Mal sagen hören. Aber bis jetzt war er nie dazu bereit gewesen darüber zu reden. Immer hatte er vom Thema abgelenkt, als wäre es ihm unangenehm.

„Was ist Nostradamus Prophezeiung?", fragte Hermione und sah das gutmütige Lächeln auf seinen Lippen. Sie kannte dieses Lächeln mittlerweile. Es bedeutete, dass sie gerade absolut zeigte, dass sie Muggelgeboren war und Draco das aus irgendwelchen Gründen absolut niedlich fand. Sie würde ihn nie verstehen.

„Nostradamus war ein begabter Zauberer Anfang des sechzehnten Jahrhunderts. Er hatte die Gabe der Weissagung. Zumindest gehen die Gelehrten davon aus. Er machte viele Prophezeiungen die sich erfüllten. Nach seinem Tod gelang ein Schriftstück an die Öffentlichkeit in dem er noch nicht eingetroffene Prophezeiungen notiert hatte. Er behauptete sich nicht an seine Visionen zu erinnern und sie im Schlaf niederzuschreiben. In diesem Schriftstück stand die Quintessenz seiner Visionen."

„Was hat er prophezeit?", fragte ihr Dad neugierig und Draco reckte unbehaglich die Schultern.

„Das die Muggel unser Untergang sein werden. Dass sie, wenn sie von Magie erfahren, sich irgendwann gegen uns wenden werden, um uns zu vernichten. Nostradamus probezeihte den Untergang der Zaubererwelt durch Muggelhand."

Hermione konnte sich ein Schnauben kaum verkneifen. Sie glaubte nicht an so einen Unsinn.

„Eine Prophezeiung ist der Grund für das Geheimhaltungsabkommen?", fragte sie verächtlich.

„Ich weiß, du hältst nicht viel davon. Es gibt die Theorie der divergenten Magierevision in der Weissagung. Das bedeutet, dass jede echte Prophezeiung die Trennung der Realität an sich bedeutet in der einmal die Prophezeiung in Erfüllung geht und einmal nicht. Wir können nur hoffen, dass wir in der richtigen Realität sind. In der, in der die Zaubererwelt nicht untergeht. Trotzdem, der internationale Rat der Geheimhaltung der Magie glaubt an die Prophezeiung. Weshalb brechen der Geheimhaltungsabkommen als terroristischer Akt gegen den Fortbestand unserer Spezies gewertet wird."

Hermione spürte, wie Draco nach einer ihrer Haarsträhnen griff und sie hinter ihr Ohr strich, bevor er hinzufügte.

„Das, was uns in den Untergrund treibt, ist die nackte Angst ums Überleben. Die Angst von der schieren Masse an Muggeln vernichtet zu werden, da wir einfach so wenige sind. Zuzugeben, dass es die Angst ist, die uns gehorsam hält, ist nichts, was Zauberer gerne tun. Deshalb redet kaum einer darüber. Magie als Privileg für eine übermächtige Rasse hört sich deutlich besser an."

Hermione musterte Dracos unbehaglichen Gesichtsausdruck. Sie hatte es wirklich nicht gewusst. Sie hatte nicht gewusst, dass die Todesser, nein alle Hexen und Zauberer die Muggel fürchteten und es deshalb die Geheimhaltungsabkommen gab. Aber passte es nicht gut zu der Aussage die Muggel würden versuchen die Magie zu missbrauchen, wenn sie wüssten, dass es sie gab. Hermione wünschte sich sie könnte dem widersprechen. Aber Muggel hatten schon viele grausame Dinge mit Minderheiten getan. Zum ersten Mal wurde ihr klar, dass auch Draco Teil einer Minderheit war. Es war keine schwache und unterdrücke Minderheit. Sondern eine starke selbstbestimmte Minderheit, die sich versteckte aus Sorge vernichtet zu werden, sollte man sie entdecken.

„Prophezeiungen scheinen ziemlich viel Ärger zu machen. Hermione meinte sie seien nicht sehr verlässlich. Hast du das Fach nicht abgewählt?", fragte ihr Dad stirnrunzelnd.

„Das Fach war totaler Schwachsinn", pflichtete Hermione ihm bei. Sie gab noch immer nicht viel auf Prophezeiungen. Trotzdem. Sie war in der Halle der Prophezeiungen in der Ministeriumsabteilung gewesen. Es gab wohl zu viele die sich erfüllt hatten, als dass man es als totalen Schwachsinn abstempeln konnte.

Draco zog Hermione etwas näher an sich und sie sah zu ihm auf. Er strich sanft mit dem Finger über ihre Wange.

„Natürlich siehst du das so mein süßes Muggelmädchen. Wahrsagerei kann einfach nicht mit deiner so sehr geliebten Logik erklärt werden. Es ist viel zu unerforscht, viel zu sehr von Glauben abhängig. Ich besitze keine Gabe genauso wie die Meisten Hexen und Zauberer. Es ist eine Gabe wie Methamophagie. Wahrhaftige Seher sind selten und doch schikanieren uns ihre Prophezeiungen über Generationen hinweg."

„Das heißt, dass diejenigen, die jetzt diese Kämpfe angefangen haben das Geheimhaltungsabkommen brechen wollen?", fragte ihr Vater und Draco lachte nur kalt auf und ließ Hermione wieder los.

„Mitnichten, Mr Granger. Es ist nichts weiter als eine Isolationsbewegung. Muggel haben in den letzten Jahrhunderten viele bahnbrechende Erfindungen gemacht. Unser Leben unsere Kultur ist durchdrungen von eurem Gedankengut. Ein Gedankengut in dem moderne Ideen von Selbstbestimmung und Freiheitsrechten mehr zählen als alte Traditionen von Hierarchien und Gehorsam. Es gibt Stimmen die befürchten, wenn wir magischen Wesen immer mehr Rechte einräumen, Muggelstämmige immer stärker in unsere Gesellschaft integrieren und zulassen, dass wir von Freiheit träumen, es uns vernichten wird. Viele glauben, dass es dazu führen wird, dass irgendwann die Geheimhaltungsabkommen brechen und wir enttarnt werden. Was Nostradamus Prophezeiung nach zum Untergang unseres Volkes führen wird."

„Und was denkst du?", wollte ihr Vater wissen und jetzt war auch Hermione neugierig. Sie hatten nie so direkt über die Gründe des Krieges gesprochen. Waren immer daran hängen geblieben, dass der Dunkle Lord ein Monster war. Das es ein ideologischer Krieg war. Aber nie über die Hintergründe. Der Gedanke aus dem die Ideologie und Abgrenzung entstanden war. Der Grund, warum Draco an die Reinheit des Blutes glaubte oder… geglaubt hatte.

„Ich denke", sagte Draco und sie merkte, wie er kurz nachdachte. „Ich denke, dass es der Richtige Weg ist sich mit den Muggeln zu beschäftigen, um die Geheimhaltungsabkommen aufrecht zu erhalten. Verstehen sie es nicht falsch, Mr Granger. Ich verabscheue die Geheimhaltungsabkommen. Aber ich erkenne durchaus ihren Sinn an. Umso mehr ich über die Muggel erfahre und Hermione hat mir viel beigebracht, umso mehr verstehe ich, dass wir uns ihnen niemals offenbaren sollten. Aber ich verstehe auch, dass wir uns nur weiterhin vor ihnen verbergen können, wenn wir sie verstehen. Zu wissen was Handys, was Fernsehen und Internet ist wird nötig sein, wenn wir auch weiterhin wirkungsvolle Muggelabwehrzauber wirken wollen. Ich sehe den Vorteil Muggelerfindungen zu adaptieren, um sie in unsere Welt zu intrigieren. Warum eine brillante Erfindung verschmähen. Nur weil ein Muggel sie gemacht hat. "

„Du hast nicht immer so gedacht", sagte Hermione mit einem sanften lächeln und Draco grinste ironisch.

„Nein, ich habe nicht immer so gedacht. Aber du weißt, ich bin durchaus lernfähig und überaus anfällig für eine gute Argumentation."

Hermione musste breit grinsen bei seinen Worten. Es fühlte sich unglaublich gut an ihn das sagen zu hören. Zu hören, dass er einfach nichtmehr genauso dachte wie vor der Zeitschleife.

„Trotzdem bin ich der Meinung, dass Restriktionen magischen Tierwesen und Halbwesen gegenüber nötig und sinnvoll sind. Nicht auszudenken was passieren würde, wenn wir Riesenreservate auflösen würden oder Kobolden erlauben würden durch Muggelstraßen zu laufen. Es mag hart klingen. Aber diese Gesetze sind notwendig. Hexen und Zauberer sind an die gleichen Auflagen gebunden nur sehen manche magische Wesen den Sinn der Geheimhaltungsabkommen nicht. Wir haben in Geschichte der Zauberei lang und breit die Koboldaufstände durchgenommen. Eine ihrer fundamentalen Forderungen war die Aufhebung des Geheimhaltungsabkommens, damit sie mit ihrem auffälligen Aussehen durch Muggelstraßen laufen können. Es gibt Gründe, warum sie niedergeschlagen wurden und Kobolde ein Zauberstabverbot erhalten haben."

Draco sah sie herausfordernd an, als würde er erwarten, dass sie ihm widersprechen würde. Hermione war sich nicht sicher, ob es jetzt eine gute Idee war, aber sie konnte einfach nicht widerstehen.

„Das ist kein Grund Hauselfen zu unterdrücken", sagte sie und als sie Dracos fast schon triumphales grinsen sah, wusste sie, dass es ein Fehler gewesen war.

„Hauselfen lieben alte Gemäuer, Schlösser, Burgen. Sie würden sich dort einnisten, wenn wir es ihnen erlauben würden. Muggel und Gesetze kümmern sie nicht. Ihre Magie bindet sie an ein Heim und dessen Herren. Das ist eine Gegebenheit, die kein Gesetz der Welt aufheben kann. Schließlich hat auch Dobby sich in Hogwarts ein neues Zuhause gesucht. Dem größten und schönsten Schloss das er finden konnte. Würden wir alle Hauselfen frei lassen, würden nicht wenige die Geheimhaltungsabkommen brechen. Natürlich soll man sie gut behandeln. Dem widerspreche ich nicht. Aber Freiheit für alle Hauselfen ist keine Option."

Hermione wusste. Noch vor der Zeitschleife. Nein, noch vor einem Jahr hätte sie Draco widersprochen. Nur aus Prinzip. Weil er ein verdammter reinblütger Zauberer mit alten versnobten Ansichten war. Leider bedeutete das nicht, dass seine Ansichten per Definition falsch waren. Hatte Dobby nicht das Brechen der Geheimhaltungsabkommen in Kauf genommen, um Harry zu warnen? Es war kein guter Gedanke.

„Ich sehe, du warst also kein Mitglied in Hermiones .R Verein", stellte ihr Vater fest und Draco lachte belustigt auf, während Hermione verächtlich schnaubte.

„Nein", sagten sie beide gleichzeitig. Dieser Gedanke war nun wirklich absurd.

„Draco ist was das angeht, durch und durch versnobter Reinblüter. Wobei ich feststellen durfte, dass du dich schon durchaus zum Besseren verändert hast."

Draco konnte beinah das selbstzufriedene Schnurren in Hermiones Stimme hören als sie dies sagte. Wenn ihr Vater jetzt nicht vor ihnen stehen würde, hätte er sie für diesen Tonfall über den Küchentresen geworfen nur um ihr zu zeigen, wie er sich gebessert hatte. So jedoch kniff er ihr nur unauffällig in den Hintern, während er mit einem spöttischen grinsen erwiderte.

„Unter deinem guten Einfluss."

Wenn Draco ehrlich zu sich war, dann war es wirklich ihr Einfluss, dass er heute über manches Anders dachte. Es war ihm selbst nicht aufgefallen, da sie nicht dauernd darüber sprachen. Nicht ausdiskutierten, wie die Welt war und sein sollte. Seine eigenen Worte hatten ihn überrascht, denn es war eine Meinung, die bis jetzt niemand um ihn herum vertreten hatte. Es war seine eigene Meinung. Entstanden aus dem, was er gewesen war und dem was er gelernt hatte. Mit dem Gedanken sich aus dem Weltbild seiner Familie zu lösen, hatte er es sich gestattet diese Gedanken zuzulassen. In den letzten zwei Jahren der Zeitschleife war er der Muggelwelt zu nah gekommen. Hatte zu viel gelernt und erfahren, um sich dem zu verschließen. Draco verstand jetzt, warum es reinblütigen Zauberern verboten war, sich mit Muggeln zu beschäftigen. Es könnte sie dazu bringen selbst nachzudenken, zu hinterfragen, sich eine eigene Meinung zu bilden. Das war nichts, was geschätzt wurde. Gehorsam war eine Tugend und er hatte diesem Gehorsam getrotzt. Die Quintessenz davon war, dass er eine eigene Meinung hatte.

„Ich kann gut damit leben", sagte Hermione und strahlte ihn an. Sie sah tatsächlich zufrieden aus und wenn Draco ehrlich mit sich war, war er froh, dass er die Gelegenheit bekommen hatte über den eigenen Kesselrand hinweg zu blicken.

Nachwort:

Nostradamus Prophezeiung. Aufmerksame Leser werden feststellen, dass der Begriff tatsächlich schon früher in der FF gefallen ist. Diese Isolationsbewegung ist eine Theorie, die mir schon lange im Kopf herumspukt. Schließlich wollte nur Grindelwald die Geheimhaltungsabkommen brechen. Ich wollte diese Interpretation des Krieges einfach mal irgendwo festhalten, da ich sonst auch eher Verfechterin der Theorie bin, dass Voldemort die Geheimhaltungsabkommen brechen will. Aber ich muss sagen, zu der Ideologie passen beide Theorien sehr gut. Und die Prophezeiung passt gut dazu, warum Draco so ein Fach wie Wahrsagen belegt hat und warum Voldemort geneigt ist Prophezeiungen zu glauben.

LG

Salarial