Zwischensequenz 2

Sie erwachte auf dem Boden eines leeren Raumes mit kahlen Wänden. Nichts war darin außer einem nackten Mann, aus dessen Körper unzählige Kabel und Schläuche hingen, die wiederum in eine Art Apparatur auf seinem Kopf zu führen schienen. Etwas, das eine riesige Batterie sein könnte, hing an seiner Seite.

Er wirkte wie ein Labortier, dachte sie, während sie sich langsam aufzurichten begann. Wie ein für Versuche verunstaltetes Monster. Frankensteins Monster.

Er bewegte sich nicht. Starrte nur wie in Trance in den Raum, mit einem Blick so fern und leer wie ein wolkenverhangener Nachthimmel.

Ob er wohl träumte oder gar an etwas dachte? Wie sie wohl aussehen und auf ihn wirken musste, wie sie da nackt auf dem Boden saß.

Sie stand auf und ging auf ihn zu. Ließ mit ihrem Blick nicht von ihm ab. Starrte ihn an, wie auch er sie anstarrte und doch ausschließlich in die Leere zu sehen schien. Sie wusste, was gleich passieren würde … sollte … musste. Wusste, wozu sie beide hier waren und hoffte doch, wie jedes Mal, dass es anders kommen würde.

War er bei Bewusstsein? Erkannte er sie? Erinnerte er sich an die Dinge, die er ihr schon alle hatte antun müssen. War da ein Flackern in seinen Augen? Sie erkannten sich. Erinnerten sich an ihren Zweck und sie hoffte, dass er sich auch daran erinnerte, worum sie ihn vor so langer Zeit gebeten hatte. Schickte ihm mit ihren Augen voller Mitgefühl, mit ihrem sanften Blick die Bitte zu fliehen. Endlich erfolgreich zu fliehen und nie wieder zurückzukommen.

Verstand er sie und wollte es doch wie immer nicht tun? Sie hatten keine Wahl, denn nur wenn sie sie täuschten, wenn er sie tötete und dabei so tat, als hätten sie ihn immer noch unter Kontrolle, würde ihr Plan funktionieren. Nur so würde wenigstens er fliehen können.

Sie wusste, dass er sie bei vollem Bewusstsein töten musste. Egal, ob er es wollte, er musste. Keine andere Wahl, kein Ausweg und keine bessere Lösung gab es, um ihrer aller Schuld zu begleichen.

Der Schmerz war fast unerträglich gewesen, doch sie hatte sich nicht gewehrt. Hatte sich ihm nicht widersetzt oder etwas getan, was seine Handlungen verhindert hätte. Sie kannte ihre Aufgabe. Wusste, wozu sie hier war. Kannte ihre Sünden und kannte den Konflikt, der für immer in ihrem Inneren herrschte, genauso wie in seinem. Wusste genau, was für Konsequenzen ihr kleines Spiel haben würde.

Während sich ihre Wunden wieder genauso schmerzhaft schlossen, wie sie entstanden waren, bemerkte sie das Chaos, das um sie herum ausgebrochen war. Wütende Stimmen, die sie zurück in die Welt der Lebenden zerrten, genauso wie die Hände, die ihr aufhalfen. Blut sickerte noch immer aus ihrem Körper, aber es war egal. Diese Art von Schmerz spielte schon lange keine Rolle mehr für sie.

Die Soldaten hielten sie fest, während andere Männer den Raum betraten.

„Was hast du dir dabei gedacht?", brüllte sie der Professor an.

„Immer mit der Ruhe", sagte der andere Mann an den Professor gewannt, dann sprach er zu ihr. „Denkst du wirklich, dass deine kleine Aktion etwas gebracht hat? Ihr seid beide gefangen in den Illusionen, die wir für euch geschaffen haben. Nichts davon ist echt und eure Freiheit nur ein Wunschdenken." Er packte ihren Nacken, beträufelte diesen und sie war wieder die Marionette, zu der er sie gemacht hatte. Jeder hier hatte eine Aufgabe und ihre war es für die Waffe X Experimente zur Verfügung zu stehen.