"The sun watches what I do, but the moon knows all my secrets."
– J. M. Wonderland
Chris läuft den Flur entlang. Irgendwie fühlt es sich seltsam an wieder hier in LA zu sein und zu wissen Street hatte sich willentlich nach Boston versetzen lassen. Ja, sie war selber länger in Europa geblieben, aber wie hätte sie auch nein sagen sollen? Es war eine einzigartige Möglichkeit sich weiterzuentwickeln und andere Wege in ihrer Karriere zu entdecken.
Lynch hatte sie darin nur bestärkt und auch Street zuerst.
Die Zeit Verschiebung gepaart mit den jeweils persönlichen "Problemen" hatte es ihnen schwer gemacht. Und nach seiner Versetzung hatte sie es fast schon bekämpft wieder nach Hause zu kommen. Jetzt war sie doch wieder hier. Und Lynch hatte ihr wieder einen Position im Verbund von SWAT angeboten.
Sie trägt eine ihrer letzten Kisten und ist fast in ihrem neuen Appartement als sie über etwas stolpert.
Der Karton fällt laut scheppernd und ein erschrecktes Bellen antwortet, direkt gefolgt von einem sanften "Hey, alles wird gut," und einer Stille.
Als Chris sich wieder aufrichtet und umblickt sieht sie einen jungen Labrador aufgeregt mit dem Schwanz wedeln und sich Streicheleinheiten abholen bei einer unerwarteten Person.
Sie zieht eine Grimasse und murmelt ein "Tut mir leid, ich habe euch nicht gesehen." während sie ihre Sachen wieder zusammen sucht. Es herrscht für eine Weile Stille im Flur, bis Chris eine Hand sieht, die ihr beim Aufsammeln hilft.
"Du, brauchst nicht helfen, ich schaffe das schon alleine." Es kommt ein wenig kühl aus ihr heraus aber, was soll sie auch sonst machen.
"Chris, Luna stand mitten im Flur, das war mein Fehler. Also lass mich dir bitte kurz helfen."
Chris rollt kurz mit den Schultern und legt dann den Kopf schief, um den Labrador nochmal zu betrachten. "Wenn sie das öfters macht, solltest du mehr mit ihr arbeiten."
Ein leicht verlegenes Räuspern ist die erste Antwort für Chris. Und als dann noch ein Wachmann vorbeikommt und der Labrador brav an der Wand sitzt erklärt Molly ihr noch: "Normalerweise geht sie aus dem Weg," und unterstreicht die Situation noch mit einer Handbewegung. "Ich weiß wirklich nicht, warum sie das grade nicht gemacht hat."
Molly greift noch nach dem letzten Bilderrahmen. "Oh, der ist gesprungen. Ich kann ihn ersetzen." Chris blickt traurig auf das Bild. Ausgerechnet das Andenken an Champ.
"Ist nicht notwendig, ich finde eine Lösung. Danke."
Und damit nimmt sie ihre Kiste und geht weiter. Sie hatte die Sicherheitsleute unten gesehen und jetzt stand einer direkt hinter ihnen und sah so aus, als ob er mit Molly sprechen wollte.
Das konnte ja heiter werden wenn Personenschutz im Haus war.
Die letzten Kisten schafft Chris in ihr Appartement ohne weitere Zwischenfälle und nach einer kurzen Verschnaufpause macht sie sich auch ans Auspacken. Sie hat fast die Küche fertig, als es an der Tür klopft.
Eigentlich hat Chris gar keine Lust auf irgendwas, vor allem keine Haustür-Verkäufer aber sie öffnet trotzdem.
Molly hält ihr einen neuen Bilderrahmen hin und Chris sieht im Hintergrund wieder den Wachmann von vorhin.
"Das wäre wirklich nicht notwendig gewesen," versucht sie nochmals aber ein Blick in das Gesicht der Frau ihr gegenüber sagt Widerspruch zwecklos.
"Ich würde dich ja reinbitten, aber ich denke dein Schatten wird damit unglücklich. Ist alles okay?"
Molly zieht eine unglückliche Grimasse. "Ah, der jetzige Fall macht es notwendig. Ich hoffe es stört nicht zu sehr. Aber mein Vater hat darauf bestanden, meine Kanzlei auch. Das sollte demnächst beendet sein."
Chris zieht verwundert die Augenbrauen hoch. "Sollte dann nicht Polizeischutz hier sein?"
"Wenn der potentielle Täter Polizist ist, ist es mit einer privaten Firma besser. Ansonsten wäre es zum Scheitern verurteilt. Außerdem ist es Deacons Firma, wie du sicher gesehen hast."
Die fast schon trockene Erläuterung lässt Chris das Blut kurz in den Adern gefrieren.
"Oh, ja ich hatte das Logo gesehen. Tut mir leid, dass es so extrem ist. Aber du bist mit Deac sicher in guten Händen," bemüht sich Chris sofort wieder das Gespräch in eine positivere Richtung zu lenken.
"Ah, Deacon ist nicht involviert. Die Organisation hier hat Owen mit seinem Spezialisten übernommen," erläutert Molly kurz bevor der Mann im Hintergrund sich räuspert. Sie verdreht kurz die Augen.
"Ich muss wohl wieder in meine Wohnung, aber wenn ich das so sagen darf, dass du hier wohnst, beruhigt mich ein bisschen. Herzlich willkommen im Komplex nochmal und Luna wird dir nicht mehr im Weg sein."
Chris lässt beim letzten Kommentar ihren Blick zu der fröhlichen Hündin gleiten. "Kein Problem, und der Rahmen wäre nicht nötig gewesen. Wir sehen uns."
Die zwei Frauen gehen auseinander und Chris ist ehrlich überrascht, dass Molly zum einen, einen Hund hat und zum anderen trotz der sehr beängstigenden Situation doch noch einigermaßen optimistisch zu sein scheint.
Der Kommentar, dass ein Polizist sie bedroht, lässt Chris sogar wütend werden. Ganz aus Reflex kontrolliert Chris gleich nochmal alle ihre, in der Wohnung befindlichen, Waffen auf ihre Funktionsbereitschaft. Insgeheim hofft sie aber, dass es nicht so weit kommt.
Der Abend verläuft relativ ruhig. Die einzige Bewegung im Flur ist der Sicherheitsdienst, der in regelmäßigen Abständen seine Runden dreht und Chris schläft schließlich auch in ihrer neuen Umgebung ein.
Die nächste Woche über verbringt Chris wenig Zeit in ihrer Wohnung. Sie hat noch einiges an Zertifizierungen beim LAPD nachzuholen, um wieder voll im Einsatz einsetzbar zu sein. Aber das Training macht Spaß. Vor allem, da die ihr bekannten Gesichter mit Tan, Rocker und Co sie immer wieder herausfordern. Mit dem Sniper Gewehr macht ihr so schnell wirklich keiner was vor.
An einem Freitag kommt sie etwas früher nach Hause und sieht Luna draußen über die Wiese springen. Als Chris ihre Autotür zufallen lässt hebt die Hündin den Kopf und setzt dann mit ihrem Ball im Maul zum Sprint an. Chris muss kurz grinsen, die Labradordame hatte sehr schnell Vertrauen zu ihr gefasst und wartete jetzt schwanzwedelnd darauf, dass sie den Ball warf.
"Na, dann los," ruft Chris und lässt den Ball fast bis zu Molly fliegen die den Kopf schüttelnd auf die zwei wartet.
"tut mir leid, aber scheinbar wirfst du besser," begrüßt die junge Anwältin Chris als sie ankommt.
"Schon gut. Alles okay." Chris tätschelt Luna über den Kopf und schiebt ihren Körper ein wenig von ihren Füßen runter.
"Wo hast du denn deinen Schatten gelassen?" gestikuliert Chris in die Runde, da sie keinen der Personenschützer mehr sieht.
Ein bisschen wird Molly rot und kichert. "Äh, der ist sich abtrocknen. Luna hat ihn mit Schwimmen genommen."
Chris versucht kurz ernst zu bleiben aber kann dann doch nicht anders als losprusten. Als dann noch in der Entfernung eine Gestalt auftaucht, die sich die Haare trocken rubbelt ist es wirklich vorbei.
"Luna, du kannst nicht einfach mit allen Leuten spielen... du sollst doch auf dein Frauchen aufpassen."
Der junge Mann muss sie gehört haben, aber er bleibt bei seiner Rückkehr trotzdem höfflich und grüßt beide Frauen.
"Vielleicht muss ich sie noch mehr auslasten. Schnürsenkel findet sie auch sehr spannend seit Kurzem" merkt Molly an und hält Luna dann ein Seil hin.
Ihre Wege trennen sich zügig, denn Chris hat am nächsten Tag Frühschicht und Rufbereitschaft. Somit ist Schlaf wichtig.
