Als sie am Strand ankommen wirft Molly einen Ball, den sie irgendwie auch noch dabei hatte Richtung Wasser und Luna springt hinterher in die Fluten.
Molly lässt sich in den Sand fallen und wartet bis Jim sich auch setzt.
"Willst du wirklich Chris jetzt die ganze Zeit ignorieren?" fragt sie einfach ins Blaue hinein.
"Wie bitte?" kommt direkt die stotternde Antwort. "Ich ignoriere sie nicht, aber ich bin zum Arbeiten hier. Und das heißt aufpassen und sicherstellen, dass dir nichts passiert." Jim ist schon fast ein bisschen stolz, auf seine, seiner Meinung nach, perfekte Antwort.
"Und wenn Chris mit zum Joggen kommt, das nächste Mal, ist das kein Problem?"
"Natürlich ist das kein Problem. Sie scheint ja zu deinem Leben zu gehören, damit werden meine Jungs dann schon umgehen können."
"Also gehst du ihr doch aus dem Weg. Warum?" Jim flucht ein bisschen, dass Molly so hartnäckig nachfragt und er sucht verzweifelt nach einem Ausweg, der ihm dann in Form eines nassen Hundes zufällig vor die Füße fällt.
Luna stürmt auf die beiden zu und bleibt mit ihrem Ball direkt vor Street stehen und schüttelt sich.
Zuerst sieht Jim Luna entgeistert an, aber als die Hündin den Ball zwischen seine Füße fallen lässt und ihn mit großen Augen ansieht nimmt er die Einladung dankbar an und läuft mit ihr ein bisschen über den Strand.
Er kann ja wohl schlecht erklären warum die Situation mit Chris so verfahren ist.
Molly beobachtet Jim und Luna eine Weile stumm und zieht dann ihr Telefon aus der Tasche und nimmt ein kleines Video auf. In dem Moment als sie die Aufnahme startet setzt Luna zum Sprung nach dem Ball an und Jim verliert das Gleichgewicht. Molly muss herzhaft lachen und beendet das Video.
Sie wird es nachher noch Chris schicken, die tatsächlich Recht behalten hat. Luna würde auftauen hatte sie prophezeit.
Mollys Gedanken bleiben bei ihrer Freundin hängen. Diese hatte es abgelehnt mit zum Joggen zu kommen und die Arbeiten in ihrer Wohnung angeführt, aber Molly hatte das dumpfe Gefühl, dass zwischen den beiden nicht alles in Ordnung war.
Was bitte war denn im letzten Jahr passiert? Ihr letzter Stand war, dass die zwei unzertrennlich und gute Freunde waren.
Molly lehnt sich auf ihre Ellenbogen und pfeift einmal kurz. Luna kommt direkt zu ihr und Jim trottet langsam hinterher.
"Du hast nicht zufällig ein Handtuch dabei?" fragt er, während er sich die nassen Haare aus der Stirn streicht.
"Nein, tut mir leid." lächelt Molly zurück. "Aber wir können da vorne doch kurz eins kaufen. Ich gehe schnell."
Während sie ein Handtuch an dem kleinen Strandkiosk kauft, überlegt sie wie sie das Thema nochmal zurück auf ihre Fragen bekommt. Und das so einfühlsam wie möglich. Tief in ihrem Herzen hat sich eine Idee festgesetzt was passiert sein könnte, aber das kann sie nun wirklich nicht einfach so fragen. Jim würde ihr das nie direkt beantworten.
"Hier," reicht sie ihm letztendlich das Handtuch und wartet bis er es um sich gewickelt hat.
"Darf ich nochmal eine Frage stellen?" redet Molly vorsichtig weiter.
Jim rubbelt sich die Haare trocken und nickt, auch wenn er keine Ahnung hat, was jetzt kommt. Ein 'Nein" jedoch wäre unhöflich.
"Owen meinte heute Morgen, er lässt seinen Spezialisten diesmal nicht ablehnen zu kommen. Kannst du mir erklären was er damit gemeint hat? Warst du zu beschäftigt oder wolltest du wirklich nicht nach LA kommen?" sie sieht es direkt and Jims Gesicht, das ist nicht die Frage, mit der er gerechnet hat, aber auch auf keinen Fall eine die er beantworten will.
Jim lässt den Kopf hängen und schweigt erstmal, bis eine kalte Nase seine Hand anstupst. Als er den Kopf hebt spürt er Lunas Zunge schon an der Backe und muss kurz unvermittelt auflachen.
"Danke," wischt er sich den Saber von der Wange.
"Sie spürt das dich was belastet, und sie scheint dich doch zu mögen nach anfänglichen Schwierigkeiten." stellt Molly fest und beobachtet gespannt, wie Luna sich verhält. Der Labrador rollt sich vor Jim zusammen und legt den Kopf auf seinem Knie ab.
Street seufzt einmal tief auf und blickt gen Himmel.
"Ich wollte nicht, eigentlich nie wieder, nach LA kommen." flüstert er fast vor sich hin, während er ein wenig verzweifelt wirkt und Molly glaubt er kämpft mit Tränen.
Sie legt ihm eine Hand auf den Arm. "Ich wollte dir nicht zu nahetreten. Du musst es mir nicht erklären. Tut mir leid."
"Es ist nicht deine Schuld, dass diese Stadt nicht die besten Erinnerungen für mich bereithält. Und eigentlich muss ich mich glaub immer noch bei dir entschuldigen. Du hattest es nicht verdient, wie ich gehandelt habe. Kannst du mir verzeihen?"
Er sieht sie mit großen Augen an und Luna stupst immer wieder seine Hand an, um sich Streicheleinheiten abzuholen. Unbewusst fängt Jim an über das schon wieder trockene Fell zu streichen und sich selbst zu beruhigen.
"Jim, das ist jetzt über ein Jahr her. Ich war nie wütend auf dich. Hätte ich mir mehr Erklärung gewünscht? Ja, aber am Ende war es besser so als im großen Streit. Und ich kann verstehen, wenn du mir nicht sagen willst, was dich am Ende dazu gebracht hat zu gehen. Ich war nur verwundert, als mein Vater es erwähnt hat. Deine Freunde wären sicher gerne für dich da gewesen nach dem Tod deiner Mutter."
Kaum hat Molly den Satz beendet steht Jim unvermittelt auf und sagt schroff "Wir sollten zurückgehen."
Molly steht vorsichtig auch auf und versucht Luna zu beruhigen. Die fast schon schreckhafte Reaktion von Jim hatte den jungen Hund auch etwas aufgewühlt und sie sprang nun bellend zwischen den beiden hin und her.
Sie überlegt kurz ob sie protestieren soll, aber dann nickt Molly und geht stumm Richtung Apartmentkomplex zurück.
Kurz, bevor sie den Eingang zur Grünanlage vor dem Haus erreichen, greift Jim kurz nach ihrem Arm.
"Molly," er blickt zu Boden und sieht, wie Luna neben ihm steht und den Kopf schieflegt. Er atmet tief ein. "Ich, es tut mir leid. Aber ich kann über die Zeit nur schwer reden."
"Es ist okay, ich verstehe. Vielleicht kannst du ja mit Chris..." "Nein, es wäre wohl besser das nicht zu machen."
Jims Gesichtsausdruck ist wie versteinert und Molly realisiert, dass etwas Schwerwiegendes passiert sein muss.
"Ok, hör zu ich will nicht mit dir verhandeln, aber wenn du länger hier bist mit deinem Team wirst auch du wahrscheinlich Schichten übernehmen. Chris gehört zu meinem Leben und ich, genauso wie Luna würden es schade finden, wenn wir uns mehr einschränken müssten als ohnehin schon."
Sie sieht die Grimasse und Jim lässt die Schultern hängen.
"Du wirst dich nicht einschränken müssen. Ich werde den Einsatzplan sowieso überarbeiten müssen dann können wir auch das berücksichtigen."
Er sagt es so professionell und als ob die Lösung einfach wäre aber, dass Chris die Nachbarin ist, hat seinen Einsatzplan komplett durcheinandergewürfelt. Wie sollte er das lösen ohne, dass sein Team Fragen hatte?
Heute würde er wohl in den sauren Apfel beißen müssen. Aber gleich morgen würde er einen neuen Plan schreiben, mit der Begründung, dass nur akzeptierte Personenschützer mit Luna und Molly unterwegs sein dürften.
Wobei Jim mit einem Blick zu der Labradordame wusste, das würde nicht schwer werden. Jeder der das Wort Leine nicht nutzt und ein bisschen mit ihr spielt dürfte bei dem Tier einen Stein im Brett haben.
Sie erreichen Mollys Tür und Luna läuft zielstrebig ans Ende des Ganges. Er sucht leicht irritiert Mollys Blick.
Jim ist verwundert das Molly nur lächelt und nicht mal versucht ihre Hündin zu sich zu rufen.
Seine verknitterten Augenbrauen zeigen das wohl sehr deutlich.
"Sie geht Gute Nacht sagen. Normalerweise wäre Chris mit uns joggen gewesen, aber so muss sie sich noch verabschieden." Molly erklärt es wie eine Selbstverständlichkeit. "Wenn du nicht anklopfst, macht Luna das gleich selber."
Noch während Molly spricht springt Luna an die Tür und bellt zweimal auf.
Jim beobachtet wie kurz darauf die Tür sich öffnet und Chris dem Labrador über den Kopf streicht.
"Na, hattest du Spaß Luna?" fragt Chris und sucht Molly aber ihre Augen landen auf Street, dem die Haare in alle Richtungen stehen.
Sie unterdrückt ein Lächeln und flüstert dem Hund ins Ohr. "Ich sehe schon, dein Frauchen hat Vertrauen gefasst. Das ist gut so." Als sie sich aufrichtet sagt sie laut "Na, dann auf nach Hause."
Molly hebt die Hand zum Gruß und formt die Worte "Wir reden morgen," bevor sie in ihre Wohnung geht.
Jim bleibt ein wenig ratlos im Flur stehen bis sein Mitarbeiter aus Chris Wohnung kommt und ihn informiert, dass alles bereit sei für die Nachtschicht und das ein Team bereits bei der Klientin ist.
Chris lehnt mit verschränkten Armen in ihrer Tür und wartet bis der Kollege gegangen ist.
Nachdem Jim die letzten Instruktionen gegeben hat, geht er langsam Richtung der noch offen stehenden Wohnungstür.
