Am nächsten Morgen konnte Chris sogar nachvollziehen, dass sich Street alleine gefühlt hatte. Schließlich war es wirklich fast immer sie gewesen der er sich geöffnet hatte aber warum er nicht zu Buck gegangen war, konnte sie sich nun wirklich nicht erklären.

Ein kleines Lächeln breitet sich auf ihren Lippen aus. In gewisser Weise war Street zu Buck gegangen. Ihr ehemaliger Teamleader war schließlich auch ein Teil der Firma für die Street jetzt arbeitete.

Langsam fallen ihre Augen wieder auf das zerknitterte Stück Papier. Gestern, als sie es aus ihrem Briefkasten geholt hatte war es nur einmal gefaltet gewesen.

Nach dem ersten Lesen hatte sie es zerknüllt. Wie konnte er es wagen ...

Chris greift zu ihrem Telefon und hat die Ziffern unbewusst schon vollständig abgetippt. Sollte sie wirklich anrufen?

Sie bricht ab und speichert die Nummer vorerst nur ab.

Vielleicht würde eine Runde auspowern helfen. Schnell schreibt Chris eine Nachricht an Molly, dass sie früh zur Arbeit fährt und daher die Joggingtour heute ohne sie stattfinden muss.

Molly liest die SMS und sieht Luna an. "Wir zwei gehen heute alleine an den Strand." Als Antwort bekommt sie ein kleines Bellen und Schwanzwedeln... "Ja, Strand hast du verstanden." lacht Molly kurz und geht sich fertig machen.

Derweil steht Luna schon mit einem Ball im Maul an der Tür parat und Molly kann nicht anders als Chris doch schnell ein Foto zu schicken.

"Sie hat Strand gehört. Denk dran, wenn du wen zum Reden brauchst. Klopf einfach an."

Chris ist in der Zwischenzeit im HQ angekommen und beschließt sich mit dem Boxsack zu beschäftigen.

Nach einer ausgiebigen Runde mit dem Sack kommt sie zu einem Ergebnis. Sie weiß jetzt was sie tun muss, nur wie soll sie das bewerkstelligen?

Chris stellt sich nach dem Workout unter die Dusche und als sie dann fertig ist und einsatzbereit zieht sie doch noch schnell ihr Telefon aus der Tasche.
"Du hast Recht, wir sollten reden. Aber nicht am Telefon."
Im Anschluss stellt sie die Nummer auf stumm und macht sich auf den Weg in die Schichtbesprechung.
Hondo hat mit Luca zusammen eine komplizierte Übung für mehrere Teams entworfen und Chris braucht ihre gesamte Konzentration, um der Einweisung zu folgen. Sie weiß, dass sie mit ihrer grußlosen Nachricht wahrscheinlich bei Street für Verwirrung gesorgt hat und wie das wirklich funktionieren soll, kann sie auch noch nicht sagen, aber das ist ein Problem für den Moment, wenn er wirklich antwortet und noch reden will.

Gegen Mittag läuft Molly ins SWAT HQ. Sie ist mit ihrem Vater verabredet und will kurz nach Chris sehen.
"Hey, Rocker. Ist Chris hier?" fragt sie den ihr in die Arme laufenden Rocker.
"Küche, " kommt es kurz und knapp zurück und Molly schüttelt lachend den Kopf als Luna schon verschwindet.
Sie klopft kurz an den Rahmen der Küchentür und lächelt als Chris den Kopf hebt. Sie scheint auf etwas in ihrem Schoss zu blicken und als Luna bei ihr ankommt und den Kopf auf Chris' Knien ablegt sieht Molly auch was es ist.
Chris legt ihr Telefon aus der Hand und begrüßt Luna.
"so lernt sie nie, dass sie nicht der Mittelpunkt ist." grinst Molly und Chris muss lachen. Sie hatte das schon mehrfach angemahnt, dass jeder zuerst den Hund begrüßt, was falsch ist.
"Tut mir leid. War aber grade notwendig. Ist was passiert? Oder warum bist du hier?"
"Ich gehe mit Dad essen, aber er ist noch in einer Besprechung daher wollte ich nach dir sehen. Hast du eine Entscheidung getroffen?" fragt Molly leise und setzt sich zu ihr.

Chris schiebt ihr Telefon über den Tisch.
"Ich verstehe nicht, wie das gehen soll. Wir leben in unterschiedlichen Städten am entgegengesetzten Ende des Landes... Sag es doch, wenn du nicht reden willst."

Molly liest die Zeilen und runzelt die Stirn.
"Und jetzt?"
"Ich glaube ich brauche Urlaub und muss wohl zu ihm reisen."

Ein paar Tage später war es dann sogar schon so weit. Chris würde ihr langes Wochenende in Boston verbringen.
Molly hatte sie noch zum Flughafen gefahren und gedrückt, aber auf dem Flug war die Nervosität in neue Höhen gestiegen.
Sie hatte es nicht mal gewagt Street zu sagen, dass sie kommt. Aus Angst er würde dann auf jeden Fall nicht in der Stadt sein.
Und da fällt ihr dann ein was ihr fehlt. Eine Adresse.
Dann müsste sie eben doch an der Geschäftsanschrift vorbei, auch wenn sich das ein wenig peinlich anfühlt.

Aber sie hatte keine andere Wahl. Und so kommt es, dass Chris, nachdem sie kurz in ihr Hotel eingecheckt hat vor einem modernen Gebäude mit Glasfassade steht und sich nochmal Mut zu redet.
Sie geht an den Tresen und wartet bis die junge Frau dort sie beachtet.
"Herzlich Willkommen, wie kann ich ihnen weiterhelfen?"
"Hallo, mein Name ist Alonso. Chris Alonso. Ich würde gerne zu Jim Street." Chris bemüht sich um eine feste Stimme aber die Dame runzelt trotzdem die Stirn.
"Einen kleinen Augenblick bitte," sagt sie noch und geht dann kurz in ein Hinterzimmer.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt die junge Frau wieder zurück und bittet Chris ihr zu folgen.
Am Ende eines langen Flurs wird Chris in ein Besprechungszimmer gebeten und zu ihrer Verwunderung sitzt dort nicht Street sondern Owen Bennet und Buck.
"Hey Buck, das ist ja eine Überraschung." lacht Chris als Buck sie in eine Umarmung zieht.
"Ich könnte das gleiche zu dir sagen. Wir hatten nicht erwartet, dass noch jemand aus LA nach Street hier sucht."
Chris runzelt die Stirn und fragt: "Warum?"
"Er hat sich letzte Woche nach LA versetzen lassen. Macht auch mehr Sinn, denn die Mehrheit der Aufträge kommt eh von dort." erläutert Owen und Chris blickt zu Buck.
"Hat er wohl vergessen zu erwähnen. Danke, dann werde ich jetzt wohl mal zum Telefon greifen." versucht Chris die Situation weg zu lächeln und steht wieder auf.

Chris ist immer noch leicht in Schock aber als Buck vorschlägt zusammen essen zu gehen kann sie nicht nein sagen.

Molly hat auch einen freien Tag und hat entschieden diesen mit Luna am Strand zu verbringen. Die kleine etwas abgelegene Bucht macht es möglich den aktiven Hund auch frei laufen zu lassen und sie kann eigentlich kaum jemanden stören. Weit und breit ist keine Person zu sehen.
Ein wenig irritiert wartet sie schon eine Weile auf eine Nachricht von Chris, die ja heute zu Jim wollte. Aber vielleicht war es ja ein gutes Zeichen, ein Hoffnungsschimmer, wenn sie nichts hörte. Dann sprechen sie sich vielleicht endlich aus.

Ja, so wird es sein. Molly greift nach ihrem Buch und sieht sich um. Ihr fällt das Buch aus der Hand. Luna war nicht wie erwartet am Wasser.
"Luna?" ruft sie laut und pfeift auch nach dem Labrador, aber keine Reaktion.
Selbst wenn sie um die nächste Düne spielen gewesen wäre, jetzt würde ein brauner Blitz auf sie einstürmen.
War sie etwa wirklich weggelaufen?
Molly wühlt durch ihre Tasche und zieht ihr Telefon heraus.
Zum Glück hatte sie sich für den GPS-Tracker am Halsband entschieden so konnte sie die abenteuerlustige Hundedame schnell wieder finden.
Sie packt ihre Sachen zusammen und sieht nochmal auf dem Handy nach. Luna schien immer noch um die nächste Biegung zu sein und sich sogar langsam wieder auf den Rückweg zu machen. Trotzdem, das hatte Molly grade einen gehörigen Schreck eingejagt.

Sie hat fast die Düne umrundet als ihr Handy anfängt zu klingeln.
"Hey, wie ist Boston?" fragt sie betont fröhlich. Und Chris antwortet trocken "Kalt und unerwartet,"
Molly runzelt die Stirn aber nur für einen kleinen Augenblick.
"Ach und warum? Was ist passiert?" fragt sie noch und bleibt dann stehen.
"Street ist nicht mehr hier," erklärt Chris und bevor sie hinzufügen kann, dass er in LA ist, sagt Molly "Das sehe ich."

"Wie bitte?" Chris glaubt sich verhört zu haben.
"Warte, ich mach mal kurz die Kamera an," hört sie noch durch die Ohrmuschel und dann blickt sie auf das Display und sieht Luna um eine Figur rumspringen, die sich bei näherer Betrachtung tatsächlich als Street entpuppt.

"Oh," kommt von Chris, bevor sie einfach auflegt. Sie tippt noch schnell eine Nachricht und bittet Molly nicht zu sagen, wo sie ist.
Molly liest die Zeilen und schüttelt den Kopf.