Dann schaut sie wieder verwundert zu Luna und Jim. Die Hündin weicht ihm nicht mehr als ein paar Schritte von der Seite. Sie muss Molly aber schon längst bemerkt haben.
Erst auf dem letzten Meter eilt die Hündin zu ihr und setzt sich brav hin. Nur das Schwanzwedeln verrät, dass sie nicht ganz versteinert ist.
"Du bekommst jetzt kein Leckerli. Du kannst doch nciht einfach weglaufen." tadelt Molly streicht der Hündin aber trotzdem erleichtert über den Kopf.
"Hey," kommt es vorsichtig von Street, der sich etwas unsicher am Kopf kratzt.
"Hey, was für eine Überraschung. Was machst du hier?" fragt Molly und die Verwunderung ist nur halb gespielt.
"AH, ich war am Strand ein wenig ausspannen nach dem Umzug," er stoppt sich kurz selbst und sieht irgendwie nochmal unsicher aus. Molly kann nicht anders als eine Augenbraue hochziehen. Noch während er zu ihrem Schutz hier war hatte er von nie wieder LA gesprochen.
"Ja, ich weiß. Klingt jetzt falsch, aber ich habe eingesehen, dass es beruflich mehr Sinn macht aus LA heraus zu arbeiten." erklät Jim so trocken wie möglich.
"Okay, aber wie hat Luna dich gefunden? Ich meine was machst du an diesem Strandabschnitt der fußläufig zu meiner Wohnung ist."
"Ich habe eine Wohnung nicht weit von hier gefunden. Ich schwöre purer Zufall, die Firma hat gesucht. Die junge Dame hier," er kommt einen Schritt näher und tätschelt Luna die Schulter, "hat mich beim Schlafen gestört. Aber aus gutem Grund. Hinter der Düne war eine Joggering kollabiert und Luna muss sie wohl gefunden haben."
Molly ist schockiert.
"Ist alles in Ordnung mit ihr?" fragt sie besorgt.
"Ja, die Rettungssanitäter haben sie jetzt mitgenommen und ich bin wieder mit "meinem" Hund weitergegangen" er schaut Molly entschuldigend an. "Ich wollte nicht erklären warum ich mit dem Hund einer Anwältin unterwegs bin und aber keine Möglichkeit habe dich anzurufen, ohne mein Geschäftstelefon."
Den letzten Teil fügt er noch an, nachdem Molly nochmal fragend die Augenbrauen verzieht.

"Okay, dann zurück zu deinem Umzug. In die Nachbarschaft. Wie lange bist du schon hier?" fragt Molly weiter, auch um herauszufinden was eigentlich grade passiert war.
Jim kratzt sich nochmal unangenehm ertappt am Kopf "Eine Woche, jetzt ziemlich genau."
Molly kann gar nicht anders als kurz scharf einzuatmen. Oh Gott.
"Ach, und du hast dich nicht melden können?" der Tonfall war ein wenig Vorwurfsvoll. Sollte er ruhig wissen, dass sie Bescheid wusste über die Gesprächsversuche zwischen Chris und ihm.
Jim verzieht das Gesicht ein wenig beschämt. "Molly, du kannst das nicht verstehen. Aber wenn Chris etwas nicht will, dann ist es egal ob ich hier bin oder am anderen Ende der Welt."
"Ich glaube du hast ihre Nachricht falsch verstanden." antwortet Molly einfach nur und ruft dann Luna zu sich.
Sie geht einfach weiter und lässt ihn stehen.
Nach ein paar Metern spürt Molly eine Hand auf ihrer Schulter. "Wie meinst du das?" Street ist ein bisschen irritiert und sieht sie fragend und verwirrt an.
Molly kneift kurz die Augen zu und versucht eine Entscheidung zu treffen. Chris hatte sie gebeten nichts zu sagen.
Glücklicherweise redet Street weiter, in einem fast schon erleichterten Tonfall. "Sie will wirklich reden? Dann kann ich ja später mal vorbeikommen oder?"
Und da war es das perfekte Stichwort, aber Molly kämpft immer noch mit sich. Sie konnte doch nicht Chris so verraten oder?
"Nein, wenn du heute vorbei kommst wirst du sie nicht antreffen." sagt sie mit einem Lächeln.
"Oh, Wochenendschicht?" fragt Street nach und Molly schüttelt wieder den Kopf. "Nein, ich habe sie gestern Abend zum Flughafen gefahren. Sie wollte über Wochenende alte Bekannte besuchen gehen."
Molly sieht wie seine Miene ein wenig entgleitet. "Aber vielleicht schreibst du ihr einfach und ihr einigt euch auf einen Zeitpunkt zu dem ihr beide ausreichend Zeit habt. Ihr habt ja doch ein bisschen was zu klären." sagt Molly so sanft wie möglich aber sie sieht trotzdem wie Jim zusammen zuckt.

"Jim, nein Chris hat mir keine Einzelheiten erzählt, nur angedeutet, dass ihr wie soll ich sagen endlich," Molly versucht zu lächeln und optimistisch zu klingen, aber in ihrem Hinterkopf schwingt immer der leise Verdacht mit, dass sie doch sauer sein müsste, "beide bereit wart euch euren Gefühlen zu stellen und verzeih mir wenn ich das so sage, dann sind euch ein zwei Missverständnisse in den Weg gekommen."

Street blickt Schuld bewusst auf seine Füße. "Molly, ich... es war nie..." fängt er ein wenig wahllos an zu stottern.
"Stop, du musst mir aktuell nichts erklären. Aber du solltest eine gute Erklärung für Chris haben, warum die hier bist und nicht wie du geschrieben hattest am anderen Ende des Landes..." Molly versucht es mit Humor aber das Wissen, dass Chris Molly die Nachricht gezeigt hat lässt Jim wieder zusammen zucken.
"Würdest du mir glauben, dass ich einfach nicht erwartet hatte, dass Chris noch mit mir reden will und mich daher nicht getraut habe zu erwähnen, dass ich wieder hier bin?"
Luna sucht sich genau den Zeitpunkt aus um Mollys Tasche nach ihrem Ball zu durchsuchen und ihn dann vor Jim in den Sand zu legen.
Molly ruft noch "Luna," um sie zu Tadeln muss dann aber Lachen als Jim den Ball nimmt und sagt "Okay, aber diesmal bade ich nicht mit dir."
"Du weißt schon, dass Labradore Wasser lieben und du baden gehen musst?" ruft Molly noch hinter ihm her als Jim und Luna Richtung Wasser verschwinden.
Sie zieht nochmal ihr Telefon raus und schreibt Chris um nach ihren Reiseplänen zu fragen.
"Ich werde ein bisschen mit Buck hier die Stadt erkunden. Wir haben denselben Rückflug. Und über Lunas neuen Kumpel müssen wir auch nochmal reden..."
Molly kann nicht anders als ein wenig lachen.
Warum Luna vor allem zu Jim und Chris so schnell Vertrauen gefasst hat ist ihr noch ein Rätsel aber vielleicht kann die Hündin, dann auch helfen die zwei wieder zurück zu ihrer Freundschaft zu führen.

Später am Abend sitzt Jim in seinem Appartement und Mollys letzter Satz zum Abschied will ihm nicht so Recht aus dem Kopf gehen:
„Jim, wenn du auch nur einen Funken Anstand in dir hast, dann meldest du dich bei Chris und versuchst ihr zu erklären warum du wieder hier bist und warum du ihr wieder nichts gesagt hast. Und die Ausrede, dass du dich nicht getraut hast zählt nicht."

Aber sollte er sonst sagen? Er holt nochmal tief Luft und fragt sich warum er eigentlich so nervös ist. Er will nur eine SMS tippen. Da Molly sich geweigert hat zu sagen wo Chris genau hin ist, hatte er keine Ahnung wie spät es dort ist und somit war telefonieren eher ungünstig.

Er war sich nicht mal sicher ob Molly verraten würde, dass er wieder in LA ist.
Am Ende, nach mehreren gelöschten Versionen tippt er: "Chris, aus verschiedenen beruflichen Gründen wohne ich wieder in LA. Wir können uns also, so wie es dir passt auch treffen und nochmal versuchen zu reden."

Jetzt musste er nur noch warten ob und wann Chris antworten würde.

Chris liest die Nachricht noch am selben Abend kann sich aber nicht dazu durchringen zu antworten. Sie ist im Moment einfach nur enttäuscht. Buck hatte erwähnt, dass Street schon in der Vorwoche umgezogen war, also schon wusste, dass er in LA leben würde als er ihr geschrieben hatte.
Hatte Molly ihn jetzt überredet oder gezwungen sich zu melden?
Das war ein anderer Punkt, der Chris immer wieder Kopf- und oder Bauchschmerzen bereitete. Sollte Molly wirklich sich auch wieder mit Street gut verstehen mussten sie wohl irgendwann die volle Wahrheit sagen. Und ein bisschen, so stellt Chris verwundert fest, hat sie sogar Angst die neue Freundschaft wieder zu verlieren.

Sie nimmt kurz ihr Telefon und schreibt Molly eine Nachricht.
"Wenn ich wieder in LA bin sollte ich dir noch etwas sagen..."

Molly liest nach dem Aufstehen die leicht kryptische Nachricht von Chris und kann das flaue Gefühl im Magen nicht ganz unterdrücken. Was wollte Chris ihr denn noch sagen?
Sie beschließt den Tag wie immer mit einer Joggingrunde zu starten, diesmal auch um einen klaren Kopf zu bekommen, sie musste Chris ja auch heute Abend wieder am Flughafen abholen.

Die Begrüßung am Flughafen fällt herzlich aus, auch wenn Chris schon ein wenig mulmig ist vor dem gemeinsamen Abendessen und dem was sie im Anschluss sagen will. Sie hat sich alles zurecht gelegt, tausend Varianten ausprobiert aber es gibt keinen Weg das zu beschönigen. Nicht wenn ihre Freundschaft mit Molly eine Chance haben soll. Sie wird das Risiko eingehen müssen und wahrheitsgemäß erzählen was letztes Jahr passiert ist.

Molly spürt, dass Chris unruhig ist und besteht trotzdem darauf, dass sie erst Essen bevor sie zu den "schweren" Themen kommen. Währen dem Essen erzählt Chris ein wenig wie es war wieder mit Buck zu reden und wie gut die Auszeit getan hat. Sie zeigt Molly auch die SMS die sie bekommen hat und Chris gibt zu, dass sie noch nicht weiß wie sie reagieren wird.

Etwas später sitzen beide bei Chris in der Wohnung auf den Sofas mit jeweils einem Glas Rotwein. Molly wartet darauf, dass Chris anfängt zu reden. Den Anfang kann sie ihr leider nicht abnehmen. Chris fährt mit ihren Fingern über den Rand des Glases und nimmt noch einen Schluck bevor sie ihren Blick zu Molly wendet.
"Okay, ich hatte ja geschrieben wir müssen noch was besprechen. Eher muss ich dir noch was sagen."
Chris stockt und flucht, warum war das denn jetzt so schwer.
"Letztes Jahr, als du gefragt hast ob ich weiß was los ist..." beginnt sie nochmal nur um wieder zu stoppen.
Chris schluckt fest und schaut auf ihre Hände. "Ich hab dich angelogen."
Molly lehnt sich ein Stück nach vorne, stellt ihr Glas ab und greift nach Chris Hand. "Es tut mir leid, dass ich dich in diese Lage gebracht habe. Ich wusste, dass du wahrscheinlich genau weißt was los ist. Aber ich wusste auch, dass du seine beste Freundin bist oder warst und daher sein Vertrauen nicht brechen würdest. Du musst dich nicht entschuldigen."
Chris zieht ihre Hand weg und blickt mit Tränen in den Augen auf. "Doch. Ich muss mich entschuldigen." ihre Stimme zittert.
"Als du zu mir kamst," wieder schluckt Chris und versucht die Tränen zurückzuhalten "Ich war überzeugt davon, dass du mich fragst warum er Schluss gemacht hat." Chris lässt den Kopf hängen und wartet was passiert. Aber Molly bleibt stumm.
Damit hatte sie nun nicht gerechnet.

Molly setzt sich wieder zurück und steht auf. Luna kommentiert die plötzliche Veränderung mit einem feinen aufbellen. Die feinfühlige Hündin hatte den ganzen Abend immer wieder schon leise gewinselt und die letzten Minuten Chris angestupst.
Jetzt war sie wohl vollkommen verwirrt.
Chris beobachtet Molly schweren Herzens. Und als Molly zur Tür blickt kann sie ihre Tränen nicht mehr aufhalten.
"Chris, ich... ich brauch kurz Zeit für mich. Bitte hab Verständnis, dass ich jetzt gehe. Aber wir können morgen, mit klarem Kopf, weiter reden." auch Mollys Stimme zittert aber Chris nickt und streicht Luna nochmal über den Kopf bevor der Labrador hinter Molly die Wohnung verlässt.

Wie in Trance räumt sie die Reste des gemeinsamen Abends weg und hofft nur, dass Molly wirklich morgen früh wieder kommt.

Ihr Telefon blinkt kurz auf mit einer Erinnerung, dass sie morgen bei Deac und Annie zum Abendessen eingeladen ist und dann geht Chris schweren Herzens ins Bett.