Molly sitzt noch eine ganze Weile in ihrem Wohnzimmer und kuschelt mit Luna. Unweigerlich läuft die Szene wieder vor ihrem Auge ab. Der Tag an dem sie sich nicht mehr anders zu helfen wusste und Chris um Rat gefragt hat. Wie lange hatte Chris schon gewusst das es enden würde. Das es enden musste.
Ihr Unterbewusstsein hatte schon eins und eins zusammengezählt aber das half nun auch nicht weiter.
Je länger Molly nachdenkt, desto mehr versteht sie, dass es nicht Chris Aufgabe war die Beziehung zu beenden. Aber es fühlt sich trotzdem wie Verrat an, dass sie sie nicht gewarnt hatte.
Halt. Stop. Molly stoppt sich selbst.
Sie weiß, dass sie ihre Freundin nicht für die damalige Situation mit dem heutigen Vertrauensverhältnis messen darf. Chris war Jims Freundin und es war klar, dass sie seine Geheimnisse bewahren würde.
Auch wenn es schon über ein Jahr her war und sie dachte damit abgeschlossen zu haben. Es tat weh. Sie fühlte sich verraten und hintergangen. Verarscht.
Am nächsten Morgen und einigen Träumen, die zum Teil sehr schmerzhaft waren steht Molly auf und kocht zwei Tassen Kaffee. Luna steht schon an der Tür bereit.

Chris ist schon eine ganze Weile wach und hat den Tisch für ein gemütliches, ausgiebiges Frühstück zu zweit gedeckt. Für einen kleinen Moment überlegt sie noch ob es vielleicht alles zu viel ist. Was wenn Molly gar nciht kommt, als sie das vertraute Tapsen gegen die Tür hört und das sanfte Bellen muss sie lächeln.
Luna steht vor der Tür und mit etwas Glück auch Molly.
Chris zieht die Tür auf udn die vorwitzige Hündin ist direkt in der Wohnung verschwunden. Molly sieht sie unsicher an und hält eine Tasse Kaffee nach vorne.
"Komm rein," sagt Chris und tritt zur Seite während sie eine Tasse entgegen nimmt.
Molly sieht den Tisch und fragt unvermittelt, aber scherzhaft "Für was musst du dich entschuldigen?"
Chris zuckt kurz und schaut dann reumütig ihre Freundin an. "Alles,"
"Nein, Chris du musst dich für nichts entschuldigen. Du hast alles richtig gemacht. Ich hätte mir zwar mehr Warnung gewünscht aber rückblickend kann ich sagen, ich hätte es wissen müssen."
"Ich bin einfach immer noch unsicher, weil Molly da ist noch was..." will Chris ansetzen, aber Molly schüttelt den Kopf. "Ich kann es mir denken. Und um ehrlich zu sein, so lange du mir nur sagst, dass ihr nicht zusammen wart als ich noch da war... dann" "Versprochen. Da war nichts. Nie." unterbricht Chris schnell nur um dann wieder Schuld bewusst in ihre Tasse zu starren.
"Molly, du musst noch was wissen. Ansonsten war das hier wieder eine Lüge." sagt Chris leise und sucht Mollys Blick, die sitzt wie versteinert auf ihrem Stuhl.
Chris hebt ihre Hand und greift nach Mollys. "Wenn unsere Freundschaft eine Chance haben soll, muss ich dir jetzt alles sagen. Auch wenn es nicht meine Geschichte ist. Zumidnest nicht vollständig."
Molly sieht Chris weiterhin wie versteinert an und überlegt fieberhaft wie sie das unterbinden kann. Sie hat die leise Ahnung, dass Jim weit bevor er sich von ihr getrennt hat Chris gesagt hat was er empfindet und sie würde gerne sagen, das ist alles in der Vergangenheit und damit unwichtig, aber so einfach war das doch nicht. Zu wissen, dass man nie die einzige Person war. Immer nur zweite Wahl. Ein Ersatzmodell.
Chris sieht fast wie die Gedanken durch Mollys Kopf rasen.
"Hör zu. Ja, er hat mir ein paar Tage nach Erikas Tod gesagt, dass er nur über mich nachdenken kann, aber Molly du darfst nicht glauben, dass du ihm nicht wichtig warst. Die Trennung war auch für ihn nicht leicht."

"Chris stop," Molly hält eine Hand hoch und wischt mit der anderen kurz unter ihren Augen lang. "Mir ist persönlich grad echt egal, wie es ihm ergangen ist. Was du grad gesagt hast, sagt mir ich hab wahrscheinlich wochenlang wie ein Idiot an einer Beziehung festgehalten die schon lange vorbei war, vielleicht nie richtig existiert hat. Und da kann ich jetzt nicht wirklich mitleid haben mit ihm, weil er was auch immer hatte."
Chris schreckt ein bisschen zurück, da Mollys Stimme doch ein wenig hart klingt. Aber nach einigen Momenten wird Mollys Gesichtsausdruck wieder weicher und ein Lächeln ist zurück auf ihrem Gesicht, wenn auch erzwungen.
"Lass uns wirklich das Thema wechseln und das Essen genießen. Du hast dir große Mühe gemacht und so zum Abschluss: ich mache dir keine Vorwürfe."
Von unter dem Tisch kommt ein bellen und die beiden Frauen lachen. "Da hat jemand Essen gehört." schmunzelt Chris und zieht eine Dose näher.
Nachdem Luna mit dem Schweinsohr ruhig gestellt ist widmen sich die zwei ihrem Frühstück und die Welt ist soweit wieder in Ordnung.
Über die nächsten Wochen verläuft alles wieder so wie vorher auch wenn Molly von ihrem Chef informiert wird, dass die Sicherheitsfirma von Deac und somit sehr wahrscheinlich Street und sein Team per sofort alle Personenschutz Aufträge der Kanzlei übernehmen werden. Sie hat zu ihrem Glück keine solchen Fälle im Kalender zur Zeit. Und aktuell will sie ihn auch wirklich nicht sehen.
Chris hatte ihr versprochen, das Gespräch zu suchen und dieses dann nicht in ihrer Wohnung zu haben. Die Bitte konnte Chris sogar sehr gut nachvollziehen.

So wurde es wieder Wochenende und Molly und Chris machten sich wie fast immer mit Luna auf den Fersen auf zu einer ausgiebigen Joggingrunde am Strand bevor sie sich ein ruhiges Fleckchen zum Entspannen suchen wollten. Sie kamen nicht sonderlich weit, als Luna plötzlich unvermittelt an ihnen vorbei nach vorne stürmt und einen einzelnen Jogger freudig umspringt. Molly bleibt fast sofort wie angewurzelt stehen und dreht sich weg und auch Chris tut es ihr gleich, nachdem sie Street erkannt hat.

Chris geht die paar Schritte zu Molly zurück und fragt vorsichtig "Ist alles okay?"
Molly schüttelt unauffällig den Kopf und schluckt einmal fest. "Ich glaub ich will ihn einfach nicht sehen grade. Aber ihr solltet wirklich reden und euch aussprechen." Sie nimmt einen Beutel und drückt ihn Chris in die Hand. "Lunas Sachen und ein paar LEckerlis. Ich geh nach Hause und bereite mich auf den Gerichtstermin vor." kommt nur noch die Erklärung bevor Molly nach einer kurzen Umarmung verschwindet.

Als Chris ein verlegenes Räuspern hört dreht sie sich langsam um. "Hey," grüßt Street mit etwas belegter Stimme. "Was für ein Zufall."
Chris rollt mit den Augen.
"Kein großer Zufall, da du in der Nähe wohnst." sagt sie trocken. Luna sitzt vor Chris im Sand und beäugt den Beutel mit ihren Spielsachen neugierig.

Street ist ein wenig überrascht zuerst aber dann auch wieder nicht. Molly musste es ihr erzählt haben. Er setzt sich hin und wartet bis Chris es ihm gleich tut. Sozusagen als Zeichen, dass sie wirklich reden würden.
Kurze Zeit später hört er einen tiefen Seufzer und Chris lässt sich neben ihm in den Sand fallen.

"Warum?" fragt sie und beobachtet die Wellen während sie Luna über den Kopf streicht. Die Hündin hatte sich einfach zwischen die zwei gelegt und war somit gleichzeitig Brücke und Abstand.
"Warum was?" Street ist von der Frage ein wenig überfordert.
"Warum hast du gelogen, als du auf meine Nachricht reagiert hast? Du hättest ja sagen können, dass du wieder hier wohnst. Hätte mir den Trip nach Boston gespart." Chris ist ein wenig in Rage und realisiert erst nachdem es raus ist und Street erstaunt aufsitzt dass sie sich verplappert hat.
"Du warst in Boston? Du wollest wirklich..."
"Ja, und ich weiß wirklich nicht wieso. Aber Molly denkt es macht Sinn. Also..." Chris sieht ihn fordernd an und wartet doch Jim blickt einfach stumm auf den Horizont. Jetzt hatte er die Chance und wusste doch nicht was er sagen sollte und wollte.

Street schweigt weiter und Chris ergreift wieder das Wort.
"Können wir einfach nochmal über letztes Jahr reden? Ich will versuchen zu verstehen was los war. Und warum du unbedingt hier weg musstest," sie spart sich die Vorwürfe die ihr auch durch den Kopf gehen. Die würden jetzt wohl nicht helfen.
Jim legt unbewusst eine Hand auf seine Seite. Die Seite, die durch die OP Narbe gezeichnet ist.

"Du weißt die Heilung war nicht ideal" beginnt er leise seine Erklärung und dreht den Kopf zur Seite. Chris nickt nur. "Was ich dir nie gesagt habe war, dass ich an dem Tag als sie mich wegen meiner Mutter angerufen haben sowieso schon fertig war. Die Ärzte vom LAPD haben ihren Check-Up gemacht und da die Heilung so schlecht verlief und auch die Regeneration der Leber so stark verzögert war hatten sie schon beschlossen mich nicht mehr in den aktiven Dienst zu lassen."
Chris hatte bisher mit der Hand Lunas Fell gestreichelt aber jetzt hält sie einen Augenblick inne.
"Warum hast du das nie gesagt?"
"Ich wusste nicht wie. Chris ich war hier ganz alleine. Ich konnte das doch niemandem sagen. Also habe ich gekündigt und habe die Zelte abgebrochen sozusagen nach unserem Telefonat."
"Du hättest es mir sagen können. Ich wäre für dich da gewesen. Verdammt wir haben drüber gesprochen zusammen zu sein. Wir hätten," Chris unterbricht sich kurz als sie merkt was sie sagen will. "Wir hätten eine Chance gehabt." fügt sie noch flüsternd hinzu bevor sie sich wieder voll und ganz Luna und den Streicheleinheiten widmet.

Nach einer gefühlten Ewigkeit des Schweigens fühlt Chris wie Streets Finger ihre Hand berühren und anschließend vorsichtig festhalten. Als sie ihren Kopf zur Seite dreht und in seine Augen blickt, weiß sie schon was er jetzt fragen wird: "Und jetzt?"

Chris zieht ihre Hand ruckartig zurück und Luna jault kurz aus Protest auf. Chris legt der Hündin ein Seil aus dem Beutel hin, damit sie weiter beschäftigt ist. In ihrem Inneren jedoch rumort es.
Sie versucht sich mit tief einatmen zu beruhigen doch ihr Tonfall bleibt leicht gereizt.
"Jetzt? Jetzt ist da gar nichts mehr. Du bist einfach verschwunden und hast es nicht mal für nötig gehalten mir das persönlich zu sagen. On top tauchst du jetzt hier auf und denkst alles ist in Ordnung. Spinnst du?"

"Chris ich war alleine. Du warst nicht hier."
Fast im selben Moment wie Street den Satz über die Lippen bekommt springt Chris aus. Sie greift nach dem Beutel und zieht einmal kurz an dem Spielseil um Luna in Bewegung zu setzen "Komm , auf nach Hause." sagt sie sanft und herzlich zu der Hündin. Im nächsten Moment blitzt sie wütend in Streets Richtung "Dann kannst du ja auch hier und jetzt alleine bleiben." bevor sie sich weg dreht und geht.

Chris ist ein paar Schritte weg als sie Street hinter sich rufen hört. "Chris, warte. Bitte."
Sie denkt aber gar nicht dran stehen zu bleiben um ihm die Genugtuung zu geben doch noch Einfluss auf sie zu haben.
Ein paar Schritte weiter fühlt Chris wie er nach ihrem Handgelenk greift und sie zu sich rum dreht.
In der Drehung verliert Chris das Gleichgewicht und fällt etwas unsanft gegen seinen Oberkörper.
Jim sieht, dass Chris direkt wieder los zetern will, aber er ist sich auch sicher, sie muss das gespürt haben. Vorhin als er ihre Hand kurz halten durfte.
Ohne groß Nachdenken oder Zögern legt er seine Lippen auf ihre und er könnte schwören sie hat den Kuss sofort erwidert.
Für einen kleinen Moment scheint die Zeit still zustehen und es gibt nur sie zwei, doch plötzlich und ohne Vorwarnung zieht Chris sich zurück und stößt ihn von sich weg. Ohne ein weiteres Wort nimmt sie die nächste Treppe zur Promenade und lässt Street alleine verdattert am Strand stehen.