Street hat es wieder an den Strand gezogen. Er sitzt etwas versteckt in den Dünen und versucht wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Ihm ist relativ schnell klar geworden, dass er wohl mit Chris noch mehr zu klären hat als ihm bewusst war und was genau er jetzt wieder bei Molly verbrochen hat konnte er nur raten.

Zu seinem "Glück" klingelt sein Geschäftstelefon mit einem Notfall-Meeting und er ist sehr dankbar für die Ablenkung, denn im Job konnte er sein verqueres Privatleben gut vergessen.

Nach ein paar Stunden alleine mit Luna in ihrer Wohnung fühlt Chris sich langsam besser.
Und am nächsten Morgen sieht sie sofort, dass die Hündin ihr Frauchen vermisst. Luna steht an der Wohnungstür und winselt leise. Mit einem Lächeln öffnet Chris die Tür und beobachtet zum ersten Mal wie Luna wirklich an einer Tür klopft.

Als Molly die Tür öffnet treffen sich die Blicke der beiden Frauen kurz und mit einem Lächeln auf den Lippen lädt Molly Chris zum gemeinsamen Frühstück ein.
Als hätten sie es abgesprochen spricht keine der beiden das Thema Jim Street an. Chris weil sie immer noch nicht weiß was der nächste Schritt eigentlich sein soll und Molly weil sie weiß, dass es keinen Sinn macht Chris zu bedrängen und ein kleines bisschen auch, weil sie nicht weiß ob sie wirklich bereit ist zu hören, dass die zwei zusammen sind.
Egal wie lange es schon her ist. Der Stich in ihrem Herzen, dass sie eventuell ein Jahr mit einem Mann zusammen war, der es nie Ernst gemeint hat...
Molly ballt unbewusst die Hand zur Faust.
"Hey, was ist los?" fragt Chris besorgt und legt eine Hand auf die Faust. "Ist der Fall so schlimm?"

Molly zuckt etwas zusammen schaltet aber zum Glück schnell genug um sich zusammen zu reißen und nicht ihren ersten Gedanken rauszulassen.
"Nein, der Fall ist nicht so dramatisch. Ich muss nur nächste Woche für ein paar Tage nach Pittsburgh zurück und kann Luna nicht mitnehmen. Dad ist in Detroit..." weiter kommt sie auch gar nicht. "Dann bleibt Luna bei mir. Das ist wirklich kein Problem." unterbricht Chris und freut sich insgeheim schon auf die Zeit mit dem pfiffigen Vierbeiner. Dann würde ihr auch keine Zeit zum Grübeln bleiben.

Während der Zeit, die Molly in Pittsburgh verbringt geht Chris regelmäßig nach Dienstschluss mit Luna an den Strand. Heute versucht sie den wasserverrückten Hund aber vom Bad in den Wellen abzuhalten. Die Wellen sind zu hoch und der Wind doch etwas stärker.

Sie wirft den Ball und Luna jagt sofort hinter her. Zu Chris Unglück erfasst eine unberechenbare Windböe den Ball und trägt ihn ein Stück über die Brandung hinaus. Luna springt ohne Zögern ins Wasser und Chris versucht nur laut schreiend sie zurück zu holen.
"Luna! Stop. Komm zurück!" ruft sie noch während sie sich die Schuhe auszieht und den Pulli über den Kopf zieht. Die Hündin ist schon weit raus geschwommen und ist vollkommen fixiert auf ihren Ball. Als sie ihn erreicht hat und zum zurück schwimmen ansetzt geht Luna ein wenig unter.
"Luna!" noch ein letzter Schrei in Panik und Chris ist auch im Wasser.

Aus den Dünen heraus eilt eine weitere Figur Richtung Strand. Street hatte, ganz nach seiner neuen Gewohnheit wieder am Strand gesessen, als er die Rufe gehört hatte. Zuerst hatte er es als Einbildung abgetan. Aber als Chris Stimme immer lauter und vor allem panischer wurde hat er sich beeilt in ihre Richtung zulaufen.
Er sieht, dass sich Chris bis zu dem ermüdeten Labrador vor gekämpft hat aber erkennt auch, dass Chris wohl schnell die Kraft ausgehen würde. Schnell entledigt er sich aller unnötigen Kleidungsstücke und schwimmt den zweien entgegen.

Er hofft, dass Chris zumindest seine Hilfe annimmt, auch wenn sie immer noch nicht mit ihm reden will, denn bisher hatte sie sich nicht gemeldet.

Luna strampelt nur noch zaghaft aber ihren Ball hält sie fest. Chris ist besorgt und kämpft gegen die eigene Ermüdung. Sie sieht einen Schwimmer ihr entgegenkommen und sie kann nicht anders als dankbar lächeln. Das ändert sich auch nicht als sie das Gesicht erkennt.
"Komm, ich nehme sie" sagt Jim und greift sich Luna als wäre der nasse Labrador federleicht. Als er in Rückenlage wieder Richtung Strand schwimmt ist das nicht nur um Kraft zu sparen, sondern auch Chris im Auge zu behalten.
Für einen Moment sieht es so aus, als ob Chris die Kraft ausgehen würde aber dann dreht sie sich auch auf den Rücken und fängt langsam an sich zu bewegen.

Als Chris wieder am Strand angekommen ist liegt Luna schon auf dem Handtuch auf dem sie bisher gesessen hatte. Der Wind pfeift gehörig und Chris bereut, dass sie in fast allen Klamotten ins Meer gesprungen ist. Aber das ist alles egal wenn ihr Blick auf Luna landet. Vollkommen erschöpft lässt sich Chris neben der Hündin fallen und hält sie einfach nur fest. Sie legt ihr Gesicht an Lunas Hals und lässt ihren Emotionen freien Lauf.
Sie zuckt kurz als ihr jemand eine Decke um die Schultern legt. Chris dreht den Kopf und sieht Street der sich mit einem Handtuch kurz den Körper trocknet und dann wieder in seine Klamotten steigt.
Er reicht ihr sein T-Shirt und zieht nur sein Hemd an. "Hier du solltest zumindest aus den nassen Klamotten raus. Das ist lang genug und geht als Kleid durch."
Chris muss unwillkürlich lachen. Sein Grinsen.
Aber sie weiß, dass er Recht hat und es ist ja nur kurz. Sie wäre ja gleich zuhause.
Sie zieht die Decke näher um sich und schält die Hose und ihr T-Shirt vom Körper. In Jims T-Shirt ist es definitiv schon besser. "Mein Pulli müsst auch noch.." fängt sie an als Jim schon den Hoodie entgegen hält.
"Komm, ich bring euch heim. Luna sieht noch ziemlich fertig aus." er streckt ihr eine Hand entgegen und Chris zögert kurz bevor sie zugreift. Sie würde jetzt Hilfe brauchen. Hoffentlich ist sie nur erschöpft und es ist nichts schlimmeres." murmelt Chris als sie ihre Sachen zusammensammelt und dann langsam hinter Street herläuft der den völlig erschöpften Labrador trägt.

Der Weg vom Strand zum Gebäude ist zwar nur kurz aber Luna ist nicht unbedingt die leichteste und nachdem sie ein paar Lebensgeister wieder in sich entdeckt hat, hat sie Street auch noch mit leichten Stupsern und dem ein oder anderen Schlecken fast aus dem Tritt gebracht.
Chris lächelt als sie das Schauspiel beobachtet erleichtert. Luna scheint wirklich nur ein wenig ausgepowert zu sein.
Als sie Streets Blick sieht und realisiert, dass er bemerkt hat, dass sie ihn beobachtet hat errötet Chris gegen ihre Natur ein wenig.
Bevor Street vor Mollys Tür stehen bleiben kann geht Chris an ihm vorbei und sagt "Luna ist für ein paar Tage bei mir. Molly ist beruflich nicht in der Stadt."
Sie öffnet ihre Tür und lässt ihn vorbei ins Wohnzimmer.
Jim legt Luna auf ihrem Kissen ab und bevor er sich wieder ganz aufrichtet streicht er dem Tier auch nochmal übers Fell.
In der Zwischenzeit hatte Chris sich trockene Sachen angezogen und hält Jim sein T-Shirt wieder hin.
"Ich kann es auch noch waschen, wenn dir das lieber ist." sagt sie und als sie bemerkt dass er ein wenig Zittert schlägt sie noch vor. "Setz dich, ich mach uns noch einen Tee."
Jim legt kurz den Kopf schief aber als er ihren Blick sieht nickt er und geht Richtung Sofa.
Von seinem neuen Platz kann er Chris nicht mehr sehen aber nach ein paar Minuten hört er ein Flüstern im Flur. Vorsichtig geht er zur Tür und blickt um die Ecke. Chris sitzt neben Luna und streicht dem Labrador immer wieder über den Kopf. "Du hast mir einen gewaltigen Schrecken eingejagt. Wenn dir was passiert wäre, das würde mir dein Frauchen nie wieder verzeihen. Das wäre dann wohl wirklich zu viel. Mach das nie wieder!"
Luna quittiert die Murmelei mit einem großzügigen Schleck quer über Chris Gesicht. Die Szene wird durch das Klingeln des Teekochers unterbrochen und Street kann nicht mehr im Wohnzimmer verschwinden. Chris hat ihn gesehen.
"Ich komme gleich," scheucht sie ihn zurück aufs Sofa. In seinem Kopf schwirrt es gerade. Sollte er was sagen?
Was hatte Molly Chris schon verziehen? Wenn er es richtig wusste waren die zwei noch nicht so lange eng befreundet.

Er fasst sich ein Herz als Chris mit dem Tee kommt und auf dem Sessel sitzt.
"Luna wird wieder. Es ist nichts passiert." sagt er vorsichtig.
"Ich weiß. Danke für deine Hilfe," Jim hört die Erleichterung und Dankbarkeit in ihrer Stimme.

Chris hält ihren Blick gesenkt. Sie weiß auch nicht was sie jetzt noch sagen soll.
Soll sie einfach erklären was sie grade im Flur gemurmelt hat? Sollte sie lieber nochmal wegen ihrer Aussprache anfangen? Oder lieber einfach gar nichts sagen?
In Gedanken versucht sie jede Variante durchzugehen, aber irgendwie endet es jedes Mal damit, dass sie gehen will. Nur kann sie ja schlecht aus ihrer eigenen Wohnung weglaufen.
"Chris?" Streets Stimme kling unsicher. Irgendwie als würde er sich im Augenblick genauso verloren fühlen wie sie.
"Wenn es dir unangenehm ist, dass ich hier bin..." beginnt er vorsichtig und in dem Moment reagiert sie rein intuitiv.
"Bleib, bitte. Wir sollten wirklich nochmal versuchen zu reden." sagt sie mit weiterhin gesenktem Blick.

Street ist überrascht aber setzt sich direkt wieder.
"Wegen dem was du grade gehört hast," beginnt Chris und Street beeilt sich sie zu unterbrechen. "Du musst mir keine Geheimnisse aus eurer Freundschaft verraten."
"Du solltest es vielleicht wissen." erwidert Chris und blickt ihm zum ersten Mal seit sie sich hingesetzt haben wieder in die Augen. "Nachdem ich in Boston war musste ich Molly die Wahrheit sagen," redet sie weiter und Jim hört gespannt zu. "Welche?" fragt er verwirrt.
"Die Wahrheit über meine Rolle...ich meine ich musste ihr sagen, dass ich sie angelogen hatte." "Warum? Das ist doch über ein Jahr her?" Jim kann nicht anders seine Stimme ist ein bisschen lauter geworden.
"Wie soll ich mit ihr befreundet sein und ihr ganzes gutes Zureden... das konnte ich nicht zu lassen. Sie musste es wissen."
auch Chris ist lauter geworden und beide atmen schneller.
Jim schweigt. Das würde zumindest erklären warum Molly in so unterkühlt behandelt hatte. Aber was hieß das jetzt für seine Freundschaft mit Chris?
"Das war aber jetzt nicht worüber wir reden wollten. Chris wir wollten über uns reden." sagt er schließlich leise und sucht wieder ihren Blick.

Langsam hebt Chris ihren Blick an und sieht Jim in die Augen.
"Hör zu. Ich und du wir leben beide in LA und werden uns zwangsweise immer mal wieder über den Weg laufen. Aber für mich gibt es kein uns, über das wir reden können. Wir sind Bekannte und ich werde dich nicht ignorieren wenn wir uns irgendwo sehen, aber mehr ist da grade nicht."
Als Jim ansetzt sie zu unterbrechen hebt Chris kurz einen Finger um anzudeuten, dass da noch mehr kommt.
"Ich bin dir dankbar für deine Hilfe heute und vielleicht mit mehr Zeit können wir die Freundschaft von früher wieder aufbauen, aber aktuell habe ich das Gefühl dass es nicht geht."

Street hält ihrem klaren und festen Blick stand. Es war nicht was er sich erhofft hatte, aber mehr wie er erwarten konnte. Bekannte war definitiv mehr wie Kollegen versucht sein Kopf noch das positive herauszuarbeiten.
Er nimmt einen letzten Schluck aus seiner Teetasse und stellt diese dann wieder auf dem Tisch ab.
Nach dem Aufstehen wischt er sich die Hände an der Hose nochmal ab. "Ich sollte dann auch mal wieder..." murmelt Street und deutet Richtung Tür.
Er geht in den Flur und hält nochmal neben Luna an. Die Hündin scheint wieder fit zu sein, denn sie steht auf und läuft ihm ein Stück entgegen. "Na," sagt er leise und geht in die Hocke. "Fühlst du dich wieder besser?" Lunas Antwort ist ein kurzes Bellen und Street muss Schmunzeln. Das Tier machte wirklich den Eindruck als würde sie alles verstehen.
An der Wohnungstür dreht er sich nochmal zurück und sieht Chris im Türrahmen lehnen. Stumm heben beide zum Abschied die Hand.
Beide mit dem Gedanken, dass sie mit viel Zeit und weiteren zufälligen Begegnungen ihre Freundschaft wieder zurück bekommen können.