Jahr 5
Kapitel 12 - Die zweite Aufgabe
Mitte Februar wurden die letzten Vorbereitungen für die zweite Aufgabe der Champions abgeschlossen. Amina machte sich ein wenig sorgen, weil Potter zwar wusste, was die zweite Aufgabe war, doch hatte er keine Ahnung, wie er unter Wasser atmen sollte. Am liebsten hätte sie ihm eine Tauchkugel gegeben. Eine Kugel, die man sich in den Hals schieben musste, um Unterwasser atmen zu können. Es war nicht sehr angenehm, sie an den richtigen Platz zu bekommen, doch wenn sie einmal saß, konnte man unter Wasser ohne Probleme atmen und sogar sprechen(24).
Am Abend vor der Aufgabe hatte Amina den Auftrag, den Schatz des französischen Champions in Frankreich abzuholen und zu Minervas Büro zu bringen. Also apparierte sie nach Paris und von dort weiter zu den Delacours. Diese hatte sie nach etwa einer Stunde davon überzeugt, ihre Tochter mit sich gehen zu lassen.
Zusammen mit der Kleinen lief sie durch das Schloss und versuchte dabei möglichst allen Lernenden aus dem Weg zu gehen. Das Mädchen hielt sie dabei an der Hand. Sagen Sie, werde ich meine Schwester sehen können? Ich vermisse sie., fragte das kleine Mädchen mit dem silberblonden Haar auf Französisch. Amina nickte. Morgen nach der Aufgabe werden Sie sie sehen. Sie wird sich sicher freuen., antwortete sie ihr. Die Kleine lächelte.
Einige Minuten später klopfte Amina an Minervas Tür und trat, ohne auf Antwort zu warten, ein. Weasley und Granger waren bereits da. Ihr Urgroßonkel auch. Dieser lächelte sie an. „Amina, Sie sind schon wieder da?", fragte Minerva überrascht. „Offensichtlich.", sagte Amina. „Es hat wenig Überzeugung gebraucht.", ergänzte sie dann noch. Sind die zwei auch Schätze?, fragte das Mädchen und zeigte auf die beiden Teenager. Ja, sind sie. Sie sind die Schätze von Krum und Potter., erklärte sie ihr und lies dann so schnell die Hand der Kleinen los, als hätte sie sich an ihr verbrannt. Hier im Büro würde sie schon nicht verloren gehen. Das Mädchen fing an zu strahlen.
Dann müssen sie ihnen sehr wichtig sein. Kann ich die beiden auch sehen? Morgen, nachdem Sie Ihre Schwester begrüßt haben ist bestimmt noch Zeit dafür. Das Lächeln des Mädchens wurde größer, während Aminas wie immer ausdruckslos war. Sie verstand die Freude der Kleinen nicht. Warum freute sie sich fremde Menschen zu treffen?
Die Tür ging auf und Filius trat mit Cho Chang in das Büro. Sie würde der Schatz von Diggory sein. „Da nun alle da sind, erkläre ich kurz, warum wir alle hier sind. Die Champions haben morgen die Aufgabe, innerhalb einer Stunde einen Schatz aus dem See zu holen.", fing Albus an. Filius legte einen Übersetzungszauber auf die Französin. Amina hätte ihr sonst alles übersetzen müssen. „Diese Schätze sind Sie. Sie werden von uns jetzt verzaubert und an den See gebracht. Die Wassermenschen werden sie an den Grund des Sees bringen."
„Aber dann ertrinken wir doch!", protestierte Weasley. Alle im Raum sahen ihn an, als wäre er zurückgeblieben. „Sie werden nicht ertrinken, Mr. Weasley.", sprach Minerva mit strenger Stimme. Der Rothaarige blickte beschämt zu Boden. „Der Zauber versetzt Sie alle in eine Art Koma. Sie werden überhaupt nichts mitbekommen und erst wieder erwachen, wenn sie die Wasseroberfläche durchbrechen. Haben Sie noch Fragen?" Minerva sah streng in die Runde. „Tut es weh?", fragte die Jüngste in brüchigem Englisch. Der Zauber übersetzte nur für sie, nicht aber ihre Worte für die Zuhörer. Der Schulleiter sah sie mit warmem Blick an. „Nein, Gabrielle es tut nicht weh." Das Mädchen nickte mit ernstem Gesichtsausdruck, der nicht wirklich zu ihr zu passen schien. Dann sprach Albus über jeden der Schätze einen Zauber. „Jeder nimmt einen.", wies die Stellvertretende Schulleiterin sie an.
Gemeinsam liefen sie an den See, dort warteten die beiden anderen Schulleitenden, Mr. Bagman und Weasleys Bruder auf sie. „Ah, da sind wir auch schon.", lächelte Albus. Er sprach kurz mit den Wassermenschen und innerhalb von einigen Minuten waren alle vier Schätze im Wasser verschwunden. Die Wassermenschen würden sie zur Oberfläche bringen, sollte ein Champion nicht in der Lage sein, eine Person zu retten.
„Du willst mir nicht zufällig Meerisch beibringen, oder?", fragte Amina Albus auf dem Rückweg zum Schloss leise. „Wenn du willst, fangen wir gleich bei unserem nächsten Tee-Nachmittag an. Eine faszinierende Sprache, dieses Meerisch.", sagte Albus mit leicht verträumten Augen. „Gerne. Wo hast du die Sprache gelernt?", fragte sie ihn. „Oh, die habe ich von den Wassermenschen selbst beigebracht bekommen, als ich hier als Lehrer anfing. Ich habe mich mit ihnen angefreundet.", erklärte er.
Am Vormittag des darauffolgenden Tages lief Amina zu Myrte. Diese hatte sie gebeten, ihr Bescheid zu geben, wenn Potter im See tauchen ging und dies tat sie auch. Myrte würde Potter ein wenig helfen und im Auge behalten. Sie hoffte nur, dass das Geistermädchen ihn nicht zu sehr ablenkte. Sollte er überhaupt eine Möglichkeit gefunden haben, unter Wasser zu atmen. Beim Abendessen des Vortages hatte er noch zu verzweifelt gewirkt, um einen Plan zu haben.
Zusammen mit den anderen Mitgliedern des Kollegiums ging Amina zum See, an welchem an diesem Morgen die Tribünen aufgebaut worden waren. Sie setzte sich neben Severus und Minerva. Sie sah auf ihre Taschenuhr. Es waren noch zwanzig Minuten, bis die Aufgabe beginnen würde. „Wo bleibt denn Potter? Die anderen drei Champions sind schon da." Die Hauslehrerin sah sich besorgt um. „Vielleicht übt er noch schwimmen.", stichelte Severus. Minerva sah ihn scharf an. „Vielleicht hat ihn auch jemand in eine Besenkammer gesperrt.", sagte sie schon fast mit einem Vorwurf in der Stimme.
Bevor sich beide weiter streiten konnten, mischte Amina sich ein: „Vielleicht ist er auch gestern zu lange in der Bibliothek geblieben, hat verschlafen und ich musste einen Hauselfen schicken, um ihn zu wecken." Beide Hauslehrkräfte sahen sie überrascht an. „Keine Sorge. Er wird wahrscheinlich noch rechtzeitig kommen. Einen Babysitter für unter Wasser ist auch schon abgestellt." „Aber wen wollen Sie unbemerkt ins Wasser schmuggeln?", fragte Minerva leise. „Myrte.", antwortete Amina ihr. „Keine schlechte Idee.", gab Severus zu.
Zwei Minuten vor Aufgabenbeginn kam der vermisste Champion angerannt. „Was für ein Glück.", freute sich Minerva. „Bekommt Potter eigentlich Hauspunkte, wenn er gewinnt?", überlegte Severus laut und mit abfälligem Ton. „Von mir genug, um Slytherin auch dieses Jahr zu schlagen.", fauchte Minerva ihn an. Severus schnaubte verächtlich. Amina schüttelte den Kopf.
Die Aufgabe begann und es stellte sich als ziemlich langweilig für die Zuschauenden heraus. Sie warteten und unterhielten sich währenddessen. Mehr gab es nicht zu tun.
„Amina, haben Sie die Zeitscheibe eigentlich schon benutzt? Das muss für ihre Experimente ungemein praktisch sein.", fragte Minerva sie. Amina nickte. „Ja, das ist sie aber im Moment benutzt Severus sie." „Sie benutzen Aminas Zeitscheibe? Für Ihre Tränke?", fragte sie überrascht. „Es ist unsere Zeitscheibe und ja, ich benutze sie für meine Tränke.", bestätigte Severus. „Die Flamels haben sie Ihnen beiden geschenkt?" Minerva schien verwirrt.
„Ja, zur Verlobung.", antwortete Severus gleichmütig, doch Amina konnte seinen Stolz und sein Glück spüren, als er dies sagte. „Zur was?! Und Sie sagen nichts?" Minerva sprang auf und nahm Amina stürmisch in den Arm. Eine Geste, die nicht wirklich zu der strengen Lehrerin passen wollte. Sogar Severus bekam eine Umarmung, nachdem sie Amina freigelassen hatte. „Meinen Glückwunsch.", strahlte sie. „Minerva, nicht so auffällig.", zischte Amina, die die neugierigen Blicke der Umstehenden bemerkte. Durch den allgemeinen Lärm hatte bis auf Minervas Lautstarken Ausruf keiner etwas von dem Gesprochenen verstanden. „Dann galt das spontane Fest nach Weihnachten Ihnen?", fragt Minerva, die sich wieder gesetzt hatte. Severus und Amina nickten. Minerva schien mit sich und der Welt zufrieden.
Nach und nach kamen die Champions zurück an die Oberfläche. Lediglich Potter fehlte noch. Erst als die Stunde schon weit überschritten war, tauchte er auf. Zusammen mit der kleinen Französin und dem Weasley. „Er hat mal wieder den Helden gespielt.", stellte Amina in neutralem Ton fest. „Er war wahrscheinlich einfach nur dumm genug zu glauben, Dumbledore würde tatsächlich eine der Geiseln sterben lassen.", antwortete Severus ihr in herablassenden Ton. „Wenigstens hat er Mut gewiesen, als er seinen Sieg hinten anstellte für das Leben der Menschen.", fuhr Minerva ihn an. „Ein wahrer Gryffindor.", spottete Severus.
Amina hörte ihren Streitereien nicht weiter zu, sondern beobachtete, wie der Bruder von Weasley sich in den See stürzte, um seinen kleinen Bruder zu umarmen. Sie fragte sich, was wohl mit seinem Chef los war, dass dieser so lange schon fehlte. Jedenfalls schien auch der ehemalige Schulsprecher ein wenig nervös und besorgt. Allgemeine Freude bemerkte sie dafür bei allen anderen, auch wenn sie ihre Legilimentik aufgrund der vielen Leute möglichst klein hielt.
Mit dem Ergebnis der Richter waren alle zufrieden bis auf Karkaroff. Da dieser jedoch der parteiischste Richter war, überraschte es sie nicht.
„Was halten Sie davon, in den nächsten Tagen mal wieder in die Drei Besen zu gehen?", fragte Minerva sie auf dem Weg zurück ins Schloss. „Jetzt, wo wir eine so lange Pause von dem Turnier haben, können wir uns das mal wieder erlauben." Amina nickte. „Das können wir machen. Fragen Sie dann noch die anderen Lehrerinnen?" „Aber natürlich. Das wird bestimmt wieder ein schöner Abend." Minerva schien zufrieden.
(24) Idee aus Isaac Childres Gloomhaven: Der Erhalt dieser Kugeln schalten dort die Unterwasseratmung frei.
