„Du arbeitest zu viel."
„Vergiss es Ginny, sie hört dich nicht."
„Sie ist mal wieder völlig absorbiert von ihrer Arbeit. Siehst du, wie sie leicht vorgebeugt dasitzt, die Stirn runzelt und ihre Finger wie von selbst über die Tastatur fliegen? So sieht sie immer aus, wenn sie vollkommen versunken ist. Es hat sich nichts geändert, seitdem wir unseren Schulabschluss gemacht haben, nur waren es damals Pergament und Feder statt eines Laptops."
„Harry hat Recht. Sie blinzelt ja nicht mal, während sie da so auf ihre Tastatur einhämmert. Es ist fast ein bisschen unheimlich. Sie würde wahrscheinlich nicht mal mitbekommen, wenn eine Herde Zentauren hier in die Drei Besen hereinstürmen und uns alle niedertrampeln würde."
„Ach Draco, das ist nicht witzig. Ich finde das ernsthaft bedenklich. Es ist ja schön, wenn man in dem aufgeht, was man tut, aber man kann es auch übertreiben. Mom würde ihr sofort den Laptop wegnehmen und ihn so lange vor ihr verstecken, bis sie sich wieder ein wenig erholt hat. Sie hat schon ganz dunkle Ringe unter den Augen. Macht sie eigentlich aktuell noch etwas anderes außer zu arbeiten?"
„Du wirst deiner Mutter zwar immer ähnlicher, aber selbst Molly Weasley wäre nicht so lebensmüde und würde versuchen, ihr den Laptop wegzunehmen. Aber hey, wenn du es versuchen willst und das tatsächlich überlebst, zahl ich dir eine Woche lang deine Drinks."
„Oh, die Wette gilt, Harry Potter. Pass mal auf…" Ginny räusperte sich theatralisch, sog dann scharf die Luft ein und zeigte mit dem Finger aufgeregt zur Eingangstür der Drei Besen: „Ist das etwa Professor McGonagall, die da gerade in diesem hautengen roten Kleid und offenen Haaren hereinkommt?"
Hermines Kopf, der soeben noch fast hinter dem Bildschirm ihres Laptops verschwunden gewesen war, schoss aufgeregt nach oben, den Blick starr auf die Eingangstür des Wirtshauses gerichtet und die Haltung kerzengerade.
Draco und Harry, die Hermine zwar aufmerksam beobachtet, aber nicht erwartet hatten, dass ihre Freundin tatsächlich auf Ginnys absurden Einwurf reagierte, schraken zusammen, als Hermine wie ein Erdmännchen in der afrikanischen Savanne aus ihrem Loch geschossen kam und blickten sie schockiert an. Sie wechselten einen Blick mit Ginny, die triumphierend grinste und prusteten los vor Lachen.
„Oh mein Gott, ich kann nicht glauben, dass das ernsthaft funktioniert hat", gestand Draco unter Tränen.
„Hermine, du stehst nach all den Jahren doch nicht etwas immer noch auf McGonagall?!", fragte Harry schockiert, der sich immer noch den Bauch vor Lachen hielt.
Hermine, die soeben erkannt hatte, dass ihr sogenannten „Freunde" sie lediglich zum Narren gehalten hatten, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen, und weit und breit keine Minerva McGonagall zu sehen war, lief hochrot an und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ihr seid so bescheuert, echt."
Frustriert warf sie einen Blick auf den Bildschirm, den sie für nichts weiter als einen kindischen Witz vernachlässigt hatte. „Jetzt bin ich raus und muss den Satz von vorne anfangen. Vielen Dank auch! Wirklich gute Freunde seid ihr…"
Doch bevor sie die Finger wieder auf die Tastatur legen konnte, hatte Ginny ihr den Laptop bereits weggeschnappt, kurz auf „Speichern" geklickt und den Laptop zugeschlagen. Mit einem kurzen Wink ihres Zauberstaubs verkleinerte sie das Gerät und schob es sich in ihre Jackentasche. „Tut mir leid, Hermine, aber gute Freunde tun auch mal Dinge, die dir überhaupt nicht gefallen. Glaub mir, es ist nur zu deinem Besten."
„Zu meinem Besten?! Wie soll es zu meinem Besten sein, wenn ich wegen euch nun meinen Abgabetermin versäume?!", rief Hermine vorwurfsvoll.
„Der da wäre?", fragte Draco vollkommen ruhig.
„Bitte?"
„Wann ist der Abgabetermin, Granger?", konkretisierte Draco seine Frage, eine Augenbraue hebend.
Hermine blickte ihn finster an, verschränkte die Arme noch fester vor der Brust und schwieg.
„Na?", forderte Draco sie erneut auf, während Ginny und Harry sie erwartungsvoll ansahen.
Frustriert wich Hermine den Blicken ihrer Freunde aus und schaute in dem vollen Wirtshaus umher, in dem sie sich heute Abend verabredet hatten und das gerappelt voll war, obwohl es ein Wochentag war.
An jedem Tisch saßen Hexen und Zauberer, manche in Zauberer- andere in Muggelkleidung, aber alle schienen sie gut gelaunt zu sein, der Lautstärke und dem Gelächter nach zu urteilen, und den Abend mit gutem Essen und dem ein oder anderen Gläschen Alkohol zu genießen, wofür Madam Rosmerta sorgte, die emsig Teller und Gläser an ihre Gäste servierte und mit ihrem strahlenden Lächeln noch mehr gute Stimmung verbreitete.
Außer ihr wurde hier im Raum definitiv gerade niemand einer solchen Befragung unterzogen, wie Hermine sie gerade über sich ergehen lassen musste und sie stieß ein genervtes Seufzen aus. Ihr Blick kehrte zu ihren Freunden zurück und sie wusste, dass sie es nur gut meinten, doch sie wusste auch, dass sie die einzige in dieser Runde war, die große Ambitionen und hohe Erwartungen an sich selbst hatte und damit Maßstäbe setzte, an die keiner ihrer Freunde heranreichte und sie daher auch niemand wirklich verstand.
Sie liebte ihre Freunde von Herzen, doch es frustriete sie auch, dass sie immer diejenige war, die aus der Reihe tanzte und plötzlich fühlte sie sich ungemein allein. Resignierend ließ sie den Kopf sinken und blickte verlegen in ihren Schoß, sich ganz dessen bewusst, dass sie nicht ewig schweigen und ihre Freunde auch nicht anlügen konnte. Sie konnte jetzt schon ihre Reaktionen vor ihrem inneren Auge sehen und wappnete sich für die Moralpredigten, die sie sich gleich anhören durfte.
„Mmmhnde des Moommmts", nuschelte sie leise in ihren Schoß und zupfte nervös mit ihren Fingern an ihrer Nagelhaut.
„Wie war das?", hakte Ginny nach.
„Sprich lauter, Granger, na los, raus damit", forderte Draco sie auf.
Harry saß nur geduldig neben Ginny und blickte Hermine gelassen an, als sie in seine Richtung sah, da sie ganz erwartet hatte, dass er sich den anderen beiden anschließen und nun auch weiter auf eine Antwort drängen würde. Er lächelte, als sich ihre Blicke trafen und nickte ihr aufmunternd zu.
Dankbar atmete sie aus. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie angespannt den Atem angehalten hatte, als sie sich in eine Ecke getrieben gefühlt hatte. Harry war schon immer derjenige gewesen, der sie nie gedrängt hatte, auch wenn er offensichtlich anderer Meinung war als sie.
Sie kaute noch einen Moment auf ihrer Unterlippe, um sich zu erden und sich dem Unausweichlichen zu stellen, atmete tief ein, setzte sich wieder aufrecht hin und wiederholte deutlich vernehmbar, nachdem sie ihre Unterlippe wieder nach vorne hatte ploppen lassen: „Ende des Monats."
Sie blickte ihre Freunde herausfordernd an und musste keine Sekunde länger warten, als sie auch schon mit empörten Ausrufen bombardiert wurde.
„Ende des Monats?! Hermine, bis dahin sind es noch vier Wochen! Bist du völlig verrückt?", entfuhr es Ginny, die wild mit den Armen gestikulierte, um ihrem Unverständnis Luft zu machen und hätte dabei beinahe das Weinglas umgeworfen, das vor ihr stand, wenn Harry es nicht in weiser Voraussicht schon in mal in einiger Entfernung in Sicherheit vor seiner stürmischen Freundin gebracht hätte.
„Ganz ehrlich, Granger, man kann es mit der Strebsamkeit aber auch wirklich übertreiben", kommentierte Draco kopfschüttelnd und nahm einen Schluck seines Whiskys.
Auch Harry konnte sich einen wohlgemeinten Rat nicht verkneifen: „Ehrlich Hermine, du hast doch jetzt schon die erforderliche Seitenzahl für deine Masterarbeit erreicht und das wird dein dritter Abschluss in gerade mal sechs Jahren werden. Du hast dann neben deinen Mastern in Verwandlung und Zauberkunst auch noch einen Zaubertränke. Wenn irgendjemand in der Zaubererwelt dann noch an dir und deinen Fähigkeiten zweifelt, fress ich meinen Feuerblitz."
Trotz seiner ernsten Worte musste Hermine angesichts des Wortspiels mit der Muggelredewendung schmunzeln, besonders da sie wusste, wie sehr Harry seinen Besen und vor allem das Fliegen liebte. Es wärmte ihr das Herz, diese lobenden und ehrlich gemeinten Worte zu hören.
Doch ihr Lächeln, das sie ihm schenkte, war dennoch von Traurigkeit geprägt, denn er hatte mit seiner Aussage mitten ins Schwarze getroffen und Hermines Ängste, all die Selbstzweifel und Minderwertigkeitskomplexe, als Muggelstämmige der Zaubererwelt nicht würdig zu sein, die sie sonst mit viel Fleiß, Arbeit und Disziplin zuzudecken und zu verdrängen versuchte, mit nur einem Satz ans Tageslicht befördert.
Sie fühlte sich plötzlich ganz klein, unbedeutend und verletzlich. Panik stieg in ihr auf, als all diese Emotionen sie zu übermannen drohten und sie das Gefühl hatte, die Kontrolle zu verlieren. Instinktiv ergriff sie die Flucht nach vorne, blind für die gut gemeinten Ratschläge ihrer Freunde und in dem hilflosen Versuch, sich die Kontrolle erneut zurückzuholen, ihre Krallen darin zu versenken und nicht mehr loszulassen.
„Gib mir sofort meinen Laptop zurück, Ginny!", forderte sie ihre rothaarige Freundin auf, ohne das Gift aus ihrer Stimme nehmen zu können, das Verzweiflung und Panik dort injiziert hatten.
Doch Ginny ließ sich nicht einen Moment von dem drohenden Blick einschüchtern, den ihr die Brünette zuwarf, lehnte sich in ihren Stuhl zurück, holte sich ihr Weinglas wieder zurück, das Harry neben sein Bier gestellt hatte, und trank entspannt einen Schluck von der roten Flüssigkeit, bevor sie schlicht sagte: „Nein."
Hermine sah Rot und fauchte: „Das kannst du nicht machen!"
„Siehst du doch, dass ich das kann." Mit jedem Moment, in dem Hermine wütender wurde, schien Ginny nur noch ruhiger zu werden. In all den Jahren ihrer Karriere als professionelle Quidditchspielerin für die Holyhead Harpies, hatte sie sich weit schlimmere Drohungen anhören müssen, wenn sie gegen ein Team spielte, das einfach nicht verlieren konnte, von den zahlreichen Klatschern, die sie im Laufe der Zeit abbekommen hatte, ganz zu schweigen. Es brauchte schon mehr als einen aufgebrachten Bücherwurm, wie Hermine einer war, um der furchtlosen Jägerin, die für ihre riskanten Flugmanöver bekannt war, Angst zu machen.
Harry hatte sich ebenfalls zurückgelehnt, jedoch alles andere als entspannt und furchtlos. Er wusste, wann es besser war, in Deckung zu gehen, und das war definitiv eine solche Situation. Draco hingegen betrachtete den Schlagabtausch der beiden Freundinnen amüsiert. Wie ein Zuschauer bei einem Tennismatch ließ er seinen Blick zwischen den beiden Hexen hin und her schweifen, in gespannter Erwartung, wer den nächsten Treffer landen würde.
„Ginny, du verstehst nicht." Verzweifelt fuhr sich Hermine durch die Haare. Wie konnte sie ihrer Freundin verständlich machen, wie wichtig diese Abschlussarbeit für sie war?
„Oh, ich verstehe sehr gut, Hermine, auch wenn ich lange nicht so schlau, belesen und gebildet bin wie du. Du bist völlig überarbeitet, übermüdet und so angespannt, als wären wir wieder im Krieg und eine Horde Todesser warte nur hinter der nächsten Ecke, um dich umzubringen. Wann hast du überhaupt das letzte Mal etwas getan, was nichts mit Arbeit zu tun hatte? Selbst heute Abend, nachdem wir wochenlang versucht haben, dich aus deinem Arbeitswahn herauszuholen und dich zu einer kleinen Pause mit uns zu überreden, bringst du ernsthaft deinen Laptop mit zu unserem Treffen und würdigst uns den ganzen Abend keines Blickes, während du wie besessen auf dieses Ding einhackst?" Ginny war nun so richtig in Fahrt.
„Das ist mein Leben, Ginny. Du verstehst gar nicht, wie wichtig mir das ist. Ich brauche das", versuchte Hermine verzweifelt, ihrer Freundin klarzumachen, was ihr diese Abschlüsse bedeuteten.
„Was du brauchst, ist mal ordentlich flachgelegt zu werden, damit dir Hören und Sehen vergeht, und dir so dermaßen dein Gehirn rausgevögelt wird, dass deine Synapsen danach erst mal ein paar Stunden brauchen, um überhaupt wieder einen kohärenten Satz bilden zu können. Denn du", sie pikste ihr mit dem Zeigefinger in die Brust, was Hermine mit einer genervten Handbewegung abtat, „bist auch wichtig und das", sie kreiste mit ihrer offenen Handfläche vor Hermines Gesicht herum, um Hermines gesamtes Dasein in dieses eine Wort einzuschließen,„ist kein Leben!"
Schockiert blickte Hermine ihre Freundin an und konnte nicht fassen, was sie soeben gehört hatte. Mit offenen Mund suchte sie sowohl Harrys als auch Dracos Blick, in der Hoffnung, dass sie ihr beistehen mochten, doch Harry zuckte nur entschuldigend mit den Achseln und nickte sanft, um die Worte seiner Freundin zu bestätigen, während Draco den Kopf schieflegte, erneut sein Whiskyglas an die Lippen führte und bestätigte, was sie ihm bereits ansah, „Sie hat Recht, Granger", bevor er einen kleinen Schluck der bernsteinfarbenen Flüssigkeit zu sich nahm.
Hermine stieß einen verzweifelten Seufzer aus, stützte sich mit den Ellbogen auf dem Tisch vor sich ab, legte den Kopf in die Hände und schloss die Augen, hoffend, dass das alles gerade nicht wirklich passierte. Wieso war sie nicht zuhause geblieben und hatte einfach dort vor sich hingearbeitet, statt sich auf dieses Treffen einzulassen, auf das sie sowieso keine Lust gehabt hatte? Natürlich wollte sie ihre Freunde sehen, aber so kurz vor dem Abgabetermin in der Endphase ihrer Abschlussarbeit war sie einfach zu angespannt und fühlte sich jedes Mal schuldig, wenn sie irgendetwas tat, was nichts mit Arbeit zu tun hatte. Sie wusste, dass sie überarbeitet und übermüdet war, aber das war in so einer Phase nun mal so. Wenn man etwas erreichen wollte, musste man einfach auch mal Opfer bringen. Sie brauchte unbedingt ihren Laptop wieder…
„Ok, du kriegst deinen Laptop wieder." Hermine meinte, sich verhört zu haben, als sie den Kopf hob und Ginny überrascht anstarrte. War das gerade ihr Wunschdenken gewesen, das sie halluzinieren ließ? Träumte sie? War sie schon so überarbeitet, dass sie Fantasie und Realität nicht mehr auseinanderhalten konnte? Aber auch Harry und Draco schauten ebenfalls voller Überraschung zu Ginny, also schien Hermine richtig gehört zu haben.
„Bist du noch ganz bei Trost?", entfuhr es Draco. „Sie wird doch sofort wieder zu diesem Arbeitszombie werden, wenn du ihr das Teil wieder gibst! Tu das bloß nicht!" Drohend hob er einen Zeigefinger.
Harry schien einfach nur verwirrt zu sein: „Ginny, ich denke nicht, dass das eine gute Idee…"
„Unter einer Bedingung", fuhr Ginny ihm dazwischen, bevor Harry seinen Satz beenden konnte und grinste diabolisch in Hermines Richtung. Ihre Augen blitzten vor Aufregung.
Oh nein, ich kenne diesen Blick. Das ist nicht gut. Überhaupt nicht gut. Hermine schluckte schwer. „Welche?"
Ginny ließ sich Zeit, anscheinend ungemein erfreut über welchen Einfall auch immer sie plötzlich gehabt hatte und unglaublich zufrieden mit sich selbst. Sie kicherte, konnte erneut dieses teuflische Grinsen nicht unterdrücken und trank schnell einen Schluck Wein. „Oh, das wird so gut."
Hermine trommelte ungeduldig mit den Fingern auf die Tischplatte. „Nun?"
„Du wirst ausgehen."
„Wie bitte?"
„Du hast mich schon verstanden. Du wirst ausgehen." Ginny lächelte triumphierend, als hätte sie gerade ein Mittel gegen Krebs entdeckt.
„Mit euch?", fragte Hermine verwirrt.
„Oh nein, nein, nein." Ginny wackelte mit dem Zeigefinger vor ihrer Nase hin und her. „Mit einer Frau. Auf ein Date. Du wirst mit einer heißen Frau auf ein Date gehen und dich mal so richtig entspannen, wenn du verstehst, was ich meine." Sie zwinkerte Hermine zu.
Hermine verdrehte die Augen und klatschte sich frustriert die Hand gegen den Kopf. „Oh bitte, tu mir das nicht an." Das letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, war belanglosen Smalltalk mit irgendeiner Frau zu führen, die mit Hermines Intelligenz nicht im mindesten mithalten konnte, was leider für all ihre letzten Beziehungen zugetroffen hatte, wenn diese als solche bezeichnen konnte, auch wenn Hermine wusste, wie eingebildet das klang.
„Ich habe jetzt wirklich nicht die Nerven, sämtliche Bars nach Frauen abzuklappern, in der Hoffnung, dass eine dabei ist, mit der ich mich einigermaßen unterhalten kann und die gut im Bett ist. Du weißt doch genau, wie frustrierend meine Verabredungen immer waren, Ginny, wieso sollte das jetzt plötzlich anders sein?" Hermine konnte den Frust und die Verzweiflung in ihrer Stimme nicht verbergen.
„Keine Sorge, da kommen wir ins Spiel." Ginny schaute auffordernd zu Harry und Draco, die sie nur erwartungsvoll anschauten und besonders Draco schien der Lauf des Gesprächs unglaublich zu amüsieren.
„Ihr wollte mir eine Frau suchen?", fragte Hermine skeptisch.
„Und ob wir das wollen", nickte Ginny bekräftigend, während Draco sich vorbeugte, ein verräterisches Funkeln in den Augen.
„Oh ja, Granger, das wollen wir. Wir werden dir eine Frau suchen, die genau deinem Typ entspricht. Intelligent, attraktiv, selbstbewusst, redegewandt. Jemand, der dich herausfordert und dir gewachsen ist."
„Reif, nicht zu vergessen", gluckste Harry und erntete einen bösen Blick von Hermine, die genau wusste, worauf er anspielte. Was konnte sie denn dafür, dass die meisten Hexen, die ihr intellektuell ebenbürtig waren, um einiges älter waren als sie selbst? Ganz zu schweigen davon, dass sie ältere Frauen ungemein attraktiv fand, da sie ein Selbstbewusstsein und eine Weltgewandtheit ausstrahlten, die jungen Frauen, die fast noch Mädchen waren, einfach nicht gegeben war.
„Oh, ich habe schon genau die richtige Hexe für dich im Kopf." Ginny klatschte aufgeregt in die Hände.
„Oh ja, ich auch", grinste Harry.
„Und ich erst", machte Draco das Trio komplett.
„Moment mal", Ginny zögerte, „denken wir alle an dieselbe Hexe?"
Sie warfen Hermine einen misstrauischen Blick zu, als sie die Köpfe zusammensteckten und aufgeregt miteinander zu flüstern begannen. Als sie ihre Diskussion beendet und sich wieder aufgerichtet hatten, konnte Ginny nicht an sich halten und lachte: „Oh. Mein. Gott. Das ist noch viel besser, als ich es mir ursprünglich ausgemalt hatte!"
Sie wandte sich geradezu förmlich Hermine zu, als hätte sie ihr etwas Offizielles zu verkündigen, das von allergrößter Wichtigkeit war. Hermine rutschte unruhig auf ihrem Stuhl herum. Das konnte nichts Gutes bedeuten.
„Meine liebe Hermine", begann Ginny. Ach, du liebe Güte. Hermine stützte beide Ellbogen auf dem Tisch ab und ließ ihr Kinn in ihre Hände sinken. Sie würde die sprichwörtliche Unterstützung brauchen.
„Die hier anwesenden Herren, Harry Potter und Draco Malfoy", sei deutete auf die beiden Männer, die bestätigend nickten, „und meine Wenigkeit werden dir nicht nur eine, sondern insgesamt drei", Hermine riss erschrocken die Augen auf, „Hexen aussuchen, die in den nächsten drei Wochen" – „Was? Drei Wochen?", entfuhr es Hermine, doch Ginny ignorierte sie – „mit dir ausgehen werden. Jeder von uns wird dir eine Hexe seiner Wahl aussuchen und am Ende wirst du dich für eine von ihnen entscheiden. Der, auf dessen Hexe deine Wahl am Ende trifft, hat gewonnen und kennt dich somit offensichtlich am besten und verdient den Titel deines besten Freundes." Erneut zierte ein siegessicheres Grinsen ihr Gesicht, als hätte sie diesen „Preis" bereits gewonnen. „Und dann, ich betone, nur dann, erhältst du deinen Laptop zurück, womit dir noch eine Woche bleibt, um deine bereits fertige Abschlussarbeit Korrektur zu lesen und abzugeben, ein Kinderspiel für dich."
Sie blickte erwartungsvoll zu Harry und Draco, als wäre sie die Richterin in einem Rechtsverfahren, die soeben die Zustimmung der anwesenden Anwälte zu ihrem Urteil einholte.
„Und sieh es mal so: Nach diesen Wochen wirst du unglaublich entspannt sein und dich viel besser konzentrieren können", ergänzte Draco.
„Und rein neurologisch ist es besser, so eine Arbeit erst mal eine Weile liegen zu lassen, bevor man sie ein letztes Mal überarbeitet, weil man dann einen ganz neuen Blick auf die eigenen Worte bekommt", bekräftigte Harry.
Die drei nickten sich erneut zu, um sich gegenseitig in ihrer hirnrissigen Idee zu bestärken und zu beglückwünschen. Hermine konnte nicht fassen, was sich da gerade vor ihr abspielte und wie es die nächsten drei Wochen ihres Lebens beeinflussen würde. Sie schüttelte fassungslos den Kopf. Hatte sie denn eine Wahl? Sie wusste, dass sie ihren Laptop nur so wieder zurückbekommen würde. Oh Gott, ich kann nicht fassen, dass ich das wirklich tue.
Resigniert griff sie nach Ginnys Weinglas und kippte den Rest des Getränks in einem Zug hinunter, bevor sie fragte: „Wann geht's los?"
