Kapitel 130
Geheimnis
etwas, was nur Eingeweihten bekannt ist
Entspannt frühstückten sie im Bett, darauf wartend, dass Hermiones Mutter anrief, um ihnen zu sagen, dass sie da waren. Draco dachte nochmal über den vergangenen Abend nach und es war schon eine sehr groteske Situation gewesen.
„Dein Onkel", sagte Draco schließlich und griff nach dem Porridge. „Erzähl mir etwas über ihn. Was hat er mit den Tod deiner Tante zu tun?"
Hermione seufzte und zog die Knie an. „Er ist nicht für ihren Tod verantwortlich", sagte Hermione schließlich und Draco hob überrascht eine Augenbraue. Das hatte sich gestern noch ganz anders angehört.
„Trotzdem ist er nicht unschuldig", versuchte er die Unterhaltung am Laufen zu halten. Hermione zuckte mit den Schultern.
„Wer ist schon unschuldig wenn sich ein Familienmitglied umbringt. Monika war die beste Freundin meiner Mutter, hat sie Jacob und meinem Vater vorgestellt und langsam begreife ich, dass ich keine Ahnung habe, was zwischen ihnen alles gewesen ist in ihrer Jugend."
„Aber musst du es wissen?", fragte Draco nach und eine steile Falte bildete sich zwischen ihren Augenbrauen. „Du bist nicht für das Leben deiner Eltern verantwortlich und ich bin nicht für das Leben meiner Eltern verantwortlich. Glaub mir ich habe in letzter Zeit viel darüber nachgedacht."
Hermione nickte und sah gedankenverloren aus dem Fenster.
„Sie sind eigene Menschen mit eigenen Leben und eigenen Bedürfnissen und vielleicht ist es einfach schwer das zu sehen. Weil sie bis jetzt immer nur meine Eltern waren. Meiner Mutter und Jacob gestern im Swinger-Club zu begegnen war irgendwie surreal. Ich verstehe noch immer nicht, wie du in Askaban einfach deinem Vater beim Sex zusehen konntest und es dich erregen konnte."
Draco schnaubte und lehnte sich in sein Kissen zurück. Einen Moment dachte er darüber nach.
„Das Verhältnis zwischen mir und meinem Vater ist…" Draco suchte einen Moment nach dem richtigen Wort. „Wenig emotional würde ich sagen." Er drehte sich etwas zu Hermione, damit er sie ansehen konnte. „Das bedeutet nicht, das er mir nicht wichtig ist, dass ich nicht Respekt und Liebe für ihn empfinde. Aber ich würde mir ihm gegenüber auch nie eine Schwäche oder einen Fehler erlauben. Er ist jemand dem gegenüber ich mich als würdig beweisen muss. Vielleicht habe ich deshalb keine Probleme damit, vor seinen Augen Sex zu haben."
„Weil Sex mit einem hübschen Mädchen Kontrolle, Dominanz und Männlichkeit unterstreicht?", fragte Hermione spitz und Draco musste grinsen.
„Du versuchst mich hier ziemlich in klischierte Rollenmuster zu drängen", neckte er liebe voll und ließ seine Finger über ihr nacktes Bein fahren.
Hermione kicherte und beugte sich rüber, um ihm einen Kuss auf den Arm zu drücken.
„Nein, aber ich glaube ich verstehe den unterschied. Deinem Vater gegenüber fühlst du dich nicht als Kind, sondern als Partner, von dem du eine Aufgabe übernehmen wirst. Die Führung des Malfoy Imperiums mit allem, was zu Lacock Abby und euren Ländereien noch dazu gehört. Du bist nicht sein Sohn, du bist sein Nachfolger."
Draco dachte einen Moment darüber nach und dann nickte er langsam. „So kannst du es nennen. Das bedeutet nicht, dass er mir als Person bedeutungslos ist. Das es mich nicht schmerzt ihn in Askaban zu sehen. Aber es ist eben doch nicht das gleiche."
Hermione nickte und nippte an ihrem Kaffee. Es erschien ihr eine sehr distanzierte Art einen Vater zu sehen. Aber für Draco schien es normal zu sein.
„Aber zurück zu deinem Onkel", sagte Draco und seine Finger glitten über ihren Schenkel. „Mir ist noch nicht ganz klar, wer er für dich ist."
„Jacob ist", begann Hermione und war sich gar nicht so sicher, was sie sagen sollte. Sie hatte nie so wirklich über ihre Beziehung zu ihrem Onkel nachgedacht. „Vielleicht könnte man sagen, dass er auch so eine Art Vater ist. Kein liebevoller verständnisvoller Vater wie mein Dad. Eher ein strenger bewachender Vater. Als wir klein waren. Also Mary und ich, da gab es wenig unterschied, ob wir bei ihr oder bei mir waren. Ihr Vater war mein Vater und mein Vater war ihr Vater. Bei unseren Müttern war das anders. Meine Mutter war immer nur meine Mutter. Was vielleicht auch daran lag, dass Maria und meine Mutter immer ein etwas angespanntes Verhältnis hatten."
Hermione schnaubte verächtlich. „Es ist ihr nicht zu verdenken, dass Maria immer Vorbehalte gegenüber meiner Mutter hatte, falls sie wusste, dass sie eine sexuelle Beziehung zu ihrem Mann hatte, bevor sie meinen Dad geheiratet hat."
„Also ist Jacob für dich wie ein Vater?", wollte Draco wissen und Hermione sah ihn an. Musterte Dracos ruhiges Gesicht, seine gerade schmale Nase, die schmalen Lippen und wie ihm eine Haarsträhne in die Augen fiel.
„Es gab eine Zeit, da war Jacob meine Sicherheit im Leben", gab Hermione zu. „Es gab eine Zeit da dachte ich, ich wäre verrückt und ich wollte nicht verrückt sein und Jacob war derjenige der gesteuert hat, was richtig und was falsch ist. Der mich beschützt hat, wenn andere zu viel von mir wollten oder mir Dinge erlaubt hat, weil er dachte sie würden mir helfen. Er hat mir und meinem Leben Grenzen, Freiheiten und Struktur gegeben. Ich habe ihm vertraut."
„Was hat sich geändert?", wollte Draco wissen.
„Ich war nicht verrückt, also trat auch nie eine Besserung meines Zustands ein. Ich habe das Gefühl verloren, als hätte Jacob noch die Kontrolle. Er wirkte oft überfordert mit meinem Zustand. Also habe ich mich dagegen gewehrt."
„Du warst schon immer ein Kontrollfreak", sagte Draco mit einem Grinsen und Hermione schnaubte.
„Das sagst ausgerechnet du?", wollte sie wissen. Wenn sie jemals an irgendjemanden Kontrolle über sich abgegeben hatte, dann war es an Draco.
Draco gluckste und setzte sich auf. Er zog Hermione an seine Brust und gab ihr einen Kuss auf die Haare. „Du brauchst das Gefühl, dass die Situation unter Kontrolle ist. Wenn es keiner für dich tut, ich oder Jacob, dann tust du es selbst. Nicht, dass es etwas Schlechtes ist. Jeder von uns hat gerne das Gefühl Kontrolle über sein Leben zu haben."
„Oder sein Sterben", sagte Hermione bitter und spürte, wie Draco den Griff verstärkte. „Als mir bewusst wurde, dass Jacob mir nicht helfen konnte, das er überfordert war, war es für mich ein Schock. Ich bin nicht auf die Idee gekommen, dass jemand anders mir helfen könnte, so sehr habe ich ihm vertraut."
„Und dann hat sich alles aufgelöst", fügte Draco hinzu.
„Ja und Jacob hat sich nie dafür entschuldigt falsch gelegen zu haben. Er hat nie eingesehen einen Fehler gemacht zu haben. Ich könnte ihm verzeihen nicht allwissend zu sein, aber nicht sich für unfehlbar zu halten", sagte Hermione und sie spürte noch immer die Wut darüber in sich kochen.
„Glaubst du wirklich, dass er nicht weiß, dass es ein Fehler war? Es ist nicht so einfach zu seinen Fehlern zu stehen. Vor allem wenn es große Fehler sind", merkte Draco an.
„Wenn ich ihm wichtig genug wäre, könnte er es. Dann könnte er sein verdammtes Ego schlucken und sich entschuldigen."
„Das ist nicht immer so einfach wie du denkst. Fehlbar zu sein, wird dir nur zu schnell als Schwäche ausgelegt. In manchen Positionen kann man es sich nicht erlauben schwach zu sein."
„Aber ich bin seine Familie!", brauste Hermione auf.
„Mein Vater hat sich in all den Jahren, die ich ihn kenne kein einziges Mal für irgendwas entschuldigt. Auch mein Großvater nicht. Auch ich neige nicht dazu."
„Du hast dich schon bei mir entschuldigt. Öfters sogar", beharrte Hermione.
„Ja", gab Draco zu und sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht so wirklich interpretieren. „Aber ich liebe dich, ich vertraue dir. Ich brauche nicht so tun, als wäre ich unfehlbar, weil du meine Schwäche nicht gegen mich verwenden wirst. Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich so ein Verhalten anderen gegenüber ebenfalls zeigen werde. Ich habe es dir oft genug gesagt. Du bist etwas Besonderes für mich, denn ich vertraue dir."
Hermione verzog unwillig die Lippen. Wahrscheinlich hatte Draco Recht, es machte es trotzdem nicht besser.
„Dann kann ich dir einen Rat geben, Draco", sagte sie. „Sich zu entschuldigen kann dir auch als Stärke ausgelegt werden. Zu seinen Fehlern zu stehen, darüber hinauszuwachsen und daraus zu lernen ist keine Schwäche. Ich glaube nach den letzten Jahren, könnte es für dich heilsam sein, dich bei dem ein oder anderen für dein kindisches Benehmen zu entschuldigen. Ich denke diese Aufrichtigkeit würden dir viele hoch anrechnen."
Draco kommentierte es nur mit einem unwilligen brummen und Hermione griff seine Hand. „Es könnte zu dem unwahrscheinlichen Fall kommen, dass du irgendwann mit Harry sprechen wirst und wenn Harry eines hasst, dann sind es Lügen. Harrys Akzeptanz erreichst du nur durch schonungslose Ehrlichkeit und wenn Harry dich bei mir akzeptiert, wird es auch der Rest tun."
„Potters Wort ist Gesetz, was?", fragte Draco missmutig.
„Ich würde sagen, hat Einfluss", präzisierte Hermione und Draco nickte.
„Ich denke darüber nach. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich mal mit Potter sprechen muss."
„Tu das, Draco", sagte Hermione und rutschte etwas näher an ihn. „Und ich bin sicher, dass du sogar Harry dazu bringen könntest dich zu mögen. Er ist nur manchmal genauso stur wie du."
„Vergleichst du mich gerade mit Potter?", wollte Draco mit hochgezogener Augenbraue wissen und Hermione schnaubte.
„Keine Sorge. Ihr seid grundverschieden. Aber man wird zwischen allen Menschen parallelen finden, wenn man sie sucht."
Draco musterte sie einen Moment mit undeutbarem Blick, dann strich er ihr eine Locke hinter das Ohr, berührte sanft ihren Hals.
„Ich würde es versuchen. Ich weiß nicht ob es klappt, aber ich würde versuchen mich mit Potter zu verstehen."
Hermione konnte nicht verhindern, dass sie lächeln musste. Sie griff nach Dracos Hand und drückte ihre Wange daran und ein warmes Gefühl breitete sich in ihr aus, bei dem Gedanken Draco könnte wirklich sowas für sie tun wie zu versuchen mit Harry auszukommen. Es würde ihr wirklich viel bedeuten.
Es war später Nachmittag als Draco mit Hermione ins Lounge Café ging um ihre Mutter und ihren Onkel zu treffen. Zu Dracos Überraschung war jedoch Jacob gar nicht dabei. Es waren nur Edward und Barbara da. Hermiones Eltern.
„Kommt Jacob nicht?", wollte Hermione wissen, nachdem sie sich begrüßt hatten.
„Er klärt noch ein paar Sachen wegen des Caterings. Er kommt gleich nach", erklärte Barbara und sie setzten sich.
Eine unangenehme Stille breitete sich aus und Draco spürte den Blick von Hermiones Vater wie er ihn eingehend musterte. Er sah deutlich weniger begeistert von ihm aus, als letzten Zyklus und Draco wollte nicht so wirklich wissen, was Barbara ihm über ihn erzählt hatte.
„Und du bist Hermiones Dom", stellte Edward Granger schließlich fest und musterte ihn mit gerunzelter Stirn
„Ich ziehe Freund vor", sagte Draco entspannt und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Was darüber hinaus zwischen uns passiert braucht nicht ihre Sorge sein, Mr Granger."
„Ich bin mir nicht sicher, ob dass weniger Grund zu Besorgnis ist", wandte Edward Granger ein.
„Wenn das jetzt so ein die Zauberei ist gefährlich und ich soll zuhause bleiben Gespräch ist, spart es euch", sagte Hermione neben ihm und verschränkte die Arme vor der Brust. Ihre Eltern sahen sich unbehaglich an.
„Es wäre die Möglichkeit einfach alles hinter sich zu lassen. Nochmal ganz von vorne anfangen zu können. Alle würde einfach vergessen, was alles Schlimmes passiert wäre. Es ist deine Chance auf ein normales Leben. Ist das nicht das, was du immer wolltest", sagte ihr Vater und Draco sah wie Hermione missbilligend die Lippen zusammenpresste.
Ja, er kannte sie mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass sie sich das immer gewünscht hatte. Aber dass sie weder eine normale Hexe in der Zauberwelt sein konnte noch ein normaler Muggel in der Muggelwelt. Einfach weil sie kein Mensch war, der in der Masse unterging. Normal zu sein widersprach ihrem Wesen.
„Die Frage, die sich stellen sollten, sind sie selbst bereit dieses Opfer zu bringen", wandte Draco ein, als keiner etwas sagte.
„Welches Opfer? Ein paar Erinnerungen dafür, dass unsere Tochter einfach wieder als normal angesehen wird?", wollte Edward wissen.
„Ich denke sie sind sich der Risiken dieses Eingriffs nicht bewusst, Mr Granger", sagte Draco und auch Hermione sah ihn an und er bemerkte, wie sie nachdenklich auf ihrer Unterlippe herumkaute, als würde sie das erste Mal darüber nachdenken.
„Das Löschen von spezifischen Erinnerungen, die mit einer Person zu tun haben, ist ein starker Eingriff in den Verstand einer Person. Es werden bestimmte Nervenbahnen im Gehirn blockiert, die die Reizweiterleitung zu spezifizierten Arealen im Hippocampus unterbinden. Die Erinnerungen sind noch da, aber sie können nicht abgerufen werden. Dabei besteht immer die Gefahr auch andere Areale mit zu blockieren. Menschen bei denen Zauber nicht sauber ausgeführt wurden leiden unter Vergesslichkeit, Lernschwäche bis hin zu kompletter Idiotie. Natürlich sind die Zauberer, die für Amnesie-Zauber geschult wurden sehr gut, aber es kann immer etwas schief gehen. Die Folgen fallen meist erst Jahre später auf."
Barbara Granger schien etwas blasser zu werden.
„Warum hat das dann nie jemand erzählt?", wollte sie wissen und Draco zuckte desinteressiert mit den Schultern.
„Mit Verlaub, Mrs Granger. Aber für viele Zauberer sind Muggel nicht mehr als eine besonders artverwandte Art Tier. Das sind Folgeschäden, die die meisten nicht sonderlich interessieren. Viele Muggel die in Orten mit hoher Zaubererdichte leben wurden so oft Gedächtniszaubern unterworfen, dass sie Probleme mit ihren kognitiven Fähigkeiten haben. Das wird einfach in Kauf genommen."
Hermione sah zwischen Draco und ihren Eltern hin und her und musste zugeben, dass er Recht hatte. Daran hatte sie bis jetzt nicht gedacht. Sie erinnerte sich an die Warnungen, die in dem Buch über Oblivate-Zauber gestanden hatten und dass es ein Verbrechen war, Zauberer unter Gedächtniszaubern zu halten. Trotzdem wurden sie ihnen beigebracht. Um im Zweifel die Geheimhaltungsabkommen zu wahren. Die Vergissmichs im Ministerium waren ausgezeichnet geschult im Umgang im Oblivate-Zaubern. Aber es konnte immer was passieren. Das hing nicht vom Geschick des Zaubernden ab. Sondern davon, wie die Erinnerungen im Gehirn verknüpft waren. Waren die Erinnerungen unvorteilhaft verknüpft und ergaben sich dadurch starke Nachteile für den Verfluchten bestand die einzige Möglichkeit darin, den Zauber aufzuheben. Was das Ministerium bei Muggeln in der Regel nicht tat.
Draco wusste, dass sie dieses Risiko niemals eingehen würde und einen Moment fragte sie sich, warum er dieses Argument nie vorher angebracht hatte. Warum er niemals versucht hatte ihr diese Option auszureden.
„Draco hat Recht", sagte Hermione und atmete tief durch. „Deshalb steht es nicht zur Debatte, ob ich das Angebot des Ministeriums annehme. Mary, William, Robert, Oma und Opa werden mich nie als normal ansehen und ich werde nie meinen Zauberstab abgeben. Schon allein um euch alle nicht zu gefährden."
Es war irgendwie ein befreiendes Gefühl das so zu sagen. Es war richtig. Es war folgerichtig, dass sie ihrer Familie schaden könnte, wenn sie das Angebot annahm und das würde sie niemals riskieren. Es war ein so verdammt gutes Argument, um in der Zaubererwelt zu bleiben, dass sie sich fragte, warum sie nie selbst darauf gekommen war. Vielleicht, weil sie sich irgendwo ganz tief in ihr drinnen immer gewünscht hatte, einfach nur Hermione Granger zu sein.
Hermione bemerkte wie ihre Eltern sich unschlüssig ansahen und sie war sich sicher. Sollte sie jemals diese Diskussion mit ihren Eltern nochmal führen, würde sie diese Argumentation anbringen.
„Ist es wirklich so ein großes Risiko?", wollte ihr Vater wissen.
„Es ist überschaubar. Aber nichts, was ich eingehen werde. Dafür seid ihr mir zu wichtig. Ich muss gestehen, dass ich nicht daran gedacht habe, da Muggel dauernd verhext werden. Aber jede Magie hat irgendwo seinen Preis. Magie ist nicht unfehlbar. So wie ein operativer Eingriff nicht unfehlbar ist. Das ist kein Risiko, das ich eingehen werde."
„Trotzdem", begann ihr Vater und Hermione schüttelte nur den Kopf.
„Fang die Diskussion nicht an. Ich werde nicht aus dem Krieg flüchten. Ich werde mich nicht in Australien verstecken. Ich laufe nicht davon und Großvater wäre der Erste, der meiner Meinung wäre. Vielleicht schaffe ich es irgendwann eine Erlaubnis zu bekommen alle aus der Familie einzuweihen. Dann wird das ein Ende haben. Aber nicht ohne Magie, sondern nur mit Magie."
„Du hast gesagt, dass es fast unmöglich ist eine Erlaubnis zu bekommen", wandte ihr Vater ein.
„Für Hermione vielleicht. Aber nicht für mich", mischte sich Draco ein und Hermione sah ihn überrascht an. „Wenn wir diesen Krieg überleben, werde ich eine Möglichkeit finden das mehr aus der Familie eingeweiht werden können."
Hermione umfasste Dracos Hand unter dem Tisch und konnte nicht umhin zu lächeln. Draco hasste es Muggel in Magie einzuweihen. Das hier war also ein viel größeres Angebot als ihren Eltern bewusst war. Sie wusste gar nicht ob sie es überhaupt in Anspruch nehmen würde. Aber alleine, dass er es für sie in Betracht zog bedeutete ihr viel.
„Und das kannst du?", fragte ihre Mutter mit gerunzelter Stirn.
Draco grinste und es war ein so selbstgefälliges Grinsen, wie Hermione es bei ihm selten gesehen hatte. „Für euch bin ich niemand besonderes, aber in der Zaubererwelt hat der Name Malfoy Gewicht, das nicht durch das Gold meiner Familie aufgewogen werden kann. Es gibt immer Mittel und Wege zu bekommen, was man will. Hermione muss nur entscheiden, ob es ihr das Wert ist, die Gesetze des Ministeriums zu biegen. Diese Gewissensfrage werde ich nicht beantworten können."
Hermione fasste Dracos Hand fester und sie wusste, wie er es meinte. Das es Mittel und Wege gab durch Beziehungen den Weg zu ebnen und nicht durch Gesetze. Es half nicht all den Muggelstämmigen die ähnliche Probleme hatten. Aber vielleicht gäbe es eine Möglichkeit nicht nur ihr zu helfen. Den Einfluss den die Malfoys hatten für Gute und Richtige Dinge zu nutzen, um Gesetze zu verabschieden die das Leben von Muggelstämmigen erleichtern würden. Mit schlechtem Gewissen dachte Hermione daran, was Draco ihr heute Morgen gesagt hatte. Dass er ihr vertraute, dass sie ihn nicht benutzen wollte und jetzt dachte sie schon darüber nach wie sie ihn benutzen konnte. Mit einem Mal fühlte sie sich schlecht.
„Ich will dich nicht ausnutzen", sagte sie und Draco lächelte sie an.
„Lass uns darüber reden, wenn es soweit ist. Es wäre vermessen jetzt solche Pläne zu schmieden, wenn wir doch nicht mal wissen, ob es in den nächsten Monaten noch ein Ministerium gibt oder eine Familie Malfoy."
Hermione nickte und wandte sich an ihre Eltern. „Und deshalb kann ich nicht einfach nichts tun. Ich kann nicht dasitzen und zuschauen wie alle meine Freunde sterben!"
„Hermione", sagte ihre Mutter und sie kannte diesen Ton. Diesen sei doch nicht so starrköpfig wir wollen doch nur das Beste für dich Ton und er trieb sie noch immer zur Weißglut. Sie hasste diesen Ton, sie hatte ihn schon immer gehasst. Weil ihre Eltern es eben nicht am Besten wussten.
„Ich brauche eure Erlaubnis nicht. Ihr könnt mir nichts verbieten. Ihr habt keine Kontrolle über das, was ich tue, denn ihr seid nur Muggel und ihr könnt eine Hexe nicht aufhalten zu tun, was sie will."
Vor Wut schnaubend stand sie auf und ließ ihre Eltern mit Draco am Tisch zurück.
Draco brauchte einen Moment, bis er Hermiones Abgang realisierte. Er stand auf, um ihr zu folgen.
„Ich rede mit ihr", sagte er an Hermiones erstarrte Eltern, aber als er ihr hinterherlief musste er zugeben, dass er keine Ahnung hatte, worüber er mit ihr reden sollte. Sie hatte ihren Standpunkt mehr als klar gemacht. Und vielleicht, musste Draco nicht ohne eine gewisse Schadenfreude feststellen, war nicht Mal Hermione Granger davor gefeit sich die Magie zu Kopf steigen zu lassen.
Draco holte Hermione vor den Aufzügen ein. Sie sah ziemlich schlecht gelaunt aus und Draco stellte sich neben sie, zögerte aber damit sie anzusprechen. Plötzlich griff sie nach seiner Hand.
„Ich hätte das nicht sagen dürfen", sagte sie reuevoll und Draco drückte ihre Finger.
„Das Hexen und Zauberer irgendwie Muggeln überlegen sind?", fragte er nach und sie nickte.
„Myonie, wir wissen beide, dass du ein sehr von Logik geprägter Mensch bist und es ist nun mal eine Tatsache, dass du als Hexe mit Zauberkräften, deinen Eltern ohne Zauberkräften überlegen bist, was das Durchsetzen deines Willens angeht. Du hast immer die Option ihre Erinnerungen zu manipulieren. Wenn es dem Vertuschen von Magie oder Wissen um Geschehnisse in der magischen Welt geht, ist es nicht einmal illegal. Du bist dir dieser Rechtslage bewusst nehme ich an."
„Ja", gab sie kleinlaut zu.
„Daraus ergibt sich die logische Konsequenz, dass du ihnen als Hexe immer überlegen bist."
„Ich sollte es nur nicht gegen sie verwenden", wandte sie ein.
Draco drehte sie zu sich und legte die Hand seitlich an ihren Hals, fuhr mit dem Daumen über ihr zartes hübsches Gesicht.
„Manchmal bist du zu nett, ich hoffe das ist dir bewusst. Keiner wird Rücksicht auf dich nehmen. Also nimm du auch nicht so viel Rücksicht. Versuchen deine Eltern dir nicht auch um jeden Preis ihren Willen aufzudrängen."
„Sie wollen mich nur beschützen."
„Das wollen Eltern immer. Meine Mutter wollte mich auch immer nur beschützen. Trotzdem bin ich heute nichtmehr gewillt einfach dem zu folgen, was sie von mir will."
„Bei dir hört sich das so einfach an. Aber sie sind mir noch immer wichtig und sie brauchen mich. Sie sind Muggel und wenn es tatsächlich Krieg im Muggelteil Englands gibt, dann muss ich sie in Sicherheit bringen."
„Dann probiere es aus. Komm hierher, einen Zyklus lang und sei eine gute Tochter. Stimme ihnen zu. Sag ihnen du verlässt die Zaubererwelt. Lass mir deinen Zauberstab da und sei für zwei Tage einfach nur ein Muggel", schlug Draco vor und Hermione musterte ihn einen endlosen Augenblick.
„Es wäre eine Lüge", sagte sie nur.
„Wäre es das?", wollte Draco wissen. „Aber warum? Wenn du schon weißt, dass du die Zauberwelt nie hinter dir lassen wirst. Warum tust du dich so wahnsinnig schwer damit es dir einzugestehen? Warum suchst du fadenscheinige kleinliche Argumente, anstatt dich einfach von allem zu lösen und den Konflikt hinter dir zu lassen?"
„Ich weiß es nicht", gestand sie ein und trat einen Schritt näher an ihn heran. Legte ihren Kopf auf seine Brust.
„Vielleicht weil es so endgültig wäre und ich Angst davor habe. Ich habe Angst vor diesem Krieg, Draco. Ich will nicht sterben und ich will nicht kämpfen und ich habe fürchterliche Angst, weil es so absolut keine andere Alternative gibt."
Draco schlag die Arme um ihren bebenden Körper, während sie weitersprach.
„Umso länger diese Zeitschleife dauert, umso länger ich warte, umso größer wird die Angst wie ein riesiges Ungeheuer, dass mit jeder neuen Information über die Dunklen Künste nur noch fürchterlicher und grauenvoller wird."
Draco drückte seine Lippen gegen ihre Haare und fühlte sich schuldig. Er hatte sie hier mit hineingezogen. Dafür gesorgt, dass sie den Moment in all seiner Tragweite begreifen konnte. Begreifen konnte, wer der Feind war, gegen den sie zu Kämpfen bereit war.
„Ich habe auch Angst", gab Draco zu. „Aber noch viel mehr habe ich Hoffnung. Ich kann plötzlich eine Zukunft sehen, die ich unbedingt haben will. Mit dir, in der linearen Zeit." Hermione sah zu ihm auf und als er fortfuhr, legte er allen Nachdruck in seine Stimme den er hatte. „Ich will, dass es ein letztes Mal gibt, dass du mich deinen Eltern vorstellst. Das ich ihnen sagen kann, ich passe auf ihre Tochter auf, dass sie einen Ort in der Zaubererwelt hat an den sie gehört. Ich will dir mein Zuhause zeigen. So wie ich es in Erinnerung habe, ohne den Dunklen Lord. Ich will mehr sein als nur ein Todesser. Ich will so verdammt viel mehr Hermione und das erste Mal in meinem Leben sehe ich, was ich will und in dieser Zukunft, die ich will, werden wir uns nicht irgendwann begegnen und du wirst mir nicht erzählen das du für euren Familienkonzern arbeitest und ich werde mit keiner reinblütigen Hexe verheiratet sein. In dieser verdammten Zukunft werden wir diesen Krieg gewinnen und wir werden zusammen sein und all das, was ich heute will, wird in Erfüllung gehen."
Hermione sah zu Draco hoch und sie wollte ihm um den Hals fallen, ihm sagen, dass sie all das auch wollte. Dass sie das unbedingt wollte. Sie wollte ihn küssen, ihn nie wieder los lassen. Doch hier in diesem Gang, in diesem Hotel im Herzen von London umringt von Dementoren, gab es nur eines, was sie dazu sagen konnte. Das, was sie ihm schon die ganze Zeit sagen wollte und dass sie sich nie getraut hatte, weil sie irgendwo ganz tief in sich verborgen, vielleicht doch noch Zweifel gehabt hatte.
„Horkruxe", brachte sie heraus, bevor sie weiter darüber nachgedacht hatte und Draco schien einen Moment irritiert. Also fügte sie hinzu.
„Voldemort hat sieben Horkuxe geschaffen die ihn unsterblich machen. Wenn wir herausfinden, wo sie sind. Dann können wir ihn in der linearen Zeit vernichten."
„Das ist der Plan?", fragte er überrumpelt.
„Das ist Dumbledores Plan. Den, den er Harry verraten hat, während er ihn das ganze letzte Jahr darauf vorbereitet hat. Wenn wir herausfinden wo die Horkruxe sind, dann können wir Voldemort wieder sterblich machen und wir können mit der Essenz seiner Seele testen, ob sich das Dunkle Mal damit auflösen lässt."
„Du wusstest das also die ganze Zeit?", fragte Draco und sah sie erschüttert an.
Hermione straffte die Schultern und sah zu ihm hoch. „Ja, ich wusste das die ganze Zeit. Das war das Wissen, von dem ich am meisten Angst hatte, du könntest es erfahren. Es ist mein letztes Geheimnis. Wenn Voldemort jemals herausfindet, dass wir von den Horkruxen wissen, dass wir sein am besten gehütetes Geheimnis kennen, dann ist der ganz Widerstand verloren. Dann ist alles verloren. Voldemort darf niemals von den Horkruxen erfahren oder er wird sie so gut verstecken, dass wir sie niemals finden werden."
Draco nickte langsam.
„Und deshalb hast du es mir nie gesagt."
„Weil ich Zweifel hatte. An dir, an mir selbst, an allem. Aber ich will nicht an dir zweifeln. Ich will diese Zukunft auch. Mit dir zusammen. Weil ich glaube das wir zusammen einfach verdammt großartig sind!"
Draco legte beide Hände an ihrem Kopf, sah sie an eindringlich an, als würde er den Wahrheitsgehalt ihrer Worte testen wollen. Dann legte er seine Stirn gegen die Ihre.
„Wir sind großartig zusammen", sagte Draco nachdrücklich. „Und wir erschaffen diese Zukunft und es wird keine Rolle spielen, was du für Blut hast, oder ich oder mein Bruder. Du musst mich immer daran erinnern, wenn ich unsicher werde, dass ich nicht nur für mich Kämpfe, nicht nur für meine Freiheit, sondern auch für euch. Für unsere Zukunft."
