Avar schloss für einen Moment die Augen. Die neue Frau, die eingetroffen war, hatte ein hübsches Lied. Ein paar Violinen aber vor allem Klavier, kurze Takte, ein schönes Stück. Avar schloss daraus folgendes: Die Twi'lek war entspannt, ausgeschlafen, nicht unbedingt voller Energie, aber definitiv einsatzbereit. Ihre Basis war - Avar überlegte kurz - impulsiv. Ehrgeizig. Vertrauensvoll. Mutig. Aber gut. Sehr gut.

Als sie die Augen wieder öffnete, spürte sie die Blicke der Twi'lek auf sich - und natürlich die, der Echani, aber daran hatte sie sich schon gewöhnt. Avar versuchte, sie zu ignorieren. Die beiden tuschelten, dann kamen sie auf die Jedi zu.

"Seid gegrüßt, Meisterin.", begann die blaue Twi'lek, also eine - wie heiß das nochmal? Lethan? Avar wusste es nicht mehr. Sie musterte die Frau und die Hand, die ihr entgegen gestreckt wurde.

Ihre Augen waren wunderschön, wie Avar zuerst bemerkte. Braun, weich und voller Nächstenliebe. Man schaute sie gerne an. Avars Blick wanderte zu ihren Lekku, die ein paar weiße Sprengel hatten und um die ein braunes Band geschlungen war, aus dekorativen Zwecken. Die Twi'lek trug einen lavendelfarbenen Zweiteiler, mit Tendenz zu braun. Ihr Top hatte nur einen Ärmel und gab den Blick auf ihren muskulösen Bauch frei. Eine braune Hose mit einfachen, ebenso braunen Stiefeln machte den Rest. Und natürlich das silberne Lichtschwert an ihrer Hüfte. Die Frau hatte die typische Figur einer Twi'lek, also die, die bei humanoiden Spezies als 'perfekt' galt, abgesehen von ihren Muskeln, die in der Kultur der Bewohner Ryloths eher selten und waren und bei Frauen als 'unpassend' angesehen wurden. Avar kannte die Kultur der Twi'leks, aber das hieß noch lange nicht, dass sie die selbe Meinung dazu hatte.

Avar schüttelte diese Gedanken ab, und reichte der Frau die Hand. "Avar Kriss. Freut mich." sagte sie mit einem ehrlichen Lächeln. Die Twi'lek erwiderte es. "Aayla Secura. Rittern." Avars Blick glitt zu der Echani neben Secura. "Ich bin L-Liskaya Rbraki. Ri - äh, Padawan. Unter V-Vanlyn Autumn.", stotterte das Mädchen.

Sie war schmächtig gebaut, hatte langes, weißes und ungepflegtes Haar, perlmutfarbene, marmorweiße Haut und eisblaue Augen. Auf ihrer Stirn prägte eine Schneeflocke, unter ihren Augen zwei kleinere, alle in hellem Blau. Auch sie trug eine einfache Robe, mit blauen und grünen Ornamenten, und ein silbern-bläuliches Lichtschwert an ihrem violettem Gürtel. Avar konnte eine Schnur einer Kette an ihrem Hals erkennen. Ihr Lied war schnell, hektisch, also deutete das auf Nervosität hin, was Avar auch ohne ihre Fähigkeiten, das Lied zu hören, sehen konnte. Aber ihre Basis war ein hübscher Auftakt zu etwas großem, was noch darauf wartete, entdeckt zu werden - Selbstvertrauen. Das und etwas mehr. Denn in der momentanen Basis war die Echani mit Selbstzweifel, Traurigkeit und Enttäuschung gefüllt.

"Auch unsere Begegnung freut mich.", sagte Avar. Liskaya Rbraki lächelte strahlend und verbeugte sich leicht in einer Geste des Respekts. Avar tolerierte es mit einem Nicken. "Ihr werdet mit uns reisen?", fragte die blaue Twi'lek. "Ja, das werde ich. Wisst Ihr näheres von Großmeisterin Shan?" Liskaya schüttelte den Kopf, aber Aayla hatte etwas dazu zu sagen. "Anscheinend gibt es eine Debatte im Rat - hat mir zumindest Meisterin Atris erklärt." "Meisterin Atris, soso." "Kennt Ihr sie?" "Nein.", meinte Avar. "Aber sie hat den Kodex beeinflusst und bearbeitet, nicht wahr?" "Das ist korrekt!", rief die Echani. "Laut dem Archiv hat sie Teile davon selbst verfasst." "Eine Archivratte.", merkte Secura Achselzucken an, als sie Avars hochgezoge Braue bemerkte.

"Wo bleibt nun Meisterin Satele?", fragte Liskaya aufgeregt. "Habt Ihr sie schon einmal gesehen? Ich schon! Im Rat! Ach, sie ist herrlich! Eine krasse Aura, sowas habt Ihr noch nie erlebt!" "Tatsächlich habe auch ich einmal mit ihr gesprochen.", sagte Avar. "Wirklich? Ich treffe sie zum ersten Mal.", meinte Secura. "Du wirst sie lieben! Sie ist unfassbar!" "Nun, wenn sie mal kommen würde..."

"Hier bin ich. Verzeiht meine Verspätung.", ertönte plötzlich eine weiche, aber gebieterische Stimme. Augenblicklich drehten sich alle um.

Satele Shan war, wie man sich eine wirklich mächtige Königin vorstellen konnte - eine Aura, die nur so vor Stärke, Macht und Sicherheit sprotzte, ein Schritt, der fest und selbstsicher war, aber doch eine gewisse Art von Anmut in sich trug, eine unüberwindbare Eleganz. Ihre Augen zogen Avars Blick sofort an. Sie waren ebenfalls blau, ein hübsches himmelblau, und man konnte meinen, dass es kalt und absonderlich wirkte, aber das war es nicht, ganz im Gegenteil, ihre Augen waren warm und einfühlsam, was eigentlich nur schlecht bei diesem Blau möglich sein sollte. Ihr Haar war dunkel, so dunkelbraun, dass es wahrscheinlich eher schwarz war, und zu vier kleinen Zöpfen geflochten, die ihr hinab fielen. Ihre Züge waren ernst und streng, all die Weiche ihrer Augen war hier nicht zu sehen. Satele Shan trug keine Robe, sondern einen grünen Kampfanzug, ein Grün, dass Avar eigentlich verabscheue, aber am Shan merkwürdig gut aussah - Avar war sich sicher, dass so gut wie alles an ihr gut aussehen würde. Ihre Figur war, wie bei so gut wie jedem Jedi durch das Training sportlich, leicht muskulös, was an ihren nackten Armen zu erkennen war, aber auch sehr klischeehaft weiblich, alles war genauso, wie es sich die meisten humanoiden Frauen wünschten, nur noch etwas mehr als dass, fast zu viel, nach Avars Geschmack. Ihr Lichtschwert war lang und deutete auf eine Doppelklinge hin. An einem ihrer Arme war ein Metallstück befestigt.

"Ich nehme an, dass ich mich nicht vorzustellen brauche.", sagte Shan mit einem freundlichen Lächeln. "Nein, eher nicht.", meinte Avar. "Wir kennen uns ja schon.", pflichtete Shan ihr bei. "Und ihr?" Die Echani war noch bleicher geworden, als es überhaupt möglich sein sollte. "Das ist Liskaya Rbraki, und das ist Aayla Secura.", stellte Avar die beiden sprchlosen vor. Auch Aayla Secura hatte den Mund leicht geöffnet und starrte Shan an.

Avar presste die Lippen aufeinander. Sie selbst kannte einige Jedi, die ihr mit leuchtenden Augen bei allem zu gelächelt hatten, was sie tat - kurz gesagt: Es waren 'Fans' gewesen. Und die existierten bei Shan noch viel häufiger. Sogar Avar hatte furchtbar viel von ihr gehört.

Gerade als Shan den Mund öffnete, um etwas zu sagen, sah Avar endlich das Schiff, dass sie wegbringen sollte - endlich. Heraus kamen eine Togruta, ein Twi'lek und ein Trandoshaner die sie wild begrüßten. "Hallo, meine lieben Jedi-Gäste! Entschuldigen Sie die Verspätung, wir hatten noch ein Leck!", rief der Twi'lek und schenkte den vier ein blankes Lächeln. "Kein Problem...", murmelte Liskaya. "Wir warten ja erst seit einer halben Stunde." Die Ironie war irr anzuhören. Sie kassierte dafür einen Kick von Aayla mit dem Ellenbogen.

Das Schiff schob die Einstiegsrampe aus, Avar und die anderen gingen hinauf, jede von ihnen mit einem Beutel ausgestattet. Liskaya und Shan wendeten den Blick noch kurz zurück, bevor sie ihre Fahrt in ihre neue Mission begannen.