"Fad = langweilig", notierte ich auf mein Dataped. Die beiden Meisterinnen hatten nun beide die Augen geschlossen und sahen aus, als würden sie schlafen, obwohl ich mir da nicht so sicher war. Ich unterstand mich, ein Holo von ihnen zu machen, sowas war ja echt nicht angebracht und ich glaube sogar illegal.
Ich wechselte wieder zu meinem Holobuch, dass ich mir aus dem Tempelarchiv kopiert hatte. Das Archiv hatte nämlich überraschenderweise auch Holos, die nichts mit Fakten oder Geschichte oder so zu tun hatten, sondern auch einfache Stories von einfachen Schriftstellern waren.
Manchmal hatte ich auf meiner Zeit auf Eshan versucht, ebenfalls ein wenig zu schreiben, aber irgendwie war mir die Lust nach ein paar Kapiteln vergangen. Ich hatte es dann mal mit Fanfictions versucht - peinlicherweise über genau die beiden Jedi, die gerade mit mir im selben Raumschiff waren...
Unangenehm hoch zehn. Zum Glück hatte ich sie darin nur hundertmal beschrieben, und ein paar ihrer Abenteuer erneut geschildert, zum Beispiel Satele Shans Entdeckung der Jedi-Welt Tython (oder hieß es doch Thyron?) und Avar Kriss' Rettung vom Hetzalsystem.
Um Nebenzimmer hörte ich Shelinn lachen und fragte mich, ob Aayla Hilfe brauche würde, sie loszuwerden. Ein Blick auf die Meisterinnen neben mir reichte, um mich davon zu überzeugen, aufzustehen und an ihnen vorbei in den Raum links vom Cockpit zu gehen.
Als ich ihn betrat, sah ich Shelinn, die lachend einen Becher in der Hand hatte, und Aayla, die mit einem eher weniger gerlassenem Ausdruck genervt mit einem Handtuch über ihre Kleidung rieb. Als sie mich sah, warf sie mir einen hilfesuchenden Blick zu.
"Was ist hier passiert, Aayla?", fragte ich schmunzelnd. Shelinn lachte immer noch, und so langsam wurde sie gruselig, sodass mir das Lachen verging. "Sie hat einen Becher Wasser auf mich geschüttet - oder was auch immer das für'n Zeug war", antwortete mir Aayla und richtete ihre Hand anklagend auf die Togruta. Shelinn hob abwehren die Hände. "Unabsichtlich!" Aayla gab mir den Das-ist-Bullshit-Blick. Ich nickte. "Ah." Arme Aayla. Irgendwie musste ich ihr doch helfen! Ah! Ein Licht ging mir auf. Helfen!
"Oh, Aayla, wo wir gerade hier sind... Könntest du mir eventuell bei ein paar Sachen auf meinen Dataped helfen?", sagte ich und klimperte unschuldig mit den Wimpern. Aayla verstand sofort. "Oh, klar, natürlich!". Sofort zog die mich aus dem Raum. "Bis dann Aayla! Tschau, Katja!", rief noch Shelinn. "Kaya! Es heisst Liskaya!", motzte ich ihr über meine Schulter zu. Ich hasste es, wenn Leute meinen Namen nicht checkten! So schwer war der nun wieder auch nicht! Kaya oder Lika war wohl einfach zu merken. Vier Buchstaben bekam jeder in den Kopf!
Ich watschelte hinter Aayla zurück in den Frachtraum, in dem Meisterin Kriss und Meisterin Shan mehr oder weniger schliefen. Aayla ließ sich verärgert auf den Sitz plumpsen, ich hockte mich neben sie. Langeweile überkam mich, und so griff ich wieder nach meinem Holobuch. Es ging darin um einen Kartografen, der die Galaxis bereiste und dabei bahnbrechende Entdeckungen inmitten von unglaublichen Abenteuern machte. Aber gerade war es echt langweilig, also wechselte ich zu einem Bericht über die Rettung des Hetzal-Systems. Ich hatte ihn schon etliche Mahle analysiert und durchgekaut, aber konnte es nicht lassen. Es waren Berichte von Augenzeugen, und sie beschrieben dieses Ereignis wundervoll. Manchmal wünschte ich mir, dabei gewesen zu sein. Ich hätte Avar Kriss in Action gesehen, und ihr vielleicht sogar helfen können...
"Also, bei was soll ich dir jetzt helfen?", fragte Aayla plötzlich müde. "Hm? Helfen? Oh, achso, bei gar nichts. Ich wollte dich nur da rausholen, du sahst ganz schön genervt aus." "Na genervt trifft es ja wohl. Gut gemacht, Kaya. Und danke." "Keine Ursache.", antwortete ich. "Was liest du denn da?, fragte Aayla. Ich wurde wahrscheinlich knallrot. "Einen Bericht.", sagte ich mürbe. Die Twi'lek beugte sich über mein Dataped. "Die Rettung des Hetzal-Systems. Ah, okay." Irrte ich mich, oder hatte sich auf Avars Gesicht ein schmales Lächeln gebildet? Ihre Augen waren immer noch zu. Da meldete sich plötzlich Satele Shan zu Wort. "Lest laut! Ich möchte hören, was da passiert ist, schließlich habe ich das nicht mehr miterlebt, was damals passiert ist."
"Fein.", sagte Aayla und sah mich erwartungsvoll an. "Willst du den Reporter vorlesen? Nein, weißt du was, ich lese den Reporter, und du die Interviewten, okay? Aber schön realistisch!", rief Aayla. "Na gut."; sagte ich. "Aber es ist eine Reporterin, übrigens." "Oh.", machte Aayla, dann begann sie mit der ersten Frage.
Ich schielte immer wieder zu den Meisterinnen hinüber. Satele hörte gespannt zu, gab aber nie einen Kommentar ab. Avar hatte die Augen geschlossen, aber ich wusste, dass sie nicht schlief. Ihre Augenlieder flatterten hier und da, und bei komischen Stellen zierte ein Lächeln ihre Lippen.
Da fiel mir auf, dass wir alle eigentlich einen ziemlich krassen Unterschied bei unseren Lippen hatten. Ich hatte meine Lippen zartviolett angemalt, Aaylas Lippen waren natürlich dunkelrosa, Satele schminkte sie sich schwarz und Avar gar nicht, obwohl sie mir unnatürlich und natürlich gleichzeitig vorkamen. Ich riss meinen Blick von ihren Lippen, wohl wissend, wie komisch das wäre, wenn es jemand bemerken würde. Ja, selbst ihr denkt euch jetzt wahrscheinlich: Was, bei allen Sternen, soll das, oder einfach hä, aber mir fiel das eben gerade auf, und irgendwie fand ich es auch witzig. Danach schämte ich mich übrigens so sehr dafür, dass ich den anderen von nun an demonstrativ in die Augen sah.
Aayla las gerade die vierte Frage vor. "Und was haben Sie an diesem Tag noch so für Erfahrungen gemacht, an die sie sich Ihr ganzes Leben lang erinnern werden?"
Ich las vor: "Ich denke, mein Leben sollte ich nun mehr schätzen. Ich habe es den Jedi zu verdanken, vor allem der Heldin von Hetzal, wie sie ja jetzt genannt wird. Ich habe sie sogar gesehen - ein Anblick, den ich nicht vergessen werde. Geschwebt ist sie, das sage ich euch, geschwebt wie ein Speeder, und zwar von ganz allein, gut zehn Meter!" Ich versuchte möglichst beeindruckt zu tun, aber um ehrlich zu sein, war ich das auch ohne es zu spielen.
"So ist das nicht gewesen.", meldete sich plötzlich die Heldin von Hetzal persönlich zu Wort, Avar. "Das waren keine zehn Meter. Nicht einmal zwei." Sie öffnete die Augen und ich sah darin Amüsement. Ein wenig stolz war sie auch, wie ich grinsend erkannte. "Dieser Vergleich mit dem Speeder hat Euch hart getroffen, nicht wahr?", fragte Aayla ebenso belustigt. Avars ehrliches Lächeln wurde breiter. "Fast.", antwortete sie.
"Bitte, lest weiter. Es gibt so viel, was ich noch von euer Zeit hören will. Und anscheinend gibt es da auch ganz schön viel über Euch, Marshall Kriss.", sagte Satele mit einem Lächeln in Richtung Avar. Avars Miene verzog sich. "Nicht mehr Marshall. Aber danke." Satele nickte mitfühlend, dann begann Aayla wieder mit der Frage und eröffnete somit Runde zwei unserer Vorlesestunden.
