Dies ist die autorisierte Übersetzung von indecisivelyindependents „The Skillful Workman", zu finden bei Archive of Our Own (Punkt org, alles klein, in einem Wort). Der direkte Link lässt sich leider nicht speichern.

Disclaimer: Weder Inhalt noch Charaktere sind meine, zu finanziellem Gewinn wird auch nichts genutzt.

Trigger-Warnung: Die Geschichte behandelt psychische Probleme und Drogenmissbrauch. Für wen das nichts ist, der sollte ab hier nicht weiterlesen.

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Prolog
Ein mieser Tag

„Ich stelle es mir so vor, dass das Gehirn eines Menschen anfangs wie eine kleine leere Dachkammer ist, und man muss sie mit Möbeln nach Wahl ausstatten ... Ein kunstfertiger Handwerker achtet sehr genau darauf, womit er sein Oberstübchen füllt ... Es ist ein Fehler zu glauben, dass dieser kleine Raum elastische Wände hat und sich unbegrenzt ausdehnen kann. Verlassen Sie sich darauf, es kommt eine Zeit, wo man für alles, was man dazulernt, etwas anderes, was man einmal gewusst hat, wieder vergisst."

– „Die Kunst der Schlussfolgerung", Sir Arthur Conan Doyle

Obwohl man davon ausgeht, dass die antisoziale Persönlichkeitsstörung lebenslang anhält, können bei einigen Menschen manche Symptome
– insbesondere zerstörerisches und kriminelles Verhalten – mit der Zeit nachlassen. Es ist jedoch unklar, ob diese Verminderung durch das Altern hervorgerufen wird oder durch ein gesteigertes Bewusstsein der Folgen antisozialen Verhaltens.

– Die Mayo-Klinik, „Symptome antisozialer Persönlichkeitsstörung"

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Der Tag war, so würde Molly Hooper Jahre später zurückblicken, wesentlich schlimmer gewesen als der „nicht so gute Tag", als den sie ihn hatte hinstellen wollen.

Oh, es war kein allumfassendes Desaster gewesen, sondern eine Anhäufung vieler kleiner Dinge: eine Woche voller später Abende, angefüllt mit Berichten über die neuesten Praktikanten; unnötige Verhandlungen mit dem Vermieter wegen eines Ersatzes für den Kühlschrank; Samantha Lewis' Hochzeitseinladung, die eine Begleitung umfasste, obwohl Sam wusste, Sam wusste, dass Tom seit zwei Jahren Geschichte war und Molly seitdem keine Verabredung mehr gehabt hatte. Und Rosie ... Molly liebte ihre Patentochter abgöttisch, wirklich, aber es gab nichts, was einen so gut wie ein warmes, knuddeliges Baby – ein warmes, knuddeliges Baby von jemand anderem – daran erinnern konnte, dass 40 stetig näher rückte und plötzlich näher war als 35.

Also war sie in der Küche gewesen, um sich mit einer Tasse Tee aufzumuntern, eingekuschelt in einen ihrer Lieblingspullover, und hatte die Erschöpfung zurückgedrängt, die Übelkeit und all die kleinen kleinlichen Gefühle, die sie tief genug begraben zu haben geglaubt hatte. Sie nahm tiefe Atemzüge über der Spüle, weil sie sich fühlte, als müsste sie trocken würgen. Sie konzentrierte sich auf den Duft von Zitronenschale und Teeblättern, das Summen des Kessels.

Dann klingelte ihr Telefon, und es war Sherlock – natürlich war es Sherlock, immer wenn es ihr am schlechtesten ging – und sie konnte einfach nicht. Sie konnte sich nicht für ihn aufraffen und sich präsentabel machen, nicht schon wieder, oder wenigstens nicht heute. Morgen vielleicht, oder übermorgen, aber nicht heute. Also ließ sie es klingeln. Sie wusste, er würde auflegen, ohne sich ihren blöden Wortwitz auf dem Anrufbeantworter anzuhören. Ich rufe todsicher zurück? Wirklich, Molly ... Sein Spott, seine gehobene Augenbraue, seine geschürzten Lippen, die nur dann zu seinen Augen zu passen schienen, wenn er glaubte, er wäre allein. Er konnte ruhig einmal allein sein, oder? Wenn John heute nicht für ihn da war, dann musste sie das auch nicht. Er würde es überleben. Das tat er immer.

Aber es klingelte wieder, und in diesem Moment war sie wütend genug – hauptsächlich auf sich selbst, aber auch auf ihn –, dass nichts zu sagen, ihr feiger erschien als ihm die Meinung zu geigen.

Es war ein furchtbarer Tag gewesen. Dann war es abwärts gegangen.