Rettungsmission

Er schaffte es, Harry weg vom Strand und die Klippen hinauf zu schleppen. Ben konnte die Windfahnen in der Ferne flattern hören. Der Sturm hatte zugenommen.
Obwohl der andere Junge sehr leicht und viel zu klein für sein Alter war, war Ben froh, dass er sich an die Abkürzung über das Fußballfeld erinnerte. Besorgt blickte er zu den dräuenden Regenwolken über ihren Köpfen hinauf.
Als sie sich ihren Weg durch die Straßen bahnten, wurde Harry immer wieder wach. Er schwebte zwischen Bewusstsein und Ohnmacht. Ben keuchte. Seinen Freund aufrecht zu halten, war nicht einfach. Ein unbeholfener Arm lag über Bens Schultern und er gab sich Mühe, einen festen Griff um Harry zu bewahren. Er kämpfte sich weiter.

Sie mussten es zu Severus schaffen. Er würde ihnen helfen. Der Professor konnte Harry heilen und vielleicht würde er Ben erlauben, ein paar Tage bei ihm zu bleiben. Im Moment fühlte er sich wirklich nicht danach, seine Mutter wiederzusehen.
Alles war zu viel. Sein Gehirn presste sich mit all den Gedanken, die darin übereinander purzelten gegen seinen Schädel. Alles war zu schnell passiert.

Harry murmelte immer wieder leise vor sich hin.
Ben konnte die Worte nicht verstehen, aber sie spornten ihn zu noch größerer Eile an.
Als sie, wie es Ben vorkam nach einer halben Ewigkeit, die Straße betraten, in der Ben wohnte, war in der Ferne ein Donnern zu vernehmen und kleine Tropfen fingen an, auf sie herab zu regnen. Harry begann, sich in Bens Armen zu winden.

Er war lange genug wach gewesen, um ihre Umgebung zu betrachten und das erste Mal verstand Ben, was er sagte.
„Nein, bitte, nicht…"
Ratlos beugte Ben seinen Kopf vor, damit er Harrys Gesicht sehen konnte, darauf bedacht, den anderen Jungen dabei nicht zu schütteln.

„Harry? Was ist?"
„Bitte… bring mich nicht zurück."
„Zurück? Wohin?"
„Bitte- Ich kann nicht."
„Wohin zurück?", fragte Ben voller Bange.
„Zu ihm."
„Wem?"
Harry zog scharf die Luft ein. Seine Augen schlossen sich.
„Harry? Harry!"
„Nicht. Er. Er wird m'ch bestr'fn."
Harrys Worte waren zerhackt.
„So wütend-"
„Harry, ich versteh nich- was?"
„Bitte. Nicht – Gürtel – bitte."

Ben fühlte sein Blut gefrieren. Seine Kehle war wie zugeschnürt.
„Beruhig dich Harry. Wir sind fast da."
„Nein… er…", seine Stimme brach.
Der Regen wurde stärker. Ben musste sie in Sicherheit bringen. Und ins Trockene. Er wappnete sich und begann erneut, Harry die Straße hinunter zu schleifen. Er konnte nicht klar denken. Hatte Harry irgendeine Art Anfall? Der Junge fantasierte. Ben musste sich beeilen.

Endlich kamen sie bei Nummer 7 an. Ben warf nicht einmal einen kurzen Blick zum Nachbarhaus. Er wollte es nicht sehen, wollte es nicht wissen. Mit dem Fuß kickte er das Gartentor offen. Mit einem lauten Krachen, das Ben zusammenzucken ließ, stieß es an die Wand.
Aufgeschreckt durch das laute Geräusch sah Harry sich um.

„Wo sind wi- nein…"
Ben navigierte sie zischen diversen Blumentöpfen hindurch und zog Harry zu den Eingangsstufen.
„Neinneinnein", wimmerte Harry.
„Harry, ist okay. Es wird alles gut", versicherte ihm Ben außer Atem.
„Nein", stöhnte der andere Junge.

Ben schob das merkwürdige Verhalten seines Freunds beiseite. Er musste Hilfe holen. Schnell.
Er klopfte an die Tür. Nichts passierte. Er schlug härter gegen das Holz.
„Mr. Snape?"
Harry begann erneut zu zappeln.
„Harry, bitte. Halt still. Ich kann dich sonst nicht halten", bat Ben. Lauter fügte er hinzu: „Mr. Snape? Wir brauchen Hilfe!" Nichts im Haus regte sich.
Etwas berührte Bens Knöchel. Er schnellte herum und hätte beinahe Harry fallenlassen, der immer noch gegen seine Arme ankämpfte.
„Felix!", rief Ben. Der Kater betrachtete sie einen Moment. Dann sprang er anmutig auf die Mauer und begann, Töpfe hinunter zu werfen.
„Felix nein! Was machst du denn?"

Krach! Krach! Bumm!

Ben zuckte zusammen. Der letzte war ziemlich groß gewesen.
Felix miaute aufgebracht. Ein anderer Topf segelte zu Boden.

Plötzlich flog die Tür auf.
„Was soll dieser infernale Krach hier draußen? Soll etwa die ganze Nachbarschaft aufwachen?"
Da stand er. Die Arme über dem karierten Schlafanzug verschränkt blickte Mr. Snape finster auf sie herab. Dann schrumpfte sein Gesichtsausdruck.

„Ben? Was machst- Potter!"
„Sir, bitte, wir brauchen Hilfe!", schrie Ben verzweifelt. Er konnte Harry nicht viel länger halten. Der kleinere Junge kämpfte mit einer Kraft gegen Bens Griff, als ob dieser ihn zu seiner Exekution führen würde.
„Ben! Was ist passiert? Warum-"
Er beendete seinen Satz nicht.

Harry, der einen Blick auf Snape geworfen hatte, übergab sich prompt in eines der Gemüsebeete des Professors. Ben umklammerte Harrys Brust, sodass der kleinere Junge nicht umkippen und in sein eigenes Erbrochenes fallen würde. In seinen Armen wurde Harry plötzlich schlaff.
„Mr. Snape, sir- bitte, Hilfe!"
Severus stand wie versteinert im Türrahmen.
„Professor- Severus!"

Das schien zu wirken. Severus trat schnell zu ihnen und fasste Harrys anderen Arm. Zügig führte er sie ins Haus. Es war schwierig, Harry durch den engen Flur zu bekommen. Im Dunkeln stolperte Ben über ein Paar gelber Gummistiefel, die neben der Tür standen. Severus fing sie beide auf. Er verstärkte seinen Griff um Harry und streckte eine fragende Hand nach Ben aus.

„Alles gut Ben?"
Ben nickte, bevor er realisierte, dass der Professor ihn im Dunkeln nicht sehen konnte.
„Ja", sagte er. „Nicht wichtig. Hilf Harry."
Zusammen schafften sie es ins Wohnzimmer. Vorsichtig legte Severus Harry auf die Couch und Ben hob Harrys Beine auf die weichen Kissen.
„Beim Barte des Merli- Gott! Ben! Was ist passiert?"

„Er- ich- er ist- ich weiß nicht…"
Severus starrte ihn an. Ben war überwältigt. Die Rettung war so nah. Sie hatten es geschafft. Er war so müde.
„Sir bitte", er versuchte einen Satz zusammenzuflicken. „Harrys Fuß."
Severus drehte sich abrupt zu Harry um.
„Merlin! Scheiße!"
Sofort begann er, die blutverkrusteten Schnürsenkel zu lösen.

Ben setzte sich auf den Teppich. Seine Beine fühlten sich schwammig an. Als Severus behutsam Harrys Schuh auszog, schlug Ben der Geruch von Blut in die Nase. Er würgte.
„Ben? Benjamin?", fragte Severus und Sorge schlich sich in seine Stimme. Ben hob eine Hand.
„Ist egal. Harry- er-"
„Ich weiß. Ich weiß", Severus klang seltsam.
„Ben", fuhr er fort. „Du zitterst ja. Wenn du willst, kannst du duschen."
„Aber-"
Severus nahm Bens Hand in seine.
„Du bist ganz kalt."
Ben blinzelte ihn verständnislos an.
„Hast du saubere Sachen?", fragte Severus den schlotternden Jungen.
Ben warf einen Blick auf seinen Seesack, der in einer Pfütze auf Severus' Teppich lag.
„Ich werde dir ein paar von meinen Sachen leihen. Sollten dir passen", sagte Severus.
„Aber- Harry?"
„Ich mach das schon."

Zögernd ging Ben zur Treppe. Er sah Severus in einer der Küchenschubladen wühlen. Der Professor kam mit mehreren seltsamen kleinen Fläschchen und einem Erste-Hilfe-Päckchen zurück, welches er prompt öffnete. Kritisch betrachtete Ben den Professor und Harry. Als der Professor anfing, eine braune Flüssigkeit auf einen großen Wattetupfer zu geben, wandte sich Ben wieder der Treppe zu. Beruhigt stieg er hinauf, um das Badezimmer zu benutzen.


Sorgfältig reinigte Severus Potters Wunde. Sie war tief. Er überlegte, wie der unfähige Junge wohl zu ihr gekommen war. Im Moment war er aber einfach nur froh, dass Potter immer noch ohnmächtig war oder diese ganze Sache wäre sehr viel komplizierter gewesen. Und schmerzhafter.
Als Ben nach oben verschwunden war, zog Severus seinen Zauberstab aus dem Holster, den er immer unter seiner Kleidung trug. Er hatte den netten Nebeneffekt, dass er sein Dunkles Mal verbarg.
Er schoss einen Betäubungszauber auf Potters Fuß ab. Kein Grund ihn aufzuwecken.
Dann zauberte Severus einen blutbildenden Trank und einen Antiinfektionstrunk in Potters Magen, froh darüber, dass diese keine Heilmittel für die gewöhnliche Erkältung waren.

Der Junge war immer noch bewusstlos. Als er die Wunde desinfiziert und Potters Fuß verbunden hatte, zog Severus Potter vorsichtig den anderen Schuh aus. Seine Hose war matschverkrustet und sein Pullover war übersäht mit erdigen Flecken. Es waren dieselben Klamotten, die Potter die ganze Woche bei der Gartenarbeit für Severus getragen hatte.
Er fühlte sich schuldig.
Langsam, um den Jungen nicht zu wecken, drehte er ihn auf die Seite und begann, ihm die dreckigen Sachen auszuziehen. Sein T-Shirt sah zwar nicht viel besser aus, aber Severus war nicht gewillt, weiter zu gehen. Es musste reichen. Der Junge konnte sich selber neue Klamotten anziehen, wenn er aufwachte.
Severus warf die dreckige Hose und den Pullover in eine Ecke und holte ein paar Wolldecken, die er über dem Jungen ausbreitete.

Er sah… nicht gut aus. Erschöpft. Zu jung.
Severus bemerkte dunkle Ringe unter seinen Augen und überlegte geistesabwesend, ob sie schon dagewesen waren, als er Potter aus dem Jugendheim abgeholt hatte.
Auf der Treppe hörte er das Tappen von besockten Füßen.

Einen Moment später schielte Ben ins Wohnzimmer. Seine Locken tropften Wasser auf Severus' Fußboden. Seufzend stand Severus aus seiner knienden Position an Harrys Seite auf und ging hinüber zu Ben. Der Junge trug eine von Severus' gestreiften Pyjamahosen und die Ärmel des Pullovers, den Severus ihm geliehen hatte, waren nur etwas zu lang.
Behutsam schloss Severus die Tür hinter sich.

„Wie geht es ihm?", fragte Ben leise.
Severus schob ihn sanft zur Seite und öffnete eine der Schubladen seiner Flurkommode.
„Er hat sich schwer verletzt", sagte er und reichte Ben ein Handtuch.
Ben nickte zum Dank und begann seine nassen Locken abzurubbeln. Als Severus sah, wie rigoros Ben seine Haare attackierte, nahm er ihm das Handtuch aus den Händen. Langsam rubbelte er Bens Haare trocken.
Als er fertig war, hängte er Ben das Handtuch über. Einen Augenblick ließ er seine Hände auf Bens Schultern verweilen.

„Potter-", Severus schluckte gegen den Klumpen in seinem Hals an. „Er wird schon wieder."
„Versprochen?", fragte Ben mit stockender Stimme.
Severus musste erneut schlucken.
„Versprochen", sagte er leise.
Sie standen im dämmerigen Flur. Die ersten trüben Sonnenstrahlen sickerten durch die Haustür.

„Ich glaube, wir könnten beide eine Tasse Tee gebrauchen", sagte Severus.
Ben schniefte.
„Komm mit in die Küche."

Ben setzte sich auf seinen üblichen Platz am Küchentisch. Er stützte den Kopf in die Hände und beobachtete Severus, wie er an den Knöpfen seines Herdes herumwerkelte. Er war so müde. Er hoffte, dass Harry wieder gesund werden würde. Allerdings vertraute er dem Professor.
Mit den durch Severus' Versprechen beruhigten Gedanken an Harry, kam ihm seine eigene missliche Lage in den Sinn.

„Sir?", fragte er Severus, der ihm den Rücken zugewandt gerade heißes Wasser in zwei Tassen goss.
„Mmmh.."
„Kann ich- ich meine- darf ich- vielleicht- für ein paar Tage hier bleiben?"
Severus drehte sich um, die zwei Teetassen in den Händen.
„Nur bis Harry aufwacht!", beeilte sich Ben hinzuzufügen.

„Ben."
Severus stellte ihm eine Tasse hin. Nervös schlang Ben die Hände darum.
„Natürlich. Du kannst hierbleiben."
Ben lächelte. Er sah müde aus, aber seine Augen strahlten über den Rand seiner Tasse.

„Was ist mit Harry?"
Severus erstarrte, die Teetasse auf halben Weg zum Mund.
„Was soll mit Pot- mit ihm sein?"
„Wirst du ihm helfen?"
Severus hasste die Hoffnung in Bens Stimme.
„Ich habe ihm schon geholfen." Er setzte sich Ben gegenüber.
Ben schaute ihn schief an.

„Kennt ihr euch?"
„Was?", Severus verschluckte sich fast an seinem Tee.
Ben zog eine Augenbraue in die Höhe.
„Du hast ihn Potter genannt."
„Ich- es-", Severus stotterte. „Wir- Ja, wir sind uns schon einmal begegnet."
Ben runzelte die Stirn.

„Du- er- was?"
Severus musste ein Lächeln unterdrücken.
„Bitte ganze Sätze, Benjamin."
Ben starrte ins Nichts. Severus konnte sehen, wie sich die Rädchen in seinem Kopf drehten und das Lächeln auf Severus' Lippen erstarb. Er mochte das seltsame Funkeln in Bens Augen nicht.

„Er- Harry- er hat mich angefleht, ihn nicht zurück zu bringen."
Severus schwieg.
„Du warst es oder?", Bens Stimme klang ängstlich, als fürchtete er sich vor der Antwort.
„Ich war was?", spie Severus ungeduldig.
„Er- Harry war bei dir?"
Er konnte Ben nicht in die Augen schauen.
„Sag was!"
„Ich- ja, war er", gab Severus zu,
Bens Augen verhärteten sich.

„Hast du ihn verletzt?"
„Was?"
„Hast du ihn geschlagen?"
„Ben! Was-"
„HAST DU IHN GESCHLAGEN?", schrie Ben.
Severus schluckte nervös.
„Ben, bitte. Beruhig dich. Ich habe nicht-"
Aber Ben hörte nicht mehr zu. Er sprang von seinem Stuhl auf, der klappernd auf die Küchenfliesen fiel.

„Mich beruhigen? Er hat mich angefleht, ihn nicht zu dir zurück zu bringen!"
Severus konnte nichts tun, als den Jungen anzustarren. Zum ersten Mal bemerkte er, wie viel Ben eigentlich über den Sommer gewachsen war. Er war fast so groß wie Severus selbst. Weg war der kleine Junge, der ihn aus großen vertrauensvollen Augen angeschaut hatte. Zu vertrauensvoll.
Severus vermisste sie.

„Er- er meinte, du würdest ihn bestrafen. Dass du ihn schlagen würdest!"
„Ben nein, ich-"
„Was hast du mit ihm gemacht?"
„Ben, bitte- hör zu!"
„Nein, hör du zu! Er hat Angst. Er hatte so große Angst, dass er sich übergeben musste, als er dich gesehen hat! Er denkt, du würdest ihn mit einem Gürtel verprügeln", Bens Stimme brach.
Severus erblasste.
„Was?"
„Was hast du ihm angetan?"

„Ben hör zu", Severus stand ebenfalls auf. Er hob eine Hand, um den wütenden Jungen zu besänftigen.
„Ich habe ihm nur Gartenarbeit aufgetragen. Ich habe ihn n-nie ge-geschlagen."
Ben schaute ihn an. Severus hasste es, dass seine Augen nun so verschlossen waren, wo sie ihn zuvor immer offen angeblickt hatten.

„Er ist vor dir weggelaufen", flüsterte Ben. „Sein Fuß war verletzt und er konnte kaum laufen, aber er ist vor dir weggelaufen!"
Etwas in Severus zerbrach. Er hatte nicht einmal bemerkt, dass Potter verschwunden war.
Er schaute zu Ben. Der Junge beobachtete ihn aus zusammengekniffenen Augen. Er sah anders aus. Härter. Seine Augen tiefer als bei ihrer letzten Begegnung. Ein Feuer brannte in ihnen. Verbrannte Severus.

„Ben, du musst das verstehen-"
„Was verstehen?"
„Sein Vater hat mich in der Schule schikaniert", platze es aus Severus heraus. Sogar in seinen eigenen Ohren hörte es sich erbärmlich an.

„Was?", sagte Ben in einer leisen bedrohlichen Stimme. Severus zwang sich ob der Wut in Bens Augen nicht wegzuschauen. Wer hätte gedacht, dass ein Hufflepuff, auch wenn er ein Muggle war, zu so was fähig wäre? Andererseits waren sie treu bis zum bitteren Ende. Er stutze: Kannten die zwei Jungen sich?

„Kennst du Potter?", fragte er Ben, um das Gespräch aus diesen gefährlichen Gewässern heraus zu steuern.
„Was ist mit deiner Hand passiert? Warum hast du einen Gips?" Severus tastete nach sichereren Themen.

Bens Augen waren nur noch schmale Schlitze.
„Hältst du mich für blöd? Beantworte die Frage!"
Severus schluckte schwer. Er überlegte, wie er am besten antworten sollte. Er musste den Jungen irgendwie beruhigen.
„Pot- sein Vater und ich. Wir haben eine Vorgeschichte."
„Vorgeschichte?", fragte Ben ungläubig.
„Wir- wir waren Klassenkameraden. Er- er hat mich gemobbt", beendete Severus den Satz lahm.

„Hab ich gehört", sagte Ben mit harter Stimme.
„Ben, du musst das verstehen. Potter, er ist- er ist einer meiner Schüler."
Ben zog eine Augenbraue hoch, machte aber keine Anstalten, Severus zu unterbrechen.
„Er ist ein arroganter Bengel! Genau wie sein Vater! Er stolziert herum und erwartet, dass die ganze Welt sich nach seinen Launen richtet. Er missachtet die Schulregeln, er ist ein mittelmäßiger Schüler, er-"
Ein Blick zu Ben und Severus verstummte.

Ben schaute ihm geradewegs in die Augen.
„Er ist ein Kind."
„Ben, ich-"
„Harry ist ein Kind, Severus."
Severus musste wegschauen.
„Ich weiß nicht, was zwischen dir und Harry oder zwischen seinem Vater und dir vorgefallen ist", flüsterte Ben und er hörte sich gebrochen an. „Und mir ist egal, was Harry in der Schule gemacht oder nicht gemacht hat. Ich kenne ihn. Er ist mein Freund", sagte Ben schlicht.

„Harry ist vor dir weggelaufen. Er hat Angst vor dir."
Severus zog die Schultern hoch. Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Hatte er es in der letzten Woche dermaßen aus dem Ruder laufen lassen?
Er versuchte sich zu erinnern, versuchte Anzeichen von Potters Angst aus seinen Erinnerungen zu fischen. Die Beweise, die er vorfand, waren so erdrückend, dass er zurück auf seinen Stuhl fiel.

„Harry ist nur ein Kind. Ich wünschte, du könntest ihn so sehen, wie er wirklich ist."

Mit diesen Worten verließ Ben die Küche.


Notiz: Endlich! Ich kann euch gar nicht sagen, wie viel Spaß es gemacht hat, dieses Kapitel zu schreiben :D Ben, der Severus zusammenstaucht, war von Anfang an auf meiner Liste.
Was denkt ihr? Waren die Dialoge okay?
Wie auch immer. Severus wird im nächsten Kapitel echt einiges haben, worüber er mal nachdenken sollte ;)
Ich freue mich schon darauf, es zu schreiben und von euch zu lesen!
Nemo