Kapitel 7:

Mit wildem Gelächter kam die Frau hinter ihnen langsam die Treppe herab gestiegen und zog zwei Säbel. „So leicht kommt ihr mir nicht davon!"

„Wer ist das denn?", rief Vaan verblüfft.

Fran zückte Pfeil und Bogen, legte an. „Das Biest!"

„Jetzt entkommst du nicht mehr, Balthier!", rief die Maskierte und sprang die letzten paar Stufen herab, stürzte sich mit wild schwingenden Waffen auf den Luftpiraten.

„Was will die von uns?", rief Penelo, die hastig ihre Heiligenrute packte und mit Schutzzaubern begann.

„Weniger fragen, mehr kämpfen!", wies Balthier an und musste atemlos ausweichen und Angriffe blockieren.

Was folgte war ein fulminanter Kampf, der umso härter war, da die Gefährten ihn nicht erwartet hatten. Die Gegnerin war listig, hatte eine ganze Reihe an Techniken, die sie immer wieder durchwechselte. Auch wenn sie sich auf Balthier fokussierte, bekamen auch die anderen drei harte Treffer ab. Wütend prügelte die Angreiferin auf sie ein und die vier wehrten sich nach Kräften.

Schließlich, nach einem heftigen Schlagabtausch, sprang die Maskierte vor, zwischen die Gefährten und riss die Arme hoch. „Haah!"

Ein mächtiger Schock ging von ihr aus, raste durch die vier und verging.

„Was zum", setzte Vaan an, dann knickten ihm die Beine weg. „Mist!"

Penelo fiel nach vorne, auf Knie und Hände. „Was ist das?"

Fran sank wie von einer gewaltigen Kraft niedergedrückt zu Boden.

Balthier taumelte, schüttelte den Kopf und stützte sich grimmig auf seine Feuerwaffe. „Nein... nein."

„Doch!" Das Grinsen unter der Maske war gut erkennbar. „Ich habe es noch verfeinert, Ffamran! Es ist aus, diesmal entkommst du nicht." Sie kam mit einem ausgestreckten Säbel auf Balthier zu. „Also..."

Der Luftpirat hob eine Hand. „Schon gut", keuchte er, „du hast gewonnen. Wir ergeben uns."

Sie lachte auf, steckte ihre Säbel weg. Dann verpasste sie Balthier eine schallende Ohrfeige.

Das schien die Wirkung der Frau aufzulösen und die vier Freunde konnten sich wieder vom Boden aufrappeln.

Vaan ließ sich von Penelo vom Boden zerren und starrte ihre Gegnerin perplex an. Sie hatte Balthier Ffamran genannt. Die einzigen, die das taten, waren... „Wer zum Geier bist du eigentlich?"

Heftig fuhr die Frau zu Vaan um, dann riss sie ihre Maske herunter und breitete die Arme aus. „Du willst wissen, wer ich bin? Du? Ignoranter Straßenbengel! Erkennst du mich nicht? Ich bin die Rote Sora! Man nennt mich das Biest! Die Säbeltänzerin! Jägerin der Jäger! Ich! Ich bin Soraya Ker Alomartis-Bunansa!"

Penelo und Vaan starrten sie perplex an. Das einzige, was ihnen dabei etwas sagte, war der Nachname Bunansa. Balthiers alter Familienname. War das etwa...

Soraya fuhr zu Balthier herum, packte ihn am Arm – die zweite Hand, die nach seinem Ohr griff, wehrte er ab. Trotzdem schüttelte sie ihn. „Und der da! Das ist mein jüngster Bruder!"

Penelo schlug die Hände vor dem Mund.

„Und du kannst den dramatischen Auftritt immer noch nicht lassen, Sora", schnarrte Balthier und riss sich aus ihrem Griff. „Bist du jetzt fertig?"

„Ob ich fertig bin?", schoss sie zurück, stupste ihren Bruder gegen die Brust. „Ich habe noch nicht mal angefangen, du Trottel!"

„Ich will es nicht hören!" Er wendete sich ab, zog Fran ganz vom Boden hoch.

„Zu blöd für dich, Ffamran, dass ich noch so einiges zu sagen habe!", fuhr sie ihn an. „Erst rennst du weg wie ein Hasenfuß und lässt Cid in seiner Besessenheit versumpfen!"

„Als ob es meine Aufgabe war ihn da rauszuholen? Ihr habt euch doch keinen Deut geschert, was mit ihm war!", knurrte er zurück.

„Wir haben es versucht!", schrie Soraya, „Natürlich haben wir es versucht! Aber meinst du, ohne dich hätten wir eine Chance gehabt? Nein!" Sora stampfte auf. „Cid war immer auf dich fokussiert, seinen Lieblingssohn!"

Balthier tippte sich gegen die Brust. „Habe ich mir das etwa ausgesucht? Wohl kaum!"

„Ist mir doch egal! Du bist weggerannt. Jahrelang! Und plötzlich kommst du wieder daher geschlendert, der triumphierende Held – Vater auf einmal wieder bei Verstand – und dann schaffst du es nicht mal, ihn davor zu bewahren ein paar läppischen Rozzies in die Hände zu fallen?" Sorayas Hand flog zu einer weiteren Ohrfeige heran, wurde blockiert.

„Halte endlich mal die Luft an, Sora, so war es gar nicht", fauchte er.

Soraya fuhr zurück. „Nein?"

Balthier schüttelte den Kopf. „Natürlich habe ich versucht es zu verhindern, aber...", er schüttelte wieder den Kopf. Die Geschwister starrten einander an. Grimmiges Verstehen breitete sich in den Augen der Schwester aus.

Soraya wendete sich heftig ab, strich sich die roten Haare aus dem Gesicht. Dann schnaubte sie, die Wut ebbte ab und sie stolzierte zu der Sitzecke, zog das Laken von einem nicht umgestürzten Sessel und ließ sich hinein fallen. „Na schön, stell mir deine Freunde vor, Bruderherz."

Balthier sah sie aus schmalen Augen an. „Ich habe keine Zeit für deine Spielchen."

Sie warf eine Hand auf die Brust. „Oh, und hier dachte ich, du wartest auf Informationen, die Gabranth aus der Julius-Ratte herausquetschen lässt!"

Der Luftpirat rollte die Augen. „Das sind Fran, Penelo, Vaan." Je eine Handbewegung begleitete die Namen. „Zufrieden?"

Soraya rollte noch stärker die Augen und winkte ab. „Ich habe schon alles durchgesehen, aber nichts gefunden, was weiterhilft."

„Du verzeihst, wenn ich mir seine Sachen selbst anschaue", schnarrte Balthier und drehte sich weg.

„Sicher, sicher. Du warst immer der Beste, seinen verrückten Gedankensprüngen zu folgen, Brüderchen." Er stoppte, fuhr wieder zu seiner Schwester herum. Soraya winkte ab. „Na, geh schon, sollten Informationen kommen, rufe ich dich."

Balthier trat zu Penelo, Vaan und Fran, die dem Schlagabtausch der Geschwister gelauscht hatten. „Seid ihr in Ordnung?"

„Ja, keine Sorge", meinte Penelo.

Fran neigte den Kopf, behielt Soraya aber misstrauisch im Auge.

Vaan rieb sich den Arm, der das meiste abbekommen hatte. „Was war das eigentlich?"

„Frag nicht. Diese Technik hat sie selbst entwickelt", sagte Balthier mürrisch.

„Ja – nein, ich meine, sie ist deine Schwester, warum greift sie uns an?", hakte Vaan nach.

Balthier rieb sich über die Stirn. „So wie ich Sora kenne? Zeitvertreib."

„Was?"

„Zeitvertreib!", kam Sorayas Stimme in spöttischem Singsang von hinten.

Der Luftpirat rollte die Augen und setzte sich in Bewegung. „Kommt, zum Labor geht es hier entlang."

Die Vier eilten ins Untergeschoss und, nachdem sie ein paar Türen hinter sich hatten, meinte Vaan: „Ihr seid 'ne seltsame Familie, weißt du das?"

Balthier lachte auf. „Da erzählst du mir nichts Neues." Er öffnete eine letzte Tür, dann standen sie in Dr. Cids Labor. Penelo und Vaan gingen langsam, staunend, aber vorsichtig durch den Raum. Die zwei dalmascianischen Jugendlichen hatten noch nie die Zeit gehabt, ein Labor genauer zu betrachten - der Überfall auf Draklor hatte dafür keine Zeit gelassen. Und dieses Labor war in den Augen der Dalmascianer wirklich außergewöhnlich. Unzählige Geräte und Materialien in einem klar geordneten, metallischen Raum, der trotz allem nicht steril wirkte. Der Luftpirat verharrte mit verschränkten Armen bei der Tür, seine Partnerin an seiner Seite.

Nachdem Penelo sich etwas umgesehen hatte, sah sie zu Balthier zurück. „Sag mal, hier ist es doch sicher, oder?"

Balthier nickte.

„Wir können also offen reden?"

Der Luftpirat ließ die Arme fallen, ging zu einem Stuhl bei einer Arbeitsstation und warf sich hinein. „So offen wie du nur möchtest, Penelo."

„Also, die Rozzarianer haben Cid wegen dem Nethizit entführt?", folgerte Penelo.

„Hmm." Balthier zog einen Datenkristall aus der Tasche, warf ihn in die Luft, fing ihn. „Genau darum geht es. Und hier drauf", werfen, fangen, „sind alle Informationen, die Draklor über Nethizit hat."

„Was?" Penelo und Vaan kamen herüber geeilt. „Warum schleppst du das dann mit dir herum?"

„Weil mein Väterchen dafür gesorgt hat, dass das hier nutzlos ist, bevor er zu seinem Selbstmordkommando im Richtfeuer aufgebrochen ist", meinte Balthier bissig und warf den Kristall Penelo zu.

Das Mädchen fing den Kristall verdattert auf.

„Dann müssen wir Cid da raushauen, bevor die Rozzarianer ihm das Wissen abpressen können!", sagte Vaan eilig. „Das heißt, wir müssen nach Rozzaria! Oder – oder Al-Cid kontaktieren!"

Balthier schüttelte den Kopf. Er tauschte einen Blick mit Fran. „Margrace kann in dem Fall nicht helfen. Der Agent, der Cid in der Hand hat, wird erst nach Rozzaria zurückkehren, wenn er das Geheimnis des Nethizit kennt. Ganz oder gar nicht, so scheint der Mann zu ticken."

„Okay." Vaan nickte. „Hoffentlich hält Cid so lange durch."

Mit einer Grimasse erhob sich Balthier. „Schaut euch um, durchstöbert alles. Ist zwar unwahrscheinlich, aber vielleicht finden wir etwas Nützliches."

„Ähm", Penelo hielt ihm den Kristall hin. „Willst du den hier nicht wieder haben?"

Er winkte ab. „Behalte ihn, wenn du willst."

Die Vier durchsuchten das Labor ernsthaft, aber, wie Balthier erwartet hatte, fanden sie nichts, das sie auf Cids Spur geführt hätte. Auch die Aufzeichnungen über seine Forschungen waren so löchrig, dass klar war, dass Cid auch hier alles über Nethizit entfernt hatte.

Unverrichteter Dinge fanden sich Balthier und seine Gefährten im Eingangsfoyer wieder, wo Soraya sich wie es schien, nicht einen Fingerbreit bewegt hatte.

„Na, hatte ich Recht? Ich hatte Recht." Soraya deutete selbstgefällig zu Balthier. „Hab ich's nicht gesagt, Bruderherz?"

„Wie lautet dein Motto gleich? Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser?" Balthier zupfte an seinen Ärmeln.

„Nein!", sie setzte sich auf. „Wenn du mich zitierst, dann richtig. Vertrauen, aber verifizieren!"

„Und getretener Quark wird breit, nicht stark", schoss Balthier zurück.

„Du –", setzte sie an.

„Wir können noch länger Geplänkel austauschen, oder wir können Klartext reden", fuhr der Luftpirat dazwischen. „Gibt es schon neues?"

Soraya schüttelte den Kopf. „Ein Bote ist auf dem Weg."

„Das heißt, wir warten?", meinte Penelo, während sie und Vaan ein umgestürztes Sofa aufrichteten und das Laken entfernten, sich setzten.

Balthier selbst hievte einen weiteren Sessel hoch, riss das Tuch herunter und ließ sich ärgerlich hinein fallen. Fran nahm auf der Armlehne Platz.

Soraya grinste die zwei Dalmascianer an. „Wie seid ihr zwei eigentlich an meinen trotteligen Bruder geraten?"

Penelo lachte. „Auf einer Schatzjagd, wie sonst?"

„Ohh, erzähl doch mal..."

Balthier ließ den Kopf gegen den Sessel fallen und lauschte mit geschlossenen Augen, wie die zwei Waisenkinder ihre Version ihres Abenteuers zum Besten gaben. Ob er sie wissen lassen sollte, wie viel seine Schwester aus ihren Worten herauslas? Doch, andererseits – da waren so einige Dinge, die die zwei wohlweislich für sich behielten. Die Identität von 'Gabranth'. Die verschiedenen Verstecke der Widerständler, die Schleichwege durch den Golmore-Dschungel und – natürlich – was genau im Richtfeuer vorgefallen war.

„Also, wie genau hat mein lieber Bruder es geschafft, Cid aus Venats Klauen herauszuzerren?", hakte Soraya gespannt nach. „Das muss doch echt spektakulär gewesen sein."

Vaan lachte. „Oh ja, das war es auch. Aber das war Balthiers Auftritt. Wir waren da nur Zuschauer."

Soraya setzte sich auf, drehte sich mit raubtierhaftem Grinsen um. „Ffamran..."

Eine Glocke ertönte und Balthier stemmte sich aus dem Sessel hoch. „Sieht so aus, als ob du das Verhör verschieben musst, Sora, wie bedauerlich." Genau rechtzeitig, der Bote mit den Informationen war da. Er eilte zur Tür und öffnete einem Richter in Begleitung zweier imperialer Soldaten. Ohne Umschweife überreichte dieser ein Datengerät.

Er wartete kaum, dass der Richter sich zurückzog, dann schaltete Balthier das Gerät an. Er warf Soraya einen irritierten Blick zu, als sie sich an seinen Arm hängte, um mitzulesen.

„Und?", fragte Vaan ungeduldig. „Hat Julius gesagt, wo sie Cid gefangen halten?"

Soraya hob einen Finger, die Augen auf die Daten gerichtet. „Moment..."

„Die Gräfin Rajel Argentator?", sagte Balthier langsam. „Schon wieder?"

„Oh, das würde passen. Sie stand schon länger im Verdacht mit den Rozzies zu kollaborieren", meinte Soraya geistesabwesend. „Handfeste Beweise gab es aber noch keine."

„Du bist echt gut informiert", meinte Penelo. „Was machst du nochmal?"

„Ich bin freischaffende Fachfrau für Beschaffung von Informationen und Verfolgung gesuchter Personen", sagte sie.

„Sie ist käufliche Kopfgeldjägerin und Attentäterin", antwortete Balthier.

„Hey! Du lässt dich doch auch Luftpirat schimpfen und nicht Rumtreiber und Grabräuber!"

Die zwei Geschwister funkelten einander an.

„Also, diese Gräfin hält Cid gefangen?", hakte Vaan nach.

Balthier und Soraya sahen ihn an.

„Hier steht, dass die Gräfin mit Rozzaria kollaboriert", meinte Balthier, „Sie versteckt und unterstützt auch deren Agenten. Also ist es sehr wahrscheinlich, dass wir Cid dort finden."

„Ach ja, Balthier", sagte Soraya, ein gemeines Grinsen zuckte um ihre Mundwinkel, „wusstest du, dass die Gräfin ihre Faszination für illarische Statuetten noch immer nicht verloren hat?"

Ein kalter Blick schlich sich in Balthiers Augen. „Ist das so?"

Nachts, ein sternenklarer Himmel, der Mond stand hell und fast rund hoch über dem Horizont, schickte seine Strahlen auf ein riesiges Landhaus herab. Das Anwesen war offensichtlich gesichert – hohe Zäune mit Stacheldraht, Patrouillen mit Wachhunden, Sicherheitsschlösser, Gitter vor jedem Fenster. Ein zufälliger Besucher, der einen Blick durch die Fenster warf, verstand schnell, warum diese Sicherheitsmaßnahmen nötig waren. Die Villa war über und über mit allen Arten von prächtigen und kostbaren Kunstwerken und Schätzen ausgestattet. Große, auf Sockeln mit Drucksensoren und kleine in speziell gesicherten Vitrinen, Bilder an den Wänden und von der Decke herabhängende Objekte. Ein Besucher, oder zwei, so wie die beiden jungen Männer hier, die gerade durch den zweiten Stock schlichen, mussten schon sehr geschickt vorgehen, um alle Sicherheitsmaßnahmen zu erkennen und zu umgehen.

„Also, diese Gräfin, die muss ja verdammt lang an ihrer Sammlung gearbeitet haben", meinte der Blonde, während er in eine Vitrine mit galteanischen Goldbroschen lugte, „um derart viel zusammenzuraffen."

„Hmm", brummte der Brünette, der gerade mit einem Spiegel um eine Ecke sah. „Die Familie Argentator sammelt schon seit Generationen Kunstwerke und Schätze. Aber ja, die Gräfin ist besonders gierig und eifersüchtig."

„Aha." Der Blondschopf folgte seinem Partner um die Ecke herum. „Wenn wir uns also was krallen, wird die richtig an die Decke gehen."

„Genau." Der ältere der zwei jungen Männer grinste. „Deswegen macht es ja so viel Spaß hier einzusteigen."

„Kapiert." Der jüngere sah sich interessiert um. „Auf welches der guten Stücke haben wir es denn abgesehen?" Sein Blick ging von einem mit Juwelen verkrusteten Ei zu einem golddurchwirkten Seidenmantel, zu einem im Mondschein strahlenden, fingerlangen Obelisken.

„Komm weiter, da hinten sollte es sein." Der andere winkte.

Ein paar lautlose Schritte noch und der Gang öffnete sich vor den zwei Gestalten zu einem etliche Meter durchmessenden Saal. An den Wänden hingen großformatige Bilder von Schneelandschaften. Doch davon abgesehen war der Saal leer, bis auf einen etwa einen Meter hohen Sockel, auf dem unter einer gläsernen Kuppel ein silbern schimmerndes Objekt stand.

Erst als die zwei Männer näher kamen, konnten sie sehen, um was es sich handelte. Ein exquisit gearbeiteter Haso in Silber und schwarzem Metall. Augen und Schwanzzeichnung waren aus schimmernden Kristallit. Die Statuette war so realistisch, man könnte sie für einen echten Haso halten, wenn nicht die Größe gewesen wäre. Das Kunstwerk war von Kopf bis Schwanzspitze gerade Handtellergroß.

Der Mondhaso", las der Blondschopf leise auf der Plakette ab. „Das ist es also."

„Genau", antwortete sein Partner, der sich am Sockel zu schaffen machte. „Und jetzt pass auf, dass uns keiner ertappt." Er ließ sich auf die Knie nieder und der erfahrene Maschinist machte sich an der komplexen Mechanik zu schaffen.

Der jüngere der zwei Fassadenkletterer studierte unruhig die Umgebung und die drei Gänge, die von dem Saal abgingen. „Kriegst du das hin?", fragte er, als er zum Fenster an der vierten Wand wanderte und hinaussah.

„Für wen hältst du mich? Na klar", grummelte der Maschinist, einen Arm tief im Sockel, werkelte, bis ein leises Klicken ertönte und er grinste triumphierend. Er erhob sich, sein Partner kam zu ihm herüber. Vorsichtig hoben sie die Glashaube herunter und starrten staunend den Haso an.

„Na, was sag' ich?" Der Maschinist nahm das Kunstwerk. „Ein Kinderspiel. Und damit ist die nächste der illarischen Statuetten –"

Was dies war, erfuhr jedoch keiner, da plötzlich das Licht anging und mit lautem Getöse aus jedem Gang fünf Wachleute herein trampelten und sich in kurzem Abstand positionierten.

„Hab' ich euch, ihr gemeinen Diebe!", rief eine korpulente Frau, die herein gewatschelt kam. Die triumphierende Grimasse auf ihrem einem Mops ähnelnden Gesicht machte sie auch nicht attraktiver als ihr aus Brokat geschneiderter Schlafmantel. „Endlich! Jetzt sitzt du in der Falle, Balthier. Drei Mal hast du dich aus dem Staub gemacht, aber jetzt entkommst du nicht mehr!"

Sie stapfte auf Balthier zu, der Stück für Stück zurück wich. „Oh, verehrteste Gräfin. Ich wollte dich bei deinem Schönheitsschlaf nicht stören, wo du ihn doch so dringend brauchst."

„Duuu! Ordinärer Gauner! Her mit dem Haso!", knirschte die Gräfin.

Vaan war unterdessen auch zurück gewichen, hatte etwas Distanz zu Balthier und der aufgebrachten Gräfin geschaffen.

„Tss. Das ist so die Sache mit 'nem Haso. Den muss man erst mal fangen", schnarrte Balthier und warf das gute Stück zu Vaan hinüber, der es konzentriert auffing.

„Neiiin!", kreischte die fette Gräfin, „mein Haso! Schnappt die zwei!", bellte sie die Wachen an. „Aber passt auf, dass dem Haso nichts passiert!"

Die Wachen stürmten auf Vaan zu, der flink zur Seite sprang und den Haso zu Balthier zurück warf. Balthier hetzte zur anderen Seite, die Wachen im Schlepptau, rannte um die Säule, um drei Wachen zum Stolpern zu bringen. Nach einer engen Kurve warf er den Haso zu seinem Partner.

„Macht schon! Na los", feuerte die Gräfin ihre Leute an und watschelte selbst eilig hinter den beiden Dieben her.

Die allerdings machten keine Anstalten sich zu ergeben – oder, aus irgendeinem unerfindlichen Grund aus dem Saal zu fliehen. Vaan machte eine Finte nach rechts, nach links, nach rechts, ehe er den Haso wieder zu Balthier zurück hüpfen ließ. „Und hopp!"

Balthier fing ihn lachend auf und warf sich zur Seite, aus der Reichweite der nächsten Wachen. Doch so flink die zwei Männer waren, es waren doch zu viele Wachleute für diesen recht kleinen Saal um ihnen für immer auszuweichen. Und so standen die zwei alsbald Rücken an Rücken, von Wachen umzingelt.

Heftig atmend schubste die Gräfin zwei Wachen beiseite. „Mir reicht es! Her mit dem Haso! Und dann geht es mit euch zwei schnurstracks zu den Richtern! Aufs Schafott!"

„Glaube ich nicht." Balthier grinste, hielt das kleine Kunstwerk an die Brust gedrückt, streichelte demonstrativ den Kopf der Statuette. „Der Haso will bei mir bleiben, Verehrteste."

„Spotte nur so viel du willst", knirschte sie, „für deine Untaten wirst du büßen. Drei Statuetten hast du mir schon geraubt. Die hier aber nicht. Und jetzt, her mit meinem Haso!"

„Fang ihn doch." Der Luftpirat holte aus und schleuderte das Kunstwerk mit einem kräftigen Wurf davon, geradewegs aus dem Fenster hinaus, das Vaan genau dafür aufgemacht hatte.

„Neiiin!" Die Gräfin Argentator schlug die Hände über den Kopf zusammen und stürzte zum Fenster, stieß noch mehr Wachen zur Seite.

In diesem Chaos nahmen Balthier und Vaan die Beine in die Hand, stoben davon, jeder in einen anderen Gang. Draußen vor dem Fenster heulte der Motor eines Hoverbikes auf und das triumphierende Gelächter einer jungen Frau mischte sich mit dem Wutgeheul der Gräfin.

Vaan lachte atemlos, als er um zwei Ecken bog und stoppte nachdem er die Wächter fürs Erste abgeschüttelt hatte. Er lugte um eine Vitrine, niemand da und drückte sich in eine Ecke um wieder zu Atem zu kommen. Das machte wirklich Spaß! Und die Gräfin…

Warum genau machen wir das eigentlich?", wunderte sich Vaan, als sie im Cockpit der Strahl ankamen. Auf die Blicke der anderen sagte er: „Ich meine, wir könnten doch einfach ins Kellergeschoss hinein schleichen, ohne die Gräfin zu stören. Wäre das nicht einfacher?"

Balthier und Soraya wechselten einen Blick.

Unsere Mutter hätte es so gewollt", erwiderte Soraya.

Hm?" Vaan stand in der Tür und sah sie fragend an.

Mutter war eine Künstlerin", übernahm Balthier, „und die Gräfin war ihr zuwider. Hat nie ein Kunstwerk direkt an die Argentators verkauft oder auch nur einen Auftrag in Betracht gezogen."

Obwohl sie Mutter einen riesigen Haufen Gil geboten hatte", betonte Soraya mit ausladender Geste. „Mehr als nur einmal."

Die Gräfin allerdings ist ein gieriges Miststück und dachte, wenn sie unsere Eltern auseinander bringt, müsste Mutter jeden Auftrag annehmen, den sie bekommen kann, da Cid sie finanziell nicht mehr unterstützen würde."

Vaan und Penelo blickten aufmerksam von einem zum anderen. „Und?", fragte Penelo leise, „wie ging es weiter?"

Nun, die Gräfin hatte die Rechnung ohne Cid und Illaria gemacht", fuhr Soraya grinsend fort. „Auch wenn die Argentator versuchte Cid weiszumachen, dass seine Frau ihn betrogen hätte, hat er ihr das kein Stück abgekauft. Als ihnen klar war, wer und warum das Ganze da lief – oh, Mann, der Wutausbruch war echt sehenswert."

Ich war da gerade im Unterricht und habe es nicht selbst miterlebt", meinte Balthier unzufrieden, „aber, kurz gesagt, wir mussten das gesamte Küchengeschirr ersetzen."

Penelo drückte amüsiert die Hände vor den Mund.

Soraya lachte, wurde dann wieder ernster. „Aber Mutter beschloss, dass sie es nicht auf sich sitzen lassen konnte, als Ehebrecherin dargestellt zu werden und entschied es ihr gründlich heimzuzahlen."

Statt aber einfach eine Erklärung abzugeben entschieden sich die zwei dafür, die Gräfin in ihre eigene Falle zu locken. Also spielten sie der ganzen archadianischen Gesellschaft vor, dass Cid tatsächlich den Köder geschluckt und Mutter verstoßen hätte. Und rein und richtig, die Gräfin kam dahergewatschelt um Mutter großzügigerweise einen Auftrag zu erteilen. Ein Kunstwerk, das jedes ihrer anderen Kunstwerke überstrahlen sollte", Balthier machte eine ausladende Bewegung. „Und genau das hat Mutter gemacht."

Soraya lachte gemein. „Mutter hat immer gewisse Überraschungen in ihre Kunstwerke eingebaut und das hier –", sie kicherte.

Ihr müsst wissen, Gräfin Argentator hat jede illarische Statuette gesammelt, die sie in die Finger bekommen konnte", erklärte Balthier, „allerdings auf oft unschönen Umwegen. Aber nachdem die Gräfin so tief gesunken war, dass sie versucht hatte, unsere Eltern auseinander zu bringen, wollte Mutter nicht dulden, dass sie auch nur eines ihrer Kunstwerke hatte. Und so entstand der Rote Schwan."

Exquisit", schwärmte Soraya, „lebensgroß aus funkelnden, roten Maginit, schimmernde schwarze Augen, ausgebreitete Schwingen, zum Abheben bereit. Ein hinreißender Anblick."

Balthier nickte. „Bei dem Projekt hat Cid ihr Ausnahmsweise helfen dürfen. Um das Ziel zu erreichen, aber dafür zu sorgen, dass keiner sonst zu Schaden kommt, oder gar der ganze Palast abbrennt."

Ohh ja, dabei haben die Zwei uns – Ffamran und mich – als Laufburschen und Briefboten zweckentfremdet, unter der Tarnung einer zerbrechenden Ehe. Hochdramatische Szenen, in denen ihre vier Kinder auch als Trumpfkarten herhalten mussten." Soraya warf theatralisch einen Arm über die Augen.

Vaan fuhr beunruhigt auf. „Aber...?"

Wir vier wussten von Anfang an, dass es nur vorgespielt war", beschwichtigte Balthier. „Aber es war ein interessantes Live-Training in dramaturgischen Inszenierungen."

Bruder und Schwester grinsten einander an.

Der Rote Schwan war also das einzige Kunstwerk, das Illaria und Cid gemeinsam erschaffen haben, auch wenn das nur wir wussten", fuhr Soraya fort.

Darin integriert eine Überraschung, die bei der öffentlichen Präsentation enthüllt werden sollte", führte Balthier trocken weiter. „Und natürlich hat die Gräfin den Schwan triumphierend in ihre Sammlung aufgenommen. Das zentrale Objekt und darum herum die anderen illarischen Statuetten der Gräfin. Die Zeichnungen und Bilder der Künstler, die bei der Feier geladen waren, sind immer noch heißbegehrt."

Wenn die Gräfin alle ihre Kunstwerke eurer Mutter an einem Ort versammelt hatte…", fuhr Penelo langsam fort, „heißt das, dass sie…"

Ja." Soraya nickte. „Bei der triumphalen Feier der Gräfin hat Mutter den verborgenen Flare-Splitter aktiviert und damit die Sammlung komplett in Asche verwandelt! Genau während der Enthüllung! Die Gräfin war am Boden zerstört und Mutter verkündete lautstark, dass genau das denen passiert, die versuchen sie und Cid auseinander zu bringen."

Als alle entgeistert die Künstlerin und das Inferno anstarrten, das gerade diese exquisite Sammlung vernichtete, hatte Cid seinen Auftritt und gemeinsam stolzierten Dr. und Lady Bunansa triumphierend in den Sonnenuntergang", führte Balthier spöttisch zu Ende.

Ohhh", seufzte Penelo gebannt.

Die Gräfin hat sich nie wieder in Mutters Nähe blicken lassen", meinte Soraya, „und erst dann wieder versucht illarische Statuetten zu bekommen, nachdem sie gestorben war – zunächst nicht sehr erfolgreich."

Einige Zeit nachdem ich den Dienst als Richter quittiert hatte", fuhr Balthier fort, „erfuhr ich, dass die Argentator sich eine der Statuetten besorgt hatte –"

Und hast beschlossen, sie ihr wegzunehmen!", fuhr Vaan eifrig fort.

Ganz genau."

Soraya kicherte. „So sehr Cid sich über deinen Weggang aufgeregt hat, Ffamran, das hat ihn unglaublich amüsiert. So sehr, dass er zugelassen hat, dass die Gräfin noch zwei Statuetten in die fetten Finger bekam, nur um zu sehen, wie sie vor Wut schäumte, als dieser tollkühne Luftpirat Balthier ihr die wieder wegnahm."

Balthier sah seine Schwester überrascht an. „Wirklich?"

Jupp. Da waren wir uns immer alle einig", meinte Soraya. „Mutters Kunst gehört nicht in die Finger dieser fetten Kuh."

… die Gräfin hatte es wirklich verdient, entschied Vaan. „Erster Schritt: Aufmerksamkeit erregen. Erfolg", wisperte er bei sich, lugte um eine Vitrine. „Zweiter Schritt: Chaos sähen. Also los." Er griff vorsichtig nach einer der kostbaren Phiolen an seinem Gürtel, wartete ab. Und da kamen sie: sechs Wachleute.

Vaan sprang hinter der Vitrine hervor, winkte. „Hey, hier bin ich!"

Als die Wachen ihn erspähten und herbei rannten warf er die Phiole und hetzte in die andere Richtung davon, lachte lauthals. Hinter ihm brach angeekeltes Geschrei aus, als das Glas zerbarst und der Morbol-Gestank sich verbreitete.

Damit machte Vaan weiter, hetzte durch die Gänge und setzte die Wachleute mit seinem Morbol-Sekret außer Gefecht.

Balthier dagegen arbeitete im Verborgenen mit Stolperdrähten und Eissplittern, verwandelte den Boden in Eisbahnen und Stolperfallen, die die Wachleute regelmäßig von den Beinen holten.

Auch draußen taten Fran und Penelo auf dem Hoverbike ihren Teil und streuten Fleischbrocken, die mit Blind, Konfus oder Schlaf getränkt waren und die Wachhunde komplett durchdrehen ließen.

Schon bald versank die gesamte Villa in heulendem Chaos und die Gefährten trafen sich an einem unauffälligen Seiteneingang wieder.

Vaan grinste seine Freunde an. „Das hat richtig gut geklappt!"

„Wir sind noch lange nicht fertig", meinte Balthier und rückte seine Ausrüstung zurecht. „Jetzt zum nächsten Schritt."

„Die richtigen Söldner herauslocken", führte Fran zu Ende und holte ihren Sagittaria-Bogen hervor.

Die vier wurden ernst, nickten einander zu und drangen zum Untergeschoss vor. Vaan ging mit gezogener Masamune voran, Fran sicherte nach hinten, während Penelo die Schutzzauber sprach und Balthier sich um Fallen und Sicherheitssysteme kümmerte. So gelangten sie in den Keller hinab, der karg und nüchtern ausgestattet war.

Hier kamen die vier allerdings nicht unbemerkt voran. Stattdessen wurden sie immer wieder von Söldnern konfrontiert, die ein ganz anderes Kaliber darstellten, als die Wachleute im Privatmuseum der Gräfin. So gut die Söldner aber auch waren, gegen die kampferprobten Gefährten half ihnen das wenig, konnten sie bestenfalls etwas aufhalten.

„Wohin jetzt?", rief Penelo, nachdem sie zwei Seek mit einem Blitzga ausgeschaltet hatte.

„Da lang." Balthier zeigte einen Gang hinab. „Dort sollte die Zentrale sein."

„Dann weiter", drängte Vaan und rannte zur Tür, hinter der der zentrale Unterschlupf der rozzarianischen Agenten war. Die zwei Luftpiraten und Penelo folgten. Balthier riss die Tür auf und musste sich zur Seite werfen, als ihm ein Feuerzauber entgegen geschleudert wurde. Geschosse und Pfeile folgten und die Gefährten drückten sich Deckung suchend an die Wände.

„Sie haben einen Hinterausgang", berichtete Fran drängend. „Sie entkommen."

„Nein, verdammt!", rief Vaan und schleuderte seine letzte Phiole Morbol-Sekret in den Raum. Mit einem Klirren zersplitterte sie und der beißende Gestank breitete sich aus. Pfeile und Zauber hörten auf, stattdessen ertönte Husten und Würgen heraus.

Vaan drang vor, die anderen hinter ihm.

Dann erklang eine Stimme mit rozzarianischen Akzent. „Das können wir auch."

Etwas kam aus dem Morbol-Dunst geflogen und explodierte mit ohrenbetäubendem Knall und blendendem Blitz vor den Gefährten.

„Ahhh", schrie Penelo auf und sackte zusammen. Ihren drei Gefährten ging es kaum besser.

Grobe Hände entwaffneten die Vier, zerrten sie in den Raum hinein.

Balthier fand sich an einer Wand sitzend wieder, seine Freunde rechts und links, während er den Nebel aus den Augen blinzelte. Ihre Waffen waren auf einen Tisch geworfen worden, wo ein kräftig gebauter Mann mit braunen, kinnlangen Haaren gerade Vaans Katana, die Masamune, inspizierte.

„Hey! Finger weg von meiner Masamune!", rief Vaan empört, wurde aber von drei Leuten mit Armbrüsten abgehalten sich auf den Dieb zu stürzen.

„Die Masamune also?", sagte der andere Mann. „Eine so meisterliche Klinge gehört in eine meisterliche Hand. Nicht einem dahergelaufenen Dieb."

Vaan starrte die Armbrustträger mit hilfloser Wut an.

„Und ein dahergelaufener Spion ist besser?", schnarrte Balthier, stemmte sich hoch und half Fran aufzustehen. Der Viera machte es sichtlich Mühe, die Effekte der Blendgranate abzuschütteln.

Der Agent wendete sich zu ihnen um. „Ihr seid eine interessante Gruppe. Scheinbar einfache Räuber, doch die Art wie ihr die Gräfin zur Weißglut getrieben habt – eindrucksvoll."

Balthier zog die Brauen hoch. „Übung macht den Meister."

Der andere nickte und steckte die Masamune in seinen Gürtel. „Ich verstehe, du bist der Luftpirat Balthier."

„Mein Ruf eilt mir voraus." Balthier grinste lässig, zupfte seine Weste zurecht. Sein Blick ging durch den Raum. Ein paar andere Leute – deutlich nicht die Söldner oder Wachleute von draußen – packten eilig verschiedenste Vorräte und Unterlagen, schafften sie aus dem Raum hinaus. „Was soll ich sagen, die Gräfin kann es einfach nicht lassen, ihre Schätze zu horten."

„Und da kommst du, sie zu entlasten? Wie altruistisch." Der andere verbeugte sich spöttisch. „Ishan von Talmarien, nicht zu euren Diensten."

Balthier nickte knapp, bemerkte, dass Frans Augen sich wieder fokussierten. „Talmarien? Das lag doch in Landis?"

Ishans kalter Blick streifte Balthier. „Genau wie meine erschlagene Vergangenheit." Er wendete sich an seine Leute: „Macht schneller, wir müssen weg."

Vaan fuhr auf, als Ishan zur Hintertür gehen wollte. „Wo haltet ihr Cid gefangen?"

Der rozzarianische Spion stoppte. „Cid? Cidolfus Demen Bunansa? Dr. Cid? Darum geht es also? Bedaure, er ist nicht hier." Er lächelte dünn. „Vielen Dank für die Information. Gut zu wissen, dass einer meiner Kollegen mehr Erfolg hatte. Ich schätze, ihr seid nicht so frei, mir noch zu sagen, wer das war?" Sein Blick streifte Vaan, der Ishan vor Wut schäumend, aber schweigend anstarrte.

„Nein? Nun, dann verabschiede ich mich." Ishan eilte zur hinteren Tür hinaus und rief über die Schulter: „tötet sie!"

Auf dieses Stichwort sprang Fran vor und fegte zwei der drei Armbrustträger mit einem Wirbelkick von den Beinen. Nach einem kurzen Handgemenge hatten sie die Handlanger Ishans überwältigt und Vaan stürzte wütend zur Hintertür hinaus.

„Vaan!", rief Penelo, „Warte!"

„Hinterher!", drängte Balthier und warf ihr ihre Rute zu und Fran den Bogen. Sie rannten hinter Vaan und dem fliehenden Spion her, bis sich der Gang zu einem weiten Raum öffnete. Talmarien rannte eine Treppe hinab und Vaan, der hinter ihm her hetzte, warf sich vor, riss denn Spion mit einem Hechtsprung von den Stufen.

Talmarien ließ sich von Vaans Angriff nicht überwältigen und wand sich aus dem Griff des Dalmascianers heraus. Unterdessen waren Balthier, Fran und Penelo angekommen und kreisten Ishan ein.

„Gib auf", riet Balthier, „allein hast du keine Chance."

„Ach wirklich?" Der Spion grinste. „Ich bin aber nicht allein. Da sind ein paar alte Bekannte, die euch sehnsüchtig erwartet haben."

Schwere Schritte aus einem anderen Gang kamen näher und drei Bangaa traten herein. „Endlich, Balthier. Du lässt dir immer so viel Zeit, wenn man auf dich wartet", knurrte der Bangaa in der Mitte.

Balthier schüttelte langsam den Kopf. „Déjà-vu. Bwagi, Gijunk, Rinok", sprach er die Namen der drei Bangaa aus. „Nur, fehlt da nicht einer?"

„Wegen dir ist Ba'Gamnan tot", kreischte Bwagi, schwenkte seine Waffe, „deswegen stirbst du jetzt, Balthier!"

„Oh, Mann", hauchte Penelo, als die drei Bangaa auf sie zustürmten.

„Euch kann ich jetzt echt nicht gebrauchen!", rief Vaan und wendete sich den drei Kopfgeldjägern zu.

„Nun, jetzt bin ich im Vorteil", sagte Ishan mit gefährlichen Lächeln. „Besonders da einer von euch unbewaffnet ist."

Vaan knurrte wütend und hob die Fäuste, warf sich in den Kampf. Fran, Balthier und Penelo taten es ihm gleich. Doch Talmarien hatte es ganz richtig erkannt: Der Verlust der Masamune schränkte die Gruppe sehr ein, da das ihren Nahkämpfer außer Gefecht setzte. Heftig drangen der rozzarianische Agent und die Bangaa auf sie ein, während die vier sich auf Zaubersprüche und Fernangriffe stützten und Vaan seine Freunde mit bloßen Händen verteidigte. Aber doch wurden die Gefährten Schritt für Schritt zurückgedrängt, in die Defensive gedrängt.

„Verdammt!", fluchte Vaan.

Talmarien lachte. „Jetzt gebt ihr auf, na los!"

„Auf keinen Fall!", schrie eine weibliche Stimme aus dem Hintergrund. Rennende Schritte ertönten und plötzlich warf sich Soraya mit den Freunden in den Kampf. Wie bei ihrer ersten Begegnung trug sie ihre Maske und ihre Säbel. „Ihr glaubt doch nicht, dass die alleine unterwegs sind!"

Ein Schlag mit beiden Säbeln drängte die zwei Gruppen auseinander und Soraya trat neben Vaan. „Haben wir euch also!"

Balthiers Schwester warf Vaan einen ihrer Säbel zu. „Hier. Und jetzt machen wir sie platt!"

„Ja!" Vaan packte die Waffe und jetzt wendete sich das Blatt. Die Gefährten und Soraya drängten die Bangaa und Talmarien zurück.

Der Spion sprang zurück. „Nervensägen! Dann also auf ein andermal." Er wendete sich ab und sprintete zu einem Gang hinaus.

„Heey!", rief Bwagi, schwenkte die Waffe. „Wir sind hier noch nicht fertig!"

„Verdammte Spione", motzte Gijunk und riss einen Blind-Splitter aus dem Gürtel, schleuderte ihn zu Boden. „Weg hier, na los!"

„Scheiße!", rief Vaan und grub nach Augentropfen in seiner Gürteltasche. Die Heilung dauerte nur Momente, dann setzten die Fünf dem fliehenden Spion nach. Nach einem kurzen Gang fanden sie sich im Freien wieder.

Überrascht stoppte Vaan, eine Hand gegen das plötzliche Flutlicht gehoben und staunte über die anrückenden imperialen Soldaten und Gleiter, die eifrig damit befasst waren Wachleute, Gräfin, Söldner und Spione gefangen zu setzen.

„Keine Sorge, die kommen nicht weit", kam Sorayas Stimme von hinten. „Die Soldaten haben das ganze Landgut abgeriegelt." Sie stützte die Hände in die Hüften. „Ihr habt richtig Talent für Chaos."

Balthier trat vor, sein Blick ging konzentriert über das unübersichtliche Treiben. „Hoffen wir es."

Vaan sah sich hektisch um. „Wo ist er dann? Wo ist Ishan?"

„Ishan?"

„Der hat mir meine Masamune geklaut!"

Balthier nickte grimmig. „Ishan von Talmarien, nicht Kormag Golberra."

„Bitte sag mir, dass das nur ein anderer Deckname ist", sagte Soraya beunruhigt und nahm ihre Maske ab.

Der Luftpirat schüttelte nur den Kopf.

Fran steckte den Bogen weg. „Ich sehe sie nicht. Nicht die Bangaa und nicht den Spion."

„Und Cid ist auch nicht hier", meinte Penelo kleinlaut.

Der Blick der Gefährten schweifte über die Gefangenen, die gerade von den Soldaten abgeführt wurden. Die drei Bangaa-Kopfgeldjäger und Ishan von Talmarien, der Dieb der Masamune und Agent des rozzarianischen Imperiums waren verschwunden.


A/N: D: So viel Lärm um nichts! Oder...

Bis zum nächsten Mal!