13. Kapitel

Gemüter können sich erhitzen.

Der nächste Morgen zeigte bereits sein Gesicht. Die Sonne hatte sich längst über dem Horizont erhoben. Ich lag entspannt in Edwards Armen, genoss das Gefühl, von ihm gehalten zu werden. Ich kuschelte mich enger an seine Brust. Wahrscheinlich war es vorher lediglich eine Art Angst vor dem Unbekannten – einer Ablehnung – gewesen oder meine eigenen Zweifel, dass Edward vielleicht nicht so empfand wie ich. Aber in diesem kleinen Moment fühlte ich mich ehrlich wohl, und wenn so eine Beziehung aussah, dann könnte ich mich daran gewöhnen. Zuvor hatte kein Kerl eine derartige Wirkung auf mich gehabt. Es lag demnach an Edward selbst, obwohl ich nicht ausschließen konnte, dass ich möglicherweise auch bei ihm irgendwann das Interesse verlieren könnte. Also, was macht eine Beziehung aus, hielt sie am Leben? Die Einfachheit? Oder muss sie kompliziert sein? Oder zeichnet sich eine echte Beziehung dadurch aus, dass selbst in ruhigeren Zeiten das Bedürfnis nach der Nähe des Anderen anhält? Wer weiß. Ich denke, ich werde es vielleicht noch erfahren.

Ich registrierte an Edwards ruhigen und gleichmäßigen Atemzügen, dass er schlief, und ein Seitenblick auf seinen Nachttisch verriet mir, wie spät es war. Himmel, es ist neun Uhr morgens. Wann war ich das letzte Mal um diese Zeit aufgewacht? Freiwillig? Ich kann mich nicht erinnern. Obwohl ich mich ausgeruht fühlte, bereit zum Aufstehen, handelt es sich für mich hier um eine eher unchristliche Zeit. Scheinbar hat Edward einen guten Einfluss auf mich, na ja, und ich einen schlechten auf ihn, sonst würde er längst über irgendwelchen Diagrammen, Tabellen und Verträgen sitzen. Irgendwie fehlt mir bei diesem Gedanken die Arbeit im Club, zumindest die Tatsache, manchmal etwas zu tun zu haben, aber das Kellnern an einer Bar brachte auch zwangsläufig einen komplett anderen Schlafrhythmus mit sich: in den frühen Morgenstunden ins Bett und ein Aufstehen keinesfalls vor Mittag. Obwohl von einem Fehlen – Vermissen – kann man wohl doch nicht sprechen, denn momentan liege ich genau am richtigen Ort. Zufrieden kuschelte ich zärtlich meine Wange an seine muskulöse Brust. Er strahlte Wärme und Behaglichkeit aus. Nur einen Augenblick später spürte ich, wie Edward sich schwach bewegte und meine Stirn mit einem sanften Kuss und mich mit einem guten Morgen begrüßte. Ich schaute auf. Seine Haare waren ein einziges Chaos. Er sah unglaublich sexy damit aus. Ich würde den Anblick als frisch gefickt bezeichnen – na ja, fast. Die Frage ist, ob gestern Nacht noch zählt? "Guten Morgen." lächelte ich und beugte mich ihm entgegen. Minimal streiften meine Lippen seinen Mund und für einen Moment griff Edward in meine Haare und vertiefte den Kuss. Dann lösten wir uns wieder voneinander und er streichelte über meinen Rücken, über die glatten Konturen meines Tattoos. Ich erschauderte, als er über die feine Narbe strich. Ich sah in seine Augen, er runzelte die Stirn. "Eine Verletzung? Woher kommt die?" fragte er mich interessiert. Ich wand mich in seinen Armen. "Nichts Aufregenses. Ich bin gestürzt – als Kind. Ich war wohl früher tollpatschiger als heute. Deswegen ist das Tattoo auch auf der rechten Schulter. Es sollte die Narbe verdecken." erklärte ich, gab ihm einen schnellen Kuss und erhob mich. "Also ich brauche jetzt dringend einen Kaffee." Ich streckte mich, meine Arme über den Kopf hebend. Dann stand ich bereits nackt, wie Eva aus dem Paradis entsprungen, an der Tür und drehte mich halb zu ihm um. Lächelnd fragte ich ihn, ob er nicht mitkommen wolle. Edwards misstrauischen Gesichtszüge lösten sich auf und er folgte mir. Ich wusste, dass ich seinen Fragen auswich, mal wieder, aber meine Kindheit war nicht wichtig. Ein düsterer Schatten, der hinter mir lag, und Edward in einer völlig anderen Gegenwart, welche sich hoffentlich nicht mit der Vergangenheit vermischen würde.

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Wir hatten uns dazu entschieden, den Vormittag miteinander zu verbringen, bevor Edward Verpflichtungen in seinem Büro nachkam. Auf der Strandpromenade, die wir zu Fuß erreichten, herrschte ein reges Treiben. Die Menschen gingen von Stand zu Stand, betrachteten die dargebotenen Waren oder erwarben das eine oder andere. Eine der Strandbars spielte lateinamerikanische Musik, sie klang zu uns herüber. Ein Jongleur wirbelte Flaschen durch die Luft, während die Menschen sich lautstark unterhielten, einen Kaffee oder Cocktail tranken und die Sonne und den Flair von Miami genossen. Die ganze Szenerie wirkte auf mich wie ein buntes Meer aus Farben, in stetigem Wandel der Spontanität und doch irgendwie immer gleich. Vielleicht würde ich nun doch länger als erwartet hier in Florida bleiben. Grund genug war schließlich vorhanden.

Während ich meinen Blick auf den blauen Horizont richtete, spürte ich, wie Edward vorsichtig seine Finger mit meinen verschränkte. In der ersten Sekunde wusste ich nicht, was ich tun sollte oder ob ich überhaupt eine Unterbrechung dieser Berührung wollte. Abgeschwächt flammte dieses alte Gefühl der Beklemmung auf, als würde ich mich irgendwie eingeengt fühlen. Aber das war doch albern. Zu denken: Edward würde mich hiermit in eine Rolle zwängen. Wir hielten schließlich nur Händchen. Eine kleine Geste, die viel bedeuten konnte oder gar nichts.

Plötzlich deutete Edward mit seiner freien Hand auf einen der Läden schräg vor uns. Er kam mit seinem Gesicht meinem Ohr näher. Sein warmer Atem kitzelte mich. "Wie wäre es mit etwas Süßem?", flüsterte er und gab mir einen flüchtigen Kuss auf meine Kehle. Es beruhigte mich. Ich nickte und diesmal zog er mich bestimmt mit sich.
Wir gelangten zu Edwards angedeuteten Ziel, einem gemütlichen Café mit einem Extra-Bestellfenster mit verschiedensten Eissorten, aber auch frisch zubereiteten Waffeln. Er bestellte eine mit Schokolade, nachdem er gefragt hatte, worauf ich Lust hätte. Er hielt mir die noch warme Waffel entgegen und ich biss genüsslich ein Stück davon ab. Sie war weich, fluffig und die cremige Schokolade schmolz auf meiner Zunge. "Wirklich lecker!" bewertete ich, nachdem ich geschluckt hatte. Edward lächelte mich liebevoll an, machte aber keine Anstalten, sich ein eigenes Stück zu gönnen. "Du solltest auch probieren, sie ist wirklich köstlich." grinste ich, weil die Waffel wirklich gut schmeckte – eine echte Leckerei. Edward allerdings kam meinem Gesicht näher, küsste meinen rechten Mundwinkel und dann meine Lippen. Als er sich unmittelbar wieder entfernte. Er zeigte mir sein schiefes Lächeln, das Frauenherzen wie Eis in der Saharahitze schmelzen ließ. "Du hast Recht, köstlich." Ich musste ebenfalls lächeln. Es kam mir so vor, als wäre er gerade völlig entspannt. Als wäre dieses vornehme, konservative Getue nur eine Maske, hinter welcher er sich sonst versteckte. Die Tatsache, dass er sich mir öffnete und locker ließ, beflügelte mich. Es war ein schönes Gefühl und die Einhaltung des Versprechens an Esme lief demnach auch hervorragend. Edward bekam mehr zu Gesicht als die immer gleichen vier Wände seines Büros und er hatte Spaß dabei. Lief doch super!?

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Erst so an die zehn Stände später fiel mir auf, dass unsere Finger erneut miteinander verschränkt waren. Edwards Ablenkungstechnik oder was immer es auch war, funktionierte. Das Gefühl des Eingesperrtseins blieb aus. So unverhofft und ungewollt es aufgetaucht war, verschwand es auch wieder. Ich empfand meine Reaktion selbst als übertrieben oder jedenfalls meine eigenen dummen Empfindungen. Ich hatte mich für eine Beziehung entschieden: keinen Hochsicherheitstrakt mit Wasser und Brot oder ein Seidenkleid mit Kaviar und Champagner. Edward ist nicht der gleiche Mensch wie meine Eltern. Er will mich nicht einengen, in ein gesellschaftliches Kostüm zwängen, das mir nie und nimmer passen kann.

Ein weiterer Verkaufsstand in unserer Nähe bot verschiedensten Modeschmuck über Ketten, Ringe bis hin zu Piercings an. Ich erblickte einen Ständer mit Schlüsselanhängern. Viele waren kitschige Tiere in süßen Kostümen. Ich drehte den Ständer, um auch die Auswahl auf der anderen Seite begutachten zu können. Es handelte sich um Echtlederarmbänder. Sie waren mit silbernen Buchstaben versehen. Die meisten zierten klassische Allerweltsnamen. Edwards war leider nicht dabei. So ein Armband würde ihm auch stehen. Ich drehte noch eine Ansicht weiter und wieder mit Namen versehene Lederarmbänder. Dann entdeckte ich, dass im unteren Bereich des Ständers auch welche mit kurzen und knappen Sprüchen versehen waren: "Keep cool", "Your sexy" und dergleichen. "Gefällt dir etwas?" fragte mich Edward interessiert, während ich vor dem Ständer hockte. "Vielleicht." antworte ich ihm knapp und scannte die Zeilen auf den Bändern. Auf einem stand kurz und knapp: "Do it.". Das passte doch, grinste ich innerlich. Ich nahm eines der ledernen Armbänder vom Haken und erhob mich wieder. "Schau mal!" bedeutete ich Edward und hielt ihm das Band hin. "Das ist perfekt für dich. Immer wenn du überlegst, etwas nicht zu tun, worauf du eigentlich Lust hast, aber zu sehr darüber nachdenkst, weil vielleicht andere denken, es könnte sich nicht "gehören", dann schaust du auf das Armband und denkst an mich. Was würde Bella tun? Difinitiv nicht rumgrübeln?" Ich schüttelte zur Unterstützung lächelnd meinen Kopf. "Also hör auf mich und das allwissende Band. Mach es einfach! Verstanden?" schenkte ich Edward ein breites Lächeln. Er gluckste und blickte etwas skeptisch auf das Lederband. Ich beugte mich ihm nah entgegen. "Weißt du, Edward, ich mag es, wenn du wie jetzt so locker und entspannt bist. Viel besser, als wenn man das Gefühl hat, dass die Last der Welt auf deinen Schultern liegt. Du bist so, wie du bist perfekt, und solltest weniger streng mit dir sein." Nach meiner kleinen Rede schenkte mir Edward einen minimal erstarrten Blick, der sich in der nächsten Sekunde bereits milderte und in den süßesten Anblick wandelte, den ich je auf seinem Gesicht wahrnehmen konnte. "Du hast Recht, Bella. Ich nehme es. Und du bist auch nicht übel." erklärte er, nachdem sein Lächeln sich verschärfte. "Warte. Ich nahm ihm das Armband ab." Pure Verwirrung wehte mir entgegen. "Ich möchte es für dich kaufen." bestimmte ich fest. "Schließlich war es meine Idee." ergänzte ich, als würde diese Tatsache bedeuten, dass nur ich die Befugnis hatte, es zu erwerben. Ich ging die paar Schritte zum Verkäufer. Und nach einem verschmitzt ausgesprochenen „Okay" folgte mir Edward. Nachdem ich bezahlt hatte, löste ich die Pappverpackung ab und blickte Edward erwartungsvoll in die Augen. Wieder diese Verwirrung in seinem Blick. Ich sah kurz auf sein rechtes Handgelenk, dann wieder in seine schönen grünen Augen. Plötzlich hielt er mir ohne weitere Aufforderung seinen Arm entgegen. Zärtlich streichelte ich über seine Muskeln, drehte sein Handgelenk mit der Innenfläche nach oben und streifte ihm sanft das lederne Band über. An seinem Handgelenk verkleinerte ich den Umfang mit Hilfe der vorhandenen Verknotung wieder und schaute zufrieden – seine Hand weiter in der meinen haltend – auf. Edward berührte das Band federleicht, fast andächtig mit den Fingern seiner linken Hand. "Dankeschön, Bella. Ich werde es in Ehren halten." erklärte er ehrlich und nahm unsere verschlungenen Hände nach oben und verlieh meinem Handrücken einen hingebungsvollen Kuss. Mein Herz flatterte wie ein junger Vogel, und ich fühlte mich wieder wie ein dreizehnjähriges Mädchen, dessen verträumte, romantische Wunschvorstellungen Wirklichkeit wurden.

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Später genossen wir unsere restliche Zeit sitzend auf dem Steinrand eines runden Brunnens. Die Sonne stand hell am Himmel. Eine unerträgliche Hitze überzog Miami wie eine dicke Decke und es fiel einem schwer zu atmen, wenn man sich nicht in einem kühl klimatisierten Raum befand. "Gott, ist das heiß. Ich schmelze. Edward?" ich setzte meine großen, braunen Kulleraugen ein und blickte ihn verspielt an. Ich scherzte und er verstand es und lachte. "Was zu trinken, kommt sofort, meine Dame." sagte er und lief auf den kleinen Kiosk direkt vor uns zu.

Ich lehnte mich leicht nach hinten und erhob mein langes Haar mit meinen Händen von meinem feuchten Rücken. Es schien eine regelrechte Hitzewelle über Miami hereinzubrechen. Ich schloss meine Augen vor der grell strahlenden Sonne und wartete geduldig auf meine Abkühlung.

Unmittelbar spürte ich einen leichten Windhauch nah an meinem Gesicht. Er war warm. "Nicht fallen, Bella." erklang eine spielerische Stimme, die eindeutig nicht nach Edward klang. Sie war tiefer und schon vernahm ich eine weitere, lachend vor mir: "Schmeiß sie rein! Sie sieht aus, als könne sie die Abkühlung gebrauchen." Ich öffnete blitzschnell meine Augen, brachte mich in eine aufrechte Position und konnte nicht glauben, wen ich da vor mir sah. Freudig überrascht entglitt mir: "Verdammte Scheiße, was macht hier denn hier?" Ich umarmte Jack neben mir, sprang vom Brunnenrand und wiederholte dies bei Andrew, welcher mich ebenso begrüßte: "Hey Bella, schön, dass du dein loses Mundwerk nicht verloren hast." Ohne Vorwarnung hob mich Brian von hinten auf seine Arme und beugte sich über den Rand des Brunnens. "Na, Bella, wie wäre es mit einer Erfrischung?" erklärte er fies grinsend und ergänzte unter meinem Protest, dass er ja nur mein Bestes wolle, was einen Hitzschlag ausschloss. "Verdammt, Brian, lass mich runter oder du landest gleich mit da drinnen." sagte ich ihm lachend und wand mich in seinen Armen. Ich hatte zwar eben noch an eine Art Erfrischung gedacht, aber nicht diese. Mir würde ein kaltes Tonic bereits genügen.

Die anderen beiden Jungs amüsierten sich mal wieder köstlich über uns beide. Während wir uns weiterkabbelten, entdeckte ich im Augenwinkel Edward. Er kam mit skeptischem Blick auf uns zu. Er wirkte weniger belustigt von der Szene, die sich ihm bot. Wir hielten inne, als er vor uns stehenblieb. Ich boxte Brian gegen die Schulter und bedeutete ihm mit dem Ausdruck in meinen Augen, mich runterzulassen. Er verstand meinen Wink und sofort hatte ich wieder Boden unter den Füßen. War Edward jetzt sauer? Was hatte ich denn gemacht?

Er stellte sich nah an meine Seite, reichte mir mein Getränk und legte den Arm um mich. "Wen hast du denn da wieder aufgerissen, Bella?" fragte Andrew, der sein Mundwerk mal wieder nicht bremsen konnte. Was machten die Drei eigentlich hier? Die mussten doch wieder zurück an ihre Uni und fleißig wie die Bienchen studieren. Nicht, dass es mich nicht freute, dass sie hier waren, aber irgendwie war die Situation angespannt – also ergriff ich mal das Wort. "Edward, das sind Andrew, Jack und Brian, Studenten, die ich in Daytona Beach kennengelernt habe. Jungs, das ist Edward." Alle begrüßten sich freundlich, zum Glück kein Höhlenmenschengetue.

"Wir wollten noch mal in Miami vorbeischauen und dich besuchen, bevor wir wieder zurückfahren." Ich hoffe, wir stören nicht?" erklärte Brian fachmännisch und sofort ergänzte Jack bittend, dass sie noch mal mit mir weggehen wollten. Er war wie der süßeste Romantiker, sagte etwas von: Vielleicht sehen wir uns nie mehr wieder und da müsste man die Chance noch mal nutzen und dass ich als Partymaus die Richtige wäre, sie ins Nachtleben von Miami einzuführen. Edward blieb ruhig, er nickte und lächelte, aber er wirkte wieder verkrampft, irgendwie angespannt. Was hatte er nur? Ich meine, das waren nur ein paar Freunde, die durfte man doch schließlich haben.

"Okay, wir können uns ja heute Abend in der Nähe des Piers treffen oder so, und dann gehen wir einen trinken, der nicht so alten Zeiten willen." sagte ich lachend.
"Ja, bevor wir alt und grau sind und in irgendwelchen Büros versauern." kam es von Andrew und Jack ergänzte, an Edward gerichtet: "Du kannst ja gerne mitkommen, umso mehr umso besser." und Edward dankte ihm höflich und erwiderte, er würde es sich überlegen.
"Gut, wir wollen euch beide nicht weiter stören. Wir sollten vielleicht noch ne Mütze voll Schlaf nehmen. Also, bis heute Abend dann." verabschiedete sich Brian und die anderen folgten ihm.

Als sie fast außer Sichtweite waren, wendete sich Edward mir zu. "Du hast sie also in der Woche getroffen, als du weg warst?" fragte er mehr rhetorisch. "Ja, sie haben dort ihre Semesterferien verbracht und wir waren zusammen feiern." erklärte ich und von ihm kam nur ein Aha.
Wenig später verabschiedete er sich auch schon mit einem leichten Kuss von mir, weil er ins Büro musste und vorher noch bei sich zu Hause zwecks Klamottenwechseln vorbeischauen wollte. Der konnte doch jetzt nicht auf beleidigt machen, also bitte, das wäre auch mal sowas von übertrieben.
Ich erklärte ihm, dass ich eh dort um die Ecke wohnte und auch erstmal nach Hause gehen würde. Unsere Verabschiedung schien mir kurz ausgefallen zu sein. Er war doch nicht etwa wirklich sauer? Ich meine, er glaubt doch nicht, dass etwas mit den Dreien in Daytona gelaufen wäre. Und selbst wenn, ich meine, genau genommen, waren wir da nicht zusammen gewesen. Verfluchter Mist – das nervt. Ich hatte wirklich Lust auf Partymachen. Vielleicht sollte Edward lieber zu Hause bleiben, dann könnte er etwas für seine Arbeit tun und wir würden eben morgen Abend etwas zusammen unternehmen. Das wäre einfacher, weniger kompliziert, als wenn er uns begleiten würde. Außerdem sind die Jungs dann eh wieder weg, also wieso sollte er sich Sorgen machen?

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In meinem kleinen Apartment angekommen, beschloss ich noch ein kleines Nickerchen einzulegen. Ich wollte später ja nicht schlappmachen. Als ich mich gerade hinlegen wollte, klingelte es an der Tür. Ich erhob mich wieder, umrundete den großen Schrank und öffnete meine Wohnungstür. Vor mir stand mein Vermieter, ein fetter Typ mit Fastglatze im Unterhemd. Na wenigstens stinkt er nicht, sonst wäre er das Klischee schlechthin. Der hat mir gerade noch gefehlt. Er verlangte die Miete. Das hier war nur eine winzige Wohnung, ein kleiner Nebenverdienst für ihn und er wollte lieber Cash. Einen richtigen Mietvertrag hatte ich eigentlich nicht, aber für mich war der Papierkram eh egal. So konnte ich auch einfacher verschwinden, wenn ich wollte. Kleiner Zettel: Die Wohnung ist wieder frei und wenn er dadurch Steuern sparen konnte, war mir das ebenso egal.
Ich gab ihm erstmal das Geld für die nächste Woche, weil ich gerade nicht mehr bei mir trug und er verschwand wieder. Tja, der wusste ja nicht, dass ich momentan nicht arbeiten konnte und das Geld nicht mehr floss. Ich hatte sonst immer pünktlich gezahlt. Durch die ganze Aufregung hatte ich mein kleines Finanzproblem total vergessen. Ich musste mir unbedingt einen Job suchen. Das werde ich die Tage mal in Angriff nehmen, aber jetzt ruft erstmal mein Bett zwecks Nickerchen nach mir.