Pov Percy
Ich schleppte mich auf den Knochen gestützt weiter durch den Tartarus auf der Suche nach... wonach eigentlich? Hier gab es nichts ausser Schmerzen und Monster. Mittlerweile fiel mir jeder Schritt schwer. Die Wunde wo mein Bein sein sollte tat immer mehr weh. Auch die Kratzer an den Armen, die ich mir am Glasstrand geholt hatte, wurden nur größer.
Als ich mich wieder dazu überwinden musste vom Phlegton zu trinken bemerkte ich, dass ich kaum einen Meter weit gekommen bin. Eine andere Idee musste her. Ich befahl dem Fluss mich zu umhüllen. Es tat unfassbar weh, brachte mich aber nicht um. So flog ich über dem Flusslauf durch den Tartarus. Nach einer Weile kühlte der Feuerstrom um mich herum ab, wodurch das Feuer zu einer schwarzen, zähflüssigen Masse wurde. Jetzt wo ich nicht mehr bei lebendigem Leib verbrannt wurde fiel es mir viel leichter den Fluss zu kontrollieren. Auf meinen Befehl hin formte das Feuer erst eine Kugel um mich herum, dann einen langen spitzen Schwanz und schließlich Flügel, bis mich ein Drache aus Feuer umhüllte. So flog ich weiter durch den Tartarus, der Drache wurde immer größer durch den ständigen Zustrom des Phlegton.
Es fühlte sich immer mehr so an als wäre ich selbst der Drache. Die meisten Monster versteckten sich oder rannten davon, einige verbrannte ich mit einem Feuerstrahl aus Phlegethon.
Auf einmal zerriss ein Gebrüll die Luft. "Was machst du in meinem Revier!?"
Ein Drache rammte mich, nein, es war zu lang für einen Drachen, es musste ein Drakon sein. Ein extrem alter und mächtiger wenn man von seiner Fähigkeit ohne Flügel zu fliegen, zu sprechen und der Größe ausgehen konnte.
"Ich will nur raus aus diesem Loch! Zeig mir wie und ich bin weg." vielleicht dachte der Drakon ich bin nur ein weiteres Monster und würde mir zuhören.
"Da bist du hier aber ganz Falsch. Hierher kommt nur mein Essen!" Der Drakon hatte eine hässliche Lache.
Seine klauen rissen das Lavagestein um mich in Stücke. Ich befahl dem Phlegeton mich zum Schutz zu umhüllen und den Drakon anzugreifen. Ein riesiger Fehler. Ohne die schützende Schicht Gestein verbrannte das Feuer meine Haut. Die Schmerzen lähmten mich. Mein Gegner war zwar kurz verwirrt, das Feuer machte ihm aber nicht annähernd so viele Probleme wie mir. Er drückte mich zu Boden. Der Kopf meines Drachens, wo ich war, wurde in den Phlegeton getunkt. Ich versuchte verzweifelt die Luft anzuhalten, doch das funktionierte nicht mehr lange. Flüssiges Feuer strömte in meine Lungen. Das Feuer hatte kaum Sauerstoff für mich übrig, verbrannte mich dafür jetzt aber von Aussen und von Innen.
Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an bis die Schmerzen endlich aufhörten, als ich das Bewusstsein verlor.
Ich kam wieder zu mir, wenn man das so nennen konnte, in einem nichts. Es war weder schwarz noch weiss, ich konnte einfach nichts sehen, hören oder fühlen. Das einzige Gefühl was ich hatte, war nicht komplett zu sein. Nach und nach schaffte ich es die Bruchstücke meines Bewusstseins einzusammeln. Schliesslich wachte ich in einem widerlichen Schleim auf. Ausserhalb des Schleims war die Landschaft des Tartarus.
Wie war das möglich? Sollte ich nicht Tod sein... Oh nein, ich war Tod, aber nicht in der Unterwelt, sondern im Tartarus. Es mussten Tage vergangen sein bis ich die Kraft hatte mich zu bewegen und aus diesem Schleim zu kommen. Erst jetzt realisierte ich was mit meinem Körper geschehen war, ich war ein Drache. Wie war das möglich, Panik kam in mir auf, könnte ich je wieder zum Menschen werden? In dem Moment begann mein Körper sich zu verformen. Ich war wieder ich, nur mit einem Drachenschwanz und Flügeln, sowie einigen Schuppen. Ich konnte auch wieder zum Drachen werden. "Das ist praktisch." sagte ich zu mir selbst. Aber ob diese Verwandlungsfähigkeit vom Tartarus oder einem Rest meiner Götlichkeit kam wusste ich nicht.
Die Luft des Tartarus war nicht mehr giftig für mich, tatsächlich fühlte es sich stärkend an, Hunger hatte ich trotzdem. Deswegen kam ich jetzt viel schneller voran und ich konnte auch abseits des Phlegeton suchen. Schließlich traf ich auf eine Gruppe von etwa 50 Dracaena. Verzweifelt versuchten sie sich vor mir zu verstecken. Verständlich, meine Drachengestalt war mindestens 40 Meter lang, plus der Schwanz der Nochmal so lang war.
Ich schlug den Stein weg unter dem sich eine Dracaena versteckt hielt.
"Was... was willst du?" stammelte sie. "Wenn du mich fressen willst mach bitte schnell"
Schützend hielt sie einen Bronze Speer vor sich. Die anderen schauten vorsichtig aus ihren Verstecken hervor.
"Ich will euch gar nicht fressen. Ich will das ihr mir den Weg aus diesem Loch zeigt."
"Aber warum sollte ein Monster eurer Größe diesen Ort verlassen wollen?" fragte sie. Die Vorstellung sie zu fressen wurde immer verlockender.
"Das geht euch gar nichts an. Übrigens kann der Rest von euch ruhig rauskommen. Ich weiß genau wo ihr euch versteckt." Zum Beweis teilte ich mit den Klingen an meinem Schwanz einen Fels in zwei hinter dem sich drei weitere Monster versteckten.
"Wir wollen hier aber gar nicht weg. Da oben ist es nicht sicher."
Die Instinkte meiner Drachenform mussten mich übernommen haben, denn ich packte die nächste Dracaena, warf sie in die Luft wo ich sie röstete nur um sie in einem Stück zu verschlingen. Doch tatsächlich musste ich zugeben das sie gar nicht so schlecht schmeckte.
"Wollt ihr mich jetzt vielleicht hier raus fügen oder muss ich meinen Hunger mit dem Rest von euch stillen" Tatsächlich war ich komplett voll von dem einen Monster, aber das wussten die ja nicht.
Sie tuschelten kurz untereinander bis eine etwas jüngere Dracaena hervorgeschoben wurde. Sie war etwas kleiner als die anderen und ihre weiblichen Organe waren noch nicht so sehr entwickelt.
''Ich... ich bringe dich... äh ich meine ihre Majestät zum Tor zur Oberfläche. Ich werde ihnen auch sonst so gut dienen wie es mir nur möglich ist. Betrachten sie mich einfach als ihr Eigentum.''
''Oh nein, ihr kommt alle als mein Leibwache mit.''
''Das ist leider nicht mögl...'' wollte eine erwidern doch ein einziger Atem von mir verbrannte das Biest. Sie berieten sich wieder und beschlossen schließlich meiner Forderung nachkommen.
Wir, oder eher die Dracaenas, liefen in einem schnellen Tempo in eine Gegend des Tartarus in der die Tunnel schmaler wurden und die Landschaft von grünen Schuppen dominiert war. Ich dagegen flog gemütlich hinterher und beobachtete die Gruppe. Ich hatte nie wirklich über die Gesellschaft der Monster nachgedacht. Es gab aber offensichtlich eine Hierarchie, auch innerhalb derselben Arten. Die kleine Dracaena musste zum Beispiel deutlich mehr tragen als die anderen. Auch die Kleidung war verschieden. Viele trugen nur Lumpen, einige aber hatten goldene oder bronzene Rüstungen. Wahrscheinlich von toten Halbgöttern gestohlen.
"Liegt der Weg nach draußen nicht in der anderen Richtung?" fragte die kleine. Ein Schlag von einer Dracaena in Goldrüstung verschlug ihr die Sprache. "Halt die Klappe und überlass das Denken uns."
Nach einer Weile wurde der Tunnel noch enger, so dass ich laufen musste. Als es so eng wurde, dass ich, trotz der Gefahr dass die Monster mich dann nicht mehr fürchten würden, schon in Menschengestalt laufen wollte, spürte ich wie Pfeile von meinen Schuppen abprallten. Weitere Dracaenas sprangen aus kleinen Nischen und hinter Felsen hervor, auch meine Begleiterinnen gingen auf mich los. Nur die kleine sah überrascht über diesen Hinterhalt aus.
Mit einem Feuerstoß grillte ich mindestens ein Dutzend der Monster. Ich verwandelte mich zum Menschen und schlug noch zwei Kriegerinnen mit meinem Schwanz in eine Wand noch ehe ich meine Drachenform komplett verlassen hatte. Es strömten Hunderte Dracaenas aus allen Löchern herbei. Sie mussten mich direkt in ihr Nest gelockt haben.
"Du weißt wo der Ausgang ist?" fragte ich das Junge Monster während ich meinen Schwanz um sie wickelte, in der Erwartung sie zerquetschen zu müssen.
Zögerlich nickte sie.
Schon flog ich los, noch ehe die anderen begriffen hatten wo der Drache war.
"HILFE! Ich will dir nicht helfen!" Schrie die kleine.
"Du weißt wie einfach ich dich grade töten könnte?" Ich drückte ein wenig fester. Mein Drachenschwanz bestand nur aus Panzerung und Muskeln, ich könnte mühelos Stahl zerquetschen, Haut und Knochen wären gar kein Problem. "Ich weiß das du einfach wieder auftauchen würdest, aber Schmerzen kannst du trotzdem haben."
"Die nächste links." presste sie hervor, ich erlaubte ihr kaum genug Luft zu bekommen
Ich lockerte meinen Griff ein Wenig. "Wie war das?"
"Wir müssen bei der nächsten Abzweigung links. In dieser Richtung liegt der Weg zur Oberwelt den ich kenne. Letztes mal als ich da war führte der Weg in ein hohes Gebirge. Aber das ist gut 1000 Jahre her. Wir benutzen diesen Weg nur selten weil es in dem Land nur sehr wenige Halbgötter zu fressen gibt."
"Wenn das wieder eine Falle ist wird mich das eine ganze Weile aufhalten, während ich mir einen qualvollen Tod für dich ausdenke."
Sie schüttelte hastig den Kopf.
Eine ganze Weile flogen wir still weiter. Bald konnte ich wieder zum Drachen werden, aber bis auf Richtungsanweisungen sagte niemand etwas. Das "Gestein" wurde erst wieder zum üblichen Rot des Tartarus, dann zu Schwarz, dann sehr langsam zu Grau.
"Wie heißt du überhaupt?"
"Serpendas, und wie heißt du?"
"Nur weil ich deinen Namen kenne und du mich hier raus führst vertraue ich dir noch lange nicht. Wie weit ist es noch zum Ausgang?" In wirklichkeit vertraute ich ihr, dass sie mich nicht anlügen würde, und wenn nur aus Furcht. Mitlerweile ist das Terain zu einer Eis und Schneehöhle geworden, auch Monster waren keine mehr zu sehen.
"Etwa einen halben Tag bei dem Tempo." erwiderte sie.
"So lange kann ich nicht mehr fliegen." stellte ich fest und landete auf einem Vorsprung. "Wir machen hier eine Pause"
Als ich sie losließ um mich zurück zu verwandeln und mir ein Bett aus dem Schnee zu formen streckte sich auch Serpendas und legte sich in einen Schneehaufen.
"Das könnte dir wohl so passen." verwirrt schaute sie Dracaena mich an. "Sobald ich schlafe schlitzt du mir die Kehle auf. Das lasse ich nicht zu."
Ich befahl dem Eis sich in dicken Fesseln um Serpendas zu legen, sodass sie sich kaum noch bewegen konnte.
"Was soll das? Ich konnte mich schon die letzten zwei Tage nicht mehr bewegen!"
"Du bist schlimmer als Dreck. Wortwörtlich ein Monster. Mir ist egal wie es dir geht, ich finde es eher schön zu wissen das du leidest. Jetzt halt die Klappe oder ich muss dir das Maul auch noch stopfen."
Die junge Dracaena blieb tatsächlich still und ich konnte gut schlafen, zumindest so gut wie im Tartarus irgendwie möglich.
