Kapitel 10 – Düstere Tage
Hermione zog das Päckchen zurück auf ihren Schoß und strich mit den Fingern über die knittrige Zeitungsanzeige. „Diese wurden geschrieben, als Struan starb." Für einen langen Augenblick besah Hermione mit schmerzvollem Gesicht das Bündel. „Oh, Lenni", Hermione stieß den Atem aus. „Ich glaube nicht, dass ich sie dir vorlesen will. Es sind schmerzliche Briefe, und ich habe sie nicht mehr gelesen, seit sie geschrieben wurden."
„Ich verstehe, Gran." Glennis legte ihren Arm um Hermione und zog sie in eine tröstende Umarmung. „Wie ist es passiert? Mir wurde gesagt, er ist ertrunken."
Hermione legte ihren Kopf an Lennis Schulter und sah ins Feuer. Obwohl es Jahrzehnte her war, traten ihr immer noch Tränen in die Augen; vielleicht, weil Severus gerade gestorben war, und weil ihre übliche Kontrolle über ihre Gefühle fragil war. Mit einem tiefen Seufzen antwortete sie: „Es war im August 2013. Die UK und ganz Europa befanden sich mitten in einer schrecklichen Hitzewelle. Wir arbeiteten in der Apotheke, und Severus schlug vor, ich solle die Kinder zum Schwimmen im Schwarzen See nach Hogwarts bringen. Aufgrund der Hitze waren sie quengelig, und ihre Streitereien wurden ihm ein bisschen zu viel. Er sagte, er würde zu uns stoßen, sobald er den Laden geschlossen hätte.
Wir waren etwa eine Stunde dort; die Kinder genossen es sehr zu schwimmen und zu spielen, als Varina beschloss, auf diesen großen Felsen in der Nähe des Sees klettern zu wollen; du weißt, welcher?", fragte Hermione.
„Oh ja", erwiderte Glennis kopfnickend. „Das war der beste Felsen zum Sonnenbaden, weil er obendrauf flach war."
„Das stimmt. Ich bat Silas, mit Struan nahe am Ufer zu bleiben, damit ich ihr hinaufhelfen konnte. Silas war acht und für sein Alter sehr verantwortungsbewusst. Ich bat ihn oft, für ein paar Momente ein Auge auf die jüngeren Kinder zu haben, wenn ich etwas außerhalb ihrer Sichtweite zu erledigen hatte. Gerade, als ich Varina nach oben half, erschrak sie wegen des Knalls von Severus' Apparation und fiel hin. Sie hatte sich ziemliche Schrammen geholt, daher bat ich Severus, sie zu heilen, während ich losging, um zu sehen, dass mit den Jungs alles in Ordnung war. Sie spielten immer noch am Ufer und wateten nur knöcheltief im Wasser. Ich erinnerte sie daran, nicht weiter hineinzugehen und ging zurück, um Severus zu helfen. Es dauerte länger, als wir dachten, denn du weißt, wie es ist: Schrammen verursachen mehr Blut als die eigentliche Verletzung, und Varina fürchtete sich vor dem Blut. Silas sah, dass wir sie verarzteten, und er kam her, um zu sehen, was passiert war.
„Als ich bemerkte, dass Silas bei uns war, aber Struan nicht, stand ich auf, um ihn zu holen. Er war nirgends zu sehen. Ich rief nach Severus, damit er half, nach ihm zu suchen, und legte einen Einsperrzauber über Silas und Varina, damit sie nicht weggehen konnten." Mit geballten Fäusten im Schoß zischte Hermione zwischen den Zähnen durch: „Wie ich wünschte, ich hätte genau das bei Silas und Struan gemacht …"
Einige Augenblicke lang schluchzte Hermione leise. Als sie sich wieder gefasst hatte, fuhr sie fort: „Es war so beängstigend. Wir schrien nach Struan, und dann hörte ich Severus' Schmerzensschrei. Ich sah zu ihm und folgte dann seinem Blick. Dort in der Mitte des Sees trieb Struan mit dem Gesicht nach unten. Severus warf sich ins Wasser und schwamm hinaus.
„Ich schickte meinen Patronus zu Minerva und Poppy Pomfrey und sprang hinter Severus hinein. Er hatte Struan erreicht und zog ihn ans Ufer zurück. Ich wartete auf sie, bis zur Taille im Wasser. In der Zwischenzeit war Hagrid hinuntergekommen, weil er den Tumult gehört hatte; ich flehte ihn an, die anderen Kinder in seine Hütte wegzubringen, und er willigte sofort ein. Severus zog Struan ans Ufer und begann Beschwörungen zu sprechen. Ich probierte sogar Muggelwiederbelebung. Schließlich kam Poppy, und trotz all unserer Bemühungen wollte Struan nicht atmen, und sein Herz wollte nicht schlagen. Poppy musste Severus betäuben, um ihn von weiteren Zaubern und Beschwörungen abzuhalten. Es hatte keinen Sinn."
Still saß die Frau auf dem Sofa. Nur das leise Rascheln von Poes Federn, der sich putzte und sie ordnete, und das sachte Knistern des Feuers waren in der Stille zu hören. Mit einem tiefen Atemzug fuhr Hermione fort.
„Die nächsten Monate waren die Hölle für uns. Ich kann mich nicht einmal an die Beerdigung erinnern, so sehr stand ich unter Schock. Für deinen Urgroßvater war es sehr schwer. Struan war sein Junge; das Einzige unserer Kinder, das ihm ähnelte. Silas und Varina haben zwar seinen blassen Teint, aber meine Gesichtszüge, Haar- und Augenfarbe. Aber Struan war bis in die Nasenspitze ein kleiner Severus. Die anderen Kinder waren gerne mit ihrem Dad im Labor, aber Struan lief ihm wie ein kleiner Hund nach, spielte mit einem Spielzeugkessel und alten Zutaten auf eine Weise, wie es die anderen nicht taten. Er war so introvertiert und introspektiv wie sein Vater. Silas hatte Schuldgefühle, weil er auf seinen Bruder aufpassen sollte, daher waren die Dinge sehr schwer für uns, während ich mit Silas' Trauer und meiner eigenen zu tun hatte.
Aber die Briefe ... Nein, ich will nicht, dass du sie siehst. Wie du weißt, trauerten wir und lernten schließlich, wieder zu leben. Und wir hatten Honor, die uns zu genesen half." Hermione erhob sich von der Couch und rieb ihre Handrücken aneinander, eine nervöse Angewohnheit, die sie seit dem Teenageralter nicht mehr ausgeführt hatte. „Lenni, ich glaube, ich würde gerne für ein Weilchen alleine sein, wenn du nichts dagegen hast. Könntest du morgen wiederkommen?"
„Natürlich, Gran." Sie umarmte Hermione und ging schnell zur Eingangstür, um ihre Großmutter ihrer Trauer zu überlassen.
Hermione schloss die Tür hinter Glennis und ging zurück ins Wohnzimmer. Mit ihrem Zauberstab schürte sie das Feuer und sah auf den von Bildern übersäten Sims. Sie betrachtete etliche Bilder ihrer Kinder beim Spielen: Silas, Varina, Struan und Honor. Als sie ihren Blick zum Kaminsims schweifen ließ, war es, wie einen Zeitumkehrer zu beobachten, der ihr Leben vorwärts bewegte; all ihre Kinder wurden älter mit Ausnahme von Struan.
Da waren Silas, Varina und Honor als Babys und Kleinkinder, an ihrem ersten Tag in Hogwarts und dann bei ihrem Abschluss. Silas bei seiner Hochzeit mit Emily. Varinas Hochzeit mit Andrew und Honors Hochzeit mit Bartholomew. Da waren die Enkelkinder: Martin, Jean, Cecilia, Severus (Glennis' Vater) und Sierra. Deren Hochzeiten: Jean mit Alexander, Cecelia mit Peter, Severus mit Sandra, Sierra mit Philip; ein Bild von Martin und seinem Partner Jerry und schließlich ihre Urgroßenkel: Lucia, Andrea, Ariadne, Mathias, Glennis, Peter, Scott und Emma. Es gab ein großes Foto mit ihnen allen an Severus' 132. Geburtstag, seinem letzten. Hermione strich mit einem Finger über den Rahmen dieses Bildes und streichelte dann das Bildgesicht ihres Mannes, dessen Lippen zuckten, und der gegen ein glückliches Lächeln ankämpfte, das er aufkommen spürte, und mit den Armen hielt er seine Hermione eng an sich. Dann nahm sie ein Bild von Struan in die Hand und drehte es hin und her, als könne sie ihn dazu bringen, vor ihren Augen aufzuwachsen und das Leben zu haben, das er nie gehabt hatte.
Sie stellte das Foto wieder hin und wandte sich vom Feuer ab, dann setzte sie sich wieder auf ihr Sofa und nahm das schwarz bebänderte Bündel, nach dem Glennis sie gefragt hatte. Die Briefe in diesem Bündel waren nur gelesen worden, als sie frisch geschrieben und angekommen waren. Hermione hatte nie wieder den Mut gehabt, sie erneut zu öffnen oder sie jemandem zu zeigen, nicht einmal Severus. Sie holte tief Luft. ‚Oh, Struan …, du warst der Junge deines Vaters. Er hat dich so sehr geliebt.' Hermione zog langsam einen der Briefe hervor und las, egal wie schmerzhaft dies zu tun war.
20. August 2013
Miss Granger,
ich sitze neben dem Grab MEINES TOTEN SOHNES, während ich Ihnen dies schreibe. Ich bin jenseits davon, überhaupt etwas zu empfinden, für Sie, für unsere Kinder, für Struan, und das schmerzt mich am meisten von allem –, dass ich nicht einmal etwas für meinen toten Sohn empfinden kann.
Was im Namen aller Götter haben Sie sich dabei gedacht, Silas und Struan am Rand des Sees zurückzulassen? Ihr Augenblick der Dummheit und Unbesonnenheit hat mich meinen Sohn gekostet. Das werde ICH IHNEN NIE verzeihen. Während wir miteinander ausgingen und während unserer Ehe haben Sie so viele dumme Sachen gemacht, die ich verzeihen konnte – zum Teufel, ich habe Ihnen sogar verziehen, dass Sie mich in dieser verdammten Hütte als tot zurückließen, aber dies, Miss Granger, dies niemals.
Ist Ihnen überhaupt klar, was Struan mir bedeutet hat? Von all unseren Kindern war Struan mir am ähnlichsten – im Aussehen und im Verhalten. Er war so besonders für mich. Vom Tag seiner Geburt an schwor ich, ihn zu beschützen, denn ich sah sofort, dass er das am wenigsten selbstbewusste aller unserer Kinder sein würde, dass er besondere Fürsorge und Schutz brauchen würde, damit er nicht so ein Leben haben würde, wie ich es als Kind hatte, ABER SIE HABEN IHN MIR GENOMMEN. Wie konnten Sie mir das antun?
Wie konnten Sie das dem kleinen Silas antun? Was er jeden Abend sehen muss, wenn er einzuschlafen versucht, kann ich nur vermuten. Wollen Sie wissen, was ich jeden Abend sehe, ehe ich einschlafe? Ich sehe den kalten, leblosen Leichnam meines Sohnes, wie Poppy ihn am Ufer des Sees von mir weg levitierte, als ich wieder zu mir kam. Ich sehe die einfache Eichenkiste, in der er jetzt in der Erde versenkt liegt. Ich sehe die Liebe, die ich für Sie empfunden habe, jeden Abend ein wenig mehr sterben und frage mich, ob sie je wieder wachsen wird, weil ich JETZT GERADE NICHTS FÜR SIE EMPFINDEN KANN. KÖNNEN SIE ERKENNEN, WAS IHRE DUMMHEIT MIR ANGETAN HAT? UNS?
Ich denke, es wäre das Beste, wenn Sie die Kinder nehmen und zu Ihren Eltern gehen. Ehe Sie fragen – nein, ich bin nicht sicher, für wie lange. Im Augenblick kann ich Sie nicht einmal ansehen, geschweige denn eines der Kinder. Es ist zu schmerzhaft für mich, sie wachsen und lachen zu sehen, nur um zu wissen, dass mein Struan kalt und einsam in einem Grab an dem See liegt, in dem er gestorben ist. Wessen Idee war es überhaupt, ihn auf dem Gelände von Hogwarts zu begraben? Ich werde ihn an einen Ort umbetten lassen, der weniger von Erinnerungen an meine idiotische Ehefrau durchtränkt ist, die ich geheiratet habe, und der mich nicht jedes Mal, wenn ich ihn besuche, daran erinnert, dass dies der Ort ist, wo er gestorben ist, und dass ich IHN NICHT MEHR IN DIESEM LEBEN LEITEN KANN.
Sie haben mich auf eine Weise verletzt, Miss Granger, von der ich nicht sicher bin, ob sie überhaupt gutzumachen ist. Bitte seien Sie heute Abend weg. Ich werde Sie irgendwann kontaktieren, um den dauerhafteren Wohnort der Kinder zu besprechen.
SS
Hermione drückte den Brief an ihre Brust, während sie vor Trauer laut schluchzte. Selbst heute überwältigte sie die Boshaftigkeit von Severus' Reaktion auf den Tod seines Sohnes. Sie hatte zurückgeschrieben, mehrere Male sogar, und keine Antwort erhalten. Erst nach mehr als einem Jahr schrieb Severus endlich und gestand, dass er die Briefe erst wenige Wochen zuvor geöffnet hatte und ihr dann endlich schrieb. Der einzige Weg zu wissen, was Severus machte, führte über Minerva, der sie heimlich schrieb. Als sie ihre Tränen wieder unter Kontrolle hatte, nahm sie den ersten ihrer Briefe an Severus während dieser verzweifelten Zeit und faltete ihn mit einem mutschöpfenden Atemzug auf.
21. August 2013
Ich bin KEINE dumme Frau. Gelegentlich mag ich nicht die besten Entscheidungen zu treffen, aber von dumm bin ich weit entfernt. Nenne mich nie, niemals dumm. Was waren all diese anscheinend dummen Dinge, die ich getan haben soll, als wir miteinander ausgingen und heirateten, die Du mir offenbar vergeben hast?
Worte können den Schock und den Horror nicht beschreiben, den ich empfinde, nachdem ich Deinen Brief gelesen habe. Dass Du mir die ganze Schuld an Struans Tod gibst. Er war auch MEIN SOHN, Severus. Ich habe seinen Körper neun Monate lang ausgetragen und genährt und ihn dann nach seiner Geburt von ganzem Herzen und mit ganzer Seele geliebt. Kein Tag ist vergangen, an dem ich mich nicht um all seine Bedürfnisse gekümmert habe, wie ich es bei allen UNSEREN Kindern getan habe. Ich habe zu unterrichten aufgehört, damit ich für sie zuhause sein konnte, damit wir uns nicht auf eine Krippe oder Freunde verlassen mussten.
Du denkst, ich habe entschieden, ihn in Hogwarts zu begraben? Weshalb sollte ich ihn dort haben wollen, wo er gestorben ist? Ich habe keine Ahnung, wer das entschieden hat, also wage es nicht, mich dessen zu beschuldigen.
Silas ist verzweifelt. Natürlich weiß ich, dass er sich schuldig fühlt. Ich habe ihm vertraut und hatte ihn schon mehrmals ein Auge auf Varina und Struan halten lassen, während ich kleine Sachen ums Haus erledigte oder schnell weg war, um mich AUF DEINE BITTE HIN um etwas in der Apotheke zu kümmern (ich kann ebenfalls in Großbuchstaben schreiben, Du Bastard). Du hast sogar Silas' verantwortungsvolles Verhalten und seine Fähigkeit ermuntert und gelobt, die Kinder kurze Zeit zu beaufsichtigen, also laste mir das nicht an.
Ich kann kaum glauben, dass Du uns aus Deinem Leben heraushalten willst, wenn wir Dich am meisten brauchen. Die Kinder wollen wissen, wo ihr Daddy ist, und warum Mummy nicht aufhört zu weinen. Meine Eltern sind am Ende ihrer Weisheit bei dem Versuch, ihnen zu verstehen zu helfen, was passiert ist. Sie haben für mich auf Varina aufgepasst, während Silas und ich stundenlang im Bett lagen, redeten und weinten. Ich versuche so sehr, seine Schuldgefühle zu mildern, und wenn ich möchte, dass Du, mein Seelengefährte, mein Leben, mich tröstest, stelle ich fest, dass ich alleine bin, wenn ich Dich am meisten brauche.
Du wirst mir nicht meine Kinder wegnehmen. Wie willst Du die Apotheke führen und gleichzeitig auf sie aufpassen? Wie willst Du ihnen helfen, den Verlust ihres Bruders zu betrauern und, wenn Du so weitermachst, den Verlust ihrer Mutter? Wie willst Du ihnen helfen, mit der Tatsache umzugehen, dass ihre Welt auf den Kopf gestellt wurde? SAG ES MIR, SEVERUS, SAG ES MIR! Sag mir, wie ich damit umgehen soll, da du so viel älter als ich und natürlich weitaus klüger und reifer bist.
Hermione
Hermione ließ den Brief in ihren Schoß fallen. Sie sah aus dem Fenster und dachte an die schrecklichen Monate, die vergangen waren. Zaubererehen waren lebenslänglich, ohne die Möglichkeit einer Scheidung. Von Minerva wusste sie, dass Severus einen Weg zu finden versuchte, das Scheidungsproblem zu umgehen. Außerdem fand er zu ihrem großen Ärger und Schmerz einen Weg, ihr Silas und Varina wegzunehmen. Severus erlaubte nicht, dass die Kinder ohne Aufsicht bei Hermione waren, daher holten ihre Eltern sie im Tropfenden Kessel ab und brachten sie einmal monatlich für ein paar Tage in ihr Haus. Hermione kam zu Besuch dazu und blieb dort. Wenn der Besuch vorüber war, brachten ihre Eltern sie wieder zu Severus zurück. Er machte sogar seine Drohung wahr, Struans Leiche umbetten zu lassen. Nun ruhte er auf demselben Friedhof wie Severus' Mutter im Norden von Manchester.
Severus beantwortete keinen ihrer Briefe, und nach einigen Monaten gab sie es auf, ihm zu schreiben. Alles, was die Kinder betraf, wurde von ihren Anwälten geregelt.
15. November 2013
Severus,
ohne Dich bin ich so einsam. Ich bin wieder zurück in Hogwarts, unterrichte wieder. Minerva hat mir gestattet, in Teilzeit Muggelkunde zu unterrichten. Trotzdem habe ich viel Zeit zum Nachdenken. Silas wird in ein paar Wochen acht. Wirst Du mich ihn bitte sehen lassen? Ich würde gerne mit seinen Großeltern und den Potter- und Weasleykindern eine kleine Party feiern. Würdest Du bitte darüber nachdenken? Trotzdem schicke ich ein paar Tage vorher ein Geschenk. Ich hoffe, Du erlaubst ihm, dass er es bekommt.
Severus, bitte. Ich habe Dir mehrmals geschrieben … willst Du mir bitte antworten? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Du mich weiter dafür beschuldigen kannst, dass Du mich ausschließt, wenn wir beide einander am meisten brauchen. Mein Herz schmerzt und hört nie damit auf. Ich liebe Dich immer noch.
Hermione
18. Dezember 2013
Severus,
ich hoffe, dass Silas einen fröhlichen Geburtstag hatte. Wie hast Du ihm erklärt, dass ich ihn nicht sehen konnte? Wie erklärst Du den beiden, wo ich bin, und was ich tue? Wie erklärst Du ihnen, weshalb wir nicht mehr in unserem Zuhause wohnen, und weshalb Grandma und Grandpa Granger sie abholen und nach Hause bringen?
Wie? Wie erklärst Du ihnen alles? Erzählst Du ihnen, dass ich eine Idiotin bin? Dass ich sie nicht liebe? Dass ich an Struans Tod schuld bin?
Ich weiß, dass es Dir egal ist, aber ich wollte Dich wissen lassen, dass ich bei einem Muggeltherapeuten für Eltern war, die den Tod eines Kindes erlebt haben. Es war hilfreich, aber die Nächte im Schloss sind lang und einsam, und meine Gedanken hören nie auf und lassen mir keinen Frieden in diesem Meer des Schmerzes.
Bitte beantworte meinen Brief. Ich möchte wissen, ob es Dir gut geht, und ob die Kinder in Ordnung sind.
Hermione
12. February 2014
Severus,
Ich bin müde. Dies wird der letzte Brief sein, den ich Dir schreibe. Ich kann nicht weiter von der Hoffnung leben, dass Du anfangen wirst, Dich aus Deiner Trauer hinauszuarbeiten und zu beschließen, dass wir wieder eine Familie sind.
Schließlich bist Du der König des Grolls; Deinen Hass für die Herumtreiber hast Du über zwanzig Jahre aufrechterhalten. Dass ich mich von Deiner Seite mühelos in derselben Kategorie wiederfinde, sollte keine Überraschung sein.
Ich werde mich weiterhin an den Besuchszeitplan halten, den Du für die Kinder festgelegt hast.
Severus, über alle Trauer um unseren Sohn hinweg werde ich Dich immer lieben. Ich hoffe, Du vergisst das nicht.
Hermione
