Kapitel 12 – Die Geburt von Honour

Sonnenschein bahnte sich seinen Weg durch den Vorhang von Hermiones Schlafzimmerfenster und weckte die Hexe. Statt sofort aufzustehen, lauschte sie den Geräuschen, die durch das leicht geöffnete Fenster drangen. In der Nähe konnte sie die klagenden Schreie der Jungvögel in der Eiche am Ende des Gartens hören, und von weiter weg konnte sie das Lachen von Kindern hören, die auf dem Weg zur Dorfschule waren. Sie zog das Kissen zu sich, das früher Severus' gehört hatte, umarmte es fest und inhalierte den noch anhaftenden Duft, der aus ihm aufstieg.

Sie lenkte ihre Gedanken zu den Jahren, in denen sie dieses Bett mit ihrem stattlichen Ehemann geteilt hatte; neben den nächstliegenden Erinnerungen an gemeinsame Liebesmomente dachte sie auch an Weihnachtsmorgen, an denen ihre Kinder auf das Bett gesprungen waren, um das Paar zu wecken. Severus hatte immer so getan, als schliefe er noch, wenn kleine Hände sein Gesicht und seine Arme betatschten. Dies hielt einige Minuten an, bis er plötzlich aufsprang, um die Kinder zu einer ungestümen Umarmung zu fangen, die sie vor Schreck und Aufregung kreischen ließ. Mit den Kindern in den Armen marschierte er ins Wohnzimmer hinaus, damit sie Geschenke auspacken konnten. Bei der Erinnerung lächelte Hermione. Es gab außerdem stürmische Nächte, wenn angstvolle Kinder ins Zimmer sprangen und baten, bei ihren Eltern schlafen zu dürfen. Der eine oder andere Alptraum war ebenfalls Anlass, dass ihr Bett randvoll war.

Schließlich erhob sie sich, ging zur Toilette und machte dann das Bett. Severus neckte sie immer, weil sie das Bett auf Muggelart machte, aber es lag etwas Therapeutisches darin, die Falten zu glätten und die Kissen in einladend flauschige Form zu bringen. Dann zog sie sich an und wanderte in die Küche. Nach einem leichten Frühstück aus Toast und Tee wusch sie das Frühstücksgeschirr und das vom Abend zuvor ab und ging danach nach draußen. Der Tag war kühl, aber die Sonne versprach Wärme. Sie beschloss, dass sie einen flotten Spaziergang brauchte, ehe sie damit weitermachte, Severus' Kleiderschrank auszuräumen.

Ihre Schritte führten sie durch das Dorf von Hogsmeade, vorbei an der Apotheke von Snape & Söhne und hinaus jenseits der Heulenden Hütte. Hinter der Hütte lag der Dorffriedhof. Hermione öffnete das Tor und ging zu dem Erdhügel und den Blumen, die das Grab ihres Mannes kenntlich machten. Vor dem Grabstein stehend seufzte sie.

Severus Tobias Snape

* 9. Januar 1960

† 3. März 2091

Hermione hatte darüber nachgedacht, eine Grabinschrift auf seinen Stein eingravieren zu lassen, hatte aber nichts Passendes finden können. Letztlich war er ein extrem reservierter Mann gewesen, und jede Sentimentalität hätte ihn verärgert. „Guten Morgen, Liebster", sagte Hermione heiter. „Ich vermisse dich. Ich weiß, dass ich dich bald sehen werde, aber ohne dich ist es im Haus so einsam. Ich warte dauernd darauf, dich über etwas grummeln zu hören, das du in der Zeitung gelesen hast, und mich zu beschuldigen, dass ich deine Lesebrille wieder verlegt habe." Hermione bückte sich, um etwas Schmutz unten am Grabstein zu entfernen, und zeichnete die Buchstaben von Severus' Namen nach. „Glennis hat mir diese Woche Gesellschaft geleistet. Ich habe deinen Kleiderschrank ausgeräumt, und sie kam zu Besuch. Ich habe die Kiste ausgegraben, in der ich unsere Briefe aufbewahrt habe. Severus, wir haben so viele geschrieben! Ist dir das je klar geworden? Glennis und ich haben einige gelesen. Sie ist neugierig über dich und mich; keine Sorge, ich habe ihr keine von den eher privaten vorgelesen."

Hermione stand auf und sah sich um. Langes Gras bog sich im sanften Wind, der blies, und der Duft der Blumen, die auf dem Erdhügel vor ihr lagen, hüllte sie ein. Kurz erschrak sie, als Poe herbeischoss und auf dem Grabstein landete. Sie streckte die Hand aus und streichelte sein Gefieder. Mit einem tiefen Atemzug sprach sie weiter: „Ich habe gestern Abend diejenigen aus der Zeit durchgelesen, als Struan starb. Wir haben vor Zorn so viel Zeit verloren, mein Liebster; Zeit, die wir nie zurückbekommen werden. Oh, Gott, das war die schlimmste Zeit meines Lebens. Selbst die Horkruxjagd war damit nicht vergleichbar. Aber am Ende waren wir stärker, nicht wahr?"

Hermione zitterte, als plötzlich ein kühler Lufthauch um sie wehte. Sie zog ihren Umhang enger um sich. „Ich kann nicht bleiben, Liebster. Ich wollte nur kommen und ein bisschen mit dir reden. Ich vermisse dich, Severus. Es tut mir leid, wenn ich nicht so oft komme, wie du es wollen würdest, aber wenn es wärmer wird, komme ich zu längeren Besuchen." Mit einer Hand tätschelte sie den Grabstein, küsste die Fingerspitzen der anderen und drückte sie auf die glänzende Granitoberfläche. „Ich liebe dich", flüsterte sie und wandte sich zum Gehen um, während Poe ihr gemächlich hinterherflog.

Während sie langsam zum Haus zurück spazierte, dachte sie wieder an die Briefe, die sie abends zuvor gelesen hatte, und an die Freude ob ihrer Wiedervereinigung mit Severus. Ihre vierte Schwangerschaft war für das Paar solch eine Überraschung gewesen, und sie hatten viele Wochen gebraucht, um sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass sie ein weiteres Kind bekamen. Mit einem Lächeln im Gesicht erinnerte sie sich an den Tag, an dem ihr letztes Kind geboren wurde. Sie sollte das Baby zuhause in ihrem eigenen Bett bekommen, genau wie sie es mit den anderen drei gemacht hatte, aber das Schicksal hatte andere Dinge für die Snape Familie im Sinn gehabt.

Rückblick

21. September 2015

„Hermione, die Schwangerschaft ist so weit fortgeschritten; bist du sicher, dass wir nicht daheimbleiben sollten? Deine Eltern werden es verstehen, wenn wir sie erst nach unserem Hochzeitstag besuchen", sagte Severus, während er sich herumdrehte, um Silas abzuwehren, der auf und ab gehüpft war und nun an Severus' Ärmel zog, während er mit Hermione sprach. „Silas, geh runter. Ich bin kein Baum."

„Dad! Ich brauche mit etwas bei den Hausaufgaben Hilfe. Ich habe Probleme mit Mathe."

„Einen Moment, ich helfe dir. Was macht deine Schwester?"

„Sie liest, was sonst?", sagte Silas angewidert. „Alles, was sie jemals tut, ist lesen." Er drehte sich um und ging davon.

„Severus, ich fühle mich gut. Das Baby ist erst in zwei Wochen fällig. Meine Eltern freuen sich auf unseren Besuch und darauf, die Kinder zu sehen. Hör auf, so ein Theater zu machen. Ich möchte ausgehen, solange ich kann, ehe ich für lange ans Haus gefesselt bin."

„In Ordnung, in Ordnung", sagte Severus resigniert; er wusste es besser als mit einer hochschwangeren Hermione zu zanken. „Hast du dann alles, was wir brauchen?"

„Ja. In einer halben Stunde sollten wir aufbrechen. Ich gehe nur noch einmal ins Bad." Als sie wegging, erhaschte Severus einen Blick auf ihr Gesicht, das sich zusammenzog, als habe sie Schmerzen.

„Hermione, hast du irgendwelche Schmerzen?" Er folgte seiner watschelnden Frau ins Bad.

„Etwas, Sev, aber das ist normal. Es sind diese Braxton-Hicks. Du weißt, sie sind vor der Geburt üblich." Hermione ging ihre Hände waschen und gab Severus einen kleinen Schubs, weil er vorn am Waschbecken lehnte. „Du weißt noch, dass ich sie früher auch hatte."

„Ja, und wie ich mich ebenfalls erinnere, bedeuteten sie, dass du nur Stunden von der Geburt entfernt warst, wenn du sie hattest. Du bist nicht vielleicht störrisch deswegen? Ich erinnere mich, dass du bei Silas darauf bestanden hast, das ganze Arbeitszimmer zu säubern, ehe du endlich ins Bett gingst. Er wurde innerhalb einer Stunde geboren!" Er reichte Hermione ein Handtuch, um sich die Hände abzutrocknen.

„Danke. Severus, mir geht es gut". Hermione umarmte ihn und küsste ihn auf die Wange. „Jetzt lass uns gehen!"

Etwa um halb vier am Nachmittag kam die Familie bei den Grangers via Flohnetzwerk an, der für Hermione in diesem Stadium der Schwangerschaft einzigen sicheren Art zu reisen. Nach allseitigen Umarmungen brachten die Kinder ihre Großeltern zu allem, was in der Schule und zu Hause passierte, auf den neuesten Stand und gingen dann zum Spielen nach draußen. Sie hatten ihre Großeltern oft genug besucht, um mehrere Freunde in der Nachbarschaft zu haben.

Hermione und ihre Mutter machten es sich im Wohnzimmer für ein nettes Schwätzchen gemütlich, während Severus und ihr Vater sich zu Schach und Scotch ins Arbeitszimmer zurückzogen. „Abendessen ist um sieben fertig!", rief Helen den Männern hinterher. „Wie fühlst du dich, Liebes?"

„Ich habe immer wieder Kontraktionen, aber das ist zwei Wochen vorher zu erwarten", antwortete Hermione und bewegte sich in ihrem Sessel, um bequemer zu sitzen. Es war ihr nicht klar, dass ihr schmerzhaftes Zucken auf ihrem Gesicht zu erkennen war.

„Bist du sicher? Du siehst nicht wohl aus." Ihre Mutter schnalzte missbilligend mit der Zunge, während sie Hermione nachdenklich betrachtete.

„Mir geht es gut, Mutter!", antwortete Hermione genervt. „Nun, was gibt es Neues in der Praxis?"

In der nächsten Stunde plauderten die beiden über die Praxis, die Nachbarn, die Kinder, die Apotheke – alles, worüber zwei Frauen sich austauschten. Sie hatten gerade das Thema erreicht, was die Potters trieben, als die Türklingel sie unterbrach.

„Bleib hier, ich gehe", sagte Helen. „Es ist nicht sinnvoll, dass du aufstehst, nur um dich dann wieder damit abzumühen, dich hinzusetzen."

Hermione konnte gedämpfte Stimmen in der Halle hören. Sie versuchte, sich still zu verhalten, aber sie musste zugeben, dass die Kontraktionen stärker wurden, und dass sie wahrscheinlich nach Hause zurückkehren und Poppy rufen sollte.

„Komm ins Wohnzimmer, Vince. Hermione, schau, wer hier ist!", rief Hermiones Mutter glücklich, während sie einen kleinen, gedrungenen Mann durch die Tür schob.

„Onkel Vince! Was für eine Überraschung. Was machst du hier?" Sie versuchte aufzustehen, aber Vince bedeutete ihr, sitzen zu bleiben.

„Helen hat mich gebeten, ein paar Flugblätter für die Wohltätigkeitsveranstaltung herüberzubringen, die im Bahnhof stattfindet. Da ich auf dem Heimweg von meiner Schicht war, habe ich kurzerhand hereingeschaut. Wie geht es dir?" Er beugte sich hinab, um Hermione einen Kuss auf die Wange zu drücken. „Es ist schön, dich zu sehen. Wo ist dein Mann?"

„Er ist im Arbeitszimmer und spielt mit Dad Schach." Hermione lächelte, als sie daran dachte, wie Onkel Vince Severus zum ersten Mal getroffen hatte. Vince, ein Sanitäter, war der jüngere Bruder ihrer Mutter und wusste alles über Hermiones Fähigkeiten. Nach einigen Augenblicken besitzergreifenden Getues beider Männer (Severus als Hermiones Zukünftiger und Vince als beschützerischer Onkel seiner einzigen Nichte), hatten sie sich gesetzt und verlegen zu plaudern begonnen. Erst als Severus einige Heilzauber erwähnte, die Vinces Interesse weckten, kam dieses Gespräch richtig in Gang, und seitdem standen sie auf gutem Fuß miteinander. Während Hermione, Vince und ihre Mutter sich unterhielten, spürte Hermione den plötzlichen Drang, zur Toilette zu gehen. Sie stand auf und fühlte sofort einen Schwall Nässe an ihren Beinen.

„Hermione!", schrie Helen. „Severus, John! Kommt schnell! Hermiones Fruchtblase ist geplatzt! Helen wich Hermione nicht von der Seite, um ihr zur Toilette zu helfen. „Vince, geh in mein Schlafzimmer und zieh das Bett ab. Du wirst uns helfen müssen."

Zwei Männer stürzten ins Wohnzimmer. „Severus!", schnaufte Hermione.

„Ich wusste, dass wir hätten zuhause bleiben sollen, ich habe dir gesagt, dass –"

„Stopp. Ich weiß das. Bitte lass mich auf's Klo gehen und hilf mir dann, mich hinzulegen. Kannst du Poppy rufen? Ich glaube nicht, dass es sehr lange dauern wird." Dieser Erklärung folgte ein Schmerzenslaut, und Hermione begann ihre Atemübungen.

John wandte sich an Severus. „Wo sind die Kinder?"

„Spielen draußen, sie erwähnten etwas mit den Stewarts."

„Ich gehe sie suchen und bitte die Stewarts, sie eine Weile bei sich zu behalten. Ich bin sicher, sie werden es verstehen."

Ehe sie sich versah, war Hermione nackt im Bett ihrer Mutter. Severus rannte ins Zimmer und trat zum Bett. Er warf einen Versiegelungszauber auf die Matratze und auf das einzelne Laken, das Hermiones keuchende Gestalt bedeckte.

„Ich konnte Poppy nicht erreichen. Minerva sagte, sie sei bei ihrer Schwester."

„Nun, wir brauchen Hilfe. Ich muss jetzt schon pressen!"

Vince trat an Hermiones Fußende. „Severus, ruf den Krankenwagen; ich werde sehen, was ich tun kann." Er hob das Laken, um zu sehen, wie die Dinge voranschritten.

Severus schüttelte den Kopf. „Kein Krankenwagen; sobald das Baby geboren und Hermione in Ordnung ist, apparieren wir nach Hogwarts." Severus setzte sich hinter Hermione, um ihr beim Pressen zu helfen. Von Gefühlen überwältigt, erlebte er ein Déjà-vu. Er küsste Hermione auf den Kopf und sagte leise: „Sie sind alle schnell gekommen. Struan kam am schnellsten, weißt du noch, Liebes?"

Hermione drehte den Kopf, um ihm ins Ohr zu flüstern: „Ich erinnere mich. Er machte alles schnell, nicht wahr?" Sie keuchte heftig. Mit dem Kopf wieder zu Vince gewandt, sagte sie: „Ich muss pressen!"

„Okay, Hermione", kommandierte Vince leise. „Ich kann schon den Kopf sehen. Nun, wir können mit Sicherheit sagen, dass es mit dieser Haarfarbe ein Snape ist. Wenn ich es dir sage, leg los und presse."

„John, du bist zurück!" Helen rief nach ihrem Mann, als sie ihn durch die Tür kommen hörte. „Hole Vince ein paar …" Sie sah Vince fragend an.

„Handtücher … nasse und trockene. Eine Schere und Alkohol. Und Zwirn, wenn du welchen hast." Vince wandte seine Aufmerksamkeit wieder zurück auf Hermione. „In Ordnung, Liebes, leg los und presse."

Hermione presste, während Severus bis zehn zählte. Severus half Hermione zu atmen und zu pressen und ermutigte sie, so gut er konnte. „Komm, Liebes, du schaffst es!"

Wieder presste Hermione. Vince hob eine Hand in ihre Richtung und bedeutete ihr, mit dem Pressen aufzuhören. „Der Kopf ist draußen; warte, Liebes, ich muss die Nabelschnur entwirren."

John glitt in den Raum. „Hier!" Er ließ die Sachen auf's Bett fallen. „Puh!" Schnell wandte er sich ab. Es war eine Sache, die Anotomie der eigenen Frau beim Gebären zu sehen, aber eine ganz andere, die der eigenen Tochter zu sehen.

„Okay, Hermione, nur noch ein paarmal", ermunterte Vince sie.

Hermione presste noch zweimal. Sie fühlte das Baby wie eine Welle von Flüssigkeit aus ihrem Körper gleiten. Ein kleines, zorniges Heulen war im Zimmer zu hören. Sie stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und sank zurück gegen Severus. „Ist es ein Junge oder ein Mädchen?"

„Es ist ein Mädchen!", schrie ihre Mutter aufgeregt, als sie das Baby Vince aus den Händen nahm.

„Severus, komm, trenne die Nabelschnur durch", sagte Vince.

Severus legte Hermione in die Kissen und nahm dann mit zitternden Händen die Schere von John entgegen, der sie mit Alkohol gereinigt hatte, und schnitt sie zwischen den beiden Zwirnstücken ab, mit denen Vince die Nabelschnur abgebunden hatte.

Während Severus die Nabelschnur durchschnitt, wischte Helen den Körper des Babys mit einem feuchten Handtuch oberflächlich ab. Dann wickelte sie ihre Enkelin in ein trockenes Handtuch und reichte sie Severus. Er trat zum Bett und setzte sich.

„Hermione, sie ist wunderschön! Schau!" Severus neigte das Baby, damit Hermione sie sehen konnte. Sie kämpfte ein wenig mehr gegen die Kissen an und streckte die Arme aus, sodass Severus ihr das Baby hineinlegen konnte. Keiner der beiden sagte zuerst viel; beide verloren sich in Erinnerungen an vorangegange Geburten und in der Verwunderung über diese Geburt. Sie sahen einander in die Augen und betrachteten die Emotionen, die sie durchflackerten. „Ich liebe dich, Hermione. Danke für meine Tochter." Er küsste erst Hermiones Stirn, dann die seiner Tochter.

Hermione lächelte, ihre Augen sprachen für sie, und sie umfasste seine Wange mit der Hand. „Hier; nimm das Baby, und du und Dad säubert sie. Ich glaube, ich habe noch etwas mehr zu tun." Severus und John brachten das Kind in das en suite Bad, während Vince Hermione mit der Nachgeburt und sich zu säubern half. Mit ihrem Zauberstab half Hermione, den Schmutz verschwinden zu lassen und das Bett zu reinigen. Helen nahm ein Nachthemd aus dem Schrank und half Hermione hinein. Sobald sie zugedeckt war, ging Helen nach den Männern schauen.

Die drei kamen mit einem sauberen Baby zurück, das in ein Handtuch eingewickelt war. „Oh, wir haben keine Windeln und Kleidung!", rief Hermione.

„Wie es das Glück will, hat Tante Matilda uns ein Päckchen für dich geschickt", sagte Helen. „Mach es auf und schau, was drin ist. Inzwischen laufen John und ich zum Laden an der Ecke und holen ein paar Windeln. Vince, du warst wunderbar", stieß Helen aus.

„Ja, Vincent, danke", sagte Severus vom Bett aus, ohne den Blick von seiner Frau und seiner neugeborenen Tochter zu heben. „Ich bin dankbar, dass du hier warst."

„Ich auch", stimmte Hermione zu. Die frischgebackenen Eltern nahmen die anderen im Zimmer gar nicht wahr, daher führte Helen sie hinaus. Als Helen die Tür schloss und die jungen Eltern alleine ließ, sagte sie leise zu John und Vince: „Ich glaube, sie brauchen etwas Zeit alleine. Ich bin sicher, sie erinnern sich in diesem Moment an Struan. Lasst uns Windeln besorgen und dann Silas und Varina holen, damit sie ihre neue Schwester sehen können."

„Was für ein wilder Nachmittag", sagte Vince kopfschüttelnd. „Ich muss selbst nach Hause. War schön, euch zu sehen!"

Helen umarmte ihren Bruder. „Danke für alles!"

Severus setzte sich und gab Hermione das Baby, die das Kind an ihre Brust legte.

„Du solltest die Kinder holen gehen, damit sie ihre neue Schwester kennenlernen können."

„Gleich, Schätzchen. Ich will bloß ein paar Minuten nur mit dir und ihr." Severus und Hermione sahen einander an. „Ich vermisse ihn so sehr, Hermione."

Hermione zog Severus zu sich, und er barg seinen Kopf an ihrem Hals und legte seine Hand auf das Baby. „Ich weiß, Liebster, ich weiß", sagte sie. „Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht an ihn denke." Einige Minuten verstrichen, während sie in Gedanken da saßen und dem Baby beim Saugen zusahen.

Severus setzte sich auf und räusperte sich. „Nun, herzlichen Glückwunsch zum Hochzeitstag, Liebes. Sie ist ein tolles Geschenk!"

„Wie wollen wir sie nennen? Ich glaube, wir haben dieses Mal überhaupt nicht daran gedacht. Normalerweise haben wir lange im Voraus die Namen ausgesucht."

„Dieses Jahr war viel bei uns los." Severus küsste Hermione wieder und legte dann seine Stirn an ihre. „Ich liebe dich so sehr."

„Und ich dich. Vor zwölf Jahren habe ich geschworen, dich zu lieben, zu ehren und zu respektieren. Jetzt tue ich das mehr denn je. Du ergänzt mich."

„Ehre."

„Ja, da tue ich."

„Nein, ich meine, für das Baby. Was, wenn wir sie Honour(1), nennen? Da sie an unserem Hochzeitstag geboren ist und trotz allem, was wir durchgestanden haben, waren wir ehrenhaft miteinander."

„Das gefällt mir." Hermione lächelte. „Was ist mit einem zweiten Namen?"

„Während der ganzen Schwangerschaft hatte ich das Gefühl, sie sei ein Geschenk an uns. Eine Gnade in unserer Trauer. Ich möchte gern etwas haben, das dieses Gefühl aufnimmt."

„Wie wäre es mit Grace?"

„Hmmm, nein, ich glaube nicht."

„Warum dann nicht einfach ‚Reprieve'?"(2)

„Honour Reprieve Snape."

Ende

Die Geburt des letzten Kindes der Snapes war ein zentraler Augenblick für die Familie. Obgleich sie ihren Sohn und Bruder nie vergaßen, half die Freude über das neue Kind ihnen, wieder ganz zu werden und auf eine Art zu heilen, von der ihnen nicht klar gewesen war, dass sie sie brauchten.

Struan Snape wurde geliebt und blieb in Erinnerung.

Immer.

(1) Engl. Honour = Ehre

(2) Engl. Reprieve = Gnade