Er erwachte mit dem Geruch frischen Kaffees in der Nase.
Schon wollte er fluchend über Hermine aufspringen und alle unerwünscht Anwesenden aus dem Haus werfen, als er nach unten blickte und in Kreachers faltiges, aber freudestrahlendes Gesicht blickte.
„Kreacher hat dem Herrn ein Frühstück bereitet. Kreacher ist so glücklich über des Herrns Rückkehr. Wenn der Herr irgendetwas benötigt, bittet Kreacher dem Herrn zur Verfügung stehen zu dürfen."
Harry brauchte einen Moment, bis er sich in der Situation zurechtgefunden hatte.
„Kreacher, warum bist du nicht in Hogwarts? Und. Du hast ja überall Schnittwunden und blaue Flecken! Und …"
Doch Kreacher unterbrach ihn „Kreacher wurde mitgeteilt …" Doch nun begriff der alte Hauself, dass er soeben seinen Hernn unterbrochen hatte und fing an seinen Kopf auf den Boden zu hämmern, nachdem er die Tasse Kaffee auf den Tisch gestellt hatte.
„Kreacher! Hör sofort auf dich zu bestrafen!"
„Der Herr ist zu großzügig" sagte er leicht schielend. Dieser Gesichtsausdruck erinnerte ihn an Dobby und er spürte einen schmerzlichen Stich.
Kurz musste Harry sich sammeln, dann sagte er „Kreacher ich möchte nicht, dass du mich Herr oder Meister nennst. Bitte bleib bei Harry! Und zweitens: Was wurde dir von wem mitgeteilt?"
„Das Gemälde von Herrn Dumbledore, Sir. Es hängt seit seinem Tod bei und in der Küche, neben dem Schrank mit Süßigkeiten. Er sagte, dass es vielleicht eine gute Idee sei, wenn Kreacher einen Blick in das alte Haus seiner Familie wagen würde. Und so fand Kreacher den Her .. den jungen Harry Potter schlafen im Wohnzimmer und Kreacher war so glücklich und Kreacher hat geputzt und ein Zimmer hergerichtet für den Herrn. Und Frühstück gemacht."
Eine einzelne Träne rann an Harrys Gesicht herab. Wie gut ihn Dumbledor doch tatsächlich gekannt hatte war erschreckend.
„Vielen Dank Kreacher! Das hast du gut gemacht. Aber nun möchte ich bitte, dass du nach Hogwarts zurückkehrst und dich im Krankflügel versorgen lässt. Keine Wiederrede bitte! Und noch eines. Verrate bitte niemandem, wo ich bin, oder dass du mich gesehen hast."
Mit großen Augen sah Kreacher an ihm hoch. „Der junge Mister Potter ist so großzügig. Und Kreacher wird nichts verraten!" und mit einem leisen Knall, verschwand er gen Hogwarts.
Nachdem Harry gefrühstückt hatte, fühlte er sich gestärkt und konnte nun endlich zur Tat schreiten.
Er wusste was er tun wollte, tun musste.
Auf dem Weg zur Haustür, bewaffnet mit seinem Tarnumhang, sah er plötzlich seine Brille auf dem Tisch liegen. Er wunderte sich, dass er dies scharf sah. Sich am Kopf kratzend setzte er sie auf und nahm sie sofort wieder mit einem leichten Schwindelgefühl ab.
Er konnte scharf sehen. Ohne Brille. Doch bevor er beginnen konnte, sich darüber Gedanken zu machen besann er sich eines Besseren. Er hatte etwas zu tun.
Achselzuckend richtete er ohne nachzudenken seinen Zauberstab auf die Brille und die Gläser fielen heraus. Er wollte nicht auch noch dazu Fragen gestellt bekommen.
Nachdem er auf die Straße getreten war und sich eine abgelegene Ecke gesucht hatte, apparierte er in die Winkelgasse.
Er stand vor dem großen, imposanten Gebäude der Gringotts Bank. Der Anblick wurde leider doch beträchtlich von all den Rußflecken, den eingestürzten Mauern und dem fehlenden Dach geschmälert.
Harry ging unter dem Umhang die Stufen hinauf, kletterte über die Absperrungen und an dem Vorübergehend geschlossen wegen Renovierungsarbeiten – Schild vorbei.
Als er durch den Eingangsbereich in die große Halle mit den Schaltern gegangen war, nahm er den Umhang ab und noch bevor die vielen erschrockenen und wütenden rufe der Kobolde ihn erreichen konnte, hatte er sich schon hingekniet und seinen Zauberstab demonstrativ zur Seite gelegt.
Im Nu war er umzingelt von einem dutzend zornig und rachsüchtig dreinblickender Kobolde.
„Mister Potter. Der Dieb kehrt an den Ort seiner Schandtat zurück. Verwunderlich. Was hat Sie dazu bewogen sich dem Zorn der Kobolde zu stellen?" Ein älterer Kobold, offensichtlich ein sehr angesehenes Mitglied dieser Bankgesellschaft, kam langsam schlendernd zwischen den anderen hindurch, die bereitwillig Platz machten.
„Ich weiß, dass das was ich getan habe, unverzeihlich ist. Ich erwarte keine Vergebung. Und werde alle mir von Euch auferlegten Konsequenzen tragen. Nur habt ihr das recht zu erfahren, wie es zu diesem schrecklichen Zwischenfall kam. Dürfte ich Ihnen bitte davon berichten, bevor ich Ihre Strafe erwarte?"
Der Anführer der Kobolde stutze kurz bei Harrys Worten. Es war nicht alltäglich von Zauberern auf Augenhöhe angesprochen zu werden.
„Nehmt seinen Zauberstab und geleitet Mister Potter in mein Büro!" War alles was er sagte bevor er sich umdrehte und gemessenen Schrittes davonging.
