„Draco?" fragte Harry ruhig.

„Nun mach schon. Ich habe es nicht anders verdient" antwortet dieser matt.

„Was machen?" fragte Harry verwirrt.

„Na du bist doch hier, um mich zu bestrafen für das, was ich angerichtet habe oder nicht?"

Harry fiel dazu nichts mehr ein und er ließ den Zauberstab ein wenig sinken.

„Verwechsle mich bitte nicht mit einem gewissen anderen Zauberer!" sagte Harry wütend.

Wie konnte selbst Draco denken, er würde wahllos Menschen töten, wenn ihm danach war.

„Ich war nur neugierig dich hier gesehen zu haben. Warum bist du nicht auf Malfoy Manor um mit deinem Vater einen Rachefeldzug gegen mich zu planen?"

Draco wagte es ein Auge zu öffnen und blickte erstaunt in Harrys Gesicht.

„Rachefeldzug … ? Achso deswegen" und er sah resigniert auf seinen Unterarm.

„Mein Vater hat mich und meine Mutter vor die Tür gesetzt. Es gab einen fürchterlichen Streit. Sie wollte, dass er endlich zur Vernunft kommt. Dass es ein Wunder sei, dass wir alle noch leben und jetzt endlich die Möglichkeit bestünde in Frieden zu leben. Aber er faselte nur irgendetwas von Familienehre und Verrat am eigenen Blut. Als er mich dann dazu aufforderte mich Ihm anzuschließen war ich das erste Mal in meinem Leben in der Lage ihm zu wiederstehen. Ich konnte meine Mutter nicht im Stich lassen. Nun sind wir einigermaßen Mittellos nach London geflohen und rechnen jeden Tag damit, dass er Vergeltung übt an uns. Mutter ist zu Ihrer Schwester gegangen, um sich für alles zu entschuldigen und wurde von dieser sogar aufgenommen." Er schüttelte den Kopf.

„Er ist richtig besessen. Es ist sehr schade. Ich erkenne erst jetzt, dass mein ganzes Leben eine Verschwendung und eine Lüge war."

Harry blieb der Mund offenstehen.

„Sag das noch mal" war alles was ihm dazu einfiel, doch kam er sich sehr dumm vor während er das sagte.

„Du wirst es mir sowieso nicht glauben Harry".

Nun machte sich komplette Verwirrung breit. Kein herablassendes Potter. Er hatte ihn Harry genannt.

„Versuch es doch einfach mal" meinte Harry und ließ seinen Zauberstab nun ganz sinken.

Draco sah ihm offen in die Augen.

„Setze Legilimentik ein. Dann siehst du alles, was du sehen musst. Du weißt genau so gut wie ich, dass ich immer ein mäßig guter Zauberer war. Ich könnte dir nichts vorenthalten."

Harry traute seinen Ohren nicht. „Wie bitte? Du bittest mich in deinen Geist einzudringen?"

„Auf eine andere Weise werde ich dich niemals von meiner Reue überzeugen. Und auch wenn ich verstehe, dass du mich dein Leben lang hassen wirst, möchte ich nur das. Dass du siehst, dass ich wahrhaftig Reue empfinde. In einem Maß, dass ich mir niemals vorstellen konnte. Bitte Harry. Diesen einen Gefallen. Mehr nicht."

Da ihm tatsächlich nichts anderes einfiel vor lauter Ungläubigkeit, hob er den Zauberstab und dachte `Legilimens`. Noch bevor er sich darüber wundern konnte, wie leicht ihm in letzter Zeit die schwierigsten Zauber gelangen, erlebte er Dracos Kindheit und Jugend.

Wie er beim kleinsten Misserfolg bestraft wurde. Wie ihm gelehrt wurde etwas Besseres zu sein. Den Cruciatus Fluch nachdem er sein erstes Quidditschspiel als Sucher verloren hatte. Die Aufenthalte im Kerker des Anwesens, wenn er den Anforderungen seines Vaters nicht genügt hatte. Die Aufnahme in den Kreis der Totesser, die Angst zu versagen und dennoch die leise Hoffnung doch noch seinen Vater stolz zu machen. Die Tränen seiner Mutter. Und schließlich die Erkenntnis, von der Draco gesprochen hatte.

Als Harry sich aus Dracos Geist zurückzog liefen ihm Tränen über das Gesicht.

„Es tut mir sehr leid!" sagte Harry und ohne genau zu wissen was er da tat, schloss er den verdutzt dreinblickenden Jungen in die Arme.

Sie sprachen tatsächlich noch einige Stunden über alles, das seit Ihrer allerersten Begegnung im Hogwarts-Express geschehen ist.

„Wie kannst du mir vergeben Harry. Ich war ein Monster. Ich habe dir und deinen Freunden das Leben zur Hölle gemacht."

Dieser lächelte „Ich glaube, ich habe einfach zu viel Zeit mit Dumbledore verbracht. Und außerdem war mein letztes Jahr die absolute Hölle. Ich habe keine Lust mehr auf Krieg, Feindschaft und Missgunst. Was habe ich denn zu verlieren dir zu vergeben – und – Freundschaft anzubieten?"

Das war zu viel für Draco und jetzt begann er leise zu weinen und immer wieder zusammenhanglose Dinge wie „nicht verdient" oder „das ist ein Traum" zu flüstern.

Harry wartete bis sich sein Gegenüber wieder einigermaßen beruhigt hatte. Ihm war soeben etwas eingefallen.

„Was würdest du davon halten, mit in den Grimmaultplatz zu kommen. Ich habe viele leere Zimmer und nie Gesellschaft. Außerdem habe ich da so eine Idee …" und er dachte an die 6 Gesichter an der Plakatwand.

Draco kniff sich in den Arm. „Das muss ein Traum sein!" Doch als er immernoch mir Harry, der ihn jetzt sogar angrinste, in dem Zimmer im Tropfenden Kessel stand, schüttelte er den Kopf.

„Es ist komisch, das zu dir zu sagen. Aber ich weiß genau wie du dich im Moment fühlst.

Komm schon lass uns gehen!"

Harry bezahlte von den restlichen Galleonen in seinem Geldbeutel das Zimmer und gemeinsam machten Sie sich auf den Weg.

Erstaunt stellte Harry fest, dass ein Brief auf dem Esstisch lag. Er erkannte Hermines Handschrift. Da war er wieder. Der Gedanke an den Fuchsbau. Und der Schmerz und die Verzweiflung. Er musste es stoppen. Er musste sich ablenken.

„Geh schonmal hoch und such dir eines der Zimmer aus. Es ist zwar nicht aufgeräumt, aber wozu sind wir schließlich Zauberer…"

Er schwor sich, diesen Brief erst zu öffnen, wenn alles was er getan haben wollte, erledigt war. Er dachte daran, Hermine eine Eule zu schicken mit der Erinnerung an ihr Versprechen ihm Zeit zu geben. Da. Der nächste schmerzhafte Gedanke. Seine Hedwig. Ebenfalls tot. Wie Remus, Tonks, Fr..

„NEIN" schrie er und schlug sich an die Stirn.

Keine Eule. Dann eben die Auffällige Variante.