Nach weiteren 2 Tagen, wachte Harry endlich wieder auf und bekam sofort die Anweisung, sich keinesfalls zu bewegen.
Bewusst wartete der erfahrene Heiler noch ein paar Stunden, bis er in den Wartebereich ging, in dem Hermine, Ron, Mrs Weasley und Ginny saßen.
Alle sprangen bei seinem Anblick auf, doch er bedeutete ihnen sich wieder zu setzten.
„Mister Potter ist ansprechbar, jedoch immer noch sehr schwach. Deshalb würde ich Sie bitten, nur einzeln zu ihm zu gehen und auch um Merlins Willen dafür zu sorgen, dass er sich unter keinen Umständen aufregt."
Ginny sprang sofort auf, wurde aber von Hermine sacht, aber bestimmt wieder auf ihren Platz bugsiert.
Als diese sich schon bereit machte, lautstark zu protestieren, sagte Hermine nur „Was glaubst du bei wem von uns vieren Harry sich wohl am meisten aufregen würde?
Lass mich mit ihm reden. Ich verpreche dir, dass du gleich danach zu ihm kannst."
Ron sah nun genauso trotzig drein wie seine Schwester.
„Und was ist mit mir? Ich bin schließlich sein bester Freund! Ich sollte…"
„Du möchtest ihm also erklären, dass er sich nun nicht mehr verstecken kann, und ihm gut zu reden? Dass er sich trotz seiner Bedenken bitte nicht aufregt? Dass ihm niemand hier Vorwürfe macht? Dass wir ihn brauchen?" Ihre Augen brannten und Ron sah sie verdutzt an.
„Nun also. Ja es wäre vielleicht schon besser …"
„Danke Ronald!" sagte sie nun halb streng, halb im Scherz.
Mrs Weasley nickte ihr nur zu, während sie die leise schluchzende Ginny im Arm hielt.
Also atmete sie einmal tief durch, und betrat das Zimmer.
Als Hermine gute 20 Minuten später wieder den Wartebereich betrat, berichtete sie ohne Umschweife.
„Ich habe Harry tatsächlich noch nie so schwach erlebt. Er ist sehr labil im Moment. Ich habe ihm vorsichtig versucht einige Dinge klar zu machen. Er versteht die Welt im Moment nicht. Warum ihr hier seid, und euch um ihn sorgt, wobei ihr ihn doch verabscheuen müsstet."
Sie sah in ungläubige Gesichter.
„Er glaubt das wirklich. Seine starke Reaktion lässt sich wohl damit erklären, weil er dachte Ginny säße an seinem Bett um ihm Vorwürfe zu machen und sich endgültig von Ihm abzuwenden. Das hätte er nicht verkraftet …"
„Entschuldigt bitte, aber habe ich etwas verpasst? Ginny?"
Und so fasste Ginny, mit gelegentlichen Einwürfen Hermines und Rons, die Ereignisse sie und Harry betreffend zusammen.
„Aber warum hast du nie mit mir darüber gesprochen? Ich hätte für dich da sein können."
„Ich konnte nicht. Ich war gefangen zwischen Hoffnung und der Gewissheit, dass ich mir diese gar nicht machen dürfte. Nicht mal ich selbst wusste genau was in mir vorging."
Sie stand auf und machte sich bereit, Harry zu sehen.
„Ginny, bitte. Versuche nicht zu viel mit ihm zu sprechen, oder Erklärungen zu fordern. Ich habe ihn gefragt was er wohl glaube warum jemand der ihn hasst, tagelang an seinem Bett wacht. Das muss er glaube ich erst einmal noch verdauen und darüber nachdenken." schmunzelte Hermine.
Die jüngere Hexe nickte und bekam von den Anderen aufmunternde Blicke.
Er hatte das auf- und zugehen der Tür gar nicht gehört.
So in Gedanken war er.
Als er jedoch zögerliche Schritte in dem großen Raum wahrnahm, wandte er den Blick und sah Ginny auf sich zukommen.
Er sah sie einfach nur an. Das war der Moment vor dem er sich so sehr gefürchtet hatte.
„Ginny, .." doch sie schüttelte leicht den Kopf und setzte sich an sein Bett.
„Darf ich eine Weile hier bleiben?" fragte sie leise ohne eine Spur dessen im Blick oder in der Stimme was Harry erwartet hatte.
„Ginny, ich .." sie nahm seine Hand die leicht zitterte, „Wie kannst du mir in die Augen sehen? Wieso bist du nicht … Wie kannst du meine Hand …?"
Sie brauchte jedoch nichts zu sagen. Er sah es, als er ihr jetzt das erste Mal direkt in die Augen sah.
Und dieses Gefühl, dass nur Ginny ihm je vermitteln konnte, stieg in ihm auf.
Geborgenheit. Das Gefühl angekommen zu sein. Bedingungslos geliebt zu werden.
Ihm war sich sehr wohl im Klaren darüber, dass er in ihre Anwesenheit, nicht zu viel hineininterpretieren durfte. Jedoch wollte er darüber jetzt nicht nachdenken.
Als er Ginnys Hand berührte, brachen auf einmal alle Dämme. Die Empfindungen, die er die letzten Wochen, aber vor allem die letzten Tage mit aller Macht zur Seite gedrängt und weggeschlossen hatte.
Und er saß nur da und weinte. Schnell setzte sich Ginny auf das Bett und nahm ihn in den Arm.
Er lehnte sich an sie.
Mehr brauchte sie nicht.
