Inzwischen war Hermine seit etwas mehr als einem Monat in der Vergangenheit und sie begann sich daran zu gewöhnen. Sie hatte seit diesem einen Gespräch nichts mehr von Dumbledore gehört, wodurch sich ihre Sorgen leicht verdrängen ließen. Sie hatte eine Routine entwickelt und wenn sie nicht zu genau darüber nachdachte, dann fühlte es sich fast wie in ihrer eigenen Zeit an. Sie fühlte sich nicht mehr so stark fehl am Platz wie noch zu Anfang. Lily und Alice waren inzwischen zu sehr guten Freundinnen geworden und mit den Jungs verstand sie sich auch gut.
Selbst dass Sirius ständig mit ihr flirtete und nicht locker ließ, war beinahe normal geworden. Er bewies eine unglaubliche Ausdauer, wenn es darum ging ihr Komplimente zu machen und um sie herum zu scharwenzeln. Zwischendurch fand sie auch Spaß daran, ab und an darauf einzugehen und ein bisschen mit ihm zu schäkern. Sie sah und spürte dann häufig, dass es ihm gefiel und er es auskostete, dass sie ihm ihre Aufmerksamkeit schenkte.
In den Astronomiestunden war es inzwischen völlig normal, dass er dicht bei ihr saß und sie, wenn sie mit ihren Aufgaben fertig waren und noch Zeit übrig war, einfach da saßen und in den Himmel schauten. Manchmal legte sie ihren Kopf sogar auf seine Schulter.
Insgeheim sehnte sie diese Stunden herbei und spürte den ganzen Tag eine kribbelnde Vorfreude, wenn am Abend Astronomie auf dem Stundenplan stand. Das vor sich selbst zuzugeben, traute sie sich allerdings noch nicht. Sie versuchte es zu ignorieren und wenn ihre Schwärmerei zu stark wurde, dann versuchte sie immer verzweifelt an Ron zu denken, auch wenn sie sich inzwischen bewusst war, dass ihre Beziehung verloren war. Wenn sie ihn wiedersah, würde sie älter sein und ihre Beziehung würden sie nicht fortführen können. Für ihn tat es ihr besonders leid, weil er nicht die Chance bekam, sich an diesen Gedanken zu gewöhnen. Sie merkte, dass sie den Rotschopf von Tag zu Tag etwas weniger vermisste, weil sie sich mehr und mehr mit ihrer Situation arrangierte. Sie hatte dann immer ein schlechtes Gewissen, weil es für ihn aus heiterem Himmel kommen würde.
Sirius schien es jedes Mal zu spüren, wenn sie in diesen düsteren Gedanken versank und dann brauchte er ihr nur über den Rücken streichen und sie anzulächeln und Hermines schlechtes Gewissen verzog sich wieder, weil sie plötzlich keinen Gedanken mehr an ihre eigene Gegenwart verschwendete.
Sie war sich nicht sicher, was sie davon halten sollte. Sie hatte Angst davor, eines Tages aufzuwachen und mehr für ihn zu empfinden als diese kleine Schwärmerei. Denn selbst wenn sie dann im gleichen Alter sein würden, in ihrer Zeit war er tot. Und so bitter das vielleicht auch klang, sie hatte Angst davor, ihn zu stark zu vermissen. Sie wusste, dass es eine egoistische Angst war, aber der Gedanke, dass sie vermutlich eine Teilschuld an seinem Tod tragen würde, war alleine schon schrecklich genug. Wenn noch tiefere Gefühle hinzukamen, dann würde sie es nicht ertragen können.
Und eigentlich mochte sie ihn schon viel zu sehr. Sie durfte ihn nicht noch weiter an sich heranlassen. Sie würde ihm mit Haut und Haaren verfallen. Ihre Vermutung, dass er ihr gefährlich werden könnte, hatte sich absolut bestätigt. Er war wie ein Feuer, das drohte sie zu verbrennen, wenn sie nicht aufpasse.
Bei all diesen Gedanken fiel ihr nicht auf, dass sie eigentlich längst verloren hatte. Sie wollte es nicht sehen. Sie wollte sich einreden, dass er nicht mehr als ein guter Freund war. Was alle anderen längst wussten, ignorierte sie mit stoischer Verbissenheit. Sie sah nicht, wie Alice grinste, wenn sie mit Sirius schäkerte. Sie ignorierte James' anzügliche Kommentare, Remus' wissendes Lächeln und Lilys Fragen, ob sie in Sirius verliebt sei. Sie interessierte sich vielmehr für die Beziehung, die sich endlich zwischen den beiden Schulsprechern zu entwickeln schien.
Vor einiger Zeit hatte Lily vor James zugegeben, dass sie ihn wohl doch falsch eingeschätzt hatte und er gar nicht so schlimm wäre, wie sie immer gedacht hatte.
Von alleine hatte sie das aber nicht getan, den Anstoß hatte, wie sollte es auch anders sein, Alice gegeben. Die hatte sich danach zurückgelehnt und grinsend wie eine Katze, die von der Sahne genascht hatte, das Schauspiel, das danach folgte, beobachtet.
James hatte Lily lächelnd angesehen und gemeint, wenn sie sich für ihr Verhalten der letzten Jahre ihm gegenüber entschuldigen wolle, würde er das nur annehmen, wenn sie mit ihm nach Hogsmeade ginge. Sie hatte ihn der Erpressung beschuldigt und nach einigem Hin und Her dann doch zugesagt. James hatte sich gefreut wie ein Schneekönig und Lily hatte ausgesehen, als ob sie in eine saure Zitrone gebissen hätte.
Als Hermine an diesem Samstagmorgen aufwachte, stand Lily ziemlich nervös vor ihrem Kleiderschrank. »Guten Morgen«, sagte die Brünette verschlafen und stemmte sich auf ihre Unterarme hoch, um Lily besser sehen zu können.
»Morgen«, nuschelte die Rothaarige abwesend und wühlte zwischen ihren Klamotten herum.
Hermine beobachtete sie eine Weile schmunzelnd und fragte dann: »Na, aufgeregt?«
»Quatsch, wieso?«
»Du hast heute eine Verabredung mit James in Hogsmeade«, sagte Hermine.
»Es ist doch nur James.« Lily versuchte uninteressiert zu wirken.
»Ja…«, sagte Hermine lang gezogen, »James, der in dich verliebt ist.« Als Lily sie ansah, bemerkte Hermine, dass die Rothaarige gerötete Wangen hatte. »Ich wünsche euch viel Spaß.«
Lily setzte sich auf ihr Bett. »Ist das nicht komisch? Ich habe ihn so lange nicht gemocht, und jetzt bin ich tatsächlich nervös, weil ich mit ihm ausgehe.«
»Nein, ich finde das ganz und gar nicht komisch. Du hast halt erkannt, dass du dich in ihm getäuscht hast.« Achselzuckend sah Hermine ihre Freundin an.
»Hm…« Lily wirkte noch nicht überzeugt. »Gehst du mit Sirius hin?« Als Hermine den Kopf schüttelte, fragte sie überrascht: »Hat er dich nicht gefragt?«
»Doch, vor Wochen schon. Aber ich habe 'nein' gesagt.«
»Was? Wieso?«
»Ich möchte nicht mit ihm ausgehen«, sagte Hermine.
»Wieso das denn nicht?«, fragte Lily verwundert.
»Wir sind nur Freunde.«
»Das kannst du dem Grindeloh erzählen, aber nicht mir.«
»Wie bitte?«, fragte Hermine entgeistert. »Natürlich sind wir nur Freunde!«
»Anscheinend weiß ich da mehr als du.«
»Ach ja? Lässt du mich daran auch teilhaben?«, fragte Hermine verstimmt.
Lily schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich hätte echt nicht vermutet, dass du so blind bist. So wie ihr zwei miteinander umgeht, gehen keine Freunde miteinander um. So wie ihr verhalten sich Leute, die ineinander verliebt sind.«
»Ich bin nicht in Sirius verliebt!«
»Doch, bist du. Bis über beide Ohren. Irgendwann wirst du das schon noch erkennen«, sagte Lily und verschwand mit ihrem Kopf wieder im Kleiderschrank.
Hermine ließ sich wieder in ihr Kissen plumpsen. Lily hatte unrecht. Sie war nicht in Sirius verliebt! Sie mochte ihn als Freund, mehr nicht!
»Lily hat recht. Jeder weiß das, nur du nicht«, kam es plötzlich von Alice durch die Bettdecke genuschelt. »Und danke, dass ich jetzt wach bin«, grummelte sie hinterher.
»Tut mir leid, Alice«, sagte Lily und zog Jeans und Pullover aus dem Schrank.
Alice setzte sich auf. »Dafür hast du jetzt so lange gebraucht?« Sie zog eine Augenbraue hoch.
»Könnt ihr mal leiser sein?«, nuschelte Marlene verschlafen. »Hier wollen Leute weiter schlafen!«
Alice grinste Lily an und zog eine Grimasse, woraufhin Lily kopfschüttelnd im Badezimmer verschwand. Alice stand auf, nahm ihre Decke mit und kletterte zu Hermine ins Bett. Hermine sah sie irritiert an. »Rutsch mal.« Alice setzte sich neben Hermine an das Kopfteil gelehnt.
»Hast du kein eigens Bett?«
»Nicht, wenn wir Mary nicht auch noch wecken wollen«, sagte Alice leise.
Hermine stöhnte auf, warf sich auf den Bauch und drückte ihren Kopf in das Kissen. »Was willst du?«, kam es gedämpft unter dem Haarwust hervor.
»Ich wiederhole es natürlich gerne noch mal für dich. Lily hat recht.«
»Nein«, knurrte Hermine.
»Du fängst an zu strahlen, wenn du dich mit Sirius unterhältst.«
»Ich strahle nicht!«
»Doch. Deine Augen funkeln, wenn er mit dir flirtet«, sagte Alice und stupste Hermine an.
Hermine hob den Kopf auf die Seite und schielte zu Alice hoch. »Meinst du nicht, dass ich das am besten wissen sollte?«
»Nicht, wenn du es verdrängen willst, weil Lily dir am Anfang des Schuljahres gesagt hat, dass du dich am besten von ihm fernhalten sollst.«
»Ich bin nicht in Sirius verliebt!« Sie ließ ihren Kopf wieder mit dem Gesicht voran auf das Kissen fallen. Sie durfte sich nicht in ihn verlieben. Das durfte einfach nicht passieren. Und wenn sie es nicht wollte, dann war das auch so!
Lily kam wieder aus dem Badezimmer und steckte sich gerade ihre Haare mit einer Spange zurück. »Wollt ihr noch ein bisschen kuscheln, oder kommt ihr mit zum Frühstück?«, fragte sie.
»Mit mir will Jean nicht kuscheln«, sagte Alice und sprang schnell aus Hermines Bett, bevor diese sie schlagen konnte.
»Los, komm schon, Jean, heute ist Dorftag. Das willst du doch nicht verschlafen.« Lily zog ihr die Decke weg und Hermine stand murrend auf.
Nachdem sie alle angezogen waren, gingen sie in die Große Halle. Lily hatte ihren Mantel schon mitgenommen, da sie und James direkt nach dem Frühstück los wollten. Sie war aufgekratzt und als sie James am Tisch sitzen sah, wurde sie ein bisschen rot.
»Guten Morgen«, wurden sie von den Jungs begrüßt.
»Hi«, antwortete Lily und setzte sich gegenüber von James an den Tisch. Hermine und Alice nahmen links daneben Platz. James lächelte Lily glücklich an.
»Geht ihr gleich auch ins Dorf?«, fragte Remus die anderen Mädchen.
»Ja, aber später. Ich will schon ein paar Weihnachtsgeschenke kaufen«, antwortete Alice.
»Ist doch noch viel zu früh, um an Weihnachten zu denken«, sagte Sirius.
»Ja, aber was ich habe, das habe ich schon.«
Hermine hielt sich aus dem Gespräch raus, sie befürchtete, sonst wieder zur Zielscheibe zu werden. In dem Punkt traute sie Alice inzwischen alles zu. Sie beobachtete stattdessen Lily, die James ab und zu verstohlene Blicke zuwarf. Es war wirklich süß, Lily so schüchtern zu sehen. Die beiden waren auch recht schnell mit ihrem Frühstück fertig und machten sich dann auf den Weg ins Dorf.
»Viel Spahaß«, rief Alice hinter ihnen her.
Der Rest der Gruppe frühstückte gemütlich weiter und ging dann wieder in den Gemeinschaftsraum. Remus und Peter verschwanden in ihrem Schlafsaal und Hermine setzte sich in einen der gemütlichen Sessel. Alice ging nach oben, um sich ein Buch zu holen.
Sirius setzte sich neben Hermine und sah sie an. »Gehst du heute mit mir nach Hogsmeade, Jean?«, fragte er ruhig.
»Ich gehe nicht mit dir aus, Sirius.«
Nach dieser Abfuhr war er sichtlich gekränkt und Hermine tat es schon fast leid, so brüsk geantwortet zu haben, aber dann stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht. »Gehst du mit mir ins Dorf, wenn wir Alice, Remus und Peter mitnehmen?«
»Oh wie toll! Wir gehen alle zusammen ins Dorf!«, rief Alice übertrieben fröhlich und klatschte in die Hände. Sie hatte sich von hinten an die beiden angeschlichen. »Als Freunde!«, betonte sie auffällig.
Sirius sah sie irritiert an und warf Hermine einen fragenden Blick zu.
Hermine schaute warnend zu Alice. »Ich wollte eigentlich gar nicht hingehen.«
»Quatsch! Das ist dein erster Hogsmeadeausflug! Natürlich kommst du mit!«, sagte Alice resolut. »Du kennst das Dorf doch noch gar nicht. Sagst du Peter und Remus Bescheid, Sirius? Jean und ich holen unsere Mäntel und warten dann hier auf euch.«
Grinsend verschwand Sirius. Als er weg war, folgte Hermine Alice ergeben nach oben. »Alice, ich möchte wirklich nicht ins Dorf.«
»Komm schon. Wenn's dir nicht gefällt, dann darfst du dich auch das nächste Mal im Schloss verkriechen. Ich würde mich echt freuen, wenn du mitkommst.« Alice klimperte bettelnd mit den Wimpern.
»Ich weiß, was du versuchst… Sirius und ich sind nur –«
»Ja, ja. Ihr seid nur Freunde. Hab's verstanden. Kommst du jetzt mit?«
Ergeben seufzend nahm Hermine ihren Umhang aus dem Schrank und warf ihn sich über.
Es dauerte noch zehn Minuten, bis die Jungs runter kamen und dann verließen sie gemeinsam das Schloss. Alice hatte sich bei Hermine untergehakt und Hermine verzog das Gesicht, als sie nach draußen traten. In den letzten Tagen hatte es viel geregnet und das Wasser stand noch in Pfützen auf den Wiesen und Wegen. Dunkle Wolken hingen über ihnen und sorgten dafür, dass es gar nicht richtig hell wurde. Aber wenigstens fing es nicht erneut an zu regnen.
»Das ist ein viel zu ätzendes Wetter, um freiwillig draußen zu sein«, sagte Hermine und rümpfte die Nase.
»Du bekommst ein heißes Butterbier, wenn wir im Dorf sind«, versuchte Alice Hermine zu überzeugen. »Hogsmeade ist eines der wenigen noch existierenden Zaubererdörfer.«
»Das überzeugt mich jetzt natürlich«, sagte Hermine Augen verdrehend. Der Weg war matschig und sie musste aufpassen, wo sie hintrat. Sie löste sich von Alice, um die Balance besser halten zu können, als sie über eine besonders große Pfütze hinweg trat.
»Ich muss auf jeden Fall zu Zonkos«, sagte Sirius.
»Den Laden musst du dir unbedingt ansehen, Jean. Und ich will zu Besserwissers Zauberzubehör. Mal gucken, ob ich da ein Geschenk für Frank finde.«
»Kommt er heute nicht her?«, fragte Remus.
»Nein, erst wenn wir den nächsten Dorftag haben. Deswegen will ich jetzt schon ein Geschenk für ihn besorgen.«
»Ach so, ich möchte zu Derwish und Banges, mein magisches Radio hat den Geist aufgegeben.«
»Zu Derwish und Banges möchte ich auch«, sagte Peter leise.
»Gibts hier einen Buchladen?«, fragte Hermine.
»Klar, Tomes and Scrolls«, antwortete Alice.
»Sollen wir uns dann aufteilen, sonst schaffen wir vielleicht nicht alles? Zu Zonkos muss ich nicht unbedingt«, fragte Remus.
Alice nickte begeistert und bevor Hermine etwas sagen konnte, sagte sie: »Guter Plan, Remus! Jean und Sirius können zu Zonkos und in den Buchladen gehen und wir drei gehen zu Besserwissers und Derwish und Banges. Wir können uns dann ja am Honigtopf treffen und danach in die Drei Besen gehen.«
»Damit bin ich absolut einverstanden«, sagte Sirius und lächelte verschmitzt.
»Super!«, rief Alice und klatschte in die Hände.
»Bist du auch damit einverstanden, Jean?«, fragte Remus und sah sie abwartend an.
»Ich…« Sie sah die anderen an. Sah Alice mit den Augenbrauen wackeln und wollte schon 'Nein' sagen, als sie Sirius' hoffnungsvollen Blick auffing. Sie tat sich schwer damit, ihn schon wieder zu kränken, indem sie es ablehnte, eine Weile mit ihm alleine zu sein, also sagte sie, dass sie ebenfalls damit einverstanden war. Sie beruhigte sich damit, dass sie die anderen ja schnell wieder treffen würde.
»Dann los, bis später!«, sagte Alice und verschwand mit Remus und Peter in die eine Richtung, während Sirius Hermine in die andere zog.
»Jetzt bist du ja doch mit mir alleine im Dorf«, sagte er und zwinkerte ihr zu, als sie zu Zonkos gingen.
Hermine korrigierte ihn. »Nein, wir sind nur eine Zeit lang alleine unterwegs.«
»Kommt für mich aufs gleiche raus«, sagte er und schob sie in den Laden. Lächelnd schüttelte Hermine den Kopf und schaute sich dann um. Der Laden sah zu ihrer Zeit nicht wirklich anders aus. Viele jüngere Schüler stromerten durch die Regale und unterhielten sich mit ihren Freunden über die ganzen Scherzartikel, die sie sahen.
Sirius zeigte ihr mit kindlicher Begeisterung seine Lieblingsscherze. Er zog sie durch die Regale und erzählte von den zahlreichen Streichen, die er und James dem Hausmeister Filch schon gespielt hatten. Nach einer halben Stunde kaufte er ein paar Bluffknaller und Stinkbomben und sie verließen den Laden wieder. »Komm, zu Tomes and Scrolls müssen wir hier lang.« Er führte sie in eine Seitenstraße und nahm ihre Hand, als sie die Straße entlang gingen.
Als der Buchladen in Sicht kam, ließ Sirius ihre Hand los und hielt ihr dann die Tür auf. Hermine lächelte ihn an, als sie an ihm vorbei schlüpfte. Als sie den Laden betrat, fühlte sie sich gleich heimisch. Er strahlte genau dieselbe urige Gemütlichkeit aus, die sie kannte. Sie verschwand direkt zwischen den Regalen und stöberte durch die Bücher. Sie fand viele, die sie selbst in neuerer Auflage besaß, aber auch solche, die in dieser Zeit neu, aber in ihrer nicht mehr zu bekommen waren. Ihre Augen waren groß, als sie die Buchrücken studierte. Sie fand Bücher, die in ihrer Zeit fast unbezahlbar waren. Da war zum Beispiel die Sonderausgabe von Asiatische Anitdots, das in ihrer Zeit nicht mehr zu bekommen war. Sie wollte dieses Buch unbedingt kaufen, denn in der Sonderausgabe waren neben den regulären Rezepten auch ganz viele Hinweise zu den Zutaten oder Wissenswertes zur Herstellung der Tränke, das man auch durchaus auf andere Tränke anwenden konnte. Aber was brachte es ihr, wenn sie es nicht würde mitnehmen können?
Und dann hatte sie einen Geistesblitz: Bei einer Zeitreise nahm sie alles mit, das sie am Körper trug. Sie würde das Buch schrumpfen und in die Hosentasche stecken, wenn sie wieder in ihre Zeit zurückreiste. Ein Strahlen erschien auf ihrem Gesicht.
»Was macht dich so glücklich?«, fragte Sirius hinter ihr.
Sie hielt das Buch so, dass er den Titel lesen konnte und sagte begeistert: »Das Buch wollte ich schon immer haben!«
»Warum hast du es dann nicht schon längst gekauft?«, fragte er irritiert.
»Oh… ähm…« In ihrer Begeisterung hatte sie ganz vergessen, dass das Buch hier neu war. »Ich – in Amerika ist es super schnell ausverkauft gewesen. Einer meiner Lehrer hat mir von dem Buch erzählt. Und ich habe nicht damit gerechnet, es hier zu finden«, log sie.
»Dann hat es sich doch schon gelohnt, dass du hier bist«, sagte er und sah ihr in die Augen.
»Ja…«, murmelte Hermine und wandte sich von ihm ab, damit er die Wehmut in ihrem Blick nicht sehen konnte. Sie drückte das Buch fest an ihre Brust und stöberte dann weiter. Sie fand aber nichts anderes mehr, das sie unbedingt haben wollte, und so ging sie irgendwann mit Asiatische Antidots zur Kasse und bezahlte. Selbst hier war es nicht gerade billig, aber es kostete sie auch nicht mehrere hundert Galleonen. Sie dankte Dumbledore im Stillen dafür, dass er ihr Geld gegeben hatte, denn sie hätte das Buch auf keinen Fall stehen lassen können. Sirius wartete an der Tür auf sie und hielt ihr diese dann wieder auf, als sie den Laden verließen.
Sie gingen in Richtung des Honigtopfes und als sie auf der Hauptstraße ankamen, mussten sie aufpassen, wo sie hintraten, denn inzwischen war die Straße so matschig und ausgetreten, dass sie ins Rutschen gerieten. Hermine schaffte es nicht, das Gleichgewicht zu halten und hätte Sirius sie nicht aufgefangen, dann wäre sie auf ihrem Hintern gelandet.
Sirius griff sie um die Taille und sie hielt sich an seinen Schultern fest, bis sie wieder einen sicheren Stand hatte. Er sah sie an und hielt sie noch etwas länger fest.
Unter seinem Blick begann sie sich unwohl zu fühlen. Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen und hatte den Blick auf einen Baum hinter ihm gerichtet. »Danke«, murmelte sie und wollte sich von ihm lösen.
»Nicht«, flüsterte er, als sie von ihm zurücktreten wollte.
»Was ist?«, fragte sie genauso leise und sah ihn dann doch an.
»Ich möchte dich küssen, Jean. Darf ich dich küssen?«, fragte er und sein Blick wanderte über ihre Lippen zu ihren Augen und wieder zurück.
»Nein, Sirius… ich habe –«
»… einen Freund. Ja… wo ist er heute?«, unterbrach er sie.
Hermine senkte den Blick. »Er ist zu – ich will nicht darüber reden.« Was sollte sie auch schon sagen? Dass er zu Hause war? Dann würde Sirius doch annehmen, dass ihr Freund in Amerika war.
Sirius ließ sie los. »Der Honigtopf ist da vorne. Komm.« Er ging los, ohne darauf zu achten, ob sie mitkam.
»Es tut mir leid«, murmelte sie, aber er hörte es wohl nicht mehr. Dann schloss sie zu ihm auf und sie gingen schweigend zum ausgemachten Treffpunkt.
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Nächstes Kapitel:
was Süßes zum Vernaschen?
