Kapitel 5:

Mit für seinem Träger ungewohnt metallischen Scheppern der Rüstung schritt ein Hoher Richter zielstrebig durch den imperialen Palast von Archadis, auf dem Weg zum Arbeitszimmer des jungen, noch ungekrönten Imperators Larsa Ferrinas Solidor. Der Ruf, der ihn herbeieilen ließ hatte sich dringend angehört, doch hätte der Mann auch so nach seiner letzten Mission schnell einen Weg zu Larsa gesucht, um sich zu überzeugen, dass es seinem Schützling gut ging. Heute war er allein auf dem Weg, nicht wie sonst mit seiner vertrauenswürdigen Begleiterin Soraya, die ihm Larsa zugeteilt hatte, um seine Eingewöhnung möglichst reibungslos zu gestalten. Diese war, wie er erfahren hatte, gegenwärtig mit einer anderen Mission betraut.

Schließlich hatte er das Arbeitszimmer erreicht und trat nach einem knappen Gruß an die zwei Wachposten ein.

„Gut, dass Sie hier sind, Gabranth", sagte der junge Imperator, der an seinem Arbeitstisch saß und Papiere studierte.

„Ihr habt nach mir gerufen, Lord Larsa?"

Larsa hob den Kopf, lächelte. „Wie ist es gelaufen?"

„Ich habe mit Zargabaath die Flottenverbände umstrukturiert, damit sie sich Stück für Stück aus den Grenzgebieten zurückziehen können, im gleichen Maße, wie die Rozzarianer", berichtete der Richter.

„Wie war Ihre Zusammenarbeit mit Zargabaath?"

„Sehr gut. Ihm scheint es wirklich um die Stabilität des Kaiserreichs zu gehen, selbst wenn er dafür mit ehemaligen Feinden zusammenarbeiten muss."

„Oder sich selbst und seine Männer opfern", führte Larsa die Überlegungen zu Ende.

„Was glücklicherweise nicht notwendig war", stimmte der Richter zu. Dann nahm er den Helm ab, klemmte ihn unter den Arm, die Stirn gerunzelt.

Larsa betrachtete den Mann eingehend. „Ich gestehe, es ist immer noch ungewohnt, Sie zu sehen, statt Ihres Bruders, Kapitän Basch. Insbesondere mit kurzen Haaren."

Basch fuhr sich durch die kurz geschnittenen, blonden Haare. „Und ich muss gestehen, dass ich jetzt verstehe, weshalb die imperialen Richter immer so mürrisch sind." Er bewegte seine Schultern in der unbequemen Rüstung seines Bruders. Sicher, die Rüstungen der Richter waren auf maximalen Schutz und Beweglichkeit im Kampf ausgelegt, aber sie waren schwer und unbequem.

Der junge Herrscher zog die Brauen hoch. „Die Rüstungen sind also tatsächlich so unbequem, wie sie aussehen?" Er kramte unter einem Stapel Dokumente einen Aktendeckel hervor und notierte etwas darin. „Gut zu wissen."

Basch unterdrückte ein Schmunzeln. Larsa hatte sich in den Kopf gesetzt alles zu reformieren und sammelte seither eifrig Ideen. Der Ritter Dalmascas hoffte, dass der junge Imperator seine Ziele auch wahr machen und er selbst lange genug leben würde, um es zu sehen.

„Allerdings wird diese Reform noch warten müssen", überlegte Larsa, der von der Liste der Ideen zu einem anderen Stück Papier blickte. „Zuerst müssen alle Vorfälle, die mit Nethizit zu tun haben, gelöst werden."

Der Ritter runzelte die Stirn. „Ich dachte, im Kampf zwischen Vayne und uns sind die Nethizit-Reserven vollständig aufgebraucht worden."

„Sowohl die des künstlich hergestellten Nethizit, als auch die gestohlene Kraft des Sonnengespinstes, ja", bestätigte Larsa. „Nur scheinen gewisse rozzarianische Fraktionen das nicht zu glauben. Oder der Meinung zu sein, dass das, was einmal erschaffen wurde, wieder geschaffen werden kann."

Basch sah ihn schweigend an.

Larsa ließ die beiden Papiere sinken und legte die Liste der Ideen wieder in die Akte zurück. „Die Rozzarianer haben mehrere Agententeams geschickt, um das Geheimnis des Nethizit aufzudecken. Diese Bemühungen – unter anderem der Versuch das Draklor-Laboratorium zu infiltrieren – sind nicht sehr subtil."

„Es gab Versuche in Draklor einzubrechen?"

„Genau das. Doch..." Larsa sah nachdenklich zur Seite. „Im Anbetracht der Lage hielt ich es für angemessen, alle Informationen über Nethizit sammeln und aus Draklor entfernen zu lassen. Dabei stellte sich heraus, dass wichtige Teile davon fehlen und auch die Geräte, die zur Herstellung des künstlichen Nethizit Verwendung fanden, demontiert worden waren."

„Jemand ist uns zuvor gekommen", folgerte Basch grimmig.

Der junge Imperator nickte. „Alle Hinweise deuten darauf hin, dass das Dr. Cid persönlich war. Der Aussage der noch vorhandenen Mitarbeiter aus Draklor zufolge gibt es ohne diese Informationen keine Möglichkeit die Methode wie Nethizit hergestellt wird, zu rekonstruieren."

Basch war stumm, verblüfft.

„Das heißt, mit Dr. Cids Tod ist auch das Wissen um die Herstellung von künstlichem Nethizit verloren gegangen." Er holte einen etwa faustgroßen Datenkristall aus einer Schublade. „Das hier ist alles, was noch über Nethizit bekannt ist."

„Nur... werden die Rozzarianer das nicht glauben", sagte Basch langsam.

„Diese Situation muss gelöst werden, dringend, ehe sie in einem neuerlichen Konflikt eskaliert", meinte Larsa bestimmt.

Der Ritter verlagerte unruhig sein Gewicht. „Lord Larsa, ich denke, es gibt etwas, das Ihr wissen solltet..."

...

Langsam und vorsichtig suchte Cid seinen Weg zur Laube im Herzen des Gartens und stützte sich dabei immer wieder auf den Gehstock. Tagtäglich fühlte er sich besser, kräftiger und auch fester in seinem Körper verankert. Trotzdem stellte die langsame Genesung Cids Geduld sehr auf die Probe. Er war es gewohnt sonst alles mit voller Energie anzugehen.

Als der Wissenschaftler die Laube erreicht hatte, ließ er sich auf eine der Bänke sinken. In seinem gegenwärtigen Zustand war er, Dr. Cid, ziemlich nutzlos! Doch, wenn er bedachte, wie seine letzten Bemühungen verlaufen waren, war das vielleicht nicht so verkehrt.

Der Nethizit – Cid wusste nicht, ob er das als Fehlschlag betrachten sollte – das Sonnengespinst war zerstört, die Kontrolle über die Sterblichen den Occuria entrissen. Doch hatte es Vayne und Venat das Leben gekostet, wie auch beinahe ihm selbst. Seine Hände packten den Gehstock fester. Sicher, es hatte Ffamran zu ihm zurückgebracht, doch der Nethizit hatte den Jungen überhaupt erst vertrieben.

Cid seufzte. Was sollte er jetzt tun? Rache üben? Lächerlich. Die Occuria waren außerhalb seiner Reichweite, wenn er nicht gerade wieder einen Vorrat an Nethizit anhäufte. Ffamran wäre von diesem Vorhaben nicht sehr begeistert und so wie er den jungen Larsa kannte, würde dieser ihm auch kaum freie Hand lassen, um mehr davon herzustellen.

Müde rieb Cid die Augen, wendete seinen Blick nach Südwesten. Dort, weit entfernt, lag das verwüstete Nabradia – oder das, was davon übrig war. Ffamran hatte Recht, er hatte die Totenstadt Nabudis nie mit eigenen Augen gesehen, er hatte nur mit einem Forschungsschiff die wabernde Mysth darüber erkundet, sein Blick einzig auf die Macht des Nethizit gerichtete und nicht auf das, was er anrichtete.

Niedergeschlagen rollte er den Gehstock zwischen den Händen, den Blick auf die farbenfroh glitzernden Steine im Knauf. Steine...? Cid betrachtete den Knauf näher. Tatsächlich. Das waren keine Schmucksteine, sondern Splitter aus Kristallit! Allerdings inert. Wieder seufzte er und ließ den Stock sinken. Es wäre auch zu schön gewesen – und eine weitere Ablenkung von seinen Problemen.

Unsichere Schritte näherten sich stockend und Cid sah, wie Kormag Golberra auf wackeligen Beinen zur Laube kam, den Blick konzentriert auf den Weg gerichtet, um nicht zu stolpern.

„Mr. Golberra, guten Morgen", sagte Cid als der Gast die Laube erreicht hatte und an einem Pfosten Halt suchte.

Etwas überrascht fuhr Golberras Kopf hoch. „Oh, guten Morgen. Ich hatte nicht bemerkt, dass schon jemand hier ist. Verzeihung."

Cid schüttelte den Kopf. „Die Laube ist groß genug für zwei. Oder für zwanzig." Er machte eine ausladende Bewegung. „Setzen Sie sich, es ist genug Platz."

„Vielen Dank." Der andere Mann setzte sich schwerfällig auf einer Bank gegenüber von Cid und atmete tief durch. Dann sah er den Wissenschaftler interessiert an. „Wurden Sie auch von den Leuten hier gerettet?"

Erstaunt sah Cid ihn an.

„Ich meine – Verzeihung – aber alle anderen hier sind damit beschäftigt, die Sicherheitsmaßnahmen des Landguts aufzustocken", sagte Golberra hastig.

„Ah, nun." Cids Blick ging zum Knauf seines Gehstocks. „Diese Einschätzung ist gar nicht so verkehrt. Ja, ich kam hierher, um mich zu erholen."

„Sie sehen nicht so aus, als ob man Sie überfallen und ausgeraubt hat", erwiderte der Gast.

Cid schmunzelte. „Kein Überfall – ein Unfall." Er hob die Hände gestikulierte mit beiden Armen. „Selbstverschuldet, dummerweise."

„Oh, das ist bedauerlich", meinte Golberra, sein Blick hing an dem kostbaren Stock. „Sagen Sie, das ist ein erstaunlicher Gehstock, den Sie da haben."

„Oh, ja, ich bin froh ihn zu haben", sagte mit leisem Lächeln. „Damit brauche ich mir keine Sorgen zu machen, dass ich strauchele."

Golberra lehnte sich vor. „Das sind sehr interessante Steine. Kristallit-Splitter, wie ich sehe."

Cid zog die Brauen hoch. „Gut erkannt."

„Den Farben nach verschiedene Elemente – Wasser, Feuer, Erde."

Der Wissenschaftler lachte auf. „Sie kennen sich mit Zaubersteinen aus? Ich dachte Sie sind Händler, Mr. Golberra?"

Der Händler senkte den Kopf. „Ach, selbst ein einfacher Händler braucht ein Steckenpferd. Außerdem, wenn Abenteurer ihre Schätze losschlagen wollen, muss man einschätzen können, welchen Wert die verschiedenen Steine haben."

„Dann wissen Sie auch, wie und wo die Zaubersteine verarbeitet werden, nicht wahr?"

„Gewiss", sagte der Händler, „im Rohzustand sind die Zaubersteine wenig nützlich. Doch ich interessiere mich eher für die ungewöhnlicheren Exemplare."

„Tatsächlich? Was war bisher –", setzte Cid interessiert an, brach aber ab, als Ffamran zur Laube kam. Der Wissenschaftler schmunzelte. Sein Sohn wirkte sichtlich unwohl in seiner Kleidung. Er fragte sich, wie lange Ffamran wohl brauchen würde, um zu erkennen, dass Lixan nicht vorhatte, ihm seine alte, abgetragene Ausrüstung wieder zurückzugeben.

„Hier steckst du also", sagte Balthier, stemmte eine Hand in die Hüfte.

Cid lächelte. „Ich dachte, ich probiere mal aus nach draußen zu gehen, wie du vorgeschlagen hast, Ffamran."

Balthier sah ihn misstrauisch an. „Na schön. Übernimm dich nur nicht, du bist immer noch nicht ganz gesund."

Der Wissenschaftler winkte ab. „Ja, ja. Geduld und so weiter."

„Die Befestigungen sind wieder auf Vordermann gebracht worden und sollten eine Weile halten", meinte der Luftpirat. „Aber so lange wir nicht wissen, ob tatsächlich keine Banditen in der Nähe sind, möchte ich, dass du keine Dummheiten machst."

„Als ob ein paar Banditen uns etwas anhaben könnten", meinte Cid verächtlich und rollte die Augen, als Balthier die Stirn runzelte. „Na schön, na schön. Ich passe schon auf mich auf, ja?"

Balthier schüttelte den Kopf und sah zu ihrem Gast. „Mr. Golberra, wie geht es Ihnen?"

Golberra, der die Interaktion interessiert verfolgt hatte, fuhr auf. „Ah, besser. Vielen Dank der Nachfrage, Meister Bunansa."

Cid schnaubte amüsiert, sagte aber nichts und winkte nur ab, als Balthier ihn sardonisch ansah.

„Haben Sie schon Ihre Nachrichten verfasst, Mr. Golberra?", meinte Balthier. „Lixan hat vor heute Nachmittag ein paar Boten loszuschicken."

„Oh, ja, vielen Dank, die Briefe sind fertig", erwiderte der reisende Händler eifrig. „Ich kann sie Ihnen gleich holen."

Balthier winkte ab. „Sie müssen nichts überstürzen. Geben Sie die Briefe einfach Lixan, wenn Sie zum Haus zurück kommen."

„Das werde ich, vielen Dank, Meister Bunansa."

Der Luftpirat nickte und sah wieder zu Cid. „Willst du auch etwas losschicken, Vater? Oder etwas bestellen? Für dein Labor vielleicht?"

„Und riskieren, das es wieder zerstört wird?" Cid schüttelte den Kopf. „Nicht jetzt. Ich denke, ich habe alles hier, was ich brauche."

Balthier sah ihn skeptisch an, dann nickte er und ging nach einem kurzen Abschied zum Haupttor weiter.

„Sie sind Vater und Sohn, ist das richtig?", meinte Golberra. „Ihr Sohn ist ein sehr verantwortungsbewusster junger Mann."

Cid grinste kurz, zuckte mit den Augenbrauen. „Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, zieht Ffamran es auch durch, komme was da wolle." Dann wendete er sich zu Golberra. „Wie war das mit interessanten Zaubersteinen?"

...

Dr. Cid stand am Tisch gelehnt in seinem Labor. Der Raum war sauber aufgeräumt, keine Scherben, keine Flecken, keine beschädigten Geräte. Doch der Raum wirkte leer und etwas verloren. So wie auch der Wissenschaftler selbst. Der Gedanke weiter an Nethizit zu forschen erfüllte ihn mit widersprüchlichsten Empfindungen – Sehnsucht, das Echo des Rausches der letzten Jahre; Abscheu und Grauen; Verzweiflung. Doch auch andere Forschungsansätze gab es, die ihn reizten. Strukturen der Kristallite, die er in den letzten Jahren bemerkt, aber nicht beachtet hatte; der Einfluss der Metalle auf den Energiefluss; die Art, wie Ffamran ihn aus der Mysth-Überlastung gerettet hatte...

Doch was, wenn ihn der Rausch wieder übermannte? Allein der Gedanke ließ Übelkeit in ihm aufsteigen. Konnte er es riskieren, dass ihn die Forschergier packte und alle Gedanken an Konsequenzen vertrieb? Sollte er stattdessen die Wissenschaft komplett aufgeben? Aber was dann?

Cid stützte sich auf den Gehstock, schüttelte den Kopf. Was sollte er tun?

Während er grübelte, öffnete sich die Tür leise und Balthier kam herein, lehnte sich neben seinen Vater an den Tisch. Sein Blick ging durch das ungewöhnlich leere Labor.

„Weißt du, an Lixans Stelle hätte ich die Bescherung nicht angerührt", meinte der Luftpirat. „Wer so ein Chaos anrichtet, sollte es auch wieder aufräumen."

Cid lachte auf. „Lixan hat doch nicht selbst Besen und Lappen geschwungen."

Balthier zuckte die Schultern. „Das Prinzip bleibt das gleiche."

„Ah, ja", seufzte Cid. „Du überlässt es also dem Invaliden ganz alleine einen Scherbenhaufen wegzuräumen? Ineffizient, muss ich sagen."

„Habe ich gesagt, dass du das alleine machen musst?", erwiderte Balthier. „Du kannst auch einfach mal versuchen um Hilfe zu bitten."

„Um Hilfe bitten? Ffamran, das ist für mich fast so unmöglich, wie meine Forschungen aufzugeben." Cid schüttelte den Kopf.

Mit Stirnrunzeln wendete sich Balthier zu dem Wissenschaftler. „Deine Forschungen aufgeben? Das verlangt doch keiner von dir."

„Ach nein?" Cid zog die Augenbrauen hoch. „Deine Versuche mich aus dem Labor heraus zu zerren sprechen da eine ganz andere Sprache."

Der Luftpirat rieb sich über die Stirn. „So war das nicht gemeint. Von dir zu verlangen kein Forscher mehr zu sein, wäre, als ob man von einem Chocobo verlangt, nicht zu krähen. Unmöglich."

Cid sah den jüngeren Mann auffordernd an.

„Ich will nur, dass du die Welt außerhalb deines Labors nicht vergisst", meinte Balthier eindringlich. „Dass du die Konsequenzen deiner Handlungen nicht aus den Augen verlierst, dich nicht hinter Experimenten versteckst."

Ein etwas ungläubiger Blick breitete sich in Cids Augen aus.

„Ganz im Gegenteil, es gibt so einiges, zu dem ich deine Meinung hören will", fuhr der Luftpirat fort. „Forsche weiter, wenn du willst. Nur pass auf, dass dir die Realität nicht entgeht."

Cid wendete sich zu seinem Gehstock, ein besorgtes Stirnrunzeln auf dem Gesicht. Ob er das schaffte? Nun, nur ein Versuch konnte Klarheit bringen. „Dabei könnte ich tatsächlich Hilfe gebrauchen."

Balthier schmunzelte, doch ein dringendes Klopfen weckte seine Aufmerksamkeit. Er tauschte einen Blick mit Cid und öffnete die Tür. „Ja?"

Hinter der Tür kam Lixan zum Vorschein, die Hand zum neuerlichen Klopfen gehoben, ein beunruhigter Ausdruck auf dem Gesicht. „Sir. Dr. Cid. Es ist dringend!"

„Banditen?", fragte Balthier ernst nach. Doch wie? Fran hätte eine Gruppe Banditen, die groß genug war, das Landgut zu überfallen sicher gefunden.

„Nein, Sir, nein." Lixan schüttelte sichtlich aufgewühlt den Kopf. „Besuch – unerwarteter Besuch."

„Besuch?", wiederholte Balthier.

„Ja. Ist – ist gerade eingetroffen." Der Sekretär rang die Hände.

„Lixan!", rief Cid ärgerlich. „Reiß dich zusammen und lass dir nicht alles einzeln aus der Nase ziehen. Komm schon, was ist das für ein Besuch?"

„Natürlich, natürlich." Der Sekretär atmete tief durch und fand sichtlich seine Fassung wieder. „Ein junger Herr, hochadelig, in Begleitung eines Hohen Richters."

Balthier und Cid fuhren bei dieser Nachricht auf, tauschten einen beunruhigten Blick. Kein Wunder, dass Lixan so aufgewühlt war. Es gab wirklich nicht viele Möglichkeiten, wer das sein konnte.

„Haben sie sich vorgestellt?", hakte Balthier hastig nach.

„Nun, der Richter musste sich nicht vorstellen – es ist Gabranth."

Der Luftpirat stieß einen Fluch aus. Das war nicht gut. Er wendete sich zu Cid. „Schnapp deinen Gleiter, geh nach Rabanastre und finde Vaan und Penelo. Die können dich verstecken. Ich stoße später zu dir –"

„Stopp!", unterbrach Cid ihn. „Ginge es darum mich zu exekutieren oder gefangen zu setzen, wären diese beiden nicht einfach so am Haupttor aufgetaucht. Also, ganz ruhig, Ffamran." Er sah zu Lixan. „Der junge Mann. Hat er sich vorgestellt?"

„Ja, Dr. Cid", antwortete Lixan. „Er nannte sich Lamont."

Der Luftpirat zog die Augenbrauen hoch, überrascht, dann entspannte er sich etwas. „Inkognito, was?"

„Wir reden mit ihnen, Lixan", bestimmte Cid. „Wo hast du sie hingebracht?"

„Natürlich. Hier entlang", erwiderte der Sekretär und führte Dr. Cid und Balthier zum reich ausgestatteten, aber selten verwendeten Lesezimmer.

Vor der Tür stoppte Balthier, atmete tief durch, die Hand an der Klinke. Er sah zu Lixan, zu Cid. „Na denn, auf in den Kampf. Hoffentlich nur metaphorisch."

Der Luftpirat drückte die Tür auf, trat ein, Dr. Cid hinter ihm. Am Fenster, der Tür zugewendet, standen Lord Larsa und der Hohe Richter Gabranth, wie der Sekretär angekündigt hatte. Ein Lächeln breitete sich auf Larsas Gesicht aus, als er Balthier sah und kam ein paar Schritte auf sie zu. „Meine Herren. Ich entschuldige mich für den unangekündigten Besuch, doch ich habe Wichtiges mit ihnen zu besprechen."

Balthier verschränkte die Arme. „Ist das so? Es geht nicht vielleicht darum, einen gewissen Forscher einen Kopf kürzer zu machen?" Ihm war nicht entgangen, dass der Richter zwar die Waffen nicht gezogen hatte, aber trotzdem angriffsbereit war.

„Nein", wehrte der junge Prinz ab. „Doch ist es ein sensitives Thema", seine Augen gingen zum Sekretär.

Cid schickte Lixan mit ein paar Anweisungen fort und trat an Balthier vorbei auf ihre zwei Besucher zu. Balthier rollte die Augen, als der Wissenschaftler sich aus der Deckung und mitten in die Schussbahn des Richters begab. „Nun denn, worum geht es?"

„Und wer hat dir gesagt, dass Cid noch lebt?", hängte der Luftpirat misstrauisch an. Nur seine Mitstreiter, die Viera und die Angestellten hier wussten davon. Selbst wenn die Bediensteten nicht wirklich alles geheim hielten, war es unwahrscheinlich, dass es sich so schnell verbreitete.

Larsa blickte zu seinem Begleiter. „Gabranth. Bitte, der Helm."

Der Richter zögerte einen Moment, dann nahm er den Helm ab.

Balthier fuhr auf, als er sah, wer da unter dem Helm steckte. „Basch?"

Cid selbst zog die Brauen hoch, rückte seine Brille zurecht. „Das ist eine unerwartete Entwicklung. Kapitän Basch von Ronsenburg, der die Stelle seines Bruders einnimmt. So wie er in Ihre Haut geschlüpft war. Nur diesmal hoffentlich mit einem anderen Ausgang."

„Die Lady Ashe stimmte zu, dass Kapitän Basch den Platz als mein Beschützer einnimmt, bis die politischen Verwicklungen bereinigt wurden", erklärte Larsa.

Balthier legte den Kopf schief. „Und welche Verwicklungen sind das wohl, die euch zwei hierher führen?"

„Nethizit", sagte Larsa und beobachtete, wie etwas über Dr. Cids Gesicht zuckte.

Doch der Wissenschaftler sagte nichts, lehnte sich nur auf seinen Gehstock und wartete.

„Sag mir nicht, dass du vorhast noch mehr Nethizit herstellen zu lassen!", fuhr Balthier den jungen Prinzen an. „Larsa! Das ist komplett verrückt!"

„Die Rozzarianer sind da anderer Meinung", erwiderte Larsa ruhig. Er holte einen Datenkristall hervor. „Da schon mehrfach Versuche unternommen wurden, das Geheimnis des Nethizit zu erbeuten, ließ ich alle Informationen darüber aus Draklor sammeln und entfernen." Er hob den Kristall. „Hier."

Larsa hielt den Kristall zu Cid hin.

Cid würdigte dem Kristall keines Blickes, machte auch keine Bewegung, ihn zu nehmen.

Balthier starrte den Datenkristall an wie eine giftige Viper. „Ist das der einzige Speicherkristall?" Der Drang, dem Prinzen den Kristall aus der Hand zu schlagen und ihn zu zertreten stieg in ihm auf.

„Wir haben mehrere Kopien", erwiderte Larsa, der den Blick auf Cid gerichtet hatte.

„Gut verwahrt, hoffe ich", meinte der Luftpirat bissig. „Am besten im Schlund eines Vulkans."

„Diese Informationen sind nutzlos", meinte Larsa und drückte dem Luftpiraten den Kristall in die Hand, ohne die Augen von Cid zu wenden. „Und das war Ihnen von Anfang an klar, nicht wahr, Dr. Cid?"

Balthier fuhr zu seinem Vater herum, den Kristall fest umklammert. „Was?"

Einen Moment lang hielt der Wissenschaftler den Blick Larsas, dann sah er zu Basch, zu Balthier, seufzte und nickte. „Das stimmt."

Der Luftpirat erstarrte. Wenn Cid das einfach so bestätigte, ohne die Daten selbst gesehen zu haben, hieß das... Er stützte die Fäuste in die Hüfte, schüttelte den Kopf. „Ein Druckmittel? Für den Fall, dass Jemand sich gegen dich wenden sollte, sobald er dich nicht mehr brauchte?", folgerte er bissig.

Cid schüttelte den Kopf, die Augen geschlossen. „Nein. Der Gedanke an Verrat zwischen Vayne, Venat und mir kam mir nie in den Sinn."

Balthier hob den Kopf. „Was dann?"

Der Wissenschaftler atmete tief durch. „Venat war der Meinung, dass das Wissen über den Nethizit, seiner Herstellung und Verwendung nur vertrauenswürdigen Personen zugänglich gemacht werden sollte."

Balthier lachte auf, drehte sich zum Fenster und schüttelte den Kopf. „Ich könnte jetzt so einiges über Heuchelei sagen."

„Das könntest du", sagte Cid mit leichtem Lächeln zu Ffamran gewendet, „aber, bitte, später. Ich denke, unsere Gäste brauchen das nicht mit anzuhören."

Der Luftpirat fuhr herum und funkelte den Wissenschaftler an. Dann ging sein Blick zu Larsa und Basch, die ihre Interaktion geduldig und aufmerksam beobachteten. „Bist du hier, um von Cid die Wissenslücken füllen zu lassen, Larsa?"

Larsas Blick ging zum Wissenschaftler. „Wären Sie überhaupt dazu bereit, Dr. Cid?"

Cid wendete den Kopf ab, seine Hände verkrampften sich um den Gehstock, lösten sich langsam wieder. Er sah Larsa direkt an. „Nein." Der Wissenschaftler neigt den Kopf. „Es ist besser, wenn dieses Wissen mit mir stirbt."

Balthier ballte die Fäuste, sagte aber nichts. Hatte der alte Knacker tatsächlich vor, Larsa seinen Kopf anzubieten? Scheinbar schon, doch Larsa... so wie er den Jungen kannte, würde der einen anderen Weg wählen.

Der junge Imperator lächelte. „Ein ehrenwertes Angebot, Dr. Cid. Doch es genügt, wenn Sie mir schwören, nie wieder mit Nethizit zu arbeiten."

Verblüfft fuhr Cids Kopf hoch. Das hatte er nicht erwartet. Vayne hätte ihn diese Verweigerung nicht erlaubt. Er hätte Cid das Wissen entrissen – entweder durch List oder Gewalt. Nachdenklich studierte er den jüngsten Solidor. Das war keine Naivität, keine Gutgläubigkeit, sondern Stärke, Barmherzigkeit. In Larsas Gesicht sah er die gleiche Intelligenz, List und Entschlossenheit, die auch Vayne, wie jeden Solidor ausgezeichnet hatte, doch nichts von seiner ichbezogenen Machtgier.

Cid hob die rechte Hand an die Brust. „Ich schwöre es, Lord Larsa. Nie wieder werde ich Nethizit herstellen, daran forschen, oder das Wissen darum weitergeben." Sein Blick huschte zu Ffamran. „Beim Leben meiner Kinder."

Balthier rollte die Augen, stemmte die Hände in die Hüfte und stutzte, als von draußen die Geräusche eines kurzen Gerangels herein drangen, die mit einem gedämpften Schlag abbrachen.

Basch trat vor, schob Larsa hinter sich, die Hand am Griff des Schwertes. „Vorsicht!"

Balthier zog Cid zurück und ging dann selbst zur Tür. Noch bevor er sie erreicht hatte, flog sie auf und Fran trat herein. Sie hatte den Bogen zur Hand, einen Pfeil aufgelegt, bereit anzugreifen. Doch als sie sah, wer sich hier versammelt hatte, löste sich ihre Anspannung und sie nickte ihnen zu.

„Fran! Sag mir nicht, du hast dir Sorgen um uns gemacht?", sagte der Luftpirat mit erleichtertem Humor.

„Ich sah den Transporter", sagte sie nur, steckte Sagittaria-Bogen und Artemispfeile weg.

Ein schmerzerfülltes Stöhnen erklang aus dem Gang. Lixan stemmte sich mühsam vom Boden hoch. Der treue Sekretär hatte versucht, die Viera davon abzuhalten, das Zimmer zu betreten und war von ihr prompt aus dem Weg geschafft worden. „Ah, die Herren müssen verzeihen. Die angeforderten Erfrischungen sind bereits in der Laube angerichtet."

„Zuerst muss ich mit Balthier sprechen", sagte Fran und verließ den Raum.

Balthier runzelte die Stirn, nickte Basch zu, ihm zu folgen.

Larsa wendete sich an Cid. „Eine Gesprächspause?"

Der Wissenschaftler zuckte die Achseln. „So sieht es aus."

...

Etwas später kam Cid in der Laube an. Speisen und Getränke waren angerichtet, doch noch war der Wissenschaftler allein hier. Mit einem leisen Seufzen sank er auf eine der Bänke und er verfluchte seine nur langsam wiederkehrende Kräfte, die ihn zwangen, sich immer wieder auszuruhen.

Ihm blieb allerdings nicht lange, um wieder zu Atem zu kommen. Leichte Schritte näherten sich und dann kam Larsa in die Laube und zu Cid herüber. Der junge Prinz lächelte. „Dieses Landgut ist eine wirkliche Schönheit. Die Art, wie die produktiven Gärten mit zierenden Elementen verschmolzen sind, ist wirklich außerordentlich."

Ein Halblächeln zuckte über Cids Gesicht. „Das ist das System meiner verstorbenen Frau, Illaria. Die Gärtner haben es seither übernommen und verfeinert."

Larsa senkte den Kopf. „Mein Beileid. Ich wollte keine alten Wunden aufreißen."

Cid winkte ab. „Das ist schon Jahre her."

„Ich habe die noch vorhandenen Aufzeichnungen über Nethizit studiert", meinte Larsa und setzte sich gegenüber von Cid. „Doch eine meiner Fragen konnten sie nicht beantworten."

Der Wissenschaftler sah den jungen Solidor wachsam an. Wollte er ihn jetzt auf die Probe stellen, ob er so einfach seinen Schwur brechen würde?

„Was hat Sie damals auf die Spur des Nethizit geführt? Sie haben an Luftschiffen gearbeitet, an Waffensystemen. Aber nicht an Zaubersteinen. Und dazu gehört Nethizit."

Der Wissenschaftler verschränkte die Hände über dem Gehstock und ließ den Kopf nach hinten fallen. „Ihr habt eine Gabe für schwierige Fragen, nicht wahr, Larsa?"

Larsa sah Cid nachdenklich an und wartete schweigend.

„Aber es ist wohl angemessen, diese Frage hier zu beantworten", meinte Cid betrübt. Er hob den Kopf, sein Blick ging in den Garten. „Illaria war eine bekannte Künstlerin, wusstet Ihr das, Larsa?"

Der junge Prinz legte den Kopf schief. „Die illarischen Skulpturen?"

Ein Lächeln blitzte auf Cids Gesicht auf und verschwand ebenso schnell wieder. „Ihre wichtigsten Werke, ja. In unterschiedlichsten Formen und Größen, aber immer ein unvergleichlicher Stil. Und immer, immer hat sie eine charakteristische Visitenkarte eingebaut: Zaubersteine."

Überrascht sah Larsa Cid an.

„Sie dienten nicht nur als schmückendes Element, sondern als überraschende Wendung: Blüten, die Wasser spritzten; warm leuchtende Schneeflocken; ein Auge, das tatsächlich Analyse bewirkte... immer wieder überraschend." Wehmütig sah er auf seine Hände. „Und dann... wurde sie krank. Die Liebe meines Lebens, sie siechte dahin – die Ärzte konnten nicht helfen, so sehr sie es auch versuchten. Doch dann... ich brachte sie hierher, um ihre letzten Tage in Würde zu verbringen." Er stoppte ein paar Momente, lauschte den Geräuschen des Gartens. „Lari ließ es sich vor unseren Kindern nicht anmerken, doch machte sie sich Sorgen um unsere Familie. Und so –", Cid schüttelte den Kopf, „und so verlangte sie von mir, nicht um sie zu trauern. Cidolfus, sagte sie, schwöre es mir, mein Liebster. Schwöre mir, wenn ich nicht mehr bin, dass du keine Träne für mich vergießt!"

Larsa blinzelte. Rührung, Humor und leiser Unglauben schwang in seinen Worten: „Das hat sie gesagt?"

Ein verschmitztes Lächeln zog über Cids Gesicht. „Vielleicht sollte ich erwähnen, dass Lari die Tochter einer bekannten Dramaturgen-Dynastie war? Ja, hinter dramatischen Masken ihre Gefühle zu verbergen oder sie dadurch auszudrücken war ihr in die Wiege gelegt."

Der junge Prinz verbarg ein Lächeln hinter seiner Hand. „Das scheint einiges zu erklären."

Der Wissenschaftler lachte auf. „Oh, gewiss! Doch die vier haben es von beiden Seiten, ohne Zweifel." Sein Lachen verblasste und er sah Larsa aus trockenen Augen an. „Bis heute habe ich nicht eine Träne für sie vergossen, wie sie es verlangt hatte. Allerdings... ich konnte sie nicht einfach vergessen. Ich brauchte etwas, das mich ablenkte und fand... die Zaubersteine."

„Die gleichen Zaubersteine, die Illaria in ihre Kunstwerke einbaute?", folgerte Larsa.

„Eine Verbindung und eine Ablenkung gleichermaßen. Poetisches Drama in der Maske der Wissenschaft", meinte Cid, schwenkte theatralisch seinen Gehstock. „Ich forschte fiebrig, gierig, unersättlich. So stieß ich bald in den ältesten Aufzeichnungen auf Gerüchte über Steine, die noch mächtiger waren als Maginit und Kristallit, namenlos und unfassbar. Das Rätsel zog mich an, ließ mich nicht los – nicht, dass ich versucht hätte zu entkommen, im Gegenteil – und fand mich schließlich in Giruvegan wieder."

Larsa saß still, lauschte fasziniert. Auch der Garten war still.

„Dort fand ich Venat, der mir Antworten und Macht versprach, seine Partnerschaft um alle meine Ziele zu erreichen", fuhr Cid fort und stoppte dann, „doch, welche Ziele hatte ich eigentlich? Ich forschte doch nur um der Forschung willen, oder nicht? Egal, die Verlockung des Wissens war genug, mich einwilligen zu lassen. Ich wurde Venats Partner und dort erfuhr ich den Namen dessen, wonach ich suchte: Nethizit."

Er schloss die Augen, schwieg, schluckte. „Ihr kennt die Tradition, jedes Jahr zum Todestag eines Verstorbenen zu deren Grab zu gehen?"

Larsa nickte. „Natürlich."

„Beim letzten Mal begleitete mich Venat. Ich erzählte ihm von Illaria, dass sie an einer unbekannten Krankheit verstorben war, dass ihr Tod mich auf den Weg nach Giruvegan geführt hatte. Und Venat – Venat sagte, dass es stimmte, dass es ihr von den Occuria vorgezeichnetes Schicksal gewesen war, so zu sterben. Als Trittstein für einen neuen Dynast-König." Das Echo von altem Zorn grub sich in Cids Gesicht. „Meine Illaria? Nur eine Wegmarke? Ich war entsetzt, wollte die Forschungen abbrechen – wenn die Occuria planten mich dadurch zum Nethizit zu treiben, würde ich das nicht zulassen – niemand sollte sie und mich so benutzen!"

Der Wissenschaftler schüttelte den Kopf, rieb sich über die Stirn. „Hätte ich das doch nur getan... doch dann. Venat sagte – er sagte, wenn ich mich zurückzöge – ich hätte einen Sohn von gleichem Geist, den sie dann packen würden, als Ersatz!" Cid riss die Brille herunter, fuhr sich über die Augen und blickte nicht in den Garten, wo ein protestierender Laut erklang.

„Das konnte ich nicht zulassen. Nicht mein Sohn! Mein Jüngster! So ein vielversprechender Verstand, so brillant. Sollte er mir nachfolgen? Ich war zwiegespalten. Mit seiner Unterstützung wären wir so viel schneller voran gekommen. Doch, es war sicherer für ihn, so glaubte ich, wenn er nicht direkt mit mir in Draklor arbeitete. Erst, wenn ich etwas Konkretes vorzuweisen hatte, wollte ich ihn einweihen... doch dazu kam es nie." Cid atmete tief durch, setzte die Brille wieder auf.

„Venat – Venat ist oder war wie jeder Occuria ein geborener Manipulator. Und so führte er mich zur Überzeugung, dass die Einmischungen der Occuria beendet werden mussten, dass die Sterblichen ihr Schicksal wieder selbst bestimmen sollten." Cid blickte zu Larsa. „Dafür brauchte es jemand, der stark genug war, ihnen die Zügel der Geschichte zu entreißen. Ein von uns gewählter Dynast-König." Er lachte höhnisch auf. „Was für eine Verblendung."

„Und dann?"

„Und dann", Cid seufzte tief. „Dann hatte ich meine geliebte Gefährtin ersetzt durch einen körperlosen Schatten und anstatt – nun – ich hatte einen, der – der mein Werk übernehmen und zu Ende führen würde."

Schweigen.

„Vielen Dank für die Erklärung, Dr. Cid", sagte Larsa leise, respektvoll.

Ein zitterndes Lächeln wanderte über Cids Gesicht. „Der Weg zur Hölle ist gepflastert von guten Vorsätzen. Pass auf, dass dir das nicht auch passiert, Larsa."

Schritte näherten sich und Ffamrans Hand drückte seine Schulter.

„Wir sollten essen", sagte der Luftpirat. „Die Köchin wäre ziemlich beleidigt, wenn wir ihre Bemühungen verschmähen."

Cid griff nach Ffamrans Hand. „Natürlich."

Die kleine Gruppe bediente sich an dem bereit gestellten Buffet. Jeder nahm sich etwas und auch der Wissenschaftler schien wieder zu seinem alten Selbst zurück zu finden. Nach angeregten, aber nicht sehr tiefgehenden Gesprächen wendete sich Larsa wieder an Cid. „Meinen Dank für die Gastfreundschaft, Dr. Cid."

„Das ist das Mindeste, was ich tun kann", erwiderte er großzügig, dann zog sich ein schelmisches Lächeln um seine Lippen. „Außer, Ihr habt vor mich wieder nach Draklor zu lassen?"

Larsa lachte und schüttelte den Kopf. „Nein, nicht in der nächsten Zeit. Nach allem, was vorgefallen ist, würde das bei sehr vielen Leuten nicht gut ankommen."

Cid nickte, er hatte nichts anderes erwartet.

„Doch das", fuhr der junge Imperator fort, „löst unsere gegenwärtigen Probleme nicht."

„Ich bin mir sicher, die Rozzarianer lassen sich auch ohne Nethizit in die Schranken weisen", meinte Balthier, „ganz besonders, wenn wir mit Al-Cid Margrace zusammen arbeiten."

„Aber nicht die Mysth, die das Sonnengespinst freigesetzt hat", erwiderte Larsa.

Balthier und Cid fuhren auf.

„Was? Die Mysth?", hakte der Luftpirat nach. „Hat sich das nicht mit der Schlacht über Rabanastre in Wohlgefallen aufgelöst –", er stoppte, Erkenntnis überfiel ihn. „Mysth ist Energie und Energie –"

„– kann weder erzeugt noch zerstört werden", führte Cid weiter, „sie kann nur verwandelt werden. Ja... das ist ein Problem."

„Was für Auswirkungen gibt es schon?", fragte Balthier ernst.

„Die von Mysth beeinflussten Gebiete sind noch wilder geworden", berichtete Basch, „die Totensümpfe sind praktisch unpassierbar. Die Monster werden immer aggressiver und stärker. In den Jakht-Regionen verändert sich auch etwas – manche breiten sich aus, andere schrumpfen – Gemeinsamkeiten sind noch nicht erkennbar. Zudem sind auch Zaubersprüche chaotischer. Manche stärker, manche schwächer, manche mit unerwünschten Nebeneffekten."

Balthier starrte Basch erstaunt an, dann wendete er sich zu seiner Partnerin. „Fran?"

Sie legte den Kopf schief. „Die Mysth hier ist ruhig, sehr dünn und der Wald von Golmore ist ein Bollwerk gegen die äußere Welt."

„Und wir hatten in den letzten Tagen keine Veranlassung mit Zaubersprüchen um uns zu werfen," führte der Luftpirat grimmig weiter. Deshalb hatten sie davon noch nichts bemerkt.

„Als ob man einen Geist aus der Flasche lässt", sagte Larsa. „Ihr kennt alle sicher jene Geschichten, in denen ein böser Geist frei gelassen wird."

„Nur ist diese Flasche kaputt", meinte Balthier mürrisch, „und es ist ein verdammt großer Geist."

„Wohl wahr", stimmte Larsa zu, dann blickte er Cid direkt an. „Haben Sie dazu eine Idee?"

Cid, der die Überlegungen der anderen schweigend verfolgt hatte, strich sich langsam über das Kinn.

...

Die zwei unerwarteten Besucher waren schon vor Stunden abgereist, das Buffet abgedeckt worden. Doch Cid saß immer noch nachdenklich in der Lounge. Jetzt allerdings nicht mehr ziellos, im Gegenteil, jetzt hatte er das Ziel, nach dem er seit dem Sturz vom Richtfeuer gesucht hatte. Wiedergutmachung. Ein anderer hätte das Ziel, die wilde Mysth, die die Welt überschwemmte zu zähmen als unmöglich abgetan, das wusste er. Doch er hatte es auch geschafft diese Macht überhaupt erst freizusetzen. Also sollte es auch möglich sein, sie wieder einzufangen.

Wie es seine Gewohnheit geworden war, studierte er geistesabwesend den Gehstock, den Ffamran ihm geschenkt hatte. Sein Blick wurde wieder von den funkelnden Kristallit-Splittern angezogen. Um Lord Larsas Frage zu beantworten, musste er so viel forschen, so viele Experimente durchführen. Doch, ohne Draklor war das so gut wie unmöglich – wie sollte er an ein Labor und Materialien herankommen?

Schritte durchdrangen Cids Überlegungen und er war fast überrascht den anderen Erholung suchenden hier zu sehen, Kormag Golberra, angeblicher Händler mit einem Faible für Zaubersteine. Ein Zufall, der dem Wissenschaftler nicht sehr zufällig erschien, jetzt wo er darüber nachdachte.

„Mr. Golberra", grüßte Cid ihn. „Sie scheinen wieder gut zu Fuß zu sein."

„Oh, ja", erwiderte der andere. „Ich denke ich bin bald soweit, dass ich weiter reisen kann."

„Weiter nach Archadis?", fragte Cid.

„Zurück nach Ronelstadt erst mal", verneinte Golberra. „Die Banditen haben mir alle Waren und Geldmittel geraubt. Es wäre vergeblich jetzt nach Archadis weiterzureisen."

„Hmm. Vernünftig", stimmte der Wissenschaftler zu, seine Finger tasteten am Knauf des Stockes die Verzierungen ab, fanden den verborgenen Knopf für die Klinge. „Da fällt mir ein, Sie hatten schon viel mit der Verarbeitung der Zaubersteine zu tun. Was geschieht mit jenen, die ihre Kraft verbraucht haben?"

Golberra zuckte die Schultern. „Die werden entsorgt. Manche behalten ihre Farbe – die kann man vielleicht noch für Schmuck verwenden, aber sonst sind sie höchstens noch als Füllmaterial brauchbar."

Cid nickte langsam. Auch das hatte er gehört. Seine eigenen Erfahrungen mit Nethizit hatten jedoch ein anderes Ergebnis erbracht. Wenn der Stein ausgebrannt war, zersprang er – bei künstlich hergestelltem Nethizit – oder er fiel in einen inerten Zustand und sammelte über Jahrzehnte und Jahrhunderte neue Kraft. „Hat niemand versucht, die Steine mit frischer Kraft zu versehen?"

„Soweit ich weiß, gab es hier und da ein paar Versuche", antwortete der Reisende, „aber nichts Ernsthaftes. Es ist viel einfacher neue Zaubersteine zu besorgen, als verbrauchte aufzuladen."

„Hmm." Cids Augen schweiften durch den Garten. So wie Mysth freigesetzt wurde, gab es sicher auch einen Weg, wie sie sich in Steinen sammelte.

„Ein neuer Forschungsansatz für Sie?", weckte Golberra ihn wieder aus seinen Gedanken.

„Möglicherweise."

„Schade nur, dass Ihr Labor hier zerstört wurde."

„Das haben Sie mitbekommen?", sagte Cid etwas beschämt.

„Es war nicht zu überhören und –", Golberra stoppte, blickte Cid vorsichtig an, „wohl auch nicht zu vermeiden."

Cid fuhr auf. „Wie meinen Sie das?"

Golberra zuckte die Schultern. „Ich könnte mich irren, doch ist es nicht so, dass Ihr Sohn Ihre Forschungen missbilligt? Was liegt da näher, das Labor zu zerstören?"

Der Wissenschaftler starrte ihn ungläubig an. Nur seine Finger fuhren über den Knopf am Gehstock. „Sie wollen mir nicht weismachen, dass Ffamran..."

„... bewusst in Ihrem Labor einen Streit mit Ihnen angefangen hat? Wie gesagt, ich könnte mich irren."

Cid wendete den Kopf ab, beobachtete den anderen aus dem Augenwinkel, wartete ab. Zorn kochte tief in seiner Magengrube. Er wagte es tatsächlich? Ja, dieses berechnende Glitzern in den Augen des Reisenden kannte er nur zu gut.

Der Wissenschaftler seufzte, senkte den Kopf. In einer Sache hatte dieser Möchtegern-Manipulator doch Recht. Sein Labor hier war so gut wie nutzlos und auch Draklor war außer Reichweite. Doch... vielleicht...

Cid packte den Gehstock, verankerte sich. „Was schlagen Sie vor, Mr. Golberra?"

Hoffentlich riss ihm Ffamran, wenn alles vorbei war, nicht doch den Kopf ab.

...

Wieder einmal betrat Balthier leise das Labor. Wieder einmal saß Cid an der Werkbank. Auch diesmal arbeitete er eifrig an einem Versuchsaufbau mit Zaubersteinen und Drähten.

Balthier zögerte und legte seinem Vater wieder eine Hand auf die Schulter.

Die Reaktion war diesmal allerdings anders.

„Oh, Ffamran! Gut, dass du da bist – einen Moment!" Der Wissenschaftler rückte noch ein Gerät zurecht und aktivierte den Versuchsaufbau.

Der Luftpirat erkannte, dass Cid diesmal keine Anstalten machte, seine Hand abzuschütteln. „Sagst du mir diesmal, woran du arbeitest?"

Cid grinste, schwenkte eine Hand. „An der Frage, ob eine Flasche eine Flasche sein muss."

„Was soll sie sonst sein? Eine Schatzkiste?"

Der Wissenschaftler nickte eifrig. „Oder eine Tonamphore, ein Holzfass, ein Blecheimer, ein – ein Weidenkörbchen sogar!"

Balthier grinste bei Cids Elan. „Braucht dein Versuch dort dich?"

„Hm? Der kann alleine laufen. Wieso?"

„Du bist schon fast den ganzen Tag hier drin", sagte Balthier. „Wie wäre es mit einem Bissen zu essen und etwas frische Luft?"

„Es ist schon Nachmittag?" Cid sah ihn überrascht an, dann warf er einen Blick aus dem Fenster. „Tatsächlich. Du hast Recht. Ich könnte eine Pause vertragen."

Gemeinsam verließen Vater und Sohn das Labor.

„Bist du sicher, du findest einen Weg, die überschüssige Mysth aus der Atmosphäre einzufangen?", fragte Balthier, als sie durch den Garten wanderten.

„Wie du selbst weißt, Energie bleibt gleich, verteilt sich nur anders", meinte Cid. „Das heißt, es muss einen Weg geben, wie freigesetzte Mysth wieder in Zaubersteinen … kondensiert. Nur, wie sieht der aus? Und welches Gefäß ist am besten geeignet? Fragen über Fragen."

Balthier verbarg ein Grinsen. „Und dein gegenwärtiges Experiment?"

„Hm? Oh, wie zwei unterschiedlich stark geladene Zaubersteine sich verhalten, wenn man sie in einem geschlossenen Energiekreislauf zusammenbringt. Gleicht sich das Energielevel aus? Stiehlt einer der zwei Steine dem anderen die Kraft? Und wenn ja, welcher? Oder..." Cid sah zu Balthier. „Apropos Stehlen: hat Fran die hypothetischen Banditen finden können?"

Der Luftpirat schüttelte den Kopf. „Sie hat zwar Spuren gefunden, sie aber nicht weiter verfolgt, als sie Larsas Transporter gesehen hatte. Sie will morgen nochmal –"

Waffengetöse und Geschrei zerstörte die Ruhe des Gartens, drang aus der Richtung des Haupttores zu ihnen.

Balthier fuhr auf, schnaubte wütend. „Wie auf's Stichwort!" Er griff nach seinem Rücken und fluchte, als er erkannte, dass er unbewaffnet war.

Cid packte ihn am Arm. „Zum Haupthaus, komm. Unbewaffnet da runter zu gehen, wäre die größte vorstellbare Dummheit."

Eilig hetzten die zwei Männer zum Haupthaus und erreichten die Garage. Balthier schnappte sich aus der Waffenkammer seine Formalhaut und Munition. Doch Cid stützte sich keuchend auf den Stock, nach Atem ringend. Der Luftpirat packte seine Schulter. „Bleib hier, oder bring dich in Sicherheit, wenn es nicht anders geht, Cid, so kannst du nicht kämpfen."

„Ich – ich weiß", stimmte Cid zähneknirschend zu. Seine Schwäche ärgerte ihn sichtlich. Er war niemand, der sich bei Gefahr verkroch! Doch diesmal...

Balthier grinste selbstsicher. „Fran und ich machen diese Banditen im Handumdrehen platt, keine Sorge." Er drehte sich zum Ausgang.

„Ffamran!"

Der drängende Ruf ließ ihn wieder zu Cid herum fahren. „Was ist?"

Cid zögerte, wirkte unentschlossen. Dann kam er zu Balthier und zog ihn in eine Umarmung, hielt ihn fest. Der jüngere Mann blinzelte überrascht. Cid sträubte sich zwar nicht gegen Körperkontakt, aber er initiierte ihn so gut wie nie von sich aus. Was...?

„Pass auf dich auf."

„Vater?" Er schlang seine Arme auch fest um Cid.

Cid schüttelte den Kopf. „Nicht jetzt, Ffamran." Unwillig löste sich der Wissenschaftler von seinem Sohn, studierte sein Gesicht, schob sich langsam von ihm weg. „Geh schon, die Banditen warten nicht, bis wir unsere Diskussion abgeschlossen haben."

„Lauf nicht weg." Balthier hob die Feuerwaffe in einem Gruß und stürmte hinaus.

Draußen überblickte er schnell die Lage und erkannte, dass die Angreifer das Tor noch nicht überwunden hatten. Der Luftpirat stürmte hinüber und fand dort mehrere Gärtner, Angestellte und Luks, die sich einer Horde bunt zusammengewürfelter Hume erwehrten. Fran trat an seine Seite und ohne sich austauschen zu müssen, warfen sie sich in den Kampf. Wie eine gut geölte Maschine gingen sie vor, trieben Angreifer zurück, entlasteten die Gärtner, gaben Deckung, damit Verletzte geborgen werden konnten. Als schließlich nur noch eine Handvoll Gegner übrig war, pickte Balthier einen Angreifer heraus, der scheinbar den anderen Anweisungen gab. Er stieß Fran an. „Der da, den will ich lebend."

Die Viera nickte und sie gingen in einen fokussierten Angriff über, der mit verschiedensten Zaubersprüchen darauf abzielte, nicht ihn zu töten, sondern außer Gefecht zu setzen. Nach einem harten Kampf hatten sie ihren Gegner niedergerungen und festgesetzt.

Balthier sah sich um. Keine weiteren Angreifer. Die Angestellten: aufgewühlt, geschockt von dem Angriff und ein paar Verletzte, doch wohl keine Toten.

„Bravo!", jubelte einer der Gärtner und die anderen stimmten ein.

Trotz des Jubels runzelte der Luftpirat die Stirn. Wo waren die Luks? Warum hatten die Banditen ausgerechnet das Tor angegriffen? Er fuhr auf, packte den nächsten Gärtner und deutete zu dem Gefangenen. „Passt auf, dass der da nicht entkommt, klar?" Dann winkte er seine Partnerin zu sich und gemeinsam rannten sie zum Haupthaus zurück.

Eine der Küchenhelferinnen kam ihnen entgegen gestürzt. „Meister Ffamran! Schnell! Oh, es ist schrecklich!"

Balthier packte sie an den Armen, als ihr die Beine weg knickten, deponierte sie auf einer Bank. „Die Banditen?"

Sie nickte hastig.

„Wo ist Cid?"

„Ich – ich – sie haben ihn entführt! Dieser Händler da, der war gar keiner. Er hat den armen Doktor gezwungen mit zu kommen. Und dann", sie schluchzte, schlug die Hände vor die Augen, „sind sie mit dem Gleiter weggeflogen!"

Der Luftpirat hetzte mit Fran den Rest des Weges zurück in die Garage. Als er keuchend in der Tür auftauchte, zeigte sich ihm ein Bild der Verwüstung. Umgestürzte Regale, zerschmetterte Truhen, zerstörte Transporter. Nur der Stellplatz für Cids persönlichen Gleiter war leer.

Balthier rammte eine Faust gegen die Wand und hastete durch die Räume, warf überall einen Blick hinein, Labor, Küche, Schlafzimmer, Gästekammern, Leseraum, überzeugte sich, dass Cid tatsächlich verschwunden war.

Schließlich stand er in der Küche, die Hände auf den Tisch gestützt, keuchend. Seine Gedanken rasten. Wie konnte das passieren? Was wollten Banditen von Cid? Wie konnten sie wissen, dass ausgerechnet er wichtig war? Wieso hatten die Luks Cid nicht verteidigt?

Langsam machte sich eine Erkenntnis breit und ein kalter Schauer überlief ihn.

Ein Schlurfen weckte ihn aus den Gedanken. Lixan kam, von einem anderen Diener gestützt, herein. „Sir, Meister Ffamran, ich – stimmt es? Ist Dr. Cid entführt worden?"

Balthier drückte die Augen zu, nickte. „Ich weiß es jetzt wieder."

„Sir?"

„Der Akzent von Golberra. Woher ich ihn kenne", er hob den Kopf, sah Lixan an. „Es ist ein rozzarianischer Akzent."

Der Sekretär prallte zurück. „Das heißt – dieser Mann – der, den wir hier als Gast aufgenommen haben – das ist ein Agent von Rozzaria?", stieß er entsetzt hervor. „Der Herr ist in der Hand der Feinde Archadias? Oh, weh!"

Balthier nickte, dann schlug er mit der Hand auf den Tisch. „Verdammt! Das war ein gründlich geplanter Anschlag, nur um Cid in die Finger zu bekommen!"

Doch der andere Verdacht – der, der in ihm aufgekeimt war, als er den leeren Stellplatz gesehen hatte, die verschwundenen Luks, die sabotierten Transporter... den schluckte er hinunter. Hatte der Bastard wirklich...?

Fran tauchte lautlos in der Tür auf, sah Balthier an, der ihren Blick fast entsetzt erwiderte. Dann nickte sie ernst und der Luftpirat presste die Augen zu, senkte den Kopf, er fühlte sich, als ob er einen Faustschlag in den Magen bekommen hätte. Sein Puls raste, die Ohren rauschten. Es stimmte. Was er nicht wahr haben wollte stimmte. Er, Dr. Cid, hatte es tatsächlich getan. Cid war aus freien Stücken mit dem rozzarianischen Agenten mitgegangen.


A/N: :DDDD