Eure Kommentare haben mich seeeeeehr gefreut, ihr wisst gar nicht, welche Freude ihr mir damit schenkt. Ich lese sie mir mehrmals durch, weil ich es gar nicht glauben kann. Vielen vielen Dank, ich bin sprachlos.
Das Cottage.
Charles war gebannt von dem Anblick, den er vor Augen hatte. Seine hübsche Elsie, angemalt in den warmen Farben des Feuers, das aus dem Kamin strahlte. Wie sie hier stand ... in diesem Zimmer ... schöner hätte er es sich nicht ausdenken können. Er bekam nicht mit, dass ihm Elsie eine Frage stellte, so sehr gefesselt war er von ihrer Erscheinung.
"Gäbe es doch nur Farbfotografien", dachte sich Charles und schüttelte seinen Kopf bei diesem absurden Gedanken (Dummkopf!). Sie bemerkte sein verträumtes, gemütliches und stolzes Starren und versuchte durch etwas Vorbeugen ihren Augenkontakt mit Charles zu intensivieren.
"Charles! Was tust du hier?", fragte Elsie beabsichtigt energisch, um ihn aus seinen Gedanken zurück zu holen.
Er erwachte aus seiner Trance und antwortete: "Mir war nicht wohl, dich hier alleine zu wissen. Daher bat ich bei Lord Grantham um Erlaubnis, die nächsten Nächte hier zu verbringen. Ich möchte mich nicht aufdrängen und dir deine versprochene Zeit der Ruhe nehmen, aber ich möchte, dass du dich nicht alleine fühlen musst und weißt, dass jemand da ist, solltest du Hilfe benötigen. Du wirst mich gar nicht bemerken. Morgen in der Früh weckt mich einer der Laufburschen auf seinem Weg zur Abbey."
Elsie fühlte sich etwas überrumpelt, ja fast schon bedrängt von seiner aufgezwungenen Anwesenheit, war aber gleichzeitig gerührt von dieser Geste, die ihr ein nachsichtiges Grinsen ins Gesicht zauberte. Er wünschte sich noch sehnlicher eine Farbfotografie dieses Moments. (Alberner Junge!)
"Ist denn genug Platz für uns beide hier im Cottage? Wo werden wir schlafen?", wollte Elsie wissen.
"Wir werden schon genug Platz finden. Es gibt nur ein Schlafzimmer, das befindet sich im oberen Stock. Aber dafür hat es einen Balkon und ein angrenzendes Badezimmer. Eine große Wanne ist darin, ich kann mir vorstellen, dass du in den nächsten Tagen darin gut entspannen kannst. Ich weiß, das Cottage ist nicht sehr groß, aber ich dachte, wir könnten es einmal mit einem kleinen Gästezimmer erweitern. Dem Wohnzimmer gegenüber befindet sich die Küche. Sie ist gut ausgestattet mit einem ... ."
"Charles, ich bin schon sehr müde." Elsie war überrascht davon, wie gut er über das Cottage informiert war, konnte aber wegen ihrer Müdigkeit seinen Worten nicht mehr folgen und fiel ihm ins Wort. Es war für heute einfach genug.
Charles beendete sein Gerede und nickte ihr zu. Er ging aus der Tür, um ihr Platz zum Durchgehen zu machen, wie er es bei den Granthams auch immer tat. Einzig mit dem Unterschied, dass er es nicht aus Berufs- oder Ehrgründen tat, sondern aus purer Liebe und Zuneigung zu ihr. Elsie verließ das Zimmer und steuerte ihren Koffer an. Sie griff danach, aber Charles war schneller. Elsie verstand seine zuvorkommende Geste und ließ ihn den Koffer tragen. Beide gingen hoch, Charles ging voran und führte Elsie direkt zu der Tür, die ins Schlafzimmer führte. Elsie war dankbar dafür, dass sie keine weiteren Umwege mehr hatte, um zu einem Bett zu gelangen. Es war eine hübsche, schwere Holztüre mit kleinen, feinen Gravuren, vor der Elsie nun stand. Charles stand neben ihr, den Koffer noch immer in der Hand haltend, und beobachtete akribisch Elsies Gesichtsausdruck, als sie einen ersten Blick ins Schlafzimmer werfen konnte, nachdem sie die Tür geöffnet hatte. Sein Herz zog schmerzlich, als er sie ins Zimmer langsam eintreten sah. Das hätte er sich alles ganz anders vorgestellt. Sie sollte das alles unter ganz anderen Umständen entdecken.
Elsie betrat den Raum und blieb mitten im Zimmer stehen, drehte sich eine Runde und ließ ihren Blick schweifen, es gefiel ihr. In so einem nett eingerichteten Zimmer hatte sie noch nie geschlafen. Es war um einiges größer als ihr Dachgeschosszimmer in der Abbey, das Bett, rechts im Raum, war mindestens doppelt so groß. Neben dem Bett standen kleine dazu passende Nachttische, mit elektrischen Leselampen darauf. Gegenüber der Schlafzimmertür befand sich der Balkon. Elsie entdeckte links neben dem Kleiderschrank die Türe, die ins Badezimmer führen musste. Sie drehte sich wieder zu Charles, der das Zimmer noch immer nicht betreten hatte, und nach wie vor mit dem Koffer in der Hand, in der Tür stand und sie einfach nur beim Entdeckten beobachtete.
"Aber wo wirst du dann schlafen?", fragte Elsie sorgvoll, was Charles nicht verborgen blieb, und seinem Herzen einen kleinen Freudensprung ermöglichte.
"Ich werde im Wohnzimmer schlafen. Das Sofa wird mir schon reichen.", Elsie musste nun tatsächlich ein Grinsen herab schlucken. Das Bild, das in ihrem Geiste aufkam, war zu komisch. Charles konnte doch nicht ernsthaft davon überzeugt sein, dass er auf dem Sofa Platz haben würde (alberner Mann!). Dieser Wesenszug war aber einer der Gründe, warum sie sich in ihn verliebte. Die Tatsache, von seinen Ansichten so überzeugt zu sein, dass er jegliche Logik natürlichen Denkens verdrängte, nur damit seine Vorstellungen passten, brachte sie schon seit vielen Jahren insgeheim zum Schmunzeln. Sie war aber zu müde, um mit ihm über Alternativen zu reden oder überhaupt über welche nachzudenken. Charles trat ein und platzierte den Koffer auf dem Bett. Er verabschiedete sich mit einem Kuss auf ihrer Wange und verließ den Raum.
Nun allein im Zimmer öffnete Elsie ihren Koffer und nahm vorerst nur das Nötigste heraus: Nachthemd, Handtuch und Pflegeutensilien. Der Rest blieb für heute im Koffer, den sie vor dem Kleiderschrank abstellte, umräumen würde sie ihn morgen. Mit ihren Sachen betrat sie das Badezimmer und begann ihre Haare zu öffnen, kämmte es und flechtete es zu einem langen Zopf, der seitlich über ihre Schulter hing.
Anschließend nahm sie ihre Chatelaine ab, seltsamerweise tat sie dies ehrfurchtsvoller als jemals in all den Jahren zuvor und legte sie auf eine kleine Kommode im Badezimmer ab. Mit verträumtem Blick auf ihre Schlüsselketten öffnete Elsie die vielen Knöpfe ihres Kleides, zog es aus und hing es über die Badewanne. Nachdem sie auch ihr Korsett, ihre Strümpfe und Unterwäsche ausgezogen hatte, schlüpfte sie in ihr Nachthemd. Sie war nun bereit, um sich das Gesicht zu waschen und ihre Zähne zu putzen.
Für das Schlafen hergerichtet, verließ sie das Badezimmer und begab sich direkt ins Bett. Als sie zugedeckt da lag, gestand sie sich ein, dass sie sich wirklich wohler mit dem Wissen fühlte, dass Charles bei ihr im Cottage war. Gedankenfrei vor Erschöpfung schlief sie rasch ein.
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Am nächsten Morgen erwachte Elsie in einem sonnendurchfluteten Raum. Die vielen Sonnenstrahlen in ihrem Zimmer waren den gläsernen Balkontüren geschuldet. So viel Helligkeit war sie von ihrem Schlafzimmer in der Abbey nicht gewohnt. Sie genoss den seltenen Moment, auch wenn ihr der Umstand bewusst war, der sie hier liegen ließ.
Elsie überlegte, ob sie sich noch einmal umdrehen und die Augen schließen sollte, nachdem sie sich soeben genussvoll gestreckt hatte. Aber den Gedanken verwarf sie schnell wieder, als sie merkte, dass ihr Magen etwas zwickte und ihr keine weitere Entspannung gewähren würde. So beschloss sie aufzustehen und sich irgendwie etwas zu essen zu besorgen. An ein Stück Brot und Fleisch hat sie gestern Abend wirklich nicht mehr gedacht. Bevor sie aber zu ihrem Koffer ging, um sich ihren Morgenmantel zu holen, öffnete sie eine Balkontür und ging die wenigen Schritte zum Geländer vor. Ihre Füße leiteten die Frische des Morgens in ihren ganzen Körper weiter. Sie bekam Gänsehaut, und genoss das Gefühl sich zu spüren. Sie ließ ihren Blick über Felder, einen entfernten Bauernhof und einige Baumkronen schweifen, sie fühlte sich an Schottland erinnert. Es war ein herrlich unbegrenzter Ausblick, Elsie atmete einige Male tief ein und aus, und machte sich dann doch zu ihrem Koffer auf. Sie hievte ihn auf die Matratze und holte ihren Morgenmantel heraus, den sie sich gleich über ihr Nachthemd zog. Bloßfüßig ging sie hinunter und wollte nachsehen, ob sie in der Küche wenigstens einen Tee fände, den sie sich zubereiten könne, bevor sie zu Mr. Bakewell ins Dorf ging.
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Unten angekommen nahm sie nun die Tür, die laut Charles, in die Küche führte.
Elsie betrat den länglich gebauten Raum und sah einen großen, dunklen Herd, einige Töpfe, und eine Abwasch. Im hinteren Teil befand sich ein runder Esstisch aus Holz, der ziemlich genau gegenüber vom Herd stand ... ein Esstisch, auf dem sich ein geflochtener Weidenkorb befand, gegen den wiederum ein gefalteter Zettel lehnte. Neugierig tapste Elsie mit ihren nackten Füßen zu dem Korb und spähte hinein, bevor sie zu der Nachricht griff. Sie sah eine Kanne, ein kleines Fläschchen Milch, etwas frisches Obst und Gemüse, Brot und Butter, sowie zwei Eier und ein kleines Stück Schinken und Käse.
Neugierig widmete sie sich nun der Nachricht und entfaltete sie:
"Habe gestern Mrs. Patmore gebeten, sie möge Samuel etwas zu essen mitgeben, wenn er sich auf den Weg macht, um mich zu wecken.
Alles Liebe
- C"
Elsie war Dankbar um Charles Weitsicht und suchte nun einige Utensilien aus der Küche zusammen, um sich ein kleines Frühstück aus dem Körbchen richten zu können. Auf der Suche nach Teller, Tasse und Besteck stolperte sie im Hängekästchen über der Spüle auf ein Bündel gestreiften Stoffes, auf dem ein Kamm, ein Handtuch und ein kleines Döschen Pomenade lagen, verdutzt schloss Elsie es wieder und versuchte ihr Glück in einem anderen Schrank. Bald hatte sie alles gefunden, was sie bräuchte.
Die Eier würde sie nicht kochen, sie hatte keine große Lust darauf, dass sie sich jetzt vor den Herd stellte. Ihr genügte eine Scheibe Brot mit Butter und ein Stückchen Käse. In die Tasse goss sie sich Tee, der noch warm war, aus der Kanne und fügte einen Schuss Milch hinzu.
Gut gestärkt vom Frühstück, verstaute sie die Lebensmittel und begab sich neugierig ins Wohnzimmer.
Charles hinterließ keine Spuren. Elsie war sich nicht sicher, was sie eigentlich gedacht (erhofft) hätte, zu finden, aber es gab keinen einzigen Hinweis darauf, dass Charles hier eine Nacht verbracht hatte.
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Durch die kurze, anstrengende Nacht davor schlief Charles wie ein Stein auf dem viel zu kleinen Sofa (also doch Recht gehabt!). Und als solcher fühlte er sich auch, als er von einem Klopfen gegen die Fensterscheibe geweckt wurde: Steinhart. Als er versuchte sich vom Sofa zu erheben, gaben sein Kreuz sowie sein Genick einige knackende Geräusche von sich, unweigerlich dachte er an das brennende Holz im Kamin gestern. So manches Scheit wäre neidisch geworden, dachte er bei sich, als er endlich aufrecht saß und die letzten glühenden Überbleibsel im Kamin betrachtete.
Charles ging steif zur Haustüre und wünschte Samuel einen guten Morgen.
"Guten Morgen, Mr. Carson. Es ist halb fünf Uhr, Mr. Carson. So wie Sie es gestern gewünscht haben, Mr. Carson. Hier Ihr Korb, Mr. Carson.", Samuel drückte Charles sichtlich nervös den Korb in die Hand. Es war eine ungewöhnliche Aufgabe für einen Laufburschen, den Obersten Butler auf diese Art und Weise zu wecken.
"Danke, Samuel." Charles nahm den Korb entgegen und stellte ihn gleich am Küchentisch ab. Danach ging er wieder ins Wohnzimmer und zog sich schnell seine Livree an und richtete sich so gut wie möglich mit Hilfe des Beckens in der Küche zurecht. Seine Sachen verstaute er derweilen im Schränkchen über der Spüle. Bevor er dann das Cottage verließ, schrieb er Elsie wenige Zeilen auf ein Stück Papier, das er dann faltete und an das Körbchen am Esstisch lehnte.
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Elsie verließ das Wohnzimmer und ging zurück ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen, ihre Füße waren mittlerweile doch schon recht kalt.
Nachdem sie ihre Haare hochgesteckt und sich angekleidet hatte, machte sie sich auf, um den Koffer auszuräumen. Alles, was sie mitbrachte, verstaute sie im Kleiderschrank, den leeren Koffer schob sie unter das Bettgestell und setzte sich anschließend auf die Matratze. Sie wusste nicht so recht, was sie jetzt machen solle, so viel freie Zeit stand ihr für normal nicht zur Verfügung. Nach einigem hin und her Überlegen, beschloss sie, eine Runde spazieren zu gehen. Sie zog sich also ihren Mantel an und steckte sich den Hut an ihren Haaren fest.
Elsie ging einen schmalen Pfad zwischen grünen Feldern und fein blühenden Sträuchern vorbei, der Frühling war noch nicht lange im Lande, aber sie genoss schon jetzt die zarten Boten. Nur wenige Fußgänger kreuzten ihren Weg, das kam ihr sehr gelegen. Sie wollte nicht immer durch höfliches Zugrüßen aus ihren Gedanken gerissen werden. In der Ferne erblickte Elsie eine Holzbank, sobald sie sie erreichte, setzte sie sich darauf und betrachtete das Feld ihr gegenüber. Nach einigen tiefen Atemzügen schloss sie ihre Augen und nahm ihre Umwelt nur noch durch ihre Ohren wahr. Kurz darauf schlichen sich die drückenden Geschehnisse der letzten Tage wieder in ihren Kopf. Wenn sie daran dachte, dann schien es ihr unmöglich, dass sie Charles das je verzeihen konnte. Aber sie bemerkte auch, dass sie ihn zu sehr liebte, dass er ihr zu viel bedeutete, als dass sie ihm das nicht verzeihen könnte. Elsie kamen wieder die Worte von Mr. Molesley in den Sinn und vertraute auf die Zeit. Sie beschloss also, die Gedanken zur Seite zu schieben und öffnete wieder die Augen. Kurz verweilte sie noch auf der Bank, genoss die Sonne in ihrem Gesicht, freute sich über die ein oder andere Biene, die an ihr vorbeiflog und machte sich dann auf den Weg zurück ins Cottage.
Dort angekommen, inspizierte sie die noch unentdeckten Räume des Cottages. Elsie gefiel das kleine Häuschen sehr. Es hatte alles, was man zum zufriedenen Leben brauchte.
Als es Mittag wurde, nahm sie sich aus dem Kühlschrank ein Stück Käse und aß es zu einer Scheibe Brot, danach nahm sie sich einen Apfel. Ihr fehlte noch immer die Lust aufs Kochen und gab sich mit dem zufrieden, was da war, daher sparte sie sich den Weg ins Dorf zum Nahversorger. Sie fand es nicht tragisch, einige Tage einen simplen Essensplan zu haben, auch wenn er extrem simpel war. Während dem Kauen betrachtete sie die schöne Gugelhupfform, die an der Wand hing.
Der Tag floss so vor sich hin. Elsie genoss die stetige Ruhe, genoss das Gefühl entbehrlich zu sein, gönnte sich am Nachmittag ein langes Bad und dachte immer wieder an Charles und die letzten Tage.
Auch wenn sie heute nicht viel zu tun hatte, spürte sie schon am frühen Abend, dass sie müde war, die letzten Tage waren doch sehr zehrend gewesen. Daher erlaubte sie es sich schon ungewohnt zeitig in ihr Nachthemd zu schlüpfen und sich mit einem Buch ins Bett zu kuscheln. Als die Müdigkeit begann bleiern zu werden, legte sie das Buch aufs Nachttischchen und drehte das Licht aus. Sie schlief ein, ohne Charles gesehen zu haben.
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Als Charles das Cottage erreichte, war es bereits spät abends, Elsie schlief schon eine Weile, als er in den Eingangsbereich eintrat. Er war bis auf die Knochen erschöpft, zog seine Livree aus, machte sich rasch in der Küche bettfertig und legte sich so gut wie möglich aufs Sofa.
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Den nächsten Tag verbrachte Elsie ähnlich.
In der Früh war wieder keine Spur von Charles zu sehen. Das ließ in ihr eine kleine Enttäuschung aufkommen, sie begann Charles zu vermissen, und stellte dabei fest, dass ihre Verletztheit in den Hintergrund zu wandern schien. Sie hätte ihn gerne gesehen, auch wenn nur kurz.
Nach einem ausdauernden Spaziergang nahm Elsie heute jedoch kein entspannendes Bad, sondern machte sich auf den Weg zu Mr. Bakewell, nachdem sie ihre Handtasche mitsamt Portemonnaie geholt hatte. Sie hatte heute Lust dazu, einen Gugelhupf zu backen, und benötigte dafür noch ein paar Zutaten.
Während sie später darauf wartete, dass der Kuchen im Backrohr fertig wurde, erlaubte sie sich einige Tagträumereien. Sie stellte sich vor, wie es wäre, hier mit Charles zu wohnen, einen gemeinsamen Alltag mit ihm hier zu haben. Sie mochte die Vorstellung, gemeinsam oben im Bett zu liegen, aus den Balkontüren zu sehen und die Wolken beim Vorbeiziehen zu betrachten. Ihr schoss sogar eine Szene durch den Kopf, in der sie Charles über dem kleinen Gemüsebeet gebeugt sah, welches sie gestern neben dem Cottage entdeckt hatte. Vielleicht wäre er ein beherzter Hobby Gärtner.
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Spät in der Nacht kam Charles heute im Cottage an. Er war fix und fertig von den letzten Tagen, konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten, daher ging er dem seltsamen Geruch, den er wahrnahm, nicht mehr nach. Es war für Elsie ein angenehmes Gefühl ihn endlich hier zu wissen. Sie fühlte sich komplettiert, wenn sie wusste, er wäre mit ihr unter einem Dach. Dass es ihr missfiel, wenn er wo anders schlief, wurde ihr schon vor einigen Jahren bewusst: Sie war unausgeglichener, wenn Charles mit der Familie für die Ballsaison nach London reiste. Es war immer eine nie enden wollende Zeit für sie.
Elsie wartete im Bett und las ihr Buch weiter, die Schlafzimmertür ließ sie dabei geöffnet, damit sie ganz sicher mitbekäme, wenn Charles durch die Haustüre kam. Als es so weit war, und Charles den Schlüssel ins Schloss schob um die Tür aufzusperren, hastete sie lautlos zum Stiegenabgang und lauschte gebannt im Dunkeln, um herauszufinden, was Charles nun tun würde.
Sie hörte, wie er die Tür hinter sich wieder abschloss, ein befreiendes Seufzen von sich gab (was Elsie zu ihrer Überraschung eine freudige Gänsehaut bescherte, da sie schon zu lange ohne seine tiefe Stimme auskommen musste) und wie er einige Schritte ging. Elsie vermutete, dass er ins Wohnzimmer ging, zumindest hätte sie es so von seinen Schritten wahrgenommen.
Als sie einige Sekunden nichts mehr hörte, schlich sie sich die Stufen hinab und gleich hin zur Wohnzimmertür. Diese war einen Spalt breit offen (Glück gehabt), und erlaubte Elsie dadurch einige Blicke ins Zimmer zu werfen.
Sie sah Charles mit geschlossenen Augen auf dem Sofa sitzen, die Schultern hingen ihm trostlos herab. Er wirkte sehr mitgenommen und erschöpft. Elsie spürte, dass auch er wahnsinnig unter der Situation litt, dass auch er sich einsam fühlte, dass auch er Ängsten ausgesetzt war. In ihrem Schmerz war sie nicht allein, Charles war ein Verbündeter.
Die Tage mussten wahnsinnig anstrengend für ihn gewesen sein, zu all seinem Leiden kam der stressige Arbeitsalltag hinzu. Er musste zusehen, dass alles seinen gewohnten Gang nahm, dass seine ausgefallene Hochzeit keinen Einfluss auf den Alltag der Familie Grantham hatte.
Elsie sah, wie Charles seinen Kopf in den Nacken legte und sein Gesicht fast schon schmerzverzerrt verzog. Seine Brust hüpfte nun unangenehm rhythmisch auf und ab, stumm verabschiedete sich eine Träne aus einem Augenwinkel und bahnte sich einen Weg hinter zu seinem Ohr. Er wirkte, als hätte er aufgegeben.
Sie schob die Tür unbemerkt auf, und schlich sich zu Charles aufs Sofa. Erst als Elsie die Träne von ihm mit einer sanften Berührung trocknete, bekam er mit, dass sie hier war. Sie schmiegte sich seitlich an ihn, und zog die Füße zu sich hoch.
Sie bemerkte, dass er zu verunsichert war, um die Initiative zu ergreifen, und nahm daher kurzerhand seinen Arm und legte ihn um sie. Ihr Kopf lag nun auf seiner Brust, sie hörte sein Herz schlagen und bemerkte, wie es sich langsam entspannte.
Charles blickte intuitiv zum Kamin, als ihm bewusst wurde, dass noch kein Feuer brannte und bemerkte dabei einen zarten Blumenstrauß am Tischchen neben dem Sofa.
"Gefallen sie dir? Ich habe sie heute beim Spazierengehen für dich gepflückt.", erklärte ihm Elsie, als sie seinem Blick folgte. "Es ist nur ein kleiner Strauß geworden, da noch nicht sehr viele Blumen zu finden sind. Und ein paar wollte ich für die hungrigen Bienen stehen lassen."
Charles war von dieser Geste gerührt, konnte vor Müdigkeit aber nichts darauf erwidern, und legte ihr stattdessen dankend einen kleinen Kuss in ihr Haare.
"Charles, komm mit mir ins Bett hinauf.", Elsie sah seinen entrückten Gesichtsausdruck und erklärte nachdrücklich: "Du bist völlig erschöpft, du hältst eine weitere Nacht auf dem Sofa nicht aus. Wir sind beide erwachsen und sollten damit umgehen können, dass wir nebeneinander liegen.", Elsie löste sich aus seinem Arm, stand auf und reichte ihm einladend ihre Hand. "Außerdem braucht es niemand zu erfahren.", ergänzte Elsie.
Charles war ganz fasziniert von Elsies Sein. Sie war umwerfender denn je, so wie sie vor ihm stand: Ein leichtes Lächeln, ihr toller, langer geflochtener Zopf, in ihrem simplen, weißen Nachthemd. Er hatte sie noch nie ähnlich gesehen. Wäre er nicht schon sprachlos, wäre er es spätestens jetzt. Seine Elsie glänzte im simpelsten Outfit noch viel viel mehr als ohnehin schon. Er liebte sie so sehr.
Er nahm dankend ihre Hand und folgte ihr ins Schlafzimmer.
Was sagt ihr zu dem Kapitel? Ich würde mich freuen, wenn es euch gefallen hat. lasst es mich wissen. Habt vielen Dank fürs Lesen. Es macht mir so viel Spaß zu schreiben, und wenn ich merke, dass ich euren Nerv getroffen habe, spornt mich das nur noch mehr an. Ich liebe diese Chelsie-Community.
Lange wird es denke ich zwischen den beiden nicht mehr dauern … :-)
Bis bald :-)
