Gegen Mittag machte Hermine ihre Müdigkeit zu schaffen. Sie hatte sich für ein Nickerchen hinlegen wollen, aber die anderen hatten sie nicht gelassen. In der Nacht hatte es zum ersten Mal in diesem Jahr geschneit und der Schnee lag zentimeterhoch auf dem Schloss und den Ländereien. Die anderen wollten unbedingt nach draußen und das Wetter genießen. Es war zwar bitterkalt, aber die Sonne schien.
Sie spazierten mit Mützen und Schals dick in ihre Mäntel eingemummelt über die verschneiten Wiesen und schlugen den Weg in Richtung See ein. Hermine hatte sich bei Sirius untergehakt, weil selbst die Kälte es nicht schaffte, sie richtig wach zu machen. Sie lief neben ihm her und hatte Mühe, die Augen offen zu halten.
Sie umrundeten den See einmal und konnten sogar kurz den Kraken erblicken, der seine Tentakeln in die Sonne hielt.
Als sie wieder am Schloss ankamen, sauste an Sirius' Ohr nur ganz knapp ein Schneeball vorbei. Er drehte sich blitzschnell um und sah, wie James feixend in den Schnee griff. Er ließ Hermine los und tat es seinem Freund gleich. Sein Geschoss traf James mittig auf die Brust, während James' zweite Kugel Hermine traf.
»Hey! Na warte!«, rief sie lachend und formte nun ihrerseits einen Schneeball. Sie warf und traf James am Bein, als Sirius' nächster Schneeball James am Kopf traf.
»Zwei gegen einen ist unfair!«, rief der Schulsprecher.
»Pech gehabt!«, rief Sirius zurück.
»Lily, hilf mir«, forderte James seine Freundin auf.
»Ne, ne. Lass mal«, wehrte die Angesprochene ab. Kurz darauf klatschte ein Schneeball gegen ihren Kopf. Empört sah sie sich um und fand Alice, die juchzend in Deckung ging. Lily schüttelte den Kopf, griff dann aber auch in den Schnee.
Es entbrannte eine regelrechte Schneeballschlacht und jeder bewarf jeden mit den weißen Kugeln. Peter und Remus versuchten sich zwischendurch einen kleinen Schutzwall zu bauen und Alice hüpfte schreien um sie herum. »Ihr trefft mich nicht! Ihr trefft mich nicht!«
Peter hatte es dann fertiggebracht, einen Schneeball mitten in Alice' Gesicht zu werfen.
»Bäh! Ihhh«, rief sie und wischte sich den Schnee aus dem Gesicht. »Das bekommst du zurück!« Sie griff wieder in den Schnee und versuchte Peter damit zu treffen.
Hermine schlich sich irgendwann von hinten an James heran und stopfte ihm eine Handvoll Schnee hinten in den Kragen. Er versuchte sie zu packen, aber sie rannte schon kreischend lachend davon. Er nahm brüllend die Verfolgung auf. Hermine versuchte ihm zu entkommen und wollte einen Haken um Sirius herum schlagen, verlor aber den Halt. Als sie nach dem Schwarzhaarigen griff, um sich zu stabilisieren, riss sie jedoch an ihm und sie landeten beide mit dem Gesicht voran im Schnee. James bremste abrupt und verlor ebenfalls den Halt, fiel aber auf seinem Hintern. Die anderen plumpsten der Reihe nach vor lachen ebenfalls in den Schnee.
Hermine hob grinsend den Kopf. »Autsch.«
Sirius drehte sich herum und breitete Arme und Beine aus. »Ich bleib hier so liegen.«
Hermine setzte sich auf. »Dann erfrierst du irgendwann.«
»Dann wärm mich.« Er zog an ihrem Arm und Hermine fiel halb auf ihn. Er küsste sie und rollte dann mit ihr im Arm durch den Schnee.
»Du bist verrückt!«, sagte sie lachend.
»Ja, nach dir«, murmelte er und bleib mit ihr liegen.
»Wenn ihr mit ins Schloss kommt, dann gibt es auch eine heiße Schokolade für euch.« Lily sah auf die beiden im Schnee liegenden. Die anderen hatten sich alle schon aufgerappelt.
»Heiße Schokolade klingt gut, was meinst du?« Hermine stupste Sirius an.
»Na gut. Überredet.« Er kämpfte sich wieder auf seine Beine. Dann half er Hermine hoch und zog sie an sich. Er strich ihr die Haare aus dem Gesicht. »Ich liebe dich. Weißt du das?«, murmelte er leise, bevor er sie küsste. Dann zog er sie mit zu den anderen und sie gingen alle zusammen ins Schloss zurück. Sie liefen direkt in die Große Halle und bedienten sich an den heißen Getränken und Keksen, die dort bereitstanden.
»Verdammt, meine Haare sind pitschnass«, sagte Hermine, als sie sich ihre Mütze vom Kopf zog. Missmutig legte sie sie neben sich auf den Tisch.
»Da hängt auch noch Schnee drin«, warf James grinsend ein.
»Danke, ohne dich hätte ich das gar nicht bemerkt«, sagte Hermine sarkastisch und versuchte den Schnee aus ihren Haaren zu schütteln.
»Bei so einem Wetter bin ich immer froh, dass ich keine Locken habe. Auch wenn ich sie schön finde«, bemerkte Lily.
»Ja, es nervt tierisch«, antwortete Hermine und zog an einer besonders widerspenstigen Schneeklette. »Und du hör auf zu grinsen. Wenn du mich nicht durch den Schnee gerollt hättest, wäre es nur halb so schlimm«, meckerte sie Sirius an.
»Ich hab doch gar nichts gesagt!« Er hob abwehrend die Hände, zog seinen Zauberstab und sprach einen Wärmezauber über Hermine.
»Toll, jetzt schmilzt das und ich bin gleich ganz nass«, beschwerte sie sich.
Sirius blickte auf seinen Zauberstab und sah sie dann zerknirscht an. »Oh, tut mir leid. Ich wollte nur helfen.«
»Schon gut, so sehe ich wenigstens nicht mehr wie ein Schneemonster aus.« Versöhnlich lächelte sie ihn an und gab ihm einen Kuss. »Ich bin müde und deswegen ein bisschen gereizt«, flüsterte sie ihm zu. Er lächelte sie an und nickte, bevor er ihr noch einen Kuss auf die Lippen hauchte.
»Geh gleich am besten heiß duschen«, schlug Alice vor.
»Oh ja, da freue ich mich schon drauf.« Hermine und trank von ihrer Schokolade und legte die Hände fest um die Tasse, um sie aufzuwärmen.
Als sie alle ausgetrunken hatten, gingen sie in den Gemeinschaftsraum und Hermine verschwand direkt nach oben in ihren Schlafsaal. Nachdem sie geduscht hatte, war sie in ihr Bett gekrochen. Das wohlig warme Wasser hatte ihre Müdigkeit wieder verstärkt und sie hatte sich danach direkt hingelegt. Es hatte auch nicht lange gedauert, dann war sie schon eingeschlafen. Erst am nächsten Morgen war sie wieder aufgewacht.
Die Woche war sehr schnell vergangen und schon war es wieder Samstag. Sie war ziemlich früh aufgestanden, weil sie die nächste Nacht nicht erneut wach verbringen wollte. Sie lag noch einige Zeit im Bett und las, bis Alice und Lily sich regten. Dann stand sie auf und machte sich fertig. Als Alice und Lily im Badezimmer verschwanden, ging Hermine in den Gemeinschaftsraum hinunter und wartet dort auf die anderen.
Es dauerte nicht lange, bis die Jungs nach unten kamen und als Alice und Lily da waren, gingen sie zum Frühstück. Hermine und Sirius hatten ihre Mäntel mitgenommen, weil sie den anderen erzählt hatten, dass sie direkt nach dem Frühstück ins Dorf gehen wollten.
»Wollen wir uns später in den drei Besen treffen?«, fragte James, als sie ihr Frühstück beendeten.
»Ähm… eigentlich wollten wir –«
Sirius kam gar nicht dazu, zu Ende zu sprechen, denn Lily sagte: »Das ist ihr erster Ausflug als Paar. Die wollen heute nicht mit uns rumhängen.«
»Aber wir können doch, bevor wir ins Schloss zurück –«, wollte James sagen.
»Nein, können wir nicht.« Lily sah lächelnd zu Sirius und Hermine. »Macht euch einen schönen Tag! Wir sehen uns heute Abend im Schloss!« Danach scheuchte sie die beiden aus der Großen Halle.
Sirius und Hermine wünschten den anderen viel Spaß im Dorf und als sie in der Eingangshalle standen, schlichen sie die Treppe nach oben.
»Ich warte wieder im Raum der Wünsche auf dich«, sagte Sirius und beugte sich zu ihr, um sie kurz zu küssen. »Wir sehen uns gleich«, meinte er zwinkernd.
»Bis später«, verabschiedete sie sich und ging dann in den Krankenflügel. Vor der Tür schrumpfte sie ihren Mantel und steckte ihn in die Hosentasche.
Die Professoren warteten auch diesmal schon auf sie. Sie setzte sich direkt auf das Bett und es wurde nicht mehr viel erklärt, bevor Hermine die Sanduhr exakt zwölf Mal drehte. Wieder dauerte es nur wenige Sekunden, bis sie ankam.
Madam Pomfrey konnte bei ihrer Untersuchung auch diesmal nichts Ungewöhnliches feststellen. Danach verschwand sie und ließ Hermine mit den beiden Männern allein.
Croaker beschrieb ihr, dass die Auswertung der bisherigen Ergebnisse Gutes hoffen ließen. Er hätte gerne, dass sie beim nächsten Mal einen Zeitsprung von mehreren Tagen machen würde.
Dumbledore wandte jedoch ein, dass ein Fehlen von mehreren Tagen nur schwer zu rechtfertigen sei.
Hermine hatte sich die ganze Woche Gedanken darüber gemacht, was sie tun würde, wenn sie noch länger hier blieb. Es war von Tag zu Tag schwieriger geworden, die Klappe zu halten. Für sie stand fest, entweder sie würde für immer hier bleiben und dafür sorgen, dass alle ihre Freunde überlebten, oder sie musste sofort hier weg. Ein dazwischen gab es nicht mehr. »Warum kann ich nicht beim nächsten Mal schon direkt in meine Zeit springen? Ich will die Zeit nicht in Etappen zurücklegen.«
»Wir können nicht abschätzen, was für Auswirkungen so ein großer Sprung auf Sie haben wird«, sagte Croaker.
»Wirst du es können, wenn wir einen Test von mehreren Tagen oder einem Jahr am Stück machen?«, fragte Dumbledore.
»Schwer zu sagen«, gab Croaker zu.
»Ich möchte es ausprobieren«, sagte Hermine. »Dieses Warten macht mich wahnsinnig.« Sie wollte gehen, solange sie sich dazu noch imstande fühlte, und das würde nicht mehr lange der Fall sein.
Croaker schweig lange und dachte über ihre Bitte nach. Dann sah er sie an und nickte. »Gut. Ich möchte vorher aber wenigstens einen Zeitsprung von einem Jahr machen. Wenn dann nichts dagegen spricht, springen Sie in Ihre Zeit zurück.«
»Einverstanden.« Wenn sie einen Sprung von einem Jahr machte, würden die anderen wenigstens schon ihren Abschluss haben und nicht mehr auf Hogwarts sein. Das würde es ihr hoffentlich leichter machen, selbst wenn sie dann noch länger in dieser Zeit bleiben musste.
»Wir werden es nächsten Samstag machen.«
»An welchem Ort sind Sie in dieser Zeit gelandet?«, fragte Dumbledore.
»Im Arithmantikklassenzimmer. Zu meiner Zeit ist es ein unbenutztes Zimmer, in dem alte Pulte und Stühle gelagert werden«, antwortete Hermine.
»Die finale Reise sollten Sie dort machen«, sagte Croaker, »damit Sie nicht zufällig jemandem zu früh in die Arme laufen.«
»Dann sollten wir auch den Sprung von einem Jahr dort machen, damit wir dann nicht noch die Örtlichkeit wechseln müssen. Ich werde den Arithmantikunterricht in ein anderes Klassenzimmer verlegen, damit Sie nicht gesehen werden können, falls dabei etwas schief geht.«
Jetzt würde es also passieren. In einer Woche würde sie wieder in ihre Zeit reisen, wenn alles gut ging. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihr breit. Jetzt gab es einen exakten Zeitpunkt, an dem es enden würde. »Ich habe einigen Mitschülern schon erzählt, dass meine Eltern eventuell nach Amerika zurückgehen und ich dann mit ihnen mitgehen muss.«
»Etwas Ähnliches hatte ich bereits auch schon überlegt«, sagte Dumbledore.
»Wir treffen uns dann am Samstagmorgen am Klassenzimmer«, schlug Croaker vor.
»Ich würde vorschlagen, zu Beginn der Frühstückszeit. Ihre Mitschüler dürften nicht mitbekommen, dass sie nicht abgeholt werden. Bekommen Sie das hin, Miss Grant?«
»Ja, sie schlafen gerne länger«, sagte Hermine. Sie war bei dem Gedanken, sich nicht kurz vorher von den anderen verabschieden zu müssen, ganz froh. Sie würde mit Sicherheit in Tränen ausbrechen und das wollte sie vermeiden. Wenn sie sich am Abend vorher verabschiedete, hoffte sie, dass es nicht ganz so schlimm würde.
»Gut, dann gehen Sie jetzt am besten, bevor Sie vermisst werden.«
Hermine nickte den Professoren zu und verließ dann die Krankenstation. Vor der Tür lehnte sie sich kurz an die Wand und schloss die Augen. Wie würde Sirius reagieren, wenn sie ihm sagte, dass es nächste Woche soweit sein würde? Dass sie ihn in sieben Tagen verließ. Sie hatte nie mit ihm über ihre Ängste und Gedanken gesprochen.
Sie war ganz froh, dass er im Raum der Wünsche war und sie so die Chance hatte, erst mit ihm alleine zu sprechen. Seufzend stieß sie sich von der Wand ab und machte sich auf den Weg dorthin.
»Hey«, wurde sie von ihm begrüßt, als sie durch die Tür getreten war. Er saß auf dem Sofa, ein Buch auf den Beinen. Er sah sie an und lächelte.
»Hey.« Sie setzte sich neben ihn und legte ihren Kopf auf seine Schulter.
»Was ist los?«, fragte er und legte den Arm um sie. »Ist etwas passiert?«
»Nein. Aber ich werde nächsten Samstag in meine Zeit zurückkehren«, flüsterte sie. Sie wollte nicht um den heißen Brei herumreden.
Sirius versteifte sich bei ihren Worten. Jeder Muskel war zum Zerreißen gespannt. »Nächste Woche schon?«, fragte er matt.
»Ja, es wird Zeit«, sagte sie leise und gefasst. Sie wusste, dass sie gehen musste. Und sie musste es jetzt tun. Sonst würde sie es nicht mehr können.
»Wieso jetzt schon? Warum nicht nächstes Jahr? Wieso wartet ihr nicht noch ein bisschen? Du hast doch kaum etwas getestet!«, brauste er auf und faste sie an den Schultern, um sie ansehen zu können.
»Weil es nichts bringen würde.« Sie wich seinem Blick aus, sah über seine Schulter auf einen Punkt an der Wand.
»Doch! Wir hätten mehr Zeit!«
»Glaubst du, mehr Zeit wird es dir einfacher machen dich zu verabschieden?«
»Ja!«, rief er entschlossen und fasste ihren Kopf, um ihr in die Augen zu sehen.
»Nein, ich bin doch jetzt schon kurz davor einfach hier zu bleiben. Es wird immer schwerer zu gehen.« Sie sah ihn traurig an.
»Dann bleib doch einfach hier! Bei mir! Wir verstecken uns gemeinsam!« Er war aufgesprungen und tigerte durch den Raum.
»Das geht nicht«, sagte Hermine mit Tränen in den Augen.
»Scheiße Mann!«
»Sirius, bitte. Du wusstest doch, dass das irgendwann passiert«, versuchte sie ihn zu beruhigen.
»Aber nicht so früh! Das ist viel zu früh!« Er raufte sich verzweifelt die Haare.
»Nein, eigentlich ist es viel zu spät«, murmelte Hermine nüchtern.
Sirius blieb abrupt stehen. »Zu spät? Du findest es zu spät?«
»Ja. Ich habe einen Fehler gemacht, als ich zustimmte, hier zur Schule zu gehen. Ich hätte mich verstecken und mich dann zurückholen lassen sollen.« Sie sah ihm in die Augen und konnte seinen Schmerz erkennen. Es tat ihr leid, so harsch zu sein. Aber sie musste es, damit sie es schaffen konnte zu gehen.
»Wie kannst du das sagen?! Liegt dir gar nichts an mir?«
»Doch Sirius, viel zu viel«, murmelte sie und senkte den Blick. Sie konnte ihn nicht ansehen. Sein Blick war zu viel für sie. Der Schmerz in seinen Augen war unerträglich.
Er sah sie wie ein getretenes Tier an. Die Arme hingen schlaff an seinem Körper herunter. »Warum sagst du das dann?«, flüsterte er tonlos.
»Dann hättest du dich nicht in mich verliebt«, murmelte sie leise.
»Das ist gequirlter Drachenmist!«
Hermine stand auf und ging auf ihn zu. Aber er wich vor ihr zurück. »Sirius…«
»Nein! Nein! Nein! Ich habe mich an deinem ersten Tag hier in dich verliebt! Du kannst jetzt nicht einfach gehen!«
»Ich liebe dich doch auch, Sirius«, sagte Hermine weinend.
»Dann bleib doch hier! Aber nein, du kannst ja nicht! Ich glaube, das ist nur eine faule Ausrede und du willst nicht!«, redete er sich in Rage.
»Sirius –«
»Weißt du was? Ich will das nicht hören! Geh doch einfach! Hau wieder ab dahin, wo du herkommst!« Sirius schrie beinahe, als er das sagte und sah sie wütend an. Dann rauschte er zur Tür.
Hermine wusste überhaupt nicht, wie ihr geschah, wie ihr dieses Gespräch so hatte entgleiten können. Sie hatte gedacht, dass er sich damit abgefunden hatte, dass sie irgendwann gehen müsste. Diese Gefühle hätten sich niemals zwischen ihnen entwickeln dürfen. Sie hätten sich niemals so früh begegnen dürfen. Sie hatte alles falsch gemacht. »Ich bin schuld an deinem Tod!«, rief sie ihm schluchzend hinterher und schlug sich dann die Hand vor den Mund.
Sirius drehte sich abrupt um und sah sie entgeistert an. Seine Augen waren groß und der Mund stand ein Stückchen offen. Er zitterte am ganzen Körper. Sie konnte sehen, wie er begriff, was sie meinte.
»Ich – ich hätte das nicht sagen dürfen«, flüsterte sie erstickt. »Es tut mir leid. Ich habe alles falsch gemacht.«
Sirius drehte sich wortlos um und öffnete die Tür. Einen Moment blieb er stehen, bevor er leise sagte: »Gehen wir in den Gemeinschaftsraum.«
»Sirius –«
»Nein. Du hast alles gesagt. Komm.« Er wartete, bis sie auf ihn zu ging, dann verließ er den Raum.
Schweigend gingen sie in den Gryffindorturm. Sirius lief nachdenklich vor Hermine her und hatte den Blick auf seine Füße gesenkt. Vor dem Porträt der Fetten Dame blieb er stehen und drehte sich zu ihr um. »Bleib hier«, bat er ruhig. Als sie leicht den Kopf schüttelte, drehte er sich wieder um und presste das Passwort zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Als das Bild zur Seite schwang, rauschte er in den Raum und steuerte gleich die Treppe zu den Schlafsälen an.
Hermine folgte ihm langsam. Ihr liefen die Tränen über das Gesicht, als sie sah, dass er kommentarlos nach oben verschwand. Erst dann nahm sie die anderen wahr, die am Kamin saßen und Sirius verwundert hinterher blickten.
»Jean! Was ist denn los?« Lily kam zu ihr gelaufen. Die Rothaarige nahm Hermine in den Arm. »Was ist passiert?«
»Ich –« Hermine brach ab. Ihre Stimme zitterte. Sie musste sich erst etwas beruhigen, bevor sie sprechen konnte.
»Sollen wir hoch gehen?«, fragte Lily leise und Hermine schüttelte als Antwort den Kopf. Lily bugsierte Hermine dann auf ein Sofa vor dem Feuer. Sie strich der Brünetten über den Rücken.
Die anderen sahen sie bedrückt an und schienen nicht zu wissen, was sie sagen sollten.
»Was ist denn zwischen euch vorgefallen?«, fragte Lily leise, als Hermine sich etwas beruhigt hatte.
»Meine Eltern gehen wieder nach Amerika.«
»Oh das tut mir leid. Wann gehen sie?«
»Nächsten Samstag…«
Remus räusperte sich unbehaglich. Er war bislang der Einzige, der wusste, was es bedeutete und auch verstand, warum Sirius so durch den Raum gerauscht war. »Das tut mir wahnsinnig leid, Jean.«
»Aber warum ist Sirius wütend?«, fragte Alice.
Hermine sah sie an. »Weil sie darauf bestehen, dass ich mitgehe. Ich werde Hogwarts am Samstag verlassen müssen.«
Betretenes und geschocktes Schweigen machte sich zwischen allen breit.
»Sie lassen in dem Punkt nicht mit sich reden«, murmelte Hermine. Sie hatte den Blick wieder gesenkt, weil sie sich nicht traute, ihnen in die Gesichter zu sehen.
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Nächstes Kapitel:
Ich war noch nie in Amerika
