13. Reiner Unsinn
Pairings: Ukai/Takeda, Erw, von Oikawa/OC und Ukai/OCs, Backround Kagehina, IwaOI und Kenam/Kuroo
Warnings: Erw. von Sex von und mit Minderjährigen, Angst all around, niedriger sexueller Appetit und damit verbundene Asexuelle Panik
Ukai Keishin begegnete Oikawa Tooru zum ersten Mal lange bevor er das Volleyball-Training des Karasuno Jungen Volleyball-Teams übernahm. Oikawa war an einem Ort, an dem er in diesem Alter prinzipiell nicht sein sollte, und Keishin war an einem Ort, an dem er eigentlich nicht mehr hatte gehen wollen.
Es gab nicht viele sichere Häfen für die schwule Bevölkerung von Miyagi, deswegen war es kein Wunder, dass sie sich in dieser speziellen Bar begegneten, doch Keishin warf nur einen Blick auf den viel zu jung wirkenden verlor aussehenden Jungen, der besser aussah als gut für ihn war, und schon schrillten alle Alarmglocken in seinen Kopf los. Es spielte keine Rolle, dass er selbst zu seinen Oberschulzeiten ebenfalls mit einem gefälschten Ausweis in dieser Bar gelandet war, was eine Rolle spielte war die Tatsache, dass er inzwischen der Meinung war, dass niemand, der so jung und verloren aussah, hier sein sollte.
Also marschierte er zu dem Jungen hinüber, bevor das irgendein anderer tun konnte, und erklärte ihm: „Es ist keine gute Idee sich mit gefälschten Ausweisen in Bars wie diese zu schleichen, Kleiner."
Der Junge blinzelte ihn einen Moment lang an, musterte seine blondierten Haare, seinen Ohrenring, und sein prinzipielles Outfit (von der Sorte, die er nie bei der Arbeit im Laden seiner Mutter tragen könnte) und meinte dann trotzig: „Danke, aber ich komme schon klar."
Keishin ignorierte die Tatsache, dass er genau diesen Satz selbst vor einigen Jahren als Reaktion auf eine ähnliche Feststellung des Barkeepers genau hier von sich gegeben hatte, und fuhr fort: „Ich kann ja verstehen, dass du hergekommen bist. In deinem Altar war ich auch bereit alles zu tun, was nötig ist, um Bekanntschaften mit Männern, die sind wie ich, zu schließen. Aber nicht jeder, der hierher kommt, ist zwingend nett. Nicht jeder hier hat dein Bestes im Sinn."
Es gab sie zur Genüge, diese Männer, die junge Dinger ohne Gewissensbisse zu ihrem eigenen Vergnügen benutzten und dann, wenn sie mit ihnen fertig waren, wegwarfen als wären sie ein Stück Müll. Und man erkannte sie nicht immer auf den ersten Blick. Und Keishin wollte nicht, dass dieser Junge in die Fänge von einem dieser Kerle geriet, während er nur nach Leuten, mit denen er ehrlich über sich und seine Bedürfnisse sprechen konnte, gesucht hatte.
„Ich brauche keinen Babysitter", erklärte ihm der Junge trotzig, „Ich kann auf mich aufpassen." Er versuchte sich an Keishin vorbei zu drängen und zur Bar zu durchzukommen.
Keishin packte ihn am Arm und hielt ihn so auf. „Ich bezweifle nicht, dass du das denkst", meinte er, „Aber tu mir den Gefallen und nimm keine Drinks von anderen an, okay? Und lass dich von niemanden nach draußen begleiten oder nach Hause fahren."
Der Junge funkelte ihn an. „Ich kann auf mich selbst aufpassen!", wiederholte er und riss sich dann von Keishin los und stampfte demonstrativ zur Bar nach vorne.
Jemand lachte lautstark über diese Szene. Es war Yuri, ausgerechnet, Keishins sozusagen Ex, den er einige Zeit lang immer wieder aufgesucht hatte, wenn er Energie abbauen wollte, und der ihn nun überaus amüsiert angrinste. „Du hattest recht, du kannst wirklich nicht gut mit Kinder, Keishin", stellte er fest, „Kein Wunder, dass du die Oberschüler, die den Fehler machen bei dir einzukaufen, immer anbellst. Anders kannst du deine Autorität offenbar nicht durchsetzen."
„Sehr witzig", brummte Keishin, und nickte in die Richtung des Jungen, „Macht dir das nicht auch Sorgen? Solltest du nicht versuchen mir zu helfen ihn zur Vernunft zu bringen anstatt mich auszulachen?"
„Jeder muss seine eigene Erfahrungen machen", belehrte ihn Yuri, „Man kommt hierher, wenn man nach Sex sucht, Keishin, aus keinem anderen Grund. Also lass ihn finden, was er sucht."
Keishin sagte ihm nicht, dass er vor all den Jahren, als er zum ersten Mal hierhergekommen war, nicht deswegen hierhergekommen war, und dass kein Oberschüler deswegen hierher kam. Doch er schüttelte nur traurig seinen Kopf. Traurig, weil es Yuri wirklich nicht zu kümmern schien was aus diesem Jungen werden würde.
„Sei kein Spießer", meinte Yuri nur, „Mit Spießern gehe ich nicht ins Bett."
„Ich hatte nicht vor mit dir ins Bett zu gehen", meinte Keishin nur abwehrend, eine Aussage, die beinahe wahr war. Er hatte nicht vorgehabt Yuri wiederzusehen, doch er war mit einem ganz speziellen Ziel vor Augen hierhergekommen, nur dass ihn die Lust darauf jetzt vergangen war.
Doch was sollte er tun? Ihm war klar, dass er selbst auch nicht gerade vertrauenserweckend aussah; er war für den Jungen ein Fremder, warum sollte er auf ihn hören oder sich auf näheren Kontakt mit ihm einlassen? Was ihn anging, könnte Keishin all die Dinge, vor denen er ihn gewarnt hatte, selbst planen ihm anzutun.
Aber trotzdem würde er sich wünschen, dass der Junge auf ihn hören würde. Oder zumindest nach dem ersten Besuch nicht wieder herkommen würde.
In einem hatte Yuri offenbar recht gehabt, der Junge hatte seine eigenen Erfahrungen gemacht. Der hoffnungsvolle Welpen-Blick mit dem er sich das nächste Mal, als Keishin wieder in die Bar kaum und ihn in der Bar entdeckte, umblickte, nur um kurz darauf auszusehen wie jemand, den man das Herz in tausend Stücke zerbrochen hatte, sprach eine deutliche Sprache. Keishin wünschte er könnte den Mann, dem die Blicke des Jungen galten, die Nase brechen, aber wenn er das tun würde, würde er nie wieder hierher kommen dürfen, das wusste er, also tat er es nicht.
Stattdessen versuchte er dieses Mal einen anderen Ansatz. Er setzte sich neben den traurig dreinblickenden Jungen und schob einen Drink zu ihm herüber. Der Junge sah überrascht zu ihm auf, und meinte dann herausfordernd: „Ich soll keine Drinks von Fremden annehmen."
Keishin hielt ihm seine Hand hin. „Keishin", stellte er sich vor.
Der Junge beäugte ihn einen Moment lang und ergriff die Hand dann. „Tooru", teilte er ihm leise seinen Namen mit. Den Drink rührte er trotzdem nicht an. Sie saßen einen Moment lang schweigend nebeneinander.
Dann schließlich sagte der Junge: „Es ist wahr, dass ich überhaupt nicht hier sein sollte. Ich meine, ich sollte einfach mit Mädchen ausgehen und es dabei belassen. Alles andere hat mir nichts als Kummer gebracht, und anders als andere habe ich die Wahl, so sagen sie doch immer."
„Sie sagen viel was reiner Unsinn ist", erwiderte Keishin nur, „Aber diese Bar …. die ist nicht fürs Kennenlernen gedacht. Nicht auf diese Weise zumindest."
„Und manche wollen andere auf die andere Weise wohl nur einmal kennenlernen", vermutete Tooru und warf einen finsteren Blick in die entsprechende Richtung.
Keishin unterdrückte den wieder in ihm aufsteigenden Nasen-Brech-Impuls. Stattdessen erklärte er langsam: „Als ich zum ersten Mal hierher kam, war ich auch auf der Oberschule, hatte einen falschen Ausweis, und dachte, dass ich mich weniger einsam fühle, wenn ich unter meinesgleichen bin. Nur hat sich herausgestellt, dass meinesgleichen nicht unbedingt das gleiche wollte wie ich. Meiner war … ich hielt ihn für eine Art Halbgott. Er war alles, wovon ich heimlich geträumt hatte, und er zeigte Interesse an mir. Ich hätte alles für ihn getan. Sein Interesse an mir war allerdings äußerst spezifisch und ging nicht über das eine Mal hinaus." Er nippte gedankenverloren an seinem eigenen Drink. „Als ich dich hier gesehen habe … wollte ich einfach nur, dass dir das nicht auch passiert. Tut mir leid, dass ich's versaut habe."
Tooru erwiderte zunächst nichts. Dann meinte er leise: „Nein, es war meine Schuld. Ich … Gute Dinge versaue ich, und auf Kerle, die es nicht wert sind, falle ich immer rein. Ich wollte beweisen, dass ich … keine Ahnung was eigentlich. Ich hätte es besser wissen müssen." Er schüttelte den Kopf.
Keishin sah zu ihm hinüber. „Weißt du, es gibt andere Orte, an die man gehen kann, wenn man … Freunde sucht", meinte er dann, „Ich kann dir Adressen geben."
Er konnte spüren wie Tooru ihn anblickte. „Danke, aber ich glaube, ich belasse es für die nächste Zeit erst einmal bei anderen Oberschülern", meinte er, „Bei denen kenne ich wenigstens die Etikette." Er lachte leise. „Oder ich bleibe einfach Single. Ist vielleicht das Beste."
„Ich weiß momentan tut es weh", meinte Keishin leise, „Aber es stimmt, dass es besser wird. Du musst nur durchhalten."
Tooru blickte ihn direkt an. „Und weil es besser wird, sucht Keishin-san nach billigem Körperkontakt an einem Ort wie diesem?", spottete er direkt.
Keishin erwiderte seinen Blick ruhig. „Nur weil es für mich nicht gut gelaufen ist, heißt das nicht, dass es dir genauso ergehen wird", meinte er, „Und irgendwann erreicht man den Punkt in seinem Leben, an dem man billigen Körperkontakt ab und an sehr gerne erlebt. Du musst nur wissen was du willst und wo du es kriegen kannst. Sex ist das Eine, das Andere, das erfordert Arbeit, zwischen Männern genauso wie zwischen Jungs und Mädchen. Manchmal will man sich die Arbeit einfach nicht machen, sondern will nur Vergnügen. Dann kommt man hierher." Er machte eine allumfassende Geste. „Daran ist nichts verkehrt."
Tooru wirkte nicht so als ob er das auch glauben würde. Doch er widersprach nicht.
„In ein paar Jahren können wir es also treiben, wenn wir uns hier wiederbegegnen sollten?", wollte er stattdessen wissen.
Keishin erstickte fast an seiner eigenen Spuke ob dieser Aussage. „Himmel, nein, sicherlich nicht!", wehrte er schnell ab, doch er konnte den Schalk in Toorus Augen glitzern sehen.
„Keine Sorge", meinte der Junge beruhigend, „Keishin-san ist nicht mein Typ."
Keishin schüttelte nur den Kopf und wusste dazu rein gar nichts zu sagen.
Als er Oikawa Tooru etwas mehr als ein Jahr später wiedersah, war der Junge der Captain des Volleyball-Teams, gegen welches das von ihm gecoachte Team der Karasuno antreten musste. Bevor er Tooru leibhaftig wieder begegnete, begegnete er ihm im Oberschulen-Volleyball im Fernsehen und in Magazinen, und hoffte dass seine Augen ihn trogen, doch nein, es war der selbe Junge: älter, selbstischerer, und immer noch zu gut aussehend für sein eigenes Wohl.
Keishin ignorierte alles an ihm, was nichts mit Volleyball zu tun hatte. Was hätte er auch sonst tun sollen? Doch er konnte Oikawa Toorus Augen auf sich ruhen spüren, und er wusste, dass ihn der Junge wiedererkannt hatte.
Doch sie sprachen niemals über jene beiden Nächte in dieser Bar. Nicht einmal, als Oikawa zu ihm kam und ihn auftrug auf Kageyama aufzupassen, weil er das bald nicht mehr selbst tun können würde.
Kageyama war der Erstklässler Zuspieler von Keishins Volleyball-Team und ein ehemaliger Kouhai von Oikawa aus der Mittelschulzeit. Es war der vielleicht brillanteste Volleyball-Spieler, der Keishin jemals untergekommen war, doch so gut er am Feld war, so unbeholfen war er auf sozialer Ebene. Er konnte nicht gut mit anderen kommunizieren, und Keishin verstand warum sich Oikawa Sorgen machte.
Er selbst hatte Kageyama mit einem gewissen Unglauben und einer gewissen Sorge dabei beobachtet wie er an nichts außer Volleyball Interesse zu haben schien, aber trotzdem immer mit seinem besten Freund und Angreifer Hinata zu streiten schien, und seltsame widersprüchliche Gefühle in Bezug auf seinen ehemaligen Senpai, der nun sein größter Gegner war, zu hegen schien.
Dass Kageyama nun sein Interesse an anderen Jungen entdeckt haben sollte, das überraschte Keishin eigentlich nicht. Was ihn überraschte war, dass Oikawa ihm Kageyamas Wohl in dieser Hinsicht anvertraute. Vielleicht hatte er damals doch einen tieferen Eindruck auf Oikawa Tooru gemacht als er angenommen hatte.
Doch wie sich herausstellte war Kageyama in vielerlei Hinsicht anders als Oikawa oder Keishin, sie hätten sich keine Sorgen machen müssen. Kageyama schien zwar irgendetwas mit Miya Atsumu am Laufen zu haben, aber letztlich gab es für ihn nur Hinata, und umgekehrt schien es für Hintata nur Kageyama zu geben.
Das bedeutete, dass es eine unschuldige Teenager-Romanze war, und es keine geheimen Besuche in Bars mit gefälschten Ausweisen und enttäuschende sexuelle Begegnungen bevor man dafür bereit war geben würde. Verglichen mit den paar Nächte in Oikawas Gegenwart war Kageyamas Babysitter zu sein regelrecht entspannend.
Abgesehen von dem Problem, dass anderen aufzufallen begann, dass der Zuspieler und sein Angreifer offensichtlich ein Paar waren. Das alte Team hatte damit kein Problem, die neuen Erstklässler sahen zu sehr zu dem verrückten Duo auf um sie zu kritisieren, und was alle anderen anging…
… Nun, die beiden waren in der Schule dezent. Viele ihrer Mitschüler wussten wohl nichts von ihnen. Jemand, der aber definitiv von ihnen wusste, war Sensei Takeda Ittetsu, der eigentliche Betreuer des Volleyball-Clubs, der Keishin als Trainer für sein Team rekrutiert hatte.
Keishin mochte Takeda, vielleicht ein wenig zu sehr. Der Mann war keiner der Typen, zu denen sich Keishin normalerweise hingezogen fühlte, doch seine nerdige Art und sein ansteckender Enthusiasmus waren irgendwie süß, und die Art und Weise wie er mütterlich und zugleich stahlhart zu seinen Schülern auf einmal sein konnte beeindruckte Keishin, der immer noch nicht wirklich wusste wie er am besten mit einem Haufen Teenagern umgehen sollte, denen er eigentlich etwas beibringen sollte, die aber kaum unter Kontrolle zu halten waren. Dass ihn seine Schüler beinhart Take-chan nannten, täuschte darüber hinweg, dass er wirklich streng sein konnte, wenn es sein musste. Und dass er in diesen strengen Momenten zugleich ein wenig unheimlich wie auch unerwartet sexy war.
Manchmal fragte sich Keishin, ob er einfach zu lange keinen Mann mehr gehabt hatte. Seit er Volleyball-Trainer geworden war, teilte er all seine Zeit zwischen dem Shop seiner Mutter und der Karasuno auf, und hatte so gut wie keine Freizeit mehr, die er nicht mit Takeda, seinen alten Freunden und Takeda oder den anderen Volleyball-Coaches der Oberschulen Japans und Takeda oder seiner Familie verbrachte. Vielleicht war es nur natürlich, dass er deswegen anfing von seinem Co-Trainer zu fantasieren. Vielleicht bräuchte er nur eine schnelle Nummer mit einem gutaussehenden Typen und alles wäre wieder beim alten. Doch da er keine Zeit für sexuelle Abenteuer mit Fremden übrig hatte, dachte er öfter als ihm lieb war auf nicht kollegiale Weise an Takeda, was dieser zum Glück nicht zu ahnen schien.
Soweit Keishin wusste war Takeda alleinstehend und schien ebenfalls kein erwähnenswertes Liebesleben zu besitzen. Zwischen seiner Tätigkeit als Lehrer und Volleyball-Trainer fand er dafür wohl ebenfalls keine Zeit. Doch Keishin ging davon aus, dass Takeda ein braver Junge war, der auf der Suche nach einer geeigneten Ehefrau war und von Keishins Privatleben schockiert wäre. Er hoffte aber, dass der Sensei Kageyama und Hinata gegenüber milder gestimmt wäre, immerhin mochte er alle seine Schüler wahrhaftig gerne.
Trotzdem wusste er nicht womit er rechnen sollte, als Takeda ihn eines Tages während Kageyamas und Hinatas zweitem Schuljahr auf die Beziehung der beiden ansprach. „Kageyama und Hinata sind sich in letzter Zeit näher gekommen, findest du nicht, Ukai-kun?", begann der Sensei das Gespräch, und es war nicht so, als ob man das abstreiten könnte. Was mit verlegenem Händchenhalten begonnen hatte, hatte inzwischen eindeutig intimere Züge mit um einiges mehr an Körperkontakt, wann immer es sich einrichten ließ, angenommen.
„Nun, ich denke, das könnte man so sagen", erwiderte Keishin vorsichtig.
Takdeda nickte zustimmend. „Teenager und Hormone, du weißt ja wie das ist", fuhr der Sensei fort, „Es ist anzunehmen, dass sie sich in der kommenden Zeit noch näher kommen werden wollen. Deswegen habe ich mir überlegt … dass vielleicht jemand mit ihnen reden sollte. Über du weißt schon … die Blumen und Bienen … oder in diesem Fall die Bienen und Bienen."
Keishin verschluckte sich vor Schreck an seiner eigenen Spuke und bekam einen regelrechten Hustenanfall. „Soll das etwa heißen, dass ich das tun soll, Sensei?!", keuchte er erschrocken, denn Aufklärungsgespräche mit Teenagern waren nie Teil seiner Job-Beschreibung gewesen, vielen Dank auch. (Und er war sich ziemlich sicher, dass Kageyama vor Scham sterben würde, wenn man das Thema Sex vor ihm ansprach).
Takeda wirkte unbeeindruckt. „Nun ja, da Oikawa und Iwaizumi das Land verlassen haben, siehst es danach aus, als würde es an uns hängen bleiben", meinte er ruhig, „Wenn es dir so unangenehm ist, dann kann ich das ja übernehmen."
Keishin blinzelte. „Ach?`", brachte er heraus.
„Na ja, es sollte jemand tun, der weiß wovon er spricht. Wir können das nicht einfach Ennoshita aufhalsen und hoffen, dass er sich vorher im Internet informiert", fuhr Takeda fort, „Und wenn du nicht willst, dann …"
„Ich habe nie gesagt, dass ich nicht will", warf Keishin schnell ein.
„Offenbar ist es dir peinlich", bemerkte Takeda.
„Das ist nicht wahr! Ich meine … natürlich ist es mir peinlich! Ich will nicht darüber nachdenken, dass sie Sex haben könnten! Sie sind viel zu jung dafür, und außerdem sollten sie überhaupt keinen haben bis sie 35 sind, wenn es nach mir geht! Aber das ist nicht der Punkt, der Punkt ist…" Keishin war sich nicht sicher was der Punkt war. „Takeda Sensei weiß wovon er spricht?", hakte er nach.
Takeda warf ihm einen Blick zu, der ausdrückte, dass er ihn für einen ziemlichen Narren hielt. „Ich hatte schon Sex, ja", meinte er ruhig, „Der Hauptgrund warum wir beide es bisher nicht getan haben, liegt daran, dass du es nicht wolltest."
Wie bitte? „Wie bitte?!", entfuhr es Keishin. An wie viele ihrer gemeinsamen Trinkgelage, bei denen er Sex von dem anderen Mann angeboten bekommen hatte, konnte er sich nicht mehr erinnern?!
„Das ist kein Problem, Ukai-kun", versicherte ihm Takeda, „Es macht mir nichts aus es langsam anzugehen. Beide Seiten sollten sich mit dem Tempo wohlfühlen."
Gehen wir miteinander aus? Hab ich was verpasst? Keishin war vollkommen verwirrt.
„Natürlich könnten wir auch einfach gemeinsam mit ihnen sprechen", meinte Takeda, „Damit wir das Thema von allen möglichen Seiten beleuchten können. Wobei es besser wäre, wenn du den Teil mit der Forderung, dass sie bis 35 warten sollen, bevor sie Sex haben, weglassen würdest."
Keihsin kam dieses Gespräch mehr als nur ein wenig surreal vor. „Entschuldigung, aber … wir beide … wir sind in einer langsam voran schreitenden Beziehung, und Sensei will mit mir schlafen?", fragte er dann noch einmal nach.
Takeda blickte ihn nachdenklich an. „War dir das nicht klar?", wollte er dann wissen.
„Ich dachte eigentlich, dass du … nicht begeistert von meinem Lebensstil wärst", erklärte Keishin.
„Dass du sexuell ein bisschen verklemmt bist, stört mich nicht, nein", widersprach Takeda, „Ich finde das süß. Was dachtest du was die ganzen gemeinsam durchzechten Nächte zu zweit sollen? Wie oft habe ich bei dir übernachtet? Natürlich mag ich dich, Ukai-kun."
Keishin dachte einen Moment darüber nach. „Okay", meinte er dann, „Okay…"
„Ich spreche mit den Jungs", fuhr Takeda fort.
„Nein, nein, dass … zu zweit, das klang nach einer guten Idee", meinte Keishin schnell. Er erholte sich immer noch davon, dass Takeda ihn für frigide hielt und er offenbar schon seit Monaten Sex mit dem anderen Mann hätten haben können ohne das mitbekommen zu haben. Und ich dachte, dass er nicht nur hetero ist, sondern mich nicht mal mit einem Stock anfassen würde, wenn es nicht sein muss. Wie konnte ich das verpassen? Ich muss bei Yusuke und Makoto nachfragen, ob ihnen irgendetwas aufgefallen ist, wenn wir alle zusammen aus waren. Normalerweise war er doch nicht so schwer von Begriff. Vielleicht lag es daran, dass er keinen Schlaf mehr bekam, seit er Volleyball-Coach geworden war.
Auf jeden Fall nahmen sie Kageyama und Hinata zur Seite um das „Gespräch" mit ihnen zu führen, und Keishin war sich nicht sicher wem das alles peinlicher war: Den Jungs oder ihm. Hinata war rot angelaufen, und Kageyama wirkte so als würde er jede Sekunde in Ohnmacht fallen wollen. Aber sie brachten es hinter sich. Irgendwie. Takeda übernahm meistens das Reden und würde aus diesem Gespräch mit der festen Überzeugung, dass Keishin in Wahrheit sehr wohl doch frigide war, heraus gehen, so viel war sicher.
Das ist nur weil sie so was Ähnliches wie meine Kinder sind … Nein ich meine, so was wie meine jüngeren Brüder, ja, das ist besser. Mit Familie spricht man nun mal nicht gerne über Sex. … Oder bin ich doch verklemmt?
Keishin sah sein ganzes bisheriges Sexleben auf einmal mit anderen Augen als bis jetzt. Seine Enttäuschung durch die Bar schon im Teenager-Alter, dass er immer wieder zu Yuri zurückgekrochen war anstatt sich nach anderen Partnern umzusehen, sogar sein Versuch den jungen Oikawa zu beschützen, seine Enthaltsamkeit der letzten Monate. … Mochte er Sex in Wahrheit am Ende einfach nicht und verstand auch nicht, dass andere ihn mögen konnten? Hatte er absichtlich nicht bemerkt, dass Takeda an ihm interessiert war um nicht mit ihm schlafen zu müssen? Weil er ihn so gerne um sich hatte, dass er dachte Sex würde dieses Gefühl zerstören?
„Nun, das lief doch ganz gut", meinte der Sensei nach dem Gespräch, „Alles in Ordnung, Ukai-kun?"
Nichts war in Ordnung. Aber Keishin wusste nicht wie er das ansprechen sollte ohne als vollkommen bescheuert herüber zu kommen. „Ich mag den Sensei wirklich sehr gerne", begann er vorsichtig.
„Ukai-kun … Keishin, du musst nicht mit mir schlafen, wenn du das nicht willst", erwiderte Takeda geduldig.
„Ich … es ist nicht, dass ich es nicht wollen würde", erklärte Keishin, „Es ist nur … Ich will keinen bedeutungslosen Körperkontakt mehr. Ich will eine Beziehung. Ich sage immer, dass es mich nervt, dass mich alle immer verkuppeln wollen, damit ich heirate, aber das ist so, weil ich nicht dazu in der Lage bin einen anderen Mann zu heiraten."
„Ich verstehe. Ich bin auch über die Phase hinaus, in der es mir nur um Triebbefriedigung geht. Ich hab's dir doch gesagt, was wir haben ist gut wie es ist", meinte Takeda.
„Aber was wenn ich dir nicht geben kann, was du willst?", wollte Keishin wissen, „Was wenn … irgendwas in mir kaputt ist, und ich einfach nicht mehr … mehr will?"
„Dann ist es eben so", meinte Takeda nur, „Ich will dich, Keishin, nicht deinen - wenn auch sehr gut gebauten - Körper. Es ist in Ordnung, egal wie es ist."
„Ich will nur nicht, dass du deine Zeit verschwendest", betonte Keishin. Schlimm genug, dass der andere Mann die letzten Monate verschwendet hatte. Er sollte nicht noch mehr verschwenden.
Takeda nahm seine Hand und drückte diese aufmunternd. „Wenn ich mit dir zusammen bin, dann kann das gar keine verschwendete Zeit sein", versicherte er Keishin, „Dass du diese Kinder beschützen willst, das ist etwas Gutes nichts Schlechtes, Keishin." Und wie anders hörte sich das an als Yuris „Sei kein Spießer"?
Und trotzdem blieben die Zweifel. Nicht an Takeda Ittetsu, nie an Ittetsu. Aber an sich selbst.
Besonders wenn die Kinder zu ihm kamen und ihn um Rat fragten. Hinata hatte Dinge über ihn ausgeplaudert wie es schien, denn auf einmal fand er sich mitten im letzten Trainingslager in diesem Jahr von Kozume Kenma um Rat gebeten.
„Was wenn es nur eine einzige Person gibt, die ich jemals haben will, und die mich nicht will? Macht mich das nicht zu einem Freak?", wollte der Junge von ihm wissen, und was sollte Keishin auf so etwas sagen?
„Ist jemand ein Freak, wenn er nur Männer mag? Oder sie nur Frauen? Oder wenn jemand beides mag? Warum sollte nur eine Person zu mögen dich dann zum Freak machen?", gab Keishin zurück, „Du hast nach Jahre Zeit herauszufinden wer du bist und was du willst - und glaub mir nichts, was du dabei entdeckst, macht dich zum Freak, da bin ich mir sicher."
Oder was sollte er zu Kageyama ein Jahr später sagen, als dieser ihn fragte, ob er mit Hinata schlafen sollte oder nicht.
„Ich liebe ihn, und ich will ihm so nahe sein wir nur möglich, aber was wenn es mir nicht gefällt? Was wenn das das Ende für uns ist statt eine neue Stufe unserer Beziehung?", wollte Kageyama wissen.
Und Keishin, der Oikawa versprochen hatte, auf den Jungen aufzupassen, wusste nicht was er darauf sagen sollte außer: „Wenn du jemand wirklich liebst, dann gibt es nichts, was eure Liebe töten kann, enttäuschenden Sex miteingeschlossen. Denn wenn du ihn mit jemanden hast, den du liebst, kann er nie enttäuschend sein."
Die Wahrheit war, dass er sich immer noch genauso nutzlos fühlte wie damals in der Bar mit Oikawa Tooru, den er nicht von seiner enttäuschenden Erfahrung hatte bewahren können. Er glaubte nicht, dass er irgendjemandem helfen konnte, dazu kannte er sich selbst zu schlecht.
All diese verlorenen Jungs, sie wurden große Stars, auf dem Volleyball-Feld, im Internet, sonst wo. Keishin blieb ein kleiner Trainer, trat sogar hinter Ittetsu zurück und machte seinen Partner zum Haupttrainer um sich mehr um das Familiengeschäft kümmern zu können. Er war in einer glücklichen Beziehung, hatte nur mit einem Mann Sex und das nicht einmal so besonders oft, aber es schien zu reichen. Er war sich ziemlich sicher, dass er damals in der Bar als Teenager ruiniert worden war, und dass er sich auf gewisse Weise nie davon erholt hatte, und dass er niemand anderem Ratschläge geben sollte. Er fragte sich was seine Ratschläge angerichtet hatten, ob er die Leben dieser Jungs auf irgendeine Weise zerstört hatte, weil er gedacht hatte qualifiziert zu sein sie ihnen zu geben.
Und dann stand Oikawa Tooru eines Tages wieder vor ihm. Oikawa Tooru der internationale Volleyball-Star (der ehemalige internationale Volleyball-Star, was immer noch ein schwer zu erfassender Gedanke war).
„Glückwunsch zur Hochzeit", sagte Keishin als Erstes.
„Ja, das war … besonders", meinte Oikawa, „Sie sollten das auch probieren. Heiraten, meine ich. Shouyou und Tobio haben es getan. Hajime und ich haben es getan. Bokuto würde es tun, wenn er wüsste, dass er dazu nur das Land verlassen müsste…." Er zuckte die Schultern. „Deswegen bin ich auch hier. Sozusagen. Ich habe nachgedacht, und jetzt, wo es mit dem Volleyball auf der Profi-Ebene vorbei ist, will ich etwas tun, das von Bedeutung ist, und … Damals in der Bar … Diese Erfahrung hat mein Leben verändert. Ich glaube, ich weiß erst heute wieviel Glück ich hatte, dass Sie da waren. Und ich will nicht, dass anderen passiert, was uns passiert ist. Oder schlimmeres. Ich will … ich will helfen. Und dazu brauche ich Unterstützung. …. Würden Sie mir noch einmal helfen, Coach Ukai? Würden sie mir dabei helfen anderen zu helfen?"
A/N: Ich bin nicht ganz sicher was dieses Kapitel angeht, während ich es geschrieben und überarbeitet hatte gab es die ganze Zeit Hintergrundablenkung. Aber ich hoffe, dass der Gedanke dahinter trotzdem durchkommt.
Das offene Ende wird natürlich fortgesetzt werden.
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