8. Gemeinschaft


Pairings: Backround BokuAka und KuroKen, Atsumu/Bokuto und Atsumu/Kuroo

Warnings: Atsumu ist Atsumu


Ich bin selbst schuld. Was hab ich auch erwartet, wenn ich mich von Bokuto Koutarou verkuppeln lasse? Es hatte einige Wochen gedauert, aber Bokuto hatte seine Ankündigung wahr gemacht und „jemanden für Tetsuro gefunden" und prompt ein Blind Date arrangiert. „Du musst dir keine Sorgen machen, Tetsu, ich habe jemanden gefunden, der perfekt zu dir passt!", hatte Bokuto behauptet, und das hätte Tetsuro eine Warnung sein sollen, das wusste er, aber er hatte beschlossen erst einmal zu sehen wen Bokuto für ihn angeschleppt hatte, bevor er urteilte, was offenbar ein Fehler gewesen war, denn nun … saß er allen Ernstes Miya Atsumu in einem Restaurant gegenüber, und das auch noch in sozialer Funktion.

Der fiesere Miya-Zwilling, wirklich Bo?! Wenn Bokuto jetzt hier gewesen wäre, dann hätte er sich etwas anhören können. Nicht nur weil Miya Atsumu der neuste Rekrut der Tokyo Panthers war, wie Tetsuro genau wusste, weil er sich über die Welt des Volleyballs auf dem Laufenden hielt, aber ja unter anderem auch deswegen, weil … nun Tetsuro es nicht gut fand, dass er mit jemanden ausging, der jünger als er war aber schon direkt in die Liga rekrutiert worden war, während er seine Zeit mit Universitätssport vergeuden musste.

„Hi." Miya Atsumu strahlte ihn an, als er ihm gegenüber Platz nahm. „Kuroo-kun, nicht wahr? Bokun hat mir viel von dir erzählt", verkündete er, kaum, dass er sich hingesetzt hatte, „Ich kann mich noch an Nekomas Spiel gegen die Karasuno damals vor zwei Jahren erinnern. Ihr habt gleich nach uns gegen Tobio-kun und seinen Zwerg verloren, nicht wahr?"

Und das verbindet und macht uns jetzt zu besten Freunden oder was? Das war nicht gerade ein Gesprächseinstieg, der Tetsuro sein Date sympathischer machte.

„Ja, ich erinnere mich an das Frühlingsturnier damals. Soweit ich weiß, haben du und dein Bruder versucht den Schnellangriff der beiden zu kopieren und sind dabei das eine oder andere Mal kläglich gescheitert", erwiderte Tetsuro in einem gespielt freundlichen Tonfall.

Miya Atsumu grinste unbeeindruckt. „Es ist uns öfter geglückt als es danebengegangen ist", erwiderte er liebenswürdig, „Du spielst noch Volleyball, ja? Bokun hat erwähnt, dass ihr beide für euer Universitätsteam spielt. Ich stehe ganz frisch bei den Toyko Panthers unter Vertrag. Es ist sehr selten, dass die jemanden, der so jung ist, in ihr Team aufnehmen."

Und bescheiden war er auch noch. Was für eine gute Wahl, Bokuto! „Das ist mir bewusst, ja", erwiderte Tetsuro ruhig.

„Aber man sagt ja über mich, dass ich der beste Zuspieler meiner Generation sein soll, also…." Miya zuckte mit den Schultern und setzte eine unschuldige Miene auf. Tetsuro, der mindestens drei Zuspieler kannte, die seiner Meinung nach besser waren als Miya Atsumu versuchte nicht mit den Zähnen zu knirschen.

„Sagt man das also, ja?", erwiderte er liebenswürdig.

„Oh ja. Ich meine, eigentlich sahen meine Zukunftspläne ganz anders aus. Ich hatte gerade erst angefangen zu studieren, war im Universitätsteam so wie du, aber dann mitten im Semester haben sie an meine Türe geklopft und mir den Vertrag unter die Nase gehalten, und mir nichts dir nichts sitze ich plötzlich in Toyko als Mitglied einer berühmten Mannschaft. Wer hätte damit rechnen können?", erzählte der Jüngere munter weiter.

„Woher kennst du eigentlich Bokuto, Miya-kun?", wollte Tetsuro wissen um den Jungen davon abzuhalten weiterhin von seinen tollen Fähigkeiten am Volleyball-Feld zu erzählen.

„Oh, wir haben uns zufällig in einer Bar getroffen", erklärte Miya, „Ich meine, ich kannte ihn natürlich schon vorher, vom Sehen und all das. Er ist ja nicht zu übersehen, wenn du verstehst was ich meine. Da ich neu in der Stadt bin, war ich auf der Suche nach Anschluss, und er … war einfach auf der Suche, schätze ich. Allerdings nicht nach jemanden für sich, sondern offenbar nach jemanden für seinen Freund, also dich."

Warte, Bo geht in Bars um dort jemanden zu finden, mit dem er mich verkuppeln kann? Das muss ich sofort unterbinden! Wer weiß was dabei sonst noch alles passiert?

„Doch das wusste ich natürlich nicht, und wir hatten schon zwei Stunden miteinander gesprochen und uns gut verstanden – ich dachte schon, mir steht eine erfolgreiche Nacht bevor – bevor er damit herausgerückt ist, dass er nach jemandem sucht, der mit dir ausgeht", fuhr Miya fort.

Bo verkuppelt mich mit jemandem, der eigentlich bei ihm landen wollte! Das wird ja immer besser! Wieso habe ich nur etwas anderes erwartet?

„Ich nehme an, du warst enttäuscht", vermutete Tetsuro.

„Zuerst schon, aber dann hat Bokun mir ein Bild von dir auf seinem Handy gezeigt, und dann … war ich nicht mehr enttäuscht", versicherte ihm Miya und lehnte sich vielsagend vor, „Ich habe mich sogar auf heute gefreut."

Ein paar Pluspunkte für den Versuch, aber er kommt zu spät, Freundchen. Du hättest wenigstens nicht zugeben sollen, dass du eigentlich mit meinem Freund schlafen wolltest, bevor du mir Komplimente machst. Dieses Date rutschte auf der Liste der furchtbarsten Dates, die Tetsuro jemals gehabt hatte, sehr schnell weiter nach Oben.

„Und ich finde in Natura siehst du noch viel besser aus als auf den Fotos", fügte Miya hinzu.

Tetsuro unterdrückte sein Seufzen und erwiderte nichts auf diese Aussage. Doch davon ließ sich Miya Atsumu weder aufhalten noch beeindrucken. „Was studierst du eigentlich, Kuroo-kun?", wollte er wissen, „Und was treibst du sonst noch in deiner Freizeit außer Volleyball zu spielen? Was macht man so in Toyko? Auf Bokuns Fotos waren du und deine Freunde ja viel zu sehen, was macht ihr so, wenn ihr….?"

Tetsuro beschloss, dass es an der Zeit war die Fakten klarzustellen, bevor sich das hier noch länger hinzog. Miya sollte sich keine Hoffnungen machen, und er hatte Besseres zu tun als seine Zeit auf diese Art von Date zu verschwenden, die das hier offenkundig werden sollte, wenn es nach dem anderen ging. Deswegen unterbrach er den blondierten jungen Mann und verkündete: „Hör mal, Miya-kun, ich weiß, dass Bokuto es nur gut gemeint hat, und ich weiß dein Interesse am mir zu schätzen, aber ich sollte dir lieber gleich sagen, dass das hier – wir beide – nicht werden wird."

Miya Atsumu, der so direkte Zurückweisung gleich zu Beginn einer Bekanntschaft offenbar nicht gewöhnt war, blinzelte einen Moment lang überrascht, bevor er erwiderte: „Also … nicht mal ein wenig rummachen nach dem Essen? Denn es wäre okay, wenn das alles wäre, was sich hier raus entwickelt, ehrlich."

Tetsuro schüttelte bestimmt den Kopf. „Nein. Nein, ich denke nicht", erwiderte er, „Das ist nicht das, wonach ich suche."

„Oh. Okay", lautete die etwas schaumgebremste Antwort, „Und ich nehme nicht an, dass wir uns irgendwann wieder treffen werden, weil du ja nicht an mir interessiert bist und all das. Aber vielleicht … kannst du mir ja ein paar Tipps geben, wo man hier hingeht um … Anschluss zu finden."

Will der jetzt ernsthaft von mir wissen wo er andere Kerle aufreißen kann? Dabei hatte Tetsuro gedacht dieses Date könnte nicht mehr schlimmer werden.

Er blickte ungläubig in Miyas glitzernde Augen und begutachtete dessen scheinbar unbeschwertes Lächeln und wusste einen Moment nicht was er sagen sollte.

„Nur, weil ich ja neu in der Stadt bin. Und weder bei dir noch Bokun landen konnte. Da wäre ein wenig Hilfe mehr als nur willkommen", fügte Miya hinzu, „Immerhin habe ich meine Uni verlassen und habe Samu zurückgelassen und all das, und du wirkst so erfahren und selbstsicher und weißt sicherlich wo man Leute treffen kann. Ich kann ja schlecht mein Team fragen, die sind alle irgendwie alt und wohl auch na ja du weißt schon…" Etwas verlegen unterbrach er sich und schien nicht mehr zu wissen was er noch sagen sollte. Mit einem Schlag sah er gar nicht mehr so selbstsicher aus.

Oh, so ist das. Tetsuro ließ noch einmal alles, was ihm Miya Atsumu gesagt hatte, seit er ihm gegenüber Platz genommen hatte Revue basieren, und ihm wurde klar, dass er zwar alles gehört hatte, was der andere Volleyballer zu ihm gesagt hatte, dass er aber nicht zugehört hatte.

Es ist sehr selten, dass die jemanden, der so jung ist, in ihr Team aufnehmen. / Ich meine, eigentlich sahen meine Zukunftspläne ganz anders aus. Ich hatte gerade erst angefangen zu studieren, war im Universitätsteam so wie du, aber dann … mir nichts dir nichts sitze ich plötzlich in Toyko. / Da ich neu in der Stadt bin war ich auf der Suche nach Anschluss. / Was macht man so in Toyko? Auf Bokuns Fotos waren du und deine Freunde ja viel zu sehen./ Immerhin habe ich meine Uni verlassen und habe Samu zurückgelassen.

Tetsuro nahm an, dass er hätte netter sein können, aber er war zu sehr auf Miya Atsumu den selbstischeren Angeber konzentriert gewesen, dass er Miya Atsumu den Jungen, der aus seinem alten Leben gerissen worden war und nun auf einmal mutterseelenallein in Toyko dastand, gar nicht bemerkt hatte.

Offenbar hatte er inzwischen so lange geschwiegen, dass Miya verunsichert war, da er Tetsuro nun sichtlich verlegen anblickte und nichts mehr sagte.

„Weißt du was?", schlug Tetsuro also vor, „Die Anderen und ich hatten geplant morgen Abend alle zusammen auszugehen. Wie wäre es, wenn du einfach mitkommst? Dann kannst du ein wenig von der Stadt sehen, was besser ist als wenn ich dir einfach Tipps gebe, findest du nicht?"

Miya Atsumu blickte einen Moment lang verdattert drein, bevor sich ein strahlendes Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete. „Wirklich? Du würdest mich mitnehmen?", versicherte er sich, „Und das obwohl du …"

„Als neuen Bekannten. Laufen wird trotzdem nichts zwischen uns, klar?", warf Tetsuro schnell ein.

Miya nickte gehorsam. „Klar, ich verstehe. Ich werde mich benehmen, versprochen", versicherte er dem Älteren.

Tetsuro hatte allerdings seine Zweifel was das anging, aber er hatte es schon versprochen und wollte jetzt keinen Rückzieher mehr machen, immerhin saß hier ein kleiner Junge alleine in einer fremden Stadt vor ihm, ein Junge mit gewissen Vorlieben, die ihn in Schwierigkeiten bringen könnten. Etwas Anleitung würde ihm gut tun, wäre vermutlich sogar notwendig. Aber das heißt leider nicht, dass ich dieses Angebot nicht bereuen werde.

Tatsächlich stellte sich Miya Atsumu als handzahmer heraus als Tetsuro erwartet hätte. Die Anderen waren es, die am nächsten Abend den Ärger machten. Bokuto war die Ausnahme, er war freundlich und scheinbar erfreut Miya zu sehen (vermutlich hielt er sich für einen besseren Kuppler als er war und interpretierte die Anwesenheit des Zuspielers falsch), doch Akaashi und Kenma hatte nur kalte Blicke für den blondierten jungen Mann übrig und waren über seine Anwesenheit offensichtlich alles andere als erbaut.

Während Akaashi verschwand um ihre Drinks zu organisieren, und sich Miya und Bokuto auf der Tanzfläche breit machten, wandte sich Kenma mit ernster Miene an Tetsuro. „Was macht Miya Atsumu hier?", wollte er wissen, „Geht ihr jetzt etwa miteinander aus?"

„Oh, nein", beruhigte ihn Tetsuro schnell, „Bo hat versucht uns zu verkuppeln, aber Miya ist nicht mein Typ. Er hat Bos Energie, aber nicht seine Liebenswürdigkeit - er ist zu verschlagen und selbstverliebt für meinen Geschmack. Aber er ist neu in der Stadt, deswegen habe ich ihn eingeladen und angeboten, dass wir ihm die Stadt zeigen."

Kenmas Miene verfinsterte sich weiter. „Wir müssen uns also den ganzen Abend mit ihm herumschlagen? Ich hätte zu Hause bleiben und Videospiele spielen sollen", murmelte er.

„Das kannst du jeden Abend tun", warf Tetsuro ein, „Wir wollten doch wieder einmal ausgehen…"

„Ja, wir wollten ausgehen. Ich habe dich vermisst und wollte Zeit mit dir verbringen. Und unseren Freunden. Und keinen Fremden", erwiderte Kenma.

Tetsuro versuchte sein schnellender klopfendes Herz zu beruhigen, als er erklärte: „Ich habe dich auch vermisst, Kenma. Doch die Wahrheit ist, dass wir wann immer wir wollen Zeit miteinander verbringen können. Weil wir einander haben. Miya musste seinen Bruder und seine Studienkollegen zurücklassen um seine Karriere zu fördern, und das kaum, dass er mit der Schule fertig war. Er kennt hier niemanden. Wenn du an seiner Stelle wärst, würdest du dir dann nicht jemanden wünschen, der sich ein wenig um dich kümmert?"

Kenma seufzte. „Manchmal denke ich du kümmerst dich zu gerne um andere Leute", meinte er, „Kann er sich nicht an andere hängen? Müssen wir es sein? Er hat so getan als wüsste er nicht wer ich bin! Wir sind hier alle Volleyball-Spieler, und woher kennt Kuroo-kun dich?, hat er gesagt. Als hätte er keine Ahnung!"

„Nun, er reizt andere nun mal gerne, um eine Reaktion zu bekommen", erwiderte Tetsuro, „Nimm das einfach nicht zu ernst."

Kenma warf ihm nur einen vielsagenden Blick zu und nuckelte dann an den Drink, den ihm Akaashi vor die Nase stellte. Der zurückgekehrte Held der Durstigen warf einen missgelaunten Blick auf die Tanzfläche. „Da sind sie zu Gange", stellte er fest, „Ich hätte nicht gedacht, dass es jemanden gibt, der die Energie hat beim Tanzen mit Bokuto-san mitzuhalten." Er wandte sich Tetsuro zu. „Warum musstest du Miya Atsumu auch mitbringen, Kuroo-san?", wollte er wissen, „Wenn er dein Date ist, dann sollte er nicht mit Bokuto-san tanzen!"

Wenn Bo dein Date ist, dann hättest du nicht mit ihm Schluss machen sollen, dachte Tetsuro, doch er riss sich zusammen und erwiderte ruhig: „Er ist neu in der Stadt und fühlt sich einsam. Und er ist niemandes Date. Wir sind doch alle Freunde hier. Er ist einfach einer mehr."

„Mein Freund ist er mit Sicherheit nicht", meinte Akaashi kategorisch, „Seine erste Frage an mich war, ob ich inzwischen endlich ein gescheites Oberhandzuspiel von niedrigen Bällen gelernt habe! Als ob er derjenige von uns beiden wäre dessen Pässe immer sauber sind!"

„Nun, er eckt gerne an, aber so nimmt er eben Kontakt auf, gib ihm eine Chance", argumentierte Tetsuro, „Vielleicht werdet ihr noch Freunde."

„Das bezweifle ich", meinte Akaashi nur und starrte düster auf die Tanzfläche.

„Hey, jetzt reißt euch mal zusammen!", befahl Tetsuro, „Wir sind endlich mal wieder alle zusammen, freut euch darüber. Yaku kommt gleich an, und ich will ihm nicht erklären müssen, dass ihr beide einen auf Miesepeter macht, nur weil ihr nicht tolerant genug für einen einsamen Jungen seid, der nichts anderes will als Freunde finden."

„So wie er Bokuto-san ansieht, ist er nicht gerade daraus auf Freunde zu finden", murmelte Akaashi.

„Hey, Leute! Sorry, dass ich zu spät bin, die U-Bahn ist stecken geblieben. Wo steckt Bokuto?" Yaku blieb atemlos zwischen Kenma und Akaashi stehen, und sein Blick folgte dem von Akaashi auf die Tanzfläche. „Oh, nein, was macht Miya Atsumu hier?!", beschwerte er sich dann sofort, „Sagt nicht, dass er mit uns hier ist! Kuroo, du gehst du nicht etwa mit dem Kerl aus, oder? Ich kann ihn nicht leiden! Dir ist schon klar, dass es Gründe dafür gibt warum man ihn den fieseren Miya-Zwilling nennt?!"

Anstatt zu antworten seufzte Tetsuro nur. Vielleicht hatte Kenma recht, vielleicht war er zu freundlich zu Anderen und kümmerte sich zu sehr um Menschen, deren Wohl ihm eigentlich nichts angehen sollte. Warum sonst sollten ausgerechnet seine Freunde ihn dafür bestrafen?

Doch zumindest Bokuto schien sich zu amüsieren. Miya Atsumu schaffte es Yaku auch noch zu beleidigen („Ich hatte dich größer in Erinnerung", war ungefähr das Schlimmste, was er zu dem Libero hätte sagen können), doch davon abgesehen verlief der Abend eigentlich doch ganz glatt. Zumindest glatt genug um Miya bei ihrem nächsten Club-Besuch (minus Kenma und Yaku) wieder mitzunehmen.

Akaashi hatte nicht unrecht gehabt, wie sich zeigen sollte. Bokuto und Miya verstanden sich wirklich gut, und das nicht nur auf platonische Weise wie Tetsuro ungewollt bald herausfand; eine Tatsache, die er wider besseres Wissen und vermutlich ohne viel Erfolg versuchte vor Akaashi zu verbergen.

Eigentlich sollte ihn das freuen, er hatte sich gewünscht, dass Bokuto endlich über Akaashi hinwegkommen würde. Und sein Freund würde so auch davon absehen ihn selbst mit Miya Atsumu verkuppeln zu wollen. Aber irgendwie hatte er trotzdem ein schlechtes Gefühl bei der Sache.

Als Bokutos neuer Anhang verbrachte Miya zunehmend mehr Zeit mit ihnen allen, und im Laufe der Zeit hörte sogar Kenma auf sich über die Anwesenheit des „Fremden" zu beschweren, denn immerhin war der inzwischen ja nicht mehr wirklich ein Fremder. Und gerade als Tetsuro bereit war darin eine gute Sache zu sehen und sich keine Sorgen mehr machte, stellte sich heraus, dass sein schlechtes Gefühl berechtigt gewesen war, nur nicht auf die Art und Weise, die er erwartet hätte.

Er hätte einfach nie erwartet ausgerechnet Miya Atsumu beim Heulen auf der Toilette zu erwischen.

An diesem Abend waren sie alle wieder einmal zusammen aus gewesen und ein wenig nostalgisch geworden, oder besser gesagt Bokuto war nostalgisch geworden und hatte es irgendwie geschafft Akaashi anzustecken, und plötzlich war alles wieder gewesen wie früher, als hätten alle Anwesenden vergessen, dass Bokuto und Akaashi nicht mehr BokutoundAkaashi waren – alle, schien es, mit Ausnahme von Bokutos aktuellem Bokutound… Denn der heulte nun auf der Toilette.

Tetsuro starrte den weinenden Jungen einen Moment lang an und wusste nicht was er sagen sollte. Miya Atsumu übernahm das für ihn. „Bokun liebt Akaashi wohl immer noch, nicht wahr? Manchmal vergisst man das, aber er ist der Erste, der einen dann wieder daran erinnert", meinte er mit leicht gebrochener Stimme, „Daran, dass sie wieder zusammen kommen werden und gemeinsam alt werden wollen."

„Nun, es war von Anfang an mehr eine Beziehungspause als eine Trennung. Sie sollten die Freiheit haben mit anderen zusammen zu sein, aber das Endziel war im Grunde immer sich wieder zu vereinen, wenn die Zeit gekommen ist", erklärte Tetsuro vorsichtig, „Bo war in seinem ganzen Leben nur in einer ernsthaften Beziehung, und die bedeutet ihm eben immer noch viel…"

„Es ist eher so, dass Akaashi ihm immer noch alles bedeutet", verbesserte ihn Miya, „Ich meine, ich wusste das ja immer. Das war sogar mein Argument um ihn rumzukriegen: Dass es keine Liebe sein muss, dass wir nur zwei Freunde sein können, die miteinander rum machen, wenn ihnen danach ist. Dass es keine Beziehung sein muss, dass er sein Herz nicht neu verschenken muss…" Der Junge schniefte.

Testuro hatte Mitleid, aber zugleich fragte er sich wie dumm jemand sein konnte. „Miya-kun … so was funktioniert nie. Am Ende wird immer einer verletzt. Kennst du denn keine Filme?", tadelte er den weinenden Jungen sanft.

„Hast du ihn nie genauer angesehen? Ich dachte, er ist es wert", verteidigte sich dieser, „Er ist so …" Er suchte nach den passenden Worten, fand sie aber nicht. Aber Tetsuro verstand ihn auch so. „Ja, Bo ist nun mal so", meinte er sanft.

Miya lächelte schwach. „Ich hab ihn wirklich gern", gab er zu, „Abgesehen von Samu hatte ich nie jemanden, der mich wirklich verstanden hat. Und seit ich in Tokyo bin … All die Zeit mit euch zu verbringen … Ich weiß nur, dass ich ihn wirklich vermissen werde, wenn er wieder mit Akaashi zusammen gekommen ist. Nicht wegen dem Sex, sondern wegen allem anderen. Keine Zeit mehr mit ihm zu verbringen, das ist der Gedanke, der weh tut." Er schniefte. „Ich weiß, dass das dumm ist."

Tetsuro musterte ihn einen Moment lang. „Ja, es ist dumm", verkündete er dann, „Weil du Bo offenbar nicht kennst, wenn du denkst er würde keine Zeit mehr mit dir verbringen, sobald er und Akaashi unweigerlich wieder vereint werden! Was denkst du, dass dann passiert? Dass wir uns alle geschlossen von dir abwenden? Nur weil zwei Leute nicht die gleichen Gefühle füreinander haben, müssen sich ihre Wege nicht zwangsläufig für immer trennen. Ich hab auch mal mit Bo geschlafen, und trotzdem sind wir immer noch Freunde. Er und Akaashi sind immer noch Freunde, obwohl sie getrennt sind. Er wird dich nicht fallen lassen. Außer es ist das, was du willst!"

Miya blinzelte ihn erstaunt an. „Nein, nein, das will ich nicht", räumte er ein, „Denkst du wirklich, dass wir…"

„Ja, ihr werdet Freunde bleiben", versicherte ihm Tetsuro noch einmal, „Unsere Leben mögen sich ändern, aber wer Bokuto Koutarou einmal in seinem Leben hat, der wird ihn nicht mehr so schnell los. Und zufällig weiß ich, dass er dich auch wirklich gerne hat. Du musst dir also darüber keine Sorgen machen." Alles andere war Miya Atsumus Problem, und definitiv nicht seines, das musste der selbst lösen.

Miya putzte sich die Nase. „Danke", sagte er dann, „ich weiß gar nicht warum du eigentlich so nett zu mir bist, wo du mich doch nicht einmal magst. Ich meine, wenn du vor all den Monaten nicht beschlossen hättest mich mitzunehmen … Ich hab's schon damals nicht wirklich verstanden - alle außer Bokun haben mich gehasst, und ich wusste du kannst mich nicht sonderlich leiden, aber du warst schon damals nett zu mir, und jetzt bist du es wieder…"

Tetsuro dachte an Kenmas Vorwurf, dass er sich zu sehr um andere kümmerte. Und auf einmal machte ihn dieser Vorwurf wütend. „Warum zu Teufel sollte ich nicht nett zu dir sein?", wollte er wissen, „Es ist so einfach grausam und unfreundlich zu anderen zu sein. Warum sollte man grausam oder unfreundlich zu seinen eigenen Leuten sein? Wir sollten uns umeinander kümmern! Immerhin sind wir eine Gemeinschaft!"

Miya blinzelte ihn überrascht an. „Ja", meinte er dann langsam, „Ich schätze, das sind wir. Eine Gemeinschaft von Volleyball-Spielern."

Das war nicht ganz das, was Tetsuro gemeint hatte, aber er wusste, dass Miya Atsumu das sehr genau wusste. Der Junge trat neben ihn und küsste ihn schnell auf die Wange. „Danke, Kuroo-san", hauchte er, „Wir können uns glücklich schätzen, dass wir dich haben."

„Kein Problem, Atsumu", brummte Tetsuro überrascht, „Und jetzt wasch dir dein Gesicht und komm wieder mit raus, sonst macht sich Bo noch Sorgen um dich. Und das wollen wir doch nicht, nicht wahr?"

Sie traten zusammen wieder hinaus in den Club, wo Bokuto, Akaashi, Kenma und Yaku auf sie warteten, und Tetsuro sah Atsumu dabei zu wie dieser sich bei Bokuto einhakte als wäre nichts passiert und dachte: Ja, wir sind eine Gemeinschaft, und wir sollten füreinander da sein. Vielleicht verstehen sie das im Moment nicht, aber irgendwann da werden sie es verstehen.

Und bis es soweit war, würde er eben weiterhin auf diesen Haufen und auf alle anderen, die zu ihnen gehörten, achtgeben, denn irgendeiner musste das ja tun.


A/N: Nachdem ich im vorigen Kapitel verkündet habe, dass Bokuto Kuroo verkuppeln will, musste ich ihn verkuppeln und die Frage war mit wem und das es aufgrund von geographischen Hindernissen nicht Oikawa sein konnte (das wäre mal ein Ship für ein AU, mal sehen), blieb am Ende nur Atsumu, dessen enge Beziehung zu Bokuto ich dabei auch gleich begründen konnte.

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