Kapitel 4 "Nur Probleme"

Tag 3

Mina wachte auf und streckte sich. So gut hatte sie schon lange nicht mehr geschlafen. Sie setzte sich auf, um aufzustehen, aber merkte, wie ihr Kreislauf schlapp machte und ihr schwarz vor Augen wurde. Schnell sich auf den Rücken legend, merkte sie jetzt erst, wie kaputt sie war. Als hätte sie den ganzen Tag körperlich hart gearbeitet, schmerzten ihre Muskeln und ihr Körper fühlte sich schwer an. Ihr Mund war ganz trocken und sie musste dringend etwas trinken. Langsam stand sie auf und versuchte vorsichtig in die Küche zu gehen. Durch den Flur tapsend, sah sie an sich runter und bemerkte, dass sie ihre Kleidung vom Vortag noch trug. Eigenartig.
Sie konnte sich nicht erklären, warum. Was hatte sie gestern getan?
Ihr fiel nichts ein. Anscheinend hatte sie einen Filmriss. Komisch.
Keinen klaren Gedanken fassen könnend, griff sie in ihren Kühlschrank und nahm sich eine Flasche Wasser heraus. Gierig trank sie direkt aus der Flasche und leerte sie. Dann kam der Hunger. Es war, als kämen ihre Sinne erst nach und nach zurück. Was sollte sie davon halten? Was war am Vortag mit ihr passiert? Wo ist sie gewesen? Hatte ihr jemand K.-o.-Tropfen gegeben, oder was war los!? Das verängstigte sie schon sehr.
Sie nahm sich einen Apfel und setzte sich auf ihren Küchenstuhl. Gerade als sie abbeißen wollte, sah sie ihre Auto-Kapsel auf dem Tisch liegen.

Da stimmte etwas nicht.

Ihr Herz raste.

Sie legte ihre Kapseln nie achtlos irgendwohin, sondern legte sie immer fein zurück in ihr Etui. Oh Gott. Was war los?

Ihr verging der Appetit und sie legte den Apfel zurück. Duschen. Sofort.
Vielleicht könnte sie sich in der Dusche erinnern, was am Vortag passiert war?

Sie zog ihre Kleidung aus und warf diese in ihren Wäschekorb im Badezimmer.
Mina bemerkte sich im Spiegel und sah, dass sie Make-up trug. Hä? Moment... Sie kam nach Hause, schminkte sich nicht ab und zog sich auch nicht um? Das tat sie immer, egal was. Hier stimmt doch etwas ganz und gar nicht...

Sie griff nach ihrer Zahnbürste und putzte sich die Zähne.
Danach stieg sie in die Dusche, stellte das Wasser wärmer als sonst und tastete ihren Körper ab.
Wurde sie etwa...? Nein, sie glaubte nicht, dass sie Sex gehabt hatte. Obwohl... woher will sie das wissen? Sie versuchte sich zu entspannen und an nichts zu denken. Aber egal was sie tat, ihre Erinnerungen blieben schwammig. Sie ist mit ihrem Auto irgendwohin gefahren... aber wohin? Ihr wollte nichts einfallen.

Egal.

Ihre Erinnerungen würden schon irgendwann wiederkommen...

Sie stieg aus der Dusche und nahm ihr Handtuch. Plötzlich dachte sie an ihre Arbeit und stürmte in die Küche, um auf ihren Arbeitsplan zu gucken. Ohje. Sie hätte eigentlich arbeiten gehen müssen... Oh Scheiße! Moment... ne, sie hatte Urlaub.

Der Schreck saß tief und sie atmete tief durch. Etwas stimmte nicht und sie musste mit jemandem reden.

Sie nahm sich ihr Telefon und wählte die Nummer ihrer Eltern. Sie hörte nur das Besetztzeichen. Mina musste unbedingt anrufen und einfach nur mit jemandem mal reden. Sie sah auf dem Display, dass es gerade mal 9 Uhr waren.
Sie stand in ihrem Wohnzimmer und starrte ins Leere. Wie konnte das passieren? Sie wollte sich beruhigen und Nachrichten sehen. Sie wählte erneut die Nummer ihrer Eltern und schaltete mit ihrer Fernbedienung den Fernseher an. Die Leitung war immer noch besetzt und sie legte das Telefon auf Seite.
Der Nachrichtenkanal zeigte verstörende Bilder über zerstörte Städte. Was war denn das!?
War Krieg? Hatte sie unter einem Stein gelebt? Was war los!?
Die Sendung schaltete zurück ins Studio, wo der Moderator sich räusperte:"Das Monster Cell kann überall auftauchen! Verstecken sie sich und machen sie nicht unnötig auf sich aufmerksam!" Cell? ACHJA!

Ihre Erinnerung kam zurück.

Sie wollte mit ihrem Auto zu ihm gefahren sein! ... War sie da gewesen?
Mina konnte sich nicht erinnern. Warum wollte sie zu ihm gefahren sein? Das macht absolut keinen Sinn.

Blödsinn. Sie sollte joggen gehen, um ihre Gedanken zu sortieren.

Den Fernseher schaltete sie wieder ab und ging in ihr Schlafzimmer, um sich Kleidung aus dem Schrank zu holen. Ihre Haare waren noch nass, aber Mina wollte sie an der Luft trocknen lassen.

Sie kämmte sich ihre Haare und zog sich bequeme Kleidung an.

Mit ihrem Schlüssel schloss sie die Tür ab und machte sich auf den Weg in den Wald, der an der kleinen Siedlung angrenzte.

Ihre Schmerzen waren nicht so schlimm wie zuerst gedacht und sie konnte doch etwas laufen.

Zuerst wollte sie joggen, danach etwas kochen. Sie musste auch bald wieder einkaufen gehen, aber wegen Cell würde es sehr schwierig werden, an Lebensmittel zu kommen.
Plötzlich hatte sie Bilder im Kopf, wie sie durch einen Supermarkt ging, dessen Regale leer waren. Wo kam das denn jetzt auf einmal her!?
Sie wischte die Gedanken weg und konzentrierte sich auf ihre Atmung.
Ihre Energie ließ nach und sie ging langsam weiter. Mina wollte zumindest noch zu ihrem Lieblingsplatz laufen und dann umkehren. Das würde allerdings noch lange dauern. Sollte sie jetzt schon zurückgehen? Ne komm. Noch wenigstens hingehen.

_

Der Platz war noch genauso, wie sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Cell war zwar in der Nähe gewesen, aber hier war es doch etwas abgeschiedener. Sie ging zu einer Sitzbank und machte es sich bequem.

Sie konnte sich immer noch nicht vollständig erinnern, wie sie gestern nach Hause gekommen war. Das war schon frustrierend.

Der Tag war wunderschön. Nur vereinzelt Wolken am Himmel und die Temperatur war angenehm warm. Sie atmete die frische Luft ein und genoss den Wind.

Sie versuchte den Vortag zu rekonstruieren:"So, noch mal von vorne... Morgens bin ich aufgewacht und... ähm...". Was hatte sie da noch mal gemacht? Achja...

"Also... Ich bin morgens zu dem von Cell verbranntem Dorf gefahren, wo ich ihn ein zweites Mal traf. Danach fuhr ich zu seinem Ring, um zu fragen, warum er mich nicht getötet hat und dann... und dann... ähm...". Das kann doch nicht sein, dass sie sich nicht erinnern kann, was sie nach dem Treffen mit Cell getan hatte. Moment mal! Worüber hatte sie sich überhaupt mit Cell unterhalten!? Achja... über sein Turnier. Und dann? Alles eigenartig.

Ihr Magen grummelte schon und sie wollte unbedingt nach Hause etwas essen.
Sie stand auf, aber hielt inne. Ein Helikopter flog über sie hinweg und in Richtung der kleinen Siedlung. Was wollen die da? Komisch.

Sich nicht weiter darum scherend, machte sie sich auf den Weg nach Hause.

_

Mina wusste gar nicht, wie viel Uhr es war, aber sie schätzte die Uhrzeit auf 11 oder 12.
Als sie den Wald verlassen wollte, sah sie, dass der Helikopter mitten in der kleinen Siedlung stand und Männer aus dem Mehrfamilienhaus, indem sie wohnte, ein und ausgingen. Was machen die da? Das waren aber viele. Draußen waren fünf Männer in schwarzen Anzügen und schienen... Wache zu halten... Was war los? Einer hatte grün-gelbe Kleidung an und ganz deutlich erkennbar war das Symbol "Kranich" darauf. Was hatte das zu bedeuten?

Sie fühlte sich unbehaglich und wollte nicht hingehen. Was ist, wenn die ihr etwas an tuen wollten? Quatsch! Mina hatte doch überhaupt nichts getan! Sie blieb trotzdem stehen und beobachtete das Treiben vor sich. Sie hörte jemanden aufgeregt rufen und die Männer liefen zu ihm hin. Einer der Männer nahm etwas von ihm entgegen und warf es in die Mitte der Straße. Das war eine Kapsel!

Boom.

Ein kleines Flugzeug stand vor ihnen und der Mann ging an es heran. Er befand sich nun knapp dahinter und Mina konnte nicht genau erkennen, was er da machte. Dann trat er gegen einen Reifen und betätigte den Capsule-Knopf, um es wieder in eine Kapsel zu verkleinern. Er warf es abfällig auf den Boden und die anderen Männer gingen wieder zurück ins Mehrfamilienhaus. Mina hatte Angst und sie suchte sich eine gute Stelle um verdeckt weiter beobachten zu können. Was suchten diese Kerle? Sie konnte durch die Fenster erkennen, dass sich in fast allen Wohnungen Männer befanden und Chaos veranstalteten. Die suchten doch etwas!? Plötzlich schrie einer:"Gefunden!", und die Männer kamen wieder zusammen.
Ein anderer warf diesmal eine Kapsel auf den Boden und...

Boom

...es war Minas rotes Capsule-Auto. Sie bekam Gänsehaut und ihre Glieder wurden weich. Eine Welle aus Angst ließ sie auf die Knie gehen.
Was in Gottes Namen war hier eigentlich los?
Die Männer kamen an ihr Auto heran und schauten hinein. Einer öffnete den Kofferraum und nahm eine schwarze Tasche heraus. Er stellte sie auf den Boden und fummelte an ihr herum. Mina war verwirrt. Sie hatte diese Tasche noch nie gesehen. Das war nicht ihre. War das doch nicht ihr Auto? Doch. Sie erkannte das Kennzeichen... Was war los?
Zwei andere Männer nahmen noch zwei weitere Taschen aus ihrem Auto und schlossen den Kofferraum zu. Einer kam heran und verstaute Minas Auto wieder in der Kapsel und steckte sie in seine Hosentasche. Ohje.
Die Männer überprüften jetzt alle drei Taschen ausgiebig und sie konnte erkennen, dass sie Geld und Waffen aus den Taschen nahmen. Wie kamen die Taschen in ihr Auto?
Sie hörte die Männer reden, konnte aber nicht verstehen, was genau sie sagten. Ein weiterer Mann kam aus dem Haus raus und hatte Minas Handtasche dabei. Die Männer verstummten und sahen zu ihm rüber. Er nahm Minas Geldbeutel heraus, warf ihre Tasche achtlos auf Seite und ging zu den anderen Männern dazu. Der Mann durchsuchte ihren Geldbeutel und ließ alles fallen, was er nicht brauchte, bis er...
"Hier! Ihr Name ist Mina!". Ihr Herz sank zu Boden. Was hatte sie gestern getan?
Sie bekam höllische Angst und sie versuchte ihr bestes nicht sofort in Panik zu verfallen.
"Sollen wir sie suchen? Es sieht aus als wäre sie vor kurzem noch in ihrer Wohnung gewesen." Der Mann, der anscheinend das Sagen hatte, drehte sich zu ihm um und befehligte:"Du bleibst in ihrer Wohnung und wartest bis sie kommt. Falls wir sie schon vorher schnappen, funken wir dir zu. Der Rest sucht die Umgebung ab. Vielleicht ist sie spazieren gegangen."

Mina zitterte unkontrollierbar und Tränen liefen ihr übers Gesicht. Was sollte sie denn jetzt machen? Sie wurde anscheinend von einer kriminellen Bande gesucht. Sie schaute zurück zum Wald. Sollte sie weglaufen? Aber was ist, wenn die Männer sie sahen? Panisch überlegte sie, was sie machen könnte. Sie sah sich um, konnte aber keine geeignete Fluchtroute erkennen. Die Männer gingen nun in verschiedenen Richtungen davon. Mina versuchte ruhig zu bleiben und aufzustehen. Jetzt bloß keinen Fehler machen...
Sie schaute sich ihr kleines Versteck etwas genauer an und merkte, dass es ihr möglich war, hinter eine kleine Mauer zu gehen und sich dort unter einer Hecke zu verstecken. Gerade, als sie gehen wollte, hörte sie Schritte... und sie hielt die Luft an.

Einer der Männer ist gerade an ihrem Versteck vorbeigegangen. Welches Glück sie doch hatte, denn wenn er nur nach rechts geschaut hätte, dann wäre sie erledigt gewesen...
Er ging auf die Tür des Nachbarhauses zu und trat die Tür ein. Was sollte sie nur machen?
Sie sah sich wieder um. Es waren zu viele. Drei Männer waren immer noch am riesigen Helikopter und gerade verschwanden fünf im Wald. Sie konnte hören, wie ein weiterer etwas rief:"Sag mal, sollen wir auch die Nachbarhäuser durchsuchen?" "Klar!". Mina wollte unbedingt von ihrem Versteck verschwinden, aber ein weiterer Mann war auf dem Dach des Mehrfamilienhauses und suchte die Gegend mit einem Fernglas ab. Wenn sie jetzt rannte, würde sie erwischt werden. Sie duckte und entschloss sich, zu warten. Vielleicht gaben die Männer irgend wann auf?

Der Mann, der andere rumkommandierte, warf eine Kapsel auf den Boden und ein kleines Iglu kam zum Vorschein. Er und zwei weitere betraten das kleine Haus. Jetzt waren erst einmal alle Männer beschäftigt. Mina sah sich wieder genau um. Der eine, welche in das Nachbarhaus eingebrochen war, befand sich noch immer darin. Sie konnte hören, wie Porzellan zu Bruch ging. Sie sah rauf zu dem Mann mit dem Fernglas. Er stand nun auf der rechten Seite des Daches und schaute immer noch durch sein Fernglas. Die Fünf, welche in den Wald gegangen waren, konnte sie nicht sehen. War das ihre Chance? Sie wusste nicht, wo ihr Auto war... aber das Flugzeug... Es sollte noch immer auf dem Boden liegen.

Mina stand vorsichtig auf und horchte, ob sich irgendjemand im Moment unmittelbar in ihrer Nähe bewegte. Sie hörte nur Geräusche aus dem einen Haus... Sollte sie jetzt gehen? Sie traute sich nicht. Ihre Beine gaben nach, als sie versuchte, zu gehen. Sie hatte viel zu viel Angst. Ihr Herz raste und ihr war schlecht. Ihre Kleidung war schon nass geschwitzt.
Sie sah sich noch einmal um, um ganz sicherzugehen, dass sie nicht bemerkt würde.
Drei Männer im Capsule-Iglu, fünf im Wald, einer auf dem Dach, und ein weiterer im Haus.
Das müsste klappen, aber nur wenn... und da kam ihre Chance. Der Mann auf dem Dach ging zur anderen Seite. Jetzt.

...

...

Sie konnte nicht. Ihre Angst war zu groß. Sie musste sich im Klaren darüber sein, dass ihre Entscheidung jetzt, ihre letzte sein könnte. Laufen oder versteckt bleiben? Sie brauchte das Flugzeug... aber was ist, wenn das Flugzeug defekt war? Das war eine Möglichkeit und sie entschied sich, unter die Hecke zu krabbeln. Von ihrer jetzigen Position aus verlor sie den Überblick, konnte aber noch hören, was passierte. Jetzt musste sie still sein und warten.
Ihr Herz klopfte so laut, dass sie Angst hatte, jemand könnte sie hören.
Mina lag zur Seite, ihre Beine fest an sie gepresst, unter einer dichten Hecke und schloss die Augen.
Was war nur passiert? Sie versuchte sich zu beruhigen und achtete darauf, nicht zu laut zu atmen.

Alles wird gut.
Alles wird gut.
Alles wird gut.

_

Nach einer gefühlten Ewigkeit hörte sie wieder Schritte und die Männer kamen anscheinend wieder zusammen. Leider konnte sie nichts mehr hören, weil der Helikopter angeschaltet wurde und sie zwar mit bekam, dass die Männer sich untereinander etwas zuriefen, verstand jedoch kein Wort. Nach den Geräuschen zu urteilen, nahm der Heli an Höhe zu und Mina hoffte, sie sei jetzt sicher.

Sie wartete, bis die Geräusche des Helikopters komplett verstummt waren, um dann zu horchen, ob noch Männer zurückgeblieben waren. Sie konnte nichts hören, außer die gewöhnlichen Geräusche ihrer Heimat. Waren die Männer weg? Und der in ihrer Wohnung? War der auch weg?
Sie traute sich nicht mehr zurück in ihre Wohnung.

Was jetzt?

Sie sollte unbedingt nach dem Flugzeug gucken. Gott sei Dank wusste sie, wie man fliegt.
Vorsichtig kroch sie unter der Hecke hervor und ging zurück zu dem Platz, wo sie sich zuvor versteckt hatte. Sich umsehend, entdeckte sie niemanden.

Sie sah genau hin.
Die Fenster? Keine Bewegung.
Die Dächer? Niemand zu sehen.
Die Gärten? Leer.

Konnte sie jetzt aus ihrem Versteck kommen? Was war mit ihrer Wohnung?
Sie konnte ihr Küchenfenster sehen. Es schien keiner dort zu sein. Vielleicht war der Mann ja in ihrem Wohnzimmer? Alles war möglich...

Sie sah sich zu allen Seiten um und kam langsam aus ihrem Versteck heraus.

Die Siedlung sah verlassen aus.

Mina rannte vorsichtig zur Straße und suchte die Flugzeug-Kapsel.
Als sie sie sah und von Freude übermannt wurde, konnte sie das Gefühl nicht loswerden, etwas Ähnliches schon einmal erlebt zu haben und versuchte angestrengt sich zu erinnern. Aber es gelang ihr nicht.
Sie sah sich wieder um, aber traute sich nicht, das Flugzeug in der Siedlung auszupacken.
Also ging sie in den Wald und wollte zu dem abgebrannten Dorf gehen.
Einfach alles übel.
Ihre Schmerzen waren jetzt kaum auszuhalten und sie hatte unglaublich viel Hunger und Durst.
Sie konnte aber nicht zurück in ihre Wohnung... Was ist, wenn da noch einer der Männer auf sie wartete? Zumindest war sie vorerst sicherer, wenn sie nicht in ihre Wohnung ging...

Warum waren die Männer da gewesen?
Was bedeutet das Zeichen "Kranich"?
Warum waren diese drei mysteriösen schwarzen Taschen in ihrem Kofferraum gewesen?
Was ist gestern passiert?
Warum war sie bei Cell gewesen und warum hatte er sie wieder am Leben gelassen?

Nur Fragen...
Nur Probleme...

Sie wollte nicht mehr denken und stapfte den Waldweg weiter. Zu Fuß würde sie wahrscheinlich eine Stunde brauchen. Zum Glück war sie auf dem direkten Weg dorthin. Würde sie auf der Straße gehen, dann wäre die Strecke locker noch länger, da sie um einen Berg herum führt.

_

Ihr war schwindelig. Das Wetter tat ihrem dehydrierten Körper nicht gut.
Sie wollte aber auch keine Pause einlegen, denn sie fühlte sich noch immer nicht sicher.
Das Flugzeug war jetzt ihre letzte Hoffnung. Falls es defekt sein sollte, war sie verloren.
Mina war sich nicht sicher, was passiert war, denn ihre Erinnerungen waren löchrig.
Vielleicht könnte Cell ihr sagen, was gestern passiert war?

Nein.

Auf keinen Fall.

"Wenn sie noch mal herkommt, töte ich sie. Das gilt auch für dich. Komm zu meinem Turnier und stirb nach meinem Sieg!"

Das war also keine Option... und jetzt?

Hoffentlich war das Flugzeug startklar...

Endlich erreichte sie das niedergebrannte Dorf. Sie schaute sich wieder um, aber es war niemand da. Gut. Besser so. Sie hockte sich kurz hin, um ihren Kreislauf zu entlasten. Es war so anstrengend. Wasser...
Ihre Kehle war trocken und das Schlucken schmerzte ihr. Wo hin? Eigentlich hatte sie vor Cell erst einmal nichts zu befürchten. Deal: Sie stirbt nach seinem Sieg. Ergo: Sie hatte die letzten Tage bis zu den Cell-Spielen zu Leben...
Und wohin sollte sie gehen?
Zu ihren Eltern? Sie wusste, wo sie wohnten, aber nicht, ob sie noch da waren...

Sie warf die Kapsel.

Boom

Das Flugzeug war klein und sah aus wie eine kleine gelbe Heuschrecke.
Sie öffnete die runde Fensterluke und stieg ein.
Die Steuerung war, wie sie es kannte, nichts Außergewöhnliches. Mit dem Flugzeug würde sie umgehen können. Sie sah sich im Innenraum um. Sehr sauber. An der linken Seite des Fensters war ein kleiner Sticker einer Schildkröte angebracht.

Schildkröte?

Schildkröte...

Schildkröte...

Wo hatte sie das schon mal gehört?

Schildkröte...

Sie kam nicht drauf. Da war doch was mit Schildkröte... Keine Ahnung. Sie hatte Besseres zu tun, als sich darum Sorgen zu machen.
Sie startete das Flugzeug und... die Batterie war vollgeladen. Mina begann vor Freude an zu zittern. Gott sei Dank... Sie schaltete den kleinen, gelben Flieger aber wieder aus. Wo sollte sie hin?

Zu einer Hauptstadt? War das überhaupt eine Option? Cell ist da bestimmt schon gewesen... Vielleicht sollte sie zu einer Insel fliegen? Ne... da wollte bestimmt jetzt jeder hin... Sie blieb erst mal sitzen und ruhte sich aus.
Kein Grund zur Hektik, denn dann würde sie Fehler machen...
Vielleicht hatte das Flugzeug Wasser irgendwo verstaut?

Sie suchte den Innenraum ab. Tatsächlich fand sie eine ungeöffnete Flasche Wasser unter ihrem Sitz. Sie öffnete sie und trank die Hälfte. Wie gut es tat.

Was war jetzt das Beste zu tun?

...

...

Sie wusste es nicht.

Nach Hause gehen, war einfach keine Option. Wo war Cell noch nicht gewesen?
Vielleicht sollte sie Radio hören? Sie schaltete das Radio an und war erstaunt, dass noch ein Programm gesendet wurde.

"Cell wurde auf der kleinen Insel Mangold, 184 km westlich der südlichen Hauptstadt ein weiteres Mal gesehen. Die Zahl der Opfer ist nicht bekannt. Wir halten Sie auf dem Laufenden."

Die Übertragung wurde abgebrochen. Anscheinend wurde nur über wichtige Dinge berichtet.

Ok. Das war weit weg, aber dank ihres neuen kleinen Fliegers wäre sie ungefähr in 4 Stunden da. Mina schloss das Fenster und startete das Flugzeug. Mit etwas Mühe gewöhnte sie sich an die Steuerung und freute sich, dass alles bis jetzt glattlief. Auch wenn sie schon lange nicht mehr geflogen sei, kam sie trotzdem gut mit dem Flieger zurecht.

Sie fragte sich, warum Cell ausgerechnet zu dieser Insel flog. Auch noch das zweite Mal!
Was wollte er da? Die Insel war total langweilig. Sie bestand quasi nur aus Hotels und dort konnte man nur Strandurlaub machen. Reichen Strandurlaub. Urlaub, den sich normale Menschen nicht leisten konnten. Absurd teuer, die Insel... Sie war flach und klein. Die Einwohnerzahl war nicht größer als knappe 2000 und fast alle Bewohner waren in der Touristenbranche tätig. Die Zahl 2000 war nicht besonders hoch und da Cell ein zweites Mal da gewesen ist, war sie wahrscheinlich auf null gesunken... Perfekt.

Ihr kleiner neuer Flieger war ein Wunderwerk der Technik, denn er verfügte über einen Autopiloten. Sie stellte die Koordinaten ein und das Flugzeug bewegte sich von alleine. Sie konnte sich ausruhen, währenddessen sie auf die Insel zusteuerte. Brillant. Besser könnte es gar nicht sein.

Schildkröte.

Wie kam sie auf Schildkröte?
Sie überlegte wieder, was am Vortag passiert war. Morgens fuhr sie zum Dorf, Cell begegnete ihr da. Er ließ sie laufen, sie ging nach Hause, duschte und fuhr dann zu ihm. Sie überlegte angestrengt nach Details, aber es fiel ihr nichts ein.

Egal. Kommt irgendwann wieder...

Sie betrachtete den Sticker der Schildkröte und...

Der ... der Schildkröten.

Der ... der Schildkröten.

Der ... der Schildkröten.

Der Herr der Schildkröten.

Was sollte das den heißen? Sowas wie der Herr der Fliegen?

Der Herr der Schildkröten. Wo hatte sie das schon mal gehört?

...

Sie hatte sich mit jemandem darüber unterhalten... aber mit wem?
Es wollte ihr einfach nicht einfallen.

Der Herr der Schildkröten...
Der "Kranich"...
Cell...

Was war nur aus ihrem kleinen, mickrigen, langweiligen Leben geworden? Mina stellte sich die ganzen Male vor, als sie sich über ihre Arbeit beschwerte. Sie wäre jetzt lieber dort...

Aber, wie sollte es jetzt weitergehen?

Zuerst wollte sie zu der Insel reisen, nach einem Hotelzimmer suchen und dort ihre letzten Tage verbringen. Sie freute sich auf eine Badewanne.

Aber jetzt wollte sie sich etwas ausruhen und sie schloss die Augen.

_

Piep Piep Piep Piep

Mina wachte auf. Dank des Autopiloten konnte sie während des Fluges über schlafen.
Das Piepen signalisierte die bevorstehende Ankunft. Landen wollte sie erst einmal nicht. Erst schauen, ob jemand auf der Insel war. Sie sah sich um, aber es schien, als wäre keiner da. Es war sicher zu landen und Mina flog sanft zu Boden. Die Stelle war etwas außerhalb der Hotelketten und sie würde zu Fuß hingehen müssen.
Sie öffnete die Fensterluke und krabbelte raus. Das Wetter war genauso schön wie bei ihr zu Hause. Wolkenlos und wunderschön. Es überraschte sie nicht, warum diese Insel sehr beliebt unter Touristen war. Der Strand war weiß und die Palmen sahen aus, wie auf Werbung, welche einen nach einem Urlaub im Paradies träumen ließ. Das Wasser war bestimmt angenehm zum Schwimmen...

Sie betätigte den Capsule-Knopf und steckte die Kapsel in ihre Hosentasche.

Nicht nur, war Cell hier gewesen, aber sie war auch weit genug weg von den Leuten, die sie wegen der Taschen verfolgt hatten. Sehr gut. Die letzten Tage verbrachte sie im Paradies.

Mina wusste nicht, in welches Hotel sie gehen sollte... Es waren zu viele.
Plötzlich erschrak sie. Da war eine Person...!

Oh! Es war eine Frau im Bikini. Mina freute sich ungemein, denn anscheinend war sie nicht die einzige mit Flausen im Kopf. Sie ging hin.

Die Frau bemerkte sie und winkte Mina zu. Warum fühlte sie sich sofort wohl?
Mina winkte zurück und lief zu ihr hin.

"Hi!", sagte die Fremde glücklich:"Was machst du denn hier!? Hast du nicht im Radio gehört, dass Cell da war?" Sie hatte eine süße Piepsstimme. Lustigerweise hatten Mina und die Fremde beide brünette, wellige Haare. Mit derselben Frisur und ähnlichem Make-up könnte man sie nicht unterscheiden... Sie hörte sich besorgt an und Mina wollte sie beruhigen:"Ach, vor Cell habe ich keine Angst. Aber da waren so eigenartige Leute in meinem Dorf, da bin ich geflohen. Als ich hörte, dass Cell hier war, bin ich sofort hier hergekommen. Ich wollte hier meine letzten Tage verbringen, weißt du?" Die Fremde schaute sie überrascht an:"Ui, na dann viel Spaß, hier ist außer uns keiner mehr! Cell war auch schon ein zweites Mal hier." Mina musste lächeln. Sie stellte sich vor, wie Cell an der Bar stand und alkoholhaltige Getränke zu sich nahm. Mit Schirmchen.
Oh, Mina hatte sich noch gar nicht vorgestellt:"Hi, mein Name ist Mina, freut mich dich kennenzulernen!" die Fremde lächelte und stellte sich auch vor:"Hallo, ich bin Yasa! Die Freude ist ganz auf meiner Seite!" "Wolltest du dich gerade sonnen?" Yasa sah sie lächelnd an:"Ja klar! Was soll ich denn sonst mit meinen letzten Tagen machen? Angst haben und mich verstecken? Ne!" Sie lachte dabei. Mina war überglücklich. Sie hatte ein gutes Gefühl bei Yasa.
Sie war glücklich und das steckte Mina an. Yasa sah nun an ihr runter." Sag mal, möchtest du nicht auch etwas Leichtes anziehen? Du gehst doch kaputt in dem Anzug!" Mina fragte sich eher, wo sie etwas essen konnte:"Ja, gerne. Gibt es hier eine Boutique? Aber was ich viel lieber hätte, wäre etwas zu essen." Yasa war plötzlich Feuer und Flamme:"Ja, komm mit! Ich helfe dir!" und nahm Mina an die Hand und zog sie kraftvoll mit sich. Während sie Mina hinter sich herzog, erzählte sie viel. Sie arbeitete in einem Hotel direkt am Wasser. Nachts half sie auch an der Bar. Yasa hörte sich sehr stolz an und Mina war glücklich, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Hier konnte sie auf Cell warten und sterben... Anscheinend führte Yasa sie zu dem Hotel, indem sie arbeitete. "Was möchtest du denn essen? Die Kühlschränke sind noch voll!" Mina war das herzlichst egal:"Etwas, was nicht zu viel Arbeit macht! Aber wie wäre es, wenn wir zusammen kochen?" Das machte Yasa sehr glücklich und sie führte Mina in das Hotel. Sie standen nun an der Bar und Mina fragte nach Wasser. Yasa fand das offenbar sehr lustig:"Weißt du, du bist heute nicht die Erste, die nach Wasser fragt!" Sie nahm schnell ein Glas aus einem Regal, schenkte ihr Wasser ein, mit Eiswürfeln und einer Scheibe Zitrone. Mina dachte sich nichts dabei. Es war doch klar, dass Leute bei so einem Wetter viel Wasser tranken... Mina nahm das kühle Glas in die Hand und trank vorsichtig davon. Es tat so gut. Es war das erste Mal seit Langem, dass sie sich wirklich wohlfühlte. "Aaaalsoooo, ich könnte dir Nudeln kochen? Oder was sagst du, Mina?" "Ich esse alles." Sie fühlte sich etwas schwach an und wollte nur noch ruhen. Sie hatte seit zwei Tagen nichts mehr gegessen. Wie ungewohnt das war...
"Ok, warte hier, ich bringe dir was!" Minas Misstrauen schaltete sich ein und sie fragte freundlich:"Darf ich dir zu gucken?" "Ja klar!" Yasa ging nun durch eine Tür, die zur Küche führte. Dort zog sie sich einen Kittel um und sammelte die Zutaten zusammen. Mina wusste nicht, was sie tuen sollte, da ihr etwas schwummerisch wurde. Sie trank mehr Wasser.
"Sag mal Yasa... wohnst du hier auch auf der Insel?" "Nur in der Saison." Aha. Mina stellte es sich anstrengend vor, jedes Mal der Arbeit hinterher zu ziehen.
Yasa kochte eine Gemüsesuppe und Mina konnte kaum warten.
"Weißt du, ich dachte, eine Gemüsesuppe ginge jetzt ganz schnell...", sagte sie und nahm eine Schüssel, um das Essen zu servieren. Mina nahm das Essen dankend an und es schmeckte ihr ausgezeichnet. Yasa fragte:"Sollen wir jetzt nach Kleidung für dich gucken? Ich helfe dir gerne bei der Auswahl!" "Liebend gerne! Aber ich habe kein Geld!" "Ist doch egal! Frag doch Cell, ob er bezahlt!" Yasa lachte nach ihrem Kommentar und steckte Mina an. Sie stellt sich vor wie Cell, wie ein Suggar Daddy seine Kreditkarte durch den Kassenautomaten zog. Oweia. Sie sollte nicht so viel über ihn lachen...

Sie gingen die Promenade entlang. Überall gab es überteuerte Luxusmarken von Kapseln bis Make-up zu kaufen. Sie wollte unbedingt ins Capsule-Geschäft. Obwohl... sie hatte ja jetzt den Flieger... Make-up konnte sie jetzt eher gebrauchen und neue Kleidung sowieso.
Mina und Yasa verstanden sich gut und plauderten gemütlich.
Zusammen gingen sie von Geschäft zu Geschäft und probierten viel aus.

Die Beiden kamen an eine Boutique, die nur für außergewöhnliche Gäste waren.
Für Mina, einfach unvorstellbar, reinzugehen, alles auszusuchen und nicht zu bezahlen. Niemals hätte sie sich vorstellen können, jemals überhaupt die Insel auch nur zu betreten... Einfach zu exklusiv. Sie befand sich mitten im Laden und schaute sich um.
Die Boutique hatte nicht nur überteuerte Sommermode, sondern auch Handtaschen und Schuhe.
Mina hatte zwar nichts mehr bei sich, was sie hätte reintuen können, aber eine Handtasche mitnehmen wollte sie trotzdem. Eine Handtasche gehörte, nach Minas Geschmack, zu dem Outfit was sie sich ausgesucht hatte einfach dazu. Ein weißes, kurzes Sommerkleid mit einem schwarzen Gürtel mit goldener Schnalle. Die Ärmel kurz und ausgefranst. Schuhe hatte sie auch und es machte sie glücklich, nach Herzenslust sich alles aussuchen zu können, was sie wollte. Eben wie im Paradies.

Danach suchte sie nach einem passenden Bikini, aber bei ihrer Oberweite war das nicht so einfach. Die Träger sollten vernünftig sein, sonst würde ihr der Nacken schmerzen...

Dank Yasa wurde sie doch noch fündig und trug einen dunkelblauen Bikini. Leider nicht ihre Farbe, aber was soll man machen?

Sie gingen weiter in ein Make-up Geschäft, von dessen Marke sie noch nie gehört hatte.
Während des Testens bewunderte sie die Qualität der Produkte und steckte alles in ihre neue Handtasche, bis nichts mehr hineinpasste. Reinigungstücher gab es praktischerweise auch und damit hatte sie alles zusammen, was sie brauchte.

Sie gingen nun am Strand entlang und genossen das Wetter.
Yasa war ihr herzallerliebst, denn jetzt fragte sie auch noch, ob sie mit ihr im Meer schwimmen gehen würde." Sollen wir wirklich Spaß haben? Tausende Menschen sind in den letzten Tagen gestorben und Millionen auf der Flucht..." Yasa drehte sich mit ernstem Gesichtsausdruck zu ihr hin und sagte nur in kaltem Ton:"Ich werde Cell nicht den Gefallen tun und vor ihm Angst haben und mich verstecken!" Mina konnte das nur allzu gut nachvollziehen:"Hast du Lust Volleyball zu spielen?" Sie hatte anscheinend die richtige Frage gestellt, denn Yasa sah nun aufgeregt aus und ballte die Fäuste:"Ohja, dich mach ich fertig!" und lief zu einem Verleih hinüber. Sie hopste über die Theke und warf Mina einen Volleyball zu. Der Tag war jetzt an seinem Zenit angekommen. Es konnte nicht besser werden!

_

Erschöpft ließ sich Mina auf das Hotelbett fallen. Yasa hatte sie so sehr abgelenkt, dass sie nicht mehr an ihre Schmerzen gedacht hatte. Sie kuschelte sich in die Decke und freute sich auf eine erholsame Nacht. Sie schaute zum Fenster.
Es war inzwischen dunkel und Mina konnte ihr Glück kaum fassen, in welch angenehmer Situation sie sich befand.

Das Hotel hatte nicht nur Shampoo, sondern sogar Zahnbürsten und Zahnpasta!
Hier ließ es sich gut aushalten.

...

...

Ein schlechtes Gewissen schlich sich doch ein.

Durfte sie glücklich sein?

Millionen auf der Flucht vor Cell... den sie auch nicht so furchtbar fand.

Es klopfte an der Tür und Mina stand auf, um Yasa reinzulassen.

"Was machst du jetzt noch? Ich dachte, ich sag dir Bescheid, dass wir auch über einen Fitnessraum, eine Sauna und eine Bibliothek verfügen." "Oh wie geil.", war das einzige, was Mina rausbrachte. Sie hatte sich mit Yasa über die Preise unterhalten und unter normalen Umständen, würde ein Zimmer nicht unter 500.000 Groschen pro Nacht kosten.
Sie bekam alles umsonst!

Ja, was sollte sie jetzt noch machen? Eigentlich war sie fertig. Da waren noch so viele Fragen... Mina merkte erst jetzt, dass sie mit Yasa sprechen konnte... endlich.

"Hey... ähm... macht es dir was aus... wenn wir reden?" Yasa sah sie neugierig an:"Klar, worüber denn?" Mina sah zu Boden:"Was mir heute passiert ist... Es war furchtbar. Es hatte offenbar etwas mit gestern zu tun, aber ich kann mich nicht an gestern erinnern..."
Yasa setzte sich zu ihr aufs Bett. "Klar, erzähl doch mal wo du warst als Cell sein Turnier verkündet hat!" Also ganz von vorne... "Ich war da zu Hause. Weißt du. Ich hatte schon seit bestimmt zwei Jahren keinen Urlaub mehr genommen und dann musste Cell ja sein doofes Turnier ankündigen!" Yasa musste kichern. "Wir haben das gar nicht erst mitbekommen, da wir hier nur am Arbeiten waren. Wir wussten erst, dass etwas nicht stimmte, als die Gäste panisch das Weite gesucht haben." "Keine schöne Situation...", sagte Mina bitter, aber Yasa schien das nicht zu kümmern:"Naja. Ich lebe noch und das ist alles, was für mich zählt." Stimmt Cell war...Mina musste einfach fragen:"Sag mal, macht Cell hier Urlaub oder warum kommt der hier her!?" Dabei musste Mina kichern und Yasa schmiss sich auf das Bett vor Lachen. "Ich habe keine Ahnung! Der war hier und trank Wasser von unserer Bar!" Nun musste auch Mina lachen. So absurd. Cell an der Bar, aber anstelle Alkohol, trank er Wasser... Sie stellte sich das Glas mit Schirmchen vor. Irgendwie süß. "Hat er gesagt, ob er wieder kommt?" Yasa bekam sich kaum noch ein:"Ne, keine Ahnung. Cell hat hier auch nichts zerstört oder so. Eigenartig nicht? Und freundlich war er auch zu mir!" Mina stockte der Atem. Cell hatte sie auch am Leben gelassen? Warum macht er das? Und warum fühlte sie sich plötzlich schlecht?
"Mina, und was ist dir heute Morgen passiert? Du sagtest was über einen Überfall?"
Achso ja...:"Kennst du eine Bande mit dem Zeichen des Kranichs?" Yasa sah zur Decke und dachte nach. "Ja... ist das nicht das Zeichen des Herrn der Kraniche?" Wie? Da ist es wieder...
Herr der Schildkröten...
Herr der Kraniche...
Herr der Fliegen...
"Des wer?", fragte Mina und Yasa sagte:"Das war doch so eine Kampfschule... oder? Ach weiß ich nicht mehr...Ich weiß nur, dass der Bruder, Tao Bye Bye hier manchmal Urlaub macht. Mein Chef hat mich immer vor Leuten wie ihn gewarnt, da er sehr brutal ist und nicht davor zurückschreckt, Gewalt anzuwenden. Alles musste immer Tipptopp für ihn sein. Einmal hatte er einen meiner Kollegen getötet, weil er die Seife nicht mochte. Die Polizei ist machtlos vor solchen Leuten. Er war der Grund, warum ich eigentlich nicht mehr hier arbeiten wollte."
Das hörte sich nicht mehr ganz so paradiesisch an...

Das heißt, Mina hatte nicht nur ungewollte Aufmerksamkeit von Cell, sondern auch die des Herrn der Kraniche bekommen... Ohje. Wie ist sie nur in das Schlamassel geraten?

"Tja... hoffentlich kommt hier keiner von denen vorbei...", sagte Mina nur bedrückt und sah zum Fenster heraus. Es war schon spät. Was Cell jetzt wohl machte?
Ob sie ihn wegen gestern fragen sollte?

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"Wenn sie noch mal herkommt, töte ich sie. Das gilt auch für dich. Komm zu meinem Turnier und stirb nach meinem Sieg!"

Mina war mulmig zu mute. Einerseits musste sie wissen, was passiert ist, aber andererseits wusste wenn überhaupt nur Cell etwas. Und sie wollte ihn nicht unnötig stören...

Yasa gähnte und streckte sich:"Mensch, ich bin fertig. Ich glaub, ich hau mich ins Bett."
"Ja, ich glaube, es wird Zeit..." Sie konnten auch noch ein anderes Mal reden. Yasa verabschiedete sich und verließ Minas Zimmer.

Mina ging ans Fenster heran und sah zum Meer hinaus. Die Sterne sahen wie immer wunderschön aus. Angestrengt versuchte sie sich zu erinnern. Gestern... gestern... was ist da passiert? Sie konnte sich nur schemenhaft erinnern. Als wären es Erinnerungen aus einem Traum. Sie dachte an den Lebensmittelmarkt und dass sie durch die Reihen ging. Was passierte davor und was danach? Sie stellte die Situation in ihrem Kopf immer wieder nach. Ihr Auto... da war was...

Was war mit ihrem Auto?

Der Herr der Schildkröten...

Ihr Auto...

Jemand saß in ihrem Auto, mit dem sie sich über den Herrn der Schildkröten unterhalten hatte. Aber wer war das? Und wo war diese Person jetzt? Keine Erinnerungen...

Mina dachte an den Morgen zurück. An den Hubschrauber, der über sie hinweg flog und sie sich nichts dabei dachte...

Die Männer...

Das neue Flugzeug...

Das Flugzeug...

Flugzeug...

Flugzeug...

Flugzeug...

Flugzeughangar...

Hangar...

...

...

Hangar...

Ihr Auto an einem Hangar...

Am laden...

Die schwarzen Taschen...

Die schwarzen Taschen...

Die schwarzen Taschen...

Vielleicht...!

Die schwarzen Taschen wurden vielleicht dort in ihr Auto geladen!

Aber wer...?

Mori.

Jetzt fiel es ihr wieder ein. Mori war... die Frau, welche sie bei Cells Kampfring getroffen hatte...

Jetzt hatte sie ihre Erinnerungen zurück!

Mina dachte an den gestrigen Tag zurück. Morgens fuhr sie zu dem abgebrannten Dorf, Cell kam dazu, danach fuhr sie nach Hause. Dann wollte sie von Cell wissen, warum er sie nicht dort getötet hatte und fuhr wieder hin, doch statt Cell, befand sich Mori im Kampfring und wartete auch auf Cell. Mori war ziemlich aggressiv gewesen und Mina wartete an anderer Stelle auf Cell. Er kam irgendwann und sie unterhielten sich... Mina wollte nach Hause fahren, aber brauchte eine Pause und da kam Mori ins Spiel. Sie überzeugte Mina irgendwohin zu fahren und als Mina nicht aufmerksam war, schnappte sich Mori ihr Auto.
Mit Glück fand Mina es aber an einem Flugzeughangar wieder und konnte nach Hause fahren.

Und konnte nach Hause fahren...

Und konnte nach Hause fahren...

Und konnte...

...

...konnte...

...nach Hause fahren?

Da stimmt doch etwas nicht. Sie erinnert sich nicht daran, wie sie nach Hause gekommen ist.

An Details ihres Gespräches mit Mori erinnerte sie sich, aber nicht, wie sie nach Hause gekommen ist? Absurd...

Sie öffnete das Fenster, zog die Vorhänge zu und legte sich ins Bett.
Die letzten zwei Tage waren nur schwer zu verdauen.

"Hoffentlich sehe ich Cell wieder..." dachte sie und streckte sich.

Sie dachte an Yasa und was für ein toller Mensch sie war. Sie war so... selbstlos und hilfsbereit. Mina mochte sie schon jetzt sehr.

Langsam, in ihren Gedanken versunken, schlief sie ein.