Das letzte Kapitel! Ich hoffe ihr hattet so viel Spaß beim Lesen wie ich beim Schreiben!
Kapitel 20:
Die Sonne hatte schon längst den Zenit überschritten, ihre Strahlen wurden durch weiche Wolken gemildert. Nur eine leichte Brise strich über das Land, säuselte verträumt. Vögel und Insekten kamen aus ihren Verstecken heraus, hier und da zwitscherte und zirpte es wieder. Unberührt stand die Alexander am Himmel, die Geleitschiffe eilten in einem koordinierten Ballett um sie herum.
Ein Transporter löste sich aus dem Schwarm hektischer Schiffe, machte sich in majestätisch gemächlichen Tempo auf den Weg hinab zu dem gründlich verwüsteten Landgut. Zwei Kampfjäger schlossen sich dem Transporter an, eskortierten ihn, als er zur merkwürdig unberührt wirkenden Laube hinab schwebte und nicht weit davon landete.
Die in der Laube versammelte Gruppe beobachtete, wie Larsa mit Gabranth, Soraya, den zwei Forschern und einer Handvoll Richter herüber kam. Der junge Imperator stoppte am Rand der Laube. Die luftige Struktur hatte die Kämpfe nicht so unberührt überstanden wie es den Anschein hatte. Überall waren Kampfspuren, Kissen und Gegenstände waren wild verstreut, einige Möbel zerstört oder hastig wieder aufgerichtet.
Doch das war nichts gegen die mitgenommenen Freunde, die auf ihn warteten. Basch stand an einem der Eingänge der Laube, hielt offensichtlich Wache. Frans linker Arm war geschient in einer Schlinge ruhiggestellt. Penelo lag benommen blinzelnd in einem Feldbett, der Kopf bandagiert. Vaan saß an ihrer Seite, die Rippen verbunden. Balthier saß von Blessuren übersät in einem Sessel, die Erschöpfung war ihm ins Gesicht geschrieben. Er sah stirnrunzelnd zu, wie ein Sanitäter dabei war Cids Hände zu verbinden.
„Es freut mich zu sehen, dass ihr alle –" Larsa unterbrach sich, studierte die Gruppe vor sich, „– noch am Leben seid."
„Bitte sag mir, dass Golberra von einer ganzen Kompagnie Richter bewacht wird", sagte Balthier. „Noch eine Begegnung mit ihm überstehe ich nicht."
Larsa lächelte strahlend. „Keine Sorge. Er bleibt sediert, bis er an einem angemessenen Ort angelangt ist."
„Gut!", stimmte Vaan zu. „Er und Talmarien sollten nie wieder Tageslicht sehen."
„Apropos Talmarien. Wie hat er es geschafft zweimal bei der Strahl aufzutauchen?", warf Cid ein, während der Sanitäter die Verbände an seinen Händen befestigte.
Soraya trat einen Schritt vor. „Das kann ich beantworten." Sie zog etwas aus der Tasche, das in der Nachmittagssonne glitzerte und funkelte. „Kennt ihr das hier noch?"
„Der Mondhaso!", rief Vaan verblüfft und griff sich an die Rippen, zuckte. „…Autsch."
Balthier setzte sich auf, starrte das kleine Kunstwerk verärgert an. „Ein Tracker", folgerte der Luftpirat grimmig.
„Du hast es erfasst!" Soraya grinste humorlos. „Talmarien hatte erfahren, dass du der Argentator immer die illarischen Statuetten klaust, also hat er einen Tracker in das kleine Biest hier einsetzen lassen. Für den Fall, dass du bei der Jagd auf Cid eine Stippvisite bei dem Palast der Gräfin einlegst. Einfallsreich, das muss ich ihm lassen. Ich habe den unerwünschten Inhalt entfernt. Bitteschön, Bruderherz." Sie reichte die kleine Statuette an Balthier weiter.
„Ironisch, wirklich", meinte Cid mit einem Halblächeln. „Jedes von Illarias Kunstwerken hat eine eingebaute Überraschung. Manche angenehm. Andere… nicht so sehr."
Der Luftpirat funkelte den unschuldig glitzernden Mondhaso an, dann seufzte er und legte das kleine Kunstwerk auf den Tisch neben sich.
„Wie geht es Nono?", wollte Fran wissen.
Basch lächelte schwach. „Gut. Er hat sich von dem zweiten Überfall wieder erholt und ist schon zur Strahl zurück. Und er hat sich eine ganze Meute seiner Geschwister geholt, damit er nicht noch einmal von einem rozzarianischen Agenten überrumpelt wird."
„Gut, gut!", antwortete Cid. „Es ist immer hilfreich, wenn die Familie die eigenen Vorhaben unterstützt." Sein Blick ging zu Balthier, der sardonisch die Braue hob. Wirklich? Selbst jetzt ließ der Wissenschaftler nicht locker?
Dr. Mankes räusperte sich ungeduldig. „Sind sie mit ihrem Kaffeekränzchen fertig? Imperator Larsa hat besseres zu tun, als ihren Klatsch und Tratsch anzuhören!"
Die Blicke der Gefährten gingen zu Larsa, etwas unruhig, überrascht, amüsiert und fragend.
Larsa schmunzelte. „Das macht nichts, ganz im Gegenteil, es ist gut, eure Meinung zu hören."
„Okay", meinte Vaan. „Wie steht es eigentlich mit Rozzaria? Haben die sich wieder beruhigt?"
„'Beruhigt' ist nicht ganz das richtige Wort", antwortete Larsa. „Doch die Aussagen der zwei Agenten sollten Al-Cid Margrace nochmal mehr Einfluss verschaffen. Allein die Nachricht, dass Golberra und Talmarien scheiterten und gefangen genommen wurden, hat in einigen Fraktionen Rozzarias für Aufruhr gesorgt. Ich denke, in der gegenwärtigen Situation brauchen wir uns um Rozzaria keine Sorgen zu machen."
Vaan kratzte sich am Kopf. „Okay…"
„Sie haben genug mit sich selbst zu tun, um noch Zeit zu finden auch noch gegen Archadia vorzugehen", erklärte Basch.
„Oh, verstehe." Vaans Mine erhellte sich. „Sag mal, Basch, kommst du nach Rabanastre zurück? Jetzt wo Gabranth wiederhergestellt ist?"
Baschs Blick ging zu seinem Bruder, der seinen Helm noch nicht abgenommen hatte. „Das dauert noch. Noah ist noch nicht so gesund, wie es scheint. Er braucht noch, um wieder ganz einsatzfähig zu sein."
„Dafür ist keine Zeit", warf Gabranth ungeduldig ein. „Die zwei Agenten sind in Gewahrsam, ihre Aussagen weisen Rozzaria sicher eine Zeit lang in die Schranken, doch müssen wir den Rest ihrer Kollaborateure ausmerzen, so lange wir sie noch erwischen können."
„Dann sollten Sie mit dem hier anfangen, Gabranth", warf Mankes ein, die Cid kalt anstarrte.
Der Wissenschaftler blinzelte sie überrascht an. „Was ich? Sie sollten mit unbegründeten Anschuldigungen vorsichtig sein, Tsiro. Sie wissen doch, wie schnell sich das gegen einen selbst kehren kann."
Sie schnaubte. „Golberras Befragung steht noch aus, Cid. Oder haben Sie nicht bemerkt, dass Sie es nicht geschafft haben, ihn zu erschlagen? Mit Ihren bloßen Händen sogar? Wer weiß schon, was er aussagen wird." Ihr Blick ging zu Gabranth und den anderen Richtern. Gabranth verlagerte das Gewicht von einem Bein auf das andere, sagte aber nichts.
Cids Blick ging zu seinen Händen. Die linke Hand war mit einer Reihe Pflaster versehen, doch die rechte war bis zum Ellbogen gründlich bandagiert. Seine Armschiene war nur noch ein zerknülltes Häufchen blutverschmierten Metalls und Steinsplitter auf dem Tisch. Er zog die Augenbrauen hoch und sah zu Mankes. „Um Golberras Aussage mache ich mir keine Sorgen, Tsiro. Ich habe keine Geheimnisse weitergegeben."
„Und was hat Sie dazu gebracht, mit bloßen Händen auf ihn loszugehen?", bohrte sie nach.
„Das ist mal 'ne gute Frage", murmelte Balthier. „Du hattest dein Stockschwert dabei, warum hast du ihm nicht damit den Schädel eingeschlagen, oder ihn abgestochen, Cid?"
„Weil ich ihn eben nicht umbringen wollte", erwiderte Cid bestimmt.
„Und da hast du auch noch deine Armschiene vergessen?", stichelte Balthier. „Die war nämlich nicht für einen Faustkampf ausgelegt." Er deutete zu dem Tisch, an dem Cid noch saß. „Beweisstück A zeigt das sehr deutlich."
Der Blick der anderen Anwesenden ging zu dem zerknüllten, blutigen Haufen Metall auf der Tischplatte.
Cid rückte die Brille zurecht. „Nun…"
Der Luftpirat schüttelte den Kopf. „Dir ist die Sicherung durchgebrannt, oder? Kein Wunder, dass du dir fast die Hände ruiniert hast."
Dr. Mankes schnaubte empört, wurde aber von Larsas Räuspern unterbrochen. „Besagte Armschiene ist – oder besser gesagt – war Bestandteil Ihrer neuen Waffe, Dr. Cid? Sehe ich das richtig?"
„Ganz richtig erkannt, Lord Larsa", stimmte der Wissenschaftler zu. „Die Schemata für die Matrixgeber habe ich … hmm", er sah sich um. Sein Blick streifte über die verstreuten und zerstörten Datengeräte in der Laube. „Darauf muss ich wohl später zurück kommen."
Mankes stieß einen protestierenden, verärgerten Laut aus, „Noch eine Entwicklung in Golberras Obhut, Cid? Haben Sie es ihm auch verkauft?"
„Noch mal, Tsiro, zum Mitschreiben, ich habe Golberra nichts verkauft, verraten oder wissen lassen", schnarrte Cid ungeduldig. „Meine Loyalität gilt Lord Larsa und Archadia."
„Weshalb haben Sie Lord Larsa dann noch nicht von dieser Waffe berichtet?", fauchte sie. „Und Sie kommen jetzt mit Loyalität? Sie haben ihm doch diesen Vorteil vorenthalten! Wer weiß wie viele sonst noch, Sie Verräter!"
Cid schnaubte. „Ich gebe Forschungsergebnisse erst dann frei, wenn sie wenigstens erfolgversprechend sind. Das wissen Sie selbst, Tsiro."
„Ausreden! Ausreden, Cid!" Sie fuhr zu Larsa herum. „Dieser Mann hat nach eigener Aussage erst mit übernatürlichen Wesen gegen den rechtmäßigen Imperator paktiert und später mit einem Agenten des rozzarianischen Imperiums zusammen gearbeitet! Das alles hat zu beträchtlichen Verlusten an Material und Menschen geführt! Ich verlange, dass Cid für seine Untaten zur Rechenschaft gezogen wird! Ich verlange, dass Ihr ihn zum Tod verurteilt, Imperator!"
Diese Forderung rief verschiedenste Reaktionen hervor.
Vaan fuhr protestierend auf. „Hey!" Wieder brach der junge Abenteurer ab und fasste sich an die Rippen. Gabranth straffte sich, seine Rüstung klirrte als er eine wachsame Haltung annahm. Basch legte nur nachdenklich den Kopf schief, verschränkte die Arme. Balthier schnaubte, schüttelte den Kopf. „Wirklich?"
Cid zog die Brauen hoch und Soraya lachte knapp auf. „Sie wollen Cid immer noch an den Kragen, Mankes? Und das nachdem Sie seine Berichte über den Mysth-Kollektor studiert haben?"
„Nach allem was er mit dem Nethizit angerichtet hat? Er hat den Tod verdient!", beharrte Dr. Mankes.
Cid seufzte ungeduldig. „Das wird nicht passieren, Tsiro, das wissen Sie doch selbst. Mag sein, dass Lord Larsa entscheidet mich aus Draklor oder gar den Forschungen ganz auszuschließen, vielleicht steckt er mich auch ins Gefängnis. Doch er wird mich nicht zum Tod verurteilen. Das würde meinen Kindern ganz und gar nicht gefallen. Sie wissen das, ich weiß das und auch die ganze Oberschicht Archadias weiß das. Genau deswegen wird unser junger Imperator das nicht riskieren."
Mankes presste die Lippen aufeinander, verschränkte die Arme und schnaubte. Sie sagte nichts, ein unbehagliches Schweigen breitete sich aus.
„Ähm", begann Vaan unsicher. „Warum sollen deine Kinder da so wichtig sein? Ich meine, ja, die hätten sicher was dagegen, dass du einen Kopf kürzer gemacht wirst, aber die vier sind ein Spion, ein Schauspieler, eine Kopfgeldjägerin und ein Luftpirat."
Ein Grinsen breitete sich langsam auf Cids Gesicht aus. „Wie nett von dir, dass du fragst, Vaan! Lass es mich mal anders ausdrücken. Geromas ist der de facto Leiter des Inland-Geheimdienstes, der trotz seiner Jugend mehr Geheimnisse und Beziehungen gesammelt hat, als drei gestandene Agenten am Ende ihrer Karriere." Cid hob einen Finger, zuckte und funkelte ärgerlich seine bandagierten Hände an. „Maxentio ist eine im ganzen Imperium beliebte Berühmtheit und ein genialer Marketingstratege." Cids Blick ging zu Soraya, die an einer Holzsäule lehnte. „Soraya ist Waffenmeisterin und Geheimagentin mit so weit gefächerten Talenten, dass ihr selbst die Arbeit mit den Scharfrichtern schon langweilig wird." Die Aufmerksamkeit des Wissenschaftlers ging zu Balthier. „Und Ffamran ist ein weitgereister, brillanter Maschinist mit einzigartigen Einsichten in die Wirkungsweisen der Mysth. Als Balthier ist er auch der persönliche Freund zweier Landesherrscher."
Cid schwieg, ließ seine Worte wirken. Balthier zog eine Braue hoch und sah die anderen erschöpft an. Penelo hatte sich vorsichtig auf die Seite gedreht und blinzelte etwas verwirrt. Basch, Gabranth und Soraya wirkten gleichmütig. Mankes verzog nur schweigend das Gesicht.
Der Wissenschaftler grinste. „Die vier sind wirklich bedeutsame Ressourcen für Larsa. Mag sein, dass meine Hinrichtung ihre Loyalität nicht brechen würde, doch er könnte sich dessen nie sicher sein. Genauso würden auch Archadias Erstbürger jede ihrer Handlungen mit Misstrauen betrachten. Das würde ihre Effektivität stark einschränken. Doch sollten sich meine Kinder – gemeinsam oder nur zum Teil – gegen Larsa oder Archadia wenden…" Er schüttelte den Kopf.
„Ach so!", sagte Vaan. „Das steckt also dahinter. Ja, dich umzubringen ist dann echt keine gute Idee."
Balthier rieb sich über die Stirn und Larsa schmunzelte.
Fran regte sich. „Was planst du für Cid, Larsa?"
Larsa sah die Viera an, dann schweifte sein Blick über die gespannt wartenden Gefährten. Der junge Herrscher legte den Kopf schief. „Nun…"
…
Die charakteristische Silhouette der Strahl raste unter strahlend blauem Himmel dahin. Die Sonne brannte herab, warf glitzernde Reflexe auf die metallene Hülle. Das Luftschiff hielt unbeirrbar den Kurs, hatte sein Ziel fest angepeilt, selbst als Wolken aufzogen und dichter wurden. Dunstschleier erschienen und auch schillernde Mysth-Schleier bildeten sich. Schließlich drosselte das Luftschiff sein Tempo und ging tiefer, bis eine trostlose, sumpfige Landschaft sichtbar wurde, die Nabreus-Sümpfe. Hier und da ragten die zerstörten und verfallenden Ruinen ehemals prächtiger Gebäude aus dem Morast. Die Strahl wurde noch langsamer und schwenkte schließlich in einen enger werdenden Bogen – das Ziel war fast erreicht.
Unter dem gemächlich gleitenden Luftschiff wechselte der Grund zu einer grünen, wenn auch kleinen Oase. Provisorische Gebäude erhoben sich auf einer niedrigen Erhebung, gruppierten sich um einen großen Bau. Eine freie Fläche zwischen den Gebäuden diente als Landezone, wie ein schon vor Anker liegendes Luftschiff bewies. Saftig grünes Gras spross, spärlich von Blumen durchsetzt und hier und da ein Busch. Sorgfältig gezogene Gräben leiteten Wasser ab, legten den sumpfigen Morast trocken.
Das auffälligste waren jedoch die baumartigen Metallstrukturen, die überall in dem kleinen Gebiet verstreut waren. Die Stämme waren nicht durchgehend, sondern endeten ein Stück über dem Boden in einem Stumpf auf den, von dem ‚Baumwipfel' her eine Spitze herab zeigte. Mysth-Blitze zuckten von dieser Spitze in den Stumpf hinab. Die ‚Bäume' waren auch nicht aus dem immer gleichen Metall, sondern unterschiedlich. Kupfer, Messing, Eisen, Bronze – Manche der Gebilde bestanden aus nur einem Metall, andere waren gemischt und in den unterschiedlichsten Anordnungen von ‚Geäst'. Auch die Äste der Bäume waren nicht komplett aus Metall, sondern bildeten ein Geflecht, das transparente Röhren mit grünlicher Flüssigkeit umfasste. An den Spitzen der ‚Zweige' hingen glitzernde Schleier aus Mysth. Auch die Mysth-Schleier waren unterschiedlich dicht und waren am Rand der Oase stärker, als zur Mitte hin. Am Rand der Oase patrouillierte ein Trupp Soldaten, sicherte die Grenze zu den Totensümpfen. Trotz der allgegenwärtigen Gefahr durch Monster arbeiteten einige Leute an den Metallstrukturen und den Entwässerungsgräben.
Die Strahl kreiste langsam mehrmals über die kleine Oase, studierte wohl das Gebiet unter sich, sank herab und landete neben dem anderen Luftschiff. Nicht lang danach öffnete sich die Ausstiegsluke und Balthier und Fran kamen zum Vorschein. Der Hume schüttelte den Kopf. „Es tut mir Leid, Fran. Ich weiß, ich sagte, dass ich das Dasein als Luftpirat nicht aufgeben werde. Und was passiert? Wir ackern uns an den Mysth-Kollektoren die Finger ab."
„Sorge dich nicht", meinte Fran. „Auch dieses Leben ist interessant."
Balthier warf seiner Partnerin einen Blick zu, dann ging er die Treppe hinab. „Schon. Mysth-Kollektoren und Matrixgeber. An deren Entwicklung zu arbeiten ist interessant. Nur – ich vermisse die Aufregung unserer Abenteuer. Du nicht?"
Die Viera neigte den Kopf, schwieg und folgte ihrem Partner hinaus.
Ihre Ankunft war nicht unbemerkt geblieben: Cid kam aus dem Hauptgebäude auf die zwei Luftpiraten zu. „Da seid ihr zwei ja endlich. Das hat länger gedauert als ich dachte." Sein Blick ging zu Fran. „Hallo, schön dich und auch ihn wiederzusehen."
Die Viera nickte, ein leichtes Lächeln zuckte über ihre Lippen.
„Wenn du anständige Ergebnisse haben willst, Cid, musst du uns einfach Zeit lassen", sagte Balthier und tätschelte eine große, braune Umhängetasche.
Cid beäugte die Tasche interessiert. „Wenigstens seid ihr zwei zuverlässig. Ach ja, ihr werdet von ein paar Besuchern erwartet."
„Ach ja?" Balthiers Blick ging zu dem anderen Flugschiff. Es hatte ein stromlinienförmiges Design mit schmalen Flügeln. Die Lackierung war reinweiß mit blauen und silbernen Akzenten. Neben der Strahl wirkte es ebenso imposant, wenn auch auf eine geschwungene Weise. Der Luftpirat nickte zu dem weißen Schiff. „Ich dachte mir schon, dass sie nicht einfach so hier ist."
„Später", meinte der Wissenschaftler und winkte ihm zu, machte sich auf den Weg zurück in das große Hauptgebäude. „Komm, Ffamran. Ich bin mir sicher, du willst sehen, welche Früchte deine Experimente seit deinem letzten Besuch erbracht haben."
„Ich frage mich, ob die Ergebnisse anders sind als in Sohen oder im Brocken-Labor", meinte Balthier, während er und Fran ihm folgten. „Wie ist die Ausbreitungsrate des gereinigten Gebietes hier?"
Cid rückte seine Brille zurecht. „Unverändert reduziert. Du hattest wohl Recht mit dem begrenzten Einzugsgebiet für einen Kollektor."
„Die ‚Ableger' am Rand haben nicht geholfen?", fragte Fran und ihr Blick schweifte über das Gebiet.
„Oh doch", antwortete der Wissenschaftler. „Aber auch damit ist abzusehen, dass die Reinigung eine Grenze erreichen wird." Ein Wachposten öffnete die Tür zum Hauptgebäude.
„Dann wissen wir wenigstens, wie groß die nächste Station sein muss", meinte Balthier, nickte dem Wachposten zu und folgte seinem Vater hinein.
„Wie steht es um die Station in Sohen und im Brocken-Gebirge?", wollte Cid wissen, als er einen Gang hinab ging.
„Dort ist es nicht so deutlich wie hier in Nabradia, aber das Einzugsgebiet ist auch im Brocken-Gebirge begrenzt. Das hat mir Fran bestätigt." Balthier warf seiner Partnerin ein schiefes Lächeln zu. „Im Sohen-Höhlenpalast ist es immer noch schwierig die Monster im Zaum zu halten."
Cid schnaubte ärgerlich. „Das war von Anfang an klar. In Sohen eine unausgereifte Technologie einzusetzen ist ziemlich ineffektiv. Erst sollten wir in den Mosphora-Bergen und der Wesnet-Eissteppe mit dem Mysth-Kollektor Erfahrungen sammeln. Und Bhujerba! Wir müssen auf Dorstonis einen Mysth-Kollektor installieren! Völlig unsinnig gleich in ein Höhlensystem zu gehen."
Balthier rollte die Augen. „Erzähl das mal Larsa, dem die nervösen Erstbürger im Nacken sitzen. Das Siegel, das die Richter am Ausgang des Höhlenpalasts aufgebaut haben ist ziemlich brüchig. Immer wieder schaffen es Monster ins Alte Archadis. Ein paar haben es sogar bis in die Innenstadt geschafft."
Der Wissenschaftler winkte den Einwand unwirsch beiseite. „Trotzdem ineffektiv."
„So hat der neue Senat das Gefühl, etwas erreicht zu haben", meinte der Luftpirat. „Wie dem auch sei, so wie es aussieht wirst du nur über Ondores Leiche eine Station auf Dorstonis aufbauen können. Er ist immer noch strikt gegen die Kollektor-Technologie."
„Er fürchtet die Bedeutungslosigkeit", sagte Fran.
„Wenn die Kollektoren erst gut entwickelt sind, werden die Minen so gut wie wertlos", bestätigte Balthier, „und damit nimmt sein Einfluss ab."
Cid warf die Hände in die Luft, drehte sich zu ihnen um. „Wollt ihr etwa versuchen es allen Recht zu machen? Wir wussten von Anfang an, dass nicht alle froh sein werden, diese Technologie zu sehen! Das wird einige schon lang etablierte Handelsstrukturen durcheinander bringen. Das hat sogar Vaan gleich erkannt."
Balthier stoppte und nickte, sein Blick ging durch den leeren Gang. „Larsa steht in Verhandlungen mit Ondore. Und auch mit Rozzaria. Sora und Gero meinen, beide Parteien haben ihre Spione auf die Mysth-Kollektoren angesetzt. Der Nethizit ist jetzt zweitrangig, da Archadia keinen mehr hat. Die Matrixgeber sind ihnen, wie es scheint, noch entgangen zu sein."
Cid lachte auf. „Köstlich! Eine Technologie, die für die ganze Welt gedacht ist, wird ausspioniert und eine geheime Waffe wird übersehen." Er schüttelte den Kopf und seine Augen prüften, dass sie wirklich unbeobachtet waren. „Wie kommst du mit dem Neubau deines Matrixgebers voran?"
Der Luftpirat winkte ärgerlich ab. „Ich muss tatsächlich eine Feuerwaffe komplett neu bauen und den Matrixgeber von Anfang an integrieren. Die Formalhaut ist eine gute Basis, aber ich will meine nicht dafür opfern und ich habe noch keine zweite auftreiben können."
„Bedauerlich." Cids Lippen zuckten verdächtig.
Balthier zog eine Augenbraue hoch, funkelte ihn an, dann ging er an Cid vorbei und machte die Tür ins Labor auf. „Ein paar Pläne habe ich schon skizziert –" Er brach ab, als er zwei junge Leute bei einer der Werkbänke erspähte. Vaan und Penelo sahen interessiert zu, wie einer von Cids Forschungsassistenten an ihren Matrixgebern arbeitete.
Vaan hob den Kopf. „Balthier! Fran! Da seid ihr ja endlich. Mir ist hier fast schon langweilig geworden."
Balthier nahm die Tasche von der Schulter und gab sie Cid. „Ein Luftpirat ist nie zu früh oder zu spät. Er kommt genau dann an, wenn er es beabsichtigt."
Penelo kicherte. „Also wolltest du uns doch den Schatz aus der Grifal-Gruft überlassen? Das hat sich da aber nicht so angehört."
„Wer weiß." Der Luftpirat zuckte lässig die Schultern und tauschte einen amüsierten Blick mit Fran.
Vaan schnaubte. „Sag mal, kannst du uns helfen einen Tarnmechanismus einzubauen? Irgendwie kriegen wir das einfach nicht hin. Und Cid sagt ständig, er ist zu beschäftigt." Sein Blick ging zu dem Wissenschaftler, der an einem Tisch die Tasche durchforstete. Cid warf dem jungen Abenteurer einen unschuldigen Blick zu.
Balthier grinste. „Hast du denn wenigstens einen Namen für dein Luftschiff oder nennst du sie immer noch Jetstream 2.0?"
Vaan ließ den Kopf hängen. „Nein. Und von keinem kommen vernünftige Vorschläge."
„Das ist nun mal das Privileg des Kapitäns", neckte Penelo und lachte. „Cid hat dir die Entscheidung abgenommen, welches Luftschiff es sein sollte, als er es uns geschenkt hat, aber den Namen musst du selber finden."
Vaan stöhnte, fuhr sich durch die Haare. „Entscheidungen! Es gibt nichts schlimmeres!"
Balthier lachte, schüttelte den Kopf. „Wo stecken denn eure zwei Anhängsel?"
„Lass Filo und Kytes nur nicht hören, wie du sie nennst", warnte Vaan.
„Die zwei sind dabei Baschs Geduld zu testen." Penelo grinste.
„Eine Herausforderung", merkte Fran an und Balthier schmunzelte.
„Fragt sich nur für wen. Basch oder die zwei kleinen", warf Cid ein, während er die Datengeräte aus der Tasche studierte.
„Flattert Basch immer noch zwischen Rabanastre und Archadis hin und her?", wollte Balthier wissen.
Penelo zuckte die Schultern. „Ashe hat für die gute Beziehung zu Larsa und Archadia auf eine Verfolgung Gabranths wegen Königsmord verzichtet. Aber er ist trotzdem nicht in Dalmasca willkommen. Also, wenn Basch seinen Bruder sehen will, muss er nach Archadis."
„Wenn wir in der Gegend sind, lässt er sich von uns fliegen. Und Ashe schickt immer irgendwelche diplomatische Botschaften für Larsa und so weiter mit", ergänzte Vaan.
Cid hob den Kopf, sah zu Balthier. „Das erinnert mich. Was hat Larsa zum aktuellen Bericht gesagt?"
„Dass er den nächsten Bericht von dir persönlich haben will."
Der Wissenschaftler seufzte. „Also muss ich doch wieder eine Rundreise machen und die anderen Standorte abklappern. Und das gerade jetzt. Reicht es nicht, dass Larsa dich zum Aufpasser ernannt hat?"
„Tja. Die Last ein so hochwichtiges Projekt zu leiten", meinte Balthier trocken. „Der Landesherrscher will nicht nur auf dem Laufenden bleiben, er will auch mal den Kopf dieser Forschung sehen."
Cid winkte ärgerlich ab. „Vielleicht lassen ja deine Geschwister sich mal Zuhause blicken, wenn ich in der Hauptstadt bin."
„War Sora nicht vor ein paar Wochen hier?", bemerkte Balthier.
„Einen Matrixgeber-Prototyp für ihren neusten Auftrag zu holen kann nun wirklich nicht als Familienbesuch gelten, Ffamran."
„Sora war neulich auch in Rabanastre", warf Penelo ein.
„Wirklich?", fragte der Luftpirat vorsichtig nach.
„Jupp. Hat ein riesiges Chaos verursacht und fast auch eine diplomatische Krise", meinte Vaan, „bis sich rausgestellt hat, dass sie hinter einem Verbrechernetz her war. Die hat sich gründlich amüsiert."
Balthier seufzte und Cid lachte auf. „Das passt zu ihr."
„Ashe hatte allerdings einiges zu sagen", fuhr Vaan fort.
„Auch das passt."
„Apropos Ashe!", unterbrach Penelo und holte einen Brief aus der Tasche. „Für dich und Fran, Balthier."
Verwundert nahm der Luftpirat den Brief, der mit dem Wappen von Dalmasca versiegelt war. „Ein Brief für uns? Vielleicht endlich eine Einladung zur lang erwarteten Krönung ihrer Majestät?"
Penelo zuckte die Schultern. „Wenn, dann hat sie vergessen uns einzuladen."
Balthier brach das Siegel und faltete den Brief auf. Seine Augen huschten über das Papier und ein leises Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
Cid stemmte eine Hand in die Hüfte. „Nun, was möchte die Lady Ashe von euch zwei?"
„Ein Auftrag, der nach Frans und meiner Expertise verlangt." Der Luftpirat faltete den Brief und sah zu seiner Partnerin. „Bereit, Luftpiratin?"
Die Viera schüttelte die Haare zurück, ihre Augen funkelten. „Gewiss."
„Na, dann, auf geht's!"
Ende
A/N: Also zur Entstehung der Geschichte... Ich hatte eine Phase in der ich alle Fanfics über Luke Skywalker und Darth Vader Vater-Sohn-Beziehung verschlungen habe und habe auch mal wieder die Playstation herausgekramt. Was habe ich dann gespielt? Genau. FF12. Und habe bemerkt, da ist eine Vater-Sohn-Beziehung, die keine anständige Lösung hatte! Schade nur, dass die Fangemeinde von FF12 so klein ist. Und so musste ich mir selber was schreiben.
Ach ja, hier alle OC's, die ich mir selber ausgedacht habe:
Lixan - Sekretär (Mädchen für alles) Cids
Kormag Golberra - rozzarianischer Agent
Soraya Ker Alomartis-Bunansa - Schwester von Balthier
Geromas Relo Bunansa - Ältester Bruder von Balthier
(Maxentio Toma Bunansa - Mittlerer Bruder)
Ishan von Talmarien - rozzarianischer Agent
Dr. Tsiro Mankes - Forscherin aus Draklor + wissenschaftliche Beraterin für Larsa
Dr. Thierran Riesure - dito
