Als sie vor dem Wasserspeier ankam, stand sie schon vor dem nächsten Problem. Sie kannte das Passwort nicht. Wie sollte sie mit Dumbledore sprechen können, wenn sie nicht zu ihm kam? Und hier auf ihn warten, war keine Option. Die Gefahr, von jemand anderem gesehen zu werden, war viel zu hoch.

»Bitte… ich muss dringend mit Professor Dumbledore sprechen. Bitte, bitte, bitte… ich… ich muss zu Professor Dumbledore.« Sie flehte den Wasserspeier an, in der Hoffnung, dass er sie ins Büro lassen würde. »Bitte, bitte. Ich brauche dringend seine Hilfe. Ich kenne das Passwort nicht. Ich muss ihn sprechen. Ich muss zu Professor Dumbledore, bitte.« Sie wurde immer verzweifelter, die Tränen liefen ihr ungehemmt über die Wangen, sie schluchzte und schniefte. »Bitte…«

Dann bewegte sich der Wasserspeier plötzlich und gab die Treppe frei. Hermine sank erleichtert auf die Knie. »Oh, Merlin. Danke, danke, danke, danke.« Sie rappelte sich auf, immer wieder ihren Dank murmelnd. Sie stieg auf die Treppe und ließ sich nach oben tragen. Dort angekommen klopfte sie an die Tür. Sie atmete tief durch und versuchte die Schultern zu straffen, damit sie nicht ganz so kläglich aussah, wie sie sich fühlte und betrat das Büro, nachdem Dumbledores Stimme sie hereingebeten hatte. Sie blieb an der Tür stehen.

Dumbledore saß hinter seinem Schreibtisch und musterte sie still aus wachen, blauen Augen. Hermine fühlte sich unter diesem Blick unwohl. Er sah sie lange an, ohne ein Wort zu sprechen. Hermine begann zu zittern und flehte stumm, dass er endlich etwas sagen möge.

»Sie tragen eine Schuluniform, jedoch würde ich Sie kennen, wenn Sie hier zu Schule gehen würden.« Er hatte sie erst eine Weile ruhig gemustert, bevor er das Wort an sie gerichtet hatte. Die Hände hatte er vor sich auf dem Schreibtisch gefaltet.

Hermine schloss die Augen. Sie musste vorsichtig sein mit dem, was sie sagte. »Das ist richtig, Sir. Ich gehe nicht hier zur Schule.« Sie sprach leise und hielt die Augen weiterhin geschlossen.

»Wie kommen Sie dann hier rein? Und warum tragen Sie eine Schuluniform?«

»Das ist kompliziert, Sir.« Hermine öffnete die Augen und sah Professor Dumbledore an.

Er blickte ihr ernst entgegen. »Setzen Sie sich, Miss…?«

Was sollte sie ihm bloß sagen? Sollte sie ihm ihren echten Namen sagen oder einen anderen? Würde ihr Name schon für Veränderungen in der Zukunft sorgen? Aber zu dem Zeitpunkt ihrer Zeitreise wäre er bereits seit mehr als einem Jahr tot. Was sollte also passieren? »Gran-t.« Ihren Nachnamen schon halb ausgesprochen, entschied sie sich doch noch um. »Mein Name ist Jean Grant.« Es war zumindest die halbe Wahrheit, ihr zweiter Vorname und die Hälfte ihres Nachnamens.

»Nun, Miss Grant, bitte setzen Sie sich. Und dann sollten Sie mir erzählen, warum Sie hier sind. Der Wasserspeier berichtete mir, dass Sie verzweifelt um Einlass baten.«

Hermine ging langsam auf den Schreibtisch zu und blieb hinter dem Besucherstuhl stehen. Sie umfasste mit beiden Händen die Lehne. Sie zögerte. »Das ist kompliziert, Sir«, sagte sie erneut.

»Versuchen Sie es«, forderte Dumbledore Sie auf und deutete ihr, auf dem Stuhl Platz zu nehmen. Er sah sie immer noch ernst und forschend an. In seinem Blick fehlte die Freundlichkeit.

Hermine setzte sich und knetete die Hände in ihrem Schoß. Sie hielt den Blick gesenkt. Was konnte sie ihm sagen? Wie konnte sie ihre Situation schildern, ohne zu viel zu verraten? Sie durfte nichts sagen, aber sie musste, wenn sie eine Chance haben wollte, wieder in ihre Gegenwart zurück zu gelangen.

»Sie wirken aufgewühlt, darf ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten?«, fragte Dumbledore gütig und wirkte beinahe wie der freundliche alte Mann, der er in ihrer Zeit gewesen war.

Sie nickte vorsichtig. Kurz darauf hatte sie eine dampfende Tasse heißen Tees vor sich stehen.

»Zitronenbonbon?« Er schob die Schale mit den Süßigkeiten ein Stück in ihre Richtung.

Hermine sah auf, ein kurzes Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie dankend ablehnte. Sie fühlte sich schlagartig etwas besser. Zitronenbonbons. Zu ihrer Zeit hatte er die Dinger jedem angeboten, der nicht schnell genug war, rechtzeitig abzuhauen. Selbst in den unpassendsten Momenten holte er die Süßigkeit aus seiner Tasche, als wären sie ein Allheilmittel. Was würde sie nur dafür geben, wenn es tatsächlich so wäre. Wenn ein Zitronenbonbon sie wieder in ihre Zeit zurückbringen könnte.

»Wenn ich eine Bemerkung machen darf? Ihre Kleidung wirkt nur auf den ersten Blick wie unserer Schuluniform. Einige Details unterscheiden sich zu der unseren. Es wäre also langsam an der Zeit, dass Sie mir erklären, wie Sie ins Schloss kommen und was Sie hier wollen.«

Hermine zögerte immer noch, aber eigentlich war es schon ein Fehler, dass sie hier im Büro saß. Trotzdem druckste sie herum. Sie hatte Angst, die Vergangenheit zu ändern. »Ich darf eigentlich noch nicht mal hier im Büro sein, Sir.«

»Sie sollten es mir genauer erklären, Miss Grant.«

»Ich… ich gehöre nicht hier hin.«

»Ich verstehe immer noch nicht ganz. Sie müssen schon noch genauer werden.«

Sie wusste, dass sie so langsam mal mit der Sprache herausdrücken sollte. Und ohne Dumbledore einzuweihen, würde sie nicht weiter kommen. »Sir, bitte. Was ich Ihnen erzähle, muss unter uns bleiben. Niemand darf davon erfahren.«

Dumbledore sah sie einen Moment an, neigte dann aber seinen Kopf interessiert in ihre Richtung.

»Ich gehöre nicht hier her. Ich bin Schülerin in Hogwarts. Ich bin in meinem Abschlussjahr.«

Dumbledore sagte nichts dazu, sondern sah sie nur abwartend an.

»Ich bin seit gestern Abend hier. Es war der erste September 1998.«

Dumbledores Augen wurden eine winzige Spur größer. Er neigte nachdenkend den Kopf und sah sie skeptisch an. »Sie wollen mir sagen, dass Sie aus der Zukunft kommen?«, hakte er nach.

»Ja, Sir. Mir wurde ein Zeitumkehrer bewilligt, weil sich einige meiner Schulstunden überschneiden.«

Dumbledore sah sie weiterhin skeptisch an. Er schien ihr noch nicht so recht zu glauben. »Wie oft haben sie gedreht?«

»Nun, hier wird es kompliziert, Sir. Gestern war der erste September und ich sollte mein Abschlussjahr beginnen. Im letzten Jahr waren Dinge geschehen, die mir das Gefühl gaben, nicht einfach so weiter machen zu können.« Sie sah, dass Dumbledore zum Sprechen ansetzte und hob die Hand. »Bitte, Sir. Ich darf Ihnen nichts über die Zukunft verraten.« Ihre Erinnerungen wirbelten durcheinander, als sie ihn bat, nicht danach zu fragen. Sie dachte an all die Abenteuer, die sie mit Harry und Ron durchgestanden hatte. Wie in einem Film zog es schnell an ihrem inneren Auge vorbei.

Dumbledore hielt inne, sah ihr in die Augen und bedeutete ihr dann fortzufahren.

Hermine atmete tief durch. Jetzt kam der schwierige Teil, sie wusste, dass sie die Regeln missachtet hatte, als sie den Zeitumkehrer nicht für die Schulstunden genutzt hatte. »Da mir der Zeitumkehrer schon ausgehändigt worden war, beschloss ich mir gewissermaßen einundzwanzig Stunden zu stehlen. Ich wollte sie allein im Schloss verbringen, um mir klar darüber zu werden, dass es weiter gehen würde. Nur ein paar Stunden in Ruhe.« Sie sah Dumbledore an, dass es ihm schwerfiel, sie nicht zu unterbrechen. »Als ich am Schloss angekommen war, suchte ich mir einen ungenutzten Klassenraum und drehte die Sanduhr einundzwanzig Mal. Und plötzlich war ich hier gelandet. Der Klassenraum war nicht mehr ungenutzt und die Sonne stand im selben Winkel zur Erde wie bei meiner Abreise.«

»Wissen Sie, welches Jahr wir haben?« Dumbledore stellte bloß diese eine Frage und sah sie weiterhin nur an.

»1977, Sir. Ich habe die Nacht im Raum der Wünsche verbracht, damit mich niemand sieht, Sir.«

Dumbledore blieb still. Vermutlich dachte er darüber nach, ob er ihr glauben konnte oder nicht. »Erstaunlich…«, murmelte er.

»Der Zeitumkehrer muss kaputt sein, Sir. Wie sonst sollte ich einundzwanzig Jahre anstatt Stunden zurückreisen?« Verzweiflung stieg erneut in ihr hoch, sie dachte daran, dass sie ihre Freunde vielleicht nie wieder sehen konnte. Den Blick senkte sie in ihren Schoß. »Was soll ich bloß tun?«, fragte sie mehr zu sich selbst.

»Miss Grant«, sprach Dumbledore sie an. Daraufhin hob sie den Kopf wieder. »Dürfte ich den Zeitumkehrer einmal sehen?«

Hermine nickte, ihr Blick war glasig, als sie in ihre Tasche nach der langen Halskette fischte. Sie reichte ihn dem Professor über den Tisch und wischte sich dann ihre Nase an ihrem Handrücken ab. Sie beobachtete Dumbledore dabei, wie er das Stück, in dem die Sanduhr befestigt war, genauer untersuche.

Nach einiger Zeit legte er den Zeitumkehrer vor sich auf dem Tisch ab, faltete die Hände aneinander und tippte sich mit den Fingerspitzen ans Kinn. »Nun, ich habe sowohl gute als auch schlechte Nachrichten für Sie.«

Hermine sah ihn hoffnungsvoll an.

»Der Zeitumkehrer ist nicht kaputt. Ihnen wurde einer ausgehändigt, mit dem sich Jahre zurückdrehen lassen.«

»Was?« Hermine sprang auf. »Aber… was? Das… das… wie? Ich… ich…«

»Bitte beruhigen Sie sich, Miss Grant. Setzen Sie sich bitte wieder.«

Hermine ließ sich kraftlos zurück auf den Stuhl fallen und sank verzweifelt in sich zusammen. »Wo soll da eine gute Nachricht sein?«, fragte sie.

»Wäre der Zeitumkehrer kaputt, hätten Sie eine parallele Zeitlinie erschaffen können. Dies ist zum Glück nicht passiert. Mir ist zwar kein anderer Weg bekannt, um in der Zeit vorwärts zu gehen, als das normale Leben, aber eine parallele Zeitlinie hätte doch erheblich mehr Probleme mit sich gebracht. Ich gehe recht in der Annahme, dass Sie in dieser Zeit noch nicht geboren sind?«, fragte er.

»Am neunzehnten September 1979, Sir.«

»Das dachte ich mir. Hätten Sie eine parallele Zeitlinie erschaffen, bevor sie geboren sind, würden Sie in einer Art Zeitparadoxon festhängen. Denn Sie würden in diese parallele Linie erst noch herein geboren werden. In einer neuen Zeitlinie gäbe es keine Vergangenheit. Es sollte also unmöglich sein, eine neue Zeitlinie zu erschaffen, wenn man noch gar nicht geboren ist. Verstehen sie, was ich damit sagen will?«

»Ich denke schon. In dieser Zeitlinie gibt es eine Vergangenheit, weswegen wir auch in die Vergangenheit reisen können. Aber in einer neuen wäre es ohne existierende Vergangenheit unmöglich, da es keine Vergangenheit gibt, in die ich hätte reisen können. Und ich kann ohne bestehende Vergangenheit unmöglich vor meiner Geburt existieren, weil ich eben noch nicht geboren wäre und trotzdem täte ich es dann.« Hermine versuchte ihr Gedanken laut zu sortieren.

»Genau, ein Paradoxon. Sie sind ziemlich clever, Miss Grant.« Dumbledore lächelte sie aufmunternd an. »Das ist die gute Nachricht. Die Schlechte ist, dass mir kein Weg bekannt ist, in der Zeit vor zu springen. Ich befürchte –«

Hermine ließ ihn nicht ausreden. »Nein! Ich kann das nicht! Ich wäre neununddreißig, wenn ich wieder in meiner Zeit bin.«

»Es tut mir leid, dass ich Ihnen keine andere Antwort geben kann, Miss Grant.«

»Das geht nicht! Ich kann doch nicht… Ich darf doch nichts verändern! Ich kann nicht tatenlos… Professor! Das kann ich nicht.«

Dumbledore kam hinter seinem Schreibtisch hervor, legte ihr eine Hand auf die Schulter und reichte ihr ein Taschentuch. Sie weinte hemmungslos und schaffte es lange nicht, damit aufzuhören. Er wartete still, bis sie sich irgendwann etwas beruhigt hatte, dann setzte er sich wieder in seinen Stuhl.

»Was soll ich denn jetzt tun, Professor?«, fragte Hermine leise.

»Das kann ich Ihnen auch nicht sagen. Ich habe ein paar Freunde, die sich etwas genauer mit Zeitreisen beschäftigen. Ich werde sie kontaktieren, vielleicht haben sie eine Idee, wie man Ihr Problem lösen kann. Aber ich würde mir an Ihrer Stelle nicht allzu viel davon versprechen.«

Hermine ließ entmutigt den Kopf hängen. Sie konnte das nicht. Sie konnte nicht dabei zusehen, was alles in den nächsten Jahren passieren würde. Gestern noch hatte sie gehofft, dass alles besser werden würde und nicht, dass sie es erneut erleben musste und am schlimmsten war der Gedanke, nicht eingreifen zu dürfen. Wie sollte sie das überstehen?

»Miss Grant?«

Hermine schrak aus ihren Gedanken und sah den Schulleiter entschuldigend an.

»Ich sagte, dass wir uns vorerst Gedanken um Ihr Hiersein machen sollten. Auch wenn Sie soweit in der Zeit zurückgereist sind, gelten die Bestimmungen für Zeitreisen immer noch.«

»Ich weiß, ich darf nichts verändern, damit die Zeitlinie nicht durcheinander gerät. Und ich darf von niemandem gesehen werden.«

»Nun…« Dumbledore schmunzelte. »Gesehen habe ich Sie schon.«

»Was hätte ich denn tun sollen?«, fragte Hermine verzweifelt. Sie spürte schon wieder Tränen in sich aufsteigen. Sie wollte nicht mehr weinen. Vom ganzen Heulen tat ihr schon der Kopf weh.

»Schon gut, mein Kind. Deswegen müssen wir uns unterhalten. Ich denke nicht, dass Sie sich einundzwanzig Jahre lang verstecken müssen. Und ich glaube, Sie möchten auch gerne Ihren Abschluss machen?«. Er zwinkerte ihr zu.

Hermine atmete tief durch und nickte dann.

»Dann sollten wir uns jetzt darüber unterhalten. Ich denke, es sollte Ihnen möglich sein, dass Sie hier ihren Abschluss machen können. Wir sollten uns eine gute Vergangenheit für Sie ausdenken, damit niemand Verdacht schöpft. Und nach Ihrem Abschluss müssen Sie sich bedeckt halten, damit man Sie in einundzwanzig Jahren nicht wieder erkennt. Dann sollte nichts dagegen sprechen, dass Sie in diesem Jahr hier als Schülerin bleiben.«

Hermine sah den alten Mann vor sich verwundert an.

»Wenn es Ihnen natürlich lieber ist sich zu verstecken, dann ist auch das möglich.« Dumbledore schmunzelte und zwinkerte ihr vergnügt zu.

»Nein! Nein, ich will mich nicht verstecken, Sir. Aber ich bin mir auch nicht sicher, ob ich wirklich von so vielen Menschen gesehen werden sollte.«

»Ich werde der Einzige sein, der von Ihrer Zeitreise weiß.« Nachdenklich sah er sie an. »Haben Sie mir Ihren echten Namen genannt?«

Zögerlich schüttelte Hermine den Kopf. »Mein richt-«

»Es ist besser, wenn auch ich nicht alles weiß. Obwohl ich wirklich neugierig bin. Einundzwanzig Jahre…«, sagte er verträumt.

Hermine musste ein Schmunzeln unterdrücken und empfand tatsächlich so etwas wie Hoffnung. Vielleicht war ihre Lage doch nicht so aussichtslos. Immerhin hatte sie jetzt einen Verbündeten und wer wusste schon… vielleicht würden die Bekannten des Direktors ja eine Möglichkeit finden, sie in ihre Zeit zurück zu schicken.

Sie besprach mit dem Professor, dass Sie zwar in England geboren sei, aber ihre Familie aus beruflichen Gründen nach Amerika übersiedelte, als sie noch ein Kleinkind war. Jetzt sei die Familie wieder nach England zurückgekehrt und Jean Grant würde ihr letztes Schuljahr auf Hogwarts absolvieren. Die Familie sei heute erst auf englischem Boden angekommen, weswegen sie nicht an der Hutzeremonie am gestrigen Abend teilnehmen konnte.

»Ihrer Kleidung entnehme ich, dass Sie in Gryffindor waren. Möchten Sie dort wieder hin, oder soll der Hut Sie neu sortieren?«, fragte Dumbledore zum Schluss.

»Ich bin eine Gryffindor«, sagte Hermine mit ein bisschen Stolz in der Stimme.

Der Schulleiter lächelte sie freundlich an. »Dann sollten wir Ihnen trotzdem noch die richtige Uniform besorgen, sonst nützt die beste Geschichte nichts und wir fliegen sehr schnell auf.« Er zog den Zauberstab, verwandelte ihre Kleidung in einen schlichten Muggelpullover und Jeans, dann zwinkerte er ihr zu, als er nach einem Hauself rief.

Hermine wurde ein wenig mulmig. Aber der Professor schilderte die eben ausgedachte Geschichte und bat den Elfen dann darum, dass ihr die Uniform sowie alle benötigten Materialien für den Unterricht besorgt wurden, da sie keine Zeit mehr gehabt hatte, es selbst zu erledigen.

Danach sah der Direktor sie an. »Sie werden noch weitere Kleidung brauchen.«

Hermine lächelte etwas beschämt. Der Schulleiter schien wirklich an alles zu denken. Kleinlaut antwortete sie: »Das ist schon in Ordnung. Ich werde mir etwas verwandeln. Ich habe kein Geld bei mir, um neue Sachen zu kaufen.«

Dumbledore musterte sie. »Sie werden welches brauchen, wenn Sie als normale Schülerin hier sein wollen. Oder wollen Sie alle Hogsmeade-Wochenenden hier im Schloss bleiben?«

Hermine wurde rot. »Das wird schon irgendwie gehen«, murmelte sie.

Dumbledore fummelte in seiner Schreibtischschublade herum und zog dann ein kleines, klimperndes Säckchen hervor. »Kaufen Sie sich Kleidung. Ständige Verwandlungen lassen den Stoff irgendwann mürbe werden.«

»Aber, Professor! Das kann ich nicht annehmen!«, rief Hermine aus.

»Geben Sie es mir zurück, wenn Sie wieder eigenes Geld haben. Wir sollten so wenig Aufsehen erregen wie möglich. Wenn Sie mit anderen Schülern ins Dorf gehen und sich nichts kaufen können, würden ihre Mitschüler irgendwann misstrauisch werden.«

Hermine sah ihn gerührt an. »Danke, Sir! Sie werden alles wieder bekommen, das verspreche ich Ihnen!«

Der Direktor warf einen Blick auf seine Wanduhr, es war halb acht. »Ich werde nun Ihre Hauslehrerin rufen und dann werden wir gemeinsam in die Große Halle gehen, wo ich Sie dem Kollegium und der Schülerschaft vorstellen werde. Professor McGonagall ist für das Fach Verwandlungen zuständig und außerdem stellvertretende Schulleiterin.«

Hermine musste sich stark verkneifen, Dumbledore mitzuteilen, dass sie es bereits wusste. Wenn sie hier als neue Schülerin durchgehen wollte, sollte sie sich auch so verhalten. Warum sollte sie es dann nicht an Dumbledore üben?


Als Professor McGonagall eintraf, war diese die Zweite, die die erdachte Geschichte über Hermine zu hören bekam. Dumbledore erklärte der Verwandlungslehrerin, dass Miss Grant bereits nach Gryffindor einsortiert worden war und im Abschlussjahrgang wäre.

»Miss Grant, haben Sie schon Ihre Fächer festgelegt?«, fragte Professor McGonagall.

»Nein, Professor. Aber an meiner alten Schule hatte ich die Fächer Verwandlung, Zaubertränke, Kräuterkunde, Geschichte, Zauberkunst, Verteidigung, Astronomie, Arithmantik und Runen. Wenn es möglich ist, würde ich diese Fächer gerne weiter belegen.«

»Das ist ein hohes Pensum, Miss Grant. Es sollte möglich sein, alle Fächer in Ihrem Stundenplan unter zu bekommen. Aber sind Sie sich wirklich sicher?«, hakte Professor McGonagall nach.

»Ja, Ma'am, das bin ich«, antwortete Hermine höflich.

McGonagall musterte sie streng, nickte dann aber. »Gut, alle Schüler werden ihre Stundenpläne am Ende des Frühstücks erhalten.«

»Frühstück ist ein wirklich gutes Stichwort, Minerva. Was halten Sie davon, wenn wir jetzt hinunter gehen und Miss Grant vorstellen?«

Gryffindors Hauslehrerin nickte ihrem Vorgesetzten zu und die drei machten sich auf den Weg nach unten. McGonagall erklärte Hermine noch einige Dinge auf dem Weg zum Frühstück und als sie vor der Großen Halle ankamen, schloss sie mit den Worten: »Den Rest werden Ihnen die Vertrauensschüler aus Gryffindor erklären. Sie können sich auch an die beiden Schulsprecher wenden. Miss Evans und Mister Potter sind ebenfalls im siebten Jahrgang der Gryffindors.«

Hermine stockte der Atem. Erst jetzt wurde ihr wirklich klar, wo sie gelandet war. 1977, das Abschlussjahr der Rumtreiber.

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Sie sind Idioten