Als sie die Große Halle verlassen hatten, hatte er ihre Hand wieder losgelassen und stieg dann mit ihr die Treppen in den ersten Stock hinauf. »Hat Evans dir gezeigt, wo der Krankenflügel ist?«

»Nein«, sagte Hermine und stellte sich auf eine weitere lange Wanderung durch das Schloss ein.

»Okay, der ist hier im ersten Stock. Den Gang entlang und dann rechts. Ich zeigs dir.« Sirius führte sie dorthin. »Die Krankenschwester ist Madam Pomfrey. Und sie kann wirklich alles wieder zusammenflicken.« Er grinste sie an, als sie vor den Türen standen. »Sie hat dir bestimmt alles, was etwas mit dem Unterricht zu tun hat, gezeigt, nehme ich an?«, fragte Sirius ernst.

»Ich denke schon«, antwortete Hermine.

»Okay, dann kommen wir jetzt zu den interessanten Sachen.« Er lächelte sie schelmisch an und fasste sie wieder an der Hand. Er führte sie eine Treppe hinauf in den zweiten Stock. Den sparte Sirius jedoch vollständig aus, weil hier eigentlich nur Klassenräume zu finden waren. Es ging direkt weiter hinauf in den dritten Stock. Auf der Hälfte der Treppe sagte er: »Vorsicht, überspring die nächste Stufe. Das ist eine Trickstufe. Du versinkst sonst mit dem halben Bein darin.«

»Es gibt Trickstufen?« Sie mimte Überraschung. Hätte er nichts gesagt, hätte sie die Stufe einfach kommentarlos übersprungen.

»Ja, ein paar. Aber zum Glück wechseln sie nie den Ort.«

»Den Ort wechseln?« Auch diese Frage stellte sie mit vorgetäuschter Überraschung.

»Einige der Treppen bewegen sich und wechseln die Richtung, wenn du Pech hast, landest du ganz woanders, als wo du hin wolltest. Das ist besonders nervig, wenn du es eilig hast.« Er zwinkerte ihr zu und ging weiter.

Hermine stellte schnell fest, dass er sie zum Pokalzimmer führte. Das sollte also einer der Räume sein, die Sirius für interessant hielt?

»Das Pokalzimmer, Hier drin findest du alle Auszeichnungen, die die Schüler je bekommen haben. Das geht bis zurück zur Gründung. Sind ganz interessante Sachen bei.«

Hermine schaute sich pseudo interessiert um. Wen juckte es schon, wer vor tausend Jahren zum besten Quidditchspieler gekürt worden war?

Sirius bemerkte ihre fehlende Begeisterung. »Uninteressant?«, fragte er.

Hermine zuckte mit den Schultern.

»Okay, dann…« Er dachte kurz nach, als Hermine schon wieder Richtung Tür ging. Er folgte ihr. »Ah, ich weiß. Komm mit!« Sirius verließ das Pokalzimmer. »Wenn du den Gang hier weiter gehst, dann kommst du in einen Flur, in dem lauter Rüstungen stehen. Pass da auf, die stellen dir gerne ein Bein. Aber wir gehen hier lang.« Er wandte sich in Richtung der großen Treppe und stieg dann weiter hinauf. Es ging hoch bis in den siebten Stock.

Sie fragte sich, was er ihr hier zeigen wollte, sie glaubte nämlich nicht, dass er den Raum der Wünsche im Visier hatte. Sie fragte sich auch, ob er ihn überhaupt kannte, da er ja nicht auf der Karte der Rumtreiber zu finden war. Und er lief tatsächlich in eine andere Richtung. Er bog mehrmals in unterschiedliche Gänge ab, bis er vor einer unscheinbaren Tür hielt, hinter der Hermine immer eine Besenkammer vermutet hatte. Sie hatte nie nachgeguckt, ob sie mit ihrer Vermutung recht gehabt hatte.

Sirius drehte sich zu ihr herum. Als sie neben ihm stand, forderte er sie auf, die Augen zu schließen. Sie sah ihn skeptisch an, tat dann aber zögerlich, was er verlangte. Sie hörte, wie Sirius die Tür öffnete und danach führte er sie in den Raum hinein. Er blieb hinter ihr stehen, als er ihr sagte, dass sie die Augen wieder aufmachen könne.

Hermine sah sich um, der Raum war voll mit Plüschkugeln. »Was ist – sind das Knuddelmuffs?!« Ungläubig riss sie die Augen auf, als sie Augen auf den Plüschkugeln entdeckte.

»Ja, keiner weiß, wie sie hier her gekommen sind. Aber sie leben in diesem Raum. James und ich haben das im ersten Schuljahr entdeckt.«

»Aber wieso?«, fragte sie, ganz in die Betrachtung der Tiere versunken. Sie waren überall, auf dem Boden, auf den Schränken, auf den Tischen. In Ecken und Nischen entdeckte sie sogar Nester. Alle Farben waren vertreten, es gab große und kleine. Hermine setze sich auf den Boden, als die Knuddelmuffs anfingen, um sie herum zu hüpfen.

»Ich weiß es nicht.« Sirius ging nun ebenfalls in die Hocke.

Mit großen Augen sah Hermine den Tieren dabei zu, wie sie auf ihre Beine sprangen. Zu ihrer Zeit hatte sie nie davon gehört. Das war tatsächlich etwas, dass sie nicht gewusst hatte. Ginny würde Augen machen, wenn sie ihr davon erzählte. Aber vielleicht gab es die Knuddelmuffs zu ihrer Zeit auch gar nicht mehr. »Wow«, murmelte sie abwesend.

Sie blieben so lange in dem Raum, bis Hermines Beine eingeschlafen waren. Sirius zog sie hoch und fasste sie um die Taille, bis das Gefühl in Hermines Beine zurückgekehrt war. »Danke«, murmelte sie beschämt und trat einen Schritt von Sirius weg.

»Immer wieder«, sagte er galant und hielt ihr die Tür auf. Als nächstes führte er sie in den vierten Stock hinunter. Dort erfuhr sie wieder etwas, dass sie noch nicht über das Schloss gewusst hatte. Es gab tatsächlich ein Theater. Es war inzwischen zwar ungenutzt, aber der Raum war noch da. Er war aufgebaut wie ein Amphitheater, eine kreisrunde Bühne war in der Mitte und die Zuschauerränge zogen sich darum herum in die Höhe. Er zeigte ihr ein Musikzimmer, das sie schon kannte und dann ging es wieder in den fünften Stock. Er führte sie am Vertrauensschülerbad vorbei in Richtung des Muggelkundeklassenzimmers. Hinter dem Fernseher, der daneben stand, war ein geheimer Raum, der mit allerlei Muggelzeug gefüllt war. Sie entdeckte eine Mikrowelle, einen Toaster, Lampen mit Glühbirnen und sogar eine Fritteuse. Es war vermutlich nur ein Lager für den Unterricht.

Danach ging es in den sechsten Stock und dort zeigte er ihr wieder einen Raum, den sie nicht kannte. Hier gab es Regale, in denen sich neues Pergament stapelte. Hunderte von Tintenfässern in unterschiedlichsten Farben und Unmengen an neuen Federn.

»Das Schreibbedarflager. Wenn dir mal was ausgeht, kannst du dir hier Neues besorgen.«

Davon hatte sie nichts gewusst. Sie hatte sich in der Winkelgasse immer mit ausreichend Schreibzeug eingedeckt und wenn ihr dann doch mal etwas ausging, in Hogsmeade nachgekauft. »Gut zu wissen.«


Später am Tag waren sie irgendwo im Erdgeschoss unterwegs. Sirius hatte sie völlig planlos durch das Schloss geführt. Er arbeitete die einzelnen Stockwerke nicht nacheinander ab. Es ging vom siebten in den vierten, dann in die Kerker, dann hinauf in den sechsten und so weiter. »Hast du schon die Geister gesehen?«, fragte Sirius.

»Ich weiß, dass es hier welche gibt. Bin aber noch keinem begegnet.« Hermine taten schon die Füße weh. Hätte er sich einen Plan zurecht gelegt, wären sie vermutlich schon fertig, mutmaßte sie.

»Meistens halten sie sich im Kerker in der Geisterhalle auf. Das ist ihr Refugium. Der Einzige, bei dem du ein bisschen aufpassen solltest, ist Peeves, der Poltergeist.«

»Oh, ich werd's mit merken.«

Er schob sie in einen Raum, der mit Porträts voll war. »Einer der besten Räume. Hinter fast jedem der Bilder ist ein Geheimgang, der in einen anderen Teil des Schlosses führt. Sehr praktisch, wenn du schnell von A nach B musst. Du kommst von hier aus zum Beispiel auch direkt in den sechsten Stock. Ohne Umweg über die vielen Treppen in der Haupthalle. Allerdings gibt es für jedes Porträt ein eigenes Passwort. Die diesjährigen kenne ich noch ich. James und ich müssen sie uns erst noch aus Filchs Büro klauen. Das ist übrigens der Hausmeister.«

Hermine sah sich erstaunt um. So funktionierte es also. Sie hatte sich immer gefragt, wie die Lehrer, vor allem Professor Snape, es schafften, plötzlich hinter einem aufzutauchen, ohne dass sie vorher im Gang zu sehen waren. Oder wie sie schneller als die Schüler oben sein konnten, wenn sie doch noch in der Großen Halle gesessen hatten. Das war also der Trick dahinter.

Als sie wieder in der Eingangshalle standen, sah sie ihn fragend an. Sie brauchte dringend eine Pause. »Sag mal, gibt es hier auch eine Bibliothek? An meiner alten Schule gab es eine.«

»Evans hat dir nicht die Bibliothek gezeigt?«, fragte Sirius überrascht.

»Hm, nein.«

Sirius versuchte sie umzustimmen. »Die Bibliothek ist völlig uninteressant. Da gibt's doch nur staubige Bücher.«

»Finde ich nicht, ist mein Lieblingsraum«, sagte sie grinsend.

»Warum das denn?«

»Hmm… vielleicht, weil es da schön ruhig ist?«

»Rede ich dir zu viel?« Schief grinsend sah er sie an.

»Hab ich das gesagt?«

»Okay, ich zeig dir, wo sie ist. Aber wenn ich verbrenne, sobald ich sie betrete, bist du schuld.«

Hermine lachte als Antwort und tätschelte ihm die Schulter. Grinsend sah sie ihn an. »Wirst du schon nicht.«

»Komm, wir müssen in den dritten Stock. Bevor ich es mir anders überlege.«

Als sie dort ankamen, trat Hermine durch die Tür und Sirius blieb tatsächlich davor stehen. »Was ist?«, fragte Hermine und blieb ebenfalls stehen. Sie hielt die Tür offen.

Sirius streckte die Hand aus. »Autsch!« Blitzschnell zog er sie wieder zurück und drehte sie hin und her. »Siehst du, wie es qualmt?«

Das brachte Hermine so sehr zum Lachen, dass sie schnell wieder aus der Bibliothek kam, damit Madam Pince sie nicht wegen der Lautstärke zurechtwies. »Spinner!«, sagte sie, nachdem sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte.

»Aber ein Gutes hat es auch. Wir sind schon fast an unserem vorletzten Ziel. Es geht aber noch ein Stockwerk höher. Wenn ich bitten darf, Miss Grant?« Er hielt ihr den Arm hin und Hermine hakte sich kopfschüttelnd und grinsend bei ihm ein. Es machte ihr tatsächlich Spaß, mit ihm durch das Schloss zu streifen, obwohl ihre Füße inzwischen schwer wie Blei waren. Wenn es aber nicht mehr viel war, dass er ihr noch zeigen wollte, dann hielt sie das auch noch durch.

Er brachte sie bis vor eine schwere Tür aus dunklem Holz. Im Raum selbst war es dunkel. Sirius schloss die Tür hinter sich.

Sie konnte absolut nichts mehr sehen, nachdem die Tür geschlossen war. Sie konnte keine Schemen oder Umrisse erkennen. Es war absolut finster. Sie zog ihren Zauberstab. »Lumos.« Aber nichts geschah.

»Interessant, oder? Du kannst hier drin alles zaubern, außer Licht. Das geht nicht. Wir haben schon alles mögliche ausprobiert. Wir haben sogar versucht, eine Fackel hier mit rein zu nehmen, aber sie geht aus, sobald du sie über die Türschwelle hältst.«

Sirius musste irgendwo links vor ihr stehen, das konnte sie anhand seiner Stimme in etwa abschätzen. Sie sah in die Richtung, in der sie ihn vermutete. »Wirklich gar nichts?«

»Versuch es«, forderte er sie auf.

Das ließ sie sich nicht zweimal sagen. Sie versuchte, ihr kleines blaues Flämmchen heraufzubeschwören. Dieser Zauber hatte sie noch nie im Stich gelassen und die Flammen brannten sogar Unterwasser. Sie waren resistent gegen Wind und brauchten keinen Sauerstoff, denn sie konnte sie in einem kleinen Einmachglas verschießen. Und sie verbrannten nichts. Sie spendeten einfach nur Wärme und Licht. Aber nachdem sie die Beschwörung gemurmelt hatte, passierte genau gar nichts. Nicht einmal ein kurzes Flackern. »Das ist wirklich komisch. Wozu wurde dieser Raum wohl gebraucht?« Sie hörte, dass Sirius einen Schritt auf sie zukam.

»Ich weiß es nicht. Aber wenn einem ein Sinn genommen wird, dann verstärken sich die anderen.«

»Jetzt wirst du aber wirklich philosophisch.« Sie zog ihn neckend auf.

»Das wollen wir natürlich nicht«, antwortete er und sie hörte das Lachen hinter den Worten.

Sie spürte, dass er noch näher kam. Seine Hände tasteten nach ihren. Als er sie gefunden hatte, strich er ihre Arme hinauf bis zu den Schultern. Hermine hielt die Luft an. Sirius' Hände fuhren an ihrem Hals entlang, über ihren Kiefer und blieben auf ihren Wangen liegen. Sie spürte seinen Atem auf ihrem Gesicht und dann waren da seine Lippen, federleicht auf ihren. Sie stand ganz still da, rührte sich nicht einen Millimeter. Aber als seine Zunge über ihre Lippen strich, ging ein Ruck durch sie hindurch. Sie legte ihre Hände auf seine Brust und schob ihn von sich. Er ging einen Schritt zurück und bedeckte ihre mit seinen, um sie auf seinem Körper zu halten.

»Nein.« Zittrig atmete Hermine ein und aus.

»Okay, tut mir leid«, flüsterte er und ließ danach ihre Hände los.

»Ich habe einen Freund.« Sie atmetet tief durch. Sie hatte Ron. Sie war verliebt in Ron. Und was tat sie hier? Sie war gerade einmal zwei Tage fort und hätte beinahe mit jemand anderem geknutscht. Das ging nicht! So war sie doch nicht! Lily hatte sie doch gewarnt, wieso war sie auch mit Sirius alleine unterwegs?

»Er ist zu beneiden«, murmelte Sirius und sie war sich nicht sicher, ob er gewollt hatte, dass sie es verstand, denn lauter sagte er: »Okay. Es ist nichts passiert. Lass uns gehen.« Er zog sie an der Hand mit sich bis zur Tür und auf den Gang. Nach der Dunkelheit blendete das Licht und beide kniffen die Augen zu. »Bereit für die letzte Station?«

Hermine nickte ergeben und Sirius brachte sie in die Kerker. Vor einem Bild mit einer Obstschale darauf blieben sie stehen. Er wollte ihr also die Küche zeigen.

»Da wir das Mittagessen verpasst haben… gibts jetzt einen kleinen Snack und eine heiße Schokolade.« Er kitzelte die Birne auf dem Bild und sie formte sich zu einer Türklinke. Als sie die Küche betraten, wuselten sofort die Hauselfen um sie herum und boten ihnen allerlei zu Essen an. Sie entscheiden sich für Sandwiches und Sirius bat noch um zwei Tassen heiße Schokolade. »Ich hoffe, es hat dir Spaß gemacht.« Zerknirscht sah er sie an. »Auch wenn ich vorhin übers Ziel hinaus geschossen bin.«

»Ja, das hat es. Danke, Sirius.«

Er lächelte sie an und dann biss er herzhaft in sein Sandwich. »Mhm… das tut gut. Ich bin schon halb verhungert.«

Hermine lächelte gedankenverloren vor sich hin. Sirius hatte sie vorhin geküsst. Sie wusste um seinen Ruf. Alle, die ihn aus seiner Schulzeit kannten, hatten gesagt, dass er ein Frauenheld war. Und diesem Ruf machte er auch alle Ehre. Er kannte sie noch keine zwei Tage und hatte sie schon geküsst. Alle hatten immer erzählt, dass er alles anbaggerte, was nicht bei drei auf den Bäumen war, aber dass es so heftig war, das hatte sie nicht gedacht.

Der Umstand, dass sie neu an der Schule war und seinen Ruf eigentlich nicht kennen konnte, machte sie zu leichter Beute. Denn Sirius war wirklich charmant. Selbst wenn er sie in Verlegenheit brachte, machte er das auf so eine naive Art und Weise, dass sie ihm nicht böse sein konnte. Und obwohl er sie eigentlich nicht kannte, gab er ihr das Gefühl, begehrenswert zu sein. Dieses Gefühl war neu für sie. Ron hatte ihr das nie gezeigt. In dem Punkt war ihr Freund das komplette Gegenteil von Sirius. Wo Sirius forsch war, war Ron zurückhaltend. Das war ein Umstand, der Sirius gefährlich machte.

Noch niemand war so mit ihr umgegangen, nicht einmal Viktor Krum während des Trimagischen Turniers. Und sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte. Gleichzeitig war Sirius auch rücksichtsvoll, er hatte sich sofort zurückgezogen, nachdem sie ihm gesagt hatte, dass sie einen Freund hatte. Sie hoffte, dass er jetzt aufhörte, ihr Avancen zu machen. Denn wenn sie ehrlich mit sich selber war, wusste sie nicht, ob sie ihm auf Dauer widerstehen konnte. Es war viel zu aufregend, weil sie noch keiner vor ihm so behandelt hatte.

Sirius riss sie aus ihren Gedanken. »Gehst du jetzt zu Evans?«

»Ja, vielleicht ist sie noch am See.«

»Wenn du nichts dagegen hast, begleite ich dich. Vielleicht ist James auch noch da.«

»Nein, ich habe nichts dagegen.«

Nachdem sie ihre Schokolade ausgetrunken hatten, machten sie sich auf den Weg nach draußen. Es war warm und die Sonne schien vom wolkenlosen Himmel. Viele Schüler tummelten sich auf den Ländereien und einige sahen neugierig zu ihnen herüber.

»Warum gucken die denn so?«, brummte Hermine. Ihr gefiel die ganze Aufmerksamkeit nicht.

»Du bist die Neue und mit mir unterwegs«, sagte Sirius und grinste dabei selbstgefällig.

Hermine schnaubte und stieß ihn mit dem Ellenbogen in die Seite. »Und du bist auch überhaupt nicht eingebildet.«

»Autsch, das tat weh.« Er ließ sie nicht wissen, ob er auf ihren Ellenbogen oder ihre Worte anspielte. Aber das Lächeln zeigte, dass er es nicht wirklich ernst meinte.

Schmunzelnd den Kopf schüttelnd suchte Hermine das Ufer des Sees nach Lilys rotem Haar ab.

»Da vorne sind sie«, sagte Sirius und zeigte auf eine Stelle rechts von ihnen.

Als Lily zu ihnen herübersah, winkte Hermine ihr zu. James war tatsächlich noch da und Remus und Peter hatten sich ihnen inzwischen angeschlossen. Die Neuankömmlinge wurden herzlich begrüßt und ließen sich dann zu den anderen ins Gras fallen. »Tut das gut.« Hermine seufzte und rieb sich über ihre schmerzenden Füße, soweit ihre Schuhe das zuließen. Sie war es nicht mehr gewohnt, so lange auf den Beinen zu sein. Gestern und heute eine lange Tour durch das Schloss war einfach zu viel.

»Und, wie war es, Jean?«, wollte Lily dann von ihr wissen.

»Uhm, es war tatsächlich interessant«, gab Hermine mit einem kleinen Lächeln zu. Sie beugte sich verschwörerisch zu der Rothaarigen. »Wusstest du, dass ein Rudel Knuddelmuffs im Schloss lebt? Es gibt einen ganzen Raum voll davon.« Begeistert grinste sie.

»Knuddelmuffs? Im Schloss?« Ungläubig schüttelte Lily den Kopf.

»Ja, sie leben in dem Raum. Bestimmt hundert Stück!«

»Nein, das wusste ich nicht. Wo ist der Raum?« Lily hatte ein neugieriges Funkeln in den Augen.

»Ich zeig es dir gerne«, bot James eifrig an.

Lily zögerte und schaute skeptisch zu ihm.

»Eine fabelhafte Idee, James.« Hermine sprang ihm mit dieser Aussage unerwartet zur Seite und kassierte dafür von Lily einen entsetzten und von Sirius einen überraschten Blick. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Raum auf Anhieb wiederfinden würde.«

»Ich würde das wirklich gerne sehen. Also gut«, willigte Lily zögerlich ein. »Aber benimm dich, Potter«, wies sie ihn dann noch zurecht.

»Natürlich. Lass uns gehen, Lily.« James erhob sich und wartete, bis Lily es ihm gleichtat.

Als die beiden außer Hörweite waren, lehnte Sirius sich zu Hermine. »Also, wenn du einfach nur wieder Zeit mit mir alleine verbringen willst, brauchst du es nur zu sagen, dann wimmel ich Remus und Peter auch noch ab. Oder versuchst du tatsächlich, die beiden zu verkuppeln?«, fragte er leise.

»Weder noch, ich finde nur, er hat eine echte Chance bei Lily verdient.«

»Habe ich die bei dir auch verdient?«

»Sirius, ich habe einen Freund.«

»Ich weiß, aber ich werde doch ein bisschen mit dir flirten dürfen. Alles ganz harmlos, da ist doch nichts bei, oder?« Er setzte sein bestes Lausbubenlächeln auf.

Das Herz rutschte ihr in die Hose und gleichzeitig begann ihr ganzer Körper aufgeregt zu kribbeln. Sie kannte es nicht, dass jemand so offensiv mit ihr flirtete. 'Oh weia.'

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Nächstes Kapitel:

Na, wir zwei morgen?