Nach dem Essen gingen sie alle an den See. Sie machten es sich im Gras bequem und unterhielten sich über ihre Erlebnisse in den Ferien. Hermine hielt sich aus dem Gespräch raus und hing ihren eigenen Gedanken nach.

Ihre Sorgen nahmen nicht ab, vor allem, als sie ihre Mitschüler so ausgelassen erlebte. Sie hatte es in ihrem letzten Schuljahr auch gewollt. Einfach ausgelassen die Zeit mit ihren Freunden genießen. Aber jetzt war sie hier und erlebte die Eltern ihrer Freunde scherzend und lachend. Es war nicht fair. Selbst Peter wirkte ausgelassen, wenn auch sehr ruhig. Er beteiligte sich eher weniger an den Gesprächen, aber lachte, wenn alle anderen lachten und schien glücklich darüber, irgendwie dazuzugehören.

Alle wurden ihr immer sympathischer, selbst Peter, von dem sie wusste, dass er seine Freunde irgendwann verraten würde. Sie fühlte sich schlecht deswegen und wäre am liebsten aufgesprungen und davongerannt. Sie wollte ihn nicht mögen, sie wollte ihn hassen für das, was er erst noch tun würde. Aber aus irgendeinem Grund, den sie selbst nicht benennen konnte, konnte sie es nicht. Er wirkte, als könnte er keiner Fliege etwas zuleide tun. Vielleicht war es genau das. In ihrem dritten Schuljahr, als sie in der Heulenden Hütte waren, da hatte Pettigrew gesagt, dass er nicht hatte sterben wollen.

Er würde sich Voldemort also aus Angst anschließen. Weil er der mächtigere war und Peter vermutlich glaubte, so überleben zu können, indem er unter dem Schutz des Dunklen Lords stand. Er würde seine Freunde also aus purer Feigheit verraten.

Bei diesem Gedanken stellte sie sich die Frage, wieso Peter in Gryffindor war? Was hatte den sprechenden Hut dazu bewogen, ihn in dieses Haus zu sortieren? Aber bei genauerer Betrachtung passte er in keines der Häuser. Es hieß immer, dass er nicht sonderlich schlau war, er war nicht wirklich loyal, wenn man bedachte, dass er seine Freunde bald verraten würde und er war auch nicht ehrgeizig. Peter war der klassische Mitläufer.

Sie versuchte diesen Gedanken abzuschütteln und sich auf das Gespräch der anderen konzentrieren.

»Das Spiel war Mega spannend. Ich freue mich schon auf die Weltmeisterschaft nächstes Jahr«, sagte James gerade.

»Das Finale gucken wir uns auf jeden Fall an«, erklärte Sirius.

»In welchem Land wird das ausgetragen?«, fragte Alice.

»Ich glaube in Bulgarien, bin mir aber nicht so ganz sicher«, sagte James und kratzte sich am Kopf.

»Magst du Quidditch?«, fragte Alice Hermine.

»Nee, nicht sonderlich. Ich habe das letzte Finale zwar gesehen, aber auch nur, weil der Vater eines Freundes Karten für uns bekommen hatte.«

»Cool, seid ihr also extra nach Japan gereist?«, fragte Sirius.

»Japan?« Hermine war verwirrt. Innerlich schlug sie sich vor den Kopf. Natürlich fand die Weltmeisterschaft nicht immer in England statt, sondern auch in anderen Ländern.

»Ja, vor drei Jahren war das doch in Japan, oder verwechsel ich das? Hat da nicht Syrien gegen Portugal gewonnen?« Sirius sah James fragend an.

»Du verwechselst das nicht«, stimme der Schulsprecher seinem Freund zu.

»Ach, ich habe das mit dem amerikanischen Finale durcheinander gebracht«, sagte Hermine schnell. »Japan ist ja von Amerika nicht so weit wie von hier aus. Da kommt man schnell rüber.«

»Wurde in Amerika überhaupt schon mal eine Weltmeisterschaft ausgetragen?«, fragte James.

»Ich meine das nationale Finale. Das war im gleichen Jahr in Amerika wie die Weltmeisterschaft in Japan«, log Hermine sich zurecht. Sie schüttelte über sich selbst den Kopf. Sie redete sich bald noch um Kopf und Kragen, wenn sie ihre eigenen Erlebnisse immer mit ihrer ausgedachten Vergangenheit durcheinander brachte.

»Ach so. Das Finale haben wir nicht gesehen. Soll aber spannend gewesen sein. Beide Mannschaften lagen Kopf an Kopf.«

»Ja, es hat ewig gedauert«, sagte Hermine unbedacht.

»War das Spiel nicht schon nach zwei Stunden vorbei, weil der Schnatz so schnell gefangen wurde?« Alice sah fragend in die Runde.

»Oh, dann habe ich das wohl wieder verwechselt«, sagte Hermine schrill und lachte gekünstelt. Sie sollte wirklich die Klappe halten, wenn sie keine Ahnung hatte. »Ich sag ja, ich interessiere mich nicht sonderlich für Quidditch.«

»Das merkt man.« Sirius grinste sie belustigt an. »Aber ich mag dich trotzdem.«

Hermine lächelte ihn schmal an und hielt sich dann wieder aus dem Gespräch heraus. Sie war sich sicher, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis die anderen ihr auf die Schliche kamen.

Vielleicht sollte sie recherchieren, was alles in der direkten Vergangenheit passiert war, damit sie nicht wieder in ein solches Fettnäpfchen trat. Selbst die einfachsten Unterhaltungen konnten kompliziert werden, weil sie keine Ahnung hatte. Es wäre so viel angenehmer, wenn sie den anderen sagen könnte, wer sie war. Dann müsste sie nicht ständig aufpassen, was sie sagte, das vergaß sie ja eh, weil sie sich wohlfühlte.

Diese Gedanken führten sie wieder zu ihren Sorgen. Sie dachte an Harry, Ron, Ginny und sogar an Neville. In ihrem Kopf drehte sich alles. Warum war es nur so ungerecht?

Diese Gedanken ließen sie den ganzen Tag nicht mehr los und am Abend hatte sie wieder Schwierigkeiten einzuschlafen.


Am nächsten Morgen saß sie wie gerädert am Frühstückstisch in der Großen Halle. Ihr Kopf hatte sie die halbe Nacht wach gehalten und der Schlaf, den sie dann bekommen hatte, war kurz und wenig erholsam gewesen. Sie aß mechanisch einen Toast und war sich der besorgen Blicke um sich herum wohl bewusst. Sie war froh, dass die anderen nicht nachfragten. Trotzdem waren die Blicke schwer zu ertragen.

Professor McGonagall trat an den Tisch heran und verteilte die Stundenpläne. Und James stieß ein genervtes Stöhnen aus. »Zaubertränke und danach Wahrsagen. Schlimmer kann ein Montag nicht beginnen.«

Hermine warf einen Blick auf ihren eigenen Stundenplan. Bei ihr begann der Tag ebenfalls mit Zaubertränke, und da sie kein Wahrsagen belegt hatte, ging es bei ihr mit Arithmantik weiter. Sie fand, dass das kein schlechter Wochenstart war.

»Und Freitag zum Schluss Zaubertränke«, jammerte Sirius. »Die wollen uns quälen.«

»Mecker doch nicht, dafür hast du Freitag aber auch den halben Tag frei«, sagte Remus, der auf Sirius' Stundenplan schielte.

»Und das ist auch das einzig Positive«, skandierte Sirius.

»Wieso hast du Freitag den halben Tag frei?«, fragte James und schnappte sich Sirius' Stundenplan.

»In der ersten ist Muggelkunde und nach dem Mittag Runen«, sagte Remus.

Der Rumtreiber grinste zufrieden. »Und das hab ich beides nicht belegt.«

»Unfair!«, sagte sein Kumpel und schmiss ihm den Stundenplan wieder hin.

»Und du, Jean? Wie sieht dein Stundenplan aus?«, fragte Sirius und schielte zu ihr herüber.

»Ich bin ganz zufrieden.«

»Was hast du alles belegt?«

Sie hielt ihm kommentarlos ihren Stundenplan als Antwort hin. Sirius nahm ihn aus ihren Händen und seine Augen flogen über das Pergament.

»Oh, Astronomie!« Dann beugte er sich zu ihr. »Das haben die anderen alle nicht belegt. Das heißt, da sind wir beide dann alleine«, flüsterte er ihr zu.

»Du hast auch Astronomie?«, fragte Hermine für alle hörbar.

»Ja, bislang als einziger Gryffindor«, sagte er theatralisch und griff sich dabei an die Brust.

»Und vermutlich nur, weil er glaubt, damit die Mädchen beeindrucken zu können«, pöbelte Lily.

»Soll ich dir was verraten, Evans? Es funktioniert!«, sagte Sirius schnippisch.

»Fangt doch nicht schon wieder an zu streiten.« Remus sah die beiden Streithähne an.

»Wieso, sie glaubt doch eh, dass ich ein Arschloch bin, das alle Mädchen ausnutzt.« Sirius klang tatsächlich gekränkt.

»Ist doch auch so.« Lily sah sich hilfesuchend am Tisch um. Aber alle anderen blieben still.

»Ich geh schon zu Zaubertränke, das muss ich mir nicht anhören.« Sirius hatte sich seine Tasche geschnappt und war gegangen, bevor ihn einer zurückhalten konnte.

»Du tust ihm unrecht, Lily«, sagte Remus und folgte seinem Freund. Peter sah ihm nach und senkte dann den Blick auf seinen Teller.

Lily saß da und wirkte wie vor den Kopf gestoßen. »Ich habe doch recht, oder?«, fragte sie leise.

James schüttelte den Kopf. »Du hast dich nie richtig mit ihm beschäftigt. Genauso wie bei mir, mich hast du einfach in eine Schublade gesteckt. Nur weil er gerne flirtet, hast du ihn auch in eine Schublade gesteckt. Er hat nie irgendwelche Mädchen ausgenutzt…«

Lily sah ihn mit großen Augen an.

Hermine blickte zwischen beiden hin und her, und als Lily nichts mehr sagte, schlug sie vor, dass sie alle auch zum Klassenraum gehen sollten. Es war ein zustimmendes Murmeln zu vernehmen und die Gryffindors machten sich auf den Weg in die Kerker. Peter und James beeilten sich und liefen schon einige Meter vor den Mädchen.

Hermine ging neben Alice und Lily und sah die Schulsprecherin von der Seite an.

»Bin ich wirklich so engstirnig?«, fragte die Rothaarige nach einer Weile.

»Na ja, ich habe mich schon gefragt, warum du sie so zu hassen scheinst. Sie sind nämlich eigentlich ziemlich nett«, sagte Alice vorsichtig.

»Und das sagst grade du? Black hat dich doch einfach fallen lassen, nachdem du endlich mit ihm ausgegangen warst!«

»Er hat mich nicht fallengelassen. Es hat einfach nicht gepasst«, erklärte Alice.

»Du warst doch aber so sauer auf ihn. Gleich am nächsten Tag hat er sich doch an Marlene rangeschmissen.« Skeptisch sah Lily Alice an.

»Das war vielleicht nicht ganz so geschickt von ihm und ich war ein bisschen enttäuscht, mehr aber nicht. Aber du bist anscheinend wütend für mich mit. Wenn du dir einmal eine schlechte Meinung von jemandem gebildet hast, dann weichst du nicht mehr davon ab.«

»Das stimmt nicht!« Lily wurde lauter, als sie keine Zustimmung von ihrer Freundin bekam.

»Doch Lily. Denk doch nur mal an Snape. Er war dein bester Freund. Fünf Jahre lang, und dann hat er einmal etwas sehr Schlimmes zu dir gesagt, weil er sich gedemütigt fühlte und nicht wusste, wie er damit umgehen sollte. Du hast ihm sofort die Freundschaft gekündigt und jede Entschuldigung von ihm hast du zurückgewiesen. Und er hat oft versucht, sich bei dir zu entschuldigen. Man konnte ihm ansehen, dass es ihm schrecklich leidgetan hatte. Aber du wolltest davon nichts mehr hören.«

Hermine riss die Augen auf. Snape! Er war auch Schüler. Er war im selben Jahrgang wie sie! Auf ihn würde sie auch noch treffen. Und sie wusste, von was Alice da sprach. Harry hatte es ihr erzählt. James und Sirius hatten Snape vor der ganzen Schule gedemütigt und als Lily ihm helfen wollte, hatte er sie ein Schlammblut genannt.

»Das ist was anderes! Das hat andere Gründe!« Lily fühlte sich anscheinend in die Ecke gedrängt.

»Welche Gründe sorgen dafür, dass man seinen besten Freund plötzlich hasst?«, fragte Alice.

»Er… unwichtig.«

»Du hast ihm also aus einem unwichtigen Grund heraus die Freundschaft gekündigt?«

Lily blieb geschockt stehen und starrte auf einen unbestimmten Punkt vor sich.

»Tut mir leid, aber ich glaube, irgendjemand musste es dir jetzt mal sagen«, sagte Alice und zuckte die Schultern.

Hermine blieb still, sie hatte das Gefühl, dass das ein Gespräch war, dass sie eigentlich gar nicht mitbekommen sollte. Sie fühlte sich unwohl und fehl am Platz. Aber Lily und Alice schienen keine Notiz von ihr zu nehmen.

»Ich bin engstirnig. Und habe Vorurteile«, sagte Lily und sah Alice bestürzt an.

»Sirius war eben jedenfalls ziemlich gekränkt.«

»Was mache ich denn jetzt?«, fragte Lily.

»Eine Entschuldigung wäre vielleicht ein guter Anfang.« Alice ging weiter Richtung Zaubertränkeklassenzimmer. Lily eilte ihr hinterher und auch Hermine setzte sich wieder in Bewegung.

»Aber –«, setzte Lily an, doch kam nicht weiter.

»Und bei James vielleicht auch. Er mag dich nämlich wirklich«, unterbrach Alice.

Lily kam nicht mehr dazu, noch etwas darauf zu antworten, denn der Klassenraum kam in Sicht.

Danach dauerte es auch nicht mehr lange und Professor Slughorn schloss den Raum auf und ließ sie hinein. Lily und Alice steuerten gleich auf einen der vorderen Vierertische zu und zogen Hermine mit sich. James, Remus und Peter setzten sich an den Tisch hinter den Mädchen und Sirius stand noch einen Moment unschlüssig herum. Zu aller Überraschung setzte er sich neben Hermine zu Lily und Alice an den Tisch.

Lily sah ihn entgeistert an. Alice schmunzelte und Hermine versuchte nicht rot zu werden. James stand der Mund offen, Remus hatte eine Augenbraue fragend gehoben und Peter sah zwischen Sirius und dem leeren Platz an ihrem Tisch hin und her.

»Ich schätze, wir zwei sind dann jetzt Laborpartner«, sagte der Schwarzhaarige zu Hermine.

Lily schnaubte und kassierte einen Rippenstoß von Alice, die sie eindringlich ansah. Daraufhin seufzte Lily einmal und schloss die Augen. Nach kurzem Zögern sagte sie: »Wegen vorhin… es tut mir leid, Black.« Wieder kassierte sie einen Rippenstoß von Alice. Sie sah die Freundin fragend an und die bewegte stumm die Lippen.

Sirius hatte überrascht aufgesehen, als Lily ihn angesprochen hatte.

»Ich meine: Sirius. Es tut mir leid, was ich vorhin gesagt habe, Sirius«, sagte Lily noch mal und warf Alice einen Blick zu, als wollte sie fragen: 'Ist es recht so?' Und Alice grinste sie nur an.

»Oh, ähm, klar. Entschuldigung angenommen, Evans«, sagte er und kassierte von Alice einen Tritt gegen das Schienbein. »Au!«

Alice sah auch ihn eindringlich an. Sirius schaute fragend zwischen den Mädchen hin und her und Alice nickte mit dem Kopf Richtung Lily.

»Entschuldigung angenommen, Lily?«, fragte er zweifelnd. Alice nickte lächelnd.

Hermine sah amüsiert zwischen ihren Tischnachbarn hin und her und konnte ihr Lachen dann nicht mehr zurückhalten. Sie prustete los. Alice stieg schnell in ihr Lachen mit ein. Sirius und Lily sahen sich gegenseitig fragend an, ließen sich dann aber von ihren Tischnachbarn anstecken und fingen ebenfalls an zu lachen.

James beugte sich über seinen Tisch zu ihnen und fragte: »Was ist so lustig?«

Er erhielt aber keine Antwort, da Slughorn mit dem Unterricht begann. »Willkommen zu Ihrem letzten Jahr in Zaubertränke. In diesem Jahr wird es sich mehr um die Erforschung und Verbesserung bekannter Zaubertränke drehen. Sie werden mit Ihren Tischnachbarn in Zweier- bis Vierergruppen arbeiten. Sie können sich mit jedem Trank, den Sie in Ihren Lehrbüchern finden, beschäftigen. Suchen Sie sich einen aus und erstellen dann ein Konzept für Ihre Arbeit. Was wollen Sie erforschen, was wollen Sie verbessern? Wie wollen Sie vorgehen? In vier Wochen erwarte ich Ihre Ausarbeitung. Ihre Projektarbeit wird zu vierzig Prozent in Ihre UTZ-Bewertung mit einfließen. Wir haben noch einige Tränke im Lehrplan stehen, die prüfungsrelevant sind und werden daher den Unterricht in Brauzeit und Projektzeit aufteilen. Ihnen steht es selbstverständlich frei, das Labor auch während der unterrichtsfreien Zeit für Ihr Projekt zu nutzen.«

»Professor, wäre es auch möglich, zu versuchen, etwas Neues zu entwickeln?« Hermine drehte den Kopf und sah, dass sich ein Slytherin mit schwarzen, schulterlangen Haaren gemeldet hatte. Das musste ihr zukünftiger Professor sein. Die Hakennase war unverwechselbar.

»Nun Mister Snape, das würde das UTZ-Niveau doch sehr überschreiten. Aber wenn Sie unbedingt wollen, können Sie mir zwei Konzepte vorlegen. Und wenn ich es für realistisch halte, ließe sich vielleicht darüber reden.«

»Vielen Dank, Sir«, sagte der Slytherin und vergrub den Kopf wieder in seinen Büchern. Er war der Einzige aus seinem Haus und saß alleine an einem Tisch. Hermine fragte sich, ob Slughorn ihm auch erlauben würde, die Projektarbeit alleine zu machen.

Sie wusste, dass Snape schon während seiner Schulzeit brillant gewesen war und die Tränke in den Schulbüchern eigenständig verbessert hatte. Harry hatte Snapes altes Schulbuch während ihres sechsten Jahres in die Finger bekommen. Daher überraschte es sie nicht, dass Snape einen eigenen Trank entwickeln wollte.

»Immer will Schniefelus eine Extrawurst«, flüsterte James verächtlich und warf dem Slytherin einen angewiderten Blick zu.

Slughorn fuhr dann mit einer theoretischen Einheit zum Vielsafttrank fort.


Nach dem Mittagessen hatten sich die Gryffindors gemeinsam auf den Weg zu den Gewächshäusern zum Kräuterkundeunterricht gemacht. Auch hier hatte Sirius es so eingerichtet, dass er neben Hermine saß und sie Arbeitspartner sein würden.

Danach gingen sie alle zu Verwandlung. Als sie den Klassenraum betraten, zwinkerte Alice Hermine zu und setzte sich dann zu Mary und Marlene. Lily sah ihr fragend hinterher und runzelte die Stirn. Hermine folgte der Rothaarigen in die erste Reihe, aber bevor sie da ankamen, wurden sie von Sirius aufgehalten. »Können wir mal nicht in der ersten Reihe sitzen?«

»Du willst wieder bei uns sitzen?«, fragte Lily skeptisch.

»Warum nicht, hat doch in Zaubertränke und Kräuterkunde auch gut funktioniert.« Sirius zog Hermine in der dritten Reihe auf eine Bank und Lily guckte zu dem freien Platz neben Alice, folgte ihnen dann aber seufzend, weil sie Hermine nicht alleine lassen wollte.

James sah mit einem Grinsen, dass der Platz neben Lily noch frei war, hechtete schnell dorthin und schmiss dabei zwei andere Stühle um.

»Mister Potter!«

»Entschuldigung, Professor«, sagte James, stellte die Stühle wieder auf und setzte sich dann neben Lily. »Hi.«

»Hallo Po- James«, sagte Lily und sah ihn zweifelnd an.

Über James' Gesicht zog ein freudiges Grinsen, als er hörte, wie Lily ihn ansprach.

»Wenn ich wegen euch nicht genug mitbekomme, wird diese Sitzordnung ganz schnell wieder aufgelöst«, sagte sie und sah Sirius und James dabei warnend an.

»Keine Sorge, Lily, wir benehmen uns«, versicherte Sirius ihr mit ernster Stimme.

Und das taten sie tatsächlich, mit Lily und Hermine zwischen sich hatten sie auch nicht wirklich eine Chance, sich miteinander zu unterhalten.

Professor McGonagall war die erste Lehrerin, die einen Teil der Stunde nutzte, um über die Abschlussprüfungen zu sprechen. »Dieses Jahr werden wir viel mit Wiederholungen verbringen. Der Lehrplan sieht vor, dass wir nach den Weihnachtsferien damit beginnen und uns Ihre vergangenen Schuljahre der Reihe nach vornehmen.« Sie sah jeden Schüler der Reihe nach einmal an, bevor sie fortfuhr. »Ihre Prüfungen werden aus einem theoretischen Teil, für den sie fünf Stunden Zeit haben werden –« An dieser Stelle stöhnte Sirius gequält auf und fing sich einen Rippenstoß von Hermine ein »– und einem praktischen Teil, der zwei Stunden umfasst, bestehen. Haben Sie dazu etwas zu sagen, Mister Black?«, fragte McGonagall.

»Nein, Professor«, sagte Sirius und sah Hermine danach vorwurfsvoll an.

Als McGonagall sich wieder der ganzen Klasse zuwandte, flüsterte Hermine: »Was kann ich dafür?«

»Ich rate Ihnen daher dringend, sich schon frühzeitig auf Ihre Prüfungen vorzubereiten. Wir werden nicht für alles Zeit haben, sondern die vergangenen Themen nur grob durchgehen können. Als Prüfungsthema wird alles möglich sein. Selbst Dinge, die schon in ihrer ZAG-Prüfung abgefragt wurden. Nach den UTZ-Prüfungen werden Sie als vollwertige Mitglieder der Zauberergemeinschaft angesehen und sie werden in die Welt hinaus ziehen und einen Beruf ergreifen.«

»Du hast spitze Ellenbogen«, flüsterte Sirius.

»Du sollst ruhig sein«, antwortete Hermine leise.

»Ich hab doch gar nichts gesagt«, beschwerte Sirius sich murmelnd und sah seine Sitznachbarin an.

»Psst«, machte Lily und Hermine und Sirius schwiegen wieder, bevor McGonagall es doch noch mitbekam, dass sie redeten. Hermine wollte nicht gleich schon am ersten Tag wegen Störung des Unterrichts gerügt werden, besonders weil sie 'die Neue' war.

»Je besser Sie in Ihren UTZ abschneiden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie ihren Wunschberuf ergreifen können, nehmen Sie die Prüfungen also nicht auf die leichte Schulter. Und nun wollen wir zum eigentlichen Thema der Stunde kommen. Wir werden uns in der nächsten Zeit damit beschäftigen, leblose Objekte in etwas Lebendiges zu verwandeln. Zu diesem Zweck finden Sie vor sich ein Nadelkissen. Heute werden Sie lernen, es in einen Igel zu verwandeln. Die Transfiguration von Leblosem in Lebendiges ist eine der höchsten Künste der Verwandlung.«

Die Stunde verging danach wie im Flug und Hermine war zusammen mit Lily die Einzige, die am Ende einen Igel vor sich hatte.

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Nächstes Kapitel:

Gab's die Sprüche im Sonderangebot?