Hand in Hand spazierten sie durch die Gassen von Hogsmeade. Ab und zu hielten sie an und er küsste sie. Hermine vergaß dann jedes Mal alles um sich herum. Sie vergrub ihre Hände in seinem dichten schwarzen Haar und versuchte ihn noch näher zu sich zu ziehen.
Sirius löste sich dann immer wieder von ihr, lächelte sie verschmitzt an und sie gingen weiter die Straße entlang. Sie sahen in die Schaufenster, aber betraten keinen der Läden. Langsam schlenderten sie aus dem Dorf in Richtung des Schlosses. Wieder hielten sie an. Erneut küsste Sirius das Mädchen in seinen Armen. Ganz zart fuhr er mit der Zunge in ihren Mund.
Hermine seufzte. Er schmeckte so gut. Und er konnte wahnsinnig gut küssen. Er presste nicht nur seinen Mund auf ihren, sondern er bewegte die Lippen und seine Zunge versuchte ihre immer in seinen Mund zu locken. Manchmal zog sie sich zurück, um dann wieder auf ihre zu treffen. Und er schlabberte nicht. Es war perfekt.
Als er sich von ihr löste, lächelte er sie an und gab ihr einen winzigen Kuss auf die Nasenspitze, bevor er weiter ging. Seine Hand hatte ihre fest umschlossen. Am Eingangsportal angekommen lehnte er sich gegen die Mauer. Er zog sie zu sich und nahm sie ihn die Arme. »Ich liebe dich, Hermine«, sagte er, bevor er sie noch einmal leidenschaftlich und fordernd küsste.
Als die Mädchen am späten Vormittag aufwachten, waren sie nur noch zu dritt im Schlafsaal, Mary und Marlene waren schon längst weg. Hermine wurde von Alice, die laut in ihrem Kleiderschrank rumorte, aus ihrem Traum gerissen.
Sie waren erst mitten in der Nacht ihn ihre Betten gekrochen, weil sie noch lange mit den Jungs zusammen gesessen und herumgealbert hatten. Alice hatte noch mehrmals versucht, Hermine zum Flaschendrehen zu überreden, aber die Brünette war standhaft geblieben. Auch nachdem Alice ihr noch mehr Alkohol angedreht hatte.
Sirius war ihr nicht mehr von der Seite gewichen, obwohl sie ihn erneut zurückgewiesen hatte. Entweder hatte er den Arm um sie gelegt oder saß so dicht bei ihr, dass ihre Körper gegeneinander stießen. Sie konnte ihn einfach nicht bitten, es zu lassen. Dafür fühlte es sich viel zu gut an.
Sie drehte sich auf den Rücken und starrte an ihren Betthimmel. Wenn sie genauer darüber nachdachte, dann war es ihm gegenüber überhaupt nicht fair. Aber sie fragte sich auch, warum er nicht längst aufgegeben hatte. Auch wenn sie ihn nur selten direkt zurückwies… dass er es immer wieder versuchte, beeindruckte sie. Hatte Alice recht damit, dass er in sie verknallt war? Er hatte es doch schon mal selbst angedeutet. Zwar direkt zu Schulbeginn, kurz nachdem er sie kennengelernt hatte, aber war das vielleicht seine Motivation? Aber gerade dann sollte sie ihm doch klar sagen, was sie wollte. Das Problem war nur, dass sie es selbst nicht wusste. Sie wusste nur, dass ihr seine Aufmerksamkeit gefiel.
»Was ist los, Jean? Noch nicht wach, träumst du noch von Sirius?«, fragte Alice.
»Wie bitte?«, krächzte Hermine. Hatte sie etwa schon wieder im Schlaf gesprochen?
»Ich mein ja nur. Ihr konntet gestern schließlich kaum die Finger voneinander lassen.«
»Das hört sich an, als hätten wir wild rumgeknutscht.«
»Das hätte nun wirklich keinen mehr gewundert. Dass ihr es nicht getan habt, war eher verwunderlich. Knutsch doch endlich mit ihm!«
»Alice…«
»Schon gut, schon gut. Aber keiner glaubt euch, dass ihr nur Freunde seid.« Alice verschwand im Badezimmer und Lily drehte sich noch einmal in ihrem Bett um.
»Irgendwie hab ich gar keine Lust aufzustehen«, nuschelte die Rothaarige müde.
»Ich auch nicht«, sagte Hermine und drehte sich ebenfalls noch mal um.
Die Mädchen waren tatsächlich fast den gesamten Sonntag im Bett geblieben. Hermine hatte sich irgendwann ein Buch geschnappt und sich dahinter verschanzt. Erst zum Abendessen war sie aufgestanden, weil ihr Magen laut geknurrt hatte.
Sirius hatte sie überschwänglich begrüßt und den ganzen Abend lang beteuert, wie sehr er sie doch vermisst hatte.
Der Unterricht am nächsten Tag verlief wie gewohnt und alle freuten sich auf das Festessen am Abend.
Die Tische bogen sich förmlich unter der Last aus Köstlichkeiten. Es gab alles, was das Herz begehrte. Sie schlugen sich die Bäuche voll und alberten herum.
James und Sirius fingen irgendwann an, sich mit Marshmallows zu bewerfen. Alle andern gingen unter den Tischen in Deckung, weil sie das klebrige Zeug nicht im Gesicht haben wollten.
»Hört doch auf!«, rief Lily lachend, als sie ein Schaumzuckerkügelchen aus ihren Haaren zog.
»Ups«, machte James und küsste seine Freundin zur Entschuldigung.
Alice verzog angewidert das Gesicht. »Nehmt euch ein Zimmer!«
»Du warst letztes Jahr genauso schlimm«, sagte Remus.
»Da musste ich das aber nicht mitansehen«, erwiderte sie schulterzuckend.
»Na, dann weißt du jetzt, wie es uns ging.« James grinste sie an.
Alice schüttelte empört mit dem Kopf und seufzte dann ergeben. »Ich gönn's euch. Aber haltet euch ein bisschen zurück, nicht dass ihr euch irgendwann vor meinen Augen die Klamotten vom Leib reißt. Das will ich nun wirklich nicht sehen!«
Als sie alle satt und müde waren, schlenderten sie langsam in den Gryffindorturm.
Am nächsten Abend saßen sie gemeinsam vor dem Kamin. Hermine und Sirius hatten ihre Taschen neben sich stehen, da sie gleich noch Astronomie hätten. Remus und Peter hatten sich schon in den Schlafsaal zurückgezogen, James, Lily und Alice warteten noch mit den beiden, bis sie los mussten.
»Ich versteh immer noch nicht, warum ihr euch das freiwillig antut. Ich könnte jetzt nicht noch mal aufstehen und zum Unterricht gehen«, sagte Lily schläfrig.
»Dafür haben wir tagsüber mehr Freistunden als ihr«, antwortete Sirius grinsend.
»Das wäre es mir auch nicht wert.«
»Ich hab Spaß dran«, sagte Hermine achselzuckend.
»Das wäre es mir auch nicht wert, ich geh gleich lieber schlafen, wenn ihr los müsst.« Lily kuschelte sich an James.
Alice gähnte und sagte dann, dass sie es schon gerne gewählt hätte, weil sie es mochte, sich mit den Sternen auseinander zu setzen, aber dann hätte sie ein anderes Fach abwählen müssen und das hätte sie nicht gewollt. Also hatte sie sich gegen Astronomie entschieden, weil ihr das Grundwissen reichte.
»Ich finde es klasse, dass wir auch mal Dinge sehen, die man sonst eher weniger sieht«, sagte Sirius.
»Zum Beispiel einen Meteoritenschauer. Und dann im Teleskop. Das macht Spaß«, stimmte Hermine zu. »Oder eine besondere Sternenkonstellation.«
»Oder eine Mondfinsternis.«
»Ja, da bin ich schon ein bisschen neidisch…«, sagte Alice verträumt.
Lily schloss die Augen. »Wenn ich so was mal sehe, dann ist es etwas besonderes, weil ich es nicht aus dem Unterricht kenne.«
»Aber im Unterricht ist die Chance höher, so was zu sehen«, erklärte Hermine.
»Dann ist es umso besonderer, wenn ich das einfach so sehe«, sagte Lily. »Und es ist ja nicht so, als ob ich das Fach jetzt noch wählen könnte, ihr braucht also nicht versuchen mich zu überzeugen.«
»Aber wir können dich neidisch machen.« Sirius lachte.
Kurze Zeit später machten Hermine und Sirius sich auf den Weg zu ihrer Unterrichtsstunde. Lily war kurz vorm Einschlafen, als sie sich verabschiedeten, und Alice wünschte ihnen wie immer, seit Lily es so bezeichnet hatte, zwinkernd ganz viel Spaß beim Sternegucken.
Hermine und Sirius schlüpften durch das Porträt der Fetten Dame und machten sich schweigend auf den Weg. Sie hatten sich ihre dicken Umhänge übergeworfen, da die Nächte um diese Jahreszeit doch schon empfindlich kalt sein konnten.
Als sie den Turm betraten, zeigte sich den Schülern ein außergewöhnliches Schauspiel. Am Nachthimmel tanzten grüne und rote bis violette Lichter. Im Gemeinschaftsraum hatten sie es noch nicht sehen können, da im Raum selbst zu viel Licht war oder es noch nicht begonnen hatte. Aber hier oben, auf dem dunklen Turm, faszinierte der Himmel. Hermine sah staunend hinauf. Sie hatte noch nie Nordlichter gesehen. In ihrer gesamten Schulzeit hatte sich das Schauspiel nie am Himmel gezeigt. Es war wunderschön. »Wow…«, hauchte sie mit offenem Mund.
»Was ist das?«, fragte Sirius. Er hatte das anscheinend auch noch nie gesehen.
»Das ist Aurora Borealis. Polarlichter«, sagte Professor Littlewood, der nach ihnen den Turm betreten hatte.
»Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sehen würde«, flüsterte Hermine leise und ging bis zur Brüstung, um den Himmel zu beobachten.
»Du weißt, was das ist?«, fragte Sirius und stellte sich neben sie.
»Ja, ich habe Bilder davon gesehen, sie sind am ehesten in Norwegen zu sehen.«
»Nicht nur, Miss Grant«, sagte Professor Littlewood. »Aber dazu kommen wir gleich.« Dann wandte er sich an die ganze Klasse. »Guten Abend. Wie Sie sehen können, zeigt der Himmel zurzeit ein außergewöhnliches Schauspiel. Deswegen nutzen wir heute die Chance es uns anzusehen und werden erst in der nächsten Stunde mit dem regulären Unterricht fortfahren.« Die Schüler sahen sich begeistert an. »Was Sie dort am Himmel sehen, ist die Aurora Borealis. Es sind sogenannte Polarlichter. Um diese Himmelserscheinung ranken sich unterschiedliche Mythen und Legenden. Sehen Sie es sich an. Werfen Sie auch mal einen Blick durch ihr Teleskop. Aurora Borealis zeigen sich nicht lange am Himmel. Sie treten in der Regel nur für ein paar Minuten auf.« Danach verstummte der Professor und sah seinerseits durch ein Teleskop.
Die Schüler unterhielten sich leise, während sie das Nordlicht beobachteten und man merkte ihnen an, dass es sie faszinierte.
Hermine stand immer noch an der Brüstung und sah mit großen Augen sehnsüchtig in den Himmel. Das Licht tanzte in unterschiedlichen Formen auf dem dunklen Hintergrund. Mal war es schwächer, dann wurde es wieder stärker. Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen. »Das ist so schön.«
Sirius sah sie von der Seite an. »Ja, wunderschön«, murmelte er und konnte seinen Blick nicht mehr von ihr lösen. Sie sprühte vor Begeisterung. Ihre Augen leuchteten fast genauso wie der Himmel über ihnen. Sie zog ihn so sehr in ihren Bann, dass er sie in diesem Moment am liebsten geküsst hätte. Und diesen Gedanken wurde er die gesamte Stunde über nicht mehr los.
Sie sah ihn mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht an und ging dann zu ihrem Tisch hinüber, baute ihr eigenes Teleskop auf und warf einen Blick hindurch. Wie ein pulsierender Schleier bewegten sich die Nordlichter vor ihrem Auge. Es war faszinierend. Manchmal war das Licht rot, dann wieder grün. Sie ließ sich beeindruckt in ihrem Stuhl zurücksinken und legte den Kopf auf die Lehne.
Sirius setzte sich neben sie und zwang sich, ebenfalls in den Himmel zu sehen. Irgendwann wurden die Lichter schwächer, bis sie ganz verschwanden und den Himmel dunkel und sternenklar zurückließen.
Hermine sah Sirius mit einem begeisterten Ausdruck auf dem Gesicht an. »Der Wahnsinn! Das waren bestimmt zwanzig Minuten.«
Sirius musste sich stark zusammen reißen, sie nicht einfach zu küssen. Ihre Wangen waren vor Begeisterung gerötet. Sie sah in diesem Moment so umwerfend aus, dass er sich nur schwer zurückhalten konnte.
»Bitte setzen Sie sich auf ihre Plätze, dann können wir besprechen, was Sie gerade beobachtet haben«, forderte Professor Littlewood die Klasse auf. Er ließ die Schüler ihre Beobachtungen beschreiben und erklärte dann, wie diese Himmelserscheinung zustande kam. »Die Aurora Borealis tritt häufig in den Wintermonaten innerhalb des Polarkreises auf. Der Unterste ist der sechzigste Breitengrad, wir befinden uns hier in etwa auf dem siebenundfünfzigsten. Wenn sie besonders stark sind, dann ist es auch hier möglich, sie zu sehen…« Er erklärte, dass bestimmte Faktoren erfüllt sein müssten, damit das Polarlicht entstand. Zudem erzählte er ihnen von den Legenden und Mythen, die sich um das Polarlicht rankten. »Ich möchte, dass Sie zur nächsten Stunde eine Zusammenfassung Ihrer Beobachtungen und der wissenschaftlichen Erklärung der Aurora Borealis schreiben. Die Länge ist egal, solange Sie alles Wichtige vermerken. Sie dürfen nun gehen.« Mit diesen Worten entließ er die Klasse, als die Stunde vorbei war. Stühlerücken und aufgeregtes Getuschel war zu vernehmen, als der Professor den Turm verließ.
Hermine blieb noch einen Moment sitzen und sah lächelnd und verträumt in den dunklen Himmel. »Ich hab nie geglaubt, das einmal in echt zu sehen.« Sie grinste Sirius an und räumte dann ihre Sachen zusammen. Als sie ihre Tasche schulterte, hatten ihre Mitschüler den Turm schon verlassen. Sie drehte sich zu Sirius um. Er sah sie mit einem seltsamen Blick an. »Was ist?«, fragte sie und sah ihn abwartend an.
Sirius' Blick wanderte unruhig über ihr Gesicht. Er ließ seine Tasche zu Boden gleiten und machte einen Schritt auf sie zu. Er musste es jetzt tun. Als er vor ihr stand, strich er ihr mit dem Handrücken über die Wange. Er kam ihr mit seinem Gesicht immer näher. »Wenn du mich nicht aufhältst, küsse ich dich jetzt, Jean«, warnte er sie flüsternd und legte dann seine Lippen auf ihre.
Hermines erster Impuls war gewesen, zurückzuweichen. Aber als sie seine weichen Lippen auf ihren spürte, war es wie ein Feuerwerk in ihrem Inneren. Dann schlossen sich ihre Augen und sie hob wie automatisch die Arme und legte sie um seinen Nacken. Ihre Tasche fiel dabei zu Boden, aber es störte sie nicht. Sirius zog sie an der Taille näher zu sich und strich mit der Zunge über ihre Lippen. Hermine öffnete ihren Mund und seine Zunge schlüpfte hinein und begann ihre zu umspielen und zu locken.
Sekundenlang standen sie so da und Hermines Knie wurden weich. Als ihre Beine weg knickten, zog Sirius sie noch fester an sich. Ohne den Kuss zu beenden, hob er sie auf den Tisch und wühlte dann seine Hände in ihre Haare. Hermine kreuzte die Füße hinter seinem Rücken und fuhr mit ihren Händen unruhig streichelnd über seine Arme, die Schultern und den Rücken. Ihre Zungen fochten einen Kampf aus, den keiner von ihnen gewinnen konnte.
Schwer atmend löste Sirius sich nach ein paar Minuten von ihr. Er legte seine Stirn an ihre, sodass sich ihre Nasen leicht berührten. »Das wollte ich die ganze Stunde lang schon tun«, flüsterte er leise.
Hermine atmete zitternd ein und aus. »Sirius… ich…« Sie brach ab, streckte den Kopf und küsste ihn wohlig seufzend.
Sirius presste sie an sich und erwiderte den Kuss hungrig. Als er mit seinen Händen unter ihren Umhang schlüpfte und am Saum ihres Pullovers entlang strich, beendete Hermine den Kuss.
»Wir sollten gehen«, sagte sie und strich ihm über die Arme.
»Du hast recht«, flüsterte Sirius, küsste sie noch einmal flüchtig auf die Lippen und half ihr dann vom Tisch herunter. Sie hoben ihre Taschen auf und verließen anschließend den Unterrichtsturm.
Hand in Hand liefen sie zum Gemeinschaftsraum. Er lag verlassen vor ihnen, da alle andern schon in ihren Schlafsälen waren. Sie durchquerten den stillen Raum und als sie auf der Treppe zu den Schlafsälen angekommen waren, hielt Sirius sie zurück. Er zog ihren Kopf zu sich und küsste sie. Diesmal war es sanft und vorsichtig erkundend. Als sie sich voneinander lösten, hauchte er: »Schlaf gut, Jean.« Sie lächelte ihn an, wünschte ihm eine gute Nacht und verschwand dann nach oben. Sirius sah ihr noch kurz nach und als sie verschwunden war, ging er in seinen Schlafsaal.
Hermine ließ seufzend ihre Tasche neben dem Bett fallen und schlich ins Badezimmer. Ihr Innerstes war in Aufruhr. Sie hatte Sirius geküsst. Es war, als würde ein Schwarm Bienen in ihrem Magen Saltos schlagen. Sie war aufgekratzt und konnte ihn immer noch auf ihren Lippen schmecken. Im Spiegel sah sie, dass ihre Wangen und Lippen gerötet waren und sie lächelte verträumt. Sie war froh, dass die anderen alle schon schliefen und es ihr somit erspart blieb, neugierige Fragen zu beantworten. Denn Lily und Alice wäre es mit Sicherheit aufgefallen. Sie wusch sich und putzte die Zähne, dann zog sie ihr Nachthemd über und krabbelte unter ihre Bettdecke.
Sie hatte Sirius geküsst. Und es hatte ihr gefallen. Am liebsten würde sie ihn sofort wieder küssen. Sie wollte ihn berühren und nicht mehr loslassen. Sie hatten sich gerade erst verabschiedet und trotzdem sehnte sie sich schon wieder danach bei ihm zu sein. Es hatte sich so gut angefühlt. So anders, als wenn Ron sie geküsst hatte. Sie war in seiner Gegenwart nie aufgekratzt gewesen. Aber Sirius schaffte es mühelos, ihre Gefühle aufzuwühlen. Sie gestand sich ein, dass sie Ron wohl nur freundschaftliche Liebe entgegenbrachte. Sie hatte es nicht für möglich gehalten, so bei einem Kuss zu empfinden. Ron hatte das nie in ihr ausgelöst. Bis zu diesem Kuss eben hatte sie es nicht gekannt. Hatte alle Anzeichen dafür verdrängt. Sie musste Alice recht geben. Sie war längst in diesen gut aussehenden, schwarzhaarigen jungen Mann verliebt.
Alice würde ausflippen, wenn sie erfuhr, dass sie recht gehabt hatte. Und sie würde Hermine damit aufziehen, dessen war sich die Brünette sicher.
Sie wurde unsicher. Wie würde Sirius sich morgen ihr gegenüber verhalten? Wie sollte sie sich verhalten? Sie mochte es nicht, wenn sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand. Und das würde sie, wenn die andern erfuhren, dass sie Sirius geküsst hatte. Bedeutete dieser Kuss denn auch, dass sie jetzt ein Paar waren? Würde Sirius sie morgen wieder küssen? Und wie würden die anderen darauf reagieren? Wollte sie überhaupt, dass die anderen es erführen? Aber vermutlich ließ es sich auch nicht verbergen, wenn sie so darüber nachdachte, wie sehr sie ihn schon wieder berühren wollte.
Dieser Kuss heute hatte etwas ausgelöst, das sie jetzt nicht mehr von sich schieben konnte. Er hatte ihre Mauer aus Verdrängung eingerissen.
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Nächstes Kapitel:
Alles deine Schuld
