Am nächsten Samstag verabschiedete Hermine sich von Sirius am Raum der Wünsche. Sie küsste ihn ausgiebig und wollte am liebsten bei ihm bleiben. Aber sie machte sich dann doch irgendwann auf den Weg in den zweiten Stock zum Krankenflügel, nachdem Sirius sie dazu aufgefordert hatte. Sie hatte ein bisschen Bammel vor dem, was gleich passieren würde, wenn Madam Pomfrey darauf bestand, die Tests im Krankenflügel zu machen.

Sie betrat den Saal und konnte weder Dumbledore noch Croaker erblicken. Es war auch keines der Betten belegt. Madam Pomfrey kam gerade aus ihrem Büro und sah Hermine in der Tür stehen. »Ah, Miss Grant. Kommen Sie. Wir haben hier hinten schon alles vorbereitet.« Die Medihexe ging an ihrem Büro vorbei weiter nach hinten in den Raum.

Hermine folgte ihr langsam und sah, dass ganz am Ende ein Bereich abgetrennt war, aus dem keine Geräusche zu ihr drangen. Madam Pomfrey schob den Paravent zur Seite und gab damit den Blick auf die Professoren Dumbledore und Croaker frei. Hermine trat an der Hexe vorbei, die den Vorhang hinter ihnen wieder schloss. Sie begrüßte die beiden Professoren.

»Miss Grant, schön Sie zu sehen. Haben Sie in der letzten Woche Veränderungen an sich feststellen können?«, fragte Croaker.

»Nein, Sir. Ich fühle mich gut«, beantwortete Hermine die Frage. Sie sah zwischen den Erwachsenen hin und her.

»Das sind doch gute Neuigkeiten«, sagte Dumbledore erfreut. Er lächelte das Mädchen zuversichtlich an.

»Miss Grant, ich würde Sie bitten, sich auf das Bett zu setzen«, erklärte Madam Pomfrey und schüttelte das Kissen auf.

»Ist das nötig?«, fragte Hermine, der bei dem Gedanken unwohl wurde. Sie wollte nicht wie eine Kranke im Bett liegen.

»Es ist eine reine Vorsichtsmaßnahme, sollte Ihnen durch die Reise mit dem Zeitdreher schwindelig werden. Wir wollen nicht, dass Sie umfallen, wenn Sie wieder landen«, erklärte Croaker.

Leicht nickend setzte sich Hermine auf das Bett. Sie rutschte bis ganz nach oben, lehnte sich an das Kopfteil und streckte die Beine aus. Sie fühlte sich nicht gut, alle sahen ihr dabei zu. Nervös legte sie die Hände in den Schoß und kurz danach neben sich auf das Bett, nur um sie dann wieder in den Schoß zu legen und nervös zu kneten.

»Beruhigen Sie sich, Kindchen«, sagte Madam Pomfrey sanft und legte Hermine eine Hand auf die Schulter. »Ihnen kann nichts passieren. Sollte etwas sein, bin ich sofort zur Stelle.«

Fahrig nickte Hermine und ließ die Hände dann auf der Matratze liegen. Die Augen schließend zwang sie sich zur Ruhe und atmete ein paar Mal tief ein und aus.

»Wenn Sie das nicht machen wollen, dann sagen Sie es und wir brechen sofort ab«, sagte Croaker und musterte sie besorgt. »Dann holen wir sie sofort zurück.«

»Nein, ich mache das. Es ist nur ein komisches Gefühl, die Erste zu sein.« Hermine öffnete die Augen und sah ihn mit entschlossenem Blick an.

»Denken Sie daran, wir können jederzeit abbrechen.« Croaker reichte ihr den Zeitumkehrer und Hermine war froh, endlich etwas zu haben, mit dem sie ihre Hände beschäftigen konnte. »Zwei Stunden ist das Ziel. Dieser Zeitdreher ist für Stunden. Also zwei Umdrehungen«, wies Croaker an.

Dumbledore nickte aufmunternd und lächelte sie freundlich an.

Hermine nickte entschlossen und drehte die Sanduhr kommentarlos zweimal. Mit rasendem Tempo galoppierte die Zeit voran. Sie sah schemenhaft, dass Croaker und Dumbledore sich bewegten. Madame Pomfrey verschwand zwischendurch und kam dann wieder. Sie versuchte, das Geschehen um sich herum zu beobachten, aber es war so schnell, dass sie nichts davon so richtig zu fassen bekam. Sie schloss die Augen, als alles begann, sich vor ihr zu drehen. Ihr war nun klar, warum sie sich auf das Bett hatte setzen sollen.

Ein Ruck ging durch ihren Körper, als die Zeit plötzlich wieder normal lief. Sie drohte zur Seite zu kippen, wurde aber von einem zupackenden Griff davor bewahrt, vom Bett zu fallen. Sie schüttelte leicht den Kopf und zwinkerte in der Hoffnung, den Schwindel damit zu vertreiben. Um sie herum schwankte aber immer noch alles.

»Schwindel, Miss Grant?«

Hermine nickte.

»Übelkeit?«

»Nein.«

»Bleiben Sie ruhig sitzen, während ich Sie untersuche«, wies Madam Pomfrey an.

Hermine öffnete die Augen ganz und sah in das besorgte Gesicht von Professor Dumbledore. »Ich glaube, das mit dem Schwindel ist meine Schuld. Ich habe versucht zu erkennen, was um mich herum passiert. Dann fing irgendwann alles an sich zu drehen.« Sie versuchte ihrem Blick auf den Professor zu fokussieren.

»Ihr Kreislauf ist im Keller«, diagnostizierte die Medihexe und träufelte ein paar Tropfen einer blassgelben Flüssigkeit in ein Glas mit Wasser. »Austrinken«, kommandierte die Hexe.

Hermine nahm das Glas und trank es in einem Zug aus. Sie spürte, wie ihr Blutdruck in die Höhe schoss und ihr Gesicht wurde warm. Das schwummerige Gefühl verschwand augenblicklich. Sie setzte sich wieder gerade hin und sah die Medihexe an.

Madam Pomfrey schwang ihren Zauberstab erneut und nickte zufrieden. »Von mir aus kann es weiter gehen. Alles wieder im Normalbereich.« Sie kopierte alle Untersuchungsergebnisse für Croaker.

»Miss Grant?«, fragte Dumbledore. Der besorgte Ausdruck auf seinem Gesicht war noch nicht ganz verschwunden.

»Ja, wir können weiter machen.« Hermine sah die anderen drei abwartend an.

Croaker studierte das Pergament und sah dann auf. »Bitte noch einmal zwei Stunden und ich würde Sie bitten, diesmal die Augen dabei zu schließen«, sagte er.

»Sollten wir Miss Grant nicht eine Pause gönnen?«, fragte Dumbledore.

»Medizinisch ist keine nötig. Und wenn Miss Grant bereit ist, weiter zu machen, spricht nichts dagegen«, antwortete Croaker.

»Wir sind doch hier um Tests zu machen. mir geht es gut.« Dann drehte Hermine die Sanduhr wieder zweimal. Direkt danach schloss sie die Augen und wartete auf den Ruck, der das Ende des Vorwärtssprungs markierte. Ein paar Sekunden später folgte er und sie öffnete die Augen wieder.

Madam Pomfrey war direkt an ihrer Seite und hielt sie an der Schulter fest. »Wie fühlen Sie sich?«

Hermine sah sich um. »Gut. Kein Schwindel.« Dumbledore nickte ihr freundlich zu, während Madam Pomfrey ihren Zauberstab schwang. Croaker sah die Medihexe aufmerksam an.

»Alles in Ordnung. Keine Auffälligkeiten.«

»Machen wir weiter?«, fragte Croaker Hermine.

»Ja. Wie viele Stunden jetzt?«

»Drei.«

Hermine nickte und drehte wieder an der Sanduhr und schloss die Augen. Dieser Zeitsprung dauerte nicht länger, als die anderen beiden. Als sie den Ruck spürte, öffnete sie die Augen wieder. »Ich fühle mich gut«, sagte sie, bevor Madam Pomfrey fragten konnte. Diese schwang sofort wieder ihren Zauberstab und nickte dann zufrieden. Die Ergebnisse gab sie wieder an Croaker weiter.

»Wenn Sie möchten, dann drehen Sie jetzt viermal«, sagte der Professor.

»Wie spät ist es jetzt?«, fragte Hermine.

»Zwanzig Uhr. Das wäre dann auch der letzte Zeitsprung für heute.«

»Okay. Viermal also«, sagte Hermine und machte sich ein bisschen Sorgen um Sirius, weil er so lange im Raum der Wünsche wartete. Sie konnte sich vorstellen, dass er ziemlich nervös wäre, weil sie den ganzen Tag weg war. Er machte sich bestimmt Sorgen, dass sie vielleicht einfach zurückgeholt worden war. Sie versuchte es auszublenden, hier ging es nicht um Sirius. Einmal durchatmend drehte sie die Sanduhr schließlich vier Mal.

Madam Pomfrey schwang wieder ihren Zauberstab, als Hermine den Zeitsprung beendet hatte. Sie murmelte still vor sich hin, während sie die Ergebnisse studierte.

»Wie geht es Ihnen, Miss Grant?«, fragte Dumbledore freundlich.

»Ich fühle mich gut.« Sie lächelte den Schulleiter an und sah dann zu der Medihexe.

»Ja. Mit Ihnen ist alles in Ordnung, Miss Grant«, sagte Madam Pomfrey. Sie kopierte die Ergebnisse ihrer Untersuchungen und reichte sie an Croaker weiter. Danach setzte sie sich wieder auf einen Stuhl und fragte: »Wie geht es weiter?«

»Nächsten Samstag. Ich würde gerne einen großen Sprung wagen, die Ergebnisse sehen auf den ersten Blick ziemlich gut aus. Zwölf Stunden am Stück sollten möglich sein.« Croaker sah Dumbledore fragend an.

»Nächsten Samstag ist ein Hogsmeadetag. Können Sie eine Ausrede finden, warum Sie nicht mit Ihren Freunden ins Dorf gehen können?«, fragte Dumbledore.

»Ja. Ich wollte beim letzten Mal schon nicht mit, aber sie haben mich überredet. Ich kann sagen, dass ich diesmal den Tag im Schloss bleiben will.« Hermine dachte an Sirius. Er würde dann wieder den halben Tag alleine sein, wenn er ihr ein Alibi gab. Sie glaubte nicht, dass die anderen ihr abkaufen würden, im Schloss bleiben zu wollen, wenn Sirius mit seinen Freunden ins Dorf ging.

»Gut. Ich schlage vor, wir treffen uns um acht Uhr morgens wieder hier«, schlug Dumbledore vor. »Dann sind wir fertig, wenn Ihre Freunde aus dem Dorf zurück sind.«

»Gut, Gut.« Croaker klatschte einmal in die Hände und erhob sich dann. »Dann sind wir für Heute hier fertig.«

»Sollten ihre Freunde fragen, wo sie heute den ganzen Tag waren, sagen Sie ihnen, dass es Ihnen nicht gut ging und Sie bei Madam Pomfrey waren«, schlug Dumbledore vor.

Hermine nickte. Sie würde es aber nicht brauchen, da Sirius Bescheid wusste und die anderen dachten, sie hätten den Tag zu zweit verbracht. Aber das konnte sie Dumbledore nicht sagen. Sie stand von dem Bett auf. Es war ein komisches Gefühl, dass es nicht wehtat, obwohl sie ja quasi den ganzen Tag mit ausgestreckten Beinen gesessen hatte. Und sie fühlte sich auch nicht müde oder hungrig, obwohl es schon nach Mitternacht war. Sie verabschiedete sich von den drei Magiern und hastete dann in den siebten Stock. Hoffentlich machte Sirius sich nicht allzu große Sorgen. Und hoffentlich war er noch da, nicht dass er dachte, sie wäre nicht mehr da. Sie hatten beide nicht gedacht, dass sie heute so viele Zeitsprünge machen würde.

Hermine war davon ausgegangen, dass sie einmal zwei und dann vielleicht noch einmal drei Stunden vorwärts springen und nicht, dass sie einen halben Tag weg sein würde.

Als sie vor der Wand ankam, wünschte sie sich, zu Sirius zu kommen. Sie dachte an die Gefühle, die sie für ihn hatte und dass sie ihn unbedingt sehen wollte. Kurz darauf erschien die Tür in der Wand und sie schob sie schnell auf. In dem Raum war es nicht besonders hell. Nachdem sie sich kurz umgesehen hatte, entdeckte sie Sirius auf einem Bett liegen. Er schlief. Sie schlich zu ihm und setzte sich auf die Bettkante.

Er sah friedlich aus und lächelte leicht. Sie streifte sich die Schuhe von den Füßen und legte sich neben ihn. Sie strich ihm die Haare aus der Stirn und legte die Hand an seine Wange. Er bewegte sich leicht, wurde dann aber wieder ruhig. Ihr wurde ganz warm ums Herz. Sie stellte fest, dass sie ihn wirklich liebte. Und je länger sie hier blieb, desto schwieriger würde es werden zu gehen. Das sah sie jetzt ganz klar. Denn hier war er noch am Leben und jeden Tag wurde der Wunsch ihn zu retten größer. Irgendwann würde sie es vermutlich einfach tun.

Sie beugte sich zu ihm und küsste ihn zart. Sirius wurde unruhig und schlug dann die Augen auf. »Hey«, sagte sie leise.

»Hey«, antwortete er und drehte sich auf den Rücken. Er rieb sich über die Augen, streckte sich und rollte sich dann wieder auf die Seite. »So möchte ich immer geweckt werden«, sagte er lächelnd. »Wie spät ist es?«

»Nach Mitternacht«, antwortete Hermine sie fuhr ihm mit der Hand durch die zerzausten Haare.

»Oh, das hat lange gedauert«, sagte er nicht sehr intelligent.

»Ich bin vier Mal ein paar Stunden vorgesprungen. Für mich ist genau genommen nur etwas mehr als eine Stunde vergangen.«

»Wahnsinn«, murmelte Sirius. »Und wie war es?«

»Gut, ich habe keine Probleme gehabt, wenn ich die Augen dabei zu mache. Ansonsten wird mir tierisch schwindelig.« Sie lächelte ihn an und wartete auf irgendeinen Spruch, der mit Sicherheit kommen würde.

»Du bist hellwach, oder?«, fragte er schläfrig.

»Ja. Und du ziemlich müde, wie es scheint.« Sie grinste ihn an und strich ihm wieder durch die Haare.

»Wie willst du morgen durchhalten, wenn du jetzt nicht schlafen kannst?«

»Das wird schon gehen. Zur Not lege ich mich mittags ein paar Stunden hin.«

»Okay«, nuschelte Sirius und kuschelte sich in sein Kissen.

»Sollten wir nicht zurück in den Turm gehen?«, fragte Hermine, bevor er wieder einschlief.

»Mhm… vielleicht. Ja.«

»Dann komm, steh auf. Bevor du wieder einschläfst. Ich kann dich nämlich nicht tragen«, sagte Hermine und stupste ihn an.

Mit halb geschlossenen Augen setzte Sirius sich auf die Bettkante. »Du könntest es wenigstens versuchen.«

»Damit wir beide uns die Knochen brechen?«

»Dann würden wir zusammen im Krankenflügel liegen«, sagte Sirius geistesabwesend. Er versuchte mit dem linken Fuß in den rechten Schuh zu steigen.

»Komm, du bist müde und laberst wirres Zeug«, sagte Hermine und zog ihn hoch, nachdem sie ihm den richtigen Schuh gegeben hatte und er sich beide dann an den richtigen Füßen zugebunden hatte.


Hermine schaffte es, den halb schlafenden Sirius unfallfrei in den Gemeinschaftsraum zu bugsieren. Sie dirigierte ihn zur Treppe.

Auf halber Höhe blieb er stehen und lehnte sich an die Wand. »Was willst du gleich machen?«

»Wenn ich dich in deinem Schlafsaal abgeliefert habe, hole ich mir ein Buch und setze mich in den Gemeinschaftsraum.«

»Ich komme mit dir. Ich leiste dir Gesellschaft«, murmelte Sirius. Dabei fielen ihm immer wieder die Augen zu.

»Du schläfst doch jetzt schon fast. Und in deinem Bett ist es bequemer.«

»Nein, ich will bei dir sein«, sagte er und sah sie an. »Hol dein Buch. Ich warte hier.«

Hermine schüttelte den Kopf und flitzte dann in ihren Schlafsaal. Als sie mit dem Buch wieder die Treppe herunter kam, saß Sirius mit geschlossenen Augen an der Wand. Sie stupste ihn vorsichtig an und er riss die Augen auf. »Geh ins Bett, Sirius.«

»Nein, ich bin wach«, sagte er und versuchte die Augen offen zu halten. Er rappelte sich hoch, nahm ihre Hand und stieg die Treppe hinab. Er steuerte das Sofa vor dem Kamin an.

»Leg dich wenigstens hin«, sagte sie, als sie sich in eine Ecke des Sofas setzte.

»Nein.« Er setzte sich neben sie und lehnte sich an ihre Schulter.

»Du bist doch tierisch müde«, flüsterte sie.

»Ich will einfach hier bei dir sein«, sagte er und legte den Kopf auf ihrer Schulter ab.

Hermine schielte zu ihm und sah, wie er die Augen schloss. Leicht lächelnd schlug sie ihr Buch auf und begann zu lesen. Es dauerte nur Sekunden, da war Sirius wieder eingeschlafen. Als sie die Seite umblätterte, schreckte er durch die Bewegung auf. »Leg dich hin«, murmelte sie, als er sie zerknittert ansah.

»Ja«, nuschelte er und rutsche ein Stück von ihr weg. Er kippte zur Seite und legte seinen Kopf in ihren Schoß, dann zog er die Beine auf das Sofa. Hermine verwandelte ein Pergament, das auf dem Tisch lag, in eine Decke und breitete sie über ihn. Sie legte das Buch auf die Armlehne, damit die eine Hand frei hatte. Sie strich ihm über den Arm und ließ sie auf seiner Schulter liegen.

Sie las die ganze Nacht in ihrem Buch, während Sirius ruhig neben ihr schlief. Als es draußen wieder heller wurde, hörte Hermine erste Geräusche von oben. Es dauerte noch eine Stunde, bis jemand herunter kam. Sie erkannte Remus auf der Treppe, als sie von ihrem Buch aufsah.

»Guten Morgen«, sagte er und setzte sich in einen Sessel.

»Morgen«, antwortete sie leise.

»Warum seid ihr hier?«, fragte er mit Blick auf den schlafenden Sirius.

»Ich konnte nicht schlafen und er wollte mir unbedingt Gesellschaft leisten.«

»Was habt ihr denn gestern gemacht?«

»Nicht viel. Wir sind spazieren gegangen und haben uns viel unterhalten.«

»Und wieso konntest du nicht schlafen?« Remus musterte sie besorgt.

»Das habe ich manchmal. Dann brauche ich ein gutes Buch und lese eine Nacht lang. Sirius wollte nicht, dass ich hier alleine sitze.«

»Ja, so ist er, wenn er jemanden wirklich gerne mag«, sagte Remus leise.

Hermine klappte ihr Buch zu und legte es zur Seite. »Ich mag ihn auch wirklich gern…«, murmelte sie und strich Sirius sanft durch das Haar.

Remus lächelte, als er das beobachtete. »Und trotzdem wirkst du irgendwie traurig.«

»Ich werde vielleicht wieder gehen müssen«, sagte sie und sah Remus an.

»Wieso?«, fragte er und sein Blick war wach und interessiert.

»Meine Eltern wollen zurück nach Amerika und sie wollen nicht, dass ich alleine in England bleibe.« Es passte zu ihrer Geschichte und war ein guter Grund, warum sie bald nicht mehr da sein würde.

»Du bist doch aber schon volljährig«, wandte Remus ein.

»Nicht in der Muggelwelt.«

»Bist du noch nicht achtzehn?«

»Doch. Aber in Amerika ist man erst mit einundzwanzig komplett volljährig.«

»Aber ihr seid jetzt nicht in Amerika.« Remus sah verwirrt aus.

»Ich bin aber dort aufgewaschen. Und für meine Eltern bin ich noch ein Kind«, sagte sie schulterzuckend.

»Lassen sie nicht mit sich reden?«

»Nein, wenn sie gehen, muss ich mit.«

Remus schwieg einen Moment. »Weiß Sirius es schon?«, fragte er dann.

»Ja. Ich habe es ihm letzte Woche schon erzählt.«

»Deswegen wart ihr in unserem Schlafsaal«, kombinierte er. Sie war überrascht, welche Zusammenhänge er auch zwischen den Zeilen erkennen konnte.

»Kannst du mir einen Gefallen tun, Remus?«, fragte sie.

»Klar, was für einen?«

»Halt ihn davon ab, etwas Dummes zu tun, wenn ich gehen muss«, bat sie und sah dabei auf den schlafenden Sirius in ihrem Schoß.

»Ich werde es versuchen«, versprach er ihr. Danach verfielen sie in nachdenkliches Schweigen uns starrten in die Flammen des Kamins. Hermine kraulte Sirius abwesend durch das Haar, bis er sich irgendwann regte.

»Guten Morgen, Süße«, murmelte er und sah zu ihr hoch.

»Guten Morgen«, gab sie zurück und lächelte ihn an.

»Warst du die ganze Nacht wach?«, fragte er.

»Ja, ich hab gelesen. Vorhin ist Remus runter gekommen.« Sie nickte zu dem Freund herüber.

Sirius drehte sich und sah seinen Freund in einem Sessel sitzen. »Guten Morgen.«

Remus gab die Begrüßung lächelnd zurück.

»Was habt ihr?«, fragte Sirius, als er sich aufgesetzt hatte. Die Stille kam ihm komisch vor.

»Jean hat mir erzählt, dass sie vielleicht wieder nach Amerika gehen muss«, erzählte der Braunhaarige.

»Nach Amerika…«, sagte Sirius verwirrt. Dann kam ihm die Idee, dass Hermine es als Ausrede nahm, wenn sie wieder in ihre Zeit reiste. »Ja, stimmt«, schob er dann hinterher. »Ich bin noch nicht wach genug für so ein Gespräch.«

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Nächstes Kapitel:

Du hast alles gesagt