Hood öffnete die Augen am nächsten Morgen kurz nachdem die Sonne aufgegangen war. Er schlief wirklich besser mit Rachel in seinen Armen. Vor allem schlief er deutlich mehr als die gewohnten vier Stunden. Er lag auf der Seite, Rachel an ihn herangeschmiegt mit dem Kopf an seiner Brust. Seine Arme fest um sie geschlungen spürte er die Wärme ihres Körpers, ihre weiche Haut und ihre gleichmäßigen Atemzüge. Niemals hätte er gedacht, dass es so weit kommen würde. Seine wunderschöne Beschützerin in seinen Armen, nach einer Nacht voller Kuscheln und Liebesgeständnissen. Während er ihr zärtlich über den Rücken streichelte, schlug sie die Augen auf.
„Guten Morgen", sagte sie heiser.
„Morgen. Gut geschlafen?"
„Die zweite Hälfte der Nacht war besser." Hood küsste sie auf die Haare.
„Heute habe ich einen Nachsorgetermin", sprach sie gegen sein Shirt.
„Möchtest du, dass ich dich begleite?"
„Gern. Du sprichst Arzt", witzelte sie.
„Ihre Blutwerte haben sich komplett erholt", sagte der Arzt einige Stunden später. Rachel und Hood saßen auf zwei Stühlen vor seinem Schreibtisch.
„Aber…", begann er. Rachels Herz stockte. „…die Funktion des Beins ist noch schwacher, als wir uns das wünschen würden."
„Wie meinen Sie das?", fragte Rachel mit zitternder Stimme. Hood rutschte auf seinem Stuhl herum und griff nach ihrer Hand.
„Ich hatte Ihnen schon am Anfang gesagt, dass die Schäden vor allem in der Muskelschicht gravierend waren. Zum Glück ist die Beinschwellung zurückgegangen, das gibt uns Hoffnung. Das Hauttransplantat ist gut angewachsen, aber die Stabilität und Mobilität haben sich kaum verbessert. Ich denke da ist noch Potential. Wir steigern die Physiotherapie auf dreimal die Woche, zusätzlich noch Wassertherapie, sobald die Wunde komplett verheilt ist. Ich setzte das mal für in zwei Wochen an. Haben Sie noch Fragen?" Sie schüttelte den Kopf.
„Er hat gesagt ich trainiere zu wenig", sagte Rachel, als sie auf dem Weg zum Auto waren.
„Das hat er nicht gesagt."
„Doch, ich glaube das wollte er sagen."
„Nein. Der Körper heilt nicht linear. Manches geht schneller, anderes braucht länger. Erzwingen kannst du die Heilung nicht."
„Ich hasse es" Er legte seine Hand auf ihren Arm.
„Das weiß ich, aber du machst das gut und du kämpfst. Das wird werden."
„Darf ich trotzdem mehr trainieren?" Hood verdrehte die Augen.
Die nächsten Tage war Rachel nicht zu bremsen. Sie machte Muskelaufbautraining, ging zur Physiotherapie, lief in Stützen um den Block und schaffte so die ersten Schritte ohne die Gehhilfen. Hood sparte sich irgendwann die Ansprache sie solle langsam machen und auf ihren Körper hören.
An diesem Morgen saß sie auf einem Stuhl in Hoods Esszimmer und streckte das Bein immer wieder aus, bis es zu zittern begann. Hood stellte sich hinter ihren Stuhl, legte die Hände auf ihre Schultern und drückte sanft.
„Mach bitte eine Pause", sagte er nur. Widerwillig stellte sie das Bein auf dem Boden ab.
„Frank hat eben angerufen. Er wünscht uns zu sehen und erwartet deinen Anruf", sagte er weiter.
„Wieso ruft er mich nicht direkt an?"
„Er hat angerufen, um mich zum Pokerabend einzuladen. Er ging sicher davon aus, dass ich bei dir bin."
„Hast du ihm erzählt, dass wir… zusammen wohnen?", stotterte Rachel, nicht ganz sicher, ob das was sie mit Hood hatte, einen Namen hatte.
„Nein. Ich dachte das besprechen wir mit ihm zur gegebenen Zeit."
„Danke." Rachel griff in sein Shirt, zog ihn zu sich herunter und küsste ihn zärtlich. Noch immer waren Zärtlichkeiten mit Hood neu für sie und es fühlte sich jedes Mal aufregend und fantastisch an. Doch sie löste sich schnell von ihm und griff nach ihrem Handy, die Neugier siegte dieses Mal.
„Agent Young. Schön, dass Sie sich melden", drang es aus der Leitung.
„Direktor. Sie wollten mich sprechen."
„Ja. Wie geht es dem Bein?"
„Besser. Die Ärzte haben mehr Training verordnet und ich hoffe, dass ich bald wieder dienstfähig bin."
„Das ist schön zu hören. Ich habe vorher aber eine wichtige Frage an dich und Dr. Hood. Ich brauche die Antwort nicht direkt, aber es wäre schön, wenn ihr beide morgen in mein Büro kommen würdet. Dann können wir das weitere Vorgehen besprechen." Rachel stockte der Atem.
„Was ist die Frage, Sir?"
„Nach allem, was passiert ist, könnt ihr noch im vollen Umfang miteinander arbeiten?"
„Und wenn er uns trennen will?", fragte Rachel, als sie ihre Haare bürstend auf dem Bett saß. Das Gespräch mit Direktor Fuller ging ihr den ganzen Tag nicht aus dem Kopf und langsam setzte Panik ein. Hood setzte sich neben sie, bereits im Pyjama und nahm ihre Hand.
„Ich weiß nicht, was er möchte. Aber ich weiß, dass wir eine Lösung finden, das tun wir doch immer." Sanft streichelte er über ihre Fingerknöchel.
„Du weißt, wenn ich einen anderen Auftrag als Bodyguard bekomme, werde ich nicht mehr viel zuhause sein. Dann sehen wir uns kaum noch." Ihr Blick war getränkt in Traurigkeit. Sanft küsste Hood ihr auf die Lippen.
„Lass uns erstmal das Gespräch abwarten und dann machen wir uns Gedanken, okay?" Das war leichter gesagt als getan für sie. Aber insgeheim wusste sie, dass er Recht hatte und sie versuchte sich mit tiefen Atemzügen zu beruhigen. Hood lehnte sich zur Seite und küsste sie nochmal. Und Rachel antwortete. Nicht zart, wie sie es sonst tat, sondern fordernd und mit Hingabe. Ihre Hände griffen nach ihm und in einer flüssigen Bewegung saß sie auf seinem Schoß. Er öffnete seine Lippen und sofort erkundete ihre Zunge seinen Mund. Vorsichtig legte er seine Hände auf ihre Hüften, während sich ihre unter sein Shirt schoben. Es war kein sanftes Kennenlernen des anderen Körpers, es war reine Lust, die sie führte. Rachel stemmte sich gegen ihn, was ihn dazu brachte sich nach hinten aufs Bett zu legen und sie mitzuziehen. Den Griff von ihren Hüften lösend, legte er die Hände nun in ihre Haare und hielt sie zurück, damit er in ihr Gesicht sehen konnte. Er ahnte, was sie vorhatte und so gerne er seinen Verstand ausgeschaltet hätte und es einfach hätte passieren lassen, war da etwas, was ihn stoppte.
„Stopp, Rachel, bitte." Sie ließ von ihm ab und blickte ihn fragend an.
„Du weißt ich will das genauso sehr wie du und ich bin der Meister in miesem Timing, aber ich möchte nicht, dass wir unseren ersten gemeinsamen Sex nur als Ablenkung haben." So sehr sie ihm jetzt an den Kopf werfen würde, dass es nicht nur um Ablenkung ginge und dass sie es doch beide wollten, wusste sie, dass er Recht hatte. Sie wollte sich Zeit nehmen für ihn und vor allem wollte sie dafür einen klaren Kopf.
Seufzend rollte sie sich von ihm herunter und setzte sich wieder an die Bettkante. Er folgte ihr zögernd.
„Außerdem…", begann er flüsternd und wurde gleichzeitig rot. „Habe ich seit Maggie nicht mehr…" Rachel verstand und fühlte sich sofort schuldig. Sie nahm seine Hand in ihre.
„Es tut mir leid, Jacob. Darüber habe ich wirklich nicht nachgedacht. Nimm dir alle Zeit, die du brauchst. Wir können warten." Damit küsste sie ihn noch einmal sanft und legte sich dann ins Bett.
In dieser Nacht war es ein anderer Albtraum, der sie heimsuchte. Sie war allein unterwegs, in der Dunkelheit und suchte verzweifelt nach Hood. Rief nach ihm, schrie. Mit einem heiseren Schrei wurde sie wach und griff als erstes neben sich um sicherzugehen, dass er noch da war. Sobald ihre Hände seine Haut berührten, wurde ihr Puls wieder langsamer und sie atmete hörbar aus.
„Alles in Ordnung?", fragte er. Das Verhalten war neu.
„Ja, alles gut. Schlaf weiter." Damit legte auch sie sich wieder hin und rutschte auf ihn zu, damit sie seine Wärme spüren konnte. Er drehte sich auf die Seite und öffnete den Arm für sie. Sofort nahm sie das Angebot an, vergrub ihr Gesicht in seiner Brust und drückte ihren Körper an seinen. Die Wärme, die er ausstrahlte und das gleichmäßige Schlagen seines Herzens ließ sie wieder einschlafen.
Rachel stand neben sich, als sie gemeinsam mit Hood das Büro des Direktors betrat. Ihre Hände zitterten und sie schwitze. Hood lehnte seine Hand kurz an ihre, mehr würde sie in den Räumen des FBI niemals zulassen. Die feine Berührung erdete sie ein wenig und sie schenkte ihm ein dankbares Lächeln. Direktor Fuller hingegen war die Ruhe selbst, als die beiden Untergebenen auf den Stühlen vor seinem Schreibtisch platz nahmen.
„Wie geht es, Agent Young?" Die professionelle Ruhe, die FBI-Agenten selbst in den stressigsten Situationen in der Lage waren auszustrahlen, legte sich über sie und sie lächelte.
„Danke, es geht aufwärts."
„Das freut mich." Einen Moment herrschte Ruhe und Hood ergriff das Wort.
„Wir sind beide etwas besorgt, wegen der Andeutung, die du Rachel gegenüber gemacht hast."
„Ja, darum geht es eigentlich. Um euch beide." Hood und Rachel sahen sich an.
„Es gibt beim FBI strenge Regeln, damit wir unsere hohen Standards, auf die wir sehr stolz sind, halten können. Deswegen muss ich wissen: Seid ihr beiden ein Paar?" Ein Schock zeigte sich auf den Gesichtern der Beiden.
„Ja, Sir", antwortete Rachel schnell. Ihren Direktor anzulügen würde niemandem helfen. Hood unterdrückte ein Lächeln und nickte nur.
„Okay.", kam von Fuller.
„Aber Sir, ich versichere Ihnen, dass das nichts daran ändern wird, wie wir zusammenarbeiten. Sobald es mein Bein wieder zulässt, werde ich wieder genauso für seine Sicherheit sorgen, wie ich es vorher getan habe", hängte sie schnell an. Doch der Direktor hob eine Hand, was sie verstummen ließ.
„Ich habe im Vorfeld vor diesem Gespräch viel darüber nachgedacht und ich habe mit Agent Lee gesprochen. Die FBI Richtlinien untersagen persönliche Beziehungen unter Partnern." Rachel senkte den Kopf, Hood griff nach ihrer Hand. Jetzt machte es auch keinen Unterschied mehr.
„Frank…", begann er, nur um von der gleichen erhobenen Hand unterbrochen zu werden.
„D hier aber nach dem klassischen Verständnis keine Partnerschaft vorliegt, gibt es keinen Grund das ganze erstmal laufen zu lassen und zu schauen, wie es funktioniert." Rachels Kopf schnellte nach oben.
„Sir?", fragte sie ungläubig. Fuller lächelte.
„Nachdem was mir Agent Lee gesagt hat, agiert ihr Beide schon seit Monaten wie ein altes Ehepaar. Also warum nicht. Aber ich erwarte professionelles Verhalten auf den Einsätzen. Zu 100%. Sobald ich etwas über unangemessenes Verhalten höre, teile ich Ihnen, Agent Young einen neuen Auftrag zu und du, Jacob, bekommst einen neuen Bodyguard. Das bedarf nur ein paar Mausklicks. Verstanden?" Rachel nickte heftig.
„Vielen Dank, Sir"
„Noch bin ich nicht fertig, Agent Young. Ich gebe der Sache eine Probezeit von drei Monaten. Geht die Aufklärungsrate deutlich nach unten, beenden wir das. Und ich habe Agent Lee aufgetragen, jegliches Fehlverhalten zu melden." Rachel nickte wieder heftig. Der Direktor erhob sich von seinem Stuhl und sie sprang auf die Füße. Sie versetzte Hood, der noch lässig auf seinem Stuhl saß, einen Tritt gegen das Schienbein, damit er auch aufstand.
„Autsch", sagte dieser und erhob sich ebenfalls. Direktor Fuller lächelte breit.
„Wie ein altes Ehepaar", sagte er lachend und deutete dann auf die Tür.
Rachels breites Grinsen war noch immer auf ihren Lippen, als sie wieder an Hoods Apartment angekommen waren. Sie hatten während der Fahrt kaum gesprochen, verdauten beide erstmal, was sie gehört hatten.
„Geht es dir jetzt besser?", fragte Hood aber, als sie sich auf einen Hocker an seiner Kücheninsel gesetzt hatte. Sie nickte und ihr Grinsen wurde noch breiter.
„Ich habe mit allem gerechnet, aber das hat mich wirklich überrascht."
„Mich nicht. Frank wusste, dass ich mich weigern würde, ohne dich zu arbeiten und ich bin zu wichtig für das FBI als dass er hätte ziehen lassen."
„Das ist aber ein wenig überheblich, findest du nicht?" Ihr Grinsen steckte ihn an.
„Ja, vielleicht. Aber es freut mich, dass dich diese Lösung glücklich macht." Er stellte sich dicht vor sie und legte die Arme um ihren Körper.
„Du machst mich glücklich", flüsterte sie, zog wieder an seinem Shirt und küsste ihn zärtlich. Seine Lippen waren so wunderbar weich und er schmeckte nach Kaffee und einfach nach Hood. Rachel verlor sich in seinen Lippen, glitt mit den Händen nach oben in seine Haare und fuhr mit spitzen Fingern durch seine wilden Locken. Ein wohliges Grummeln entkam ihm, als er sich nach vorn beugte, die Arme neu positionierte und sie mit einer schnellen Bewegung in seine Arme hob. Ein überraschter Laut kam von ihr, wurde aber gedämpft, als er seine Lippen wieder auf ihre drückte. Im Schlafzimmer angekommen, setzte er sie aufs Bett und ließ einen Moment von ihr ab, um in ihre Augen zu sehen.
„Bist du sicher, dass du bereit dafür bist?", fragte sie nur. Das, was sie am Abend zuvor gesagt hatte, meinte sie auch so. Nachdem sie nun so lange aufeinander gewartet hatten, machten ein paar mehr Wochen auch nichts mehr. In seinen Augen konnte sie neben dem Verlangen, das ihr den Atem nahm, auch noch ein Hauch von Angst sehen.
„Ich will dich mehr als alles andere, aber ich habe Sorge, dass ich dir nicht reiche. Ich habe wirklich lange nicht mehr…" Sein Blick ging zu Boden. Doch Rachel lächelte.
„Mach dir nicht so viele Gedanken. Ich bin mir sicher, dass du das sehr gut machst." Sie streichelte über seine Wange und er hob den Blick wieder.
„Und wenn nicht?"
„Dann finden wir gemeinsam eine Lösung, das tun wir doch immer", verwendete sie die gleichen Worte, die er verwendet hatte. Und sie lehnte sich nach vorn und küsste ihn wieder, bis die Angst aus seinem Körper wich und er begann seine Finger über sie wandern zu lassen. Sie ließen sich Zeit, erforschten den Körper des anderen mit Fingern und Zungen und gaben sich ihrer Leidenschaft hin.
Author´s note: Ich bin mir nicht ganz sicher, wie schlüpfrig ich in Kategorie T werden darf, deswegen belasse ich es mal dabei und ihr müsst euch die Szene selbst etwas ausführlicher gestalten. Ein Kapitel wartet noch auf uns, es wird wahrscheinlich nicht besonders lang, soll nur noch ein paar lose Enden verknüpfen. Bleibt also gerne dran, bald gibt es das finale Update.
