Benji!
Eve's Kugelschreiber fällt zu Boden. Sie will sich gerade bücken, um ihn aufzuheben, doch Benji ist schneller. Der Kugelschreiber ist genau vor seine Füße gerollt. Er hebt ihn auf und wendet sich an Eve.
"Hier, ich hab ihn. Ein schönes Stück, sogar dein Name ist eingraviert. Und wie es aussieht, ist er auch überhaupt nicht kaputt gegangen."
Er reicht ihn Eve rüber. Diese lächelt Benji dankbar an.
"Danke dir, da hab ich ja nochmal Glück gehabt. Ich hätte ziemlichen Ärger bekommen, wenn der Kugelschreiber kaputt gegangen wäre. Ist nämlich ein Geschenk. Du bist ein echter Lebensretter."
Benji grinst verschmitzt.
"Aber ich hab doch gar nichts gemacht, ihn nur aufgehoben. Übrigens muss ich dir sagen, du siehst heute echt gut aus. Ganz anders als sonst in dieser langweiligen Schuluniform. Ich bin ja sowieso der Meinung, die gehört längst abgeschafft." "Ja, stimmt, finde ich auch. Aber ich befürchte, da würden unsere Lehrer niemals mitspielen. Mrs. Spears würde vermutlich sofort eine Petition starten, um dagegen vorzugehen. Für die ist doch der Casual Friday schon eine Zumutung."
"Ja, wohl wahr. Ich habe heute Morgen gesehen, wie sie dich zu sich zitiert hat. Sie war wohl von deinem Outfit nicht sehr angetan."
Eve nickt, sie spürt, wie eine leichte Röte in ihr hochsteigt. "Scheint so, aber wie du siehst, konnte sie nichts dagegen machen."
"Ein Glück, wäre wirklich jammerschade gewesen. Der Tag wäre definitiv um ein Highlight ärmer gewesen."
Eve kichert nervös.
"Ach komm, jetzt übertreibst du aber."
Benji lächelt sie breit an.
"Nein, überhaupt nicht. Ich glaube, ich habe dich bisher völlig falsch eingeschätzt."
Eve zwinkert ihm zu.
"Wie hast du mich denn bisher eingeschätzt?"
"Das möchte ich lieber für mich behalten. Auf jeden Fall scheine ich mich gründlich getäuscht zu haben. Sag mal, interessierst du dich zufällig für Musik?" wechselt Benji das Thema.
"Na klar!" meint Eve begeistert. "Ich hatte jahrelang Klavierunterricht und ich spiele Geige. Außerdem tanze ich." "Das ist ja cool. Ich weiß nicht, ob du es weißt, aber ich spiele in einer Band."
Natürlich wusste Eve, dass Benji in einer Band mitspielt. Aber sie winkt lässig ab.
"Interessant. Und welchen Part spielst du?"
"Ich spiele E-Gitarre und singe auch."
Während Benji Eve noch mehr von seiner Band erzählt, verlassen die beiden das Klassenzimmer und gehen den Flur entlang. Eve hängt andächtig an Benjis Lippen und ist gleichzeitig bemüht, seine Bewunderung für ihn nicht offen zu zeigen. Mit einem Mal räuspert Benji sich.
"Du, das kommt jetzt vielleicht etwas plötzlich, aber hast du heute Nachmittag Zeit?"
Eves Herz beginnt heftig zu klopfen.
"Wieso fragst du?"
"Naja, ich will mir schon lange eine neue Gitarre kaufen. Meine Alte ist nur noch Schrott. Ich wollte heute Nachmittag mal durch die Läden ziehen und mich ein bisschen umsehen. Ich könnte noch eine Beratung gebrauchen. Jemand, der Ahnung von Musik hat. Wie wär's? Hast du Lust, mich zu begleiten?"
Eves Herz macht einen gewaltigen Sprung. Da fällt ihr ein, dass sie eigentlich heute Nachmittag Geigenunterricht hat. Aber sie beschließt kurzerhand, diesen zu schwänzen. Die Verabredung mit Benji scheint ihr um einiges wichtiger. Sie wiegt den Kopf hin und her und meint betont lässig.
"Heute Nachmittag…..lass mich mal überlegen….Du hast Glück, eigentlich hatte ich schon was vor, aber das kann ich auch verschieben."
Benji strahlt sie begeistert an.
"Dann ist es also abgemacht. Wir treffen uns nach Schulschluss am Eingang. Und dann ziehen wir zusammen los.
Eve nickt. Sie hat große Mühe, ihre Freude und Aufregung zu verbergen.
"Ja gut, bis später dann. Ich freu mich."
"Ich mich auch."
Benji zwinkert ihr noch einmal zu und verschwindet. Eve wartet, bis er um die nächste Ecke gebogen ist. Erst dann jubelt sie los und hüpft aufgeregt herum. Sie kann es kaum glauben. Sie hat eine Verabredung mit Benji. Aufgeregt macht sie sich auf den Weg in die Cafeteria, um Melody zu suchen. Brühwarm erzählt sie ihr was sich gerade abgespielt hat. Melody starrt sie ungläubig an.
"Wow, ich fass es nicht, das ist ja so aufregend. Du musst mir nachher unbedingt erzählen, wie es gelaufen ist. Ich will alles wissen."
Den restlichen Tag fällt es Eve sehr schwer, sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Aufgeregt fiebert sie den Schulschluss entgegen. Als es endlich klingelt und die letzte Stunde vorbei ist, packt sie in Windeseilen ihre Sachen zusammen und rennt zum Eingang hin.
Zur gleichen Zeit ist ihre Mutter in der Stadt unterwegs. Fran hatte einige Besorgungen zu erledigen. Die Geschichte mit Eve spuckt ihr immer noch im Kopf herum. Auf der Fahrt kommt sie am Einkaufszentrum vorbei. Spontan beschließt sie, zu halten. Shoppen war immer noch das beste Mittel, um ihre Nerven zu beruhigen.
