Ein wundervoller Abend!
„Danke", stammelt Fran schließlich.
„Es war mir eine Freude, Miss...?"
„Fine, Fran Fine."
„Freut mich Sie kennenzulernen! Maxwell Sheffield."
Maxwell bemerkt, dass Fran auf seinen Namen nicht besonders reagiert. Normalerweise schnappen Mädchen sofort nach Luft, wenn sie seinen Namen hören, da der Name „Sheffield" für Reichtum und Wohlstand steht.
Anscheinend ist sie neu hier. Maxwell freut sich noch mehr, sie kennenzulernen. Er lächelt breit.
„Entschuldigen Sie, aber ich habe Sie hier noch nie gesehen. Sind Sie mit den Kents verwandt?" Fran schüttelt den Kopf.
„Nein, ich bin das Au-pair-Mädchen."
„Ah, deshalb haben Sie vorhin die Kinder unterhalten. Ich glaube, Ihr Tisch war der fröhlichste in der ganzen Runde."
Fran wird wieder rot und lächelt verlegen. Dann fragt sie ihn aus heiterem Himmel.
„Mir scheint, Sie legen keinen großen Wert darauf, auf Partys und Soireen zu gehen?"
„Um ehrlich zu sein, nicht wirklich, und Sie?"
„Nun, das ist alles ziemlich neu für mich. Ich war noch nie auf so eleganten Partys."
In diesem Moment beginnt die Musik wieder zu spielen und Maxwell fordert Fran zum Tanz auf. Fran hat wenig Erfahrung mit Standardtänzen, aber Maxwell ist ein geübter Tänzer und führt sie geschmeidig über die Tanzfläche. Viele Menschen werfen ihnen bewundernde Blicke zu. Nur ein Augenpaar mustert sie kritisch. Elizabeth Sheffield starrt mit einem eher abschätzigen Blick auf das Mädchen, mit dem ihr Sohn tanzt. Sie kennt sie nicht, also kann sie keine Tochter ihrer Kreise sein. Sie wendet sich an die Gastgeberin.
„Ein wunderschöner Abend, meine Liebe. Übrigens, verrate mir, wer ist dieses junge Mädchen, mit dem Maxwell tanzt?"
Mrs. Kent blickt zur Tanzfläche.
„Das ist Fran Fine, unser Au Pair Mädchen. Ein echter Juwel. Fleißig, zuverlässig und die Mädchen vergöttern sie."
„Mhhh und woher kommt sie?"
„Aus New York."
Elizabeth Sheffields Augen verdunkeln sich noch mehr. Ein Au Pair Mädchen. Die kommen normalerweise nicht aus wohlhabenden Familien.
Fran und Maxwell sind inzwischen müde und durstig vom vielen Tanzen und beschließen, eine Pause einzulegen. Gemeinsam gehen sie zur Bar.
„Was möchten Sie trinken, Miss Fine?"
„Am liebsten Wasser. Mir brummt schon der Kopf. Wenn ich jetzt was trinke, schlafe ich ein und Sie müssen mich in mein Bett tragen."
Sofort beißt Fran sich im selben Moment auf die Lippen und wird knallrot. Verlegen verbirgt sie ihr Gesicht. Doch Maxwell lacht nur über ihre Bemerkung und meint grinsend:
„Das sollten wir lieber nicht riskieren."
Er holt ein Wasser für Fran und ein Glas Wein für sich. Die beiden gehen auf die Terrasse, um frische Luft zu schnappen. Fran ist noch immer zutiefst beschämt über ihren Ausrutscher. Warum muss sie immer so weit den Mund aufreißen? Was fällt ihr ein, mit einem Gentleman wie Maxwell zu reden, als wäre sie zu Hause?
Maxwell hingegen fand Frans Aussage ziemlich charmant. Sicher, sie war nicht ganz angemessen. Aber er mag Frans lockere Art. Sie ist nicht so steif und schweigsam wie die anderen. Neugierig fragt er.
„Heißen Sie wirklich Fran? Ich meine nur, ich habe diesen Namen noch nie gehört."
„Eigentlich Francine, aber so nennt mich nur meine Mutter wenn sie wütend ist. Niemand sonst hat mich jemals so genannt."
„Schade, ich finde, es ist ein sehr schöner Name! Darf ich dich Francine nennen, auch wenn ich gerade nicht wütend auf dich bin?"
Fran nickt. Sie spürt plötzlich wieder diese Hitze. Wenn ihre Mutter sie so nennt, hat der Name etwas ziemlich Bedrohliches. Aber in der sanften Art, wie Maxwell ihn ausspricht, gefällt ihr der Name.
In den nächsten Stunden unterhalten sie sich über alles Mögliche und werden immer vertrauter miteinander. Maxwell erzählt von den Internaten, die er besucht hat, und vom College. Fran erzählt, wie sie den Job bei den Kents bekommen hat und wie viel Spaß sie mit Susan und Meredith hat. Bald kommt es ihnen so vor, als ob sie sich schon seit Jahren kennen würden.
Sie sitzen lange da, bis sie bemerken, dass immer mehr Gäste das Haus verlassen. Maxwell steht auf.
„Ich fürchte, ich sollte nach meinen Leuten sehen. Sonst vergessen sie mich und lassen mich hier zurück. Nicht, dass das das Schlimmste wäre."
Also macht sich Maxwell auf die Suche nach seiner Familie. Fran hilft dem Rest des Personals beim Aufräumen. Sie verliert Maxwell aus den Augen. Sie sieht ihn erst wieder, als er und seine Familie sich verabschieden wollen. Seine Familie ist einer der Letzten die aufbrechen. Fran eilt zu ihnen um sich ebenfalls zu verabschieden. Maxwell reicht ihr sehr förmlich die Hand.
„Auf Wiedersehen, Miss Fine!"
Fran versucht, sich ihr Erstaunen nicht anmerken zu lassen.
„Gute Nacht, Mr. Sheffield!"
Offenbar will er nicht, dass seine Familie ihre Vertrautheit bemerkt. Fran spürt, wie er ihr einen kleinen Zettel in die Hand drückt. Schnell versteckt sie ihn in ihrer Hand.
Sie wartet, bis sie in ihrem Zimmer ist. Dort faltet sie den Zettel auseinander.
~Morgen um 9 Uhr im Café Paris! Grüße Maxwell!~
Fran hätte am liebsten laut gejubelt. Er hat sie zu einem Date eingeladen. Er will sie wiedersehen. Deshalb hat er sie gefragt, wann sie frei hat. Beschwingt klettert sie in ihr Bett. Doch sie fühlt sich auch ein wenig unsicher. Maxwell ist ein weltgewandter, hochgebildeter junger Mann aus reicher Familie und sie? Das kann doch nicht wirklich funktionieren. Aber andererseits hat er sie eingeladen und sie kann es kaum erwarten, ihn wiederzusehen. Vor lauter Vorfreude fällt es ihr schwer einzuschlafen.
Auch Maxwell liegt in seinem Bett und grübelt. War es zu voreilig, sie einfach nach einem Date zu fragen? Was, wenn sie sich jetzt überrumpelt fühlt? Aber er will sie unbedingt wiedersehen und manchmal muss man im Leben auch mal etwas riskieren. Er bleibt lange wach und hofft inständig, dass sie kommt.
