„Hallo! Ich bin wieder da! HAAALLOOO! Wo steckt ihr denn alle?"
Luke Vader rotierte um seine eigene Achse und versuchte, die Geräuschkulisse eines imperialen Sondendroiden zu imitieren, während er nach vertrauten Gesichtern Ausschau hielt.
Doch bis jetzt war nur der ziemlich strapaziert wirkende Lieutenant zu sehen, der Luke vom Raumhafen abgeholt und ihn nach Hause gefahren hatte – ein Trip, der übrigens ein klein wenig abenteuerlicher und vor allem sehr viel mühseliger ausgefallen war, als Lieutenant Dhorany es sich ursprünglich vorgestellt hatte. Nun war er damit beschäftigt, das umfangreiche Gepäck seines Schützlings aus dem hoffnungslos überfüllten Kofferraum seines Gleiters auszuladen und hereinzuschleppen, eine Aufgabe, die ihn auch nicht gerade glücklich machte, wenn man nach seinem Gesichtsausdruck urteilte. Es war jedenfalls nicht zu übersehen, dass Dhorany seine Rolle als Chauffeur und Babysitter in einer Person inzwischen mehr als satt hatte.
Er stolperte über ein widerspenstiges Surfbrett, fluchte herzhaft, ließ ein reichlich sorglos verschnürtes Paket aus Smashballschlägern, Floretten und Skistöcken mit einem viel sagenden Knall neben dem inzwischen aufgehäuften Stapel von Lukes Habseligkeiten fallen und verkündete sodann mit einem alarmierend zähnefletschenden Lächeln: „So, das war's. Schöne Ferien, Kleiner! Und bevor ich es vergesse: Wenn du wieder mal mit mir unterwegs sein solltest, dann schalten wir das verdammte Ding da drüben SOFORT ab, okay?"
Der Lieutenant warf einen letzten flammenden Blick auf den deaktivierten Astromech-Droiden, der ihm an einem einzigen Vormittag mehr Ärger gemacht hatte als eine sorgfältig trainierte Sabotageeinheit der Rebellen in einem ganzen Jahr, und ergriff sofort die Flucht, ohne auch nur Lukes Antwort abzuwarten.
Luke starrte erstaunt hinter ihm her. „Wow! Der hat's aber plötzlich eilig", murmelte er vor sich hin.
Er fragte sich, ob Dhoranys überstürzter Abschied wohl mit dem kleinen Einkaufsbummel in Imperial City zusammenhing, ein nicht autorisierter Abstecher, der von Luke schon auf Carida mit strategisch geschulter Sorgfalt geplant, aber hier auf Coruscant scheinbar völlig spontan durchgeführt worden war. Oder lag es vielleicht doch eher daran, dass R2D2 bei dieser Gelegenheit irgendwie gleich zweimal hintereinander das Kunststück fertiggebracht hatte, für eine nervenzerreißende Stunde spurlos zu verschwinden? Es war doch nicht Lukes Schuld, dass in der Endphase von R2s letztem Streifzug Heerscharen von Verkäufern und Security-Leuten das ganze Shopping-Center auf den Kopf gestellt hatten und schließlich der Geschäftsführer höchstpersönlich aufmarschiert war, um den drei Unruhestiftern unter großem Gebrüll ein lebenslängliches Hausverbot zu erteilen – oder?
Nein, nein! Luke war felsenfest davon überzeugt, dass ER garantiert nichts damit zu tun hatte, wenn Dhoranys Stimmungsbarometer auf den absoluten Tiefpunkt abgesunken war. Aber da gerade C3PO auf ihn zugestakst kam, gefolgt von einem ganzen Rudel endlich aufgescheuchter dienstbarer Geister, blieb ihm auch keine Zeit mehr, weiter über die rätselhaften Launen und die bemerkenswerte Stressanfälligkeit der Adjutanten seines Vaters nachzugrübeln.
„Ah, Master Luke! Es tut ja so gut, Sie wieder voll funktionsfähig zu sehen", rief C3PO.
Jetzt starrte Luke IHN erstaunt an. „Was soll das? Ich war doch gar nicht krank, 3PO."
Der goldfarbene Droide warf seine Arme mit jener theatralischen Geste in die Luft, die bei ihm Erstaunen demonstrierte. „Ach nein?"
„Nein. Ich war auf Carida. Das müsstest du doch eigentlich wissen."
„Ach ja?"
„JA, 3PO!"
„Aber ich dachte ... Ich war wirklich davon überzeugt ..." Der Protokolldroide erstarrte für ein paar Sekunden, dann ruckte und zuckte sein Kopf hektisch hin und her, während seine Videosensoren abwechselnd erloschen und wieder aufflammten, was aussah, als würde er nervös blinzeln. „Ach du meine Güte!" rief er kläglich. „Ich fürchte, ICH bin zurzeit nicht voll funktionsfähig."
Luke klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Das macht nichts. Du hast immerhin schon ein paar Jährchen auf dem Buckel, da kann so ein kleiner Aussetzer schon mal vorkommen. Reg dich bloß nicht auf, das kriegen wir schon wieder hin. Es ist alles nur eine Frage der Wartung. Weißt du was? Wenn ich morgen Zeit habe, nehme ich dich mal so richtig auseinander. Dir sind wahrscheinlich nur ein paar Logikschaltkreise durchgebrannt oder so was in der Art. Das ist ruckzuck erledigt. Alles kein Problem."
„Danke, Master Luke!" sagte 3PO mit Inbrunst.
„Schon gut. Sag mal, wo ist eigentlich die ganze Familie abgeblieben?"
3PO, erleichtert, dass ihm nur eine simple Auskunft abverlangt wurde, verfiel sofort wieder in sein übliches Brimborium.
„Seine Lordschaft befindet sich meines Wissens bei einer Generalsstabs-Konferenz im Kriegsministerium", flötete er. „Lady Padmé ist auf einer Inspektionstour mit dem Komitee für die Bepflanzung der öffentlichen Grünanlagen unterwegs. Und Mistress Leia ..."
„... steht direkt hinter dir, Bruderherz."
Luke wirbelte herum, unwillkürlich ein wenig erschrocken. Es kam jetzt nur noch selten vor, dass sich jemand unbemerkt an ihn heranschleichen konnte. Eigentlich kam es überhaupt nicht mehr vor. Denn eigentlich schaffte das nur noch sein Vater. Aber Leia seltsamerweise auch ...
„Hey Schwesterherz!"
Luke strahlte und versuchte tapfer, sich die zweite Überraschung innerhalb von zwei Sekunden nicht anmerken zu lassen, aber das ging einfach über seine Kräfte.
„Äh ... neue Frisur?" platzte er heraus, als er es nicht mehr länger aushielt. (Taktgefühl gehörte nicht unbedingt zu seinen Stärken.)
Leias eben noch so offenes Gesicht schnappte sofort zu wie eine Mausefalle. Man konnte es förmlich hören: ZACK!
„Ich weiß, dass ich einfach grausam aussehe", sagte sie schroff. „Und DU könntest wenigstens so nett sein ..."
„Aber du siehst gut aus!" widersprach Luke hastig und ein klein wenig verzweifelt. „Es ... es steht dir irgendwie. Wirklich!"
Doch Leia war leider vollkommen immun gegen jede Form der Schmeichelei. Und sie fuhr grundsätzlich sofort die Krallen aus, wenn sie merkte, dass sie bezirzt werden sollte.
„Lügner!" fauchte sie.
"Ach, komm schon, Süße. Wir müssen uns nicht gleich wieder in die Wolle kriegen, oder?"
Leia hüllte sich in Schweigen, verschränkte aber die Arme über ihrer fast unsichtbaren Brust, was an sich schon eine Kampfansage war.
Luke suchte krampfhaft nach einem harmlosen Gesprächsthema, was schon unter normalen Bedingungen eine echte Herausforderung war. Tatsächlich glich allmählich jede Unterhaltung mit seinem reizbaren Zwilling einem Tanz auf einem Minenfeld. Ein Schritt in die falsche Richtung und schon flogen die Fetzen ...
„Was ist eigentlich mit dem guten alten 3PO los? Der ist ja ganz schön von der Rolle", sagte er schließlich.
Diese Frage konnte er sich übrigens nur leisten, weil der Protokolldroide inzwischen den Dienstboten und Lukes Gepäck nach oben gefolgt war, denn 3PO war fast genauso empfindlich wie seine junge Herrin. Aber Leias Haltung entspannte sich sofort merklich.
„Ich weiß auch nicht", sagte sie zögernd. „Er ist wirklich ein bisschen wirr. Schon seit einer ganzen Weile. Ich hätte längst mal ein Diagnoseprogramm durch seine Persönlichkeitsmatrix laufen lassen sollen. Aber das ist ziemlich knifflig und ich hatte Angst, ihn zu beschädigen. Deshalb habe ich lieber damit gewartet, bis du nach Hause kommst."
Luke sah seine Schwester forschend an. „Warum hast du es nicht einfach Dad erzählt? Er hätte das bestimmt schon längst für dich erledigt, wenn du ihn darum gebeten hättest."
Große dunkle Augen verwandelten sich sofort in funkelnde schmale Schlitze.
„Niemals!" zischte Leia.
Und damit war natürlich auch dieses Thema abgehakt.
Luke seufzte ein wenig. Der permanente Kleinkrieg zwischen seiner Schwester und seinem Vater war ein Kapitel für sich und ein trauriges noch dazu. Tatsächlich hatte sich die scheinbar unüberbrückbare Kluft zwischen den beiden langsam, aber sicher zu einer Bürde entwickelt, mit der Luke sich schlicht und einfach überfordert fühlte.
Seine Position in diesem hausgemachten kleinen Familiendrama war ohnehin ausgesprochen heikel, weil er genau wie seine Mutter grundsätzlich zwischen zwei Stühlen saß. Er liebte Leia, aber er hing auch sehr an Vader. Es war ein ständiger Loyalitätskonflikt für ihn, denn wenn er seine Schwester in Schutz nahm, verletzte er seinen Vater. Wenn er aber Vaders Standpunkt verteidigte, dann fühlte Leia sich sofort verraten und verkauft. Es war ein Balanceakt zwischen zwei feindlichen Stellungen und Luke hatte allmählich wirklich genug von dieser endlosen Gratwanderung und den unweigerlich damit verbundenen Schuldgefühlen. Denn er fühlte sich schuldig, wenn er sah, wie unglücklich seine Schwester und wie verbittert sein Vater war.
Doch jeder Versuch, zwischen den beiden zu vermitteln, endete unweigerlich in einem Desaster. Sowohl Vader als auch Leia hatten die Tendenz, mit Turbolasern auf unerwünschte Friedenstauben zu schießen. Im Lauf der Jahre war es sogar schon mehrmals so weit gekommen, dass zu guter Letzt irgendwie ALLE auf Luke wütend gewesen waren – sogar Padmé, die doch eigentlich die Bemühungen ihres Sohnes am ehesten hätte verstehen und zu schätzen wissen sollen.
Überhaupt Padmé ... da gab es in letzter Zeit auch so manches, über das Luke sich den Kopf zerbrach. Dass zwischen seiner Mutter und seiner Schwester ebenfalls schon längst nicht mehr Harmonie und Einigkeit herrschte, war eine Sache. Aber zwischen seinen Eltern schienen die Dinge auch allmählich ein wenig aus dem Ruder zu laufen – und das war nun eindeutig mehr als Luke ertragen konnte.
Nichts als offener Streit und heimlich vor sich hin gärende Spannungen – unter diesen Umständen war es eigentlich gar nicht so schlecht, Coruscant für eine Weile den Rücken zu kehren. Denn eines stand fest: Gegen den überkochenden häuslichen Krisenherd wirkte sogar die Militärakademie auf Carida wie ein Hort voller Nestwärme und Geborgenheit für die dort versammelten Küken. Oder vielleicht doch nicht?
Luke betastete zaghaft seine Hosentasche, in der es verdächtig knisterte. Ja, der Brief von Commander Villiar war offensichtlich immer noch da. Leider! Luke war auf der Rückreise von Carida mehrfach beinahe der Versuchung erlegen, das lästige Flimsiplastkuvert mit seinem bedrohlichen Inhalt einfach im nächstbesten Müllschlucker zu entsorgen, aber er wusste, dass das auch keine Lösung war. Commander Villiar erwartete nämlich umgehend eine Antwort von Lukes Erziehungsberechtigten und er gehörte zu der hartnäckigen Sorte. Ach ja, das Leben war wirklich hart und ungerecht ... Manchmal jedenfalls ...
„Schläfst du mit offenen Augen oder was?"
Die ungeduldige Frage wurde von einem ziemlich energischen Rippenstoß begleitet. Leia hasste es, von ihrem Bruder vergessen zu werden und schreckte nie davor zurück, sich auf möglichst rabiate Weise in Erinnerung zu bringen, das kleine Biest!
Luke, schmerzhaft aus seinen tiefschürfenden Gedanken gerissen, warf seiner Schwester einen langen strengen Blick zu, der völlig wirkungslos an ihr abprallte.
„Ich muss jetzt los", sagte sie. „Tanzstunde!" Sie sprach es aus wie ein besonders obszönes Schimpfwort.
„Oh Gott!"
Luke war sofort wieder voller Mitgefühl angesichts dieser Heimsuchung, von der er selbst übrigens auch nicht verschont blieb. Der Weg ins Erwachsenendasein war ein langer und dornenreicher Pfad für die Vader-Zwillinge, denn zur imperialen Oberschicht zu gehören und eines Tages im Palast des Imperators ein- und ausgehen zu dürfen, forderte definitiv seinen Preis – und was für einen Preis!
Aber zumindest hier und jetzt fühlte Luke sich frei wie ein Vogel, weshalb er, sobald seine bedauernswerte Schwester zu ihrer wöchentlichen Quälerei entschwunden war, sofort die Treppe hinauf rannte, immer zwei Stufen auf einmal nehmend.
Seine Zimmer befanden sich neben Leias Suite am Ende eines Korridors im ersten Obergeschoss und darüber hinaus in einem Zustand makelloser Ordnung – ein trostloser Anblick, der bei Luke sofort eine heftige Abwehrreaktion auslöste. Dank seiner langjährigen Praxis auf diesem Gebiet stiftete er innerhalb von wenigen Minuten ein sehr viel gemütlicheres Chaos, indem er einfach wie ein Wirbelwind durch alle Räume fegte und den Inhalt von zwei Koffern und mehreren Reisetaschen mit Hilfe der Macht und einer sorgfältig einstudierten Smashball-Wurftechnik in alle vier Himmelsrichtungen gleichzeitig verstreute.
Als er so viel Durcheinander um sich herum verbreitet hatte, wie es überhaupt nur möglich war, entschied er, dass es höchste Zeit war, seine Kadettenuniform gegen ein betont lässiges Freizeit-Outfit auszutauschen. Kurz entschlossen schlüpfte er in seine Lieblingsjogginghose, ein schlabberiges, verwaschenes und an den Knien stark ausgebeultes Stück, das auch noch reichlich Hochwasser aufwies, weil Luke in den letzten Monaten endlich ein paar entscheidende Zentimeter in die Höhe geschossen war. Anschließend zog er sich einen genauso ausgeleierten und stark abgewetzten Wollpullover über, der an ihm herunterhing wie ein Sack und alles in allem an einen uralten Teppich unter akutem Mottenbefall erinnerte.
Endlich ferienmäßig ausstaffiert, warf Luke seine Stereoanlage an, drehte den Volume-Regler auf Maximalleistung und gab sich zu den Klängen seiner Lieblingsband „Corellian Pirates" seiner neu gewonnen Freiheit hin.
Wuchtige Bässe grollten, dröhnten, schepperten und stöhnten mit der gefühlten Phonstärke von Sternzerstörer-Triebwerken aus den riesigen, diskret in die Wände eingelassenen Boxen. In dem Salon direkt unter Lukes Wohnzimmer zitterten und klirrten die hauchdünnen Kristallprismen eines gigantischen Kronleuchters aus Sympathie oder vielleicht auch aus Angst im gleichen Rhythmus mit. Die elektronisch verstärkten Stimmen der „Pirates" verkündeten ihre fragwürdige Botschaft mit einem ohrenbetäubenden Geheul, das einem hungrigen Wolfsrudel in einer frostklaren Vollmondnacht alle Ehre gemacht hätte. Luke sang aus voller Kehle mit, nicht besonders melodisch, aber dafür mit großer Begeisterung – und vor allem sehr, sehr laut.
„Man hört sofort, dass du zurück bist, Junge", teilte eine tiefe Stimme mitten im ohrenbetäubenden Finale des vierten Songs mit. „Schon von der Haustür aus! Sagt dir eigentlich der Begriff Zimmerlautstärke irgendetwas?"
„HEY DAD!" schrie Luke und warf sich voller Überschwang in die Arme seines so unerwartet aufgetauchten Erzeugers.
Vader wankte ein wenig unter diesem emotionalen Angriff, erholte sich aber bemerkenswert schnell von seiner Rührung. Er hatte immerhin einen Ruf zu wahren, also bloß keine überflüssige Gefühlsduselei.
„Nenn mich nicht Dad! Du weißt genau, dass ich das nicht ausstehen kann. Und was heißt hier eigentlich ‚Hey'? In deinem Alter solltest du wirklich schon dazu in der Lage sein, wie ein halbwegs zivilisierter Mensch zu sprechen."
„Guten Tag, Sir!" schmetterte Luke und rundete seine hastig eingenommene Habtachtstellung durch einen übertrieben zackigen Salut ab.
„So steif und förmlich brauchst du jetzt auch wieder nicht zu sein – jedenfalls nicht wenn wir unter uns sind", fügte Vader nach einer kurzen Denkpause hinzu.
Sein Sohn verdrehte bereits die Augen in Richtung Zimmerdecke, versuchte aber noch einmal sein Glück. „Hallo Vater!"
„Schon besser. Aber schrei gefälligst nicht so! ICH bin schließlich nicht schwerhörig – noch nicht! Wie das nach acht Wochen Dauerbeschallung durch deine Ghettomusik aussieht, ist allerdings eine andere Frage ... Falls man das überhaupt noch als Musik bezeichnen kann. Klingt irgendwie nach akustischer Folter. Was ist das für ein furchtbares Gejaule? Nicht einmal eine verbrühte Katze könnte solche Töne von sich geben. Wie hältst du das nur aus?"
Luke verkniff sich eine provozierende Antwort über die allgemein bekannten musikalischen Defizite von hoffnungslos spießigen und altmodischen Erwachsenen und würgte um des lieben Friedens willen die beanstandete Lärmquelle ab.
„Na also. Warum nicht gleich so? Jetzt müssen wir uns wenigstens vorläufig keine Sorgen mehr darüber machen, dass alle Bilder von der Wand fallen oder dein Trommelfell platzt oder sonst was. Lass dich mal ansehen, Junge ... Großer Sith!" stieß Vader hervor, als ihm die wild bewegte Aufmachung seines Sprösslings ins Auge fiel. „Hast du nichts Vernünftiges zum Anziehen gefunden?"
„Nein. Ich bin nämlich mindestens einen halben Meter gewachsen und jetzt sind mir alle vernünftigen Sachen viel zu klein", behauptete Luke in der stillen Hoffnung, weiteren väterlichen Ermahnungen vorzubeugen.
Natürlich erwies sich diese Hoffnung als Trugschluss.
„Übertreib nicht immer so, Junge. Mindestens einen halben Meter – also wirklich! Na, jedenfalls brauchst du neue Sachen. Am besten gehst du gleich morgen mit deiner Mutter einkaufen."
Kleider einkaufen? Und das unter den Argusaugen von Padmé, der vor lauter Stilgefühl und Eleganz jedes Verständnis für die Wünsche und Bedürfnisse eines modebewussten MÄNNLICHEN Teenagers abging? Schon bei der bloßen Vorstellung brach Luke fast zusammen, was mit gewissen traumatischen Erinnerungen an ähnlich aufreibende und frustrierende Ausflüge zusammenhing.
„Bloß das nicht, Dad!" jammerte er. „Ehrlich, Mom hat doch absolut keine Ahnung, was heutzutage angesagt ist. "
„Nenn mich nicht Dad! Und deine MUTTER", sagte Vader, jede Silbe betonend, „hat viel mehr Ahnung davon als du, Junge. Sie wird jedenfalls nicht zulassen, dass du wieder mit einer knallroten Windjacke voller blinkender kleiner Lichter nach Hause kommst, die man ebenso gut als Verkehrsschild benutzen könnte. Oder mit einer Hose, deren Hintern dir bis zu den Kniekehlen herunterhängt, so dass du aussiehst wie ein Zweijähriger mit vollen Windeln. Oder mit einem Hemd, das von oben bis unten mit Totenköpfen aus 3D-Pailletten bestickt ist. Oder mit ..."
"Ist ja gut, ist ja gut! Damals hatte ich wirklich eine klitzekleine Geschmacksverirrung, okay? Aber heute bin ich viel älter und viel klüger und deshalb kann ich jetzt auch alleine einkaufen gehen. Ich brauche kein Kindermädchen mehr, Dad!"
„Ach ja? Da habe ich aber gerade vor einer Viertelstunde etwas ganz anderes gehört", trumpfte Vader auf.
Es dauerte einen Moment, bis Luke die Implikationen dieser Bemerkung völlig erfasst hatte.
„Hätte ich mir doch gleich denken können, dass dieser steife Stiesel mich bei dir verpetzt", sagte er erbittert. „Der hat einfach überhaupt keinen Sinn für Humor!"
Vader verschränkte die Arme über der Brust – jetzt wusste Luke endlich, woher Leia das hatte! – und sah auf seinen Sohn hinunter.
„Nur zu deiner Information: Es ist Lieutenant Dhoranys Pflicht, mir Bericht zu erstatten. Ganz besonders dann, wenn er mit über zwei Stunden Verspätung bei mir eintrudelt! Und was hat Pflichtbewusstsein mit Humor zu tun?"
„Gar nichts. Das sieht man ja an dir. Du bist der pflichtbewussteste Vater der Welt. Und der humorloseste noch dazu", erklärte Luke kategorisch.
Vader zog es vor, nicht auf diesen Vorwurf einzugehen – was teilweise daran lag, dass er nicht völlig sicher war, ob er sich hier geschickt aus der Affäre ziehen konnte, ohne an Autorität einzubüßen.
„Ich glaube nicht, dass es ein Zeichen von Humorlosigkeit ist, wenn Dhorany es überhaupt nicht komisch findet, stundenlang hinter diesem grenzdebilen Schrotthaufen herjagen zu müssen."
Vader warf einen finsteren Blick auf den kleinen Astromech, der in einer Ecke neben der Tür stand und glücklicherweise immer noch abgeschaltet war. (Niemand konnte so frech werden wie R2, wenn er als grenzdebiler Schrotthaufen bezeichnet wurde. Und niemand konnte so heftig reagieren wie Darth Vader, wenn jemand ihm gegenüber frech wurde.)
„Und das alles nur, weil du Dhorany praktisch dazu gezwungen hast, mitten in Imperial City anzuhalten, Junge."
„Was heißt hier gezwungen? Mir war wirklich wahnsinnig schlecht, Dad ..."
„So wahnsinnig schlecht, dass du sofort eine Riesenportion fettiges Fastfood in dich hineinstopfen konntest?" fragte Vader mit einem süffisanten kleinen Lächeln.
„... schlecht vor Hunger!" ergänzte Luke geistesgegenwärtig. (Flexibilität und Schlagfertigkeit – das war das oberste Gebot, wenn man sich mit seinem Vater von Mensch zu Mensch unterhielt!) „Und dann musste ich mal dringend irgendwohin ..."
„Und die einzige Kundentoilette weit und breit war natürlich ausgerechnet in diesem Software-Laden, wo heute ein brandneues Addon für dein Lieblingsspiel verkauft worden ist und das auch noch in limitierter Stückzahl. Was für ein Zufall, Sohn! Oder sollen wir es doch lieber auf die Macht der Holowerbung schieben?"
„Na ja, du sagst doch selber immer, dass man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen soll, wenn sich schon die Gelegenheit dazu ergibt", verteidigte sich Luke. „Und ich weiß auch gar nicht, was du eigentlich willst. Na schön, R2 ist uns ein paarmal abgehauen, aber es war irgendwie trotzdem ganz lustig. Dein Dhorany kann doch froh sein, wenn er mal ein bisschen Abwechslung hat."
„Ob du es glaubst oder nicht, aber meine Adjutanten haben tatsächlich Besseres und Wichtigeres zu tun, als dich kreuz und quer durch Imperial City zu kutschieren, mit dir Computerspiele einkaufen zu gehen und sich dabei von R2 auf der Nase herumtanzen zu lassen. Und was ist das, wenn ich fragen darf?"
Vader hob mit spitzen Fingern ein zerknautschtes T-Shirt vom Boden auf, an dem ein undefinierbarer harzartiger grellbunter Klumpen klebte. Luke grinste verlegen.
„Ach das ... Das waren mal eine ganze Menge Doppel-Whopper-Super-TIEs, glaube ich. Müssen wohl irgendwann unterwegs aus der Packung rausgekullert sein", sagte er leichthin.
„Doppel-Woppel ... was?"
„Gummidrops, Dad. Und sie sollen TIE-Jäger darstellen. Cool, nicht?"
Vader beäugte die zähe und entschieden unappetitliche Masse aus Gelatine, Zucker und viel zu vielen künstlichen Farbstoffen mit einer Mischung aus Faszination und Ekel. „Und so etwas isst du, Junge?"
„Nur ganz, ganz selten!" beteuerte Luke und fixierte seinen Vater mit einem großäugigen himmelblauen Unschuldsblick, während er die letzte unausgepackte Tasche, die direkt vor seinen Zehenspitzen lag, mit einem möglichst unauffälligen kleinen Machtstoß unter sein Bett zu manövrieren versuchte.
Aber leider nicht unauffällig genug! Vader war mit zwei großen Schritten am Tatort und förderte das nur halb versteckte Gepäckstück mit einem triumphierenden „Ha!" wieder ans Tageslicht. Luke sah peinlich berührt zur Seite, als sein Vater aus einem Sammelsurium schmutziger Wäsche und Schulutensilien ein gutes Dutzend Tüten voller fruchtig-saurer Super-TIEs und ähnlich militärisch angehauchten Gummi-Kreationen eines echten Süßwaren-Imperiums ausgrub.
„Nur ganz, ganz selten, ja? Also für mich sieht das eher so aus, als ob du dich inzwischen von diesem Zeug ernährst, Junge. Das hier ist jedenfalls vorläufig beschlagnahmt, damit du wenigstens in den Ferien etwas Solides in deinen armen, von Hungerkrämpfen heimgesuchten Magen bekommst", dozierte Vader nicht ohne Ironie.
„Oh nein!" sagte Luke bestürzt.
„Oh ja!" erwiderte Vader trocken und verstaute das konfiszierte Naschwerk entschlossen in seiner Manteltasche.
Luke zog einen beleidigten Flunsch. Seiner Notration beraubt zu sein, war schon schlimm genug. Aber wenn sein Vater jetzt auch noch von morgens bis abends hinter ihm her war und darauf bestand, dass er sich mit irgendeinem grässlich gesunden Grünkram vollstopfte, dann standen ihm wirklich harte Zeiten bevor. Womit hatte er das nur verdient?
Vader stellte sich die gleiche Frage, als er seinen Ableger kopfschüttelnd musterte. „Vielleicht gebe ich dir einfach zu viel Taschengeld."
„Noch weniger und ich muss zu einem Kredithai gehen", maulte Luke.
„Tut mir Leid, wenn ich deine Illusionen zerstören muss, aber nicht mal Kredithaie verschwenden ihr Geld an minderjährige Schuljungen ohne eigenes Bankkonto. Und wenn du so weiter machst, Luke, dann wirst du am Tag deiner Volljährigkeit nicht nur ein Bankkonto brauchen, sondern auch eine ganze Menge neue Backenzähne – und zwei Innenohrimplantate gleich dazu", prophezeite Vader düster.
Abschreckung war eben immer noch das beste Mittel, um die Leute auf Kurs zu bringen und sie dort zu halten. Das galt auch für seinen Sohn. Ganz besonders für seinen Sohn!
„Meine Zähne sind perfekt", protestierte Luke. (Auf seine potenziell gefährdeten Ohren ging er vorsichtshalber gar nicht erst ein.)
„Wer sagt das? Du oder dein Zahnarzt?" konterte Vader.
„Herrje, Dad! Gönn mir mal eine Pause! Auf Carida werden wir zweimal pro Quartal von Kopf bis Fuß durchgecheckt. Ich bin kerngesund."
„Bis jetzt!" sagte Vader unheilschwanger. „Aber wenn wir schon von Carida reden: Hast du mir nicht etwas zu zeigen, Junge?"
Luke schluckte. Das hatte ihm gerade noch gefehlt! Eigentlich hatte er für den Augenblick der Wahrheit eine etwas günstigere Stunde abwarten wollen. Na ja, besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende ...
„Dann weißt du es also schon?" fragte er kleinlaut und machte sich bereit, sein Armesündergesicht aufzusetzen, was erfahrungsgemäß niemals seine Wirkung verfehlte.
Doch Vader runzelte nur die Stirn. „Was weiß ich schon?"
Und Luke begriff mit Entsetzen, dass er in einem verfrühten Anfall von Gewissensbissen schon viel zu weit vorgeprescht war. Sein Vater hatte offensichtlich noch keine Ahnung.
„Äh ... was genau soll ich dir eigentlich zeigen, Dad?" sagte er ausweichend und kam sich dabei unglaublich raffiniert vor.
Aber so leicht war ein Sith-Lord nicht hinters Licht zu führen.
„Dein Zeugnis natürlich!"
Vader bedachte seinen Stammhalter mit demselben langen strengen Blick, mit dem Luke noch vor kurzem seine Schwester bedacht hatte. (Gewisse Manierismen vererbten sich unweigerlich von Generation zu Generation – entweder durch die Gene oder einfach durch das tagtägliche Beispiel.)
„Oder gibt es da vielleicht noch etwas anderes, das ich sehen sollte, Junge?"
Luke gab auf. Wenn sein Vater diesen inquisitorischen Tonfall anschlug, dann war es das Beste, sofort ein umfassendes Geständnis abzulegen. Vader konnte nämlich sehr, sehr beharrlich sein, wenn er etwas unbedingt wissen wollte. Und er konnte sehr, sehr ärgerlich werden, wenn man ihn zu lange auf eine halbwegs befriedigende Antwort warten ließ.
Luke setzte sein Armesündergesicht Version 2.0 auf und zauberte den reichlich zerknautschten Brief von Commander Villiar aus der Kommodenschublade, in die er ihn erst Minuten zuvor verbannt hatte. Resigniert legte er die Chronik von Kadett Vaders gesammelten Missetaten in die fordernd ausgestreckte Hand seines Vaters und machte sich auf das Schlimmste gefasst.
Der Flimsiplastumschlag raschelte gehässig, als er temperamentvoll aufgerissen und seines Inhaltes entledigt wurde. Der dicht beschriebene Bogen, der zum Vorschein kam, war so dünn, dass er fast durchsichtig war. Sogar von hinten konnte Luke das in Prägedruck ausgeführte Akademie-Wappen sehen, eine stilisierte Sonne, die natürlich dem imperialen Hoheitssymbol nachempfunden war, flankiert von einem Paar ausgesprochen kriegerisch wirkender Falken.
Es folgte ein kurzes, aber spannungsgeladenes Schweigen, während Vaders Augen hin- und herhuschten und die ganze Bandbreite der Fehltritte seines Sohnes erfassten. Dann ging es los ...
„FÜNF zerschossene Fensterscheiben an einem einzigen Nachmittag?"
Luke starrte angestrengt auf seine nackten Füße hinunter und murmelte etwas von den erstaunlich ungünstigen Einflüssen der Winddrift und der Planetenrotation auf die Zielkünste eines unerfahrenen Schützen, der immerhin zum ersten Mal in seinem jungen Leben ein echtes Blastergewehr in den Händen hielt – und noch dazu eines, dessen Rückstoß ungefähr so stark war wie ein auskeilender Banthabulle, was für wirklich große blaue Flecken sorgte. Aber sogar dieses Ablenkungsmanöver verpuffte wirkungslos angesichts seines nächsten Deliktes ...
„Du machst bei einem Sitzstreik mit, Junge? Nach einer ausdrücklichen BEFEHLSVERWEIGERUNG?"
Na ja, immerhin wurde auf Carida viel Wert auf Teamgeist gelegt und da konnte man es IHM ja wohl kaum verübeln, wenn er sich in einem echten Notfall mit seinen Kameraden solidarisch erklärte, brummelte sein Sohn vor sich hin.
Und überhaupt konnte niemand von einer Rotte halbwüchsiger Jungen ernsthaft erwarten, dass sie nach einem vierstündigen Marsch durch strömenden Regen und Tonnen von Schlamm großen Eifer zeigten, wenn sie dazu aufgefordert wurden, sich sofort zu einem Zirkeltraining auf dem ebenfalls durchgeweichten Sportplatz einzufinden. Das grenzte ja schon an Sadismus, denn nur ein Sadist konnte es völlig ausgepowerten Teenagern in pitschnassen Jogginganzügen zumuten, sich buchstäblich den Tod zu holen. Ja, genau!
Und wem war eigentlich damit gedient, wenn ein ganzer Jahrgang hoffnungsvoller Offiziersanwärter mit einer doppelseitigen Lungenentzündung im Lazarett herumlag? Dem Imperium ganz bestimmt nicht, denn mit Abhärtung der künftigen Offizierselite hatte so eine sinnlose Schinderei jedenfalls rein gar nichts zu tun. Aber sehr viel mit der Misshandlung von Minderjährigen! Und gab es hier nicht ganz in der Nähe GEWISSE Leute, die sich praktisch rund um die Uhr Sorgen um die Gesundheit von GEWISSEN Minderjährigen machten?
„Komm mir jetzt nicht mit Haarspaltereien, Junge", warnte Vader. „Es haben schon jüngere und klügere Menschen als du versucht, mir das Wort im Mund herumzudrehen – natürlich erfolglos!"
Luke fragte sich sofort, ob mit dieser Anspielung längst verjährte Verbalattacken seiner Schwester gemeint waren. Denn wenn irgendjemand dazu fähig war, seinem Vater das Wort im Mund herumzudrehen, dann Leia. Und das gar nicht mal so erfolglos. Aber eine diesbezügliche Bemerkung wäre unklug gewesen, denn jetzt kamen sie endlich zu dem wirklich heiklen Punkt.
„WAS? Du PRÜGELST dich mit anderen Kadetten?"
Luke wand sich wie ein Aal, aber alles, was ihm zu diesem Vorwurf einfiel, war ein mattes: „Eigentlich habe ich mich nur mit einem geprügelt, Dad."
„Nenn mich nicht Dad!" donnerte Vader. Dann ein wenig ruhiger, aber nicht ohne Schärfe: „Ich warte auf eine Erklärung, Junge."
Aber genau das war der Haken bei der Sache. Luke hatte nicht den Wunsch, seinen Vater über die wahren Hintergründe seiner kleinen Rauferei mit Kadett Solveyn aufzuklären. Es war nicht nur eine Frage der Ehre, nein, es war möglicherweise sogar eine Frage von Leben und Tod.
Das Problem mit Dad war nämlich, dass man vorher einfach nie so genau wusste, wie er auf etwas Unerwartetes reagieren würde. Es konnte sein, dass er die ganze dumme Geschichte mit einem Achselzucken abtat. Es konnte aber auch sein, dass er wütend wurde. WIRKLICH wütend! Und wenn Dad WIRKLICH wütend wurde, dann rollten für gewöhnlich Köpfe. Buchstäblich! Luke war nicht bereit, dieses Risiko einzugehen. Er persönlich fand, dass ein gut platziertes Veilchen und eine blutige Nase zur Rettung der Familienehre vollkommen ausreichten. Aber er war keineswegs sicher, dass sein Vater diesen Standpunkt teilen würde ...
„Ich warte immer noch, Junge!
Luke stöhnte auf. Er zermarterte sich nun schon seit Wochen das Gehirn auf der Suche nach mildernden Umständen, ohne dass dabei etwas Sinnvolles herausgekommen war. Wie konnte er also hier und jetzt einen echten Geistesblitz produzieren? Nicht einmal der kaltblütigste Strafverteidiger hätte in Darth Vaders Gegenwart den Nerv, ein wirklich gutes Argument zugunsten des Angeklagten vorzubringen, oder?
„LUKE!"
„Wir haben uns einfach gestritten, okay? Ich konnte diesen Solveyn von Anfang an nicht riechen und er mich nicht. So was kommt vor, oder? Wir müssen ja schließlich keine Busenfreunde sein, nur weil wir in derselben Klasse sind. Wir haben uns die ganze Zeit über gezankt. Und dann hat er etwas zu mir gesagt, was er nicht hätte sagen sollen. Ich habe ihn geschubst und er hat mich geschubst. Und dann haben wir uns eben geprügelt. Wir haben es überlebt. Warum macht ihr alle so ein Drama daraus?"
„Was hat dieser Solveyn zu dir gesagt?" fragte Vader misstrauisch.
„Herrje, Dad, das ist doch völlig unwichtig! Die Sache tut mir Leid, okay? Du kannst mich auch ruhig bestrafen, wenn du willst. Wie wär's mit zwei Wochen Hausarrest?"
„WAS HAT ER ZU DIR GESAGT?"
Doch so unter Druck gesetzt, presste Luke nur eigensinnig die Lippen zusammen und fixierte mit starrem Blick einen Punkt an der Wand irgendwo hinter der Schulter seines Vaters. (Um nichts auf der Welt würde er zugeben, dass Solveyn ihn als „Vaders Bastard" tituliert hatte!)
Vader betrachtete das störrische junge Gesicht vor sich und begriff, dass sie eine Pattsituation erreicht hatten. Das Problem mit seinen Kindern war, dass er sie nicht einfach verhören konnte wie einen Rebellenspion. Ja, Vater zu sein, hatte ganz entschieden seine Schattenseiten ...
„Ich nehme an, dass du schon auf Carida bestraft worden bist", sagte er schließlich ein wenig milder.
Luke nickte nur.
„Ich habe dir ja gesagt, dass du dort keine Sonderbehandlung erwarten darfst, nur weil du mein Sohn bist."
Luke nickte erneut.
„Du wirst doch dort nicht etwa schikaniert, WEIL du mein Sohn bist, oder?" erkundigte sich Vader mit einem gewissen seidenglatten Grollen in der Stimme, das ausgesprochen unerfreuliche Zukunftsaussichten für alle eventuellen Plagegeister seines Jungen ankündigte.
Luke schüttelte heftig den Kopf.
„Gut. Dann wollen wir ausnahmsweise mal Gnade vor Recht ergehen lassen und die ganze Angelegenheit einfach vergessen, ja?"
Luke umhalste ihn stumm, aber dafür stürmisch, was exakt die richtige Reaktion war und bewirkte, dass die letzten Bedenken seines Vaters zusammen mit seiner typischen Zurückhaltung dahin schmolzen wie Eis an der Sonne.
„Ich glaube, deine Mutter ist gerade nach Hause gekommen. Lauf hinunter und sag ihr guten Tag, Junge", schnurrte er.
Das ließ Luke sich nicht zweimal sagen ...
Sekunden später hörte Vader seinen Sohn die Treppe hinuntergaloppieren und dabei lauthals schreien: „HEY MUM! RAT MAL, WER WIEDER DA IST! MUUUM!"
Vader dagegen sah sich mit umflorten Augen in dem Zimmer um, das aussah, als wäre eine Handgranate darin explodiert, und stieß einen nachsichtigen kleinen Seufzer aus.
Ja, er war schrecklich unordentlich, sein Luke, und manchmal auch beunruhigend undiszipliniert – aber trotzdem ein Prachtjunge, nicht wahr?
Fortsetzung folgt ...
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