Erwischt!
Maxwell erschrickt fürchterlich, als er den Klang ihrer Stimme vernimmt. Er lässt die Mappe fallen und dreht sich ruckartig um. Fran steht in der Tür. Er hatte sie nicht kommen hören und weiß nicht, wie lange sie ihn schon beobachtet hat. Sie lässt die Tür hinter sich zufallen und tritt näher.
Maxwell wagt es kaum, sie anzusehen. Doch er ist erleichtert, als er bemerkt, sie scheint nicht einmal besonders wütend oder schockiert zu sein. Maxwell reißt sich zusammen und versucht sich zu erklären.
„Ähm… also… es tut mir leid Liebling. Ich weiß, selbst in einer Ehe sollte ein Mindestmaß an Privatsphäre bestehen. Ich wollte dir ganz bestimmt nicht nachspionieren, aber als ich nach Hause kam und den Koffer sah… da wurde ich einfach neugierig. Eigentlich wollte ich nur einen kleinen Blick hinein werfen. Doch dann war ich so fasziniert von all den Gegenständen und Erinnerungen. Ich konnte einfach nicht aufhören. Ich habe nicht einmal gemerkt, wie die Zeit vergangen ist."
Fran setzt sich neben ihn.
„Schon okay, Max! Es ist ja nicht so, als hätte ich noch nie hinter dir her geschnüffelt und wenn ich an deiner Stelle gewesen wäre, hätte ich auch unbedingt wissen wollen was in dem Koffer ist."
„Du bist also nicht sauer oder verärgert?"
Fran schüttelt lächelnd den Kopf. Erleichtert zieht er sie an sich.
„Gott sei Dank, das freut mich. Ich liebe dich, Liebling!"
Er küsst sie sanft. Zwischen seinen Küssen flüstert sie.
„Ich liebe dich auch."
Sie tauschen noch ein paar Küsse aus, dann lösen sie sich voneinander. Gemeinsam beginnen sie all die Sachen, die verstreut um das Bett herumliegen wieder in den Koffer zu packen.
„Ich kann es immer noch nicht glauben mit wieviel Liebe und Sorgfalt du all diese Sachen aufbewahrt hast, und das von Anfang an."
„Naja, eigentlich hat es sich mit der Zeit erst richtig entwickelt. Anfangs wollte ich vor allem Souvenirs von den Kindern sammeln. Ich dachte, wenn ich das Haus einmal verlasse, habe ich wenigstens viele Erinnerungen an die drei und an meine Zeit als Nanny. Mit der Zeit wurde daraus eine wahre Leidenschaft. Irgendwann habe ich unbewusst alles aufbewahrt, was ich irgendwie mit dir oder den Kindern verbunden habe. Ich wollte alle wichtigen Momente festhalten. Besonders die Erinnerungen an dich haben mir sehr geholfen, wenn ich alleine in meinem Zimmer saß und darüber nachdachte, ob wir jemals heiraten würden. Indem ich sie ansah, konnte ich dir nahe sein und meine Gefühle ausdrücken."
Maxwell umarmt seine Frau.
„Glaub mir, Fran! All diese Erinnerungsstücke haben für mich dieselbe wichtige Bedeutung wie für dich. Beim Durchsehen sind mir so viele besondere Momente wieder ins Gedächtnis gekommen und mir wurde bewusst, wie sehr ich dich als Mensch liebe und schätze."
Fran freut sich über diese Antwort und schmiegt sich noch fester an ihn. Er schaut ihr tief in die Augen.
„Für die Zukunft sollten wir vielleicht gemeinsam eine Erinnerungskiste anlegen. Schließlich werden wir die nächsten Jahre und Jahrzehnte alle wichtigen Ereignisse gemeinsam erleben."
Fran nickt begeistert. Ihre gemeinsame Zukunft, das klingt noch immer viel zu wunderbar um wahr zu sein. Maxwell träumt weiter.
„Und eines Tages, wenn wir alt und grau sind (Fran starrt ihn entsetzt an) entschuldige! Ich meinte natürlich, ich alt und du in der besten Form deines Lebens...werden wir in der Kiste stöbern lachen, weinen und uns über all die Erinnerungen freuen."
In Gedanken malen sich beide diese Szene aus.
Schließlich hebt Maxwell den Ordner vom Boden auf und steckt ihn zurück in die Seitentasche. Dann fällt sein Blick auf das Fotoalbum. Er nimmt es heraus.
„Das habe ich mir noch gar nicht angesehen. Bereit für eine gemeinsame Reise in die Vergangenheit?"
Die beiden kuscheln sich eng aneinander und machen es sich auf dem Bett bequem. Fran schlägt die erste Seite des Albums auf.
