Der Moment rückt näher!
Fran sitzt müde und unausgeschlafen mit den Kents am Frühstückstisch. Sie hat eine unruhige Nacht hinter sich. Die Situation mit Maxwell hat sie einfach nicht schlafen lassen. Mrs. Kent betrachtet sie besorgt. Ihr fällt auf, dass Fran ungewöhnlich still ist.
"Miss Fine, geht es Ihnen nicht gut? Sie wirken etwas abgespannt." Fran bemüht sich um ein Lächeln.
"Nein, Mrs Kent. Mit mir ist alles in Ordnung. Ich bin nur etwas müde, liegt vermutlich am Jetlag." Mr. Kent nickt ihr aufmunternd zu.
"Ja, der kann einen schon ganz schön aus der Bahn werfen. Am besten lassen Sie es heute Morgen etwas ruhiger angehen. Der Fahrer kann die Mädchen alleine zur Schule bringen. Ruhen Sie sich etwas aus."
"Das ist sehr nett, aber das ist nicht nötig. Außerdem bin ich heute Morgen in der Stadt verabredet."
Während des restlichen Frühstücks sieht Mrs. Kent immer wieder zu ihr hinüber. Ihr weiblicher Instinkt sagt ihr, dass nicht nur der Jetlag alleine Grund für Frans Müdigkeit ist. Sie ahnt, dass sie dringend mit ihrem Au Pair Mädchen reden muss und beschließt, die nächstbeste Situation abzuwarten.
Kurze Zeit später bringt Fran Meredith in die Schule, und Susan in den Kindergarten. Sie seufzt erleichtert auf, nachdem sie sich von Susan verabschiedet hat. Mit Fingerschwur hat sie ihr noch versprochen, sie auch gemeinsam mit dem Fahrer wieder abzuholen. Von diesem lässt sich Fran noch in die Nähe des Cafés bringen. Sie genießt die Ruhe auf der restlichen Fahrt. Das unaufhörliche Geplapper der beiden Mädchen, war ihr heute doch etwas zu viel gewesen. Am Café angekommen, schaut Fran durch die Fenster und entdeckt, dass Maxwell noch nicht da ist. Das kommt ihr sehr gelegen, denn sie hat sich schon einen Plan zurechtgelegt.
Fran hat sich fest vorgenommen, Maxwell heute Morgen endgültig mit dem Zeitungsbericht und dem Foto zu konfrontieren. Sie greift in ihre Jackentasche, um zu überprüfen, dass sie den Artikel auch wirklich eingesteckt hat. Außerdem möchte Fran Maxwell über die Situation mit Aaron aufklären. Sie hofft, auf Verständnis zu stoßen. Schließlich ist sich Fran selbst keiner Schuld bewusst. Das Ganze war immerhin ausschließlich die Idee ihrer Mutter gewesen. Fran beruhigt sich mit dem Gedanken, dass Maxwell bisher immer ganz vernünftig und nie übertrieben eifersüchtig reagiert hat. Auch hier in London war es schon oft vorgekommen, dass ein anderer Typ auf Fran aufmerksam geworden ist, ihr zugewinkt hatte oder sie zu einem Drink oder Tanz einladen wollte. Maxwell war in solchen Situationen immer ganz cool geblieben, da er gemerkt hat, dass Fran auf diese Avancen nie eingegangen war. Manchmal war er dazwischen gegangen und hatte ihren Beschützer gespielt und den Typen eindeutig klargemacht, dass Fran in festen Händen ist. Dies hat ihr immer sehr imponiert. Ungeduldig blickt sie immer wieder in die Menschenmenge, bis sie schließlich Maxwell entdeckt und ihm zuwinkt.
Maxwell geht mit sichtlich klopfendem Herzen zu der Verabredung mit Fran. Er ist sich mittlerweile absolut sicher, dass Fran den Zeitungsbericht und dieses blöde Foto gesehen hat und deswegen so komisch war. Er ärgert sich ein wenig über sich selbst, dass er ihr nicht schon längst von CC erzählt hat. Ihm ist bewusst, dass dies nun kein gutes Licht auf ihn wirft. Und er hofft, dass Fran ihm trotzdem glauben wird, dass die ganze Situation ganz harmlos war. Als Maxwell sich dem Café nähert, ist er sehr überrascht, Fran draußen vor dem Café zu sehen. Er wundert sich, warum sie nicht drinnen auf ihn wartet und betet, dass dies kein schlechtes Omen ist.
Doch zunächst läuft alles ganz harmonisch ab. Fran und Maxwell umarmen sich innig zur Begrüßung. Maxwell schaut sie belustigt an.
"Was machst du denn hier draußen Francine? Genießt du die seltene Sonne solange sie ausnahmsweise mal scheint?" Fran zwinkert ihm zu.
"So ungefähr. Außerdem habe ich einen Vorschlag. Was hältst du davon, wenn wir ein bisschen spazieren gehen? Mir ist heute Morgen irgendwie nach frischer Luft. Außerdem habe ich gar keinen richtigen Hunger. Ich habe schon so viel bei den Kents gefrühstückt und wenn ich noch einen Kaffee trinke, kriege ich einen Herzinfarkt."
Maxwell starrt sie entgeistert an. War das wirklich seine Fran, die sich lieber sportlich betätigte, als in einem Café gemütlich Kuchen zu verschlingen? Doch schließlich willigt er ein. Sie haben nicht weit zu gehen, da erreichen sie den Park. Eine Weile schlendern sie durch die Grünanlage.
Maxwell legt seinen Arm um sie.
"Und wie fühlst du dich heute Morgen? Spürst du den Jetlag sehr?"
"Es geht. Ein bisschen müde bin ich schon, aber es ist nicht so schlimm. Oder sehe ich so schrecklich aus?"
Maxwell nimmt sie in den Arm und streicht ihr sanft über das Gesicht.
"Ganz im Gegenteil. Dieses unausgeschlafene Gesicht steht dir ausgezeichnet. Du siehst richtig süß aus. Ich stelle mir gerade vor, wie bezaubernd du morgens aussehen musst, mit müden kleinen Augen, zerknautschtem Gesicht und verstrubbelten Haaren." Fran wirft ihm einen spöttischen Blick zu.
"Dein besonderer britischer Humor hat mir wirklich gefehlt." Maxwell grinst und legt seine Arme um ihre Taille.
"Und sonst hat dir nichts an mir gefehlt?" Fran schmunzelt ihm geheimnisvoll zu, gibt ihm aber keine Antwort.
"Und was ist mit dir? Hast du mich vermisst?"
"Und wie!" Maxwell spielt mit ihren Haaren.
"Jeden Tag habe ich die Minuten und die Sekunden gezählt. Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass du wieder da bist."
Sanft streicht er mit seinen Lippen über ihre und küsst sie innig. Fran gibt sich seinen Zärtlichkeiten hin und erwidert seine Küsse. Sie spürt einen wohligen Schauer, der durch ihren ganzen Körper geht. Seine Küsse fühlen sich so gut an. Fran schaut ihm tief in die Augen. Sein Blick ist warmherzig, offen und liebevoll. Das kann doch nicht alles nur gespielt und vorgetäuscht sein. Frans Herz beginnt rasend schnell zu schlagen. Sie muss endlich die Wahrheit wissen.
