Sehnsucht und Vorfreude!
Fran ist unglaublich nervös. Es kostet sie eine große Überwindung, die Sheffields nach all der Zeit wiederzusehen. Sicher, sie hatten oft miteinander telefoniert und viele Briefe ausgetauscht, aber ihnen wieder gegenüberzustehen, war eine ganz andere Sache. Ein letztes Mal überprüft sie ihre Haare und ihr Make-up. Nigel betritt die Hotelsuite.
„Hey, Baby! Ich schaffe es nicht dich zum Abendessen mit Max und den Kindern zu begleiten. Heute Abend spielt eine neue Soulband. Die möchte ich unbedingt kennenlernen und sie zu einem Auftritt einladen."
„Aber Nigel, wir haben uns mit Maxwell und den Kindern fest verabredet. Es ist wirklich nicht in Ordnung, das Abendessen in letzter Minute abzusagen. Schließlich ist das deine Familie."
„Du kannst mit ihnen doch alleine essen gehen. Sie sollten damit kein Problem haben. Sie wollen doch sowieso hauptsächlich dich sehen. Also, was soll ich da machen? Du weißt, ich brauche gute Bands, damit der Club läuft."
Fran seufzt und versucht, ihre Enttäuschung zu verbergen.
Vor fünf Monaten war sie Nigel auf das Schiff gefolgt, aber sie hatten vereinbart, nicht sofort zu heiraten. Also waren sie jetzt erstmal verlobt und Fran lebte seitdem mit ihm in Paris. Eigentlich lief alles prächtig. Sie und Nigel verstanden sich super und unternahmen viel zusammen.
Nigel ist lebensfroh, impulsiv und kommt auf die verrücktesten Ideen. Fran gefällt das und ihre Zuneigung zu ihm ist mit jedem Tag gewachsen. Sie genießt ihr Leben an seiner Seite ohne all die Nanny-Verpflichtungen. Stattdessen lebt sie mit ihm Carpe Diem und jeder Menge Action. Außerdem war Paris eine atemberaubende Stadt, in der es so viel zu erleben und zu entdecken gab. Alleine schon die Mode- und Shoppingmöglichkeiten und Nigel war immer mehr als großzügig.
Nur manchmal entpuppte sich Nigel als wahrhaft egoistischer Mensch. Besonders in letzter Zeit sagte er oft Verabredungen ab, wenn ihm eine andere Sache wichtiger war. Fran überbekam immer mehr das nagende Gefühl, dass ihre Beziehung größtenteils Nigels Regeln folgte.
Wenn sie alleine in ihrer Wohnung saß, kam es vor, dass Fran in Gedanken bei Maxwell und den Kindern war. Sie vermisste sie unendlich. Anfangs waren die Kinder sehr enttäuscht und verärgert und verweigerten jeglichen Kontakt. Doch nachdem Maxwell und Niles mit ihnen gesprochen hatten und Fran ihre Beweggründe in einem langen Brief erklärt hatte, gingen die drei auf sie zu und seitdem stehen sie wieder in regelmäßigem Kontakt.
Trotzdem überkommt Fran ein mulmiges Gefühl im Magen bei dem Gedanken, Maxwell und die Kinder wiederzusehen.
Oh, Maxwell*
Wie oft hatte sie an ihn gedacht. Trotz ihrer Gefühle für Nigel konnte sie ihn nicht vergessen. Er fehlte ihr. Seine ruhige, ausgeglichene und herzliche Art! Der Trost, den er ihr gab! Seine sanfte Stimme! Doch Fran ist sich immer noch sicher, dass er ihr nie seine Liebe gestanden hätte und sie wollte nicht warten, bis sie aussah wie Oma Yetta. In Gedanken sehnte sie sich jedoch oft nach ihm und malte sich aus, wie ihr Leben wohl verlaufen wäre, wenn er „die Sache" nicht zurückgenommen hätte.
Maxwell Sheffield steht in seinem Schlafzimmer vor dem Spiegel, in seinem besten Anzug. Er überlegt, welche Krawatte er anziehen soll. Er wählt eine, die Fran ihm geschenkt hat.
Oh Gott, Fran*
Er träumt von ihr. Wie wird es sein, ihr wieder gegenüberzustehen? Er kann es immer noch nicht verarbeiten, dass er sie für immer verloren hat.
Als er an diesem Abend nach Hause kam, war Fran einfach weg. Er las ihren Brief und fühlte, wie sein Herz in tausend Stücke zerbrach. Aber es war seine eigene Schuld. Und jetzt würde die Liebe seines Lebens bald seinen Bruder heiraten und sie würde seine Schwägerin werden. Arghh! Er hasste den Gedanken. Fran gehört zu ihm und seinen Kindern. Aber Maxwell ist ein Gentleman, er würde niemals der Frau seines eigenen Bruders nachstellen.
„Papa, bist du bereit? Wir müssen los!" Gracie steckt den Kopf in sein Zimmer.
„Ja, Schatz, ich komme."
Die beiden gehen nach unten, Brighton und Maggie warten schon auf sie. Die Familie steigt in die Limousine und macht sich auf den Weg zum „Rainbow Room". Während der Fahrt ist es ganz still. Jeder ist in seine eigenen Gedanken vertieft. Sie freuen sich alle darauf, Fran wiederzusehen.
Im Empfangsraum des Restaurants entdeckt Gracie ihr ehemaliges Kindermädchen.
„Fran!" ruft sie freudig und rennt ihr in die Arme.
„Gracie! Engelchen! Oyy, bist du groß geworden."
Brighton und Maggie kommen ebenfalls herbei und umarmen Fran fest. Dann blickt Fran auf und sieht Maxwell Sheffield an. Er sieht gut aus und sie erkennt die Krawatte. Er streckt ihr seine Hand entgegen.
„Guten Abend, Miss Fine!"
Er starrt sie an. Sie sieht sehr sexy aus in diesem Kleid. Ihm fällt auf, dass ihr Haar nicht so groß ist wie sonst. Es fällt in weichen Locken über ihre Schultern und wird von einem Band aus ihrem Gesicht gehalten.
„Guten Abend, Mr. Sheffield!"
Fran ist ein wenig irritiert von seinem förmlichen Benehmen. Sie unterdrückt ihren Wunsch, ihn zu umarmen. Maxwell versucht ruhig zu bleiben, wobei sein Herz rast.
„Wo ist Nigel? Kommt er später?"
„Er lässt euch alle grüßen. Er konnte nicht kommen. Ein wichtiger Geschäftstermin."
Maxwell kann seine Freude nur schwer verbergen. Insgeheim ist er erleichtert und glücklich, den Abend allein mit Fran und seinen Kindern verbringen zu können, als wären sie alle eine große, glückliche Familie.