Erwachen in der Realität!

Fran wacht auf und blinzelt verwirrt. Zunächst hat sie keine Ahnung wo sie sich befindet. Das war definitiv nicht ihre Hotelsuite. Sie streckt sich und richtet sich auf. Sie reibt sich den restlichen Schlaf aus den Augen. Sie erschrickt, als ihr klar wird, wo sie ist. Sie sieht sich um und ihr Blick fällt auf Maxwell, der noch schläft. Erinnerungen an die vergangene Nacht tauchen in ihrem Bewusstsein auf. Der Rausch ist jedoch verflogen und die Seifenblase ist geplatzt. Sie fühlt sich äußerst schäbig und mies. Sie kann nicht glauben, was sie getan hat. Sie hat Nigel mit seinem eigenen Bruder betrogen. Frans Gefühlslage ist völlig durcheinander. Die Nacht war unglaublich, ein Traum. Selbst wenn sie Maxwell jetzt ansieht, empfindet sie tiefe Liebe und Zuneigung für ihn. Aber gleichzeitig nagen schreckliche Schuldgefühle an ihr.

Maxwell kommt ebenfalls zur Besinnung. Er sieht Fran neben sich sitzen. Ihr Gesicht tief in ihren Händen vergraben. Er fühlt sich schrecklich, unendlich beschämt. Fran ist Nigels Verlobte. Nigel, sein kleiner Bruder, den er immer versucht hat zu beschützen. Er hätte ihm nichts Schlimmeres antun können. Außerdem quält es ihn, Frans Verzweiflung mit anzusehen. Er hatte sie in eine schreckliche Lage gebracht. Die Blicke der beiden treffen sich. In allen vier Augen ist Unsicherheit und Verwirrung zu lesen. Alle Leichtigkeit und Magie der Nacht sind verschwunden.

Fran schwingt sich aus dem Bett und zieht hastig ihre Unterwäsche an. Sie greift nach Bluse und Rock. Beide sind extrem zerknittert. Maxwell bemerkt, wie sie beides mustert.

„Du hast noch ein paar Klamotten in deinem alten Zimmer." sind seine ersten Worte an sie.

„Ah, danke!"

Fran sammelt ihre Sachen zusammen und verschwindet ohne ein weiteres Wort. Auch Maxwell erhebt sich aus dem Bett und geht ins Bad.

Fran ist fassungslos, als sie ihr altes Zimmer betritt. Nichts hat sich verändert. Niles hat wohl ab und zu geputzt und die Bettwäsche gewechselt. Aber ansonsten sieht es genauso aus, wie sie es verlassen hat. Als hätten Maxwell und die Kinder immer gehofft, dass sie eines Tages zurückkommen würde. Im Moment kann sie nicht daran denken, sie fühlt sich, als müsste sie gleich losheulen. Hastig sucht sie sich neue Kleidung aus und macht sich fertig. Sie muss schnell zurück ins Hotel. Hoffentlich ist Nigel noch nicht zurück.

Maxwell ist schon fertig, als Fran die Treppe herunterkommt.

„Rufst du mir ein Taxi?"

„Möchtest du nicht wenigstens einen Kaffee und schnell was essen?"

Fran schüttelt den Kopf. Während Maxwell telefoniert, zieht sie ihren Mantel an.

„Kommt gleich!"

„Danke, ich warte draußen."

Maxwell hat den Eindruck, dass sie buchstäblich vor ihm davonläuft. Er zieht ebenfalls einen Mantel an und wartet mit ihr. Schweigend stehen sie nebeneinander. Endlich kommt das Taxi. Maxwell hält ihr die Tür auf. Zum ersten Mal an diesem Morgen schauen sie sich wirklich in die Augen.

„Tschüss!" winkt Maxwell ihr nach.

„Tschüss!"

Fran schließt die Tür. Als das Auto wegfährt, dreht sie sich um. Sie sieht ihn noch immer dort stehen. Sie verspürt den starken Drang, auszusteigen und in seine Arme zu laufen, doch das wäre völlig falsch.

Maxwell geht zurück ins Haus. Mechanisch geht er in sein Büro und setzt sich an seinen Schreibtisch. Er versucht, seine Gefühle und Gedanken zu ordnen. Sein Verstand und seine Moral sagen ihm, dass er die letzte Nacht vergessen muss. Es war ein Ereignis, das nie wieder passieren darf. Aber er sehnt sich nach Fran. Sein Herz wünscht sich, dass sie jetzt auf ihrem Platz sitzen und über den üblichen verrückten Kram los plappern würde. Er durchsucht seine Schublade. Er zieht ein Bild heraus. Es zeigt ihn und Fran in Paris. Wenn er seine Liebeserklärung nie zurückgenommen hätte, wäre Fran nie mit Nigel gegangen.

Tränen steigen ihm in die Augen. Doch dann wischt er sie energisch weg. Er packt das Bild weg und setzt sich aufrecht hin.

„Komm schon, alter Junge, Fran ist mit Nigel verlobt und das war's! Sie sind ein perfektes Paar und du wirst sie vergessen!"

Entschlossen greift er nach einem Manuskript.