Hinweis: Dieses Kapitel enthält dezitierte Spoiler für den Flashback-Ark zu Beginn der 2. Staffel. Wer den Gojo-Flashback-Ark also noch nicht gesehen oder gelesen hat, sollte sich hiermit als vorgewarnt betrachten.


7. Die Stärksten


Ein kleiner gemeiner Teil von Gojo Satoru hatte von dem Tag geträumt, an dem der mächtige Geto Suguru vor ihm zu Kreuze kriechen würde. Im Laufe der Zeit war der dunkelhaarige Jujujist oft genug vor seinem Thron aufgetaucht und hatte Forderungen gestellt, hatte Unterstützung von Satoru verlangt, Segen für die dümmsten Ideen und moralisch fragwürdigsten Pläne, und jedes Mal war er selbstsicher und kein bisschen demütig aufgetreten als hätte er erwartet, dass Satoru ihn natürlich auf jeden Fall unterstützen würde, und dass gar kein anderer Ausgang der Ereignisse möglich war. Nie hatte er um etwas gebeten, immer hatte er nur gefordert, immer nur verlangt, immer gedacht es würde ihm zustehen, dass der Kaiser persönlich an seiner Seite stehen würde. Und jedes Mal war er scheinbar erstaunt gewesen, wenn seine Gesuche abgelehnt wurden. Jedes Mal war er wütend abgerauscht, als würde er Satorus Ablehnung als persönlichen Affront empfinden.

Satoru hasste Kriecher, und er hasst es, dass es niemanden gab, der ihm gleichgestellt war und sich ihm gegenüber authentisch verhalten konnte, doch Geto Sugurus Verhalten hatte ihn trotzdem wütend gemacht. Immer wieder aufs Neue. Also ja, er hatte davon geträumt, dass der arrogante Mist-Sack irgendwann einmal nicht selbstsicher und arrogant vor ihm knien würde und ihm den Respekt erweisen würde, der ihm zustand.

Doch er hätte nie erwartet, dass er, wenn dieser Tag wirklich kam, keinerlei Freude darüber empfinden würde. Dass sich die Tatsache, dass sich der große Geto Suguru vor ihm auf den Boden werfen würde und ihn um Hilfe anflehen würde, einfach nur schrecklich anfühlen würde.

„Ich tue alles- alles – was notwendig ist, aber bitte rettet Megumi, Gojo-sama. Nutzt Euren kaiserlichen Einfluss um sein Leben zu retten. Es ist mir egal wer oder was dafür geopfert werden muss. Wenn Sukunas Gefäß sterben muss, dann ist es eben so. Ja, Megumi wird mich dafür noch mehr hassen als sowieso schon, aber er wird leben, und das ist alles, worauf es ankommt. Was immer Itadori getan oder nicht getan hat, Megumi trägt keine Schuld daran. Ganz abgesehen davon, dass wir beide wissen, dass Itadori mit großer Wahrscheinlichkeit sowieso unschuldig ist – entweder war Sukuna der Mörder oder jemand benutzt Itadori als Sündenbock, so oder so hat es nichts mit Megumi zu tun."

Das war echte Verzweiflung in den Augen des Mannes, die er kaum auf Satoru zu richten wagte. Echte Verzweiflung in seiner Stimme. Wie Satoru den Mann kannte, musste er bereits versucht haben seinen eigenen beachtlichen Einfluss zu nutzen um seinen Schützling zu retten, und offenbar war er zum ersten Mal in seinem Leben mit dem Versuch, seinen Einfluss zu benutzen um alles wieder in Ordnung zu bringen, gescheitert. Und bettelte nun bei der einzigen Person, die mächtiger war als er, um Hilfe.

„Ist dir nie in den Sinn gekommen, dass es jemals soweit kommen könnte, als du dafür gesorgt hast, dass Fushiguro Yujjs Besitzer wird? Dass Sukuna die Kontrolle übernehmen könnte und der Junge für die Verbrechen seines Sklaven geradestehen muss?", wollte Satoru von ihm wissen, „Immerhin funktioniert es doch genau so. Tojis Frau wurde wegen seinen Taten hingerichtet. Ich kann mich nicht erinnern, dass du damals Einwände vorgebracht hast."

„Toji war ein Assassine, er hat versucht Tengen-samas ausgewähltes Gefäß umzubringen. Er war nicht besessen. Das kann man nicht vergleichen. Und außerdem hatte Itadori die Kontrolle, deswegen konnte ich sein Leben doch überhaupt erst retten. Es war Megumis Wunsch, dass ich ihn rette, und das konnte ich nur erreiche, indem ich dafür sorge, dass er jemanden gehört, bei dem er sicher ist. Also nein, ich habe nicht damit gerechnet, dass so etwas passieren könnte. Vielleicht war das ein Fehler, aber es war damals die einzige Möglichkeit alles zu erreichen, was notwendig war um den Jungen zu retten", erwiderte der andere Mann voller Bitterkeit.

Satoru schnaubte. „Es war ein Fehler", betonte er, „Du hast einem Kind die Verantwortung für ein anderes Leben in die Hände gelegt, und damit zwei Kinder gefährdet, die jetzt beide sterben werden. Und das alles nur, weil du deinem Mündel einen Gefallen tun wolltest? Oder war es was … ein Versuch Vergebung zu verlangen, weil du ein Affen-Mädchen hast sterben lassen?!"

Nun sprang Geto doch noch vom Boden auf und funkelte Satoru erbost an. „Nenn sie nicht so!", zischte er, „Wage es nicht Tsumiki so zu nennen!"

„Du nennst sie so. Du nennst alle nicht-magischen Menschen so", hielt ihm Satoru entgegen, „Oder willst du mir einreden, dass dieses eine Mädchen eine Ausnahme war, nur weil du sie kanntest?"

„Hüte deine Zunge!", schrie ihn Geto an, „Du begreifst nichts, du hast noch nie auch nur irgendetwas begriffen! Sie war anders, sie war meine …" Er unterbrach sich und senkte den Blick. „Ich entschuldige mich für diesen Ausbruch", knirschte er dann zwischen den Zähnen hervor, „Das Leben von zwei Jungen steht auf dem Spiel, alles andere sollte keine Rolle spielen."

Zumindest damit hatte er recht. Und doch stand er jetzt wieder vor Satoru und wirkte wieder mehr wie er selbst, er war immer noch wütend, aber er wirkte nicht arrogant, er wirkte entschlossen, bereit alles zu tun, was notwendig war, aber er kroch nicht mehr vor seinem Kaiser im Staub. So gefiel er Satoru gleich viel besser.

Der weißhaarige Mann nickte zufrieden. „Na dann", meinte er, „Lass uns losgehen und die Jungs retten."


Es hatte eine Zeit gegeben, in der sich Gojo Satoru und Geto Suguru gut verstanden hatten. Mehr als gut sogar.

Als Sechsauge war Satoru von seiner Geburt an der natürliche Thronfolger und wurde vom Gojo-Clan von allen anderen abgeschottet aufgezogen. Er war der mächtigste Jujujist von Japan, kaum, dass er alt genug war zu sprechen, alle wussten, dass er der nächste Kaiser sein würde, sobald er volljährig wäre, und Satoru wurde verehrt und verhätschelt und führte ein Leben, während dem es ihm an nichts mangelte. An nichts außer an Gesellschaft.

Er wurde von Privatlehrer unterrichtet, und dass er die Akademie besuchte stand von Anfang an nie zur Diskussion. Satoru hatte Diener, Cousins und Bewunderer, die ihn ständig umschwirrten. Was er jedoch nicht hatte, das waren Freunde. Und wie sollte er auch Freunde haben? Jeder, der seine Nähe suchte, tat dies, weil dieser der zukünftige Kaiser war, nicht weil er mit Satoru an sich Zeit verbringen wollte.

Satoru hatte das akzeptiert, auch wenn er sich manchmal einsam fühlte.

Bis er Geto Suguru, den stärksten Jujujisten seiner Generation begegnete.

Eigentlich passierte das nur, weil Satoru nicht fähig war sich an Anweisungen zu halten. Man hatte ihm eingeschärft, dass er sich nicht in die Sternenplasmahülle-Operation einmischen sollte, dass die jungen Jujujjisten, denen man die Aufgabe anvertraut hatte, Tengen-samas neues Gefäß zu ihm zu geleiten, mit dieser Mission zurecht kommen würde. Doch da Satoru um die Dringlichkeit der ganzen Sache wusste, hatte er ein Auge (oder sechs, was das anging) auf die ganze Sache, und seine Quellen erzählten ihm von Fushiguro Toji und dessen Mission, und anstatt die anderen einfach nur zu warnen oder abzuwarten wie alles ausgehen würde, beschloss er mitzumischen und eine helfende Hand anzubieten.

Er tauchte gerade noch rechtzeitig auf um Fushiguro Toji den Schädel wegzublasen, bevor dieser der Sternenplasmahülle den Schädel wegblasen konnte. Die Jujujistin, die die Sternenplasmahülle begleitet hatte, Ieiri Shoko, war schwer verletzt worden und beinahe tot, ihr Gefährte aber, Geto Suguru, lebte noch, was für sich selbst genommen angesichts der Umstände schon eine beachtliche Leistung war.

„Was ist mit Kuroi?!", wollte die Sternenplasmahülle wissen.

„Die andere Frau? Ich fürchte, sie hat es nicht geschafft", erklärte Satoru bedauernd, „Ich kam gerade noch rechtzeitig um das Mädchen am Verbluten zu hindern, aber die Frau war schon tot."

„Neiin!", schrie die Sternenplasmahülle verzweifelt. Satoru musterte die Person, um die der ganze Aufstand gemacht wurde, prüfend.

Tengen-samas nächstes Gefäß war wirklich noch sehr jung, fiel ihm jetzt auf. Eine Mittelschülerin, kaum alt genug um von ihren Eltern nachts alleine gelassen werden zu können. Und jetzt weinte und trauerte sie um ihre Freundin, die von Fushiguro Toji ermordet worden war, einfach nur weil sie das Pech gehabt hatte sie zu kennen.

Die wenigen Freunde, die Satoru bisher gehabt hatte, die wohl echte Zuneigung für ihn empfunden hatten, und mehr Leibwächter und Babysitter in einem als Freunde auf dem Papier gewesen waren, waren auch alle gestorben, weil sie das Pech gehabt hatten Satoru zu kennen. Sie waren bei Versuchen seiner Feinde ihn zu töten umgekommen. Er wusste genau wie dieses Mädchen sich jetzt fühlte.

„Shoko lebt?", wollte der junge Jujujist von ihm wissen.

„Gerade mal so", erwiderte Satoru, „Wir sollten uns lieber beeilen, und die junge Dame dort abliefern, wo sie hingehört, damit wir deine Freundin in ein Krankenhaus bringen können…"

„Ich verstehe." Der junge Mann nickte ihm zu und wandte sich dann wieder Amanai, der Sternenplasamehülle zu. „Riko-chan, was ich vorhin gesagt habe, gilt jetzt immer noch. Wenn du das hier nicht durchziehen willst, wenn du weglaufen willst, dann komme ich mit dir", sagte er zu dem immer noch weinenden Mädchen.

Moment mal, er will mit Tengen-samans neuem Gefäß abhauen? Und denkt, dass er damit durchkommt?! „Du denkst, du kannst sie beschützen? Dass du stark genug bist?!", wunderte sich Satoru.

Der andere Junge warf ihm einen ernsten Blick zu. „Ich bin der Stärkste", erklärte er bescheiden, aber überzeugt, als würde er Satoru gerade nur mitteilen, dass der Himmel blau war, etwas, woran ja wohl niemand zweifeln konnte, „Ich weiß nicht, was man dir gesagt habt, aber die Verschmelzung ist keine einfache Verschmelzung. Riko-chan wird aufhören zu existieren. Wenn sie das aber nicht will, wenn sie weiterhin sie selbst sein will, dann bin ich bereit ihr Recht auf eine eigenes Leben mit allem, was ich habe, zu verteidigen." Er sagte das so ernst, so voller rührender Überzeugung, so als wäre das alles, was wichtig wäre.

„Mhm. Verstehe", erwiderte Satoru, „Du bist Geto Suguru, nicht wahr? Der Junge, der Flüche kontrollieren kann." Niemand sonst würde sich das der Stärkste bezeichnen. Denn immerhin war Satoru in Wahrheit der Stärkste. Obwohl … wenn sie gegeneinander antreten würden, Geto Sugur so wie jetzt voll Überzeugung, und Satoru mit all seinen Kräften aber ohne wahre Motivation zu gewinnen … wer wusste schon wie das enden würde? „Nun gut, ich bin dabei", verkündete er dann, „Sie will nicht verschmelzen? Kann ich verstehen. Warum nicht etwas rebellieren um ihr zu helfen?"

„Und du bist…. Jemand von der Kyoto Akademie?" Geto-kun musterte ihn nun abschätzend.

Satoru lachte bellend. „Oh, nein, ich bin Gojo Satoru", stellte er sich vor, „Na dann, lasst uns gehen." Geto-kuns ob dieser Aussage größer werdenden Augen amüsierten ihn. Offenbar war dem Jungen nicht klar gewesen, wen er da herausforderte.

Doch dann wurde seine gute Laune vertrieben.

„Nein", sagte Amanai, die immer noch weinte, „Ja, ich wollte leben, wollte weiter ich sein dürfen, wollte mehr sein als nur meine Bestimmung. Aber jetzt, ohne Kuroi…" Sie schniefte. „Ich glaube nicht, dass ich ohne sie weitermachen will…."

„Riko-chan…." Geto-kun wirkte schwer getroffen von ihren Worten, schien aber nicht zu wissen was er sagen sollte um ihre Meinung zu ändern.

„Ist schon gut, Geto-kun", meinte sie, „Ich weiß, dass sie meinetwegen gestorben ist. Um mich zu beschützen. Daher ist das Mindeste, was ich tun kann um sie zu ehren… tapfer zu sein und mich ebenfalls für andere zu opfern. Tengen-sama braucht mich. Ich will die Verschmelzung."

Und damit war es erledigt, war es bestimmt, es würde keine Rebellion geben, die Verschmelzung würde stattfinden.

Geto-kun wirkte am Boden zerstört, und Satoru war ein wenig enttäuscht. Es war für einen Moment reizvoll gewesen sich vorzustellen zu rebellieren. Zusammen mit Geto-kun gegen den Rest der Welt zu kämpfen für ein höheres Ziel….

Aber es war immer nur ein Traum gewesen. Der Traum eines kleinen Jungen und eines kleinen Mädchen. Und der Traum war mit Kuroi Misato gestorben, Fushiguro Toji hatte ihn ermordet.

Vielleicht zeigte Geto-kun deswegen überhaupt kein Interesse an den Folgen, die Fushiguros Tat für seine Frau und Besitzerin nach sich zog. Da Satoru Fushiguro getötet hatte, konnte dieser nicht noch mehr bestraft werden, doch anstatt seine Auftraggeber ausfindig zu machen, waren die Oberen mehr daran interessiert seine Besitzerin zu bestrafen. Es gab einen Prozess, einen Prozess, bei dem Geto-kun, Satoru, die noch nicht ganz genesene Ieiri aussagen mussten.

Satoru wurde das Gefühl nicht los, dass die Tatsache, dass es ein Sklave gewagt hatte die Hand gegen Jujujisten zu erheben das war, was als das wahre Verbrechen angesehen wurde. Der Mord und der Mordversuch, die wie sich herausstellte nicht die ersten ihrer Art gewesen waren, waren gar nicht wirklich das Thema, oh nein, Fushiguro Toji hatte Grenzen überschritten, die ein Sklave nicht überschreiten durfte - er hatte sich verhalten wie ein gleichberechtigter Jujujist, nicht wie einer mit Sklavenstatus, der wegen seinen Verfehlungen herabgestuft worden war. Das war es, was bestraft werden musste, das war es, was Fushiguro Kami vorgeworfen wurde, als man sie vor Gericht zerrte: Dass sie ihren Sklaven behandelt hatte wie einen Ehemann und eben nicht wie einen Sklaven.

Für jemanden, der sich so leidenschaftlich für ein unschuldiges Mädchen eingesetzt hatte, schien Geto-kun erstaunlich wenig daran interessiert zu sein sich für eine unschuldige Frau einzusetzen. Im Gegenteil, Satoru bekam beinahe das Gefühl, dass Geto-kun genau wie alle anderen der Meinung war, dass nicht Toji die Verantwortung für seine Taten trug, sondern dessen Frau.

Was Satoru anging, so war man gezwungen sich seine Meinung anzuhören als er in den Zeugenstand trat, doch er war nur der Thronfolger, der keinerlei juristische Befugnisse besaß, schon gar nicht in diesem Fall. Er konnte nichts für die arme Frau tun. Sie nickten alle brav, taten so als würden sie ihm zuhören, doch sie hörten ihn nicht. Sie hörten nur den Teil, den sie hören wollten, den, dass Fushiguro Toji Kuroi Misato ermordet hatte, Ieiri Shoko beinahe umgebracht hatte, und auch versucht hatte Amanai Riko umzubringen. Der Rest seiner Aussage interessierte niemanden.

„Findest du es nicht unfair, dass man dieser armen Frau die Schuld zuschiebt? Wieso soll Fushiguro Kami die Schuld an all dem tragen, was Fushiguro Toji getan hat?", wollte Satoru von Geto-kun wissen.

„Weil sie die Verantwortung für ihn übernommen hatte. Er wurde wegen seiner Verbrechen herabgestuft, sie hat zugestimmt seine Besitzerin zu werden. In dieser Position hätte sie ihn davon abhalten sollen weitere Verbrechen zu begehen", erwiderte Geto-kun, „Das hat sie aber nicht getan. Und jetzt ist eine gute Frau tot. Und Riko-chan … Das sollte Konsequenzen nach sich ziehen."

Satoru dachte jedoch nicht, dass Geto-kun die gleichen Konsequenzen vorschwebten wie manch anderen. Der Zen'in-Clan mischte nur zu offen in den Prozess ein, gab seine Meinung gefragt und ungefragt über ihren verlorenen Sohn und seine verantwortungslose Frau zu Protokoll, mit einem eindeutigen Endziel. Sie wollten Fushiguro Kamis Tod, und das aus Gründen, die so gar nichts mit Gerechtigkeit zu tun hatten.

Toji hatte einen Sohn in die Welt gesetzt, der von seiner zweiten Frau und Besitzerin als ihr eigenes Kind großgezogen wurde. Einen Sohn, der die Schattentechnik des Zen'in-Clans beherrschte. Es war offensichtlich, dass der Zen'in-Clan dieses Kind in seine Klauen bekommen wollte. Und um dieses Ziel zu erreichen, schreckten sie vor nichts zurück.

„Ihr seid der Einzige, der für mich gesprochen hat. Auch wenn wir beide wissen, dass das nichts ändern wird." Kami hatte Satoru zu sich gebeten, und weil er der Thronfolger war, konnte ihm diesen Besuch niemand verbieten. Sie war im Laufe des Prozesses dünn geworden, hatte dunkle Ringe unter den Augen, mutmaßlich Tage nicht mehr geschlafen, und hatte ihre Arme um sich selbst geschlungen während sie in ihrer Zelle auf und ab ging und Satoru dabei kaum ansah. „Trotzdem seid Ihr damit der Einzige, an den ich mich wenden kann. …"

„Es gibt einen Vertrag. Bevor Toji herabgestuft wurde, hat er seinen Sohn Megumi an den Zen'in-Clan verkauft. Der Vertag tritt in drei Jahren in Kraft. Wenn Megumi bis dahin von niemand anderen gekauft wird, wird er ein Zen'in werden", erklärte ihm Kami, „Was das Letzte war, was Toji ursprünglich für ihn wollte, was…" Sie unterbrach sich und schüttelte den Kopf. „Aber letztlich brauchte er Geld dringender als eine glückliche Zukunft für seinen Sohn." Sie blickte Satoru direkt an, etwas, das kaum jemand wagte. „Ich weiß, dass Ihr selbst noch ein Kind seid, aber nur Ihr könnt verhindern, dass Megumi das widerfährt. Ich wäre gestorben, bevor ich zulasse, dass die ihn kriegen, aber … nun, ja, jetzt werde ich sterben, und sie kriegen ihn trotzdem." Sie lachte leicht. „Außer jemand verhindert das."

Satoru nickte. Er hatte verstanden. „Ich werde dafür sorgen, dass es verhindert werden wird", versprach er.

„Megumi wird Tsumiki nicht verlassen wollen. Aber ihr Vater hatte keine Magie in sich, und meine ist zu schwach, sie …", begann Kami.

„Das wird kein Problem sein", versicherte ihr Satoru, „Die beiden werden nicht getrennt werden." Er konnte ihr leicht alles versprechen, sie würde nicht mehr da sein um das Resultat überprüfen zu können.

Denn sie wurde verurteilt und hingerichtet. Geto-kun hatte zumindest den Anstand nun doch schockiert zu sein. „Ich wollte nicht, dass sie stirbt", behauptete er, „Ich wollte Gerechtigkeit."

„Gerechtigkeit", wiederholte Satoru, „Sie hatte zwei Kinder, die jetzt gar niemanden mehr haben. Abgesehen vom Zen'in-Clan, der nur darauf lauert beide verschlingen zu können. Ich bin Gojo Satoru, ich kann keine fremden Kinder adoptieren, schon gar nicht welche mit Zen'in-Blut. Allerdings…" Er warf Geto-kun einen herausfordernden Blick zu. „Sehe ich keine Grund warum Geto Suguru das nicht tun könnte…"

Und so wälzte er alle Verantwortung, die eine sterbende Mutter in ihn gesetzt hatte, auf Geto-kun ab. Wie es zu erwarten gewesen war, war Geto-kun zuerst kein bisschen willig irgendetwas zu tun, doch Satoru hatte zwei Jahre Zeit ihn entsprechend weich zu kochen und war überzeugt davon, dass es ihm am Ende gelingen würde. Und er versuchte wirklich alles, was er konnte, um den anderen weichzukochen.

Aber nicht deswegen suchte er seine Nähe und Freundschaft. Letztlich hätte er irgendjemand anderen befehlen können die beiden Kinder zu adoptieren. Nein, er suchte Geto-kuns Nähe, weil er ihn interessant fand, weil er sich mit ihm verbunden fühlte, weil er dachte er hätte jemanden gefunden, der ihm ähnelte, der ihn verstand. Er dachte, dass er endlich jemanden gefunden hätte, mit dem er auf Augenhöhe sein könnte, trotz seines Status, trotz seines Schicksals. Weil er endlich jemanden gefunden hatte, der so stark war wie er selbst.

Und für eine kurze Weile schien das auch wirklich der Fall zu sein. Doch später wurde Satoru klar, dass ihm schon ihre ersten Meinungsverschiedenheiten in Bezug auf die Fushiguro-Familie eine Warnung für das, was später kommen würde, hätten sein sollen.


A/N: Tsumikis Mutter hat im Canon offenbar keinen Vornamen, also habe ich ihr einen verpasst: Kami.

In dieser Version der Ereignisse waren Suguru und Shoko damit beauftragt Riko zu Tengen-sama zu eskortieren, und Satorus späte Einmischung hat alles verändert, vor allem für Suguru, der nie Rikos Tod mitangesehen hat und deswegen später nie übergelaufen ist. Aber und Satoru haben sich trotzdem zerstritten, wie und warum wird noch Thema dieser Fanfic sein.

Reviews?