14. Dieb


Es gab nur einen Grund warum jemand Sukunas Finger stehlen sollte: Um damit Ärger zu machen! Genauer gesagt um Ärger zu machen, der doch noch zu Itadoris Hinrichtung führen würde, da der einzige zuvor anwesende Fluch nicht mehr unter den Lebenden weilte und daher nichts mit den verschwundenen Fingern zu tun haben konnte.

Megumi war sofort klar, dass es sich bei diesem Zwischenfall (schon wieder!) um eine Verschwörung handelte. Und dabei hatten sie die letzte gerade erst noch nicht ganz überstanden! Und gekostet hatte sie das genug! (Der Zen'in-Clan ging nun mit Sicherheit davon aus, dass Megumi in ihrer Schuld stand!)

Er blickte sich hektisch um – bereit jeden abzuwehren, der versuchen sollte Itadori Sukunas Finger gleich hier und jetzt in den Rachen zu stopfen.

„Ruhig", meinte der Kaiser, „Das ist kein Grund zur Panik." Doch er hatte leicht reden! Hinter ihm waren sie ja nicht her! Er konnte sich immer noch aus allem rausreden, wenn das Schlimmste passierte! Im Gegensatz zu Megumi, der sich nicht schon wieder vom Zen'in-Clan retten lassen wollte, oder dem armen Itadori, den das nächste Mal vermutlich niemand retten würde. „Ich bin sicher, es handelt sich um ein Missverständnis", fuhr Gojo fort, „Wenn einfach alle ihre Taschen leeren, dann können wir feststellen wer übereifrig war und die Fluchobjekte persönlich zur Versiegelung bringen wollte…"

Doch sein Versuch die Lage zu deeskalieren war nicht von besonderem Erfolg gekrönt.

Die Jujujisten, die sich noch in der Sphäre befanden, protestierten sofort. „Wem wollt Ihr hier etwas unterstellen?!", rief der Direktor der Akademie in Kyoto, während sich der Vertreter des Kamo-Clans dazu herabließ zu erklären: „Die meisten von uns haben es nicht nötig einen Diebstahl dieser Größenordnung zu begehen. Was hätten wir davon? Wenn jemand die Finger genommen hat, dann eindeutig ein Mitglied des Zen'in-Clans!"

Auf diese Aussage hin brachen die Streitereien natürlich erst so richtig los. Megumi warf Itadori einen kurzen Blick zu, und dieser zuckte mit den Schultern. Sie waren beide zu sehr miteinander beschäftigt gewesen um auf die Finger, die am Zeugenstand gelegen hatten, zu achten. Sie hatten keinen Hinweis darauf wer der Dieb sein könnte.

„Ordnung im Gerichtssaal!", verlangte Higuruma, „Oder ich muss für Ordnung sorgen!"

„Das ist lächerlich, der Prozess ist vorbei!", beschwerte sich Mei-Mei, „Wir müssen uns nicht mehr an eure lächerlichen Regeln halten. Wir wollten diese Sphäre verlassen, kein Sklave kann uns zwingen hier drinnen zu bleiben, damit ein anderer Sklave uns alle im Auftrag des Zen'in-Clans ermorden kann! Oder befehlt Ihr uns hierzubleiben, Gojo-sama?"

Nun wandten sich alle Anwesenden dem Kaiser zu.

„Wir müssen die Fluchobjekte finden", argumentierte dieser, „Während des Prozess' ward ihr euch alle noch einig was für eine große Gefahr Sukuna doch darstellt, und jetzt ist es euch auf einmal egal, dass jemand einen Großteil seiner Finger in seinem Besitz haben könnte? Ich will keinen Befehl daraus machen, doch wenn ihr mich dazu zwingt…."

„Wir lassen uns natürlich bereitwillig durchsuchen", meinte Naobito, „Allerdings nicht in der Sphäre Eures Sklaven, Satoru-sama. Ihr versteht sicherlich warum wir darauf bestehen unsere Unschuld auf neutralem Terrain zu beweisen…."

Megumi verstand, dass wenn wirklich alle unschuldig wären, es für niemanden ein Problem sein sollte seine Taschen hier im Gerichtssaal zu leeren. Diese ganze Auseinandersetzung war schon wieder Politik pur, es ging um Machtspiele, keiner wollte dem Kaiser zu viel Macht über sich zugestehen, wie es schien. Oder steckte mehr dahinter? Megumi konnte nicht anders als schon wieder misstrauisch zu werden. Steckten sie alle unter einer Decke? War das hier Schritt Zwei in der Verschwörung gegen Itadori?

Megumi selbst wollte Itadori einfach in Sicherheit wissen und Geto sehen um herauszufinden wie es wirklich um ihn stand. Clan-Politik interessierte ihn nicht. Und der Gedanke, dass das alles hier mehr sein könnte als Clan-Politik, der ließ ihn nur noch mehr in Panik geraten.

Was wenn der Vorschlag die Sphäre zu verlassen eine Falle war? Hier drinnen kontrollierte Higuruma alles, und sein Shikigami könnten den Dieb sofort überwältigen und davon abhalten anderen Gewalt anzutun, außerhalb der Sphäre aber wären sie alle verwundbar. Und ja, auch auf Augenhöhe.

Der Kaiser schien einen Moment über diesen Vorschlag nachzudenken. „Nun gut", meinte er dann, „Doch wer flieht, der outet sich als schuldig." Dann wandte er sich direkt an Megumi und Itadori. „Ist schon gut", meinte er, „Euch wird nichts geschehen. Ihr habt meinen persönlichen Schutz. Niemand wird Yuuji Finger in den Rachen stopfen, das werde ich nicht zulassen. Ihr seid außerhalb der Sphäre genau so sicher wie in ihr."

Das bezweifelte Megumi nun aber doch sehr. Doch nun ergriff Itadori das Wort. „Draußen können wir uns auch selbst verteidigen", rief er Megumi in Erinnerung, „Ich bin kein Angeklagter mehr und kann weglaufen und kämpfen, ohne Rücksicht auf Verluste. Vermutlich sind wir draußen besser dran als hier drinnen. … Und wir haben vielleicht auf mehr Verbündete dort draußen?" Der pinkhaarige Junge warf dem Kaiser einen fragenden Blick zu.

Der nickte. „Yuuta wartet draußen, genau wie eure Freundin Kugisaki und die Assistentin Nitta. Im Rahmen der Verhandlung waren Zuseher ohne Funktion im Gerichtssaal nicht zugelassen und durften die Sphäre nicht betreten", stimmte er Itadori zu, „Aber ja, es sollte niemanden mehr so leicht fallen euch zu überwältigen, wenn eure Verbündeten bei euch sind."

Das mochte alles stimmen, aber trotzdem hielt Megumi es für eine schlechte Idee eine Sphäre die ihnen Schutz bot, weil sie von einem Verbündeten betrieben wurde, zu verlassen und sich auf den Präsentierteller zu setzen, nur weil erwachsene Jujujisten zu stolz waren um Verwundbarkeit gegenüber ihren angeblichen Verbündeten zuzulassen. Doch er wusste, dass er nichts zu sagen hatte.

Er könnte sich weigern mitzukommen und Itadori verbieten die Sphäre zu verlassen, bis alle anderen Jujujisten die Umgebung verlassen hätten und der Dieb der Finger gefunden wäre, doch wenn er das tat, dann bestand die Gefahr, dass die anderen versuchten ihnen beiden den Diebstahl der Finger anzuhängen. Es war eigentlich ein Wunder, dass bisher noch niemand Itadori direkt beschuldig hatte der Finger-Dieb zu sein.

Ja, natürlich war es aus technischen Gründen nicht möglich, dass er der Dieb war, weil er nie der Nähe des Zeugenstands gewesen war, doch Itadori des Mordes zu beschuldigen war auch Unsinn gewesen und hatte sie trotzdem nicht davon abgehalten genau das zu tun.

Außerdem wollte Megumi diese ganze Affäre endlich hinter sich bringen um wieder frei atmen zu können. Sich in der Sphäre eines anderen Jujujisten zu verstecken, war nicht viel besser als in einer Zelle zu hocken. Wenn sich schon alles gegen sie verschwor, dann wäre es besser dabei zu sein, wenn das passierte, und so zu wissen was eigentlich vorging. Und das war nur möglich, wenn sie die Sphäre verließen und der Suche nach dem Finger-Dieb auch leibhaftig beiwohnten.

„Na schön, aber ich hoffe dieses Mal läuft besser als Euer letzter Versuch auf Itadori aufzupassen, Euer Gnaden!", gab Megumi nach und funkelte den Kaiser noch einmal vorwurfsvoll an um ihn daran zu erinnern, dass er nicht vergessen hatte, dass Itadori unter dessen Obhut in Mordverdacht geraten war.

Gojo blieb unbeeindruckt und lachte nur kurz auf. „Keine Sorge, Megumi-kun", meinte er, „Ich neige nicht dazu den selben Fehler zweimal zu machen. Higuruma, es wird Zeit deine Sphäre zu schließen! Wir wollen alle nach draußen!"

Higuruma ließ sich nicht anmerken was er von diesem Vorschlag hielt, kam dem Befehl seines Besitzers aber nach. Und so standen sie alle wenig später nicht mehr in einem Gerichtssaal, sondern mitten auf einem leeren Baugrund, auf den sie ihren Ad-Hoc-Gerichtssaal zuvor errichtet hatten.

Tatsächlich wurden sie, kaum, dass sie auftauten von Jujujisten umschwärmt, manche hatten den Gerichtssaal zuvor verlassen gehabt, andere hatten offenbar davor gewartet. Wie angekündigt waren Okkotsu-senpai, Kugisaki und Nitta hier, aber Megumi stellte zu seiner Überraschung fest, dass auch Inumaki-senpai und Maki-san vor dem Gerichtssaal gewartet zu haben schienen und er und Itadori nun von allen umschwärmt wurden. „Wir wurden freigesprochen, aber es gibt inzwischen ein anderes Problem", berichtete Megumi knapp, „Sukunas Finger wurden gestohlen. Von jemanden, der im Gerichtssaal war."

„Lachs", meinte Inumaki-senpai und klopfte Itadori auf die Schulter.

Der warf dem älteren Jungen einen seltsamen Blick zu und meinte dann: „Ehm, danke. Glaube ich…"

„War Mai im Saal?", wunderte sich Maki-san unterdessen und starrte wenig erfreut zu ihrer Zwillingsschwester hinüber.

„Sie war unsere Entlastungszeugin", erklärte Megumi bitter, „Und du wirst nie erraten wer unsere Verteidigung übernommen hat…."

„Maki! Bist du gekommen um deinen Cousin zu unterstützen? Wie nett von dir!" Naoya feixte und schien nach Maki-san greifen zu wollen, doch wie aus dem Nichts heraus materialisierte sich Okkotsu-senpai zwischen den beiden, da er sich offenbar schnell vor Maki-san geschoben hatte als Naoya sich zu bewegen begonnen hatte. „Wir sind alle hier um unsere Kouhais zu unterstützen", erklärte er, „Mir wurde gesagt, es gibt einen besser qualifizierten Verteidiger? Wart Ihr das, Zen'in-san?"

Naoya zog eine Grimasse. „Nenn mich nicht Zen'in-san, Okkotsu, da fühl ich mich ja wie Fünfzig. Außerdem gibt es zu viele von uns", kritisierte er den Jungen, „Ja, ich war Megumi-chans Verteidiger. Und der von seinem Sklaven. Ich habe sie gerettet, ihr könnt mir später danken. Jeder auf seine Weise." Bei diesen Worten grinste ihr wieder in die Richtung von Maki-san.

„Danke", meinte Kugisaki trocken, „- das ist meine Weise mich zu bedanken." Sie funkelte Naoya sichtlich feindselig an. Der grinste in ihre Richtung. „Und wir sind?", wollte er wissen.

„Kugisaki Nobara", stellte sich das Mädchen vor, „Erstklässlerin."

„Kein sehr bekannter Familienname", stellte Naoya fest, „Welche Fluchtechnik benutzt du?"

„Das kann ich gerne demonstrieren….", setzte Kugisaki an, was ein guter Zeitpunkt war das alles hier abzubrechen.

„Naobito scheint dich sprechen zu wollen Naoya-san", meinte Megumi und deutete die in entsprechende Richtung, was tatsächlich zu funktionieren schien, da sich Naoya davon machte.

„Ich wäre klar gekommen", maulte Kugisaki.

„Ja, aber wir können jetzt keinen Krieg mit dem Zen'in-Clan anfangen. Naoya hat recht, sie haben uns gerettet", belehrte sie Megumi, „Durch Lügen im Zeugenstand. Wir bewegen uns mit ihnen also auf dünnen Eis…"

„Weiß das etwa jeder?!", beschwerte sich Itadori.

„Jeder, auf den es ankommt", gab Megumi zurück, „Mai wäre niemals alleine und ohne Erlaubnis in eine potentiell verfluchte Wohnung gegangen." Er schüttelte den Kopf. „Und sie hat nicht aus eigenem Antrieb gelogen, so viel ist sicher. Sie wurde angestiftet. Und es ist klar von wem. Die Frage ist nur das Warum. Was genau sie sich von dem versprechen…."

„Oh, da drüben ist Junpei", stellte Itadori fest, „Ich will mit ihm sprechen…"

Megumi hielt ihn fest, bevor er sich davon machen konnte. „Nicht jetzt. Nicht Formation brechen", zischte er.

„Formation? Übertreibst du nicht etwas….?", maulte Itadori, bevor ihm klar zu werden schien, dass nicht nur ihre ganze Akademie-Gruppe beieinander stand, sondern sich auch der Zen'in-Clan umeinander gescharrt hatte, und alle anderen Anwesenden sich ebenfalls in Gruppen aufgeteilt und aufgestellt hatten.

Gojo war von Higuruma und ein paar anderen Jujujisten umgeben, die ihn nicht von der Seite zu weichen schienen. Nun räusperte er sich und verkündete laut: „Also, nachdem sich alle begrüßt und besprochen haben, zurück zum Problem: Jemand hat Fluchobjekte gestohlen, und nicht irgendwelche Fluchobjekte, sondern Sukunas Finger. Wenn ich nun alle bitten würde im übertragenen Sinn die Hosen herunter zu lassen und die magischen Inhalte ihrer Taschen, Hände, Stiefeln, Hüte, Hosen, Hälse und wo sonst auch immer magische Gegenstände versteckt werden könnten herzuzeigen…"

Einen Moment wirkte es so als würde niemand vorhaben dieser Aufforderung nachzukommen. Doch dann wedelte Mei-Mei mit ihrem Zopf durch die Gegend, präsentierte eine magische Waffe und leerte die Taschen ihres Kleides aus um zu demonstrieren, dass diese leer waren. „Du bist ein gutes Vorbild, Nee-san!", verkündete ein kleiner Junge mit genauso weißen Haaren wie Mei-Mei.

Der Bann war gebrochen, und einer nach dem anderen zeigte was er oder sie bei sich hatte und wo offensichtlich nichts versteckt war. Von den Fingern gab es natürlich keine Spur.

„Nein, ich habe nichts in meinem Bart versteckt wie ihr seht!", verkündete der Direktor von Kyoto etwas säuerlich, nachdem Gojo es wagte da noch einmal nachzuhaken, nachdem er zuvor seine Taschen geleert hatte.

„Nur weil einzelne Finger dort durchaus hineinpassen könnten", verteidigte sich der Kaiser, „Nun, damit hätten wir beinahe alle durch. Damit kommen wir zum Zen'in-Clan. Naobito, Mai und Naoya waren im Gerichtssaal und in der Reichweite des Zeugenstandes, würdet ihr bitte…." Er machte eine ausladende Handbewegung.

„Was ist eigentlich mit Euch, Satoru-sama?", wandte Naobito ein, „Ihr standet die ganze Zeit über ziemlich nahe am Zeugenstand. Und scheint zu planen als Letzter oder gar nicht zu beweisen, dass Ihr die Finger nicht genommen habt. Euer Sklave hat den Diebstahl zwar bemerkt, doch er muss ja nicht gewusst haben, dass Ihr es wart, der die Finger genommen hat."

„Weigert ihr euch eure Taschen zu leeren?", wunderte sich der Kaiser in einem seltsamen Tonfall.

„Weigert sich der Kaiser?", gab Naobito zurück, „Ich war Oben bei der Jury, die Finger waren noch da, nachdem Mai den Zeugenstand verlassen hat, und Naoya war den Fingern nicht näher als Ihr. Wenn er verdächtig ist, dann seid Ihr genauso verdächtig. Ich finde nur, dass wir nicht darauf vergessen sollten Euch ebenfalls zu überprüfen, wo Ihr doch der Kaiser seid und all das…"

„Wir werden uns als nächstes entlasten", mischte sich Megumi an dieser Stelle ein und drehte seine Hosentaschen nach außen, „Keine Finger hier versteckt. Und keine in meinen Haaren.." Er verstrubelte sie sogar um das zu beweisen. „Itadori…"

„Ja! Ehm… ich habe auch keine zusätzlichen Finger bei mir versteckt", erklärte der andere Junge etwas verwirrt und stülpte auch seine Taschen nach außen.

„Gut, jetzt Mai, dann sind alle Akademie-Studenten durch", meinte Megumi.

Mit der Contenance einer Eisprinzessin demonstrierte Mai, dass ihre Taschen leer waren. „Kein Werkzeuggürtel", meinte sie und drehte sich dabei noch einmal demonstrativ im Kreis.

„Ich habe auch nichts bei mir, was nicht da sein sollte", behauptete Naobito und riss sich unaufgefordert die Hälfte seiner Kleidung vom Leib und präsentierte seinen nackten Oberkörper, der für einen Mann seines Alters durchaus beeindruckend aussah wie Megumi neidlos zugeben musste.

Dann wandte sich der alte Mann wieder dem Kaiser zu. „Könnt Ihr das auch von Euch sagen, Euer Gnaden?", wollte er wissen.

Gojos Lippen formten ein dünnes Lächeln. „Ihr denkt wirklich, dass ich, wenn ich der Dieb wäre, zulassen würde, dass ich durchsucht werde?", spottete er, „Aber bitte, ich will nicht so sein. Und es soll mit rechten Dingen zugehen, nicht wahr? Mei-Mei, dein Traum wird wahr, du darfst mich befummeln und so beweisen, dass ich keinerlei Finger irgendwo an mir verstecke!" Er warf der weißhaarigen Frau einen auffordernden Blick zu. Sie zögerte einen Moment, bevor sie zum Kaiser hinüber ging und damit begann ihn abzutasten, die Hände in seine Hosentaschen gleiten ließ, seine Stiefel untersuchte, und ihre Hände durch seine Haare fahren ließ. „Er ist sauber", verkündete sie dann und spazierte wieder zu ihrer Ausgangsposition hinüber.

Gojo sah wieder zum Zen'in-Clan hinüber. „Nun, damit.."

„Ist schon klar", meinte Naoya und leerte seine Taschen, „Seht ihr? Nichts."

Megumi hatte ehrlich gesagt auch nichts anderes erwartet, allerdings ergab sich dadurch ein gewisses Problem, denn Naoya war der letzte Verdächtige gewesen, der noch nicht durchsucht worden war.

Etwas, das auch allen anderen auffiel. Naoya zeigte auf Higuruma. „Vielleicht hat der Sklave den Diebstahl fingiert!", meinte er.

„Warum sollte er das tun?", wollte Gojo wissen.

„Woher soll ich das wissen? Wer weiß schon was Sklaven warum tun?", gab Naoya zurück, „Aber er wurde noch nicht durchsucht."

Higuruma zuckte die Schultern und entleerte seine Hosen- und Jackettaschen. Natürlich waren keine Finger darin versteckt.

„Vielleicht sind sie immer noch in seiner Sphäre, sein unheimlicher Shikigami hat sie, oder sie wurden irgendwie getarnt", schlug Naoya vor.

„Ihr habt darauf bestanden die Sphäre zu verlassen", rief ihm Gojo in Erinnerung.

„Schon, aber da wussten wir noch nicht, dass niemand die Finger hat", entgegnete Naoya, „Und wenn sie keiner hat, dann muss das bedeuten, dass sie in Wahrheit nie verschwunden sind!"

„Das ist doch absurd!", gab Gojo zurück, „Wie genau sollen wir deiner Meinung nach überprüfen, ob Higuruma das Verschwinden der Finger nicht nur vorgetäuscht hat? Er hat absolute Kontrolle über seine Sphäre! Ich kann ihm nur befehlen ehrlich zu sein, also wie…"

Naoya sah ihn erwartungsvoll an. Gojo seufzte. „Higuruma, hast du die Finger irgendwo in deiner Sphäre versteckt?", wollte er dann von seinem Sklaven wissen, „Sei ehrlich, das ist ein Befehl."

„Ich habe die Finger nirgendwo versteckt. Sie waren auf einmal verschwunden, deswegen wollte ich ja alle durchsuchen. Ich würde niemals Beweismittel verschwinden lassen. Das verstößt gegen all meine Prinzipien", meinte Higuruma.

„Nun, soviel dazu", brummte der Kaiser, „Wie ihr seht, sind wir genauso weit wie zu Beginn dieser Überprüfung. Die Finger sind verschwunden, und keiner will es gewesen sein. Es ist offensichtlich, dass der Dieb sie wissentlich an irgendjemand anderen weitergegeben hat, bevor er oder sie überprüft wurde."

Das sorgte für vorhersehbaren Protest, obwohl es ganz offensichtlich wahr war.

Inzwischen war Mai zu ihrer Gruppe hinüberspaziert. „Maki, ich muss mit dir sprechen", verkündete sie. Maki-san warf ihrer Zwillingsschwester einen irritierten Blick zu. „Kann das nicht warten?", wunderte sie sich, „Wir sind mitten…"

Megumi sah es kommen, doch er sah es zu spät. Mai schlug nach Maki-san, scheinbar vollkommen unvermittelt, doch das war genauso geplant gewesen wie ihre Lüge im Zeugenstand. Wie die Übergabe der Finger von Naoya an sie während der Kaiser eine große Show daraus gemacht hatte, dass Mei-Mei ihn durchsuchte. Natürlich war es Naoya gewesen, wer sonst hätte die Finger nehmen sollen? Natürlich steckte der Zen'in-Clan dahinter, wer sollte auch sonst dahinter stecken?

Megumi rief seine Shikigami herbei, doch noch bevor er sie auf jemand anderen hetzen konnte, sah er wie Okkotsu-senpai scheinbar grundlos in die Knie ging, und dann sah er Naoya im vollen Kampfmodus auf sich zukommen, und danach sah er für ein paar Momente nicht mehr besonders viel.


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